Ziel dieser Masterarbeit war es, die Lebensbedingungen der Fröhlich-Schwestern zu untersuchen, die im Wiener Biedermeier aufgewachsen sind und sich später aktiv am Wiener Musikleben beteiligten. Die Frage war, welche Umstände ihnen ihre profunde musikalische Ausbildung und Entwicklung von Talenten und Fähigkeiten erlaubten. Wir haben keine detaillierte Beschreibung ihrer frühen Jahre, so dass besonders darauf geachtet werden musste, was nur als sekundärer Kommentar in den literarischen Quellen angeboten wurde.
Zweitens sollte der große Beitrag der Fröhlich-Schwestern gezeigt werden, den sie mit ihrer Arbeit in der Gesellschaft der Musikfreunde Wien geleistet hatten. Hierfür fanden sich bei August Sauer und Otto Erich Deutsch, die über Franz Grillparzer und Franz Schubert forschten, unerwartet viele Fakten und Daten. Der Fokus war aber nicht auf die Beziehung der Schwestern zu den beiden Berühmtheiten gerichtet, sondern es ging um ihre eigene Bedeutung und ihren Einfluss auf das kulturelle Leben ihrer Zeit.
Die Dichterin Marie Najmájer, die in ihrer Jugend eine Gesangsschülerin von Josephine Fröhlich war, schrieb später ein kleines Buch über die offene Atmosphäre im Haus der Fröhlich-Schwestern, und es ist bezeichnend, dass sie gemeinsam mit Marianne Hainisch eine führende Pionierin der beginnenden Frauenbewegung in Österreich wurde. So spannt sich ein Bogen vom gesellschaftlichen Engagement der vier hochtalentierten Frauen des Biedermeier hin zu den neuen Ideen über die Frauenrechte an der Wende zum 20. Jahrhundert.
I nhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Herkunft der Schwestern Fröhlich
Die Biographien
Musikalischer Salon in Wien: Hauskonzerte und Schubertiaden
Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Der Freundeskreis
Das Erbe der Fröhlich-Schwestern
Schenkung der Anna Fröhlich an das Mozarteum in Salzburg
Zusammenfassung
Literatur
Abstract (English)
The purpose of this master’s thesis was to examine the life conditions of the Froehlich sisters who grew up during the Viennese Biedermeier and were later actively involved in the Viennese musical life. The question was which circumstances allowed them their profound musical education and development of talents and abilities. We have no detailed description of their early years, so it had to be paid particular attention on what only was offered as a secondary comment in the literary sources.
The second aim was to show the great contribution the Froehlich sisters have done with their work in the Society of Music Lovers in Vienna. Researching in this field one can find a rich treasure of facts and figures in the works of August Sauer and Otto Erich Deutsch, who researched on Franz Grillparzer and Franz Schubert. But the relationship of these famous artists to the Froehlich sisters was not the main focus of my investigation. I had the intention to clarify the importance of four women in the beginning of the nineteenth century, whose influence on the cultural life has to be noticed finally.
By working out the essential facts of their self-determined lives I came across the personal story of the writer and poet Marie Najmájer, who in her youth was a singing pupil of Josephine Froehlich. She was extremely impressed by the open atmosphere in the house of the Froehlich sisters and later on wrote a little book about them. It is significant, that she of all people got to be the best friend of Marianne Hainisch, and together they became the leading pioneers of the beginning women’s movement in Austria. Thus, there exists a spiritual thread that binds together the social engagement of four highly talented women of the Biedermeier era and the new powerful ideas of the women’s associations at the turn of the century.
Abstract(deutsch)
Ziel dieser Masterarbeit war es, die Lebensbedingungen der Fröhlich-Schwestern zu untersuchen, die im Wiener Biedermeier aufgewachsen sind und sich später aktiv am Wiener Musikleben beteiligten. Die Frage war, welche Umstände ihnen ihre profunde musikalische Ausbildung und Entwicklung von Talenten und Fähigkeiten erlaubten. Wir haben keine detaillierte Beschreibung ihrer frühen Jahre, so dass besonders darauf geachtet werden musste, was nur als sekundärer Kommentar in den literarischen Quellen angeboten wurde.
Zweitens wollte ich den großen Beitrag der Fröhlich-Schwestern zeigen, den sie mit ihrer Arbeit in der Gesellschaft der Musikfreunde Wien geleistet hatten. Hierfür fand ich bei August Sauer und Otto Erich Deutsch, die über Franz Grillparzer und Franz Schubert forschten, unerwartet viele Fakten und Daten. Dabei war mein Fokus nicht auf die Beziehung der Schwestern zu den beiden Berühmtheiten gerichtet, sondern es ging mir um ihre eigene Bedeutung und ihren Einfluss auf das kulturelle Leben ihrer Zeit.
Beim Herausarbeiten dieser selbstbestimmten Lebenswege stieß ich auch auf die Dichterin Marie Najmájer, die in ihrer Jugend eine Gesangschülerin von Josephine Fröhlich war. Sie schrieb später ein kleines Buch über die offene Atmosphäre im Haus der Fröhlich- Schwestern, und es ist bezeichnend, dass sie später gemeinsam mit Marianne Hainisch eine führende Pionierin der beginnenden Frauenbewegung in Österreich werden sollte. So spannt sich ein Bogen vom gesellschaftlichen Engagement der vier hochtalentierten Frauen des Biedermeier hin zu den neuen Ideen über die Frauenrechte an der Wende zum 20. Jahrhundert.
Einleitung
Was die Spurensuche bezüglich der vier Schwestern Fröhlich betrifft, so ist diese erst in den letzten dreißig Jahren mit der Entwicklung der Gender-Forschung in Gang gekommen. Dadurch wurden einige Lebensumstände neu wahrgenommen, die vorher in den vorhandenen Zeitzeugnissen unbeachtet geblieben waren. Diese Erkenntnisse hier darzustellen, ist das Ziel meiner Arbeit. Mein Interesse galt einerseits der Frage, unter welchen Bedingungen und auf welche Weise sich die Fähigkeiten dieser vier Mädchen entwickeln konnten, so dass sie später ihr hohes gesellschaftliches Ansehen erlangten, und andererseits wollte ich einen Überblick über die vielfältigen Kontakte und Aktivitäten meiner Protagonistinnen im Wiener Kulturleben gewinnen. Um diese beiden Aspekte herauszuarbeiten, habe ich in erster Linie die von August Sauer (1855-1926) und Otto Erich Deutsch (1883-1967) gesammelten Berichte und Daten aus dem Umfeld von Franz Grillparzer und Franz Schubert herangezogen. Dazu konnte ich einen reichen Schatz an familiengeschichtlichen Informationen aus Kirchenakten und aus den Briefsammlungen in Wiener Museen und Stadtarchiven der Dissertation von Johanna Blaha aus dem Jahre 2002 entnehmen.
Ein zusätzlicher Aspekt ergab sich durch ein zufälliges Gespräch mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Salzburger Dommusikarchivs Dr. Eva Neumayr, die für die Musikalien- sammlung zuständig ist und dort erst kürzlich auf eine „Schenkung des Frl. Anna Fröhlich aus Wien“ aufmerksam wurde und derzeit mit der Aufarbeitung beschäftigt ist.1 Ein Repertorium, in welchem die einzelnen Stücke mit dem Jahr der Übergabe verzeichnet sind, konnte ich im Dommusikarchiv einsehen. Ob es sich dabei um die vollständige Schenkung handelt, konnte noch nicht überprüft werden. Eine Abschrift aus dem mir zugänglichen Repertorium habe ich der Arbeit im Anhang2 beigefügt.
Als Einstieg in meine Arbeit eignen sich, wie ich meine, am besten ein paar Zeilen aus einem Zeitungsbericht des zu Lebzeiten hoch angesehenen Dichters Ignaz Franz Castelli3. Dieser hatte schon 1824 im Rahmen seiner regelmäßigen Kolumne T agebuch aus Wien in zwei aufeinander folgenden Ausgaben der Dresdner Abend-Zeitung über die „vier Schwestern F- ch“, wie er sich ausdrückte, berichtet. Der Text stellte eine erste literarische Zusammenfassung über die Schwestern Fröhlich zu einem Zeitpunkt dar, als diese erst seit wenigen Jahren im Mittelpunkt des Wiener Musiklebens standen und darin auch beruflich Fuß gefasst hatten: „Ich muss hier einmal eines künstlerischen Schwesternkranzes erwähnen, welcher in unserer Stadt […] der allgemeinen Achtung genießt, und welcher an dem Fortschreiten der Musik großen Anteil hat.“ 4
Die Herkunft der Schwestern Fröhlich
Aus den vorliegenden Quellen lässt sich die Frage kaum beantworten, welche soziale Stellung die Familie Fröhlich gehabt hatte, bevor alle vier Töchter in den besten Wiener Kreisen zu finden waren und geselligen Umgang mit hochgestellten und adligen Bürgern pflegten. Jedenfalls muss die Familie materiell gut abgesichert gewesen sein, als sie noch eine Weineinschlagfabrik im Wiener Vorort Wieden besessen hatte. Nach August Sauer soll der Vater „vielleicht nicht ohne seine Schuld […] in missliche Verhältnisse" 5 gekommen sein.
Doch es dürften andere Ursachen für den Niedergang seines Geschäftes ausschlaggebend gewesen sein. Zum Beispiel, dass neue und billigere Methoden zur Haltbarmachung von Weinfässern entwickelt wurden.
Immerhin blieb der Vater Mathias Fröhlich auch nach dem Umzug nach Wien noch durchaus angesehen und einflussreich. Dies hänge damit zusammen, dass es sich um eine ehemals adelige Familie handelte, führt Richard Heuberger (1850-1914) in seiner Schubert-Biographie (1902) aus. Leopold von Sonnleithner habe Schubert „bei der ersten sich ergebenden Gelegenheit“ in das Haus der hochbegabten Schwestern Fröhlich eingeführt, die sich als einflussreiche Persönlichkeiten in Wien etabliert hätten.6 Tatsächlich war aber die adelige Herkunft der Fröhlichs nicht allgemein bekannt, denn erst, nachdem alle vier Schwestern bereits gestorben waren, erschien erstmals am 19. November 1884 in der Neuen Freien Presse ein Bericht von Gerhard von Breuning (1813-1892), der darin den Inhalt eines Gesprächs mit Katharina Fröhlich bekannt gab. Sie hatte ihm erzählt, wie der Vater seine Töchter nach Pottenstein brachte, um ihnen das Fröhlich-Geburtshaus zu zeigen. Die Schwestern wunderten sich über das Wappen über dem Haustor und erfuhren vom Vater zum ersten Mal, dass sie eigentlich adelig seien. Breuning, der darum bat, Wappen und Diplom sehen zu dürfen, bekam von Katharina zur Antwort, sie hätten beides dem Vater ins Grab mitgegeben: „Wir dachten eben: Was soll uns das Diplom? Wir hatten so lange gelebt, ohne dass wir und die Leute von unserem Adel gewusst…“ Sie hätten auch keine Brüder und Nachkommen, denen der Adelsnachweis von Nutzen sein könnte. 7 Dass dieses Feuilleton Breunings wie auch seine anderen Berichte einen hohen Wahrheitsgehalt haben dürfte, kann man daraus schließen, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens mehr als vierzig Jahre seit dem Beginn seiner Freundschaft mit den Schwestern Fröhlich vergangen waren.8
Diese nachträgliche Information über den in der Öffentlichkeit unbekannten Adelsstand der Schwestern Fröhlich zeigt, dass ihr hohes Ansehen davon unabhängig war, und dass Schubert vielmehr deshalb den Kontakt zu ihnen aufnahm, weil sie im Wiener Musikleben durch ihr erfolgreiches Auftreten in eigenen Hauskonzerten und durch ihre öffentlichen Aktivitäten bereits damals gut bekannt waren und große Aufmerksamkeit genossen. So war Anna, die älteste Fröhlich-Schwester, die einzige weibliche Professorin am Konservatorium der Gesellschaft der Wiener Musikfreunde und blieb es über Jahrzehnte. Die jüngste Schwester, Josephine, wurde wenige Jahre später nicht nur in Wien, sondern auch in Dänemark und in Italien als große Sängerin bekannt und gefeiert. Auch Barbara und Katharina waren musikalisch hochbegabt und beteiligten sich gemeinsam mit Anna in der Gesellschaft der Wiener Musikfreunde von Anfang an als ausübende Mitglieder an den Konzerten. Mit Ausnahme von Katharina fanden die Schwestern Fröhlich bereits im Jahre 1840 Aufnahme in Gustav Schillings (1805-1880) Universal-Lexicon der Tonkunst,9 in welchem auch Angaben über die musikalische Ausbildung von Anna (oft auch Nanette genannt), Barbara und Josephine enthalten sind. Alle drei seien zuerst vom Chorregenten der Karlskirche, Michael Hanß (1767-1825), und später im Gesang von Giuseppe Siboni (1780-1839), der von 1810 bis 1814 als Hofopernsänger in Wien wirkte, ausgebildet worden. Schillings Formulierung „Die älteste, Nanette, gieng aus Hummel’s bewährter Schule als treffliche Pianistin hervor,“ wird heute häufig so verstanden, dass sie nur Hummels Literatur benützt hätte und nicht von ihm persönlich unterrichtet worden sei.10
Alle vier Töchter waren noch vor dem Umzug vom Vorort Wieden in die Innere Stadt geboren worden, aber spätestens ab 1811 wohnten sie laut Konskriptionsbogen11 in dem Haus „Stadt Nr. 893“, das später die Bezeichnung „Singerstraße 18“ bekam. Konskriptionsbögen waren Wohnungsbögen, die in den Jahren 1805 bis 1846 in jeder Gemeinde nach Hausnummern angelegt wurden. Sie enthielten Rubriken für die Namen, Geburtsjahre, Geburtsorte und Berufe der Bewohner. Zog eine Familie aus, so wurden ihre Namen ausgestrichen und die Nachmieter eingetragen.
Um die Zeit des Umzugs nach Wien hatte der Vater die Funktion eines k . k. Armenvaters 12 inne, während die Mutter noch bis 1817 das ehemals gemeinsame Gewerbe fortführte, dessen Ausübung sie bereits 1790, im Jahr der Heirat, beantragt hatte: „Fröhlichen Barbara, Sprachlehrersgattin, bittet um die Erlaubnis, alle Gattungen Einschlag verfertigen zu dürfen.“ 13 Um die Haltbarkeit von Weinfässern zu bewahren, gab es verschiedene komplizierte Verfahren14, die nach und nach durch neue billigere Methoden abgelöst wurden und sich daher nicht mehr lohnten.
Was man sich heute unter der Position und dem Wirkungskreis eines „k. k. Armenvaters“ vorzustellen hat, ist aus den Quellen nicht leicht zu erschließen. Zwar sei Mathias Fröhlich kein kaiserlicher Rat gewesen, schreibt Carl Glossy im ersten Jahrbuch der Grillparzer- Gesellschaft, aber immerhin habe er von seiner Pfarre Z um heiligen Karl auf der Wieden ein schriftliches Zeugnis darüber erhalten, dass er sich schon so viele Jahre „mit unermüdlichem Fleiße und mit dem gewissenhaftesten Eifer“ für die Armenanstalt eingesetzt habe. Im Jahre 1816 bekam er auch noch vom Fürsten Schwarzenberg ein Dankschreiben, in welchem ihm versichert wurde, dass es der Fürst für seine angenehme Pflicht erachte, „dem Herrn k. k. Armen-Vater Mathias Fröhlich […] zu danken und die besondere Zufriedenheit zu bezeugen.“15
In Johanna Blahas Dissertation findet sich lediglich die karge Erklärung, dass ein Armenvater die Kasse eines Pfarrarmeninstituts zu verwalten hatte.16 Es handelte sich jedoch um einen ehrenamtlich bestellten Armenbetreuer, dem ein klar umrissener Aufgabenbereich mit festen Rechten und Pflichten zugeordnet war. Aus einer im Jahre 1803 veröffentlichten Liste von Wiener Armenvätern17 lässt sich ersehen, dass es sich hier mehrheitlich um wohlhabende Besitzer von eigenen Handwerksbetrieben handelte, die meist auch im eigenen Haus wohnten. Ein sehr anerkannter Armenvater war in Wien zum Beispiel auch der Vater Franz Schuberts, über den es im Katalog zu einer Schubert-Ausstellung von 1897 hieß, er sei als Lehrer überaus geschätzt worden und habe sich auch als k. k . Armenvater große Verdienste erworben. In Anerkennung seiner Leistungen sei ihm daher das Bürgerrecht verliehen worden.18
Welche Pflichten und Rechte ein Armenvater besaß, ist im Jahre 1840 von Joseph Johann Knolz, Professor der Medizin in Wien, beschrieben worden.19
Die Pflichten eine Armenvaters waren:
1) Erhebung der Armut der armen Individuen (Anhörung),
2) Liebreiche Behandlung der Armen,
3) Aufmunterung der Mitbürger zur Unterstützung (Sammlungen, Subskriptionen),
4) Anzeige jener Individuen, die ihre Pfründe unwürdig genießen,
5) Folgsamkeit gegen die Regierung,
6) Abfassung eines Hauptberichtes für die Regierung zweimal pro Monat.
Zu den Rechten des Armenvaters gehörten:
1) ein besonderer Rang vor den übrigen Gemeindegliedern,
2) nach drei Jahren Anspruch auf Verleihung der äußeren Ratswürde,
3) nach besonderen Verdiensten Ansuchen um die goldene Zivil-Ehrenmedaille.
Mathias Fröhlich hatte also, wie auch andere Armenväter, eine besondere Stellung in seiner Gemeinde, aber zusätzlich gehörte er, wie bereits erwähnt, auch nach dem Verlust seines Vermögens zu den höheren Wiener Gesellschaftskreisen. Dies geht auch noch aus Heinrich Laubes Nachruf auf Grillparzer hervor, der am 28. Januar 1872 in der Neuen Freien Presse über Grillparzers Braut Katharina Fröhlich schrieb, sie sei die Tochter eines hochgeachteten Wiener Bürgers gewesen, dem seine hingebungsvolle Tätigkeit für das Gemeinwohl den Ehrentitel Bürgervater eingebracht habe. 20
Dank seiner Autorität wurde Mathias Fröhlich auch gelegentlich um eine Hilfestellung gebeten, wenn es zum Beispiel darum ging, für einen jungen Künstler, der in Wien aufzutreten beabsichtigte, die notwendigen Kontakte herzustellen. Dass Mathias Fröhlich über die entsprechenden Beziehungen verfügt haben muss, zeigt ein Brief, den seine Tochter Josephine am 1. Oktober 1824 aus Kopenhagen an ihre Schwestern schrieb. Darin teilte sie mit, dass ein Herr namens Wolfram im bevorstehenden Herbst möglicherweise nach Wien kommen und dort vielleicht ein Konzert geben würde. Ihm hätte sie die Adresse des Vaters gegeben, damit er sich bei seinem Vorhaben an diesen wenden könne. Wolfram sei über lange Zeit aus seiner Vaterstadt abwesend gewesen und daher einigermaßen unbekannt.21
Ein anderes Beispiel dafür, welches Ansehen Mathias Fröhlich in den Wiener Künstlerkreisen genoss, war seine Bekanntschaft mit dem in seiner Nachbarschaft wohnenden Beethoven. Als dieser eine Kapellmeisterstelle in Kassel anstrebte, besorgte Mathias Fröhlich für ihn die Verhandlungen, da er mit dem damaligen Direktor des Kasseler Hoftheaters, Johann Ignaz Willmann (1739-1815)22 befreundet war. Hierzu meint Klaus Martin Kopitz in einem Essay über Beethovens Berufung nach Kassel, dass Mathias Fröhlich, der ja auch einmal Sprachlehrer in Wien23 gewesen sei, dem Komponisten möglicherweise mit seinen Französisch-Kenntnissen half.24 Dass Mathias Fröhlich gute Französisch-Kenntnisse gehabt haben dürfte, geht auch aus mehreren Quellen bei Johanna Blaha hervor. In einem Konskiptionsbogen von 1817, einer Wohnsitz-Anmeldung der Familie, fand sie die Berufsbezeichnung „gew.[esener] französischer Lehrer“ für den Vater.25 Eine weitere Quelle ist der Brief Josephines vom 1. Dezember 1830 aus Mailand, wohin sie von ihrer Schwester Kathi begleitet wurde: „Vergesst nicht Marie ... vielleicht könnte Vater ihr einige Zeilen französisch schreiben, wo er mich entschuldigt "26
Mag auch meine Arbeit die Frage, welche Rolle die Eltern in der Erfolgsgeschichte ihrer Töchter spielten, und wieviel Einfluss sie auf deren verheißungsvolle Talente und Fähigkeiten ausübten, nicht völlig klären können, so enthalten die mir zugänglichen Quellen doch genügend Hinweise darauf, dass die in der Sekundärliteratur gebetsmühlenartig wiederholte Schilderung von den verarmten Eltern, die vollkommen auf die Unterstützung durch ihre Kinder angewiesen waren, keinesfalls die Gesamtsituation erfasst.
