Mehrere Faktoren machen den „Nachmittag eines Fauns“ zu einem Signature Piece der Tanzgeschichte. Avantgardistisch ist das ungewohnte neue Bewegungs-Vokabular mit einer völligen Abkehr von den tradierten Ballett-Positionen und dem Verhältnis der Geschlechter im 19. Jahrhundert. Die Ballerina wird nicht mehr vom Tänzer hochgehoben und präsentiert, sondern der männliche Körper tritt in den Vordergrund und wird ausgestellt. Virtuosität wird vermieden, Ausdruckskraft und Schauspielkunst sind gefordert.
Während der Tanz traditionell als Bewegung im Raum nach allen Seiten aufgefasst wird, sucht Nijinsky in L’Après-midi d’un faune bewusst die Zweidimensionalität und fehlende Tiefe. Ebenso wie das Gedicht Mallarmés erstmals keine Handlung erzählen, sondern eine Stimmung erzeugen will, beabsichtigt auch das Ballett keine narrative Darstellung, sondern die Vermittlung einer erotisch aufgeladenen Atmosphäre rund um ein skandalöses Geschehen.
Inhaltsverzeichnis
- Kanonisierung in der Tanzgeschichtsschreibung
- Die Biographie Vaslav Nijinskys
- Die Idee zum Ballett
- Mallarmé und Debussy
- Das Konzept Nijinskys
- Der Skandal in Paris
- Die Revolution im Tanz
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob Vaslav Nijinskys Choreographie L'après-midi d'un faune als Signature Piece der Tanzgeschichte angesehen werden kann. Sie analysiert, welche Kriterien Nijinskys Arbeit zu einem exemplarischen Werk machen und inwieweit er mit seiner Choreographie neue Maßstäbe setzte, obwohl er in der Tradition der Ballets Russes agierte.
- Kanonisierung in der Tanzgeschichtsschreibung und die Bedeutung von Signature Pieces
- Die Biographie von Vaslav Nijinsky und seine Rolle in den Ballets Russes
- Das Konzept und die Umsetzung von Nijinskys Choreographie L'après-midi d'un faune
- Die Bedeutung der Musik von Claude Debussy und des Gedichtes von Stéphane Mallarmé für die Choreographie
- Die Rezeption der Choreographie und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Tanzes
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel befasst sich mit dem Konzept der Kanonisierung in der Tanzgeschichtsschreibung und stellt die Frage, welche Kriterien ein Werk zu einem Signature Piece machen. Es beleuchtet, wie der Tanzhistoriker und seine Forschung die Kunstform definieren und wie sich der Kanon über die Zeit verändert.
- Das zweite Kapitel zeichnet die Biographie von Vaslav Nijinsky nach, schildert seinen Aufstieg als Tänzer an der Seite von Anna Pawlowa und die Gründung der Ballets Russes mit Serge Diaghilev. Es beschreibt Nijinskys künstlerische Entwicklung und die Entstehung seines choreografischen Konzepts.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit der Idee zum Ballett L'après-midi d'un faune und beleuchtet die Verbindung zu Mallarmés Gedicht und Debussys Musik. Es analysiert Nijinskys choreografisches Konzept und die Rezeption der Premiere im Jahr 1912.
Schlüsselwörter
Kanonisierung, Tanzgeschichte, Signature Piece, Vaslav Nijinsky, Ballets Russes, L'après-midi d'un faune, Claude Debussy, Stéphane Mallarmé, choreografisches Konzept, Rezeption, Revolution im Tanz
- Arbeit zitieren
- Mag. Dr. Ilona Pichler (Autor:in), 2013, Vaslav Nijinskys "L'après-midi d'un faune". Ein Signature Piece der Tanzgeschichte?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1022095