Resilienz in der Sozialen Arbeit


Hausarbeit, 2021

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Resilienz?
2.1 Definition undMerkmale von Resilienz
2.2 Bedeutung von ResiHenzfur die SozialeArbeit

3. Resilienzforschung: Die Kauai-Studie

4. Risiko- und Schutzfaktoren
4.1 Risikofaktoren
4.2 Schutzfaktoren

5. Resilienzfaktoren

6. Resilienzförderung in Kindertageseinrichtungen

7. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Positive und negative Erfahrungen die im Kindesalter gesammelt werden haben einen ent­scheidenden Einfluss auf das weitere Leben. Kinder, die glücklich aufgewachsen sind und eine problemlose Kindheit hatten, scheinen es auch in ihrem weiteren Leben leichter zu haben. Das Leben von Kindern, die schon im frühen Kindesalter Erfahrungen mit Ver­nachlässigung, Missbrauch oder Armut gemacht haben, scheint daher schon zum scheitern verurteilt. Dies ist zumindest eine weitverbreitete Meinung in der Gesellschaft. Allerdings entwickeln sich viele Kinder trotz kritischer Lebensumstände sehr positiv. Warum ist das so? Was macht diese Kinder widerstandsfähiger? Und wie genau kann diese Widerstands­fähigkeit gefördert werden? Aufgrund dieser Prägen habe ich mich entschieden meine Hausarbeit dem Thema „Resilienz in der Sozialen Arbeit - Was sind Grundlagen und Me­thoden zur Lörderung von Resilienz bei Kindern im KiTa-Alter?“ zu widmen. Das Thema Resilienz spielt im Kindesalter eine Rolle und hat dort eine gewisse Bedeutung. Anhand dieser Hausarbeit soll der Blick auf das Thema „Resilienz im Kindesalter“ geschärft und die Bedeutung genauer untersucht werden.

Das Ziel meiner Hausarbeit ist es, die Grundlagen der Resilienz zu erarbeiten und Metho­den zur Lörderung von Resilienz im Kindesalter herauszuarbeiten. Meine Motivation be­steht darin, noch mehr über diese Thematik zu erfahren, da ich denke, dass es für meine spätere Tätigkeit im Bereich der Sozialen Arbeit bedeutsam ist, mich in diesem Themen­komplex auszukennen. Daher habe ich mich für die Lorschungsfrage „Was sind Grundla­gen und Methoden zur Lörderung von Resilienz bei Kindern im KiTa-Alter?“ entschieden. Um diese angemessen beantworten zu können, werde ich zu Beginn den Begriff „Resid­enz“ im Allgemeinen erläutern und auf die Bedeutung von Resilienz für die Soziale Arbeit eingehen. Danach wird es einen kurzen Einblick in die Lorschung und insbesondere die Kauai-Studie geben. Die folgenden Kapitel werden sich den Risiko-, Schutz- und Resili- enzfaktoren widmen. Diese werde ich im späteren Verlauf meiner Hausarbeit noch ge­nauer erläutern und mit Beispielen belegen. Im letzten Kapitel der Hausarbeit werde ich mich speziell darauf beziehen, wie Resilienz in Kindertageseinrichtungen gefördert wer­den kann. Das allgemeine Ziel dieser Hauarbeit ist es, die Bedeutsamkeit der Resilienz für das Kindesalter herauszufinden und zu analysieren.

2. Was its Resilienz?

Im folgenden Kapitel wird der Themenkomplex der Resilienz genauer betrachtet. Dies dient dazu, ein gewisses Grundwissen zu erlangen, welches wichtig ist, um kommende Thematiken der Hausarbeit besser verstehen zu können.

Im Unterpunkt 2.1 wird der Resilienzbegriff genauer beschrieben und auf seine Bedeu­tung hin untersucht. Danach folgt der Unterpunkt 2.2, in dem beschrieben wird, welche Bedeutung die Resilienz für die Soziale Arbeit hat und warum sie in diesem Arbeitsbe­reich so wichtig ist.