Die Biographien
A nna Fröhlich (19.11.1793 – 11.03.1880) 27
Anna Fröhlich wurde am 19. November 179328 als älteste Tochter der Eheleute Barbara (1767-1841) und Mathias Fröhlich (1756-1843) in dem Wiener Vorort Wieden geboren. Dort führten die Eltern, die aus Pottendorf in Niederösterreich stammten, als so genannte W e ineinschlagmacher das schon erwähnte Geschäft zur Erhaltung von Weinfässern.29 Seit 1811 besaß die Familie eine Wohnung in Wien, Singerstraße 18, und ab 1826 in der Spiegelgasse 21. Zugleich wurde das Unternehmen auf der Wieden noch bis 1817 weitergeführt. Aus dem erhaltenen Briefwechsel der Schwestern geht hervor, dass die Mutter einige Jahre lang von der Familie getrennt lebte.30 Über den beruflichen Werdegang der Eltern ist bisher kaum etwas bekannt, aber in der Heiratsurkunde von 1790 wird der Vater noch als „Normallehrer“ und in einem Meldebogen von 1817 als „gew. französischer Sprachlehrer“ bezeichnet.31 Auch August Sauer sagte in seinem Vortrag vom 18. Dezember 1894 über den Vater, er sei „für die Studien bestimmt“ gewesen, „denen seine Neigung auch getreu blieb, nachdem er sich einem praktischen Berufe hatte zuwenden müssen.“ 32
Schon in der Singerstraße führte die Familie ein offenes Haus, in dem Persönlichkeiten des Geldadels, des gebildeten Bürgertums und der Kunst ein- und ausgingen. Franz Grillparzer war einer dieser regelmäßigen Gäste, der eine enge Beziehung zu allen vier Schwestern aufbaute, nachdem er sich 1821 mit Annas Schwester Katharina verlobt hatte. Obwohl die anfängliche Liebe schon bald verflogen war, blieb der Dichter weiterhin in engem Kontakt mit der Familie. Im Jahre 1849, einige Jahre nach dem Tod der Eltern Fröhlich, folgte er sogar der Einladung der Schwestern, zu ihnen zu ziehen.
Zu den Gepflogenheiten des offenen Hauses Fröhlich, in dem auch noch in den letzten Lebensjahren der Schwestern Gäste stets willkommen waren, äußerte sich Marie von Ebner- Eschenbach in ihren Erinnerungen: „Besuche anzumelden war nicht Brauch im Hause Fröhlich.“ Durch ein kleines Vorzimmer sei man in einen Bereich eingetreten, in dem eine fast klösterliche Einfachheit geherrscht habe. Dennoch habe man sich als Gast von einem Reichtum umgeben gefühlt, den keine “irdische Pracht und Herrlichkeit“ bieten könne.33
Alle vier Töchter wurden durch die Mutter mit der Musik vertraut gemacht34 und später vom Chorregenten der Karlskirche unterrichtet. Dazu pflegten die Schwestern seit der Jugend fast tägliche Theater- und Opernbesuche sowie zahlreiche Kontakte zu Künstlerkreisen. Später kamen Musikveranstaltungen im eigenen Haus dazu. Als Gesangslehrer der Schwestern fungierte zeitweilig Giuseppe Siboni, damals bereits ein enger Freund der Familie, der von 1810 bis 1814 in Wien lebte. Anna Fröhlich entwickelte sich außerdem zu einer hervorragenden Pianistin, über deren Fähigkeit sich zum Beispiel Ignaz Franz Castelli in der Dresdner ABEND-ZEITUNG überschwänglich äußerte.35
Als im Jahr 1814 die neu gegründete Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Rechtsgültigkeit erlangte, gehörten Anna und ihre Schwester Barbara zur assoziierten Gruppe der „Ausübenden“, die keine regulären Mitglieder der Gesellschaft waren; professionelle Musiker konnten anfangs überhaupt nicht aufgenommen werden36:
Nachdem die Gesellschaft der Musikfreunde im Jahr 1817 ihr eigentliches Ziel, die Gründung eines Konservatoriums, verwirklicht und die ersten Lehrkräfte eingestellt hatte, erhielt Anna Fröhlich 1819 einen Lehrauftrag für die dritte Gesangsklasse, die damals als höchste Ausbildungsstufe angeboten wurde. Von da an trat Anna Fröhlich mit ihren Schülerinnen auch regelmäßig in den Abendunterhaltungen der Gesellschaft der Musikfreunde und bei Prüfungskonzerten auf. Darüber wurde auch regelmäßig in den Zeitungen berichtet. So erschien bereits am 26. November 1819 im Österreichischen Beobachter der erste Artikel über ein Prüfungskonzert des Konservatoriums, das am 8. November stattgefunden hatte, und an dem auch Schülerinnen von Anna Fröhlich ihr Können zeigten. Die theoretischen Prüfungen hatten unter der Leitung des Hofkapellmeisters Salieri stattgefunden, und der Berichterstatter spendete den Prüflingen großes Lob für ihre Leistungen. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass aus dieser Schule ebenso viele Meister wie aus den italienischen Konservatorien hervorgehen würden. 37
Bevor die Gesellschaft der Musikfreunde ihren eigenen Konzertsaal hatte, fanden die musikalischen Veranstaltungen außerhalb der k. k. Hofmusik in großen Privathäusern statt, wo manchmal hundert und mehr Gäste zusammenkamen. Eines dieser Häuser gehörte dem berühmten Hofrat Raphael Georg Kiesewetter (1773-1850), bei dem die Fröhlich-Schwestern schon seit dem Jahre 1816 gemeinsam mit anderen Künstlern und Dilettanten musizierten.
Die Leitung der Konzerte bei Kiesewetter lag über mehrere Jahre in den Händen Jan Voříšeks38, des Ersten Dirigenten der Gesellschaft der Musikfreunde. Als er 1825 plötzlich starb, übernahm Anna Fröhlich diese Aufgabe für zwei Jahre39 und erfüllte sie ebenso kompetent und gewissenhaft wie ihren Gesangsunterricht am Konservatorium. Nicht ganz freiwillig wurde sie Jahrzehnte später – im Jahre 1854 – unter einer neuen Leitung pensioniert. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass sie ihre Schülerinnen nicht genügend zum Belcanto- und Operngesang angeleitet hätte. Angesichts der Tatsache, dass Anna Fröhlich mehr als dreißig Jahre lang überaus erfolgreich die höchste Gesangsklasse des Konservatoriums geleitet hatte, ohne je öffentliche Kritik geerntet zu haben, ist davon auszugehen, dass Intrigen und gesteuerte Zeitungsberichte zur vorzeitigen Entlassung Anna Fröhlichs geführt haben.
In seinem Aufsatz Zur Biographie der Schwestern Fröhlich berichtet August Sauer, dass sich im Sommer 1854 die Wiener Zeitung mit anonymen Leserbriefen und Rezensionen auf angebliche Mängel des Gesangsunterrichts am Konservatorium einschoss. Da hieß es, in allen deutschen Städten, Wien nicht ausgenommen, werde der Verfall der Gesangskunst beklagt, und Mittel zur Abhilfe würden gesucht. Aber der Wiener Musikverein zeige keine Reaktion, und der Gesangsunterricht der Professoren am Wiener Konservatorium bleibe immer auf demselben Fleck stehen. Die Zeitung griff die drei Gesangslehrer, unter ihnen Anna Fröhlich, auch namentlich an und verlangte von ihnen, sie müssten endlich beweisen, dass sie Vertreter der guten alten Zeit und der edlen Gesangskunst seien, und gute Sänger und Sängerinnen ausgebildet hätten.40
Den Ausschlag für die spätere Entlassung Annas in den Ruhestand gab schließlich eine namentlich gezeichnete Rezension von Leopold Zellner in der Ostdeutschen Post vom 3. August 1854, in der es unter anderem sinngemäß hieß, viele Talente hätten bereits eine ver- heißungsvolle Karriere aufgegeben, um sich einem unfähigen Gesangslehrer anzuvertrauen, der ihnen dann – mit bester Absicht, aber aus purer Unfähigkeit – die Stimme verdorben und die Zukunft zerstört habe. 41
Auch im Konservatorium und in den Sitzungen der Musikvereins-Direktion wurde vor Beginn des neuen Schuljahres über die Qualitäten der Gesangslehrer kontrovers diskutiert, und am Ende entschieden die Mitglieder des Direktoriums mit fünf zu vier Stimmen gegen den Verbleib Anna Fröhlichs am Konservatorium.42
August Sauer kommentierte diese Vorgänge in seiner Schrift über die Schwestern Fröhlich mit der Vermutung, dass die Wiener Kritik nicht ganz unparteiisch gewesen sein dürfte. Denn schon kurze Zeit, nachdem Anna Fröhlichs Nachfolgerin, Mathilde Marchesi, als neue Gesangslehrerin am Konservatorium angefangen hatte, wurden die Schülerinnen, denen man unter Anna Fröhlich noch miserable Leistungen wegen des unzureichenden Unterrichts vorgeworfen hatte, von der Kritik überaus wohlwollend und günstig beurteilt.43 Anna Fröhlich hatte jedoch weiterhin zahlreiche Privatschülerinnen, die sie auch schon während ihrer offiziellen Unterrichtstätigkeit bei sich zu Hause ausgebildet hatte.
Aus den jungen Damen, die im Hause Fröhlich von Anna und Josephine unterrichtet worden waren, gingen einige sehr erfolgreiche Sängerinnen hervor, die in ganz Europa Konzerte gaben oder in Opernhäusern auftraten. Die Anziehungskraft dieser Unterrichtsstätte in der Spiegelgasse, wo die Fröhlich-Schwestern seit 1826 lebten und arbeiteten, lag aber in der besonderen Atmosphäre, die dort herrschte. Die Gesangschülerin Marie von Najmájer (1844- 1904), die später nicht als Sängerin, sondern als Schriftstellerin reüssierte, beschrieb kurz vor ihrem Tod für das Grillparzer-Jahrbuch 1904 ihre Erlebnisse bei den Schwestern Fröhlich. Trotz ihrer ungewöhnlichen Schüchternheit habe sie sich bei den drei Damen schon bald heimisch gefühlt, von denen ein Hauch von Mütterlichkeit, von reiner Güte und von echtem künstlerischen Schwung bei der größten äußeren Einfachheit ausgegangen sei.44 In dieser Atmosphäre konnte Marie von Najmájer ihre eigenständige Persönlichkeit entwickeln und sich ihrem eigentlichen Berufsziel, der Schriftstellerei, zuwenden, was ihr lange Zeit von der Mutter verwehrt worden war. In späteren Jahren engagierte sie sich gemeinsam mit der Frauenrechtlerin Marianne Hainisch für den Zugang von Frauen zu höherer Bildung.
Während Anna Fröhlichs aktiver Zeit erschienen regelmäßig Zeitungsartikel über die unter ihrer Leitung stattfindenden Schülerkonzerte, und besonders gewürdigt wurden die beiden von ihr geleiteten Benefizkonzerte zu Ehren Schuberts am 30. Januar und 5. März 1829. Den Erlös hatte Anna Fröhlich für die Errichtung eines Denkmals auf Franz Schuberts Grab gespendet. In späteren Jahren, nach ihrer Pensionierung, zollte man Anna Fröhlich immer wieder große Aufmerksamkeit wegen ihres karitativen Engagements. So berichteten die Zeitungen über den Verkauf ihrer Schubert-Autographe, mit deren Erlös sie die Errichtung eines Grillparzer-Denkmals in Baden unterstützte, und über verschiedene größere Geldspenden und Schenkungen. Im Jahre 1874 schenkte sie – wohl wegen ihrer Freundschaft mit der Ehefrau des damaligen Mozarteum-Direktors – ihre Musikaliensammlung dem Dommusikverein in Salzburg.45 1779 spendete sie große Summen an gemeinnützige Vereine46 und kurz vor ihrem Tode verfügte sie als letzte noch lebende Schwester die Gründung einer Schwestern-Fröhlich-Stiftung aus dem gemeinsamen Erbe. Viele Zeitungen brachten in Annas letzten Lebenstagen Notizen über ihr Befinden und schließlich am 13.
März die Todesnachricht. Am selben Tag brachte die Morgen-Post einen längeren Nachruf und darin auch einen Bericht über die Einrichtung der Schwestern-Fröhlich-Stiftung. Als Kuriosum sei eine sarkastische Notiz des Blättchens Kikeriki erwähnt, die den Tod der wohltätigen Anna Fröhlich zum Anlass nahm, gegen die undankbaren Gepflogenheiten der Nachwelt zu wettern: Zwar habe die Verstorbene ihr gesamtes Vermögen von achtzigtausend Gulden für karitative Zwecke hinterlassen, aber in den Gemeinden werde man wahrscheinlich jede Idee zu einer Ehrung abschmettern. Sollte zum Beispiel jemand eine Fröhlichgasse vorschlagen, würde es sofort heißen, „‚dass die Kommune dieses Fräulein Fröhlich gar nichts angehe.“ Ein solches Verhalten sieht der Autor in Übereinstimmung mit der üblichen Wiener Gepflogenheit, verdiente Persönlichkeiten „zu guter Letzt noch zu verunglimpfen. “ 47
Eine eigene Gasse hat Anna Fröhlich in Wien nicht bekommen, aber immerhin gibt es im zwölften Bezirk, Meidling, den 1928 erbauten Fröhlichhof, der nach ihr und ihren Schwestern benannt ist. Jedenfalls blieb sie, wenn auch von Legendenbildungen umwoben, nach ihrem Tode lange unvergessen.
Barbara Fröhlich (30.08.1797 – 30.06.1878)
Barbara Fröhlich wurde wie Anna in dem damals noch als Wiener Vorort geltenden Bezirk Wieden geboren und trat anfangs oft gemeinsam mit der älteren Schwester als Sängerin in den Konzerten auf, die im eigenen Hause oder in den musikalischen Zirkeln stattfanden. Beide Schwestern sind bereits 1814 im ersten Mitglieder-Verzeichnis der Gesellschaft der Musikfreunde als „ausübende Mitglieder“ aufgeführt.48 Barbara Fröhlich galt ebenfalls als besonders musikalisch begabt und beherrschte auch die Instrumente Klavier und Violine. Im Jahre 1816 sang sie erstmals eine kleine Hosenrolle in der Boieldieu-Oper Johann von Paris am Theater an der Wien und bekam für diesen Versuch in der Wiener Zeitschrift ein großes Lob vom Herausgeber Wilhelm Hebenstreit.49 Anders als die übrigen Schwestern legte sie später aber ihr Hauptaugenmerk auf die bildende Kunst, während sie die Musik nebenbei pflegte. Sie ließ sich zur Malerin und Zeichenlehrerin ausbilden und gründete mit dem Flötisten Ferdinand Bogner eine Familie. Bogner war ebenso wie Anna Fröhlich am Konservatorium als Dozent tätig und genoss einen hervorragenden Ruf als Musiker. Eigens für ihn schrieb Schubert Flötenvariationen über eines seiner Lieder.
Glänzende Kritiken waren Barbara, gewöhnlich Betty genannt, bei ihren musikalischen Auftritten stets sicher, und sie beteiligte sich auch noch Jahre nach ihrer Hinwendung zur Malerei an vielen Soireen sowie an kirchlichen Musikveranstaltungen. Als neben der Gesellschaft der Musikfreunde in mehreren Kirchengemeinden Wiens Kirchenmusikvereine gegründet wurden, durften ausschließlich liturgische Kompositionen in Kirchen aufgeführt werden. In Christine Blankens Buch Franz Schuberts „Lazarus“ und das Wiener Oratorium zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in dem es um die Schwierigkeiten Schuberts geht, mit einem Kirchenmusikwerk an die Öffentlichkeit zu treten, wird auf die Gründung eines der ersten Wiener Kirchenmusikvereine, St. Karl Borromäus in Mariahilf, bezuggenommen. Blanken zitiert Josef Dobner, der zum 50. Jahrestag des Eröffnungs-Gottesdienstes eine kleine Festschrift verfasste. In seinem Text erinnerte Dobner an dieses erste Auftreten des Vereins mit der Aufführung der C-Dur-Messe op. 86 von Beethoven am 17. Juli 1825. Unter den Mitwirkenden hob er Barbara – Betty – Bogner als eine der „vorzüglichsten Kräfte“ hervor.50
Eine erstaunlich liebevolle Charakterisierung der in der Literatur oft nur als launisch wahrgenommenen Künstlerin findet sich bei Hippolyth Freiherr von Sonnleithner (1814- 1897), der in einer kleinen Abhandlung über seinen Cousin Franz Grillparzer, entstanden im November 1883, auch von ihr erzählte.51 Barbara sei öfters in den Konzerten des Hofrats von Kiesewetter aufgetreten, wo sich in der Regel die Elite der Wiener Musikkenner traf. Bei allen, die dort das Glück hatten, sie singen zu hören, habe sie durch ihren edlen und ergreifenden Vortrag einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen. Da sie ihm, Hippolyth Sonnleithner, etwa ab 1836 ein ganzes Jahr lang Gesangsunterricht erteilt habe, fühle er sich berechtigt, diese außergewöhnliche Frau derart zu beurteilen.52
Auch im übrigen Text beschrieb der Autor, der sonst keineswegs zimperlich in der Beurteilung seiner Zeitgenossen war, seine Gesangslehrerin Barbara sehr liebevoll und äußerte große Bewunderung für ihre außerordentlichen Begabungen. Sie sei auch eine außergewöhnliche Violinistin und Bratschistin gewesen, die alljährlich zur Mette in der Michaelerkirche herrliche Bratschensoli vorgetragen habe. Sie habe überhaupt alles, was sie anfing, vollendet gekonnt, und ihre erstaunliche Vielseitigkeit sei geradezu bewundernswert gewesen. Nach Hippolyths Meinung war Barbara eine der talentvollsten Damen, die je gelebt haben, und sie sei die weitaus begabteste Fröhlich-Schwester gewesen. Im Gegensatz zu ihr sei ihr Ehemann Ferdinand Bogner zwar ein guter Flötenspieler, aber sonst nur schön und unbedeutend gewesen, und er habe der ordinären Gesellschaft und dem Bier zugesprochen.
