Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichte des MCCA
3. Auftretende Probleme
4. Durch den Ost-West-Konflikt geförderte politische Unruhen
5. Besserung Mitte der 80er Jahre?
6. Auswirkungen der Entspannungen im Ost-West-Konflikt auf Zentralamerika
7. Ausblick
Zeittafel
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In dem vorliegenden Referat werde ich mich mit den Auswirkungen der Beendigung des Ost- West Konfliktes auf die wirtschaftliche Integration Zentralamerikas anhand des MCCA befassen. Eine stabile wirtschaftliche und einhergehende politische Zusammenarbeit und Integration ist abhängig von stabilen politischen und infrastrukturellen Strukturen. Es ist für die möglichen Partner einer wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit unerlässlich maßgebliche, verbindliche und verlässliche Ansprechpartner zu gewinnen. Wie ist das aber möglich, wenn die Länder Zentralamerikas ständig von sozialen Unruhen und Bürgerkriegen heimgesucht werden? Ständig wechselnde Regierungen und Machthaber, sowie ständig kampfbereite Guerilla-Truppen, sei es sie politisch rechts oder links einzuordnen, sind kennzeichnend für Zentralamerika vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mitverantwortlich für die „Scharfmachung“ der Guerilla Truppen, politisch links und rechts waren vor allem die zwei (ehemaligen) Supermächte, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion. Beide Seiten rüsteten immer wieder materialistisch und auch idealistisch Guerilla-Organisationen aus. Auf dem Rücken der Bevölkerung Zentralamerikas wurden immer wieder blutige Konflikte ausgetragen. Am 2. Februar 1987 legte der damalige Präsident von Costa Rica, Oscar Arias Sanchez einen Friedensplan für Zentralamerika vor, welcher u.a. den Stop der Unterstützung für Aufständische durch ausländische Mächte beinhaltet. Die Iran-Contra-Affäre von 1986-87 ist nur ein wichtiges Beispiel für die militärische Einmischung in Zentralamerika seitens der USA.
2. Geschichte des MCCA
Die wirtschaftliche Integration Zentralamerikas hat eine relativ lange Geschichte. Trotz unterschiedlichster Merkmale in Bezug auf die Struktur des Bodenbesitz, die Oberflächengestalt, die Infrastruktur, die ethnische und Besiedlungsdichte hat es immer wieder Bestrebung zur Zusammenarbeit gegeben.
1821 kam es zu einem kurzem Zusammenschluss Guatemalas an das gerade unabhängig gewordene mexikanische Kaiserreich. Bereits nach kurzer Zeit spaltete es sich wieder ab, nur Chiapas gehörte weiterhin zu Mexiko. Die „Provincias Unidas del Centro de America“ wurde von den siebzehn Provinzen Guatemalas proklamiert. Diese Republik umfasste das heutige Zentralamerika. 1841 löste sie sich wieder auf. Der Grund waren massive Interessenskonflikte die zu schweren Unruhen und Bürgerkriegen führten. Die fünf selbstständigen Staaten Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua bildeten sich.
Konflikte wurden auch durch ausländische Einwirkungen verursacht. Unterschiedliche Interessen fremder Mächte in wirtschaftlicher, territorialer und politischer Beziehung trafen in Zentralamerika aufeinander. Im 17. Jahrhundert griffen die Britten während ihrer Kolonialexpansion auf Zentralamerika über. Mit der 1823 verabschiedeten Monroe-Doktrin zeigte sich der Kontroll- und Machtanspruch der USA. Zentralamerika schaffte es die Territorialansprüche der Britten zu zerschlagen. Es befreite sich einigermaßen von der nordamerikanischen und britischen Vorherrschaft in Bezug auf Außenhandel, Investitionen und wirtschaftlicher Kontrolle1.
Auf Initiative von Guatemala und El Salvador wurde am 14. Oktober 1951 die „Carta de San Salvador“ unt erzeichnet. Die „Organizacion de Estados Centroamericanos (ODECA)“ wurde gegründet, die Mitglieder waren El Salvador, Costa Rica, Nicaragua, Guatemala und Honduras. Ziel der ODECA war es gemeinsame Interessen festzustellen, solidarische Beziehungen aufzubauen und zu festigen, um somit alle Weichen für eine erfolgreiche Integration auf grün zu stellen.