2.1 Definition und Merkmale von Resilienz

„Wenn sich Personen trotz gravierender Belastungen oder widriger Lebensumstände psy­chisch gesund entwickeln, spricht man von Resilienz“ (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S.9).

Das Wort Resilienz lässt sich von dem lateinischen Wort resiUre, was soviel bedeutet wie zurückspringen oder abprallen, ableiten. Die Psychologie beschreibt mit dem Wort Resi­lienz die physische und psychische Widerstandskraft eines Menschen, mit Veränderung umgehen zu können, Krisen zu meistern und sich durch diese Erfahrungen weiterzuent­wickeln (vgl. Witzlau 2014, S. 424). Das Wort physisch beschreibt hier die „körperliche Beschaffenheit“ (Duden o.T, o.S.) eines Menschen. Mit psychisch ist alles gemeint, was die Psyche des Menschen betrifft (vgl. Duden o.J., o.S.).

Wenn Menschen schwierige Situationen bewältigen und sich trotzdem angemessen ent­wickeln, spricht man von resilientem Verhalten. Nach Fröhlich-Gildhoff und Rönnau- Böse müssen immer zwei Bedingungen vorliegen, damit man von Resilienz oder einem resilienten Verhalten sprechen kann (vgl. Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2010, S. 11):

- „ Es besteht eine Risikosituation.“ (ebd.)
- „Die Risikosituation wird von der Person positiv bewältigt.“ (ebd.)

2.2 Bedeutung von Residenz für die Soziale Arbeit

Menschen durchlaufen in ihrem Leben und in ihrer Entwicklung vom Kleinkind bis zum Erwachsenen viele Lebensphasen, in denen es unterschiedliche Entwicklungsaufgaben zu bewältigen gibt (vgl. Zander & Römer,2016, S. 51).

Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Anforderung oder Aufgabe, die ein Mensch in einem bestimmten Lebensabschnitt erfüllen oder bewältigen muss. Die positive Bewältigung des Lebensabschnittes und der dazugehörigen Aufgabe ist von großer Bedeutung für die menschliche Entwicklung. Beispiele hierfür sind das Laufen lernen oder der Aufbau sozi­aler Beziehungen im Kindesalter (vgl. Lambertz 2016, S. 135).

Allerdings kommt es im Verlauf menschlicher Entwicklung auch dazu, dass Entwick­lungsaufgaben, aus unterschiedlichsten Gründen gar nicht, oder nicht vollständig bewäl­tigt werden können. „Insofern ist die menschliche Entwicklung per se mit Risiken behaf­tet, so dass man in diesem Zusammenhang von mehr oder weniger üblichen normativen Entwicklungsrisiken ausgehen kann“ (Zander & Römer 2016, S. 51, Layout verändert durch Kilian 2021). Es gibt also Entwicklungsrisiken die vorhersehbar sind, wie beispiels­weise Probleme während der Pubertät. Ihnen gegenüber stehen die nicht vorhersehbaren, nicht-normativen Entwicklungsrisiken, die nicht zum „normalen Verlauf menschlicher Entwicklung“ (Zander & Römer 2016, S. 48) gehören und daher nicht vorhersehbar sind, wie zum Beispiel der Verlust eines Elternteils oder andere Katastrophen und Schicksals­schläge. Diese unvorhersehbaren Risiken gilt es zu bewältigen. Schaffen Menschen es, Entwicklungsrisiken gut zu überstehen spricht man von resilientem Verhalten (vgl. Zan­der & Römer 2016, S. 51). Die Aufgabe der Sozialarbeiterinnen ist es, Menschen zu hel­fen, diese Risiken zu umgehen oder zu bewältigen. Sozialarbeiterinnen, die beispielsweise in der Beratung arbeiten, haben in ihrem Berufsalltag mit genau diesen Personen zu tun. Sie arbeiten gemeinsam mit Erwachsenen oder Kindern, die mit Krisen oder Risiken zu kämpfen haben und es nicht alleine schaffen diese zu bewältigen. Auch Erzieherinnen müssen sich in ihrem Beruf oft mit dem Thema Resilienz und Resilienzförderung beschäf­tigen. Resilienz hat also eine große und wichtige Bedeutung in der Sozialen Arbeit, da die Unterstützung dieser Personen sehr wichtig für ihr weiteres Leben und ihre Entwicklung ist (vgl. Zander & Römer 2016, S. 52).

