Traditionelle vs. akzeptierende Drogenarbeit. Umgang mit Drogenabhängigen


Hausarbeit, 2015

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entwicklung in der Arbeit mit Drogenabhängigen
2.1 Beginn mit der Traditionellen Drogenhilfe
2.2 Wandel in die akzeptanzorientierte Suchtkrankenhilfe

3 Das traditionelle und akzeptanzorientierte Konzept im Diskurs
3.1 Traditionelle Drogenarbeit
3.1.1 Grundlagen
3.1.2 Politische Ansätze
3.2 Akzeptanzorientierte Suchtkrankenhilfe
3.2.1 Grundlagen
3.2.2 Politische Ansätze

4. Gesellschaftliche Ansichten

5. Fazit

1. Einleitung

„Keine Macht den Drogen!“ - dies ist ein bekannter Leitsatz einer Suchtmittelkampagne. Drogen gehören in den Bereich der Suchtmittel, welche zielgerichtet die Wahrnehmung und das menschliche Bewusstsein verändern (vgl. SARRAZIN 2011, S. 889). Bereits im Kindesalter wird dem Individuum mithilfe diverser Programme versucht zu vermitteln, dass die Einnah­me von Substanzen nicht dem gesellschaftlichen Ideal entspricht und sowohl psychische als auch physische Schäden hinterlässt. Durch die Prävention wird von den Erziehungsberechtig­ten und den Lehrbeauftragten versucht, die Sprösslinge vor einer sozialen Verelendung zu beschützen. Auch die Medien vermitteln ein extrem abschreckendes Bild von drogensüchti­gen Menschen, seien es der totgefixte Junkie auf der Toilette oder Fotos von abscheulichen Krankheiten. Zudem kursieren Meldungen über die Prostitution als Beschaffungsmaßnahme für die Substanzen, was ebenso bereits von Jugendlichen ausgeübt wird. Auch die damit ver­bundene Kriminalität wie Diebstahl und der Drogenhandel an sich spielen eine immense Rol­le.

Letztendlich wird dem Individuum sein Leben lang übermittelt, dass nicht nur Drogen an sich, sondern auch diejenigen, welche der Sucht verfallen sind, gesellschaftlich nicht akzep­tiert werden. Trotz der aufwändigen Präventionsmaßnahmen, welche in allen Lebensberei­chen wirksam werden, verfallen dennoch viele Menschen der Sucht. Daher ist nicht nur die Prävention relevant, sondern auch die Intervention. Die Drogensucht ist quasi nicht die End­station, denn es existieren auch Wege aus der Abhängigkeit. Es gibt ein weites Spektrum an Therapiemöglichkeiten, welches sich hauptsächlich auf zwei Grundmodelle bezieht. Zum einen der Ansatz der abstinenzorientierten Drogenarbeit und zum anderen die akzeptieren­de Arbeit mit drogensüchtigen Menschen. Im Folgenden werden beide Modelle in Relation gesetzt und auf ihre politische Basis eingegangen. Ebenso ist es von relevanter Bedeutung, welche Meinungen die Gesellschaft in Bezug auf beide Ansätze vertritt.

2. Die Entwicklung in der Arbeit mit Drogenabhängigen

Die Problematik des Drogenkonsums ist in der Historie verankert. Bereits vor Jahrtausenden im alten Ägypten wurde von der narkotisierenden Wirkung des Schlafmohns Gebrauch ge- macht (vgl. HEDAYAT 1971, S. 286f). Zur damaligen Zeit wurde der Konsum nicht als risiko­reich erachtet, da die weitreichenden, drastischen Folgen noch unbekannt waren. Dement­sprechend existierten keinerlei Hilfen für die Personen, die dem Drogenkonsum verfallen sind. Erst im 20. Jahrhundert expandierte die traditionelle Drogenhilfe die bei Suchmitteler­krankungen universal eingesetzt wurde.