Barbara war auch als Malerin sehr produktiv, und sie ist mit vielen eigenen Werken, die sie auch einige Male ausstellen konnte, bekannt geworden. Doch es ist bekannt, dass sie nicht nur die von ihr signierten Bilder sondern auch viele unsignierte Kopien von Miniaturen ihres Lehrers Moritz Michael Daffinger (1790-1848) geschaffen hat.53 Ihre künstlerischen Fähigkeiten haben Barbara Fröhlich auch dazu befähigt, den Beruf einer Zeichenlehrerin am Offizierstöchterinstitut auszuüben. Das genaue Datum ihrer Anstellung ist nicht bekannt, aber spätestens seit 1831 war sie dort bis zum Jahre 1850 erfolgreich tätig.54
Nach Barbaras Tod würdigte ihre Freundin, die zeitgenössische Schriftstellerin Auguste Littrow-Bischoff, ihre Leistungen mit einem großen Artikel in der Neuen Freien Presse unter dem Titel „Von Vieren die Letzte.“ Darin erwähnte sie aber auch, dass sich die große Künstlerin nach dem frühen Tod ihres Sohnes immer mehr vernachlässigte und so in ihren letzten Lebensjahren in eine zunehmende Verwahrlosung geriet. Am Ende habe sie als weiblicher Sonderling ihre Umwelt vollständig gemieden.55
Otto Erich Deutsch mochte sich nicht nur nicht Hippolyth Sonnleithners hymnischen Lobreden auf Barbara Bogner anschließen, sondern er ging in seinem Buch Schubert- Dokumente lieber von einem kompromittierenden Bild Barbaras aus, das lange Zeit überhaupt nicht auf sie zutraf. Erst einige Jahre nach dem Tod ihres Mannes, der bei Hippolyth Sonnleithner eher schlecht wegkommt, begann ihre traurige Verwandlung. Deutschs lapidarer Satz im Anhang seines Schubert-Buches - unter der Überschrift Spätere Erlebnisse der Personen des Schubert-Kreises – hat sich dagegen bis heute behaupten können und stellt geradezu eine unwürdig Verunglimpfung dieser großen Frau dar: „Bogner, Ferdinand (1786- 1846), lebte schlecht mit seiner Frau, der störrischen Barbara (siehe Fröhlich) und blieb Professor für Flötenspiel am Konservatorium“ 56
Dass sich Barbara Bogner in späteren Jahren zurückzog und immer bösartiger wurde, verschwieg allerdings auch Hippolyth von Sonnleithner nicht. Auch er führte ihren Verfall auf den Schicksalsschlag zurück, der sie zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes traf, auf den Tod ihres erst 21jährigen Sohnes Wilhelm im Mai 1848.57
Gegen Ende ihres Lebens, schrieb Hippolyth Sonnleithner, wurde Barbara Bogner „mürrisch, unverträglich, gehässig, geizig,“ und obwohl ihre Verhältnisse ihr ein gutes Auskommen erlaubt hätten, trat sie absichtlich so armselig gekleidet auf wie eine Bettlerin. Sie habe sogar ihr beträchtliches Vermögen an Wertpapieren vernichten wollen, da sie ihren Schwestern die Erbschaft nicht vergönnt hatte. Dies sei ihr aber nicht gelungen.
Trotz ihres unerfreulichen Endes war Barbara Bogner eine wichtige Repräsentantin des künstlerischen Lebens im Wiener Biedermeier. Sie hat sowohl das Wiener Musikleben in ihren jungen Jahren mit glänzenden Gesangsauftritten bereichert als auch später ihren Beruf als Kunstmalerin und Zeichenlehrerin mit großem Erfolg ausgeübt. Zu ihrem Nachlass zählen Porträts, Blumen und Miniaturbilder, die heute zum Teil im Wienmuseum ausgestellt sind.
Katharina Fröhlich (10.06.1800 – 03.03.1879)
Katharina Fröhlich hat vermutlich wie ihre Schwestern seit der Kindheit Unterricht im Klavierspielen und Singen erhalten. Dazu hat der regelmäßige Besuch von Theater- und Konzertveranstaltungen ihre künstlerischen Fähigkeiten wohl noch vertieft. Ab 1815 war sie bis in die 1820 er Jahre als „ausübendes Mitglied“ an den Veranstaltungen der Gesellschaft der Musikfreunde beteiligt.
Bei einem Hauskonzert im Hause des Bankiers Johann Heinrich Geymüller lernte sie Franz Grillparzer im Winter 1820/21 kennen.58 Noch im Jahr 1821 verlobten sie sich, aber es kam nie zur Heirat. Jedoch hat Grillparzer seiner „ewigen Braut“ in vielen seiner Werke und in seinen Tagebüchern ein Denkmal gesetzt. So nahm er sie zum Vorbild für die Bäckerstochter Barbara in seiner berühmten Novelle Der arme Spielmann. Und in Anspielung an ein wirkliches Erlebnis Katharinas, die als Kind dem Kaiser begegnete, tritt in seinem Stück König Ottokars Glück und Ende ein Kind auf, das dem Kaiser Blumen bringt und sich mit den Worten vorstellt: „Katharina Fröhlich, Bürgerskind aus Wien“.59 Nach einer ihrer ersten Begegnungen beschrieb Grillparzer Katharinas außerordentliche Begeisterungsfähigkeit für die Musik in dem Gedicht Als sie, zuhörend, am Klavier saß.
Ihr Verhältnis wurde in der Literatur des späten 19. Jahrhunderts häufiger diskutiert, zum Beispiel im Jahre 1884 von dem führenden Wiener Kulturkritiker Ludwig Speidel in einer Sonntagsausgabe der Neuen Freien Presse, und das Publikum zerbrach sich wie heute den Kopf über das prominente Paar: „...sie konnten einander nicht lieben und konnten von einander nicht lassen. [...] ...und jeder ahnte in ihrem Verhalten gegeneinander ein Rätsel.“60
Katharina war nie berufstätig, aber sie trat gelegentlich als Sängerin und oft als Klavier- Begleiterin ihrer Schwestern auf. Im Winter 1830/31 begleitete sie ihre Schwester Josephine auf einer Konzertreise nach Mailand, von wo aus sie regelmäßig über die dortigen Konzert- und Opernaufführungen berichtete. Dabei zeigte sich ihr hohes künstlerisches Beurteilungs- vermögen. Zuhause spielte sie für Grillparzer fast täglich Klavier. Und nicht zuletzt hatte sie eine große schauspielerische Begabung, die sie jedoch nicht nutzte. Katharina Fröhlich sah ihre Hauptaufgabe in der Führung des Haushalts für sich und die beiden Schwestern Anna und Josephine. Später umsorgte sie auch noch Franz Grillparzer von 1849 bis zu seinem Tod im Jahre 1872. In seinem Testament vom 26. Mai 1866 bestimmte Franz Grillparzer sie zur Alleinerbin seines Nachlasses und beklagte sich darin über Querelen mit den Familien seiner Brüder. Offensichtlich haben diese den Dichter am Ende veranlasst, seine Verwandtschaft vollkommen vom Erbe auszuschließen.61
Wie Marie von Ebner Eschenbach Kathi Fröhlich nach dem Tod Grillparzers erlebte, lesen wir in ihren Erinnerungen. Mit ihrer eigenwilligen Art der Formulierung beschrieb sie den Zustand der schwer leidenden Hinterbliebenen, die ihr vorgekommen sei „wie schon mitgenommen in die Unsterblichkeit.“ Katharina habe „heldenmütig“ gegen ihre Schwäche angekämpft, weil sie „aufrecht bleiben“ wollte, um den Nachlass Grillparzers ordnungsgemäß zu verwalten.62
Katharina Fröhlich betreute das ihr hinterlassene Erbe sorgfältig. Sie initiierte den Grillparzer- Preis und übergab die gesamte Hinterlassenschaft noch zu eigenen Lebzeiten dem heutigen Wienmuseum. Diesem vermachte sie auch das eigene Original-Mobiliar und -Inventar der Wohnung, in der Grillparzer so lange gelebt hatte. Sie selbst starb am 3. März 1879 in Wien.
J o s ephine Fröhlich (12.12.1803 – 07.05.1878)
Auch die jüngste Fröhlich-Schwester ist noch im Wiener Vorort Wieden geboren, wo sie von Anfang an mit einer musikalischen Orientierung aufwuchs. Schon im Alter von zwölf Jahren durfte sie mit ihren älteren Schwestern an Veranstaltungen der Gesellschaft der Musikfreunde Wien mitwirken. Im Jahr 1819, als ihre Schwester Anna am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde erstmals eine Klasse für Gesang unterrichtete, wurde auch Josephine als Schülerin in dieser Klasse aufgenommen. Noch als Schülerin sprang sie im Oratorium Das Leiden unsers Herrn Jesu Christ von Josef Weigl für eine erkrankte Sängerin ein und sang mit großem Erfolg deren Solopart.63
Leopold von Sonnleithner (1797- 1873, geadelt im Jahre 1828), der mit den Schwestern Fröhlich gut befreundet war, und der auch Franz Schubert bei ihnen eingeführt hatte, erwähnte in seinen seit 1861 erscheinenden Musikalischen Skizzen aus Alt-Wien 64 die Mitwirkung von Josephine und ihrer Schwester Barbara bei Aufführungen von Oratorien in den Jahren 1819 und 1820.65 Da ihr großes Talent schnell auffiel, sie hatte dieses auch schon vorher in privaten Hauskonzerten zeigen können, wurde sie 1821 an die Hofoper66 engagiert.
Ihr Debut hatte sie dort am 1. Juni 1821 mit der Rolle der Konstanze in Mozarts Entführung aus dem Serail.
Als Anfängerin hatte Josephine mit starkem Lampenfieber zu kämpfen, was ihr anfangs eine sehr unfreundliche Kritik einbrachte. Doch sie hielt ihr Engagement tapfer durch und trat nach einer zweiten Entführung bis zu ihrer letzten Vorstellung am 23. Juni 1822 noch in weiteren fünf Opern mit jeweils mehreren Aufführungen auf: fünfmal in Der kleine Matrose, zehnmal in Die Junggesellenwirtschaft, fünfmal in Die musikalische Akademie und einmal in Raoul, der Blaubart.
In ihrer Dissertation nennt Johanna Blaha hier auch zwei Aufführungen der Rossini-Oper Die Italienerin in Algier, zu denen sie jeweils ein Datum angibt und auch die dazugehörigen Theaterzettel gesehen haben will.67 Ich glaube jedoch, dass hier ein Irrtum vorliegt, und dass Blaha Josephines Rolle der Elvira der falschen Oper zugeordnet hat. Aus Johann W. Lemberts Taschenbuch für Schauspieler des Jahres 1822 geht hervor, dass Josephine von der Hofoper für die Rolle der Konstanze in Mozarts Entführung und für die Rolle der Elvira in Peter von Winters Singspiel Das unterbrochene Opferfest engagiert wurde. Von Rossinis Oper ist hier nicht die Rede.68 Und ich konnte auch tatsächlich eine Kritik zu Josephines Elvira im Opferfest vom 15. Juli 1821 finden. In der WIENER ZEITSCHRIFT vom 24. Juli 182169 wurde zunächst der männliche Hauptdarsteller wegen seines „unleidlichen“ Benehmens auf der Bühne gerügt, obwohl er „manches Lobenswerte“ geleistet habe. Dagegen wurde Josephine für ihren „angenehmen“ Gesang gelobt. Sie habe ihre schwierige Arie „mit Fertigkeit“ vorgetragen, und diese sei größtenteils „leicht und kräftig“ und dahingeflossen. Weiters hob das Blatt eine „glückliche Schattierung“ hervor und fügte noch hinzu, dass die Höhe „rein und sicher“ und nur „der Schluss etwas gewaltsam“ gewesen sei.70
Den vielleicht erfolgreichsten Auftritt im Kärntnertortheater dürfte Josephine im Jahre 1822 mit ihrer Rolle im Stück Die musikalische Akademie gehabt haben. Darin hatte sie zwar kaum zu singen, aber sie beeindruckte das Publikum damit, dass sie auf einem neu erfundenen Instrument, der „Physharmonika“, und gleichzeitig auf einem Klavier spielte. Dazu erschien eine Kritik im SAMMLER vom 9. Mai 1822, die von den angenehmen Klängen des neuen Instruments und dessen gutem Kontrast zum Klavier schwärmte. Das Fräulein Fröhlich habe damit viel Fertigkeit gezeigt und durch ihr Spiel mehr Beifall geerntet, als ihr durch den Gesang möglich sei.71
Die letzte Rolle Josephines am Kärntnertortheater war eine Hosenrolle in der Oper Raoul der Blaubart. Hier musste sie für ihre Rolle des Ritters Vergy wieder eine sehr barsche Kritik einstecken. Allerdings fand der Kritiker von vornherein, dass die „Darstellung des Vergy durch ein Frauenzimmer überhaupt keine glückliche Idee“ sei.72
Der bereits erwähnte italienische Tenor Giuseppe Siboni (1780-1839) war im Jahre 1810 nach Wien an die Hofoper gekommen, nachdem er einige Jahre an der Prager Oper engagiert gewesen war und an der Mailänder Scala gesungen hatte. Er war in mehreren Rollen begeistert gefeiert worden und hatte viele Kontakte geknüpft, darunter auch mit der Familie Fröhlich und mit Franz von Schober, dessen Schwester Ludovika er im Jahre 1811 heiratete. Unglücklicherweise verlor er seine junge Frau schon ein Jahr später durch einen Unfall. Siboni kehrte kurz nach Italien zurück, setzte aber bald seine Karriere in Wien bis 1814 fort. Danach unternahm er einige Konzertreisen und wurde 1823 in Kopenhagen zum Direktor der königlichen Singakademie bestellt. Eine glückliche Fügung führte ihn im Jahre 1823 wieder nach Wien, wo er Josephine singen hörte und sie nach Kopenhagen einlud. Sie folgte seiner Einladung, und am 7. Februar 1824, als Ignaz Franz Castelli in seinem Artikel Tagebuch aus W ien in der Dresdner Abend-Zeitung ohne genaue Namensnennung von den „vier Schwestern F-ch“ erzählte, konnte man darin lesen, dass es die jüngste Schwester im Gesang am weitesten gebracht habe. Sie sei erst im vergangenen Jahr von Herrn Siboni als großes Talent entdeckt worden und ihm nach Kopenhagen gefolgt. Dort befinde sie sich immer noch und mache täglich neue Fortschritte unter Sibonis Leitung.73
Giuseppe Siboni förderte Josephine Fröhlich in jeder Hinsicht, und schon im Januar 1824 durfte sie erstmals der königlichen Familie vorsingen. Sie erhielt die Erlaubnis für mehrere öffentliche Konzerte und für wiederholte Auftritte am dänischen Königshof. Ihr erstes großes eigenes Konzert am 11. Februar 1824 wurde ein durchschlagender Erfolg, über den auch die Zeitungen in Wien berichteten. Besonders lobend äußerte sich die Wiener Zeitung zu dem Auftritt: Die junge Wiener Sängerin, die bei Siboni in Kopenhagen weiter ausgebildet worden sei, habe ein großes Konzert im ausverkauften königlichen Theater gegeben. Dabei habe sich ihre Stimme kräftig und angenehm und ihr Vortrag „seelenvoll und in wahrhaft italienischem Geschmacke ausgebildet“ gezeigt.74
Josephine feierte noch weitere große Erfolge in Kopenhagen, bis sie nach einem letzten Konzert am 21. Mai 1825 die Heimreise mit ihrem Vater antrat, der eigens gekommen war, um sie zu begleiten. Es ging aber nicht sofort Richtung Wien, sondern Vater und Tochter reisten zunächst gemeinsam mit Siboni nach Christiania75 in Norwegen, wo zwei Konzerte im Juni und im Juli 1825 stattfanden. Danach besuchten sie noch zu dritt die Stadt Stockholm, und Josephine gab auch hier zwei Konzerte, am 8. und 17. September 1825.
Nach ihrer Ankunft in Wien beteiligte sich Josephine wieder an den Abendunterhaltungen der Gesellschaft der Musikfreunde, aber sie hatte nun auch die Möglichkeit, eigene Konzerte zu veranstalten. Eines dieser vielbeachteten Konzerte fand am 17. Februar 1826 im Saal der Niederösterreichischen Herrenstände (Landstände-Saal) statt. Die Wiener Zeitschrift veröffentlichte einen längeren Bericht über das Programm76 und sparte nicht mit höchstem Variationen für die Flöte (Drouet), vorgetragen von Hrn. Bogner Arie aus der Oper La donna del lago (Rossini) Polonaise für das Violoncell (Merk), gespielt von Hrn. Groß Lob für die Sängerin: Nach ihrer Rückkehr aus Kopenhagen habe die Stimme der Dlle. Fröhlich „an Wohllaut und Gediegenheit gewonnen,“ da sie dort ihre Ausbildung bei Giuseppe Siboni, dem in Wien unvergesslichen Sänger, fortgesetzt hätte. Seine bekannte gute Lehrmethode hätte zu höchsten Erwartungen berechtigt, und diese seien jetzt im Konzert „auf glänzende Weise erfüllt“ worden. Die Sängerin habe sich durch ihre Leistungen nicht nur einen Platz unter den ersten deutschen Sängerinnen erworben, sondern sie habe auch bewiesen, dass sie auf jeder italienischen Opernbühne eine ehrenvolle Stelle einnehmen könnte.77
Ebenso war im SAMMLER eine überschwängliche Kritik zu lesen, die sich von ihren bedeutenden Fortschritten überrascht zeigte und vom gewonnenen „Embonpoint“78 ihrer Stimme schwärmte. Josephine Fröhlich habe auch an „Zierlichkeit, Nettigkeit, Kühnheit und Sicherheit des Vortrages“ gewonnen, und außerdem wurden ihre Koloratur und ihre Art, Rezitative zu singen, gelobt. Sie sei in die tiefsten Geheimnisse ihrer Kunst eingeweiht worden. Der Beifall, den sie erhalten hatte, sei „nicht frei von Überraschung über so bedeutende Fortschritte gewesen.“ 79
Im Sommer 1827 sang Josephine Fröhlich erstmals das Ständchen D 921, das ihre Schwester Anna bei Schubert in Auftrag gegeben hatte. Schubert hatte hier einen Text von Franz Grillparzer vertont, und am 11. August 1827 wurde das Stück von Josephine und einem Frauenchor im Garten der Familie Gosmar zum Geburtstag der Tochter Luise80 mit großem Erfolg aufgeführt. Später durfte sie noch einige Male mit dieser extra für sie geschriebenen Komposition auftreten, unter anderem auch bei Schuberts einzigem eigenen Konzert am 26. März 1828. In den beginnenden 1830er Jahren beendete sie ihre Opernkarriere, nachdem sie in Mailand bittere Erfahrungen mit massiven Benachteiligungen gemacht hatte. Sie blieb aber dem Konzertpodium noch einige Jahre treu, und das Publikum zollte ihr weiterhin großen Beifall, so wie in den Jahren ihrer größten Erfolge, als sie in vielen Zeitungen stets lobend erwähnt und beurteilt wurde.
Variationen über ein Thema von Carafa (Siboni), eigens für die Konzertgeberin verfasst (entnommen aus: WIENER ZEITSCHRIFT, 25.2.1826, S. 7 (191)].
Nach einem ihrer letzten Auftritte, bei der Eröffnung des ersten eigenen Konzertsaales der Gesellschaft der Musikfreunde (Tuchlauben 12, damals Zum roten Igel) am 5. November 1831, brachte die Wiener Theater-Zeitung einen begeisterten Bericht und hob auch dieses Mal ihre Leistung besonders hervor.81 Josephine, die eine Arie von Rossini gesungen hatte, habe mit ihrer Virtuosität und „vollkommenen Herrschaft über die Kehle“ stürmischen Beifall geerntet. Vor allem lobte das Blatt die Tatsache, dass dem Publikum mit ihr als königlich dänischer Kammersängerin eine ehemalige Schülerin des Konservatoriums vorgestellt worden sei, die „einen bedeutenden Rang unter den Sängerinnen Deutschlands einnimmt, und so allen Schülern als Vorbild zur Nacheiferung dasteht“. Immerhin war der Musikvereinssaal ja auch für die Konzerte des Konservatoriums gedacht.82
Josephine Fröhlich hat während ihrer Karriere mehrere Ehrungen erhalten, darunter im Sommer 1829 den Titel einer „Königlich dänischen Kammersängerin“, der ihr sehr viel bedeutete, und den sie noch kurz vor ihrer Abreise aus Venedig bekam. Im März desselben Jahres war sie zum Mitglied der Società Apollinea in Venedig ernannt worden.
Sie lebte bis zu ihrem Tod unverheiratet mit den Schwestern Anna und Katharina in der ehemals elterlichen Wohnung in der Spiegelgasse 21. Dass Josephine nie verheiratet war, muss nicht heißen, dass es keine Anwärter auf eine mögliche Heirat gab. Doch die Diskretion der Schwestern, auch in ihren erhaltenen Briefen, wurde stets so gewahrt, dass darüber keine schlüssigen Aussagen zu machen sind. Immerhin gab es da Moritz von Sonnleithner,83 den Hauslehrer von Bettys Sohn Wilhelm, der eine Zeitlang täglich im Hause Fröhlich ein und aus ging. In seinem Artikel Briefe von Katharina Fröhlich an ihre Schwestern nannte ihn August Sauer „Pepis Verehrer“.84 Während ihres Aufenthaltes in Mailand schrieb er ihr zwischen Dezember 1830 und Februar 1831 neun Briefe, manchmal direkt aus dem Hause Fröhlich.
