Wer teilte Deutschland...?


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

5 Seiten, Note: 10


Leseprobe


Wer teilte Deutschland...?

Es ist schwer, auf diese an sich einfache Frage eine Antwort zu geben. Viele verschiedene Faktoren spielten bei der Entscheidung zur Teilung Deutschlands eine Rolle. Dazu gehören nicht zuletzt politische, sondern auch viele wirtschaftliche Interessen der vier Besetzermächte.

So wollten die Westmächte, allen voran die USA, Deutschland nicht wie üblich mit einer Besetzungspolitik strafen, sondern aus Deutschland einen wirtschaftlich unabhängigen und friedlichen Staat machen. Freilich nicht ohne Hintergedanken. Er wurden viele neue Absatzmärkte in Europa erkannt. Ein weiterer Grund für den starken Einsatz der USA war, dass man mit Deutschland ein Bollwerk gegen die drohende Macht aus dem Osten haben wollte: Den Kommunismus. Durch eine Demokratisierung und eine langsame Umerziehung wollte man den eigenen Ansprüchen gerecht werden.

Anders sahen aber die Interessen der UdSSR aus. Sie wollten Deutschland mit ihrem politischen System verwalten, und Deutschland zu einem wirtschaftlich abhängigen Bauernstaat machen. So begann die Demontage der deutschen Fabriken im Ostsektor besonders stark.

Das es bei den sehr unterschiedlichen Interessen keine gütige Einigung geben konnte, war an sich schon von vorneherein zu sehen.

Wie es genau zu den verschiedenen Fronten gekommen ist, werde ich anhand einer Zeitleiste für einem groben chronologischen Überblick erläutern und später ausführlich erklären.

Nachdem Deutschland am 7/8 Mai 1945 kapituliert hatte, wurde von den vier Besatzermächten USA, Frankreich, England und UdSSR die Potsdamer Konferenz einberufen. Vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 trafen sich im Schloß Cecilienhof die Regierungs- und Staatchefs der vier Großmächte. Es war die letzte Kriegskonferenz, in welcher das Vorgehen gegen Deutschland besprochen wurde. Eines der Hauptthemen war die Errichtung eines Alliierten Kontrollrates zur Regelung ungelöster territorialer Fragen und zur Beratung und Lösung der deutschen Frage.

Weiterhin wurden die politischen und wirtschaftlichen Grundlagen für die Behandlung Deutschlands festgelegt. Als wichtige Punkte wurden unter anderem die völlige Abrüstung, Entmilitarisierung, Demokratisierung, die Auflösung aller Streitkräfte, Verhaftung von Kriegsverbrechern, Demontage der Industrie, Verbot aller Waffenproduktion und Dezentralsezierung der wirtschaftlichen Macht angesprochen.

Erstaunlicherweise sollte Deutschland trotz der Einteilung in Besatzungszonen weiterhin als eine wirtschaftliche Einheit betrachtet werden. Dadurch wollten sich die Alliierten die Reparationszahlungen sichern, die ihnen sonst entgangen wären.

Doch bereits auf der Potsdamer Konferenz waren die unterschiedlichen Interessen der Ost- und der Westalliierten zu spüren. Der Wunsch nach Demokratisierung und die wirtschaftliche Einheit waren der UdSSR ein Dorn im Auge.

In den ersten Monaten nach dem Krieg versuchten die Alliierten das komplett zerstörte Deutschland und seine Bewohner unter einer gemeinsamen Führung, dem am 30. August 1945 gegründeten Alliierten Kontrollrat, zusammenzufassen. Jetzt setzte langsam der Flüchtlingsstrom ein. Aus den geschlagenen Ostgebieten kamen ca. 3 Millionen Vertriebene, die in Deutschland eine neue Heimat suchten. Hinzu kamen die Soldaten, die nach und nach aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurden.

Während das deutsche Volk ums Überleben kämpft, versuchte der amerikanische General Clay Deutschland nach den Vorstellungen der USA zu einem wirtschaftlich unabhängigen Staat zu machen. Er stoppte die Demontage der Industrie in den westlichen Gebieten. Hier begann die Spaltung der westlichen Zonen von der Ostzone. Die Leiter der sowjetische Zone verfolgten andere Ziele. Sie wollten „ihre“ Zone nicht demokratisieren, sie sollte, wie ganz Deutschland, ihrer Vorstellung nach ein von Russland abhängiges Gebiet werden. Darum ließ Russland die Demontage auch weiterlaufen.

Im April 1946 trafen sie die vier Besetzer zu der Pariser Konferenz. USAußenminister Byrnes wollte einen Termin für den Beginn der Friedensverhandlungen vorschlagen, um die auf der Potsdamer Konferenz gemachten Vorschläge in die Realität umzusetzen. Doch mit ergebnislosen Debatten wurde bis zum Juli keine Einigung erzielt.

Der sowjetische Außenminister Molotow hatte neben der Demokratisierung noch andere Punkte, die ihm wichtiger waren als den Amerikaner. So bestand er z.B. bis zum Schluss auf die Reparationszahlungen Deutschlands. Kurioserweise war er es, der den Deutschen die freie Wirtschaft nicht zugestanden hatte.