3. Resilienzforschung: Die Kauai-Studie

Die Resilienzforschung untersucht intensiv die Frage, wie es Menschen und besonders Kindern gelingt, sich trotz schwieriger und ungünstiger (familiärer) Verhältnisse gesund und widerstandfähig zu entwickeln (vgl. Witzlau, 2014, S. 425). Gewalt, Armut, der Ver­lust eines Elternteils oder Erfahrungen mit Krieg sind Beispiele für solche Verhältnisse (ebd.). Die ersten Resilienzforschungen begannen Anfang der 1970er Jahre. Bis heute gibt es insgesamt 19 Längsschnittstudien, von denen die bekannteste die Kauai-Studie ist. Im folgenden Kapitel wird daher diese Studie genauer betrachtet (ebd.).

Die Kauai Studie von Werner & Smith (1982) gilt als die bekannteste, älteste und um­fangreichste Studie der Resilienzforschung. Mit ihrer Forschergruppe untersuchte Emmy Werner, eine Amerikanerin, den gesamten Geburtsjahrgang von 1955 der Insel Kauai. Über einen Zeitraum von 40 Jahren untersuchte sie 698 Menschen und dokumentierte Daten zu deren Gesundheits- und Lebenssituationen. Diese Daten wurden zu verschiede­nen Zeitpunkten erfasst: im Geburtsalter sowie im Alter von 1,2, 10, 18, 32 und 40 Jahren. Anhand dieser Untersuchungen konnte man erkennen, dass „ein Drittel dieser Menschen mit einer Vielzahl von Risiken konfrontiert war, wie z.B. chronische Armut oder psychi­sche Erkrankungen der Eltern“ (Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010, S. 14). Anfangs erwartete man, dass die betroffenen Kinder sich weniger gut entwickeln würden als die Kinder, die nicht mit diesen Risiken konfrontiert wurden. Allerdings entdeckte man, dass ein Drittel diese „schwierigen Anforderungen“ (ebd.) bewältigen konnte. Dies konnte man beispielsweise daran erkennen, dass sie optimistisch waren, einer erfüllenden Arbeit nach­gingen und Beziehungen eingehen konnten (vgl. Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2016, S. 14).

Anhand der Ergebnisse dieser Studie lässt sich erkennen, dass es bestimmte Ressourcen geben muss, die es den Menschen möglich machen Risikoreiche Ereignisse besser zu ver­arbeiten und zu bewältigen. Zusammengetragen aus der Kauai-Studie und einigen anderen Studien, ergaben sich sogenannte Risiko- und Schutzfaktoren, die im folgenden Kapitel genauer erläutert werden (ebd.)

4. Risiko- und Schutzfaktoren

Eine große Rolle in der Entwicklung und dem Aufbau von Resilienz spielen Risiko- und Schutzfaktoren. Eine lange Zeit widmete sich die Forschung nur den Risikofaktoren. Die Untersuchungen einiger Studien führten allerdings dazu, dass auch die Schutzfaktoren, die eine entscheidende Rolle in der kindlichen Entwicklung spielen, genauer erforscht wurden. Nach einiger Zeit der Forschung erkannte man, dass Risiko- und Schutzfaktoren „in einer gegenseitigen Wechselwirkung stehen und Resilienz das Ergebnis des Zusam­menwirkens beider Faktoren ist“ (Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010, S. 18). For­scher entdeckten, dass Schutzfaktoren die Möglichkeit einer positiven Entwicklung erhö­hen können, da sie Risikofaktoren mildern oder sogar beseitigen können (vgl. Rönnau- Böse & Fröhlich-Gildhoff, 2010, S. 18).