2.1 Beginn mit der Traditionellen Drogenhilfe

Bereits in den 1920er Jahren wurden drogenabhängige Menschen in der Bundesrepublik mit Hilfe der abstinenzorientierten Arbeit therapiert. Der Grundsatz deutscher Ärzte lag darin, den Zugang zu Suchtmitteln zu verbieten. Die Drogenabhängigkeit fiel in den Zuständigkeits­bereich der Psychiater und Soziotherapeuten, da Sucht als soziales Dilemma galt (vgl. STÖ­VER 1990,S. 16f). Damals wurde die Sucht nach Drogen nicht als Krankheit, sondern als psy­chisches Problem angesehen. Deshalb wurden die Abhängigen nicht von den Ärzten, son­dern den Spezialisten für die humane Psyche behandelt. Das Verständnis für eine Verschrei­bung von geringen Mengen berauschender Substanzen war gering, dennoch wurde dies in manchen Ländern als schmerzstillende Entzugstherapie benutzt.

Zu Beginn der 1970er Jahre expandierte die abstinente, stationäre Therapie und wurde als Standard in der Drogenhilfe festgelegt. Die Bedingung für eine Aufnahme in einer Einrich­tung war eine absolute Drogenabstinenz, welche durch eine beratende Tätigkeit und die zusätzliche Entgiftung unterstützt wurde. Daraufhin setzte die Therapie ein, welche sich über einen Zeitraum von circa eineinhalb Jahren ersteckte (vgl. STÖVER 1990, S.17). Im Hauptau­genmerk stand also die vollständige Drogenfreiheit, welche dem Menschen ermöglichte, ein geregeltes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Die konventionelle Drogenhilfe war der Vorreiter in der deutschen Geschichte der Suchtmittelarbeit, dennoch ist sie zur heutigen Zeit als Therapiemöglichkeit vertreten.

2.2 Wandel in die akzeptanzorientierte Suchtkrankenhilfe

Anfang der 1980er Jahre expandierte die Immunkrankheit AIDS. Das sogenannte Acquired Immunodeficiency Syndrome, auch bekannt als das erworbene Immundefekt Syndrom, wird durch das Humane Immundefizienz Virus (HIV) ausgelöst. Es ist eine unheilbare, chronische Krankheit, bei der im Laufe der Lebenspanne die Immunabwehr so lange geschwächt wird, bis der vollständige Verlust eintritt (vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2007). Ab diesem Zeit­punkt wurde die Gesellschaft hellhörig, aus Angst sich zu infizieren. Nicht nur innerhalb der Drogenszene war die Ansteckungsgefahr erheblich, unter anderem durch den gemeinsamen Gebrauch von benutztem Spritzbesteck. Durch ungeschützten Geschlechtsverkehr jedoch, bezog sich die Problematik nicht nur auf die Drogenszene, sondern betraf die gesamte Ge­sellschaft (vgl. SCHABDACH 2009, S.194).

Mitte der 1980er Jahre fand eine Umstrukturierung im Fachgebiet der Betäubungsmittelab­hängigkeit statt (vgl. SCHABDACH 2009, S. 193). Im Gegensatz zur traditionellen Anschauung wurde geltend gemacht, dass „der Konsum illegaler Drogen als persönliche Konsument­scheidung des Bürgers betrachtet werden muß“ (STÖVER 1997, S. 81). Demnach beschließt jedes Individuum selbst, ob es der Sucht nach einem Rauschgift nachgibt, oder diese zu be­kämpfen. Der Hauptbestandteil der niedrigschwelligen Arbeit ist, dass diesem Entschluss mit Akzeptanz gegenüber getreten wird.

3. Das traditionelle und akzeptanzorientierte Konzept im Diskurs

Die beiden Ansätze in der Arbeit mit Drogen sind grundsätzlich verschieden. Da die Arbeits­weise und die Ziele beider Therapiemöglichkeiten voneinander abweichen, werden im Fol­genden zunächst die Grundhaltungen debattiert. Daraufhin stehen politische Standpunkte im Diskurs.

3.1 Traditionelle Drogenarbeit

Wie oben genannt etablierte sich die Traditionelle Drogenhilfe ab den 1920er Jahren. Im Folgenden werden diese Methoden explizit aufgeführt.

