Was war die ursprüngliche Absicht der Märtyrerberichte? Sollten sie eine Vorbildfunktion ausüben? Und was bedeutete es Märtyrer als Vorbilder zu nehmen: Hieß dies etwa ihrem Beispiel zu folgen und ebenfalls in den Tod zu gehen? Es ist schwierig heute, fast 2000 Jahre später, über die Motive der ersten Märtyrer zu spekulieren. Jedoch haben einige von ihnen schriftliche Zeugnisse hinterlassen, die zumindest erlauben dahingegen Vermutungen anzustellen.
Eines dieser schriftlichen Zeugnisse der ersten christlichen Märtyrer ist, gleich in vielerlei Hinsicht, besonders: Die Passio Perpetuae et Felicitatis. Sie ist nicht nur eines der frühesten noch komplett erhaltenen Märtyrerberichte, sondern ihre Echtheit wird kaum angezweifelt und sie liefert einen tiefen Einblick in die Geschehnisse und Gedankenwelt der Märtyrer, da sie größtenteils in Form eines Tagebucheintrags verfasst wurde. Was die Passio jedoch zu etwas wirklich einmaligen macht ist, dass die Hauptfigur eine Frau ist. Das schwere Schicksal der Vibia Perpetua und ihrer Begleiter, die tapfer und heldenhaft für ihren Glauben einstehen und dies am Ende mit dem grausamen Tod bezahlen wird eindrücklich geschildert. Die Frage nach der beabsichtigten Vorbildfunktion der Märtyrerberichte und woran sich diese erkennen lässt, soll hier exemplarisch an der Passio untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Kontext
- Die Christenverfolgungen
- Die Entstehung des Märtyrerkults
- Das Problem der Apostasie
- Quellenkritik
- Quelleninterpretation
- Inhaltliche Zusammenfassung
- Kontextualisierung
- Interpretation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Märtyrerberichte in der christlichen Antike eine Vorbildfunktion für andere Christen innehatten. Exemplarisch untersucht wird die Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis, ein besonders früher und gut erhaltener Märtyrerbericht, der durch die Eigenart der Ich-Erzählung der Vibia Perpetua einen tiefgreifenden Einblick in die Denk- und Lebenswelt christlicher Märtyrer ermöglicht.
- Die Geschichte der Christenverfolgungen im Imperium Romanum und die Entstehung des Märtyrerkults.
- Die Rolle der Apostasie im frühen Christentum und ihre Bedeutung für die Ausgestaltung des Märtyrerkults.
- Die Analyse der Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis und ihre Darstellung der christlichen Martyriumsdeutung.
- Die Untersuchung der Vorbildfunktion der Märtyrerberichte und die Herausarbeitung der Beweggründe für das Martyrium.
- Die Analyse der literarischen Gestaltung der Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis und ihrer Funktion als Ausdruck des christlichen Glaubens und der Verfolgungserfahrung.
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird der historische Kontext der Christenverfolgungen im Römischen Reich beleuchtet. Es werden die verschiedenen Phasen der Verfolgungswellen und deren Ursachen sowie die Entstehung des Märtyrerkults und die Problematik der Apostasie näher betrachtet.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Quellenkritik der Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis. Es wird die Entstehung der Quelle, die verschiedenen Autoren sowie die Authentizität des Textes untersucht.
Das dritte Kapitel bietet eine detaillierte Zusammenfassung des Inhalts der Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis. Es wird die Geschichte der Vibia Perpetua, ihrer Gefährten und ihres Martyriums erzählt.
Das vierte Kapitel untersucht die Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis im Kontext des frühen Christentums und analysiert die darin enthaltene Darstellung des Martyriums und die Frage nach dessen Vorbildfunktion.
Schlüsselwörter
Märtyrer, Märtyrerkult, Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis, Christenverfolgungen, Apostasie, Vorbildfunktion, Imitatio Christi, Literatur, Quellenkritik, Geschichte des frühen Christentums, Vibia Perpetua, Felicitas, Nordafrika, Imperium Romanum, Römischer Kaiserkult.
- Arbeit zitieren
- Leonie Schneider (Autor:in), 2021, Märtyrer als Heldenfiguren der christlichen Antike? Exemplarisch untersucht am Beispiel der Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1022330