Selbstmordtheorie Durkheims


Ausarbeitung, 2001

27 Seiten


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

VORBEMERKUNG

I. EINFÜHRUNG
1.1 Zur Person Emile Durkheims
1.2 Selbstmord als soziologischer Tatbestand
1.3 Definition des Selbstmordbegriffes

II. AUßERGESELLSCHAFTLICHE FAKTOREN
2.1 Selbstmord als psychopathischer Zustand
2.2 Manischer Selbstmord
2.3 Depressiver Selbstmord
2.4 Selbstmord als Zwangsvorstellung
2.5 Impulsiver oder reflexartiger Selbstmord
2.6 Kritische Betrachtung dieser Selbstmordarten

III. KOSMISCHE FAKTOREN
3.1 Klima und Temperatur
3.2 Tageslänge

IV. SOZIALE URSACHEN UND SOZIALE TYPEN
4.1 Der egoistische Selbstmord
4.1.1 Die Religion
4.1.2 Die Familie
4.1.3 Politische Krisen und Kriege
4.1.4 Zusammenfassung zum egoistischen Selbstmord
4.2 Der altruistische Selbstmord
4.3 Der anomische Selbstmord

V. SCHLUßFOLGERUNG

LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

ANHANG

a) Tabellen aus Durkheims Selbstmordstudie

b) Tabellen zur Selbstmordentwicklung in der Gegenwart

VORBEMERKUNG

Im Sommer letzten Jahres mußte ich mit ansehen, wie ein 22 Jahre junger Mann sich auf grausame Weise das Leben nahm. Seit dem hat mich dieses Geschehen nicht in Ruhe gelassen. Später habe ich erfahren, warum sich der Mann das Leben genommen hat. Einen Tag vor seinem Selbstmord hatte ihn seine Freundin verlassen. Dieser tragische Augenblick war für mich der Beweggrund, den Selbstmord besser zu verstehen, um auch diese Tragödie besser verarbeiten zu können. Daher habe ich die Möglichkeit wahrgenommen, ein Referat über den Selbstmord zu halten. Ich bin glücklich darüber, als Student der Wirtschaftswissenschaften in meinem Studium in Hohenheim auch soziologische Probleme erörtern zu dürfen.

Bei meinen Internetrecherchen über den Selbstmord bin ich auf unzählige Seiten gestoßen. Ich mußte empört feststellen, daß sich der Selbstmord unter vielen Jugendlichen auf der ganzen Welt zum „Kult“ entwickelt hat. In diesen Seiten wurden verschiedenste Selbstmordarten beschrieben. Von „sich selbst ertränken“ bis „sich selbst vergiften“ wurden alle Methoden fachgerecht beschrieben. Alle diese Verfahren wurden sogar nach Schmerzempfindlichkeit aufgelistet. Ein Selbstmord- Ranking zeigte, welche Art und Weise sich umzubringen gerade „in“ war. Lebensmüde Menschen schrieben düstere Geschichten und suchten Partner für gemeinsame Selbstmordaktionen.

Ich habe mich bei meinem Referat sehr stark am Werk Durkheims ausgerichtet. Durkheims Werk „Der Selbstmord“ ist in drei Bücher aufgeteilt. Im ersten Buch beschreibt Durkheim den Selbstmord in psychopathischen Zuständen und die kosmischen Faktoren. Ich bin auf die Themen Rasse/Erblichkeit und Nachahmung nicht eingegangen, weil sie soziologisch gesehen für uns eher uninteressant sind. Durkheim setzt sich sehr kritisch mit den früheren Theorien über den Selbstmord auseinander. Er widerlegt die meisten mit seinen sehr penibel durchgeführten Untersuchungen und beseitigt damit nicht wissenschaftlich bewiesene Vorurteile.

Erst im zweiten Buch werden verstärkt soziologische Thesen aufgestellt. Ich habe mich daher auf den zweiten Teil des Werkes konzentriert. Schließlich im dritten Buch, erläutert Durkheim seine Schlußfolgerungen und bietet mögliche Lösungsansätze, um „das Übel“ Selbstmord unter Kontrolle zu halten. Lediglich die Informationen über Durkheim selbst, die Bedeutung Durkheims für die Soziologie habe ich aus anderen Quellen im Internet entnommen. Die aktuellen Selbstmordzahlen wurden mir vom statistischen Bundesamt zur Verfügung gestellt.

I. EINFÜHRUNG

1.1 Zur Person Emile Durkheims

Emile Durkheim wird am 15. April 1858 als Sohn einer jüdischen Familie in Épinal geboren und stirbt am 15. November 1917 in Paris. Nach der Vorstellung seiner Familie soll er wie auch der Vater ein Rabbiner werden. Doch entgegen dieser Vorstellung seiner orthodoxen Familie geht er einen anderen Weg. Er ist dennoch sein Leben lang vom orthodoxen Judentum geprägt. Er erlebt die Niederlage Frankreichs gegen Preußen im Jahre 1870/71 sowie einige Aufstände im Land und deren blutige Niederschlagungen. Die Auseinander- setzungen zwischen den Republikanern und den alten Konservativen prägen diese Zeit.