Doch Moritz starb bereits 1836 unerwartet im Alter von 31 Jahren. Sein Cousin Franz Grillparzer (1791-1872) verfasste für ihn die Grabinschrift.85
Von Josephine und ihren Schwestern sind einige Bildnisse erhalten, die jedoch gelegentlich falsch zugeordnet wurden. Auch Johanna Blaha fügte in ihrer Dissertation unter dem Namen Josephine ein Porträt Katharinas ein. In ihrem Internet-Artikel86 über Josephine Fröhlich hat Ingeborg Harer anstelle eines Porträts ein Gruppenbild gewählt, vielleicht weil auch sie hier unsicher war. Es gibt jedoch ein eindeutiges Indiz, an dem Josephine auf einer Kreidezeichnung von Bonifaz Heinrich zu erkennen ist: ein auffallendes schlaffes Augenlid über dem linken Auge. In seinem Bericht, wie er die Schwestern Fröhlich im Jahre 1841 kennenlernte, erzählte Gerhard von Breuning, selbst Arzt, dass er die Damen erstmals anlässlich eines gemeinsamen Besuchs mit seinen Freund Dieffenbach87 getroffen habe, als dieser von Josephine konsultiert wurde. Der Ruf dieses genialen Operateurs und Arztes habe sich in Wien so schnell verbreitet, dass er während seines fünfwöchigen Aufenthaltes zahlreiche Operationen durchführen musste, darunter auch die Korrektur des erschlafften linken Augenlides von Josephine Fröhlich.88
Nach Beendigung ihrer eigenen Gesangskarriere verlegte sich Josephine mehr und mehr auf das Unterrichten und konnte damit, ebenso wie ihre Schwester Anna, ein sehr gutes Einkommen erzielen. Im weiteren Verlauf begeisterte sie sich zunehmend für das Komponieren. Die größte Freude soll es ihr bereitet haben, wenn ihr neue Walzermelodien einfielen. Aus einem Brief Wilhelm Bogners an Grillparzer zitiert Johanna Blaha die Zeile:
„Tante Pepi ist ganz Walzer-Kompositeur.“ Auch Anna Fröhlich registrierte die neue Leidenschaft der jüngsten Schwester und schrieb in einem Brief an Katharina, die sich in Karlsbad aufhielt: „Pepi spielt ihre Walzer.“ Josephine selbst äußerte in einem Brief an Katharina die Hoffnung, dass bald ein öffentliches Konzert mit ihren Kompositionen stattfinden werde.89 Da heißt es: „Meine Walzer sind bereits angenommen von Schröder, und werden wahrscheinlich beim Zögemilz in Döbling vom Lanner-Orchester nach deiner Rückkunft aufgeführt.“90 Ob und wo ihre Stücke aufgeführt wurden, ist nicht belegt, aber die Tatsache, dass ihre Walzer meist in der Handschrift Leopold Sonnleithners vorliegen, lässt den Schluss zu, dass sie sehr wohl zumindest im privaten Freundeskreis gespielt wurden.
Im Mai des Jahres 1854 berichtete die Wiener Zeitung 91 über eine Aktion der Gesellschaft der Musikfreunde, zu der alle Wiener Komponisten eingeladen worden waren. Jeder hatte große Bögen bekommen, um darauf seinen Beitrag mit eigener Hand zu schreiben. Daraus sei nun eine Autographen-Sammlung entstanden, die kostbar und geschmackvoll zu einem edlen Musikalbum gebunden, der Kaiserin Elisabeth als Geschenk überreicht werden solle.92
Vorher sei das Werk aber noch für einige Tage in der Kunsthandlung Haslinger zu besichtigen. In dem Zeitungsartikel wurden alle Namen der beteiligten Komponisten in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt, darunter auch der Name „Josepha Fröhlich“.93 Diese eine Handschrift, die Josephine zum kostbaren Huldigungsband für die Kaiserin beigesteuert hat, ist überhaupt ihr einziges Autograph unter ihren wenigen erhaltenen Kompositionen.94
Ihre übrigen Werke sind von anderer Hand geschrieben, meist von der Leopold Sonnleithners.
In ihren Erinnerungen beschreibt Marie von Ebner-Eschenbach die ehemals hochbegabte und gefeierte Künstlerin Josephine Fröhlich als eine gütige, hilfreiche und unermüdliche Person, die sich nach dem Ende ihrer Karriere bescheiden zurücknahm, um sich nur noch für ihre Gesangsschülerinnen zu engagieren, „für sich selbst hatte sie keinen Ehrgeiz.“ Nur darauf sei sie stolz gewesen, dass sich einige ihrer Schülerinnen einen großen Namen machen konnten.95
Auch acht Jahre nach ihrem Tod und mehr als fünfzig Jahre nach ihren erfolgreichen Auftritten hatte Josephine immer noch ein hohes Ansehen in Kopenhagen. So heißt es in der Festschrift zum 50. Geburtstag des Kopenhagener Musikvereines, die Wiener Sängerin Josephine Fröhlich sei damals nach Kopenhagen gekommen, nicht um in erster Linie Konzerte zu geben, sondern um bei Siboni ihre Studien zu vervollkommnen. Dann sei sie aber in den Jahren 1824 und 1825 mehrmals aufgetreten und habe sowohl für ihren Vortrag als auch für ihre außergewöhnlich umfangreiche Stimme mit ihren tiefen Tönen und ihrer seltenen Schönheit große Bewunderung erfahren.96
Musikalischer Salon in Wien: Hauskonzerte und Schubertiaden
Um 1815 herrschte in Wien ein reges Konzertleben, das aber nur im privaten Rahmen gesellschaftlicher Zusammenkünfte stattfand. Nach dem Vorbild der vom Adel geführten literarischen Salons trafen sich hier bedeutende Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur zum gemeinsamen Musizieren in großen Privatwohnungen. Es war nun nicht mehr ausschließlich der Adel, der als Gastgeber auftrat, aber es gab auch kaum noch öffentliche Konzerte für ein zahlendes Publikum in Wien. Im Jahre 1803 war Gottfried van Swieten97 gestorben, der noch neben den Privatkonzerten vor geladenen Gästen im eigenen Hause auch regelmäßige öffentliche Sonntagskonzerte im Prunksaal der Hofbibliothek veranstaltet hatte. Zudem hatte er als großer Musik-Förderer seinen Zeitgenossen Haydn, Mozart und Beethoven zum Durchbruch verholfen. Und er war auch der Wegbereiter für einen neuen sozialen Umgang mit der Musik gewesen. Während man nämlich zu seiner Zeit üblicherweise nur neu geschaffene Musik unter der Mitwirkung des jeweiligen Komponisten in Konzertveran- staltungen präsentiert hatte, war er mit der Ansicht angetreten, auch Werke aus früheren Epochen zu kultivieren. Daraus entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts beim Publikum die Vorstellung, dass es sich bei den Kompositionen alter Meister um ein besonders wertvolles Kulturgut handelte, das in den folgenden Jahrzehnten immer mehr als die klassische Musik aufgefasst wurde. Was Gottfried van Swieten darunter verstand, hatte er 1799 in einem Brief an die Allgemeine Musikalische Zeitung beschrieben: eine gründlich gelernte Kunst, wie sie die alten Meister und nur wenige Zeitgenossen, die in deren Fußstapfen getreten seien, betrieben hätten.98
Nach van Swietens Tod war das öffentliche Konzertleben in Wien weitgehend versiegt, während jedoch das private Musizieren im wohlhabenden und gebildeten Bürgertum sehr lebendig blieb. Aber es waren nicht allein die zu Reichtum gekommenen Berufsgruppen, Beamte und Kaufleute, die sich zu den musikalischen Zirkeln zusammenfanden. Bildete sich hier auch langsam eine bürgerliche Identität heraus, so standen doch oft an der „Spitze einzelner Unternehmungen (gleichsam als deren ‚Qualitätsnachweis‘ und Legitimation) meist Mitglieder alter Adelsfamilien [...]“.99 Im Jahre 1808 berichteten die Vaterländischen Blätter für den österreichischen Kaiserstaat über dieses Phänomen: „Die Tonkunst wirkt hier täglich das Wunder, das man sonst nur der Liebe zuschrieb: Sie macht alle Stände gleich. Adelige und Bürgerliche, Fürsten und ihre Vasallen, Vorgesetzte und ihre Untergebenen sitzen an einem Pulte beisammen, vergessen über der Harmonie der Töne die Disharmonie ihres Standes.“ 100
Manche der bürgerlichen Träger dieses Kulturlebens, die ein großes Engagement und reichliche Geldmittel zur Verfügung stellten, wurden für ihre Verdienste auch geadelt. So zum Beispiel die Familie des Juristen und Universitätsprofessors Ignaz von Sonnleithner (1770-1831, geadelt 1828). Seit 1815 hatten in seinem Salon große Privatkonzerte stattgefunden,101 die von Leopold von Sonnleithner (1797-1873, geadelt 1828), dem Sohn des Hauses, im Auftrag seiner Eltern organisiert worden waren.
Diese regelmäßigen Konzerte der Familie („Musikalische Übungen“) hatte es im Gundelhof bis zum Tod der Mutter Anna102 im Jahre 1824 gegeben. Sie boten in erster Linie dem noch unbekannten Franz Schubert die Möglichkeit, seine Kompositionen einem größeren Freundeskreis vorzustellen. So fand dort auch am 1. Dezember 1820 die allererste Aufführung des Erlkönig D328 durch den Gesangsdilettanten August Ritter von Gymnich103 - mit Anna Fröhlich als Klavierbegleiterin - statt. Es war ein glänzender Auftritt, der die erste Herausgabe von Schubert-Kompositionen zur Folge hatte. Und schon am 25. Januar 1821 sang Gymnich den Erlkönig zum ersten Mal halböffentlich in Anwesenheit Schuberts in einer der Abendunterhaltungen des so genannten „kleinen Musikvereins“ im Hause Zum roten Apfel 104 in der Singerstraße. Der große öffentliche Auftritt des Hofopernsängers und Schubert- Freundes Johann Michael Vogl (1768-1840) mit dem Erlkönig folgte am 7. März 1821 im Kärntnertor-Theater im Rahmen einer von Dr. Joseph Sonnleithner105 veranstalteten Akademie. 106 Am Ende des Abends erwirkte das begeisterte Publikum eine Wiederholung der Erlkönig- Ballade . 107 Zwar verschaffte diese Aufführung Schubert den endgültigen Durchbruch als Komponist, aber wie Heinrich Kreissle von Hellborn, der erste Schubert- Biograph, berichtet, wurde dieses Ereignis durch das vorausgegangene Privatkonzert vom Dezember 1820 entscheidend begünstigt.
Johann Michael Vogl war dreißig Jahre älter als Schubert und hatte ihn im Jahre 1817 kennengelernt. Seitdem trat er mit Schuberts Liedern auch immer wieder in Hauskonzerten auf. Für die Musikabende im Gundelhof, die jeden Winter alle vierzehn Tage an Freitagen stattfanden, gab es stets ein großes Besucher-Interesse, wie Leopold von Sonnleithner in seinem Brief an Ferdinand Luib vom 1. November 1857108 berichtete. Nicht nur die besten Kunstfreunde und Künstler Wiens, sondern auch fremde Künstler seien gerne zu den Veranstaltungen gekommen, und die Zahl der Zuhörer habe stets mindestens 120 und darüber betragen. Man habe nur mit Mühe einen zu großen Andrang abwehren können.
Ein anderer Gastgeber regelmäßiger Hauskonzerte109 war der Leiter des österreichischen Hofkriegsrates Raphael Georg Kiesewetter (1773-1850), ein profunder Kenner der Musikgeschichte und Sammler von alten Partituren, der auf eine hochwertige klassische Tradition bedacht war.110 Seine historischen Konzerte, die er seit 1816 bis in die 1840er Jahre veranstaltete, erregten überall große Bewunderung. So erschien am 29. April 1841 in der Allgemeinen Wiener Musik-Zeitung ein Artikel unter dem Titel „Dem Verdienste seine Kronen“, der den hochangesehenen Initiator dieser Konzerte rühmte. Auch wenn die Klage über die Verflachung in der Kunst und speziell in der Musik immer lauter werde, so sei es doch falsch, den Berichten über das oberflächliche Treiben der Tonkunst in Wien Glauben zu schenken. Es gebe in dieser Stadt im Gegenteil noch „eifrige Verfechter des Ewigen in der Kunst.“ An vorderster Front dieser alten Garde stehe der musikalische Schriftsteller Hofrat Kiesewetter, der von allen wahrhaften Kennern und Freunden der Tonkunst hoch geschätzt werde.111 Kiesewetter, der auch in der Gesellschaft der Musikfreunde eine wichtige Rolle spielte – er war seit 1821 ihr Vizepräsident und zugleich erster Direktor des Konservatoriums, beschränkte seine Aktivitäten nicht auf seinen eigenen Salon, sondern beteiligte sich auch an den Veranstaltungen anderer Gastgeber, zum Beispiel im Hause des kunstsinnigen Juristen und Universitätsprofessors Johann Nepomuk Zizius (1772-1824), sowie in den anderen angesehenen Musiksalons von Josef Hochenadel (1755-1842),112 Ignaz von Sonnleithner und Simon Molitor (1766-1848). Letzterer war der erste Gitarrist, der sich wissenschaftlich mit der Geschichte der Wiener Hofkapelle und der Hofoper, aber auch mit der Geschichte seines Instrumentes, der „Biedermeiergitarre“,113 beschäftigte und eine Gitarrenschule verfasste. Auch in seinem Haus fanden Privatakademien mit Werken alter Meister statt. Im exklusiven Salon des Professor Zizius in der Kärntnerstraße war Beethoven öfters zu Gast. Später verkehrte dort auch Leopold von Sonnleithner.114
Im zweiten Teil seines Berichtes über Kiesewetters historische Konzerte lenkte August Schmid in seiner Allgemeinen Wiener Musik-Zeitung die Aufmerksamkeit auch auf die Leistungen der Schwestern Fröhlich, die sowohl im Salon der Familie Sonnleithner als auch im Hause Kiesewetter regelmäßig aufgetreten waren.115 Bei Raphael Georg Kiesewetter seien üblicherweise Künstler vom Fach gemeinsam mit ausgezeichneten Dilettanten am Werk, und der weibliche Chor bestünde aus den Schülerinnen der höchsten Gesangsklasse am Konservatorium unter der Leitung ihrer Lehrerin Nanette Fröhlich. Überhaupt hätten sich alle vier Schwestern Fröhlich hohe Verdienste „für die Kunst, namentlich für den Gesang“ erworben.116 Erstaunlicherweise wird diese Einschätzung eines Zeitgenossen von einigen heutigen Herren der Musikwissenschaft überhaupt nicht geteilt. Nur die Tatsache, dass auch Schubert die Schwestern häufig aufsuchte, wenn sie in der eigenen Wohnung in kleineren Gruppen musizierten, und dass Grillparzer eine enge Beziehung zu ihnen pflegte, sei ein Grund, diese Damen überhaupt in einem Lexikon zu erwähnen - so zu lesen auch noch in der nagelneuen MGG-Online-Ausgabe für 2017.117 Wäre die Familie Fröhlich wirklich so unbedeutend gewesen, müsste man sich fragen, warum Anna Fröhlich im Konservatorium schon 1819, nach zwei Jahren des Bestehens, für die dritte und höchste Gesangsklasse als einzige weibliche Professorin berufen wurde und über Jahrzehnte dort wirkte.
Nach Einschätzung Eduard Hanslicks ist das Dezennium 1810 bis 1820 angesichts der großen Zahl von aktiven Musikkreisen als die Blüte des musikalischen Dilettantismus in Wien anzusehen. Den besten Einblick in diese Zeit habe ein Mann geben können, der selbst als „besonders gesuchtes Mitglied“ an den Veranstaltungen der wichtigsten Privatzirkel beteiligt war: Leopold von Sonnleithner.118 Seinen persönlichen Erfahrungen, die er 1861 bis 1863 in der sechsteiligen Serie Musikalische Skizzen aus Alt-Wien 119 veröffentlicht hatte, konnte Eduard Hanslick für seine Geschichte des Concertwesens in Wien viele Informationen über diese privaten Konzertveranstaltungen entnehmen. Eine ganze Reihe von Veranstaltern, deren Namen heute zum Teil vergessen sind, machte sich neben den bereits erwähnten Musiksalons (Kiesewetter, Sonnleithner, Zizius, Hochenadel, Molitor) um den musikalischen Dilettantismus in Wien verdient. So war zum Beispiel ein von Sonnleithner besonders gewürdigter Salon auch die Wohnung der früh erblindeten Pianistin und Musiklehrerin Maria Theresia von Paradis (1759-1824). Mit ihren Schülern präsentierte sie exzellent vorbereitete musikalische Abendunterhaltungen an den Sonntagen der Advent– und Fastenzeit.
„Therese Paradies“ (Sonnleithner) hatte auch eine hervorragende Ausbildung als Sängerin, Pianistin und Komponistin genossen. Zu ihren Lehrern zählten Leopold Koželuh (Klavier), und Antonio Salieri (Harmonielehre). Im Jahre 1786 war sie als Pianistin von einer großen und erfolgreichen Tournee (durch Deutschland, Frankreich, England und Holland) nach Wien heimgekehrt und hatte sich von da an hauptsächlich der Komposition und dem Unterricht gewidmet. Sie wohnte im vierten Stock des Hauses Zum Schab-den-Rüssel 12 0 und durfte ein jährliches Gnadengehalt von 200 Gulden genießen, das ihr von der Kaiserin Maria Theresia verliehen worden war. Ihre Konzerte, die sie mit ihren Schülerinnen veranstaltete, wurden bereitwillig von vielen prominenten Kunstfreunden der Stadt mit Männerstimmen, Instrumentalbegleitungen und Einstudierungen unterstützt. Er selbst sei daran ebenfalls beteiligt gewesen, berichtet Leopold von Sonnleithner. Eine ihrer größten Produktionen war Joseph Haydns Schöpfung, in der die Orchesterpartie für zwei Klaviere eingerichtet worden war, und an der Leopold Sonnleithners Vater Ignaz als Sänger teilnahm.121
In sehr kleinem Rahmen hatte hingegen die Hausmusik in Franz Schuberts Elternhaus angefangen. Nach der ersten musikalischen Ausbildung durch den Vater wurde Franz Sängerknabe im Chor der kaiserlichen Hofkapelle und bekam dadurch einen Platz als Stipendiat im Wiener Akademischen Gymnasium und im angeschlossenen Schülerheim, dem so genannten k. k. Stadtkonvikt, wo er von 1808 bis 1813 bleiben konnte und zur intensiven Beschäftigung mit vielen Sparten der Musik angeregt wurde.122 Im Alter von sechzehn Jahren kehrte er ins Elternhaus zurück und wurde für drei Jahre Schulgehilfe bei seinem Vater. Er pflegte nur mit wenigen Familien enge Kontakte, da er – nach der Schilderung Heinrich Kreissles – eher schüchtern und wortkarg war.123 Mit seinen Jugendfreunden aus der Schulzeit traf er sich gerne zwanglos im Gasthaus, aber es gab auch einen kleinen Freundeskreis der Familie, der sich zweimal wöchentlich zur musikalischen Unterhaltung versammelte, „meist auf dem Gebiet der Quartettmusik.“124
Im weiteren Verlauf stellten wohlhabende Bürger der Gruppe Räume zur Verfügung, wo sie sich zu einem kleinen Orchester entwickeln konnte, das im Jahre 1818 bereits Sinfonien von Haydn, Mozart und Beethoven und anderen Komponisten vorzutragen imstande war.125 Weitere Details über den Werdegang dieses Privatorchesters finden sich in den Musikalischen Skizzen Leopold Sonnleithners: Ungefähr ab 1814 erhielt der kleine Verein die Möglichkeit, in der Wohnung des Kaufmannes Franz Frischling126 zu musizieren, und ab Herbst 1815 stellte ein ehemaliges Mitglied des Burgtheater-Orchesters, der Dirigent Otto Hatwig (1766- 1834), seine Wohnung im Schottenhof 127 zur Verfügung und übernahm die Leitung des Orchesters.128 Im Frühjahr 1818 übersiedelte Hatwig mit seiner Wohnung in den Gundelhof – Ursache dürfte der in nur wenigen Quellen überlieferte Großbrand129 im Schottenhof gewesen sein – und nahm zugleich die Gesellschaft dorthin mit.
