Diese Arbeit befasst sich unter anderem mit dem Gerechtigkeitsverständnis in "Der Besuch der alten Dame" und versucht, dieses und andere Handlungssequenzen des Stückes in Zusammenschau mit der katholischen Soziallehre und anderen theologischen Konzepten (v.a. der Sündenbockmechanismus nach Girard) zu setzen und Vergleiche anzustellen. Nach einer literarischen Betrachtung soll die theologische Relevanz einzelner Sequenzen erarbeitet werden. Im Anschluss daran sollen schwerpunktmäßig der Sündenbockmechanismus nach Girard und die Begriffe Recht und Gerechtigkeit im Sinne der katholischen Soziallehre betrachtet werden.
Eine abschließende Konklusion soll die Erkenntnisse aus dem theologischen Diskurs auf die literarische Auseinandersetzung mit dem Stück „Der Besuch der alten Dame“ zusammenfassen. Dürrenmatt selbst meint über sein Werk „Der Besuch der alten Dame“, es sei ein böses Stück. Er liefert darin ein Paradebeispiel für die scheinbar grenzenlose Macht des Geldes. Er entfacht „ein abgründiges Kammerspiel, in dem sich ein ganzes Dorf dreht und windet - und es sukzessive zu einer, so Dürrenmatt-Biograf Peter Rüedi, "Demokratisierung des Bösen" kommt.“
Der Titel des Stückes "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt klingt zunächst harmlos und völlig unspektakulär. Wer jedoch das Stück auf der Bühne bzw. als Film- oder Musicalfassung erleben durfte oder es gelesen hat, wird dem widersprechen.
Eine Milliardärin verspricht den Bürger*innen eines verarmten Städtchens Wohlstand und fordert dafür einen Mord. Doch das ist noch nicht alles. Sie hat mit ihrem Geld das Städtchen und seine Fabriken gekauft, um es zu ruinieren. Doch davon wissen die Bürger*innen nichts. Sie hoffen auf die Wohltätigkeit der Dame und lehnen das Angebot der Dame ab. Doch diese Ablehnung hält nicht lange, die Verlockung auf einen neuen Wohlstand ist zu groß und die Güllener begehen den verlangten Mord.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- „Der Besuch der alten Dame“ – Eine literarische Betrachtung
- Der Autor: Friedrich Dürrenmatt
- Entstehungsgeschichte und Adaptionen
- Der Handlungsort: Güllen
- Handelnde Personen
- Alfred Ill
- Die Dame - Claire Zachanassian
- Die Güllener
- Die Handlung
- Eröffnungsszene, die Ankunft der Dame und die Begrüßungsrede
- Konfrontation mit bzw. Richtigstellung der Vergangenheit und der erste Prozess
- Claires Angebot und Güllens Reaktion
- Die Veränderungen in Güllen und Ills Umstimmungsversuche
- Alfred Ill - vom „Retter“ zum „Gejagten“ zum „Helden“
- Der zweite Prozess und die Abschlussszene
- Theologische Relevanz einzelner Sequenzen
- Die Ankunft der Dame
- Der Prozess - Recht und Gerechtigkeit
- Das Angebot
- Die Person Alfred Ill und sein Schicksal im Vergleich zur Passion Jesu Christi
- Der Sündenbock - René Girard
- Hinführung
- Mimesis
- Das Opfer
- Der Sündenbock
- „Ills Krankheit, Ills Opfer“
- Vom archaischen Opfer zum Rechtssystem
- Hinführung
- Recht und Gerechtigkeit im Sinne der katholischen Soziallehre
- Katholische Soziallehre
- Definition
- Geschichte
- Grundsätze der katholischen Soziallehre
- Gerechtigkeit
- Biblische Perspektive
- Traditionelles Schema nach Thomas von Aquin
- Heutige Gerechtigkeitsbegriffe
- Gerechtigkeit und Liebe
- Recht und Gerechtigkeit bei Dürrematt
- Claire und ihre Konstruktion einer Gerechtigkeit
- Ill und seine Konstruktion einer Gerechtigkeit
- Katholische Soziallehre
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der tragischen Komödie „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt und setzt diese in Bezug zu Texten von René Girard und der Katholischen Soziallehre. Ziel der Arbeit ist es, die moralischen und sozialen Dimensionen des Stücks im Kontext der Girard'schen Sündenbock-Theorie und den Prinzipien der katholischen Soziallehre zu analysieren.
- Die Rolle des Geldes und der Macht in der Gesellschaft
- Die Konzepte von Recht und Gerechtigkeit in der Literatur und Philosophie
- Die Bedeutung des Opferns und der Sühne in verschiedenen kulturellen und religiösen Kontexten
- Die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft in der Tragödie „Der Besuch der alten Dame“
- Die Anwendung der katholischen Soziallehre auf die Darstellung von Moral und Gerechtigkeit in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine literarische Analyse des Stückes „Der Besuch der alten Dame“, einschließlich einer Einführung in den Autor Friedrich Dürrenmatt, die Entstehungsgeschichte des Stückes, den Handlungsort Güllen und die handelnden Personen. Das zweite Kapitel betrachtet die theologischen Relevanzen einzelner Sequenzen des Stücks, wobei Themen wie die Ankunft der Dame, der Prozess und das Angebot der Dame analysiert werden. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Theorie des Sündenbocks von René Girard und setzt diese in Bezug zum Stück „Der Besuch der alten Dame“ in der Analyse von Ills Krankheit und Opferung. Das vierte Kapitel untersucht Recht und Gerechtigkeit im Kontext der katholischen Soziallehre, wobei sowohl die biblische Perspektive als auch das traditionelle Schema nach Thomas von Aquin und heutige Gerechtigkeitsbegriffe beleuchtet werden. Dieses Kapitel schließt mit einer Analyse der Konzepte von Recht und Gerechtigkeit bei Dürrenmatt, wobei sowohl Claires als auch Ills Konstruktionen von Gerechtigkeit untersucht werden.
Schlüsselwörter
„Der Besuch der alten Dame“, Friedrich Dürrenmatt, René Girard, Katholische Soziallehre, Recht, Gerechtigkeit, Opfer, Sühne, Mimesis, Sündenbock, Güllen, Claire Zachanassian, Alfred Ill, Tragödie, Komödie, Moral, Gesellschaft, Macht, Geld.
- Arbeit zitieren
- Patrick Kugler (Autor:in), 2020, Friedrich Dürrenmatts tragische Komödie "Der Besuch der alten Dame". Zusammenschau mit Texten von René Girard und der Katholischen Soziallehre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1022430