Aufgrund seiner guten Leistungen in der Schule bekommt er ein Stipendium in Deutschland. Im Hinblick auf den verlorenen Krieg, soll er in Deutschland die Grundlagen des Deutschen Reiches ermitteln. Vor allem interessiert er sich für die herrschenden sozialen Probleme in Deutschland. Hierbei werden ihm z.B.Ferdinand TönniesundWilhelm Wundtbehilflich. Ihre Denkansätze werden von Durkheim teilweise übernommen. Durch die positive Resonanz seiner veröffentlichten Arbeiten wird er schließlich 1896 an der Universität Bordeaux aufgenommen. Ab 1897 lehrt er dort, mit der Einrichtung des ersten Lehrstuhls für Sozialwissenschaft, Pädagogik und Sozialwissenschaft. Damit ist er der erste, der Sozialwissenschaft als Universitätsfach etabliert hat. Er kämpft dafür, aus der Sozial- philosophie, die bislang ein Teilgebiet der Philosophie war, eine eigenständige Wissenschaft zu machen.

Er liefert mit seiner Arbeit „Die Regeln der soziologischen Methode“ von 1895 eine Anleitung für das soziologische Arbeiten. Demnach formuliert Durkheim Regeln, nach denen die Wissenschaft der Soziologie betrieben werden soll. Damit wird das soziologische Arbeiten vergleichbarer und auch kritisierbarer. Durkheim ist der Auffassung, daß jede Wissenschaft Prinzipien haben muß, an denen man sich orientieren kann. Dabei stellt er auch nicht den Anspruch auf die alleinige Wahrheit und stellt seine Regeln der Weiterentwicklung und Kritik frei, um eine Verbesserung dieser Regeln anzutreiben.

Durkheim zeigt in seinen Arbeiten auch auf, wie man eine empirische Soziologie betreiben kann. Dabei nimmt er sich auch Wissenschaften wie Geschichte, Ethnographie und Statistik zur Hilfe. Er geht also über das Stadium des theoretischen Philosophierens hinaus und betreibt eine angewandte Soziologie. Durkheim will nach dem Vorbild anderer Wissen- schaften den Nachweis führen und die Soziologie als objektive Wissenschaft etablieren. Die Soziologie Durkheims besteht in der Untersuchung wesentlicher soziologischer Tatbestände und der soziologischen Erklärung dieser Tatbestände. Sein Verständnis von der Soziologie hat einen spezifischen Gegenstand, der sich von den Gegenständen aller anderen Wissenschaften unterscheidet. Er geht dabei vor allem auf die Beziehung des Individuums zur Gesellschaft ein, wobei die Summe aller Individuen, also die Gesellschaft, für ihn einen viel höheren Stellenwert inne hat. Es ist zu beweisen, wie weit das Schicksal des Einzelnen von der kollektiven Wirklichkeit beeinflußt wird. Dabei helfen ihm Statistiken, die seine empirischen Forschungen stützen und sie beweisen. Emile Durkheim hat sich zum Ziel gesetzt, das „Soziale“ als eine Natur eigener Art rational zu entwickeln, und die Wirklichkeit dieser Natur empirisch darzulegen.

Während er in Bordeaux lebt, entstehen drei seiner wichtigsten Monographien: 1)Die Arbeitsteilung, 2)Regeln der soziologischen Methode, 3)Die Selbstmordstudie. Alle drei Bücher schreibt Durkheim innerhalb von nur vier Jahren. Später als er in Paris wohnt verfaßt er sein Werk über die Religionssoziologie.

Darüber hinaus gilt „Der Selbstmord“ als das erste und grundlegendste Beispiel einer empirischen Arbeit in der Soziologie. Der Stil dieser Arbeit wurde oft kopiert. Durkheim hat heute einen Ruf als „Vater der empirischen Sozialforschung“.

1.2 Selbstmord als soziologischer Tatbestand

Durkheim sieht den Selbstmord als den Ausdruck einer kollektiven Krankheit1, an der die Gesellschaft leidet. Er untersucht den Selbstmord, weil er der Auffassung ist, die Gesellschaft dadurch besser verstehen zu können. Durkheim bestreitet nicht, daß der Selbstmord ein ureigenstes Thema der Individualpsychologie ist. Sein Ziel ist lediglich zu zeigen, daß der Selbstmord im sozialen Kontext nicht mit der Psychologie zu erklären ist. Der Selbstmord, der für Durkheim ein soziales Phänomen ist, läßt sich nur über soziale Gegebenheiten erklären.