Daran lässt sich erkennen, dass „eine Risikosituation vorliegen muss, damit ein Schutz­faktor protektiv (schützend) wirksam werden kann“ (Laucht 1999, o.S., zitiert nach Rönnau-Böse&Fröhlich-Gildhoff2010, S. 19).

In den folgenden Kapiteln werden diese Risiko- und Schutzfaktoren genauer betrachtet.

4.1 Risikofaktoren

„Risikofaktoren werden als krankheitsbegünstigende, risikoerhöhende und entwicklungs­hemmende Merkmale definiert, von denen potentiell eine Gefährdung der gesunden Ent­wicklung des Kindes ausgeht“ (Holtmann & Schmidt 2004, o.S., zitiert nach Fröhlich- Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S. 21). Nach Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse, stehen Lebensbedingungen, die möglicherweise die kindliche Entwicklung gefährden können, im Mittelpunkt des Risikofaktorenkonzeptes (vgl. Fröhlich-Gildhoff & Rönnaus-Böse 2019, S. 21). Dabei wird zwischen kindheitsbezogenen Vulnerabilitätsfaktoren und Risi­kofaktoren unterschieden (vgl. Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff, 2010, S. 15).

Mit Vulnerabilitätsfaktoren sind die biologischen und psychologischen Faktoren gemeint. Die Risikofaktoren ergeben sich aus der psychosozialen Umwelt des Kindes (vgl. Peter­mann et al. 2004, o.S., in Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010, S. 16).

Es wird zwischen primären und sekundären Vulnerabilitätsfaktoren unterschieden. Pri­märe Vulnerabilitätsfaktoren können prä-, peri- und postnatale Faktoren, wie zum Beispiel eine Frühgeburt oder eine Erkrankung des Säuglings sein. Genetische Faktoren, chroni­sche Krankheiten oder geringe kognitive Fähigkeiten werden ebenfalls zu den primären Vulnerabilitätsfaktoren gezählt (vgl. Wustmann 2016, S. 38-39, in Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S. 22). Sekundäre Vulnerabilitätsfaktoren können zum Beispiel „ge­ringe Fähigkeiten zur Selbstregulation von Anspannung und Entspannung sein“ (Wust­mann 2016, S. 38-39, in Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S. 22). Außerdem gibt es die sogenannten Risikofaktoren, die häufig auch als Stressoren bezeichnet werden. Zu ihnen zählen beispielsweise ein niedriger sozioökonomischer Status, also auch chronische Armut. Drogenmissbrauch, Scheidung oder auch ein niedriges Bildungsniveau der Eltern lassen sich ebenfalls zu den Risikofaktoren zählen (vgl. Wustmann 2016, S. 38-39, in Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S. 22).

Außer den hier genannten Faktoren gibt es noch viele weitere Faktoren, die sich zu den Vulnerabilitätsfaktoren oder Risikofaktoren zählen lassen. Diese werden hier allerdings nicht weiter aufgeführt. Eine ausführliche Auflistung der Vulnerabilitäts- und Risikofak­toren sind bei Wustmann (2016, S. 38-39) zu finden.

4.2 Schutzfaktoren

„Schutzfaktoren werden als Merkmale beschrieben, die das Auftreten einer psychischen Störung oder einer unangepassten Entwicklung verhindern oder abmildern sowie die Wahrscheinlichkeit einer positiven Entwicklung erhöhen“ (Rutter 1990, o.S., zitiert nach Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S. 28). Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse be­schreiben Schutzfaktoren als entwicklungsfördernd, protektiv und risikomildernd. Dabei wird zwischen Schutzfaktoren und förderlichen Bedingungen unterschieden (vgl. Fröh­lich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S. 28).