Den „Haupt-Anstoß“ zur Gründung und konkreten Verwirklichung der Integrationsbestrebungen gab es auf der Jahresversammlung der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL: Comision Economica para America Latina de las Naciones Unidas) im selben Jahr in Mexiko. Die fünf zentralamerikanischen Staaten erkannten ihr gemeinsames Ziel, durch die Integration der einzelnen Volkswirtschaften einen größeren Markt zu schaffen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Im darauffolgenden Jahr wurden konkrete Planungen einer Arbeitsgruppe der CEPAL, zuständig für die wirtschaftliche Kooperation, verabschiedet. Während der Vorbereitungsphase in den 50er Jahren wurden bilaterale Handelsverträge abgeschlossen2.
Der interregionale Handel zwischen 1952-1958 verdoppelte sich von 10,3 Mio US-$ auf 20,5 Mio US-$. Der Gesamtexport Zentralamerikas verbessert sich von 2,8% auf 4,5%3. Eine wichtige Motivations- und Antriebsquelle war der Trend zur Integrationspolitik Ende der 50er Jahre. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wurde am 1. Januar 1958 gegründet, ein Meilenstein im europäischen Einigungswerk. Weitere Antriebskraft war die Gründung der Lateinamerikanischen Freihandelsvereinigung (Asociacion Latinoamericana de Libre Comercio = ALALC) durch Unterzeichnung in Montevideo.
Aus den Erfahrungen der EWG und der 1951 geschaffenen EG für Kohle und Stahl (Montanunion), sowie der ALALC, welcher die 10 südamerikanischen Länder und Mexiko angehörten, konnte man nur sehr wenig lernen. Aber sie lieferten ebenfalls einen gewaltigen Antrieb. Cuba spielte ebenfalls eine wichtige Rolle.
Die Vereinigten Staaten verfolgten in der Nachkriegzeit in Zentralamerika eine Politik, die die Stabilisierung antikommunistischer Regime maßgebliche unterstützen sollte. Fidel Castro übernahm 1959 die Macht in Kuba. Sein Ziel war es u. a. in den restlichen Staaten Zentralamerikas die revolutionäre Linke zur sozialrevolutionären Ideendurchsetzung zu bewegen. Die Machtübernahme Kubas brachte die Vereinigten Staaten in einen Handlungszwang. Die USA bemühten sich ebenfalls die Integrationsidee zu unterstützen, um somit in Kontakt zu bleiben und einen noch größeren Einfluss auszuüben. Der Wunsch nach politischer und sozialer Entspannung wurde von den Amerikanern bestärkt. USA- freundliche Diktaturen, die offiziell als formal-demokratisch eingestuft waren, wurden massiv unterstützt4. Der US-amerikanischen Regierung war es gleichgültig mit welchen Mitteln und unter welchen Verletzungen der Menschenrechte die Macht durchgesetzt wurde, hauptsache den USA wohlwollend gesinnt.
Im Inneren der einzelnen Länder wuchs ebenfalls der Wunsch nach Reformen, vor allem in bezug auf die Landverteilung. Die durchgeführten Reformen konnten die Bürgerkriege und schweren Konflikte aber keineswegs verhindern, denn die Reformen wurden nicht von den unteren und mittleren Schichten der Bevölkerung mitgetragen. Die stark benachteiligte arme Bevölkerung missbilligte die Vorhaben ihrer jeweiligen Regierungen. War dagegen eine Reform durchaus einigermaßen sinnvoll, setzte die Absetzung des Reformers die nötigen Umstrukturierungen, besonders in bezug auf die Landreform, wieder außer Kraft. Die United Fruit Company, die große Unterstützung der US-amerikanischen Regierung und der CIA genoss, übte in Guatemala 1954 und Honduras 1962 besonders starken Druck auf die Landreformen aus5.
1958/59 wurden verschiedene multilaterale Verträge mit Ziel zur Förderung des Marktes und der Industriekooperation Zentralamerikas geschlossen. Am 13. Dezember 1960 wurde der Zentralamerikanische Integrationsvertrag „Tratado General de Integracion Economica Centroamericano“ in Managua unterzeichnet. Dieser beinhaltet u. a. Artikel II: „Eine Freihandelszone in Mittelamerika innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren wirksam werden zu lassen und einen einheitlichen mittelamerikanischen Zolltarif einzuführen.“ Der Generalvertrag wurde von den oben genannten 5 Mitgliedsländer ratifiziert, als letztes von Costa Rica.