In der Monographie über den Selbstmord verwendet er die von ihm aufgestellten Regeln der soziologischen Methode. Seine soziologische Methode ist, soziologische Tatsachen wie Sachen zu behandeln, d.h. als Wirklichkeiten, die außerhalb des Individuums liegen.2Weiterhin definiert Durkheim das Objekt der Soziologie3, wonach es notwendig ist, Phänomene, die eine Gesellschaft betreffen und Phänomene, die ein Individuum betreffen, voneinander zu trennen: „Man sieht nicht, daßes keine Soziologie geben kann, w enn es keine Gesellschaften gibt, und daßes keine Gesellschaft gibt, wenn es nur Individuen gäbe.“4Durkheim übt mit seiner Methode auch Kritik an der bisherigen Mikroperspektive der Gesellschaft.

Durkheim untersucht nicht den individuellen Fall des Selbstmordes. Es interessiert ihn also nicht, warum die Person X Selbstmord verübte. Diese Frage könnte mit der Psychologie beantwortet werden. Er interessierte sich lediglich für die Summe aller Selbstmorde innerhalb einer Gesellschaft als Ganzes.

Prinzipiell erfaßt Durkheim die kumulierten Selbstmordraten und bildet für jede von ihm untersuchte Gesellschaft eine Selbstmordrate. Beispielsweise schaut er sich für ein Land die absoluten Selbstmordzahlen eines bestimmten Jahres an. Das Verhältnis dieser Zahl zu den Einwohnern des Landes ergibt die Selbstmordrate. Für Sachsen z.B. beträgt die Selbstmor- drate im Jahr 1866, 293. Das sind 293 Selbstmorde pro 1 Million Einwohner. Dabei stellt er fest, daß sich die Selbstmordrate einer spezifischen Gesellschaft über die Zeit hinweg kaum verändert uns sich konstant entwickelt. Diese Rate ändert sich auch tatsächlich nur dann, wenn es zu einer Störung im sozialen Gleichgewicht5(z.B. Kriege) kommt. Sie ist konstanter als die allgemeine Sterblichkeit, folgt einem Rhythmus, der das soziale Leben wiedergibt und variiert zu bestimmten Jahreszeiten. Innerhalb einer Gesellschaft ist die Selbstmordrate sehr beständig und überwiegt wichtigsten demographischen Erscheinungen.6

Durkheim stellt fest, daß zwischen verschiedenen Gesellschaften deutliche Unterschiede in der Selbstmordrate existieren.7Er entdeckt unterschiedliche Faktoren in jeder Gesellschaft, die den Selbstmord eines Gesellschaftsmitglieds begünstigen oder erschweren.

1.3 Definition des Selbstmordbegriffes

Um wissenschaftlich korrekt zu arbeiten, zieht es Durkheim vor, sich von den umgangs- sprachlichen Begriffen zu distanzieren. Eine neue, wissenschaftliche Kategorisierung der zu untersuchenden Tatsachen sei notwendig. Schließlich definiert er den Selbstmord als„jeden Todesfall, der direkt oder indirekt auf eine Handlung oder Unterlassung zurückzuführen ist, die vom Opfer selbst begangen wurde, wobei es das Ergebnis seines Verhaltens im voraus kannte.“8Die Todesart spielt dabei keine Rolle. Sie kann gewaltsam z.B. durch Messer oder gewaltfrei durch Hunger hervorgerufen werden. Sehr wichtig ist es zu wissen, ob das Opfer im Besitz seiner geistigen Kräfte war.„Wenn ein an Wahnvorstellung Leidender sich aus einem hochgelegenen Fenster herausstürzt in dem Glauben, sich zu ebener Erde zu befinden, so kann man diesen Tod nicht unter den selben Oberbegriff bringen und auf dieselbe Art behandeln wie den eines Menschen, der im Besitz seiner geistigen Kräfte sich mit dem vollen Wissen in den Tod gibt.“9

Die Handlung des Selbstmörders darf nicht aus dem Ziel, das der Handelnde selbst verfolgt, definiert werden,10denn dasselbe System von Einzelhandlungen kann der gleichen Natur sein, aber verschiedenen Endzwecken folgen. Der Wille allein ist zur Opferung des Lebens entscheidend.„Der Soldat, der einen sicheren Tod auf sich nimmt, um vielleicht sein Regiment zu retten, will nicht sterben, und dennoch - ist er nicht ebenso Urheber seines eigenen Todes wie der Industrielle oder der Kaufmann, die den Tod suchen, um der Schande eines Bankrotts zu entgehen.“11In beiden Fällen verzichten die Opfer auf ein Weiterleben und die Arten dieses Verzichtes können nur verschiedene Varianten der gleichen Klasse sein. Für den einen kann der Tod eine unumgängliche Bedingung für das Ziel, für den anderen kann der Tod ausdrücklich gewollt und als Selbstzweck gesucht worden sein. Daher muß der Selbstmordbegriff erweitert und in verschiedene Arten unterschieden werden.

