Die Unruhe der späten 60er Jahre mit ihren Studentenbewegungen und dem Umbruch im politischen System durch die langsame Übernahme der Mehrheit durch die SPD setzte sich in den 70er Jahren fort, aber mit anderen Vorzeichen. Das Positive der Studentenbewegung fand in seinen Auswüchsen zum extrem Negativen: aus der stark politisierten Studentenszene waren auch Leute hervorgegangen, die gewaltsam Veränderungen durchsetzen wollten: die Radikale Armee Fraktion und die Terroristen der Baader-Meinhof-Bande. Ulrike Meinhof war eine engagierte Studentin gewesen, anschließend Journalistin und Autorin eines Drehbuchs namens „Bambule“, das sich um die Unterdrückung von Schülern in einem Internat dreht. Sie und andere hielten dem repressiven Druck des Staates nicht mehr Stand und flüchteten durch die dogmatische Auslegung ihrer Theorien und getrieben von Isolation und negativer Gruppendynamik in den Terrorismus. Die Mitglieder der Bande wurden später verhaftet, noch vor dem Prozess brachten sich alle Mitglieder in der selben Nacht um. Der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit hat sich mit der Psyche der Mitglieder der Baader-Meinhof-Bande in einem Aufsatz seines Buches „Ghosts“ intensiv auseinandergesetzt: dabei zeigt Theweleit, dass das Nicht-Einverständnis der Mitglieder mit ihrer Umgebung so weit ging, dass – bei den Frauen – dies zu einer Nichtakzeptanz des eigenen Körpers führte.
Inhaltsverzeichnis
- Die politische Situation in der BRD in den späten 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts
- Martin Walsers „Ein fliehendes Pferd“
- Botho Strauß „Groß und klein“
- Hans Magnus Enzensbergers Gedichte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Literatur der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Dekade. Der Fokus liegt auf der "Neuen Innerlichkeit" als literarische Reaktion auf die politischen Umbrüche der 60er Jahre und den damit verbundenen Rückzug in die Privatsphäre.
- Die politische Situation in der BRD der späten 60er und 70er Jahre
- Der Wandel der literarischen Themen von Politik zum Privaten
- Analyse von Martin Walsers „Ein fliehendes Pferd“
- Die "Neue Innerlichkeit" als literarischer Trend
- Autobiographische Elemente in der Literatur der 70er Jahre
Zusammenfassung der Kapitel
Die politische Situation in der BRD in den späten 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts: Das Kapitel beschreibt die Fortsetzung der politischen Unruhen der späten 60er Jahre in den 70ern, gekennzeichnet durch den Terrorismus der RAF und die damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Spannungen. Die extreme Politisierung der Studentenbewegung führte zu gewalttätigen Auswüchsen. Die Reaktion des Staates, inklusive der Einführung zensurähnlicher Gesetze, konnte die Situation nicht beruhigen, wie die Morde an Buback, Ponto und Schleyer sowie die Flugzeugentführung von Mogadischu zeigen. Mehrere Ölkrisen belasteten zusätzlich die Wirtschaft und führten zu einer Abnahme der Unterstützung für die SPD. Der Rücktritt Willy Brandts aufgrund der Guillaume-Affäre markierte einen weiteren Tiefpunkt. Der sich abzeichnende Trend zur "Neuen Innerlichkeit" wird als Reaktion auf die politische Überforderung und die Unmöglichkeit der Differenzierung interpretiert.