Der MCCA hatte einen erfolgreichen Start und bis zum Ende de 60er Jahre galt er als Vorbild für wirksame Integrationsbestrebungen in Lateinamerika, Asien und Afrika6. Die Erwartungen waren somit an den MCCA sehr hoch. Der Anteil des Binnenhandels am Gesamthandel zwischen 1964-1974 steigt von 14,6% auf 21%7.
3. Auftretende Probleme
Der Integrationsprozess wird gegen Ende der 60er Jahre durch ernsthafte wirtschaftliche und politische Probleme gefährdet. Es stellt sich heraus, dass im MCCA die Länder sehr ungleich profitieren.
El Salvador und Guatemala, Staaten mit diversifizierter Produktionsstruktur erzielten im interregionalen Warenverkehr Handelsüberschüsse. Nicaragua und Honduras erleiden starke Defizite. 1968 ging der höchste Überschuss, in Höhe von 28,1 Mio US-$ an Guatemala, das größte Defizit an Nicaragua mit 19,3 Mio US-$. 1975 erzielte Guatemala einen Überschuss von 80,2 Mio US-$, Nicaragua dagegen ein Defizit von 23,4 Mio US-$! Costa Rica ging es ähnlich wie Nicaragua und sah sich Anfang der 70er Jahre veranlasst zeitweise seine Handelsgrenzen zu den übrigen MCCA Ländern zu schließen. Honduras war am stärksten betroffen, Ende 1970 schaffte es den gemeinsamen Zolltarif für die meisten Produkte ab. Dies kommt faktisch einem Ausstieg aus dem MCCA gleich. Verschiedene Übergangslösungen wurden in Angriff genommen. 1972/73 wurden bilateraler Handelsabkommen mit Costa Rica, Guatemala und Nicaragua abgeschlossen. Weitere Probleme ergaben sich durch die Tatsache das bei den Mitgliedsländern des MCCA gleiche, vorwiegend auf tropische Agrarerzeugnissen basierende Produktionsstrukturen vorlagen. Ebenfalls hinderlich war die Politik der Importsubstitution, die in vielen lateinamerikanischen Ländern angewendet wurde um die Industrialisierungsbestrebungen zu schützen und voranzutreiben. Sie erschwerte den Abbau der Zollschranken innerhalb des MCCA. Die Lateinamerikanische Schuldenkrise in den 80er Jahren betraf natürlich stark Zentralamerika. Das Wirtschaftswachstum blieb hinter dem Bevölkerungswachstum zurück. Das Pro-Kopf Einkommen verringerte sich massiv im MCCA von 1980-1990 um 15%. Die Inflation stieg ebenfalls äußerst bedrohlich: Costa Rica (1990) 27%, El Salvador (1986) 30%, Honduras (1990) 36%, Guatemala (1990) 60% und Nicaragua (1988) 33,5%8. Die Auslandsverschuldung, die in den 80er Jahren für ganz Lateinamerika 56% betrug, war in den MCCA Ländern weit enorm höher anzutreffen, Ausnahme Costa Rica, in El Salvador 72%, Honduras 108%, Guatemala 124% und Nicaragua 273%. Die schwere Krise die Zentralamerika in den 80er Jahren beutelte wurde nicht zu unrecht als die „verlorene Dekade“ bezeichnet. Alle fünf Mitgliedsländer des MCCA waren von Kriegen betroffen. Der regionale Handel brach zusammen. Von 1979 bis 1991 wird vom andauernden Zentralamerika-Konflikt gesprochen. Der Integrationsprozess kam fast vollständig zum Erliegen. Fortwährend wurden die Länder durch heftige politische Unruhen gebeutelt, vor allem durch den auf ihrem Rücken ausgetragenem Ost-West-Konflikt. Vor allem sind dabei die USA wieder zu erwähnen, die bei dem globalen Kampf gegen den Kommunismus zur Regionalisierung der Krise in Zentralamerika massiv beitrugen9.
4. Durch den Ost-West-Konflikt geförderte politische Unruhen
In Guatemala gab es seit Anfang der 60er Jahre bereits Guerilla-Organisationen, die Antwort darauf war die Bildung nicht minder brutaler rechter Terrororganisationen. Dieser 35-jährige Bürgerkrieg forderte bis Ende 1995 weit über 125.000 Menschenleben. Auch der deutsche Botschafter Karl Graf Spreti wurde am 5. April 1970 von der Guerilla ermordet10. El Salvador erging es nicht besser, die innerpolitische Szene war in den 70er und 80er Jahren von Guerilla-Aktionen und schlimmen sozialen Unruhen beherrscht. Am 23. März 1980 wurde der Erzbischof Oscar Romero, der um Verhandlungen und Frieden bemüht war von Rechtsextremisten ermordet. 1981 wurde der Kriegszustand verhängt, 600.000 Salvadorianer flohen vor dem politischen Druck im eigenem Land über die Grenzen.