Tiere, die Selbstmord begehen, fallen nicht unter Durkheims Definition, weil sie nicht aus dem Bewußtsein heraus, sondern instinktiv handeln. Das gegenwärtige Wissen über die Intelligenz von Tieren, läßt es uns nicht zu, den Tieren eine ihren Tod wünschende Vorstellung zuzutrauen.12Ein Hund, der sich aus seiner Trauer heraus zu Tode hungert, weil er seinen Herrn verloren hat, hat den Tod nicht vorhergesehen oder erwünscht, sondern mechanisch seinen Appetit unterdrückt.

Auch Handlungen die mit Todesrisiken verbunden sind, unterscheiden sich nicht radikal vom Selbstmord.13Das könnte z.B. der Fall sein, wenn ein Gelehrter sich durch Nachtarbeit mit der Zeit zur Tode erschöpft oder wenn ein Apathischer sich um nichts kümmert und damit sein Leben aufs Spiel setzt. Sie gehen analogen Geistesverfassungen voraus und bringen ähnliche Todesrisiken mit sich, die dem Handelnden nicht unbekannt sind. Der ganze Unterschied ist, daß dabei die Chancen auf den Tod viel geringer sind und der Tod in der Regel nicht sofort, sondern mit der Zeit herbeigeführt wird.14Letztlich muß deutlich unterschieden werden, ob das Opfer aus Mut und Hingabe oder aus Leichtsinn und Nachlässigkeit gehandelt hat.

Es handelt sich tatsächlich um Selbstmord, wenn das Opfer im Augenblick der Tat mit aller Sicherheit weiß, was seiner Handlung zwangsläufig folgen wird.

Folglich unterscheidet Durkheim zwischen individuellem Selbstmord und Selbstmord als kollektive Erscheinung.

Der individuelle Selbstmord ist ausschließlich von individuellen Faktoren abhängig und findet seinen Ursprung in der Psychologie weil er Akt des Einzelnen ist.15Der Grund für den Entschluß des Selbstmörders zum Selbstmord wird in seinem Charakter, in seiner persönlichen Entwicklung und in seinem Privatleben gesucht.

Der Selbstmord als kollektive Erscheinung ist die Summe aller individuellen Handlungen im Ergebnis. Sie ist eine neue Tatsache „sui generis“,16die aus anderen Gesichtspunkten untersucht werden muß. Jede Gesellschaft hat eine bestimmte Neigung zum Selbstmord. Das Ziel der Arbeit ist das Herausfiltern von sozialen Ursachen und sozialen Bedingungen. Damit soll die Neigung der Gesellschaft zum Selbstmord erklärt werden.

II. AUßERGESELLSCHAFTLICHE FAKTOREN

Um seinen Thesen über den Selbstmord jegliche Zweifel zu entziehen, untersucht Durkheim alle meßbaren Faktoren, die den Selbstmord angeblich beeinflussen sollen. Durkheim arbeitet sehr strukturiert und genau, um jede Lücke seiner Theorie zu schließen. Zunächst untersucht er das Individuum selbst, und bekämpft auch die damals wissenschaftlich gestützte These, daß jeder Selbstmörder ein Geisteskranker sei. Ihm gelingt es tatsächlich dieses Vorurteil zu widerlegen.

2.1 Selbstmord als psychopathischer Zustand

Durkheim stellt sich die Frage, inwieweit Selbstmörder als geisteskrank bezeichnet werden dürfen. Zahlreiche Ärzte und Psychologen unterstellen Selbstmördern und Suizid gefährdeten Menschen Geisteskrankheiten, da es nicht normal ist, sich das Leben nehmen zu wollen.17Sie stellen die These auf:„Der Mensch nimmt sich nur das Leben, wenn er wahnsinnig ist, und derSelbstmörder ist wahnsinnig“.18Der Selbstmord sei auch unwillkürlich und könne vom Gesetz nicht bestraft werden. Wenn es tatsächlich so wäre, müßte man den Selbstmord mit einer Psychose19gleichsetzen.Beim Selbstmord handle sich um ein Stadium, das bei einer oder mehreren Arten von Geisteskrankheiten auftreten könne, nie aber bei geistig gesunden Menschen.20Durkheim setzt sich im folgenden mit derartigen Diagnosen auseinander.

Psychologen seiner Zeit verwenden den Begriff der Monomanie21, welcher einen Zustand beschreibt, der durch begrenzte Wahnvorstellungen gekennzeichnet ist. Ein Monomane ist bis auf diesen Punkt der Wahnvorstellung geistig gesund. Er neigt z.B. dazu, plötzlich zu trinken oder zu stehlen. Auch ein Selbstmörder sei nur im Bereich seiner Selbstmordgedanken psychisch krank. Außerhalb dieser Zeit verläuft das Leben ganz natürlich. Dieser Zustand wird auch in der Psychologie als partielles Irresein beschrieben.