3.1.1 Grundlagen

Die traditionelle Drogenarbeit beinhaltet die sogenannte „Abstinenzorientierung“. Das Ziel dieser Arbeit ist es, „Persönlichkeit und Lebensstil der Drogenabhängigen [...] so [zu] verän- der[n], dass eine lebenslange Abstinenz von den abhängigmachenden Drogen bewirkt wird“ (STÖVER 1990, S.16). Das Ziel dieser Therapievariante ist eine vollständige Enthaltsamkeit in Bezug auf zerstörende Substanzen. Die Modifikation der Persönlichkeit steht im Vorder- grund, sodass die Klienten selbst nicht mehr das Verlangen nach einer Droge haben. Zudem muss sich der „ Lifestyle“ des Konsumenten einer kompletten Veränderung unterziehen, um eine Basis für die Therapie zu schaffen. Das negative Umfeld des Klienten soll dahingehend abgewendet werden, damit der Zugang zu Suchtmitteln unterbunden wird. Letztendlich soll das Individuum wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden, dabei ist es von immenser Bedeutung das Kontaktfeld in ein sozial stabiles, förderndes Milieu zu transformieren. Eine weitere Klassifikation der traditionellen Drogenhilfe nach STÖVER (1990, S.17) ist der soge­nannte Leidensdruck.

Das Konzept des Leidensdrucks beschreibt ein derartig enormes Leiden, sodass sich eine Therapiewilligkeit von selbst ergibt (vgl. FRÖHLICH-GILDHOFF 2011, S. 562f). Das bedeutet, dass ein Drogenkonsument erst das Verlangen nach einer Drogenfreiheit verspürt, wenn er am Boden ist und keinerlei Aussichten auf eine Verbesserung seiner Lebensumstände hat. Daher wird vermutet, dass bei einer Rückfälligkeit zum Drogenkonsum der Tiefpunkt noch nicht erreicht wurde. Dies gilt ebenso für diejenigen, die keine Hilfe in Anspruch nehmen möchten, da der Leidensdruck noch nicht so weit ausgeprägt ist, dass es ihnen wert ist, auf­zuhören.

3.1.2 Politische Ansätze

Auf der politischen Ebene werden auch gesetzliche Grundlagen berücksichtigt. Hierbei wird davon ausgegangen, dass laut dem Betäubungsmittelgesetz [BtMG] § 3 Abs. 1 S. 1 weder der Besitz noch die Herstellung oder Einnahme von Betäubungsmitteln ohne Erlaubnis gestattet sei (STASCHEIT 2014). Daher ist dies illegal und kann strafrechtlich verfolgt werden.

Bei dem abstinenzorientierten Ansatz ist die Verknüpfung von Therapie und Strafvollzug von immenser Bedeutung (vgl. STÖVER 1990, S. 17). Es konnten also die Hilfemaßnahmen und das Strafverfahren in Einklang gebracht werden. Somit wurde dem Konsumenten bereits während der Zeit in der Justizvollzugsanstalt eine Bewältigung seines Verlangens nach Dro­gen geboten und nicht erst nach seiner Freilassung. Die Sicherheitsverwahrung war eine gu­te Basis für die Abstinenzorientierung, da der Klient keinerlei Zugang zum Betäubungsmit­telmarkt hatte.

3.2 Akzeptanzorientierte Suchtkrankenhilfe

Wie oben genannt expandierte die akzeptierende Drogenarbeit in den 80er Jahren und brachte somit einen Umschwung in der Arbeit mit Suchtmittelabhängigen. Diese unkonven­tionelle Thematik wird im Anschluss genauer erläutert.

3.2.1 Grundlagen

STÖVER (1990, S.14) beschreibt die akzeptanzorientierte Drogenarbeit, welche unter einer Vielzahl an Namen wie beispielsweise „suchtbegleitende“, „niedrigschwellige“ oder „klien­tenorientierte“ Arbeit mit drogenabhängigen Menschen bekannt ist.

Akzeptierende Drogenhilfe verlangt von den Klienten keine augenblickliche Veränderung der Handlungsweise. Diese Tätigkeit besteht darin, das risikoreiche Verhalten gegen sich selbst derer Personen zu akzeptieren, die weder den Wunsch danach haben, ihre Verhaltensmus­ter zu beenden oder es im Moment nicht können. Hierbei werden soziale Angebote einge­richtet, welche den Kontakt mit den Klienten ermöglichen. Zweck dieser Offerte ist eine Re­duktion des gesundheitsschädlichen und mit sozialen Risiken verbundenen Verhaltens (vgl. RIEGER 2012, S. 37). Ein grundliegender Unterschied zur traditionellen Drogenarbeit besteht darin, dass die Konsumenten keineswegs abstinent sein müssen, um eine Beratung nutzen zu dürfen. Dies bleibt ihnen hierbei selbst überlassen, da der Gebrauch von Suchtmitteln keine Ablehnung hervorruft. Den Klienten wird trotz ihres aktuellen Konsums geholfen, da­mit schwerwiegende gesundheitliche Erkrankungen vermieden werden. Mit sauberem Spritzbesteck und Kondomen wird vor Infektionskrankheiten vorgebeugt. Zudem wird es den Drogenabhängigen ermöglicht, in sogenannten Kontakträumen sozialen Umgang mit den Mitarbeitern und anderen Klienten zu pflegen.