In Honduras kam es am 8. Juni 1969 nach einem Fußballspiel zu einem kurzen, kostspieligen und blutigem Krieg, auch „Fußballkrieg“ genannt mit El Salvador. Hintergrund des Konflikts waren vor allem Grenzstreitigkeiten und die hohe Anzahl illegaler Einwanderer aus dem dichtbesiedelten El Salvador (267 Einw./qkm), Hond uras dagegen 50 Einw./qkm. 1969 machten bereits 10% dieser Zuwanderer die Bevölkerung Honduras aus. Der Höhepunkt des Konflikts war, als Honduras eine Agrarreform sehr zum Nachteil der eingewanderten Salvadorianer durchführte, welche eine Rückwanderung verweigerten. Die diplomatischen Beziehungen zu Honduras wurden am 26. Juni 1969 mit El Salvador abgebrochen. Die wirtschaftliche Kooperation war somit natürlich beendet. Erst im Februar 1997 legten die beiden Contrahänden den Grenzkonflikt bei und es kam zu einer Normalisierung ihrer Beziehungen. Immer wieder waren an der gemeinsamen Grenze die Armeen beider Länder mobilisiert worden. Mitverantwortlich war eine Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag, welche die umstrittenen Gebiete im Jahre 1992 Honduras zuteilte11.
Nicaragua, in den 70er Jahren ist das politische Geschehen vom Kampf der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) gegen die Samoza-Diktatur beherrscht. Der Rücktritt von Anastasio Somoza im Juni 1979 brachte den blutigen Bürgerkrie g nicht zum Stillstand. Die Sandinistische Regierung war weiterhin Angriffen ehemaliger Somoza-Anhängern unterworfen. Wichtig dabei ist wieder die Rolle der USA bei diesem Konflikt näher zu betrachten.
Bei der Iran-Contra-Affäre, handelte es sich um einen amerikanischen Politskandal von 1986 bis 1987. Obwohl der Kongress beschlossen hatte die Contras nicht mehr zu unterstützen, wurde dies dennoch verdeckt weiter fortgeführt. Hochrangige Mitglieder der Regierung Ronald Reagans fädelten geheime Waffengeschäfte mit dem Iran ein. Die Gewinne in Höhe von 30 Millionen US-Dollar wurden an die rechtsgerichteten „Contra“-Guerrilla in Nicaragua weitergezahlt. Sie sollten sich damit gegen die linksgerichtete Regierung, der Sadinisten mit Waffen eindecken. Die Hauptrolle spielte Oliver North, ein Militärberater im Nationalen Sicherheitsrat de USA. Er organisierte die Geschäfte. Georg Bush, der unter Reagan als Vize- Präsident selber in den Skandal verwickelt war, aber nicht angeklagt wurde, amnestierte einige leitende Regierungsbeamte.
5. Besserung Mitte der 80er Jahre?
Die politische Szene beruhigte sich weitgehend allmählich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre. Es kam zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Integrationsbemühungen wurden neu belebt. Die Bewältigung der Schuldenkrise, die in vielen Ländern Zentralamerikas untragbare Ausmaße angenommen hatte, erforderte neue wirtschaftspolitische Pläne und Zielsetzungen. Multilaterale Institute mischten sich verstärkt ein.
Der IWF (Internationale Währungsfond), die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank entwarfen Konzepte, die die Schuldnerländer zu verwirklichen hatten. Sie beinhalteten die strikte Anwendung marktwirtschaftlicher Prinzipien. So zum Beispiel die Aufhebung der von der CEPAL konzipierten Politik der Importsubstitution, welche seit den 50er Jahren betrieben wurde. Es fand eine Öffnung im Gegensatz zu einer Abschottung der Märkte zum Schutz der inländischen Industrie statt. Die Ziele dieser Maßnahmen waren die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit nationaler Produkte auf internationalen Märkten. Die Integrationsentwicklung wurde wieder verstärkt gefördert, denn offene Volkswirtschaften lassen sich viel leichter zu Freihandelszonen oder gemeinsamen Märkten umformen, als durch Handelshemmnisse (z.B. Zölle) abgeriegelte Volkswirtschaften nach außen.