Durkheim bezweifelt die Existenz solcher Monomanien. Eine derartige Diagnose der Suizidkranken hält er nicht für richtig, da seiner Meinung nach die einzelnen Bereiche des Gehirns zusammenhängen und zusammenwirken. Das Gehirn kann nur durch das unbeeinträchtigte Zusammenspiel der einzelnen Gehirnstränge funktionieren. Nach Durkheim gibt es keine isolierte krankhafte Veränderung im Gehirn. Demnach wirkt sich eine partielle Veränderung zwangsläufig auf das Ganze aus. Der Selbstmord kann daher nicht mit der Existenz der Monomanien erklärt werden. Trotz Ausschluß von Monomanien bleibt die Möglichkeit offen, daß der Selbstmord nur im Zustand des „Irreseins“ vorkommen kann.22

Um herauszufinden, ob alle Selbstmorde, bei denen eindeutig eine Geisteskrankheit konstatiert wurde, unter das „Irresein“ klassifiziert werden können, müssen diese typischen, nach bestimmten Merkmalen geordneten Selbstmorde, gesondert untersucht werden. Im Anschluß schaut man sich dann an, ob sich tatsächlich alle diese Selbstmorde in dieses System einbringen lassen oder nicht.

2.2 Manischer Selbstmord

Der manische Selbstmord zeichnet sich durch eine extreme geistige Mobilität23aus, da sich die gedanklichen Zustände in einem ständigen Wechsel befinden. Spezifisch für die Manie sind die sehr starken, verschiedensten und widersprüchlichsten Arten von Empfindungen24, die dazu führen, daß sich der Mensch in einem dauernden Wirbel befindet und nicht zur Ruhe kommt. Das Gehirn des Manischen ist völlig überladen und voll mit gegensätzlichsten Ideen. Er befindet sich im ständigen Wechselbad der Gefühle und kann nur schwer ein Gleichgewicht finden. Zu vergleichen wäre dies mit manisch depressiven Menschen, die einerseits wahre Glücksmomente erleben, aber gleichzeitig auch sehr schwere depressive Phasen durchleben können. Ein solcher Selbstmord wäre eigentlich ohne Grund. Der Wunsch nach der Selbstzerstörung ist bei Manischen sehr schnell vergänglich und kann sich rasch in Lebensfreude umwandeln.

2.3 Depressiver Selbstmord

Typisch für den depressiven Selbstmord sind Zustände tiefster Depressionen.25Der Kranke befindet sich in einem Gefühlszustand von überwältigender Traurigkeit und Kummer.26Freude hat für einen Depressiven keine Bedeutung, statt dessen beherrscht ihn der Pessimismus. Eine starke Melancholie überschattet sein ganzes Dasein, während der Bezug zur Realität immer stärker abnimmt. Das führt soweit, daß der Kranke schließlich seine Beziehung zur Umwelt gänzlich falsch einschätzt und sich dadurch selbst neuen Kummer bereitet. Die Ursachen seiner starken innerlichen Betrübtheit beruhen auf einer Einbildung. Der Unterschied zur Manie besteht darin, daß die Depression ein Dauerzustand ist und nicht abwechselnd von Glücksmomenten verdrängt wird. Ein solcher Mensch scheint aus seiner Traurigkeit keinen Ausweg mehr zu finden, weshalb er nicht mehr leben will. Er nimmt sich also aus lauter Kummer sein Leben, allerdings häufig völlig unbegründet.

2.4 Selbstmord als Zwangsvorstellung

Auch diese Art von Selbstmord wird ohne realen Grund ausgeübt, denn der Patient unterliegt dem Zwang sich selbst zu töten. Er ist von dieser Idee besessen. Der Kranke ist sich allerdings über den absurden Charakter seines Wunsches zu Sterben bewußt. Da er es nicht verstehen kann, warum er sich umbringen möchte, versucht er diesem Zwang inneren Widerstand27zu leisten, kann sich aber nicht dagegen wehren. Schließlich folgen Trauer und Angstzustände. Es entwickelt sich der Gedanke, diesem Kampf nicht gewachsen zu sein und eventuell sogar zu unterliegen. Der Betroffene hat Angst zu sterben, trotzdem fühlt er den dunklen Drang zum Selbstmord, obwohl er völlig gesund ist und sein Leben genießt. Es ist, wie wenn eine Stimme in seinem Inneren ihm sagen würde, er solle sich umbringen. Dadurch, daß er weiß, daß das nicht normal ist und es nicht einfach hinnehmen kann, kommt es zum Kampf gegen diesen Teil des Ich. Angst vor dem eigenen „Ich“ erfüllt sein Leben, wie die Trauer den Depressiven. Trotz allem Widerstand ist es den Kranken oft nicht möglich, der letzten Konsequenz zu entgehen. Aber sobald sich der Patient vom Widerstand löst, verschwinden die Angstzustände und die Ruhe kehrt wieder ein. Diese Art von Selbstmord wird auchAngst-Selbstmord28genannt.