3.2.2 Politische Ansätze

Auf politischer Ebene des akzeptanzorientierten Ansatzes wird nachsichtiger mit Hilfe des Grundsatzes ,Therapie statt Strafe' gehandelt (vgl. GERSEMANN 1996, S. 12). Im Gegensatz zur traditionellen Drogenhilfe wird hierbei auf einen Strafvollzug verzichtet und stattdessen eine Therapie angeboten. Die frühere Kombination von Heilverfahren und Strafvollstreckung (s. 3.1.2) wird in diesem Fall getrennt. Die Konsumenten werden nun nicht mehr ausschließ- lich als Kriminelle angesehen, sondern vorrangig als hilfebedürftige, psychisch labile Men­schen.

Auch der damalige Bürgermeister der Stadt Hamburg, ein Anhänger der Sozialdemokrati- sehen Partei Deutschlands, ist ein Befürworter dessen. Er vertritt die These ,Medizinalisie- rung statt Kriminalisierung‘, obwohl es in der Hansestadt zu häufigen Drogendelikten kommt (vgl. GERSEMANN 1996, Geleitwort). Hier wird transparent, dass selbst in solch einer Dro­genhochburg der Repräsentant Hilfen präferiert, die sich an dem akzeptanzorientierten An­satz anlehnen. Wie o.g. liegt der Fokus auf der Gesundheitsfürsorge und nicht auf der Durch­setzung von staatlicher Gewalt. Den Konsumenten soll geholfen werden ihre Sucht zu be­kämpfen und nicht im Strafvollzug zu landen.

Ein weiterer Ansatz der Drogenpolitik beschäftigt sich mit sogenannten ,Konsumräumen'. Diese räumlichen Gegebenheiten bieten den Konsumenten einen Ort, an dem sie mitge­brachte Substanzen einnehmen können. Hier werden sterile Injektionsutensilien angeboten, zudem wird der öffentliche Konsum umgangen. Der wichtigste Aspekt hierbei ist das vor­handene ärztliche Personal, das in den Druckräumen vorhanden ist. So kann einem mögli­chen Drogentot vorgebeugt werden (vgl. STÖVER 1997, S. 86f). Bereits sechs von 16 Bundes­ländern haben Drogenkonsumräume eingeführt. Bisher waren in diesen Regierungsbezirken bereits alle Fraktionen an der Inbetriebnahme beteiligt. Daher kann man die individuellen Entscheidungen nicht auf die Parteien zurückführen, sondern auf die einzelnen Politiker (AL­TERNATIVE DROGENPOLITIK 2014).

4. Gesellschaftliche Ansichten

„Der zentrale Begriff für den problematischen Konsum ist das Verständnis des Drogenge­brauchs als ein soziales Problem und der gesellschaftlichen Reaktion als soziale Kontrolle“ (LOVISCACH 1996, S. 92). Drogenkonsum wird von der Gesellschaft als Problem angesehen, daher wird versucht, die Sucht zu beherrschen. Um andere nicht zu gefährden, werden durch bestimmte Werte und Normen versucht, diverse Maßnahmen zu ergreifen, welche von der Politik durchgesetzt werden.

[...]

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Details

Titel
Traditionelle vs. akzeptierende Drogenarbeit. Umgang mit Drogenabhängigen
Hochschule
Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg
Veranstaltung
Werte und Normen
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
12
Katalognummer
V1023866
ISBN (eBook)
9783346429681
ISBN (Buch)
9783346429698
Sprache
Deutsch
Schlagworte
traditionelle, drogenarbeit, umgang, drogenabhängigen
Arbeit zitieren
Laura Schäfer (Autor:in), 2015, Traditionelle vs. akzeptierende Drogenarbeit. Umgang mit Drogenabhängigen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1023866

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