In der Arbeit wird untersucht, welche Denkweisen und Motivationen den Pestbekämpfungsmaßnahmen der Gesundheitsbehörden San Franciscos zugrunde lagen und ob diese als rassistisch zu bezeichnen sind. Auch Gründe für diese Denkweisen, besonders die rassistischen Ressentiments gegenüber Chines:innen, werden im Zuge der Analyse der Ereignisse erörtert.
Seuchen stellen seit jeher eine Herausforderung für die soziale Stabilität von Gesellschaften dar. Sie können zu ihrem Zusammenbruch führen oder seltener zu einer Stabilisierung des Herrschaftssystems. In vielen Pandemien der jüngeren Vergangenheit versuchten Regierungen und Gesundheitsbehörden, eine Stabilität durch Schuldzuweisungen an Minderheiten zu ermöglichen. Beispielhaft genannt seien hier die Ausgrenzung homosexueller Menschen während der HI-Virus-Pandemie und der Rassismus, den Chines:innen und Asiat:innen zu Beginn der COVID-19-Pandemie weltweit, insbesondere aber in den USA, erleben mussten.
Von einem solchen Bruch des Gesellschaftsvertrages zwischen Herrschenden und Beherrschten waren auch die in Kalifornien lebenden Chinesen und Chinesinnen im 19. und 20. Jahrhundert getroffen. Als zur Jahrhundertwende die Beulenpest am Hafen der Stadt auftrat, wurden die Bewohner:innen Chinatowns wie auch schon bei anderen Seuchen zuvor zu den Schuldigen erklärt. Maßnahmen der Gesundheitsbehörden zur Pestbekämpfung trafen fast ausschließlich sie, nicht aber die Angehörigen der amerikanisch-weißen Mehrheitsgesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Chines:innen in Kalifornien
- Von willkommenen Arbeitskräften zur Gefahr für den „American Way of Life“
- Chines:innen als Gefahr für die Volksgesundheit
- Die Dritte Pestpandemie
- Chinatown unter Quarantäne – Der Pestausbruch in San Francisco
- Die erste Quarantäne
- Leugnung der Seuche und Untersuchung Chinatowns
- Reiseverbote und versuchte Zwangsimpfung
- Klage vor Gericht
- Zweite Quarantäne mit neuer Begründung
- Erneuter Gerichtsprozess
- Nachwirkungen der Morrow-Entscheidung
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Denkweisen und Motivationen der Gesundheitsbehörden San Franciscos im Kontext der Beulenpestepidemie von 1900 bis 1904 und analysiert, ob diese als rassistisch zu bezeichnen sind. Die Arbeit betrachtet die rassistischen Ressentiments gegenüber Chines:innen und die Ausgrenzung von chinesischen Menschen im Zusammenhang mit Seuchen und Krankheiten. Darüber hinaus untersucht sie die historischen Kontextualisierungen und die Rolle der chinesischen Einwanderung in Kalifornien.
- Rassistische Denkweisen und Motivationen der Gesundheitsbehörden
- Ausgrenzung von Chines:innen und die Rolle von Seuchen in San Francisco
- Die Bedeutung der chinesischen Immigration und der Kontext der "American Way of Life"
- Die Dritte Pestpandemie und der Ausbruch in San Francisco
- Die Analyse der Maßnahmen zur Pestbekämpfung und deren Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Seuchen für die soziale Stabilität von Gesellschaften und führt das Problem der Schuldzuweisungen an Minderheiten im Zusammenhang mit Pandemien auf. Die Arbeit fokussiert sich auf die Situation chinesischer Einwander:innen in San Francisco im 19. und 20. Jahrhundert, die im Kontext der Beulenpest als Sündenböcke für die Seuche ausgemacht wurden.
Das erste Kapitel gibt einen Überblick über die chinesische Immigration nach Kalifornien und die Entstehung von Chinatowns. Es beschreibt die Entwicklung von Vorurteilen gegenüber Chines:innen als minderwertige Arbeitskräfte, die in den Augen vieler Amerikaner kaum besser waren als Sklaven. Das Kapitel geht auch auf die Diskriminierung und rechtliche Ausgrenzung von Chines:innen in dieser Zeit ein.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Dritten Pestpandemie und insbesondere dem Pestausbruch auf Hawaii 1899, der als Vorläufer des Pestausbruchs in San Francisco betrachtet wird. Dieses Kapitel bietet einen Kontext für die Analyse der Ereignisse in San Francisco.
Das dritte Kapitel analysiert den Pestausbruch in San Francisco in chronologischer Reihenfolge und beleuchtet die verschiedenen Maßnahmen und wichtigen Ereignisse, die die Gesundheitsbehörden ergriffen. Es stellt die Motivationen und Denkweisen hinter den Maßnahmen der Gesundheitsbehörden in den Vordergrund und untersucht, ob und inwiefern die Maßnahmen als rassistisch zu bezeichnen sind.
Schlüsselwörter
Rassismus, Seuchen, Beulenpest, Chinatown, San Francisco, Chines:innen, Gesundheitspolitik, Ausgrenzung, Stigmatisierung, Dritte Pestpandemie, Motivationen, Denkweisen, Immigration, "American Way of Life".
- Quote paper
- Robin Baumann (Author), 2021, Die Bekämpfung der Beulenpestepidemie. Motivationen und rassistische Denkweisen gegenüber Chinesen und Chinesinnen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1024227