2.5 Impulsiver oder reflexartiger Selbstmord

Beim impulsiven bzw. reflexartigen Selbstmord handelt es sich nicht um eine fixe Idee, von der man verfolgt wird oder die sich im Laufe eines bestimmten Prozesses entwickelt. Ein Selbstmord dieser Art ist das Ergebnis eines plötzlichen, unwiderstehlichen Impulses.29Auch hier ist wiederum kein realer Grund dafür zu erkennen. Der Patient selber kennt auch keinen Grund dafür, warum er sich das Leben nehmen will und wie es zu einem Selbstmordversuch kommen kann. Die Tat, sofern sie überlebt wird, ist für die betroffene Person ähnlich überraschend wie für die Zeugen dieser Tat. Es sind diesmal nicht die selbst geschaffenen Gedanken dafür verantwortlich, sondern die Selbstvernichtung erfolgt spontan und plötzlich.30

2.6 Kritische Betrachtung dieser Selbstmordarten

Zusammenfassend kann man bei jedem dieser vier Selbstmordarten von einem psychopathischen Selbstmord31sprechen, da die Motive entweder unbegründet oder dem Kranken imaginär in dessen Bewußtsein erscheinen. Sie sind weit von der Realität entfernt und nur im Kopf des Patienten eingebildet.

Nach Durkheim können aber nicht alle Selbstmorde kategorisch unter „psychopathische Selbstmorde“ gegliedert werden. Die meisten Selbstmorde sind motiviert und auch in der Realität begründet. Aber auch geistig Gesunde, die sich das Leben nehmen wollen, haben Depressionen und sind niedergeschlagen.32 Im Unterschied zu den oben genannten haben sie tatsächlich einen Grund.

Emile Durkheim folgert schließlich, daß Selbstmörder eine ArtAnomalie33aufweisen. Sie müssen aber deshalb nicht unbedingt geisteskrank sein. Zwischen einer Geisteskrankheit und völligem geistigen Gleichgewicht existieren viele Zwischenstufen. Es existieren also verschiedene Stufen von Anomalien die auchNeurasthenien34genannt werden.

Nach Durkheim genügt eine weitgehende Zerrüttung des Nervensystems35, um einen Selbstmord herbeizuführen. Schmerz entsteht aus einer zu starken Erschütterung des Nervensystems. Das würde bedeuten, daß die Nerven von potentiellen Selbstmördern ständig erschüttert werden müssen. Die Schmerzschwelle ist bei jedem Menschen unterschiedlich angesiedelt. Einige sind mehr und andere weniger empfindlich. Bei Menschen mit „schwachen“ Nerven setzt die Schmerzempfindung schneller ein. Gleichzeitig liegt bei diesen Menschen die Reizschwelle für angenehme Empfindungen viel niedriger. Sie sind sehr sensible Menschen. Gewöhnliche Geschehnisse im Alltag können bei diesen Menschen großen Lustgewinn36erzielen. Diese Menschen befinden sich in dauernder Gefahr, von etwas Unvorhersehbarem stark belastet zu werden und in ein psychisches Ungleichgewicht zu geraten. Sie können sich, falls sie im Bewußtsein ihrer Probleme sind, eventuell davor schützen in eine Krise zu geraten, indem sie sich ihre eigene Umgebung schaffen und sich gegebenenfalls zurückziehen. Die Vorstellungen und Gefühle dieser Menschen sind sehr labil. Unter Umständen kann das zu einer dauernden Erschütterung des Denkens37führen. Nach Durkheim ist es sehr wahrscheinlich, daß dieser Typ unter den psychologisch bedingten Selbstmördern am häufigsten zu finden ist.

Durkheim versucht herauszufinden, ob diese psychopathischen Zustände einen direkten Einfluß auf den Selbstmord haben. Dazu untersucht Durkheim Statistiken, die das Verhältnis zwischen den weiblichen und männlichen Patienten psychiatrischer Anstalten aufzeigen. Laut Statistiken gibt es mehr Frauen in solchen Anstalten als Männer. Die Zahlen hier liegen bei etwa 1,30 Geisteskranke pro 1000 weibliche und 1,18 Geisteskranke pro 1000 männliche Einwohner im Jahre 1878.38Möglicherweise ist dies durch eine geringere Lebenserwartung bei Männern zu erklären. Nach Durkheim ist diese Tatsache durch die hohe Widerstandsfähigkeit der Frauen unter den Verhältnissen eines „Irrenhauses“ zu erklären. Also gibt es mehr weibliche Neurastheniker, die Anomalien zeigen als männliche. Insofern müßte eine logische Schlußfolgerung sein, daß tatsächlich mehr Frauen sich das Leben nehmen als Männer. Die Realität liefert uns aber andere Ergebnisse. Die Selbstmordrate unter den Männern ist ca. vier Mal höher ist als bei den Frauen. Jedes Geschlecht hat somit eine eigene Neigung zum Selbstmord.39Die Intensität dieser Neigung variiert jedoch nicht ursprünglich angenommen mit dem psychopathischen Faktor.