Sonnleithners Musikalische Skizzen liefern eine umfassende Beschreibung zur Zusammensetzung des Orchesters in diesen letzten Jahren – bis 1820 – seines Bestehens. Zu der inzwischen recht angewachsenen Orchestergemeinschaft gehörte neben den Brüdern Franz und Ferdinand Schubert und neben renommierten Berufsmusikern wie Otto Hatwig, Eduard Jaëll und Josef Prohaska auch ein leidenschaftlicher Dilettant am Kontrabass wie der Kaufmann und Kunstfreund Anton Röhrich. Er sammelte auch im eigenen Hause eine kleine Schar für Orchesterübungen und beteiligte sich, wo es nur ging, an musikalischen Produktionen jeglicher Art. 130
Im Jahre 1819 erfolgte wegen Erkrankung Otto Hatwigs erneut ein Umzug des Orchesters, diesmal in die ebenfalls unentgeltlich zur Verfügung gestellte Wohnung des Großhandels- Spediteurs Anton Pettenkofer am Bauernmarkt,131 und das Orchester bekam noch einmal professionellen Zuwachs durch den neuen Orchsterleiter, Hofgeiger Josef Otter, und durch seinen Sohn Ludwig, sowie durch den „vorzüglichen“ Flötisten Ferdinand Bogner, den späteren Ehemann Barbara Fröhlichs. In dieser letzten Phase seines Bestehens gelangen dem kleinen Privatorchester ein paar größere Würfe, darunter Händels Messias HWV 56 und die beiden Oratorien von Haydn Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob.XX:1 und Die Schöpfung Hob. XXI:2. An der im privaten Rahmen der Pettenkofer-Wohnung aufgeführten Schöpfung am 13. April 1820 waren auch die Schwestern Barbara und Josefine Fröhlich als Gesangssolistinnen beteiligt. Ein Lotterie-Hauptgewinn veranlasste jedoch den Wohnungsbesitzer Pettenkofer, noch im selben Jahr ein Landgut zu erwerben und von Wien wegzuziehen. Dieser Verlust des Veranstaltungsortes bedeutete das Aus für das Orchester, und auch Pettenkofer brachte sein Gewinn kein Glück, da er ihn nicht angemessen verwalten konnte. Nach wenigen Jahren starb er verarmt.132
Durch seine Bekanntschaft mit Leopold Sonnleithner, der in der Wohnung seiner Eltern im Gundelhof seit 1815 ebenfalls einen Orchesterverein betrieb, eröffnete sich für Franz Schubert die Möglichkeit, auch in diesem Kreis seine Kompositionen zur Aufführung zu bringen. In späteren Jahren wurden diese offiziellen Versammlungen, bei denen Schuberts Musik im Mittelpunkt stand, als Schubertiade bezeichnet. „Freitags hielten wir eine Schubertiade“ – dieser Satz sei in der Korrespondenz der Schubert-Freunde Spaun133, Schober und Schwind134 oft vorgekommen, schrieb Max Friedländer 1887 in seiner Dissertation über Schubert.135
Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Das Musizieren von Dilettanten in vielen kleinen Kreisen wurde mit der Zeit als unbefriedigend empfunden,136 und so kam es schließlich zur Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Es begann ein musikalischer Siegeszug, der zur Zeit, als Eduard Hanslick seine Geschichte des Concertwesens schrieb, bereits vorauszusehen war, denn schon im Januar 1870 gab es die glänzende Eröffnung des neuen Großen Musikvereinssaales, der bis heute als einer der schönsten und akustisch besten Säle der Welt gilt.
Die Gründung der Gesellschaft der österreichischen Musikfreunde (GdM) erfolgte Ende 1812 mithilfe von zwei großen Konzertveranstaltungen, deren Erlös der GdM zugedacht war. Als Mitbegründer des Vereins gilt Joseph Sonnleithner (1766-1835), der Bruder von Ignaz Sonnleithner137 und Anna Franziska Sonnleithner.138 Er war damals Sekretär der kaiserlichen Wiener Hoftheater, des Burgtheaters und des Kärntnertortheaters (Hofoper). Über die Vorgeschichte dieser Vereinsgründung erzählte August von Böhm 1908 in seiner Festschrift zum fünfzigjährigen Singvereins-Jubiläum, dass im Jahre 1811 unter der Patronanz Joseph Sonnleithners139 die Gesellschaft adeliger Frauen zur Beförderung des Guten und des Nützlichen gegründet worden war. Diese Gesellschaft veranstaltete am 12. April 1812 ein Dilettantenkonzert, dessen Einnahmen zur Linderung der Not von Blinden und Augenkranken bestimmt war. Durch die unerwartet hohen Einnahmen aus dem Konzert kam man auf die Idee, dass auch die zahlreichen Musikfreunde in Wien einen Verein gründen und mit diesem „zugleich der Musik und der Humanität“ dienen sollten. Als Sponsorinnen dieser Vereinsgründung erklärten sich die Mitglieder der genannten Gesellschaft adeliger Frauen bereit, nochmals ein Konzert zu veranstalten, das diesmal noch viel größer ausfallen und dessen Einnahmen erneut zur Unterstützung der Notleidenden bestimmt sein sollten.140
Als Programm wählte man für das „Monstrekonzert“ Händels Alexanderfest HWV 75, in deutscher Sprache unter dem Titel Timotheus oder Die Gewalt der Musik. Till Waidelich beschreibt in seinem Essay Massen für die Musen, wie sich die Musikstadt Wien mit einem noch nie dagewesenen Großaufgebot an musizierenden Dilettanten in Szene setzte. Schon bei den Proben seien knapp 620 Sänger und Instrumentalisten beteiligt gewesen,141 und schließlich hätten an zwei Konzertabenden – am 29. November und am 3. Dezember 1812 – rund 650 Personen in der k. k. Hofreitschule142 mitgewirkt, wo es auch genügend Platz für die rund 5000 Besucher dieses Großereignisses gab. „Er war ein Ereignis von europäischem Rang – und die Geburtsstunde der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.“ 143 Ohne die große und weit in die Zukunft reichende Bedeutung dieses Geschehens zu ahnen, würdigten es alle zeitgenössischen renommierten Publikationen mit ausführlichen Berichten. Auf den Punkt brachte es DER SAMMLER, ein Wiener „Unterhaltungsblatt“, das am 5. Dezember 1812 mit Stolz bekanntgab, es sei den Veranstaltern gelungen, „einen Genuss zu verschaffen, den wahrscheinlich keine Stadt in Europa zu geben imstande ist.“ 144
In den Statuten hatte sich der neu gegründete Verein den offiziellen Namen Gesellschaft der M usikfreunde des Österreichischen Kaiserstaates gegeben. Zum Verein gehörten die „unterstützenden“ und die „ausübenden Mitglieder“. Letztere hatten für die so genannten Musikalischen Abendunterhaltungen zu sorgen, aber sie durften keine Berufsmusiker sein. Über sie hieß es in den Statuten, dass sie „den Selbstbetrieb und -Genuss der Musik und die Beförderung der Geselligkeit unter den Kunstliebhabern unserer Residenzstadt zum Zwecke“ hätten. Sie durften aus maximal siebzig Personen bestehen und sollten einerseits in Privatwohnungen zusammenkommen, „um sich mit Musik und anständiger Konversation zu erheitern.“ Andererseits mussten sie sich als „ausübende Mitglieder“ verpflichten, regelmäßig bei den Konzerten mitzuwirken, wenn sie dazu aufgefordert wurden.145 Weibliche Mitglieder, zu denen schon 1814 die beiden ältesten Fröhlich-Schwestern Anna und Barbara zählten, hatten gegenüber den Männern eingeschränkte Rechte. Sie fungierten lediglich als „ausübende Mitglieder“ und konnten nicht als „wirkliche Mitglieder“ in den Repräsentantenkörper gewählt werden.
Die strenge Beschränkung auf Dilettanten in den Konzerten hatte auch dazu geführt, dass Franz Schuberts Aufnahmeantrag vom 5. März 1818 zunächst abgelehnt wurde, weil man keine professionellen Musiker als Mitglieder haben wollte. Dies wurde später geändert, und ab 1821 war Schubert als Pianist und Bratschist „ausübendes Mitglied“ der Gesellschaft der Musikfreunde. Im Jahre 1825 wurde er als „Ersatzmann“ für den Repräsentantenkörper der Gesellschaft der Musikfreunde aufgenommen, und schließlich am 12. Juni 1827 als „wirkliches Mitglied“ in diesen hineingewählt.146
Bei den ersten eigenen Konzerten der Gesellschaft der Musikfreunde, die seit dem Winter 1815-16 veranstaltet wurden, handelte es sich um vier große öffentliche Konzerte pro Jahr, die so genannten Gesellschaftskonzerte, die von da an bis zum Jahre 1869 regelmäßig stattfanden.147 In seinem 1871 entstandenen Rückblick auf die Geschichte der Gesellschaft der Musikfreunde gab Carl Ferdinand Pohl eine summarische Übersicht über diese Konzerte, die in diesem Zeitraum von 54 Jahren eine Gesamtzahl von 215 erreichten. 14 8 Als Aufführungsort diente – für die ersten beiden Konzerte – der kaiserliche kleine Redoutensaal, und danach wegen des großen Andrangs der große Redoutensaal.149
Neben diesen großen Veranstaltungen wurden im Jahre 1818 die kleineren Musikalischen Abendunterhaltungen eingeführt, die ursprünglich nur für Mitglieder der GdM zugänglich waren.150 Sie fanden immer an Donnerstag-Abenden statt, und da die Gesellschaft noch keinen eigenen Konzertsaal besaß, mietete man hierfür große Säle in Privatwohnungen, ursprünglich im Haus Zum roten Apfel in der Singerstraße151 den so genannten „kleinen Musikvereinsaal“, den der österreichische Beamte Johann Baptist von Lang (1736–1821) für Konzerte zur Verfügung stellte. Im Jahre 1819 habe man im „ Müllerschen Kunstsaal am rothen Thurm“ musiziert,152 und im Jahre 1820 im Gundelhof der Familie Sonnleithner. Ab dem Jahre 1822 wurden die Musikalischen Abendunterhaltungen im Haus Zum roten Igel 153 veranstaltet, das der Gesellschaft von Franz Xaver Graf Kolowrat vermietet wurde. Daneben konnte noch ein weiterer Konzertsaal genutzt werden, der Landstände-Saal, der sich im Niederösterreichischen Landhaus ( Wien I, Herrengasse 13) befand. Hier sang einige Jahre später auch Josephine Fröhlich als Veranstalterin ihres eigenen großen Konzertes am 17. Februar 1826, nach ihrer Rückkehr aus Dänemark.
Mit dem Haus Z um roten Igel hatte die Gesellschaft der Musikfreunde endlich eine Bleibe für längere Zeit, nämlich bis zum Jahre 1829, und danach konnte das Gebäude vom Verein gekauft werden. An seiner Stelle wurde sofort ein größeres Gebäude mit Geschäftsräumen für die Musikfreunde und mit einem Konzertsaal für 700 Besucher erbaut. Während der Zeit des Umbaus wurden die Abendunterhaltungen ausgesetzt, bis am 4. November 1831 die feierliche Eröffnung stattfinden konnte. Zu den Mitwirkenden gehörte auch Josephine Fröhlich, die sehr erfolgreich mit einer Arie aus Rossinis C enerentola auftrat, und es waren auch Schülerinnen des Konservatoriums beteiligt.
Da die Gesellschaft der Musikfreunde mehr sein wollte als ein bloßes „Dilettantenkonzert“,154 war die Gründung des Konservatoriums schon von allem Anfang an beschlossene Sache. Es sollte als eine „bleibende Pflanzschule“ für die Heranziehung guter Orchestermusiker dienen. Die erste Unterrichtseinheit war aber erst im Jahre 1817 – zunächst nur mit der ersten Gesangsklasse – eröffnet worden. Im Jahre 1819 erhielt auch bereits Anna Fröhlich ihren Lehrauftrag am Konservatorium, im selben Jahr, in dem erstmals ein Violinunterricht erteilt wurde. Weitere Orchesterinstrumente kamen im Jahre 1821 hinzu, und ab 1823 konnten öffentliche Prüfungskonzerte155 abgehalten werden, die beim Publikum begeisterte Aufnahme fanden.
Anna Fröhlich übte ihre Lehrtätigkeit über Jahrzehnte – mit einer kurzen Unterbrechung – bis zum Jahr 1854 aus. Ihre nicht zu unterschätzende Bedeutung zeigt sich gerade hier in ihrer Rolle als erfolgreiche Gesangsprofessorin an der ersten öffentlichen Musikschule Wiens. Ihr Fach, in dem sie bereits im dritten Jahr des Bestehens die höchste Ausbildungsklasse übernommen hatte, war das überhaupt erste von Hofkapellmeister Salieri eingerichtete Unterrichtsfach.156
Die weitere Geschichte der Gesellschaft der Musikfreunde wurde zu einem Siegeszug der bürgerlichen Gesellschaft, die es ohne wesentliche Unterstützung durch den Adel geschafft hatte, ein funktionierendes Musikleben in Wien zu etablieren und zu erhalten.
Der Freundeskreis
F ranz Schubert (31.01.1797-19.11.1828)
In seinem Buch Schubert, Zeugnisse seiner Zeitgenossen, konnte Otto Erich Deutsch auf die Korrespondenz des Wiener Publizisten Ferdinand Luib157 zurückgreifen, die sich heute als Teil-Nachlässe in den HS-Sammlungen der Wienbibliothek im Rathaus und des Wiener Stadt- u. Landesarchivs befindet. Dazu kam auch der Bericht von Gerhard von Breuning, der zwar Schubert nicht persönlich kannte, aber von den Schwestern Fröhlich vieles über ihn erfahren konnte. Er kam in Deutschs Buch mit folgender kleinen Erzählung zu Wort, die ihm Anna Fröhlich berichtet hatte. Der Advokat Dr. Leopold Sonnleithner158 kam eines Tages mit einigen Liedern Schuberts zu einem Hauskonzert der Fröhlichs und erklärte, dass die Lieder von einem jungen Menschen kämen und sehr gut seien. Daraufhin setzte sich Katharina Fröhlich gleich zum Klavier und versuchte, die Begleitung zu spielen. Ein anderer Gast, August Ritter von Gymnich, fragte Katharina, ob dies ihre Phantasie sei, so etwas Herrliches und Außergewöhnliches. Daraufhin wollten alle diese Musik kennenlernen, und man sang gemeinsam stundenlang die neuen Lieder. Einige Tage später brachte Sonnleither Schubert selbst zu den Fröhlichs, und danach kam dieser sehr oft zu ihnen.159
Schubert pflegte nur mit wenigen Familien enge Kontakte, da er nach der Schilderung Heinrich Kreissles eher schüchtern und wortkarg war. Mit seinen Jugendfreunden aus der Schulzeit traf er sich gerne zwanglos im Gasthaus, aber es gab auch jede Woche eine offizielle Versammlung zum gemeinsamen Musizieren, die schon bald Schubertiade genannt wurde: Als er anfing, durch seine Kompositionen bekannter zu werden, musste Schubert gelegentlich Einladungen in „musikliebende Kreise“ annehmen, obwohl er ungerne Gesellschaften besuchte. Aber wenigstens blieb die Anzahl derer, mit denen er wegen seiner musikalischen Aktivitäten in Kontakt treten musste, eher gering, und meist stand er mit ihnen auch aus freundschaftlichen Gründen in einem näheren Verhältnis. Als Familien, die dazu gehörten, nannte Kreissle in seiner Schubert-Biographie vorrangig die Namen Grob, André, Eszterházy, Schober, Sonnleithner, Fröhlich, Spaun und Kiesewetter.160
Über die Freundschaft Schuberts mit Anna Fröhlich berichtete auch Leopold von Sonnleithner in Otto Erich Deutschs Schubert - Erinnerungen seiner Freunde. Er erzählte, dass er selbst Schubert mit Anna Fröhlich bekanntgemacht habe, und dass dieser später „mehrere köstliche Sachen für mehrere Weiberstimmen“ auf Annas Bitte hin komponiert habe. Anna sei die Musiklehrerin von Luise Gosmar, seiner späteren Gattin, gewesen, die damals mit ihren Eltern die Sommerzeit in Unterdöbling verbracht habe.161
Um dieser Luise zum Geburtstag eine Freude zu machen, veranstaltete Anna Fröhlich im Garten der Familie Gosmar am 11. August 1827 eine Nachtmusik im Freien, wo sie mit Luises Mitschülerinnen erstmals das Ständchen aufführte. Eigens für diese Veranstaltung hatte sie bei Grillparzer den Text und bei Schubert die Musik erbeten. Als dieser Grillparzers Gedicht bekam, las er es einige Male und sagte dann sofort: „Ich hab’s schon, es ist schon fertig. Es wird recht gut werden.“ Wie Sonnleithner weiter berichtete, kam Schubert nach nur einem oder zwei Tagen mit der fertigen Komposition zurück.162
Auch aus Annas eigener Erzählung ist diese Geschichte des Ständchens bekannt: Schubert hatte ihr zwar, wie gewünscht, ein für Josephine vorgesehenes Solo für Mezzosopran geschrieben, aber mit einem Chor aus Männerstimmen. Sie sagte ihm darauf: „Nein, Schubert, so kann ich es nicht brauchen. Sie müssen mir den Chor für Frauenstimmen machen.“ Und Schubert benötigte wieder nur wenige Tage, um das Stück umzuschreiben.163
Den 23. Psalm D 706, der auch zu den genannten „köstlichen Sachen für mehrere Weiberstimmen“ gehörte, hatte Schubert als Quartett bereits im Jahre 1820 für die vier Frauenstimmen der Fröhlich-Schwestern geschrieben. Diese sangen den Psalm in Hauskonzerten, und Anna Fröhlich führte ihn mit ihren Gesangsschülerinnen mehrmals bei Prüfungskonzerten des Konservatoriums auf, erstmals am 30. August 1821 im Gundelhof. Die erste öffentliche Aufführung fand erst am 7. Februar 1828 im Musikvereinssaal Unter den Tuchlauben statt.