Von förderlichen Bedingungen wird gesprochen, wenn ein Faktor eine schützende Wir­kung aufweist, obwohl kein erhöhtes Risiko besteht. Von Schutzfaktoren spricht man also nur dann, wenn eine Risikosituation eingedämmt oder komplett beseitigt werden kann. Dies nennt man auch Puffereffekt (vgl. Scheithauer et al. 2000, o.S., in Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S. 28). Nach Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse müssen Schutz­oder risikomildernde Faktoren „zeitlich vor den risikoerhöhenden Faktoren auftreten, um deren Risikowirkung moderieren zu können“ (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2019, S. 28). Das heißt, ein Schutzfaktor wirkt nur protektiv, wenn er bereits vor dem Auftreten einer Risikosituation ausgeprägt ist.

Schutzfaktoren lassen sich in personale Ressourcen und soziale Ressourcen unterteilen. Als Personale Ressourcen bezeichnet Wustmann die kindbezogenen Faktoren. Dazu zäh­len beispielsweise positive Eigenschaften die das Temperament betreffen, intellektuelle Fähigkeiten, das weibliche Geschlecht oder auch die sechs Resilienzfaktoren, die im fol­genden Kapitel genauer erläutert werden (vgl. Wustmann 2004, o.S., in Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010, S. 19). Wustmann unterteilt die Sozialen Ressourcen in vier un­tergeordnete Faktoren, auf die nun eingegangen wird. Der erste Faktor bezieht sich auf Schutzfaktoren innerhalb der Familie. Zu diesen zählen feste Bezugspersonen, der Erzie­hungsstil, eine gute Bindung unter Geschwistern und die Stabilität der Familie. Auch die Kommunikation innerhalb der Familie stellt einen Schutzfaktor dar. Außerdem ist das fa­miliäre Netzwerk und das Bildungsniveau der Eltern von Bedeutung. Der Blick des zwei­ten Faktors richtet sich auf die Bildungsinstitutionen. Klare Regeln und Strukturen, ein angemessener Leistungsstandart, Freundschaftsbeziehungen und der Kontakt der Institu­tion mit dem Elternhaus bilden weitere Schutzfaktoren. Außerdem wichtig, ist die Förde­rung der Resilienzfaktoren. Als dritter Faktor wird das weitere soziale Umfeld genannt. Besonders wichtig sind hier Werte, Normen und Rollenbilder der Gesellschaft, Angebote für die Familie auf kommunaler Ebene (wie zum Beispiel Beratungsstellen, Frühförder­stellen). Außerdem ist es wichtig, dass es außerhalb der Familie, fürsorgliche und kompe­tente Erwachsene gibt, die „Vertrauen fördern, Sicherheit vermitteln und als positive Rol­lenmodelle dienen“ (Wustmann 2004, o.S., zitiert nach Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010, S. 20). Dies können beispielsweise Erzieherinnen in Kindergärten, Lehrerinnen in Schulen oder auch Nachbarn sein (vgl. Wustmann 2004, o.S., in Rönnau-Böse & Fröhlich- Gildhoff 2010, S. 20).

Zusammenfassend kann hier festgehalten werden: je mehr Schutzfaktoren vorliegen, desto besser. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass Risiko- und Schutzfaktoren sich nicht einfach gegeneinander aufrechnen lassen. In beiden Bereichen gibt es Faktoren, die bedeutender sind und einen größeren Einfluss auf der Entwicklung haben als andere.

5. Resilienzfaktoren

Als Resilienzfaktoren werden Eigenschaften bezeichnet, die Kinder durch die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben, sowie in der Interaktion mit der Umwelt erwer­ben. Diese Faktoren spielen eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung schwieriger Le­benssituationen (vgl. Wustmann 2004, S. 46, in Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010, S. 21). Daher lassen sich die Resilienzfaktoren den personalen Schutzfaktoren zuordnen (vgl. Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff2010, S. 21).

„In den verschiedenen Resilienzstudien konnten eine Reihe solcher Faktoren identifiziert werden“ (ebd.). Fröhlich-Gildhoff und weitere Forscher haben sich mit diesen Faktoren auseinandergesetzt und sie zu insgesamt sechs übergeordneten Resilienzfaktoren zusam­mengefasst.