Die straf durchgezogenen Stabilisierungsmaßnahmen führten in einigen Ländern zu Verringerung der Inflation. Der jährliche Preisanstieg betrug 1995 in Guatemala 9%, El Salvador und Nicaragua 11%, in Costa Rica 25%, Honduras 29%. Ganz besonders ist dabei Guatemala zu erwähnen von 60% auf 9% und in Nicaragua von 33,548% im Jahre 1988 auf 11%. In allen Ländern bis auf Nicaragua fand eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstum statt12.
Anstieg des Pro-Kopf-Einkommen im Jahresdurchschnitt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In Nicaragua verringerte sich der Rückgang von 4,3% in den 80er Jahren auf 3,4% Anfang der 90er Jahre. Vor allem die Modernisierung der Export- und Produktionsstrukturen führten zu diesem Wachstum13. 1994 beträgt der Anteil nicht-traditioneller Produkte in El Salvador 61% des gesamten Exports. Textilien, besonders Stoffe und Garne sind für Guatemala zum 3. wichtigstem Exportgut nach Kaffee und Zucker geworden. Honduras entwickelte sich zum zweitgrößten Exporteur für Shrimps in Lateinamerika. Der Anstieg der Auslandsschulden ist geringer, als der für ganz Lateinamerika prognostizierte14.
6. Auswirkungen der Entspannungen im Ost-West-Konflikt auf Zentralamerika
Wesentlich beteiligt an diesem Aufschwung der Integration waren die Beilegungen der politischen Unruhen in Zentralamerika. Seit Anfang 1983 versuchten die an Lateinamerika angrenzenden Länder, Mexiko, Venezuela, Kolumbien und Panama sie zum Frieden zu bewegen. Sie vermittelten in der sogenannten Contadora Gruppe um ein Friedensabkommen. Der Namen leitet sich von der zu Panama gehörenden Pazifik-Insel Contadora, auf der sic h zum ersten mal getroffen wurde, ab. Der damalige Präsident von Costa Rica, Oscar Arias Sanchez legte am 2.2.1987 einen Friedensplan für Zentralamerika vor. Er erhielt dafür den Friedensnobelpreis.
Ziele des Plans waren eine allgemeine Amnestie für politische Gefangene, einen Dialog mit allen Oppositionsgruppen, Demokratisierung, freie Wahlen in jedem Land, Stop der Unterstützung für Aufständische durch ausländische Mächte und die Kontrolle der Realisierung durch UNO, OAS und Contadora-Gruppe. Am 7. August 1987 unterzeichneten die Präsidenten der fünf zentralamerikanischen Länder in Guatemala ein Friedensabkommen. Im wesentlichen gestaltet nach den Vorgaben der Contadora-Gruppe und des Arias-Plan. Im Oktober 1987 wurde ein Waffenstillstand zwischen der guatemaltekischen Regierung und der National-Revolutionären Einheit Guatemalas (URNG = Unia Revolucionaria Nacional de Guatemala) in Madrid vereinbart.
Am 16. Januar 1992 wurde durch ein Friedensabkommen mit der Frente Farabundo Marti para la Liberacio Nacional (FMLN) der zwölfjährige bürgerkriegsähnliche Konflikt in El Salvador beendet.
Der Zentralamerika-Konflikt war sicherlich nicht nur ein bloßer Stellvertreterkrieg, trotzdem wirkten die USA, die Sowjetunion und Kuba entscheidend bei der Zuspitzung der Konflikte und Verhärtung der Fronten sowie bei der Regionalisierung mit. Diese Mächte beendeten weitgehend die ideologischen, finanziellen und militärischen Unterstützung. Mit den Entspannungen des Ost-West Konflikts verbesserte sich die politische und wirtschaftliche Lage in Zentralamerika. Vorallem die FMLN in El Salvador und die nicaraguanische Sadinistenregierung verloren durch den Zusammenbruch der Sowjetunion den größten Teil ihrer Unterstützungen15.