Der 23. Psalm D 706 und das ebenfalls für die Fröhlich-Schwestern komponierte Ständchen D 921 spielten für Schubert auch noch einmal am Ende seines Lebens eine Rolle, als er, durch anhaltendes Fieber und Schlaflosigkeit geschwächt, das Bett nicht mehr verlassen konnte. Walter Dahms beschreibt in seiner Schubert-Biographie, wie der Komponist acht Tage vor seinem Tode seinen Freund Joseph Ritter von Spaun mit einer Abschrift des Ständchens D 921 beauftragte, die dieser dem Cäcilien-Chor in Lemberg zukommen lassen sollte. Der von Franz Xaver Mozart gegründete Chor hatte von Schubert bereits eine Kopie des 23. Psalms D 706 zugeschickt bekommen und ihm daraufhin ein warmes Dankschreiben übermittelt.164
Zu den berühmtesten Instrumentalstücken Schuberts gehört das Klaviertrio Es-Dur op. 100 D 929 aus dem Jahre 1827. Über die Vorgeschichte dieser Komposition hat Heinrich Kreissle von Hellborn, der erste maßgebliche Schubert-Biograph, seine Informationen vor dem Erscheinen seiner Aufzeichnungen im Jahre 1865 von Leopold von Sonnleithner bekommen. Demnach habe Schubert das Andante-Thema des Stückes von einem schwedischen Volkslied übernommen. Die offizielle Premiere des Trios (D 929) hatte bei Schuberts erstem und einzigem öffentlichen Konzert am 26. März 1828 stattgefunden, und dort war es als ein ganz neues Werk präsentiert worden. Das Trio war aber nicht so neu, wie Schubert selbst es in seinem ersten und einzigen öffentlichen Konzert vorstellte, denn es war bereits einige Monate vorher erstmals aufgeführt worden, nämlich am 26. Dezember 1827 in einer Veranstaltung der Gesellschaft der Musikfreunde.165
Ungefähr zehn Jahre nach Kreissles Veröffentlichung erfuhr auch Gerhard von Breuning von Anna Fröhlich166 , wie dieses Klaviertrio entstand: der schwedische Sänger Isak Albert Berg,167 ein Schüler Sibonis, sei auf seiner Tournee nach Wien gekommen, um im Kärntnertortheater aufzutreten. Irrtümlich nannte Anna Fröhlich hierfür das Jahr 1826. Frühestens dürfte er aber erst kurz vor seinem ersten Auftritt am 18. September 1827 eingetroffen sein.168 Berg hatte von Giuseppe Siboni eine Empfehlung für Josephine Fröhlich erhalten und kam während seines einige Monate dauernden Aufenthalts oft zu ihrer Familie zu Besuch. Anna erzählte Breuning, dass Isak Berg sehr schöne schwedische Lieder komponiert hatte, die er im Hause Fröhlich auf dem Klavier vorspielte. Schubert sei von dieser Musik so entzückt gewesen, dass er immer wieder fragte, „Kommt der Berg? Nun, dann komme ich auch ganz gewiss.“ Er habe sich dann immer auf den Stuhl neben dem Kanapee gesetzt, dem Klavier gegenüber, und dem schwedischen Gast mit sichtbarem Vergnügen zugehört. Eines der Lieder habe ihm so ganz besonders gefallen, dass er das Thema für eines seiner Quartette verwendet habe.169
Abgesehen davon, dass Anna Fröhlich hier fälschlicherweise von einem Quartett sprach, hatte sie wohl insofern Recht, als sie das Lied Isak Albert Bergs nicht wie Sonnleithner für ein schwedisches Volkslied, sondern für dessen eigene Komposition hielt. Otto Ernst Deutsch erwähnte dies in einer dazugehörigen Fußnote170 und gab Sonnleithner nur dahingehend recht, dass Schubert das schwedische Thema tatsächlich für den zweiten Satz seines Es-Dur- Klaviertrios D 929 übernommen hatte. Dieses Werk war das Hauptwerk in Schuberts Konzert am 26. März 1828, dem Tag, der zugleich der erste Todestag Ludwig van Beethovens war. So bekam das Klaviertrio Es-Dur D 929 später eine symbolische Bedeutung für Schubert in der Nachfolge Beethovens.
Als Gerhard von Breuning im Oktober 1876 die Fröhlich-Schwestern besuchte, kam er auf Schuberts Komposition Gott in der Natur D 757 zu sprechen, die er am Tag vorher in einem Konzert mit dem Wiener Männergesangsverein gehört hatte. Als Anna ihm aufgeregt sagte, „Das hat er für mich geschrieben“, wunderte sich Breuning, weil er das Stück ja mit Chor und Orchester gehört hatte. Und Anna erklärte ihm, dass es sich ursprünglich um ein Quartett gehandelt habe, und dass Schubert auf die Idee, dieses Quartett zu schreiben, durch den mehrstimmigen Gesang der Schwestern gekommen sei, als diese für ihn Verschiedenes aus der Zauberflöte vorgesungen hatten. Schubert hatte darauf mit den Worten reagiert, „O mein, was ist das für ein Genuss! Aber ich weiß jetzt schon, was ich tue.“ Und kurze Zeit später habe er ihr die Quartette Gott ist mein Hirt D 706 und Gott in der Natur D 757 gebracht.
„Das sind die zwei Quartette, wovon ich das Manuskript auch dem Nikolaus Dumba verkauft habe. “ 171
Schubert ließ sich also gerne für seine Arbeit inspirieren, sei es, dass ihn die Mozart-Terzette zu den Quartetten anregten, sei es, dass ihm durch Beethoven die Ideen zu seinen eigenen Symphonien kamen. Es mussten aber nicht immer die ganz großen Vorbilder sein, die ihn begeistern konnten. So fand ja auch, wie schon berichtet, das kleine Lied des schwedischen Sängers Isak Albert Berg seinen Niederschlag bei ihm. Schubert hatte grundsätzlich immer große Freude daran, wenn er anspruchsvolle Musik von anderen Komponisten zu hören bekam. Andererseits konnte es ihm schon einmal zu viel werden, wenn ihm nur seine eigenen Lieder vorgesungen wurden. So rief er einmal, als man damit nicht aufhören wollte, ungeduldig aus: „Nun, nun, jetzt ist's aber schon genug, jetzt wird's mir schon langweilig.“ 172
Schubert war sich wohl selbst nicht seiner eigenen Bedeutung auf dem Gebiet des Liedes bewusst. Das war etwas völlig Neues, das es bisher so noch nicht gab. Eduard Hanslick schrieb darüber, man dürfe nicht vergessen, dass Schubert ausgerechnet in der Liedkomposition brillierte und damit in einem Genre seine Karriere begann, „welches damals noch nicht in das öffentliche Konzertleben aufgenommen war.“ Zum ersten Mal war ein Lied Schuberts am 28. Februar 1819 im Rahmen eines Geigenkonzertes öffentlich vorgetragen worden. Dabei handelte es sich um eine Akademie des Geigers Eduard Jaëll (1793-1849). In deren Rahmen sang der Tenor Franz Jäger (1796-1852) Schäfers Klagelied D 121. Und später, ab etwa 1821, wurden weitere Lieder in den Abendunterhaltungen der Gesellschaft der Musikfreunde präsentiert (z.B. Gretchen am Spinnrad D 118 , Sehnsucht D 636 und Erlkönig D 328).173
Schubert war im Jahre 1821 „ausübendes Mitglied“ in der Gesellschaft der Musikfreunde geworden, nachdem er sich erstmals 1818 vergeblich um eine Aufnahme bemüht hatte und als Nicht-Dilettant abgelehnt worden war. Durch seine Freundschaft mit der Familie Sonnleithner und mit den Fröhlich-Schwestern hatte es bereits mehrere Aufführungen seiner Werke in den privaten Salons gegeben, und ab 1821 wurden seine Kompositionen auch in öffentlichen Konzerten174 und unter Anna Fröhlich in den Prüfungskonzerten des Konservatoriums präsentiert. Im Herbst 1826 ging Schubert zum Vorstand der Gesellschaft der Musikfreunde und übergab, zusammen mit einem Begleitschreiben,175 seine neue Komposition, die Symphonie in C-Dur D 944, in der Hoffnung, dass diese bald aufgeführt werden könnte. Doch im darauffolgenden Jahr gelang es nicht, das Werk wie geplant einzustudieren und zur Aufführungsreife zu bringen, was daran lag, dass sich die Komposition nach den ersten Proben als zu lang und zu schwierig erwies. Aber man beschloss, dem Komponisten zum Dank eine Ehrengabe von hundert Gulden zu übersenden.
Beinahe in allen biographischen Schriften über Schubert findet man die Erzählung Anna Fröhlichs von der Entstehung der Komposition Ständchen D 921 für Alt-Solo mit Chor und Klavier,176 die ihr Schubert zuerst irrtümlich in einer Fassung für Männerchor und nach wenigen Tagen in der gewünschten Fassung für Frauenstimmen gebracht hatte. Das im Juli 1827 entstandene Stück wurde schon bald nach der ersten privaten Aufführung öffentlich präsentiert, und zwar in der Abendunterhaltung vom 24. Januar 1828 und in Schuberts erstem eigenen Konzert am 26. März desselben Jahres. Da Anna bei der ersten öffentlichen Aufführung Schubert dabeihaben wollte, hatte sie ihn mehrfach dazu eingeladen. In seinem Schubert-Buch Die Erinnerungen seiner Freunde lässt Deutsch den Freund der Fröhlich- Schwestern Gerhard von Breuning erzählen, wie schwer es Schubert manchmal fiel, Vereinbarungen einzuhalten. Trotz seines Versprechens, zum Konzert zu kommen, war er am 24. Januar 1828 zu Beginn der Veranstaltung noch nicht da. Einer seiner Freunde, Ferdinand Walcher, schlug vor, ihn in der Gaststätte Zur Eiche zu suchen, wohin es damals viele Musiker wegen des guten Bieres zog. Und tatsächlich war Schubert dort und folgte endlich der Einladung zum Konzert. Am Schluss gestand er Anna, er hätte „nicht gedacht, dass es so schön wäre.“177
Im März 1828 komponierte Schubert noch einmal ein anderes Chorwerk, die Kantate Mirjams Siegesgesang D 942 für Solo-Sopran, gemischten Chor und Klavier, über deren Entstehung man bis heute geteilter Meinung ist. Schon 2003 vertrat Andrea Lindmayr in ihrem Buch über Schuberts fragmentarisches Werk die Ansicht, dass die Komposition nicht, wie von Leopold Sonnleithner überliefert, von Anfang an mit Orchesterbegleitung geplant gewesen sei. Sie stelle im Gegenteil schon in der Fassung mit Klavierbegleitung ein fertiges Werk und keine Vorstufe dar. Dafür spreche die von Anna Fröhlich überlieferte ursprüngliche Bestimmung der Komposition: Schubert habe das Stück für die vier Schwestern geschrieben und deshalb die Klavierfassung gewählt. So konnte eine Schwester das Solo singen und eine andere am Klavier begleiten.178
Am 19. November 1828 starb Franz Schubert. Da er selbst nur ein geringes Vermögen hinterließ, verfasste Franz Grillparzer für die WIENER THEATER-ZEITUNG einen Aufruf, mit dem an die Wiener Musikfreunde appelliert wurde, Geld für ein Grabdenkmal zu spenden: Einladung an Freunde der Tonkunst179
Um den Wünschen vieler Freunde, Verehrer, und Bewunderer des zu früh verblichenen Tondichters Franz Schubert nachzukommen, welche dem Unersetzlichen auch im Tode einen ehrenden Beweis ihrer Liebe und Verehrung darbringen wollen, werden zu einem Monumente für den Hingeschiedenen – welcher an der Seite des unsterblichen Tonheros Beethoven auf dem Gottesacker zu Währing ruht – Beiträge in der Gesellschaftskanzlei der Musikfreunde des österr. Kaiserstaates, unter den Tuchlauben, Zum roten Igel, 1. Stock, sowie in sämtlichen Kunst- und Musikalienhandlungen der Residenzstadt Wien und den Provinzial-Hauptstädten angenommen, zu welchen die P. T. Herren Subskribenten auf eigens hierzu gedruckten Bogen bis längstens Ende des Monats Jänner 1829 sich gefälligst zu unterzeichnen belieben.
Den größten Beitrag leistete Anna Fröhlich, indem sie am 30. Januar 1829 ein Gedächtniskonzert veranstaltete, das wegen des großen Erfolges am 5. März 1829 wiederholt werden konnte. Die Hälfte aller Konzert-Einnahmen floss in die Sammlung ein, so dass die Errichtung des Denkmals ermöglicht wurde.
F ranz Grillparzer (15.01.1791-21.01.1872)
Während in den Quellen über die Beziehung Schuberts zu den Fröhlich-Schwestern meist harmonische Situationen beschrieben sind und höchstens einmal kleine Sticheleien hinsichtlich seiner Hinneigung zum Alkohol oder seiner Unzuverlässigkeit in Verabredungen vorkommen, finden sich in den Äußerungen über Grillparzer und Kathi Fröhlich oft harsche Vorwürfe gegen den Dichter, der sich nicht nur gegen seine Braut grausam verhalten hätte, sondern auch mit ihren Schwestern respektlos umgegangen sei. Marie von Ebner-Eschenbach, die im geselligen Hause der Fröhlichs ein und ausging, stellte Grillparzer in Bezug auf den Umgang mit den Schwestern ein schlechtes Zeugnis aus, aber sie kritisierte auch die Nachwelt, die sich durch Missverstand, Vorurteil, Engherzigkeit und Klatschsucht an ihm und den drei Schwester versündigt habe. Sie habe nicht genug darüber staunen können, welch niederen Rang man in der „Grillparzer-Literatur“ den Schwestern im Leben des Dichters zugewiesen habe. Nicht selten seien sie als seine Haushälterinnen beschrieben worden, die seine Zimmer in Ordnung hielten und seine Wäsche besorgten. Wenigstens sei gelegentlich auch davon die Rede gewesen, dass sie ihm Unangenehmes und Peinliches aus dem Wege räumten und ihm viele Sorgen mit seiner Verwandtschaft abnahmen.180
Grillparzer hatte die Schwestern Fröhlich im Jahre 1820 bei verschiedenen Veranstaltungen der Gesellschaft der Musikfreunde kennengelernt. Da er selbst die Musik mindestens ebenso wie die Poesie liebte, bewunderte er besonders Anna und Josephine wegen ihrer musikalischen Fähigkeiten. Erst später fiel ihm auch Katharina – Kathi – Fröhlich auf. Den ersten Eindruck, den sie auf ihn machte, als er sie zusammen mit ihren drei Schwestern bei einer privaten Konzertveranstaltung traf, schilderte er in einem Brief an seinen Freund Georg Altmütter.181 Eindrucksvoll gelang es dem Dichter in dieser einfachen privaten Nachricht, nicht nur eine lebendige Beschreibung seiner späteren Braut abzugeben, sondern mit dem Text auch sein eigenes tiefes Berührtsein zu erhellen.
Kathis intensives Zuhören und Miterleben bei diesem ersten Zusammentreffen hielt Grillparzer auch literarisch fest. Sein Gedicht hat sieben Strophen, daraus wurden hier die ersten beiden entnommen: Als sie, zuhörend, am Klavier saß182
Still saß sie da, die Lieblichste von allen, Aufhorchend, ohne Tadel, ohne Lob; Das dunkle Tuch war von der Brust gefallen, Die, nur vom Kleid bedeckt, sich atmend hob; Das Haupt gesenkt, den Leib nach vorn gebogen, Wie von den fliehnden Tönen nachgezogen.
Nenn ich sie schön? Ist Schönheit doch ein Bild, Das selbst sich malt und nur sich selbst bedeutet, Doch Höheres aus diesen Zügen quillt, Die wie die Züge einer Schrift verbreitet, An sich oft bildlos, unscheinbare Zeichen, Doch himmlisch durch den Sinn, den sie erreichen.
Nur kurze Zeit später verlobte sich Grillparzer mit Kathi, und danach folgte für ihn seine literarisch fruchtbarste Zeit. Unter dem Eindruck dieser Liebesbeziehung schuf er Gedichte und Dramen, in denen er die Frauengestalten nach dem Vorbild Katharinas porträtierte. Zwar konnten Katharina und Grillparzer ihre Liebe nicht aufrechterhalten, aber ihre Verlobung blieb bis zu Grillparzers Tod bestehen, und er lebte sogar ab 1849 in zwei kleinen Zimmern als Untermieter bei den Schwestern Fröhlich.183 Die Verbindungstüre zu seinen Räumen wurde bei seinem Einzug mit Möbeln zugestellt, damit es hier von vornherein einen eigenen separaten Eingang gab. Warum es nie zur ursprünglich geplanten Hochzeit kam, lag wahrscheinlich in erster Linie daran, dass Grillparzer mit seiner Kunst zu wenig verdiente, um eine Familie zu ernähren. Er selbst begründete seine Abneigung gegen die Ehe damit, dass er „den Gedanken nicht ertragen hätte, dass es einen Menschen gibt, der das Recht hat, wann immer es ihm beliebt, in mein Zimmer zu kommen.“184
Diese Erklärung, die Grillparzer ihr gegenüber persönlich abgegeben habe, beurteilte Marie von Ebner-Eschenbach nicht sehr milde, obwohl sie ihn als Dichter über die Maßen verehrte. Offenbar habe er sich diesen seltsamen Grund als Ehehindernis ausgeklügelt. Denn die beiden würden, wie sie glaubt, einander „die Hölle bereitet haben.“ Dabei hat die Dichterin vor allem Grillparzers Rücksichtslosigkeit, ja Grausamkeit, vor Augen, unter denen Katharina Fröhlich gelitten habe, ohne zu schmollen oder nachtragend zu werden. Vielmehr sei ihre Liebe durch jedes Leid, das er ihr angetan habe, noch größer geworden.185
Die Freundschaft Marie von Ebner-Eschenbachs mit Grillparzer und den Fröhlich-Schwestern begann zu Anfang der 1860er Jahre und dauerte bis zu Annas Tod. So konnten durch ihre Erinnerungen viele Informationen über diese vier Personen, die im vierten Stock der Spiegelgasse 21 wohnten, überliefert werden. Die für heutige Verhältnisse allzu blumige Sprache vermag trotz ihres altertümlichen Duktus – oder vielleicht gerade deswegen – sehr lebendig das Zusammenleben von Anna, Kathi und Josephine Fröhlich mit Franz Grillparzer zu schildern. Ein typisches Beispiel dafür ist die Beschreibung der Atmosphäre um die drei alten Damen, wie sie von der Dichterin wahrgenommen wurde: Es habe eine fast klösterliche Einfachheit geherrscht, in der man sich aber von einem Reichtum umgeben gefühlt habe, „den höchste irdische Pracht und Herrlichkeit nicht verleihen können.“ Im Weiteren spricht Ebner- Eschenbach von einer „Atmosphäre des Wohlwollens, der Güte und des regsten geistigen Lebens“ und davon, dass ihr der schlichte Raum mit seinen Bewohnerinnen wie ein „nachgedunkeltes Gemälde“ erschienen sei, „in dem das Auge des Verständnisses und der Liebe noch deutlich erkennen konnte, wie hell seine Farbentöne einst gewesen und wie anmutig und hold seine Gestalten.“ Zuletzt stilisiert sie die Schwestern wegen ihrer „übereinfachen Kleidung“ zu „Priesterinnen, denen ich voll Ehrfurcht nahte.“ Denn diese seien ja dem von ihr selbst „abgöttisch verehrten Dichter“ so nahe gewesen.186
Was hier vielleicht ein wenig aus dem Blickfeld gerät, ist die Tatsache, dass es sich bei den drei „lieben alten Bewohnerinnen“ um sehr wohlhabende alte Damen handelte, von denen zwei, Anna und Josephine, durch ihre beruflichen Tätigkeiten ein großes Vermögen ansammeln konnten. Damit und mit dem Erbe Grillparzers stifteten sie nach dessen Tod den Franz-Grillparzer-Preis 187 und gründeten gegen Ende ihres eigenen Lebens die wohltätige Schwestern-Fröhlich-Stiftung.188
Schon vor seinem Zusammenleben mit den Fröhlich-Schwestern beteiligte sich Grillparzer intensiv am Wiener Musikleben und war in der Gesellschaft der Musikfreunde Wien von Anfang an als Gründungsmitglied aktiv. Natürlich besuchte er auch die berühmten Historischen Konzerte im Salon des Raphael Georg von Kiesewetter und war begeistert, da ihn manche zeitgenössische Stücke sehr verärgerten. Als er im Jahre 1834 bei Kiesewetter ein Stabat Mater von Astorga189 gehört hatte, wetterte er in seinem Tagebuch ungewöhnlich zornig gegen die Vermischung von Dichtung und Musik in modernen Liedkompositionen und bezeichnete sie als eine schmutzige Form im Vergleich zum Alten.190
Bis in seine letzten Jahre liebte Grillparzer das Klavierspiel, das er gut beherrschte und lange Zeit gemeinsam mit Anna Fröhlich ausübte. Sie kam täglich zu ihm hinüber und spielte mit ihm vierhändig Symphonien von Haydn, Beethoven und Mozart.191 Trotz seines gelegentlich missmutigen Verhaltens hat Grillparzer seine drei Mitbewohnerinnen durchaus hoch geschätzt und respektiert. Allein ihre Musikalität war für ihn anziehend, da er die Musik fast höher schätzte als sein eigenes Fach, die Poesie. Für Marie von Ebner-Eschenbach, die über einige Jahre das Verhältnis zwischen den drei Schwestern und Grillparzer beobachten und miterleben konnte, war es schwer erträglich, dass ein Kollege Grillparzers, der Lustspiel- dichter Eduard von Bauernfeld (1802-1890), die Schwestern als die drei Parzen, die unheil- bringenden Schicksalsgöttinnen der römischen Mythologie, verspottete und nicht bereit schien, ihre Leistungen anzuerkennen. Er habe ebenso wenig wie die Verwandten Grillparzers gewusst, wie wertvoll diesem seine Mitbewohnerinnen gewesen seien, und wie viel er ihnen zu verdanken hatte.192
Es bestand also zwischen den Schwestern und Grillparzer stets eine freundschaftliche Kommunikation, und diese hatten, wie Marie Ebner-Eschenbach betonte, für Grillparzer keineswegs den niederen Rang von Haushälterinnen, wie es später oft in der Grillparzer- Literatur zu lesen gewesen sei.193 Seine Verehrung für Katharina Fröhlich und ihre Schwestern dokumentierte er am Ende seines Lebens mit dem Entschluss, ihr sein ganzes Vermögen zu hinterlassen.