Der erste Faktor beschreibt die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Ein wesentlicher Punkt dieses Faktors ist es, die Fähigkeit zu besitzen, sich selbst und andere Personen korrekt wahrzunehmen und einzuschätzen. Dies ist nur möglich, wenn es einem Menschen ge­lingt, sich selbst, also seine Gefühle und Gedanken, richtig wahrnehmen und reflektieren zu können (vgl. Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff2010, S. 21).

Als nächstes folgt der Faktor der Selbststeuerung. Selbststeuerung bedeutet, dass es einer Person möglich ist, sich selbst und seine Gefühlszustände zu steuern (vgl. ebd.).

Ein weiterer Faktor ist die Selbstwirksamkeit. Dieser Faktor beschreibt das Vertrauen ei­nes Menschen in die eigenen Fähigkeiten und die Überzeugung, ein Ziel erreichen zu kön­nen (vgl. ebd.).

Der vierte Faktor bezieht sich auf die Soziale Kompetenz, „die Fähigkeit, im Umgang mit Anderen soziale Situationen einschätzen und adäquate Verhaltensweisen zeigen zu kön­nen; sich empathisch in andere Menschen einfühlen zu können sowie sich selbst behaup­ten und Konflikte angemessen lösen zu können“ (vgl. Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010, S. 22). Adäquat bedeutet hier: angemessen, entsprechend oder passend (vgl. Duden, o.J., o.S.).

Der folgende Faktor ist der Umgang mit Stress. Der wesentliche Punkt dieses Faktors ist es, sich selbst und seine eigenen Grenzen zu kennen und stressige, belastende Situationen einschätzen, bewerten und reflektieren zu können (vgl. Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010, S. 22).

Der sechste und damit letzte Faktor beschreibt das Problemlosen. Er besagt, inwieweit ein Mensch, durch Rückgriff auf vorhandenes Können und Wissen, in der Lage ist, Lösungs­möglichkeiten und Sachverhalte verstehen und reflektieren zu können (vgl. ebd.).

Diese sechs Faktoren sind nicht unabhängig voneinander, sondern stehen im engen Zu­sammenhang. „So ist z.B. die Fähigkeit zur Selbst- und Fremdwahrnehmung ebenso wie eine gute Selbststeuerungsfähigkeit eine Voraussetzung zum Aufbau sozialer Kompeten­zen“ (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2009, S. 41, zitiert nach Rönnau-Böse & Fröh- lich-Gildhoff 2010, S.22).

6. Resilienzförderung in Kindertageseinrichtungen

In dem folgenden Kapitel wird darauf eingegangen, wie Residenz in Kindertageseinrich­tungen gefördert werden kann. Dabei wird sich auf das Alter von 3 bis 6 Jahren bezogen.

„Die Befunde der Resilienzforschung rücken die frühkindliche Bildung und damit die Kindertagesstätten ins Zentrum der Aufmerksamkeit, denn der Aufbau von Schutzfakto­ren gelingt umso besserje früher hieran gearbeitet wird“ (Miller 2009, S. 108). Kindertageseinrichtungen sind die erste Institution im Leben eines Kindes, die dieses über einen längeren Zeitraum gesehen begleiten und gleichzeitig einen nahen Kontakt zur Fa­milie hersteilen können. Daher bietet es sich an, genau diese Einrichtungen zu nutzen, um Resilienz so gut wie möglich zu fördern (Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2011, S. 365). Das Ziel der Resilienzförderung ist es, gefährdeten Kindern Kraft zu geben und schüt­zende Umweltfaktoren aufzubauen. Das bedeutet, dass Kinder gezielt gefördert, gestärkt und unterstützt werden sollten, damit sie Entwicklungsaufgaben und Krisensituationen meistern und bewältigen können. Dabei ist es von Vorteil, Potenziale der Kinder zu för­dern und zu entdecken (vgl. Witzlau 2014, S. 426).

