Die Konstantinische Wende gilt als eines der einschneidendsten Ereignisse der antiken Kirchengeschichte, in dessen Zuge sich der römische Staat vom Verfolger zu einem Förderer des Christentums verwandelte. Dabei gibt der Mensch Konstantin vor allem bezüglich seiner persönlichen Einstellung zum Christentum bis heute Rätsel auf. Wie kommt es, dass einem Mann, der auf grausame Weise Frau und Sohn umbringen ließ und der zunächst nachweislich den Sonnengott Sol Invictus verehrte, in der Geschichte der antiken Kirche nach den Aposteln der bedeutendste Platz zuerkannt wurde? Konstantin, ein Christ? So lautet die Fragestellung, der in dieser Arbeit nachgegangen werden soll. Die Frage einer „Bekehrung“ Konstantins ist für die Konstantinische Wende insoweit bedeutsam, als unter den Bedingungen der Spätantike immer von der Untrennbarkeit von Religion und Politik sowie von der Einheit der persönlichen und der in der Öffentlichkeit präsentierten religiösen Überzeugung ausgegangen werden muss. Aber was für ein „Christentum“ repräsentiert Konstantin?
Den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet das Bild des Kaisers, wie es Eusebius von Caesarea in seiner unmittelbar nach dem Tod Konstantins verfassten Schrift De Vita Constantini überliefert. Problematisch daran ist, dass es sich hierbei um eine christlich-tendenziöse und panegyrische Darstellung handelt. Aufgrund dieser besonderen Quellenlage gilt es daher zunächst in einem ersten Schritt die Glaubwürdigkeit des Zeugen Eusebius von Caesarea und die seines Zeugnisses in der Vita Constantini für ein authentisches Bild Konstantins als Christen näher zu beleuchten.
Am 28. Oktober 312 kam es schließlich zur Schlacht an der Milvischen Brücke, die Konstantin gegen seinen Kontrahenten Maxentius für sich entscheiden konnte. Christliche Autoren deuteten Konstantins Sieg als Signal für die Durchsetzung des Christentums gegenüber dem Heidentum. Schon früh entwickelte sich in diesem Kontext die Legende, Konstantin habe am Vorabend der Schlacht eine Vision von Christus gehabt, habe sich daraufhin zum Christentum bekehrt, das Christogramm als siegbringendes Zeichen vor sich hertragen lassen („In diesem Zeichen wirst du siegen“) und so den Sieg errungen. Der Visionsbericht des Eusebius in der Vita Constantini soll hinsichtlich seiner Beweiskraft für Konstantins Christsein untersucht werden. Die Betrachtung schließt mit einem Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung in die Thematik
- 2 Eusebius und seine Vita Constantini
- 2.1 Eusebius von Caesarea – Ein glaubwürdiger Zeuge?
- 2.2 Die Vita Constantini – Ein glaubwürdiges Zeugnis?
- 3 Die Vision vor der Schlacht an der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312
- 3.1 Der Visionsbericht der Vita Constantini
- 3.2 Ein Beweis für Konstantins Christsein?
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage nach Konstantins Christentum anhand des Visionsberichtes der Vita Constantini des Eusebius von Caesarea. Sie analysiert, ob und wie der Bericht Konstantins Bekehrung zum Christentum belegt und welche Bedeutung diese für die Konstantinische Wende hat.
- Die Glaubwürdigkeit von Eusebius als Zeuge und seine Vita Constantini als Quelle für die Beurteilung von Konstantins Christentum.
- Die Interpretation des Visionsberichts als Beleg für Konstantins Bekehrung und seine Rolle in der Geschichte des Christentums.
- Die Frage nach der persönlichen und öffentlichen Religiosität Konstantins und deren Bedeutung für die Konstantinische Wende.
- Die historische und theologische Bedeutung der Konstantinischen Wende für die Entwicklung des Christentums.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung in die Thematik
Das Kapitel stellt die Thematik der Arbeit vor und führt die Frage nach Konstantins Christentum ein. Es beleuchtet die Bedeutung der Konstantinischen Wende für die antike Kirchengeschichte und diskutiert die Problematik der Quellenlage.
2 Eusebius und seine Vita Constantini
Dieses Kapitel analysiert die Glaubwürdigkeit von Eusebius als Zeuge und die Vita Constantini als Zeugnis für Konstantins Leben und Wirken. Es untersucht die Beziehung zwischen Eusebius und Konstantin und die Motive für Eusebius' Darstellung.
3 Die Vision vor der Schlacht an der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312
Das Kapitel analysiert den Visionsbericht der Vita Constantini und seine Bedeutung für die Frage nach Konstantins Christentum. Es untersucht, ob der Bericht ein Beweis für Konstantins Bekehrung zum Christentum ist und wie er interpretiert werden kann.
Schlüsselwörter
Konstantin, Christentum, Konstantinische Wende, Vita Constantini, Eusebius von Caesarea, Visionsbericht, Milvische Brücke, Bekehrung, Religionspolitik, Spätantike.
- Arbeit zitieren
- Janina Serfas (Autor:in), 2014, Konstantin, ein Christ?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1021798