Ludwig van Beethoven (Dez. 1770-26.03.1827)
Beethoven, der in seinen letzten Lebensjahren sehr menschenscheu und zurückgezogen lebte, gehörte eigentlich nicht zum Freundeskreis der Schwestern Fröhlich. Aber da es doch mehrmals Berührungspunkte zwischen ihnen gab, ist er hier aufgeführt.
Gerhard von Breuning (1813-1892) hatte Beethoven noch persönlich kennengelernt, da dieser ein Jugendfreund seines Vaters Stephan von Breuning war. In seinem 1874 erschienenen Beethoven-Buch Aus dem Schwarzspanierhause berichtete er über eigene Erinnerungen und über Gespräche mit verschiedenen Zeitgenossen des Komponisten. Auch die Schwestern Fröhlich konnten einiges zum Buch beitragen. Durch die folgende Schilderung erscheint die Person des Vaters, Mathias Fröhlich, gegenüber seinen meist nur beiläufigen Erwähnungen deutlich aufgewertet. Wie Anna Fröhlich dem Autor erzählte, sei Beethoven einmal um 1810 herum sofort bereit gewesen, für sie zwei Kadenzen zu schreiben. Sie selbst habe sich damals für ein Frühlingskonzert im Augarten vorbereitet, wo sie Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 in C-Dur Op. 15 spielen wollte. Dies geschah um dieselbe Zeit, als Annas Vater für Beethoven die Verhandlungen um die Stelle des Hofkapellmeisters in Kassel führte. Anna klagte bei ihrem Vater darüber, dass sie keine Kadenzen zu dem Konzert habe, worauf dieser sich mit der Bitte um zwei Kadenzen direkt an Beethoven wandte. Ohne zu zögern erfüllte dieser den Wunsch, und Anna bekam ihre beiden Kadenzen. Doch die öffentliche Aufführung des C-Dur Konzertes fand schließlich doch nicht statt, und wie Anna berichtete, seien ihr die Kadenzen viel später abhandengekommen.194
Beethoven dürfte schon früher eine Zeitlang näheren Kontakt mit der Familie Fröhlich gehabt haben, als er nämlich in Döbling mit ihnen im selben Haus wohnte, wie aus einem Gespräch Breunings mit Katharina aus dem Jahre 1860 hervorgeht. Sie erzählte, dass Beethoven, der in ihrer Kindheit in „unserem väterlichen Hause“ gewohnt habe, manchmal sehr übelgelaunt gewesen sei, so dass sich niemand in seine Nähe wagte. Dann habe man sie mit seiner Lieblingslektüre, der Augsburger Allgemeinen Zeitung, zu ihm geschickt. Und meistens habe er sie dann doch freundlich angelächelt und sei auch manchmal zum Klavier gegangen, um ein wenig zu improvisieren. Katharina erinnerte sich auch daran, dass Beethoven sie einmal beim Klavierspiel mit übertriebenen Gesten so erschreckt hatte, dass sie weglaufen wollte. Dann habe er sie aber herbeigewinkt und, nachdem er ihr bedeutet hatte, sie solle sich niedersetzen, wieder gemäßigter Klavier gespielt.195
Spätere Kontakte zwischen Beethoven und der Familie Fröhlich, über die oben genannten hinaus, sind nicht dokumentiert. Auch Schubert hatte selbst in den Jahren seiner größten Erfolge keine Chance, seinem großen verehrten Vorbild näherzukommen.
Das Erbe der Fröhlich-Schwestern
Aus einigen hier zitierten Berichten über die Schwestern Anna, Katharina und Josephine Fröhlich in ihren späteren Lebensjahren konnte der Eindruck entstanden sein, als hätten sie im vierten Stock der Spiegelgasse 21 fast ein wenig armselig gehaust. Doch im Gegensatz zur vierten Schwester Barbara, mit der wegen ihres schwierigen Charakters ein ständiges Zusammenleben nicht möglich war, spielte der Geiz bei ihnen keine Rolle, und sie gönnten sich durchaus manches Vergnügen. Aber ihre Konzert- und Theaterbesuche, die kleineren Vergnügungsreisen und Kur- und Sommer-Aufenthalte sind, wie auch die früheren musikalischen Soireen, nicht im Einzelnen dokumentiert. Nur aus den erhaltenen Briefen und aus der Schubert- und Grillparzer-Literatur sind in verstreuten Nebenbemerkungen gelegentlich Einzelheiten ihres täglichen Lebens zu erfahren, etwa über das jederzeit offene Haus, über die regelmäßigen Einladungen und auch über die Bereitstellung von Wohnraum für Gäste.196 Dass sich die Schwestern Fröhlich zum Beispiel auch längere Aufenthalte in Baden und sogar in den weit entfernten Kurorten Karlsbad und Römerbad (Rimske Toplice) durchaus leisten konnten, kann man ihrer Korrespondenz und auch den Erinnerungen an Grillparzer von Marie von Ebner-Eschenbach entnehmen. Diese schreibt, dass die Schwestern Fröhlich den Sommer regelmäßig in der Umgebung Wiens auf dem Land verbrachten. Aber Anna sei dann täglich in die Stadt gefahren, um ihren Schülerinnen in ihrer Wohnung Gesangsunterricht zu erteilen.197
Hätten die Schwestern Fröhlich nicht ein relativ großes Vermögen besessen, wären ihnen die vielen wohltätigen Zuwendungen nicht möglich gewesen, die sie noch zu Lebzeiten an verschiedene Einrichtungen übergaben. In einem Fall hat Anna Fröhlich ihre wertvollsten Autographe verkauft, um den Grillparzer-Gedenkstein in Baden mitzufinanzieren. In anderen Fällen hat sie großzügige Schenkungen, zum Beispiel die ihrer Musikalien-Sammlung an den Salzburger Dommusikverein,198 getätigt. Sogar der Gesellschaft der Musikfreunde machte Anna Fröhlich im Jahre 1865, elf Jahre nach ihrer unfreiwilligen Pensionierung, zwei wertvolle Violinen zum Geschenk, „worunter eine, worauf Haydn gespielt hat.“199 In ihrem letzten Lebensjahr gab es noch zwei Zeitungsnotizen über größere Geldspenden der Anna Fröhlich an wohltätige Einrichtungen: an den Wiener Tonkünstler-Pensions- und Unterstützungs-Verein Carl Czerny und an die Barmherzigen Brüder in der Leopoldstadt.200
Das Vermögen der drei Schwestern ist unabhängig von dem Besitztum zu betrachten, das Franz Grillparzer seiner „ewigen Braut“ Katharina im Jahre 1872 hinterließ, denn sein Reichtum hatte sich auf sein literarisches Werk und die unveröffentlichten Handschriften beschränkt. Diese wurden aber von Katharina noch zu ihren Lebzeiten den Wienern vermacht. Unter der Bedingung, dass Grillparzers gesamter Nachlass in einem so genannten Grillparzer- Zimmer im neuen Rathaus zur öffentlichen Besichtigung freigegeben werden sollte, stiftete sie schon im Mai 1878 sein Erbe und seine gesamte Wohnungseinrichtung der Stadt Wien.201
Wie groß das Vermögen Anna Fröhlichs, der letzten überlebenden Schwester, zum Zeitpunkt ihres Todes war, geht aus den Sterbeakten hervor, die einen Gesamtwert von rund 80.000
Gulden angeben. Dies war auch bereits zwei Tage später dem Verfasser eines längeren Nachrufs in der Wiener Morgen-Post bekannt, der dieselbe Summe anführte.202 Die Zeitung würdigte Anna Fröhlichs testamentarische Verfügung, den Nachlass größtenteils zur Errichtung einer Schwestern-Fröhlich-Stiftung zu verwenden, und ging auch auf ihre engen Beziehungen zu Grillparzer und Schubert ein. Zugleich erinnerte das Blatt daran, dass die Verstorbene ein Konzert zugunsten eines Grabmonumentes für Schubert veranstaltet hatte.
Die Entscheidung zur Gründung der Schwestern-Fröhlich-Stiftung war noch von den drei Schwestern gemeinsam gefällt worden. In ihrem Testament bestimmte Anna Fröhlich hierfür die Einsetzung eines Kuratoriums aus fünf Wiener Würdenträgern, deren Namen sie in ihrem Testament nannte, darunter an erster Stelle und als Vorsitzenden den damals amtierenden Wiener Bürgermeister. Einer der vier übrigen Herren war der berühmte Wiener Musikkritiker und gleichsam Begründer der deutschen Musikwissenschaft, Eduard Hanslick (1825-1904), mit dem die Fröhlich-Schwestern auch persönlich bekannt waren. Alle Genannten nahmen das Amt an. Ihnen oblag die Aufgabe, notleidende und zugleich förderwürdige Künstlerinnen und Künstler für die Vergabe eines Stipendiums auszuwählen. In späteren Jahren wurde August Sauer ein Jury-Mitglied der Stiftung.
Eine Publikation mit der vollständigen Liste der Stipendiatinnen und Stipendiaten war nicht eruierbar, aber mehrfach genannt wird die Schriftstellerin Marie Eugenie delle Grazie (1864- 1931), die bereits 1883 als 19-Jährige das Stipendium erhielt.203 Weitere Preisträger waren: in den 1890er Jahren die Lustspieldichterin Luise Sigert-Silberstein,204 1904 der Komponist Arnold Schönberg205 und im Jahre 1915 der von August Sauer vorgeschlagene Schriftsteller Wilhelm Dworzaczek.206
Schenkung der Anna Fröhlich an das Mozarteum in Salzburg
Auf ein in der Literatur über die Fröhlich-Schwestern noch völlig unbekanntes Kapitel wurde ich von Dr. Eva Neumayr, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dommusik-Archiv in Salzburg, hingewiesen. Wie bekannt, vermachte Anna Fröhlich als letzte Überlebende den gesamten Familiennachlass und das Grillparzer-Erbe der Stadt Wien, aber schon vorher, im Jahre 1874, übergab sie dem Salzburger Dommusikverein ihre persönliche Musikaliensammlung.207
Kurz vorher hatte sie drei Autographe an den Schubert-Sammler Nikolaus Dumba verkauft. Die Allgemeine Musikalische Zeitung Leipzig meldete am 29. Juli 1874 in ihren Wiener Nachrichten den Verkauf dieser drei Schubert-Autographe: „zwei Psalmen für Frauenstimmen und Ständchen für Altsolo“. Den Erlös habe sie für einen Grillparzer-Gedenkstein in Baden gespendet. Auch den Namen des neuen Besitzers, des Reichsrats-Abgeordneten Dumba, wusste die Zeitung zu vermelden. Die Aufstellung und Enthüllung des Gedenksteines solle in Kürze stattfinden.208
Bei Kreissle, in der ersten wichtigen Schubert-Biographie, finden sich dagegen in Bezug auf die Kompositionen Gott in der Natur D 757 und Psalm 23 D 706 noch jeweils Hinweise auf Anna Fröhlich als Besitzerin der Autographe. Beide Autographe hatte Kreissle noch persönlich einsehen können und sie deshalb in seinem Verzeichnis mit einem Sternchen gekennzeichnet.209 In seiner Zusammenstellung der Werke, noch mit Opus-Nummern, informierte er außer über die Eigentümer der Autographen auch über die Entstehungszeit und Besetzung der jeweiligen Stücke. In Bezug auf das Chorwerk Gott in der Natur gab er fälschlicherweise noch den Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim als Autor des Liedtextes an, wie er es unmittelbar aus dem Autograph und der Erstausgabe entnehmen konnte. Tatsächlich handelte es sich jedoch um die ersten vier Strophen eines 17strophigen Gedichtes, Hymne, von Ewald Christian von Kleist.
Dem Schubert-Forscher Gustav Nottebohm war der Verkauf der Autographe bereits bekannt, als er 1874 sein T hematisches Verzeichnis der im Druck erschienenen Werke von Franz Schubert herausgab. Denn unter dem Titel Op. 133. Gott in der Natur lesen wir bereits in einer Anmerkung neben dem Entstehungsjahr 1822 den Namen des neuen Autographen- Eigentümers Nikolaus Dumba (1830-1900).210
Auch in Constantin von Wurzbachs Biographischem Lexikon des Kaisertums Österreich wird der Verkauf bereits im Jahre 1876 – bei Erscheinen des Schubert-Bandes – erwähnt. Wurzbach benennt die drei Autographe aus Anna Fröhlichs ehemaligem Besitz ebenso, wie sie 1874 in der Leipziger AMZ bezeichnet worden waren: „zwei Psalmen für Frauenstimmen und ein Ständchen für Altsolo“. Letzteres sei zu einem Text komponiert worden, den Grillparzer „dem Fräulein Fröhlich“ gewidmet habe. Von einem Kunstfreund seien für diese drei Nummern im Jahre 1874 dreihundert Gulden bezahlt worden, und diesen Betrag habe Anna Fröhlich für das Grillparzer-Denkmal gespendet.211
Dass Anna Fröhlich dem Salzburger Dommusikverein und dem Mozarteum ein ganzes Konvolut212 von gedruckten und handgeschriebenen Klavierauszügen und Einzelblättern schenkte, und was sie dazu bewogen haben konnte, war in der mir vorliegenden Literatur kaum bekannt und wurde überhaupt nicht weiter thematisiert. Einerseits dürfte Anna Fröhlichs vorzeitige Pensionierung von der Professur im Konservatorium dafür verantwortlich sein, dass sie sich nicht dazu veranlasst sah, ihren Musikalienschatz der Gesellschaft der Musikfreunde zu schenken. Andererseits kann man aus verschiedenen Gründen davon ausgehen, dass zwischen ihr und Otto Bach, dem damaligen Leiter des Salzburger Dommusikverein und des Mozarteums, freundschaftliche Beziehungen bestanden. Der Komponist Otto Bach war 1833 in Wien geboren und hatte bei Simon Sechter, Professor am Konservatorium der Musikfreunde, studiert. 1864 heiratete er die Witwe Therese Marschner, geb. Jander, eine der erfolgreichsten Gesangsschülerinnen von Anna Fröhlich. Von 1868 bis 1880 hatte Otto Bach die Leitung des Dommusikvereins und des damals noch dazugehörenden Mozarteums inne. Nachdem Anna dieser Einrichtung ihr wertvolles Geschenk übergeben hatte,213 kam der Direktor eigens nach Wien, um sich persönlich für ein besonderes Exemplar zu bedanken: eines von den ersten hundert bei Diabelli erschienenen Heften mit Schubert-Liedern.
Hierzu ist ein im Jahre 1884 von Gerhard von Breuning verfasster Zeitungsbericht interessant, den er als langjähriger Freund der Fröhlich-Schwestern unter dem Titel „Aus Grillparzers Wohnung“ in der Neuen Freien Presse veröffentlichte. Darin ist auch so manche Franz- Schubert-Erinnerung der Schwestern enthalten.214 Demnach habe Leopold Sonnleithner von Schubert erfahren, dass dieser vergeblich versucht hätte, seine Lieder verlegen zu lassen, und dass er auch nicht genügend Geld gehabt habe, um dies auf eigene Kosten zu veranlassen. So sei eine Gruppe von Sponsoren215 zusammengetreten und habe hundert Exemplare bei Diabelli stechen lassen. Um Missbrauch zu vermeiden, sei jedes einzelne Heft von Sonnleithner auf der Rückseite mit einer handgeschriebenen Signatur versehen worden.216
Der Grund, warum Otto Bach eigens nach Wien gekommen war, um sich für diesen Original- Erstdruck zu bedanken, soll aber genau diese kleine Signatur gewesen sein. Denn nach Otto Erich Deutsch hat eben nicht, wie von Breuning berichtet, Sonnleithner den Buchstaben „S“ auf die Rückseite der Hefte geschrieben, sondern Schubert selbst habe „die Hefte mit einer fortlaufenden Nummer und seiner Paraphe versehen: Sch für Opus 1bis7 und Scht für Opus 12 bis 14.“217 Leider war es mir bisher nicht möglich, im Mozarteum das entsprechende Exemplar aus Anna Fröhlichs Schenkung in Augenschein zu nehmen.
Zusammenfassung
In meiner Arbeit konnte ich zeigen, dass den Schwestern Fröhlich schon zu Lebzeiten ein großes Interesse entgegengebracht wurde, und dass sie im Kulturleben ihrer Heimatstadt höchst eindrucksvoll Fuß fassen konnten. Wenn sich auch der Weg ihrer musikalischen Ausbildung nicht im Detail nachzeichnen lässt, so konnte ich doch genügend Hinweise finden, dass der Grundstein im Elternhaus gelegt worden ist. Die Musikalität der Mutter, die den ersten Musikunterricht erteilte, und der Bildungsdrang des sprachkundigen Vaters sorgten für ein Umfeld, in dem sich die künstlerischen Begabungen der Töchter ungehindert entfalten konnten. Außerdem pflegte schon der Vater gute Kontakte mit Künstlerkreisen, worauf es, wie schon in früheren Kapiteln erwähnt, in der Literatur mehrere verstreute Hinweise gibt.218
Auch die Selbstverständlichkeit, mit der er seine Tochter Josephine zweimal auf Auslandsreisen betreute, deutet darauf hin, dass er sich dort nicht auf ungewohntem Parkett befand.
Mein zweites Anliegen in dieser Arbeit war es, den falschen Eindruck zu zerstören, dass die Schwestern Fröhlich ihre Popularität nur ihren Beziehungen zu Schubert und Grillparzer zu verdanken hätten. Mit meiner Arbeit konnte ich hoffentlich zeigen, dass man fast vom umgekehrten Fall sprechen kann, dass nämlich diese beiden Herren ihren Gönnerinnen sehr viel zu verdanken hatten – und sich dessen auch bewusst waren. Doch vor allem wollte ich mit meiner Arbeit die vielen Beiträge herausarbeiten, mit denen sich alle vier Schwestern um die Entstehung der Gesellschaft der Musikfreunde und des Konservatoriums verdient machten. So halfen sie mit, das bürgerliche Wiener Musikleben zum Blühen zu bringen.
Ein dritter Aspekt wurde mir erst im Laufe meiner Recherchen für diese Arbeit bewusst. Als die spätere Literatin und Frauenrechtlerin Marie von Najmájer in ihrer Jugend bei Josephine Fröhlich Gesangsunterricht bekam, lernte sie eine offene und freigeistige Atmosphäre im Hause der Schwestern kennen, über die sie noch in ihrem Todesjahr im Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 219 voller Enthusiasmus berichtete. Sie selbst war gemeinsam mit ihrer Freundin Marianne Hainisch zu einer Wegbereiterin der österreichischen Frauenbewegung geworden. So spannt sich der Bogen von einem kleinen Quartett hochbegabter und sozial engagierter Frauen des Wiener Biedermeier hin zu den neuen, kraftvollen Ideen einer Bewegung, die mit einem literarischen Feminismus begann und nach der Jahrhundertwende in den politischen Feminismus überging.
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M UGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hrsg. von Beatrix Borchard, Hochschule f. Musik u. Theater Hamburg, 2003, aktualisiert 2015. Jeweils ein Artikel zu den vier Fröhlich-Schwestern von Ingeborg Harer: Anna Fröhlich: Http://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Anna_Fr%C3%B6hlich Barbara Fröhlich: Http://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Barbara_Fr%C3%B6hlich Katharina Fröhlich: Http://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Katharina_Fr%C3%B6hlich Josephine Fröhlich: Http://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Josephine_Fr%C3%B6hlich (alle zuletzt geprüft am 24.02.2017).