Ein weiteres Beispiel dafür, daß psychopathische Zustände keinen Einfluß auf die wesentliche Selbstmordrate haben sind die Juden. Bei ihnen treten Geisteskrankheiten öfter auf als bei anderen Konfessionen.40Ihre Selbstmordrate ist dagegen viel geringer.„Die Länder mit der geringsten Anzahl Geisteskranker, weisen die meisten Selbstmorde auf.“41Demnach gibt es keine Korrelation zwischen der Selbstmordrate einer Gesellschaft und der Tendenz zum Wahnsinn und der Neurasthenie.42Das bedeutet eindeutig, daß keine Parallele zwischen der Entwicklung einer Psychose und einem Selbstmord zu finden ist. Das Auftreten der Neurasthenie, die die Selbstmordanfälligkeit steigern soll, ist beispielsweise in Sachsen nicht höher als in Italien.

Letztlich untersucht Durkheim ob eine Beziehung zwischen Alkoholismus43und Selbstmord gibt. Da der Alkoholismus als das Übel einer Gesellschaft gilt und für den Zuwachs an Geisteskrankheiten verantwortlich gemacht wird, untersucht Durkheim, ob der Alkoholkonsum tatsächlich einen Einfluß auf die Selbstmorde hat. Er kommt zu dem Ergebnis, daß es in Regionen mit hohem Alkoholkonsum nicht mehr Selbstmorde gibt, als in Gebieten mit geringerem Alkoholismus.44

Durkheim sucht nach Gründe, die die unterschiedlichen Selbstmordraten verschiedener Gesellschaften erklären sollen. Er untersucht Einflußfaktoren, die außerhalb der sozialen Geschehnisse liegen und von außen auf den Menschen einwirken.

III. KOSMISCHE FAKTOREN

Nachdem Durkheim, die psychisch bedingten Faktoren der Selbstmordneigung untersucht hat, geht er auf die von ihm als „kosmische Faktoren“ bezeichneten Determinanten des Selbstmordes über. Die kosmischen Faktoren befinden sich auf der Stufe zwischen dem Individuum und der Gesellschaft und dienen als Stütze für Durkheims Theorien.

3.1 Klima und Temperatur

Um seine Thesen über den Selbstmord aussagekräftiger gestalten zu können, überprüft Durkheim auch die von ihm als „kosmische Faktoren“45bezeichneten Einflüsse auf die Selbstmordneigung. Die klimatisch bedingten Faktoren sollen angeblich eine selbstmord- fördernde46Wirkung auf den Suizid haben.Montesquieuhielt die Länder, in denen Nebel und Kälte herrschen, für eine besondere Brutstätte des Selbstmordes47und diese Einschätzung galt in Europa als herrschende Meinung. Es herrschte die Ansicht, daß im Herbst und Winter, wenn es kalt, naß und grau ist eher eine getrübte Gesinnung hervorgerufen und die Lust am Selbstmord erweckt werden würde.

Durkheim findet heraus, daß in Gebieten des gemäßigten Klimas, z.B. in Zentraleuropa, die meisten Selbstmorde begangen werden. Die Ergebnisse seiner Untersuchung bezüglich dem Zusammenhang zwischen der jahreszeitlichen Temperatur und der Selbstmordrate sind erstaunlich. Demnach geschehen die meisten Selbstmorde in der Mitte des Jahres und nicht wie angenommen in den Winter- oder Herbstmonaten. Diese Untersuchung fällt in allen Ländern nahezu gleich aus. Das bedeutet, daß gerade im Sommer die Selbstmordneigung am höchsten ist.

Diese Erkenntnis wird von dem aus Italien stammenden Kriminologen Ferri damit begründet, daß Wärme die Reizfähigkeit des Nervensystems fördert.48Wie bereits beschrieben, soll ein sensibleres und reizfähigeres Nervensystem die Neigung zum Selbstmord stärken. Ferri geht noch weiter und behauptet, daß nicht nur die Selbstmordrate in den Sommermonaten steigt, sondern auch die Zahl der Gewaltakte. Nach Ferri liegt die Ursache dieses Tatbestands an der in Sommermonaten entstehenden Überfülle an Lebenskraft49und Energie, die sich nur durch die Ausübung von Gewalttaten entladen kann. Ist dies tatsächlich der Grund für die Zunahme der Bluttaten im Sommer? Man nimmt auch an, daß sich ein großer Teil der Geistes- krankheiten in dieser Zeit entwickelt, da die meisten Einlieferungen in psychiatrische Anstalten im Herbst stattfinden.

Durkheim stimmt der TheorieFerri’s, daß sich übermäßige Lebenskraft nur in Form von Gewalt entladen kann, nicht zu. Seiner Meinung nach begünstigt eine zu große Hitze oder Kälte den Selbstmord zwar, ist aber nicht der eigentliche Grund. Als Beispiel hierfür erwähnt Durkheim den ägyptischen Feldzug bzw. den Rückmarsch der französischen Armee aus Rußland. Dabei stieg die Selbstmordrate unter den Soldaten deutlich an. Daraus läßt sich schließen, daß extreme Temperaturschwankungen50den Organismus aus seinem Gleich- gewicht bringen.