Als weiterer wichtiger Punkt bei der Befriedung Zentralamerikas ist Esquipulas II zu nennen. Dies war die Geburtsstunde des aktuellen Integrationsprozess. Zu den Grundlagen, Demokratisierung und Frieden kam noch ein entscheidender Aspekt hinzu. Der Rektor der Jesuitenuniversität UCA16, Ignacio Ellacuria führte diesen Aspekt unter dem Begriff einer zweiten Unabhängigkeit Zentralamerikas 1987 an. Zwei Jahre später wird er von Soldaten eines Elite-Batallions in El Salvador ermordet. Ellacuria führte die Zentralamerikanisierung der Konfliktlösung als wichtigstes Entscheidungskriterium an. Der Arias-Friedensplan wurde trotz Widerstand und Gegenvorschlag seitens der USA beschlossen. Dadurch wurde deutlich aufgezeigt, dass es möglich war sich einigermaßen von dem globalen Ost-West-Konflikt und der Vorherrschaft der USA zu lösen. Durch den Ausschluss der USA und ihrer einhergehenden ideologischen einseitigen Ausrichtung konnte verhindert werden, dass Länder von diesen Friedensprozesse fernblieben. Somit konnte selbst Nicaragua positiv und aktiv mit einbezoge n werden17.
7. Ausblick
Mittlerweile kann man in Zentralamerika von einer wirklichen Integration sprechen, auch deshalb weil ausländische Mächte, Konfliktgegner nicht mehr gegeneinander aufhetzen, um eigene Interessen skrupellos durchzusetzen. Dennoch befindet sich die Integration noch immer in einem Anfangsstadium. Der MCCA wird bei den aktuellen Problemstellungen der Integration fast keine Rolle mehr spielen. Immer mehr in den Mittelpunkt der Integration rückt der SICA18. Der SICA verleiht der Integration einen fortdauernden strukturellen und inhaltlichen Rahmen und gewährleistete eine nahezu reibungslose Kommunikation zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten von Guatemala bis Panama19. Die wichtigste und schwerste Aufgabe wird es sein, die Ungleichgewichte im Integrationsprozess zu beseitigen. Sehr weit fortgeschritten ist man im Bereich der Strukturierung und Intensivierung intergouvermentaler Zusammenarbeit. Sie konzentriert sich auf ein gemeinsames Auftreten bei Verhandlungen mit Drittländern und dem Aufbau eines regionalen Freihandels. Im Inneren der Region profitiert davon aber nur eine kleine Minderheit und nur sie wird aktiv miteinbezogen. Entscheidendes Ziel ist es nun die Integrationsbestrebungen zu vertiefen, sie auf viele Themen auszudehnen und sie in der breiten Masse der Bevölkerung und insbesondere in den unteren Schichten der Region zu konsolidieren. Damit ist natürlich eine Bekämpfung der Armut, eine weitgehende Demokratisierung und die Beziehungen auf transnationaler Ebene in bezug auf persönliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche auszudehnen20. Der einzige Partner Zentralamerikas, der sich wirklich explizit um eine innere Konsolidierung des Integrationsprozesses und die damit einhergehende demokratische Basis bemüht, sicherlich aufgrund eigener geschichtlicher und aktueller Erfahrungen, ist die Europäische Union und insbesondere das Europäische Parlament21.
Zeittafel
1951, 14. Oktober: Auf Initiative von Guatemala und El Salvador wurde die „Carta de San Salvador“ unterzeichnet. Die „Organizacion de Estados Centroamericanos (ODECA)“ wurde gegründet, die Mitglieder waren El Salvador, Costa Rica, Nicaragua, Guatemala und Honduras.
1952-1958: Der interregionale Handel verdoppelte sich von 10,3 Mio US-$ auf 20,5 Mio US-$. Der Gesamtexport Zentralamerikas verbessert sich von 2,8% auf 4,5%.
Eine wichtige Motivations- und Antriebsquelle war der Trend zur Integrationspolitik Ende der 50er Jahre.
1958, 1. Januar: Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wurde gegründet.
1958/59 wurden verschiedene multilaterale Verträge mit Ziel zur Förderung des Marktes und der Industriekooperation Zentralamerikas geschlossen.
1960, 13. Dezember: Der Zentralamerikanische Integrationsvertrag „Tratado General de Integracion Economica Centroamericano“ wurde in Managua unterzeichnet.
1968 ging der höchste Überschuss an Guatemala mit 28,1 Mio US-$, das größte Defizit an Nicaragua mit 19,3 Mio US-$
1969, 8. Juni: in Honduras kam es nach einem Fußballspiel zu einem kurzen, kostspieligen und blutigem Krieg, auch „Fußballkrieg“ genannt mit El Salvador.