Am vorletzten Tag der Pariser Konferenz bot Byrnes den anderen drei Besatzungsmächten an, ihre Zone mit der amerikanischen wirtschaftlich zu verschmelzen. Die Franzosen und Russen lehnten das Angebot entschieden ab, die Engländer stimmte unter dem Druck der Amerikaner zu. So entstand die im Volksmund genannte Bizone, die den offiziellen Namen „Vereinigtes Wirtschaftsgebiet“ trug. Die Bizone war ein Vorläufer der heutigen Bundesrepublik und ein sehr großer Schritt weg von Russland, hin zu einem eigenen deutschen Staat.

Da immer es noch immer keine zufriedenstellende Einigung über das deutsche „Problem“ gab, wurde im Frühjahr 1947 die Moskauer Außenministerkonferenz einberufen. Schlussendlich waren die Gespräche von Anfang an genauso ergebnislos wie auf der Pariser Konferenz. Die Sowjetunion beharrte weiterhin auf ihre Reparationszahlungen und verlangte nun auch noch die Auflösung der Bizone.

Bezeichnenderweise fiel der Beginn der Moskauer Konferenz auf den 12. März 1947, den Tag der Verkündung der Truman-Doktrin.

Hiermit macht die USA ihren Willen deutlich, Stalins Expansionspolitik zu stoppen. Man will fortan allen Völkern beistehen, deren „Freiheit“ bedroht ist. Dies ist meiner Meinung nach das entscheidende Signal. Die Amerikaner beziehen ganz eindeutig Stellung gegen den Kommunismus, auch das Angebot des späteren Marshallplans können die Russen und die abhängigen Ländern nun nicht mehr annehmen.

Der im Juni 1947 vom amerikanischen Außenminister George Marshall entwickelte Marshallplan zielte ab auf eine großzügige wirtschaftliche Hilfe für die europäischen Länder (ERP = European Recovery Program). Diese Hilfe wurde pro forma auch der Sowjetunion und den verbündeten Staaten angeboten, welche das Geld natürlich ablehnten.

Das zerstörte Frankreich brauchte die finanzielle Hilfe dringend und so wurde Frankreich nun auch ein Verbündeter und wollte sich der Bizone anschließen. Spätestens jetzt wurde klar, dass die Wiedervereinigung zu diesem Zeitpunkt nahezu unmöglich war. Als Konsequenz der nun allzu verschiedenen Auffassungen sah man von weiteren Außenministerkonferenzen ab.

Neben allen politischen Rangeleien um die Vorherrschaft in Deutschland, gab es auch viele deutlich sichtbare wirtschaftliche Veränderungen. Als den größten Einschnitt kann man die Währungsreform in den westdeutschen Zonen betrachten. In einer „Nacht und Nebel“ Aktion wurde das neue Geld verteilt. Nachdem die Öffentlichkeit am 18. Juni 1948 von der Reform erfuhren hatte, wurden bereits zwei Tage später alle Deutschen mit einem Kopfgeld von 40 Deutschen Mark ausgestattet. Nun war es nicht mehr weit bis zu einem wieder funktionierendem Staat. Im Gegensatz zu der sowjetischen Zone, wo die Planwirtschaft eingeführt wurde, begann in Westdeutschland die freie Markwirtschaft den Wettbewerb neu zu entfachen. Zum jetzigen Zeitpunkt war die Kaufkraft hoch, und in den Läden war ein Großteil der Produkte wieder zu erhalten.

Am 1. September 1948 traten die deutschen Ministerpräsidenten zusammen, um gemeinsam unter demokratischen Gesichtspunkten eine Verfassung auszuarbeiten. Des weiteren werden z.B eine Territorialreform und anderes diskutiert. Hierauf werde ich aber nicht genauer eingehen.

Am 23. Mai 1949, ca. 4 Jahre nach Kriegsende, wird das deutsche Grundgesetz verkündet. Als der grundlegende Baustein eines modernen Staates, wird die Verfassung als der wichtigste Akt in der Entstehung der Bundesrepublik angesehen.

Mit der ersten Sitzung des deutschen Bundestages am 9. September beginnt die Bundesrepublik Deutschland als ein eigenständiger und wirtschaftlich unabhängiger Staat zu bestehen. Bereits am 7. Oktober 1949 wird die DDR öffentlich ausgerufen. Von nun an ist Deutschland für die nächsten 40 Jahre voneinander getrennt.

Wer teilte Deutschland...? Es gab nach Kriegsende einige entscheidende Ereignisse, die das Verhältnis zwischen Ost und West nachhaltig getrübt haben, und die als der Initiator für den Kalten Krieg anzusehen sind. Meiner Meinung nach waren die Verkündung der Truman-Doktrin einerseits und die Ablehnung des Marshallplans von den Russen anderseits die entscheidenden Kriterien, welche die Fronten zwischen West und Ost für so viele Jahre verhärtet haben.

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Wer teilte Deutschland...?
Veranstaltung
Politk LK 12 Jahrgang
Note
10
Autor
Jahr
2000
Seiten
5
Katalognummer
V102440
ISBN (eBook)
9783640008223
Dateigröße
341 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutschland, Politk, Jahrgang
Arbeit zitieren
Dipl. Kaufmann (FH) Denis Gurkasch (Autor:in), 2000, Wer teilte Deutschland...?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102440

Kommentare

  • Gast am 14.5.2002

    DANGE.

    Super danke
    Bussy

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