Um einen geeigneten Zugang zum emotionslastigen Thema zu verschaffen, handelt das erste Kapitel von Drogen, von ihrer Geschichte, von Wirkungen und Gefahren, von Rauschzuständen und damit zusammenhängenden Vorgängen im menschlichen Gehirn. Letztere sind denn auch zu einem zentralen Punkt im Verständnis von Sucht avanciert, womit sich die plausible Überleitung zum zweiten Kapitel anbietet, welches von Süchten, ihrer Entstehung und den verschiedenen Erscheinungsformen handelt.
Außer der Beschreibung des Bedeutungswandels des Suchtbegriffes werden hier die klassischen Erklärungsmuster für die Entstehung von Sucht aufgeführt und kritisch hinterfragt. Neben einer Beschreibung verschiedener Formen von Sucht finden hier gängige theoretische Modelle, Klassiker wie neuere Ansätze ihren Platz. Nun ergeben sich zwar inzwischen plausible Erklärungszusammenhänge, ohne jedoch auch die gesellschaftlich-kulturellen Hintergründe mit einzubeziehen, muß ein Bild von Sucht unvollständig bleiben. Um dieser Anforderung zu genügen, wird im dritten Kapitel der Bogen zu maßgeblichen Normen und Werten heutiger westlich-kapitalistisch geprägter Gesellschaftssysteme geschlagen. Hierbei erschien es auch wichtig, die Prozesse zu beschreiben, die zu Stigmatisierung und Ausgrenzung führen und – bezogen auf die Bildung von Drogenszenen als Legitimationsargument - die herrschende Strafverfolgungspolitik gegen Drogengebraucher mitbestimmen.
Bezüglich juristischer Rahmenbedingungen und der damit zusammenhängenden Bindung der klassischen Drogen- und Suchthilfe an die wissenschaftlich längst überholten Mythen vom Abstinenzideal und der Utopie einer drogenfreien Gesellschaft war es im vierten Kapitel notwendig, noch deutlicher Stellung zu beziehen. So wird im ersten Abschnitt die zum Zeitpunkt der Textentstehung herrschende Gesetzgebung analysiert und hinterfragt und die entsprechenden Wirkungen auf die Drogenhilfe beschrieben. Hierhin gehört auch die Diskussion darüber, warum die Maßnahmen klassischer Prävention nicht die erhofften Resultate erbringen (können), obwohl der Bedeutung präventiver Aspekte ein unumstritten hoher Rang zugestanden werden muss. Am Ende wird mit der Beschreibung einer Utopie der Blick in eine Zukunft gewagt, die dem Konsum von Drogen jeder Art den notwendigen Stellenwert zuweist; nämlich den Menschen zu Entspannung und Genuß zu dienen, eingefügt in eine aufgeklärte Gesellschaft und nicht schädlich sondern vielmehr der menschlichen Entwicklung förderlich...
Inhaltsverzeichnis
- WAS SIND DROGEN?
- Drogenbetrachtungen: Verherrlichung und Verdammung
- Drogen, Drogennutzen und Rauschzustände
- Das Belohnungssystem
- Zusammenfassung
- DER BEGRIFF DER SUCHT
- Nebel um den Suchtbegriff
- Klassische Ansätze zur Erklärung von Sucht
- Gängige Suchtformen im Vergleich
- Was also ist Sucht?
- Zusammenfassung
- GESELLSCHAFT UND SUCHT
- Gesellschaftliche Suchtförderung
- Gesellschaftliche Funktion der Sucht
- Zusammenfassung
- BAUSTEINE FÜR EINE NEUE DROGENPOLITIK
- Drogenrecht und Drogenunrecht
- Fernziele und Nahziele
- Suchthilfe: Abstinenz oder Akzeptanz
- Drogenarbeit im klassich-konservativen Stil
- Progressive Formen der Drogenarbeit
- Prävention: Dogma oder Ehrlichkeit?
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit „Drogen, Sucht und Hilfe" von Peter Enger befasst sich mit neuen Erkenntnissen der Suchtforschung und ihren Implikationen für die Drogenpolitik und die Suchthilfe. Die Arbeit analysiert die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischen Maßnahmen und strebt danach, diese beiden Bereiche zusammenzuführen.
- Das Wesen von Drogen, ihre Wirkungen und Gefahren
- Der Begriff der Sucht, klassische Ansätze zur Erklärung von Sucht und verschiedene Suchtformen
- Der Einfluss gesellschaftlicher Normen und Werte auf Suchtphänomene
- Die Kritik an der klassischen Drogen- und Suchthilfepolitik und die Forderung nach einem Paradigmenwechsel
- Die Notwendigkeit einer auf Realitäten basierenden, pragmatischen Drogenpolitik, die den Menschen und seinen Bedürfnissen gerecht wird
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: WAS SIND DROGEN? Dieses Kapitel erforscht das Wesen von Drogen, legalen wie illegalisierten, und beleuchtet ihre Geschichte, Wirkungen, Gefahren und den Zusammenhang mit Rauschzuständen und den Vorgängen im menschlichen Gehirn. Es werden die verschiedenen Aspekte der Drogenbetrachtung, von Verherrlichung bis Verdammung, dargestellt.
- Kapitel 2: DER BEGRIFF DER SUCHT Hier werden die verschiedenen Definitionen und Erklärungsmuster von Sucht beleuchtet und kritisch hinterfragt. Der Autor zeigt die Entwicklung des Suchtbegriffes und die verschiedenen Erscheinungsformen von Sucht auf.
- Kapitel 3: GESELLSCHAFT UND SUCHT Dieses Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Sucht und gesellschaftlichen Normen und Werten in westlichen, kapitalistischen Gesellschaften. Es werden die Prozesse analysiert, die zur Stigmatisierung und Ausgrenzung von Drogenkonsumentinnen und -konsumenten führen.
- Kapitel 4: BAUSTEINE FÜR EINE NEUE DROGENPOLITIK Der Fokus liegt auf der Kritik an der bestehenden Drogen- und Suchthilfepolitik, die auf dem Abstinenzideal basiert. Der Autor argumentiert für eine neue, pragmatische Drogenpolitik, die die Realitäten des Drogenkonsums und die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt. Dieses Kapitel analysiert auch die Schwächen der klassischen Prävention und stellt alternative Ansätze vor.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen Drogen, Sucht, Drogenpolitik, Suchthilfe, Abstinenz, Akzeptanz, Prävention, gesellschaftliche Normen, Stigmatisierung, Ausgrenzung und Realitätsorientierung. Wichtige Schwerpunkte sind die Analyse klassischer Suchtmodelle, die Kritik an der bestehenden Drogenpolitik und die Forderung nach einem Paradigmenwechsel hin zu einer pragmatischen und auf Realitäten basierenden Drogenpolitik.
- Quote paper
- Peter Engert (Author), 1998, Drogen, Sucht und Hilfe. Neue Erkenntnisse der Suchtforschung und Perspektiven für Drogenpolitik und Suchthilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10250