1975 erzielte Guatemala einen Überschuss von 80,2 Mio US-$, Nicaragua dagegen ein Defizit von 23,4 Mio US-$!
1979, Juni: Der Rücktritt von Anastasio Somoza brachte den blutigen Bürgerkrieg in Nicaragua nicht zum Stillstand.
1980-1990, Die Lateinamerikanische Schuldenkrise: Das Wirtschaftswachstum blieb hinter dem Bevölkerungswachstum zurück. Das Pro-Kopf Einkommen verringerte sich massiv im MCCA von 1980-1990 um 15%. Nicht zu Unrecht spricht man hier auch von der verlorenen Dekade. Die Inflation stieg ebenfalls äußerst bedrohlich:
Costa Rica (1990) 27%, El Salvador (1986) 30%, Honduras (1990) 36%, Guatemala (1990) 60% und Nicaragua (1988) 33,5%
Die Auslandsverschuldung die in den 80er Jahren für ganz Lateinamerika 56% betrug, war in den MCCA Ländern höher anzutreffen, in El Salvador 72%, Honduras 108%, Guatemala 124% und Nicaragua 273%, Ausnahme Costa Rica.
1986-1987: Iran-Contra -Affäre
1987, 2. Februar: Der damalige Präsident von Costa Rica, Oscar Arias Sanchez legte einen Friedensplan für Zentralamerika vor. Er erhielt dafür den Friedensnobelpreis.
1987, 7. August: Die Präsidenten der fünf zentralamerikanischen Länder unterzeichneten in Guatemala ein Friedensabkommen.
1987, Oktober: Ein Waffenstillstand wurde zwischen der guatemaltekischen Regierung und der National-Revolutionären Einheit Guatemalas (URNG = Unia Revolucionaria Nacional de Guatemala) in Madrid vereinbart.
1989, 9. November: Der Fall der Mauer markierte das Ende der deutschen Teilung wie auch der Teilung Berlins. Im Oktober 1990 fand die Wiedervereinigung Deutschlands statt.
1992, 16. Januar: Ein Friedensabkommen mit der Frente Farabundo Marti para la Liberacio Nacional (FMLN) beendet den zwölfjährige bürgerkriegsähnliche Konflikt in El Salvador.
1995: Jährlicher Preisanstieg in Guatemala 9%, El Salvador und Nicaragua 11%, in Costa Rica 25%, Honduras 29%. Ganz besonders ist dabei Guatemala zu erwähnen. Hier fällt die Inflation von 60% auf 9% und in Nicaragua von 33,548% im Jahre 1988 auf 11%. In allen Ländern bis auf Nicaragua fand eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstum statt.
1997, Februar: Die beiden Contrahänden, Honduras und El Salvador legten den Grenzkonflikt bei und es kam zu einer Normalisierung ihrer Beziehungen.
Literaturverzeichnis
Bollin C., (2000): Der zentralamerikanische Integrationsprozess. Peter Lang GmbH Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main
Westphalen J. (1996): Der Zentralamerikanische Gemeinsame Markt (MCCA = Mercado Comun Centroamericano), Arbeitshefte des Lateinamerika-Zentrum Nr. 31, Westfälische Whilhelms-Universität
[...]
1 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 3
2 El Salvador mit den anderen Ländern Zentralamerikas, Guatemala mit Costa Rica und Honduras
3 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 4 ff
4 Vgl. Bollin C. (2000), S. 66
5 Vgl. Bollin C. (2000), S. 67
6 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 5
7 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 6
8 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 7
9 Vgl. Bollin C. (2000), S. 77
10 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 7 ff
11 Vgl. Bollin C. (2000), S. 71 ff
12 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 9
13 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 9 ff
14 Vgl. Westphalen J. (1996), S. 10
15 Vgl. Bollin C. (2000), S. 79
16 Universidad Centroamericana “Jose Simeon Canas”, San Salvador
17 Vgl. Bollin C. (2000), S. 80 ff
18 Sistema de la Integracion Centroamericana
19 Vgl. Bollin C. (2000), S. 197 ff
20 Vgl. Bollin C. (2000), S. 200
21 Vgl. Bollin C. (2000), S. 201 ff
- Arbeit zitieren
- Thilo Moeser (Autor:in), 2001, Auswirkungen des Ost-West-Konflikts auf die wirtschaftliche Integration Zentralamerikas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102171