M GG O NLINE 2017
M GG Online: Jetzt für Studierende der Universität Salzburg über Fernzugriff/VPN via Web- Browser abrufbar (zuletzt geprüft am 24.02.2017)
ÖBL
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Verlag d. Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1957. Http://hw.oeaw.ac.at/oebl (zuletzt geprüft am 18.01.2017)
Ö NB - A NNO Anno-Suche (Österreichische Nationalbibliothek): Volltext-Suche in Zeitungen, Zeitschriften u. Theaterzetteln (Oper u. Burgtheater): Http://anno.onb.ac.at/anno-suche/#sear chMode=simple&resultMode=list&from=1 (zuletzt geprüft am 12.01.2017).
S CHUBERT ONLINE Autographe, Drucke, Briefe: Digitalisate in Schubert Online, in digitalen Sammlungen der SBB (Http://www.schubert-online.at/activpage/index.php) und im RISM Online-Katalog (Www.rism.info/ de/startseite/newsdetails/article/64/schubert-autograph-music-manuscripts-in- schubert-online.html). (Beide zuletzt geprüft am 24.02.2017).
A rchive
A K ADEMIE DER BILDENDEN K ÜNSTE : „Fröhlich Barbara“, Ausstellungskataloge der Jahre 1822, 1826, 1830.
A K TE N DES O FF I Z IE RSTÖCHTERINSTITUTS: Dort unterrichtete Barbara Bogner, geb. Fröhlich, als Zeichenlehrerin.
A RCHIV DER G E SELLSCHAFT DER M USIKFREUNDE : Akten der Gesellschaft und des Konservatoriums.
W IE NBIBLIOTHEK: Wienbibliothek im Rathaus. Handschriftensammlung (Briefe der Familie Fröhlich).
W IE NER S T ADT - UND L ANDESARCHIV : Handschriftensammlung (ca. 200 Briefe der Schwestern Fröhlich, zum Großteil in der Grillparzer-Gesamtausgabe veröffentlicht).
W IE N M USEUM : Historisches Museum der Stadt Wien, Grillparzerzimmer, Fotografien von Arbeiten Barbara Fröhlichs.
A nhang
T agebuch aus Wien
Ignaz Franz Castelli (1782-1862), Lustspieldichter und Librettist, war der Verfasser einer regelmäßigen Kolumne Tagebuch aus Wien in der Dresdner ABEND-ZEITUNG. Darin widmete er den Fröhlich-Schwestern einen Artikel, der in zwei Teilen am 6. und 7. Februar 1824 erschien.
ABEND-ZEITUNG, 6. Februar 1824, S. 128:
Ich muss hier einmal eines künstlerischen Schwesternkranzes erwähnen, welcher in unserer Stadt teils seiner eminenten Talente, teils seines sittlichen Wandels wegen der allgemeinen Achtung genießt, und welcher an dem Fortschreiten der Musik großen Anteil hat. Es sind dies die vier Schwestern F–ch. Von nicht vermöglichen Eltern geboren, haben diese Mädchen früh das Glück ihres Lebens auf dem Wege der Kunst gesucht, den ihnen ihre Talente aufschlossen und ebneten. Bald gelang es ihnen, sich durch gelungene Leistungen in Privatzirkeln bemerkbar zu machen. Dem Bemerken folgte Beifall, Achtung Liebe. Gleichen Schritt mit der Kunst hielt auch der Erwerb, und bald brachten es di Schwestern so weit, dass ihnen das beste Los guter Kinder zuteilwurde, ihre Eltern unterstützen zu können. Die älteste Schwester besitzt eine große Fertigkeit und Präzision auf dem Pianoforte, dabei spielt sie besser und richtiger als mancher Kapellmeister selbst Partituren vom Blatte. Auch singt sie alles Vorgelegte prima vista. Ihre Stimme ist zwar schwach, allein ihre Methode äußerst angenehm. Sie ist als Lehrerin bei dem Musikverein des österreichischen Kaiserstaates angestellt, und viele der bedeutendsten Häuser der Residenz beeifern sich, sie als Lehrerin ihrer Kinder zu gewinnen. Die zweite Schwester kann man ein Universalgenie nennen. Sie spielt Klavier und singt (beides in hohem Kunstgrade), sie malt Miniatur und zeigt auch darin ein so bedeutendes Talent, dass einige der ersten Meister Wiens es sich zum Vergnügen machen, sie zu unterrichten, sie spielt Violine, ja sie pfeift mit dem Munde ganze Konzerte.
(Die Fortsetzung folgt.)
ABEND-ZEITUNG, 7. Februar 1824, S. 132:
(Fortsetzung.)
Die dritte Schwester hat es in allen weiblichen Arbeiten zu einer großen Vollkommenheit gebracht und zeigte einst großes Talent für die Schauspielkunst, allein eine zu schwächliche Gesundheit hielt sie ab, diesen Kunstweg zu verfolgen. Die jüngste Schwester hat es im Gesange, besonders im Bravourgesange, am weitesten gebracht. Sie war zwei Jahre bei der hiesigen Hofopernbühne angestellt, allein Ursachen, welche jungen Künstlerinnen gewöhnlich feindselig entgegentreten, ließen sie nicht zu solchen Leistungen gelangen, wodurch sie in das Licht getreten wäre, auch mag eine natürliche Schüchternheit und Furcht das Ihrige dazu beigetragen haben. Da kam Hr. Siboni nach Wien, erkannte das Talent und Streben der jungen Künstlerin und beredete sie, ihm nach Kopenhagen zu folgen, wo sie sich gegenwärtig befindet und unter der Leitung dieses Meisters täglich neue Fortschritte macht. Du Fremder, der Du die Kaiserstadt besuchst, Du wirst fast bei allen öffentlichen und Privat-Konzerten, bei allen Kirchenmusiken eine dieser Schwestern entweder unmittelbar oder mittelbar durch Lehre und Anleitung einwirkend finden. Ihr Fleiß und ihre Tätigkeit hält mit ihren Talenten gleichen Schritt, und Wien darf sich freuen, sie in ihrer Mitte zu haben.
Geschenke an Dommusikverein und Mozarteum von Frl. Anna Fröhlich aus Wien
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Liste von Zeitungsberichten über Anna Fröhlich (Auswahl)
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D i e Kompositionen der Josephine Fröhlich 1
G e sang mit Klavierbegleitung
1) Lebe wohl. Wanderlied. Text von Ludwig Uhland. 11. October 1843.
2) Alla luna. Poesia del Signore Ongaro. Cantante di Camera di S. M. il Re di Danimarca, 8. Sept. 1843.
3) Alla luna. [An den Mond]. Poesia del Signore Ongaro. Diabelli, Wien 1845.
4) Rückerinnerung. Text von Franz Grillparzer. Handschrift von Joseph Laska (20. Jh).
5) Rückerinnerung. Text von Franz Grillparzer. Mit eigenhänd.Autorenvermerk von Anna Fröhlich.
6) Erinnerung. Text von Grillparzer, für eine Singstimme mit Pianoforte-Begleitung. In: Huldigung der Tonsetzer Wiens an Elisabeth Kaiserin von Österreich (Wien 1854). Einziges Autograph der Komponistin. (Dazu im Erstdruck, hrsg. von G. Brosche, Graz 1987, S. 58. [DTÖ]
Orchester:
1) Blüten und Früchte. Walzer, A-Dur für Orchester. Partitur 1844.
2) Blüten und Früchte. Walzer, A-Dur für Orchester, 17 Orchesterstimmen.
K lavier:
1) Sechs Walzer. August 1847.
2) Blüten und Früchte. Walzer, As-dur für Klavier.
3) Blüten und Früchte. Walzer, teilweise in As-Dur. [Franz] Grillparzer gewidmet, Autoren- und Widmungsvermerk eigenhändig von Anna Fröhlich.
4) Blüten und Früchte. Walzer, As-Dur für Klavier. Handschrift 1960 von Joseph Laska.
Späte Zeitungsberichte – nach 1830 – über Josephine Fröhlich
W IE NER Z EIT SCHRIFT FÜR K UNST , L ITE RATUR , T H E ATER U . M O DE, 26. April 1832, S. 408 (Datum des Konzerts nicht genannt):
„Das nächste Musikstück war ein dem hiesigen Publikum zum ersten Male vorgetragenes, nämlich Variationen auf das altbekannte Thema ‚Nel cor più non mi sento‘ für Sopranstimme, Pianoforte und Violine von Pixis, ausgeführt von Dlle. Josephine Fröhlich, Hrn. C. von Bocklet und Hrn. Böhm, Mitglied der Hofkapelle und
Genderforschung (http://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Josephine_Fröhlich)
Professor am hiesigen Konservatorium. Die Frage, ob die menschliche Stimme durch derlei gewaltsame Künsteleien zu einem Konzertinstrumente herabgezogen werden dürfe, ist schon oft und genügend beseitigt worden; wir haben daher bei dieser Gelegenheit nur der außerordentlichen Kunst- und Kehlenfertigkeit der Dlle. Fröhlich zu gedenken, mit welcher die ausgebildete Sängerin die Schwierigkeiten dieser musikalischen Seiltänzeraufgabe löste. …“
W IE NER T H E ATER - Z EIT UNG ( B äuerles Theaterzeitung), 22. März 1834, S. 232 (Artikel von Heinrich Adami über das Konzert vom 16. März 1834):
„Viertes Gesellschafts-Konzert. Endlich einmal wieder durften wir uns an einem der größten und genialsten Tonwerke aus der alten Schule, an Händels wunderherrlichem Oratorium Judas Maccabäus, von dem Musikvereine im vierten Gesellschafts-Konzerte (am 16. März) zur Aufführung gebracht, erfreuen. Je seltener uns jetzt ein solcher Genuss geboten wird, desto tiefer gestaltet sich auch der Eindruck, … […] Herr Lutz ließ seine schöne Tenorstimme recht entschieden durchdringen. Es wäre viel zweckmäßiger gewesen, den Judas Maccabäus ihm anzuvertrauen. Desm. Josephine Fröhlich und Zipfinger hielten sich, als geübte Kirchensängerinnen, ziemlich erfolgreich. Ungeachtet der die gewöhnliche Dauer eines Konzerts überschreitenden Länge des Oratoriums nahm das sehr zahlreich versammelte Publikum an der Aufführung lebhaften Anteil.“
W IE NER Z EIT UNG , 29. Mai 1854, Seite 1: Über ein Musik-Album (Autographen-Sammlung)
für die Kaiserin; darin ist auch eine Komposition von Josephine Fröhlich enthalten.
Die Komponisten, welche Beträge geliefert haben, sind in alphabetischer Ordnung folgende: Aigner, Aßmayr, Bach, Bagge, Barth, Britto Julie (geb. Barona-Cavalcabo), Czerny, Dachs, van Debrois, Deßauer, Diabelli, Dont, Dubetz, Eckert, Esser, Fischhof, Josepha Fröhlich, Gauß, Joseph Geiger, Konstanze Geiger, Gietze, Hager, Halm, Dr. Haslick, Haslinger, Hellmesberger, Herbeck, Jul. Hoffmann, Joach. Hoffmann, Hölzel, Horzalka, Hoven, Jüllig, Jungmann, Kaffa, Käßmayer, Kéler, Krall, Kreen, Graf Laurencin, Leonhardt, Lickl, Löwe, Mayseder, Mertz, v. Meyer, Müller, Nottebohm, Pacher, Pichler, Plachy, Pohl, Preyer, Proch, Püttler, Randhartinger, Reuling, Riotte,
Nina v. Roßhorn (geb. Stollewerk), Rotter, Rufinatscha, Dr. Schön, Schubert, Sechter, Skiwa, Dr. v. Sonnleithner, Emma v. Staudach, Staudigl, Stegmayer, Stein, Storch, Sulzer, Suppé. Graf Széchényi, Titl, Tsukly, Dr. v. Vivenot, Volkmann, Waldmüller, Weiß, Wenusch, Lord Westmoreland, Willmers, Winterle, A. Wolf, L. Wolf, Graf Zalusky, Zellner, Ziegler.
A ufführungsdaten der Stücke, die Schubert für die Schwestern Fröhlich komponierte
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I s a k Albert Bergs schwedisches Lied „Se solen sjunker“ 2
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Wichtige Gebäude in der Zeit des musikalischen Dilettantismus und der
Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde 3
P rivate Musiksalons
1) Gundelhof, Konskriptionsnummer 588 (heute Wien I, Bauernmarkt 4, Brandstätte 5) Im Gundelhof befand sich die Wohnung des Dr. Ignaz von Sonnleithner. Der Sohn Leopold organisierte die Salonkonzerte von 1815 bis 1824 im damals größten privaten Konzertsaal mit oft mehr als 120 Gästen.
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2) Hanswursthaus, Salzgries, Konskripti- onsnummer 184 (heute Wien 1, Salzgries 20)
Zu den bedeutendsten Wiener Salons gehörte die Wohnung des Raphael Georg Kiesewetter. Er wohnte in einem Haus, das sich der berühmteste Wiener Komiker des achtzehnten Jahrhunderts, Josef Anton Stranitzky, im Jahre 1717 hatte erbauen lassen
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3) Zum Schab-den-Rüssel, Konskriptionsnr. 482 (heute Wien I, Rabensteig 8, Franz-Josefs- Kai 27)
Hier befanden sich die Wohnung und der Salon der Maria Theresia von Paradis. Leopold von Sonnleithner gehörte Ihrem musikalischen Kreis seit 1815 an, sein Vater Ignaz trat als Sänger auf. Ihre letzte musikalische Abendgesellschaft fand wenige Wochen vor ihrem Tode (1. Februar 1824) statt.
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Ü bungsräume des Schubert-Privatorchesters
3) Zum grünen Kranz [Name bis 18. Jh.], Konskriptionsnummer 1105 (heute Wien I, Dorotheergasse 1, Graben 10, Spiegelgasse. 2)
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Wohnung des Kaufmannes Franz Frischling, der seine Räume dem Schubert-Privatorchester von 1814 bis Herbst 1815 für Übungen zur Verfügung stellte. Im CZEIKE ONLINE LEXIKON werden Franz Frischling und das Schubert- Orchester überhaupt nicht erwähnt. Stattdessen erzählt das Lexikon, dass der Hausname an die Freveltat eines Bäckerjungen im 16. Jahrhundert erinnere. Dieser habe vor dem Gebäude einem Priester die Monstranz entrissen und zu Boden geworfen. Dafür starb er auf dem Scheiterhaufen, und zur Erinnerung wurde eine Säule mit einem die Monstranz symbolisierenden Kranz aufgestellt. Ansonsten berichtet CZEIKE ONLINE nur über die von ca. 1410 bis 1566 hier ansässige Apotheke Zum goldenen Hirschen und über die Anker - Versicherung, den letzten Besitzer des Hauses seit 1873 bis heute (Neubau 1894 von Otto Wagner).
4) Schottenhof, Konskriptionsnummer 136, (heute Wien I, Schottengasse 2, Freyung 6).
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Der alte Schottenhof, wie er bis zum Brand im Jahre 1818 aussah (entnommen aus KISCH 1883, S. 224).
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Hier wohnte der Geiger des Burgtheater-Orchesters Otto Hatwig und leitete hier auch seit dem Herbst 1815 die Übungen des Schubert-Orchesters. Wohl wegen des großen Brandes musste Hatwig 1818 in den Gundelhof umziehen und nahm das Orchester auch dorthin mit. Als er im Jahre 1819 erkrankte, musste er die Leitung abgeben.
5) Bauernmarkt, Konskriptionsnummer 581 (heute Wien I, Bauernmarkt 11)
Ab 1819 stellte der Spediteur Anton Pettenkofer seine Wohnung im dritten Stock den Musikern um Schubert zur Verfügung. Die Leitung lag jetzt bei dem Hofgeiger Josef Otter. Nach einem Lotterie-Gewinn 1820 zog der Wohnungseigentümer aber auf das Land, so dass die Gruppe ihren letzten Übungsraum verlor und endgültig aufhören musste.
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Konzertsäle der Gesellschaft der Musikfreunde
6) Z um roten Apfel (Konskriptionsnummer noch nicht erfasst; heute Wien I, Singerstraße 3).
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„Das Lokal der Gesellschaft der Musikfreunde, also auch der Abend- unterhaltungen, war anfangs das Haus Zum roten Apfel in der Singerstraße, im Frühjahr 1820 finden wir es im Gundelhof, im Frühjahr 1822 endlich im roten Igel (Tuchlauben).“ (HANSLICK 1869, S. 160, Anm. 1; vgl. meine Fußnote 149, S. 40).
[Hier ist zur Anschaulichkeit nochmals der nahe gelegene Gundelhof (Brandstätte 5, Bauernmarkt 4) eingekreist.]
7) Z um roten Igel, Konskriptionsnummer 558 (heute Wien I, Tuchlauben 12 und Brandstätte 10 )
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Franz Xaver Graf Kolowrat verkaufte dieses Haus 1829 an die Gesellschaft der M usikfreunde, und diese ließ es 1829/1830 durch Architekt Lössl für ihre Zwecke umbauen. Am 6. September 1830 erfolgte die Eröffnung dieses ersten eigenen Musikvereinssaales mit der Aufführung von Mozarts Tedeum.
Wohnungen der Fröhlich-Schwestern (im Zentrum der Stadt Wien):
8) Singerstraße, Konskriptionsnr. 893 (heute Wien I, Singerstraße 18, in der Nähe des Stephansdomes)
Von 1811 bis 1825 wohnten die Schwestern Fröhlich gemeinsam mit dem Vater in der Singerstraße 18 im vierten Obergeschoss, während die Mutter noch die Weineinschlag- fabrik auf der Wieden weiterführte.
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Das Haus ist noch heute erhalten:
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9) Spiegelgasse. Konskriptionsnr. 1097 (heute Wien I, Spiegelgasse 21, ebenfalls in der Nähe des Stephansdomes, das Gebäude ist nicht erhalten)
1826 erfolgte der Umzug der Fröhlich- Schwestern in die Spiegelgasse (heute nicht mehr erhalten); hier wohnten wohl auch die Eltern wieder zusammen. Nachdem beide gestorben waren, zog Franz Grillparzer 1849 als „Zimmerherr“ ein und blieb dort bis zu seinem Tod im Jahre 1872.
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Beethovens Wohnung in Oberdöbling:
10) Oberdöbling, Haus Nr. 4 (in der historisch ältesten Häuserzeile Ober- döblings; heute Wien XIX, Hofzeile 15; das Gebäude ist nicht erhalten)
Alexander Wheelock Thayer nannte das richtige Eroicahaus schon 1872: Hofzeile 15. Obwohl sich in den Quellen keine Informationen über den Hauseigentümer finden, könnte es sich hier tatsächlich um das Landhaus der Familie Fröhlich handeln. Zeitlich passt hierzu (1803-1804) die Erzählung Katharina Fröhlichs, wie sie als kleines Kind dem großen Komponisten die Augsburger Allgemeine Zeitung über- bringen musste. (Vgl. meine Fußnote 195 auf S. 54).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
11) Biederhof, fälschlich als Eroicahaus bekannt (Konskriptionsnummer noch nicht erfasst, heute Wien XIX, Döblinger Hauptstr. 92) Hier wohnte Beethoven nicht!
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Die offizielle Internetseite Museen der Stadt Wien schämt sich nicht, weiter zu behaupten, dass Beethoven hier gewohnt habe. Auch auf CZEIKE ONLINE finden sich einige Seiten mit dieser falschen Angabe, die an anderen Stellen wiederum korrigiert wurde.
Bildnis
Zu diesem Bild (Titel: 1826, Heliogravüre nach Hans Temple), das eine „Schubertiade bei Ritter von Spaun“ darstellt, gibt es eine Liste der angeblich dargestellten Personen („Zugegen: Bauernfeld, Beethoven, Grillparzer, die drei Schwestern Fröhlich, Kupelwieser, Mayerhofer, Schubert, Schwind, Spaun.“ In der Mitte soll Josefine Fröhlich stehen).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ob diese Personenangaben schon bei Hans Temple zum Bild gehörten, konnte ich nicht herausfinden. Jedoch ist diese Liste im Internetauftritt der Österr. Nationalbibliothek dem Bild ebenfalls beigefügt. (Http://www.bildarchivaustria.at/Previ ew/13067190.jpg)
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