Corina Wustmann (2004, S. 143) begründet die wichtige Bedeutung von Kindertagesstät­ten in drei Punkten. Als erstes könnten Tageseinrichtungen die Kinder stärken, bevor ein Problemverhalten, also eine Risikosituation, auftritt und sich stabilisiert. Der Einrichtung wäre es außerdem möglich, diese Stärkung intensiv über einen längeren Zeitraum durch­zuführen. Als zweiten Punkt haben Kindertageseinrichtungen die Möglichkeit, Kinder, die bereits Risikofaktoren ausgesetzt sind, zu erreichen und Hilfe zu gewährleisten, da die Besuchsquote der Kindertageseinrichtungen in Deutschland sehr hoch ist. Als dritten Punkt nennt Wustmann (2004, S. 143) die Bedeutsamkeit der kind- und familienorientier­ten Förderung. Dies ist ein besonders wichtiger Punkt, da durch die Orientierung an der gesamten Familie, auch Eltern, die sich möglicherweise in schwierigen Situationen befin­den, geholfen werden kann. Außerdem ist der Einbezug der Eltern ein wichtiger Punkt in derResilienzförderung (vgl. Wustmann 2004, S. 143).

Im folgenden Absatz wird genauer darauf eingegangen, welche Aspekte einer Kinderta­geseinrichtung die Resilienzförderung ermöglichen oder erleichtern können.

Zum einen hat die Ausstattung einer Einrichtung einen Einfluss auf das Empfinden eines Kindes. Durch die Gestaltung des Innen- und Außenbereiches kann die Gesundheit der Kinder gefördert werden (durch Bewegung an der frischen Luft) und durch unterschiedli­che Spielmöglichkeiten die Möglichkeit geschaffen werden, kreativ zu sein. Außerdem fördert eine anregungsreiche Umgebung das Explorationsverhalten eines Kindes (vgl. Miller 2009, S.109). Mit Explorationsverhalten ist die Erforschung der Umwelt durch das Kind gemeint (vgl. Duden o.J., o.S.). Erzieherinnen können die Resilienz eines Kindes stärken, indem sie es ermutigen, seine Gefühle zu benennen und auszudrücken, es zu loben aber auch zu kritisieren. Dadurch können Selbstregulation, Impulskontrolle und das Selbstwertgefühl gesteigert werden. Außerdem sollte das Kind eine bedingungslose Wert­schätzung und Akzeptanz erfahren. Um die sozialen Kompetenzen eines Kindes zu för­dern ist es wichtig, dem Kind bei dem Aufbau sozialer Beziehungen zu helfen und es so gut es geht zu unterstützen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, dem Kind erreichbare Ziele zu setzen und realistische, altersangemessene Erwartungen zu haben. Außerdem sollte dem Kind immer die Möglichkeit gegeben werden, Dinge selbst auszuprobieren. Dies ist wichtig, um Stärken und Schwächen erkennen zu können (vgl. Wustmann o.J., o.S., in Krenz 2007, S.189f.)

Daraus lässt sich schließen, dass es besonders wichtig ist, Kindern ein residentes Vorbild zu sein und dabei authentisch zu bleiben, um Resilienz so gut wie möglich fördern zu können (vgl. Krenz 2007, S. 189 f.).

7. Fazit und Ausblick

Ich habe mich in der vorliegenden Hausarbeit intensiv mit dem Thema Resilienz und spe­ziell mit der Forschungsfrage „Was sind Grundlagen und Methoden zur Förderung von Resilienz bei Kindern im KiTa-Alter?“ auseinandergesetzt. Im Folgenden möchte ich nun versuchen, diese Frage, anhand meiner Ergebnisse der vorliegenden Hausarbeit, so gut es geht zu beantworten.

