„Es waren einma l die Medien, sie waren böse, …“ (Umberto Eco1)
Eco fasst ironisch zusammen, was seit vielen Jahrzehnten das Motto für die Massenkommunikationsforschung ist und inzwischen zum Axiom in unserer Gesellschaft – der Mediengesellschaft – geworden ist.
Dieser Vorwurf ist prinzipiell an alle Massenmedien gerichtet, wird aber insbesondere für das Fernsehen sowie für neue mediale Formen stetig erneuert. Somit stellt sich die Frage, warum sich unsere Gesellschaft über das „Böse“ identifiziert und welche
unmittelbaren Folgen dies hat?
Ziel dieser Hausarbeit ist es, erstens, die inneren Mechanismen der Massenmedien zu analysieren, zweitens, ihre Auswirkungen auf die Bildung der öffentlichen Meinung zu diskutieren und drittens, der sich dadurch ergebende Einfluss auf die politische
Realität – speziell der ökologischen – zu untersuchen.
Darüber hinaus wird in diesem Text ein Überblick über ein Instrument der politischen Kommunikation gegeben, welches besonders eng mit der Wirkung von Medien verbunden ist: die politische Werbung.
Defini t ion
Bevor jedoch die Massenmedien genauer beleuchtet werden, scheint es mir wichtig, erst einmal eine allgemeine Abgrenzung zu anderen Medien vorzunehmen.
Massenmedien zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht an ein einzelnes Individuum oder Bevölkerungsgruppe adressiert sind. Stattdessen ist es ihn zu eigen, mit einem identischen Inhalt viele, unterschiedliche Personen ohne Dialogoptionen oder Interaktivität zu „beliefern“ – daher der Begriff „Broadcasting“ oder „Push-Medium“. Entscheidend ist dabei auch die zeitgleiche Ausstrahlung respektive Aussendung.
Einem Massenmedium ist es daher unmöglich, einer speziellen Person besondere Inhalte zu liefern, wobei eine Regionen-abhängige Ausstrahlung von Werbung bei dieser Regel die Ausnahme bildet.
Somit gibt es drei große Ausprägungen von Massenmedien: Radio, Fernsehen und
„Print“, als neudeutscher Überbegriff für Gedrucktes. Nach Marshall McLuhan wäre noch eine Unterteilung in „heiße“ oder „kalte“ Medien möglich, deren Ausführung jedoch an dieser Stelle zu weit in die Medientheorie führen würden.
Wichtig ist mir allerdings noch ein kleiner Exkurs ins WorldWideWeb, das landläufig auch als Massenmedium bezeichnet wird. Dass es das nicht ist, weiß jeder der sich etwas eingehender mit der Materie beschäftigt hat und vor das Problem gestellt war, auch nur ein hundertstes Promille der theoretisch denkbaren Reichweite von ca. 460 Mill. Internetnutzern zu erreichen. Das Web ist als „Pull-Medium“ zwischen zwei Punkten konstruiert (Peer-to-Peer), die sowohl Sender (Server) als auch Empfänger (Client) sein können. Insofern läge ein Vergleich zum Telefon nahe, welches auch
niemand als Massenmedium bezeichnen würde. Dass das WWW dennoch so oft als ein Massenmedium aufgeführt wird, liegt an der eindrucksvollen Vorstellung der
theoretischen Reichweite (die Welt) und der pseudo-demokratischen Partizipation daran. Schließlich könnte eigentlich jeder Mensch selbst mittels Website zum Sender werden, ohne exorbitante Aufwendungen für Druckmaschinen oder Sendemasten machen zu müssen. Real konzentriert sich jedoch die Internetnutzung auf Angebote, die wiederum an offline-Medien-Marken, wie bestimmte Fernsehsender oder
Zeitungen, gekoppelt sind. Kurzum – es gibt nur drei Formen von Massenmedien: Print, TV und Radio.
Mechanik
Auch wenn die Massenmedien als Akteur auf die Gesetzgebung Einfluss nehmen², so sind sie doch der einzige Akteur, der damit keine eigenen politischen Interessen verfolgt, ausgenommen: es würde sich um Medienpolitik handeln.
Zudem sind sie die einzige Akteursgruppe, die nicht nur auf den inneren Akteurskreis zugreift, sondern ebenso jede Partei oder Institution aus dem äußeren Einflusskreis anspricht beziehungsweise manipuliert. Insofern könnte man sagen, dass die Massenmedien weniger Akteur als vielmehr Medium der Akteure ist, durch welches sich diese gegenseitig zu beeinflussen suchen.
Inwieweit sich die Massenmedien wirklich als neutrale Mediatoren verhalten und nicht als Zweck-gesteuerte Akteure, hängt stark von dem jeweiligen Redakteur ab beziehungsweise von der Aufgabe, die ihm der Verleger gestellt hat, und ob er sich selbst zum Beispiel als Verkünder einer großen Idee oder als schlichter
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "„Es waren einma l die Medien, sie waren böse, …“"?
Der Text analysiert die inneren Mechanismen der Massenmedien, diskutiert ihre Auswirkungen auf die Bildung der öffentlichen Meinung und untersucht den daraus resultierenden Einfluss auf die politische Realität, speziell im ökologischen Bereich. Außerdem gibt er einen Überblick über politische Werbung als Instrument der politischen Kommunikation.
Wie werden Massenmedien in dem Text definiert?
Massenmedien sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht an einzelne Individuen oder Bevölkerungsgruppen adressiert sind, sondern mit einem identischen Inhalt viele, unterschiedliche Personen ohne Dialogoptionen oder Interaktivität „beliefern“. Entscheidend ist dabei die zeitgleiche Ausstrahlung/Aussendung. Beispiele hierfür sind Radio, Fernsehen und Printmedien.
Wie unterscheidet sich das World Wide Web (WWW) von Massenmedien laut dem Text?
Das WWW wird im Text nicht als Massenmedium betrachtet, da es als "Pull-Medium" zwischen zwei Punkten (Peer-to-Peer) konstruiert ist, die sowohl Sender als auch Empfänger sein können. Es wird eher mit einem Telefon verglichen. Die häufige fälschliche Einordnung als Massenmedium resultiert aus der beeindruckenden Vorstellung der theoretischen Reichweite und pseudo-demokratischen Partizipation.
Welche Rolle spielen Massenmedien im politischen Geschehen laut dem Text?
Massenmedien nehmen zwar Einfluss auf die Gesetzgebung, verfolgen aber dabei keine eigenen politischen Interessen (außer in der Medienpolitik). Sie agieren als Medium, durch welches sich verschiedene Akteure gegenseitig beeinflussen können. Ihre Neutralität hängt jedoch stark vom jeweiligen Redakteur und der Aufgabe des Verlegers ab. Ihr Hauptziel ist die Erhöhung der eigenen Reichweite.
Welche Formen von Massenmedien werden im Text genannt?
Der Text nennt drei Hauptformen von Massenmedien: Print, TV und Radio.
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- Robert Andersen (Author), 2001, Die Rolle der Massennmedien in der Nachhaltigkeitsdiskussion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102227