Martin Walsers „Ein fliehendes Pferd“: Dieses Kapitel analysiert Martin Walsers Novelle „Ein fliehendes Pferd“ von 1978. Die Handlung konzentriert sich auf die Begegnung des 46-jährigen Helmut Halm mit seinem ehemaligen Schulfreund Klaus Buch, der im Gegensatz zu Helmut einen scheinbar erfolgreichen und abenteuerlichen Lebensweg beschritten hat. Wichtige Motive sind die Auseinandersetzung mit philosophischen Denkern, das Wasser als Symbol für Lebensunsicherheit, und das fliehende Pferd als Metapher. Die Begegnung der beiden Paare, die unterschiedlichen Lebensentwürfe und die Bootstour mit dem anschliessenden „Tod“ von Klaus, offenbaren die innere Zerrissenheit und die Krisen der Figuren. Der vermeintliche Tod von Klaus wirkt als Katalysator für Veränderungen bei Helmut und seiner Frau, die ihre starren Rollenmuster aufbrechen.
Schlüsselwörter
Neue Innerlichkeit, Literatur der 70er Jahre, BRD, RAF, Terrorismus, Politische Situation, Martin Walser, Ein fliehendes Pferd, Botho Strauß, Hans Magnus Enzensberger, Autobiographie, Privatleben, Gesellschaftliche Veränderungen.
Häufig gestellte Fragen zu „Literatur der 1970er Jahre in der BRD: Eine Analyse“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Literatur der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Dekade. Der Fokus liegt auf der "Neuen Innerlichkeit" als literarische Reaktion auf die politischen Umbrüche der 60er Jahre und den damit verbundenen Rückzug in die Privatsphäre.
Welche Texte werden untersucht?
Die Arbeit untersucht Martin Walsers „Ein fliehendes Pferd“ und Botho Strauß „Groß und klein“, sowie Gedichte von Hans Magnus Enzensberger. Der Schwerpunkt liegt auf Walsers Novelle.
Wie wird die politische Situation der 1970er Jahre in der BRD dargestellt?
Die Arbeit beschreibt die anhaltenden politischen Unruhen der späten 60er Jahre in den 70ern, gekennzeichnet durch RAF-Terrorismus und die damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Spannungen. Die extreme Politisierung der Studentenbewegung, die Reaktion des Staates, Ölkrisen, der Rücktritt Willy Brandts und die Morde an Buback, Ponto und Schleyer werden thematisiert. Die "Neue Innerlichkeit" wird als Reaktion auf diese politische Überforderung und die Unmöglichkeit der Differenzierung interpretiert.
Was ist die "Neue Innerlichkeit"?
Die "Neue Innerlichkeit" ist ein in der Arbeit beschriebener literarischer Trend der 1970er Jahre in der BRD. Er beschreibt den Rückzug von der explizit politischen Auseinandersetzung hin zu einer Beschäftigung mit privaten und individuellen Themen und Erfahrungen als Reaktion auf die politischen und gesellschaftlichen Turbulenzen der vorhergehenden Jahre.
Wie wird Martin Walsers „Ein fliehendes Pferd“ analysiert?
Die Analyse von Walsers Novelle konzentriert sich auf die Begegnung des Protagonisten Helmut Halm mit seinem ehemaligen Schulfreund Klaus Buch, die Auseinandersetzung mit philosophischen Denkern, das Wasser als Symbol für Lebensunsicherheit, das fliehende Pferd als Metapher, die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Figuren und die innere Zerrissenheit der Charaktere. Der vermeintliche Tod von Klaus wirkt als Katalysator für Veränderungen bei Helmut und seiner Frau.
Welche weiteren Themen werden behandelt?
Neben der Analyse der genannten Texte werden der Wandel der literarischen Themen von Politik zum Privaten, autobiographische Elemente in der Literatur der 70er Jahre und die gesellschaftlichen Veränderungen dieser Dekade behandelt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Neue Innerlichkeit, Literatur der 70er Jahre, BRD, RAF, Terrorismus, Politische Situation, Martin Walser, Ein fliehendes Pferd, Botho Strauß, Hans Magnus Enzensberger, Autobiographie, Privatleben, Gesellschaftliche Veränderungen.
- Arbeit zitieren
- Jürgen Neckam (Autor:in), 2003, Literatur der 70er Jahre in der BRD - Die Neue Innerlichkeit: Walser, Strauß, Enzensberger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10253