Zu Beginn wurde der Resilienzbegriff genauer beschrieben und definiert. Man konnte er­kennen, dass Resilienz besonders in Situationen wirksam wird, die nicht zu einem norma­len Verlauf des Lebens gehören. Die wichtigste Erkenntnis hier war, dass nur von resid­entem Verhalten gesprochen wird, wenn eine Risikosituation besteht und diese auch be­wältigt wird. Anhand der Kauai-Studie konnte man einen Einblick in die ersten For­schungsergebnisse der Resilienzforschung bekommen. Hier wurde die Relevanz der Resi­lienz für das gesamte menschliche Leben sichtbar. Seit den Anfängen dieser Forschungen etabliert sich der Begriff „Resilienz“ in der Gesellschaft und bekommt immer mehr Auf­merksamkeit. Auch für unterschiedliche Arbeitsbereiche, wie beispielsweise die Soziale Arbeit, wird diese Thematik immer wichtiger. In den weiteren Kapiteln, die sich mit Ri­siko-, Schutz- und Resilienzfaktoren befassten, wurde deutlich, dass es bei resilientem Verhalten immer ein Zusammenspiel zwischen Risikofaktoren und Schutzfaktoren gibt. Befindet ein Mensch sich in einer schwierigen Situation, schaffen Schutzfaktoren es, diese Situation und seine Auswirkungen einzudämmen. Eine wesentliche Aussagen meiner Hausarbeit ist es, dass Resilienz sich durch unterschiedliche Fördermaßnahmen trainieren lässt. Abschließend möchte ich nun noch auf die Bedeutung von Resilienz bei Kinder im KiTa-Alter eingehen. Kinder werden nicht mit einer Vielzahl an Schutzfaktoren geboren, sie müssen trainiert werden. Der frühe KiTa Besuch macht es möglich, dass Kinder in unterschiedlichen Bereichen angemessene Förderung erhalten, die ihnen dabei helfen, Schutzfaktoren aufzubauen. Die Soziale Arbeit gibt Menschen und Kindern die Möglich­keit, sich durch unterschiedliche Institutionen und Angebote weiterzuentwickeln. Sie hilft, Menschen durch schwierige Situationen zu führen und ihnen Mut zu machen. Daher ist Resilienz und besonders Resilienzförderung auch in der Sozialen Arbeit, insbesondere in der Arbeit mit Kindern, sehr wichtig und sollte nicht vernachlässigt werden.

Literaturverzeichnis

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Duden. (28. Januar 2021). Duden. Von https://www.duden.de/suchen/dudenonline/psychisch abgerufen

Duden. (5. Februar 2021). Duden. Von https://www.duden.de/rechtschreibung/adaequat abgerufen

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Miller, S. (2009). Stärkung von Kindern - Resilienzförderung im Kindergarten. In H. Knauf, Frühe Kindheit gestalten. Perspektiven zeitgemäßerElementarbildung. Stuttgart: Kohlhammer.

Rönnau-Böse, M., & Fröhlich-Gildhoff, K. (2010). Resilienzförderung im Kita-Alltag. Was Kinder stark und 'widerstandsfähig macht. Freiburg im Breisgau: Herder.

Rönnau-Böse, M., & Fröhlich-Gildhoff, K. (2011). Präventionsprogramme für Kindertageseinrichtungen - Förderung von seelischer Gesundheit und Resilienz. In M. Zander, & R. Martin, Handbuch ResUienzförderung. Wiesbaden: VS Verlag.

Witzlau, C. (2014). Theoretische Modelle zur Erklärung menschlichen Erlebens und Verhaltens. In S. Gartinger, & R. Janssen, Erzieherinnen+Erzieher. Professionelles Handeln im sozialpädagogischen Berufsfeld. Berlin: Cornelsen.

Wustmann, C. (2004). Resilienz: Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern. Weinheim: Beltz.

Zander, M., & Roemer, M. (2016). Resilienz im Kontext von Sozialer Arbeit: Das Geheimnis der menschlichen Seele lüften? In R. Wink, Multidisziplinäre PerspektivenderResiHenzforschung. Wiesbaden: Springer.

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Resilienz in der Sozialen Arbeit
Autor
Jahr
2021
Seiten
17
Katalognummer
V1022450
ISBN (eBook)
9783346419101
ISBN (Buch)
9783346419118
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Hannah Kilian (Autor:in), 2021, Resilienz in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1022450

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