Doch Durkheim ist nicht davon überzeugt, daß das Klima einen so großen Einfluß hat. Falls tatsächlich die extremen Temperaturschwankungen die Selbstmordrate beeinflussen, dann müßte diese parallel zur Temperaturentwicklung steigen oder fallen. Im Gegensatz zum heutigen Italien, wies das römische Reich eine höhere Selbstmordneigung auf. Folglich müssen die entscheidenden Faktoren nicht die klimatischen Verhältnisse sein, sondern eventuell in sozialen Strukturen begründet sein.

Durkheim entdeckt schließlich, daß Selbstmorde in der Regel unabhängig vom Temperatureinfluß stattfinden. Von Januar bis Juni steigt die Rate regelmäßig an und nimmt ab Juni wieder kontinuierlich ab. Im Junimonat werden also die meisten Selbstmorde verübt. Der Monat Juni ist entgegen bisheriger Meinungen weder der heißeste (August) noch der kälteste (Januar) Monat im Jahr. Mit anderen Ländern verglichen, ist die Selbstmordrate der einzelnen Monate trotz der extremen Temperaturunterschiede sehr stabil. Temperaturschwankungen stehen also in keiner Beziehung zum Selbstmord.51

LombrosoundFerrihaben sich darum bemüht nachzuweisen, daß Bluttaten öfter im Süden als im Norden zustande kommen und vergleichsweise öfter im Sommer als im Winter.52Die Selbstmordrate spricht jedenfalls eindeutig gegen diese Theorie, weil sich die Menschen in südlichen Ländern viel seltener das Leben nehmen als in den nördlichen Ländern. Insofern ist sicher belegt, daß Wärme keine ausschlaggebende Stimulans für Selbstmord ist.

3.2 Tageslänge

Ein weiterer kosmischer Faktor, den Durkheim untersucht ist die Tageslänge. Durkheim zeigt, daß mit steigender Tageslänge parallel auch die Selbstmordrate zunimmt. Je länger die Tage sind, desto höher ist die Rate und umgekehrt. Durkheim sagt:„...so eine gleichmäßige undgenaueÜbereinstimmung nicht die Sache des Zufalls sein.“53Durkheim ist davon überzeugt, daß diese zwei Elemente zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen.

Nach Durkheims Untersuchungen, werden die meisten Selbstmorde tagsüber verübt. Die am Tage verübten Selbstmorde liegen hauptsächlich in den Morgen- oder Abendstunden. Das Tageslicht hat also auch einen direkten Einfluß auf die Selbstmordziffer. Durkheim erklärt das damit, daß in dieser Zeit die höchste Betriebsamkeit54im Gesellschaftsleben herrscht und die allgemeine Aktivität sehr groß ist. Er schreibt:„...daßnämlich der Tag den Selbstmord begünstigt, weil er gerade die Zeit des geschäftigsten Treibens ist, wo sich die Lebenskreise der Menschen wieder und wieder schneiden...“55

Durkheim zeigt weiterhin, daß in Städten Selbstmorde viel häufiger vorkommen als auf dem Land. Das liegt nach Durkheim daran, daß durch das künstlich erzeugte Licht der Tag verlängert und somit der die Selbstmordneigung verstärkende Zeitraum bis in die Nacht erstreckt wird.

Darüber hinaus herrscht in der Stadt eine weitaus stärkere Betriebsamkeit und das Leben ist impulsiver als auf dem Land. Die zahlenmäßige Zunahme der Selbstmorde von Januar bis Juli ist somit nicht in der Einwirkung von Hitze auf den Organismus zu erklären, sondern folglich damit, daß das Leben in der Gesellschaft in den Sommermonaten an Intensität zunimmt.56

Durkheim beweist damit, daß es nicht die kosmischen Faktoren sind, die maßgebenden Einfluß auf den Selbstmord ausüben. Die wirklichen Ursachen seien im Kollektivleben zu suchen.57Er stellt die Theorie auf, daß die steigende Aktivität im Kollektivleben die Ursache für eine steigende Selbstmordneigung ist.

IV. SOZIALE URSACHEN UND SOZIALE TYPEN

Durkheim unterscheidet generell zwischen drei Selbstmordtypen. Den ersten Selbstmordtypus nennt Durkheim den „egoistische Selbstmord.“58

4.1 Der egoistische Selbstmord

Die egoistische Selbstmorddefinition ist die umfangreichste Selbstmorddefinition Durkheims. Durkheim betrachtet vor allem die Beziehung der sozialen Institutionen der Gesellschaft und der Selbstmordneigung. Er legt dabei Wert auf eine gesonderte Untersuchung.

4.1.1 Die Religion

Durkheims Beobachtungen konzentrieren sich beim egoistischen Selbstmord auf die verschiedenen Religionsgemeinschaften und ihrer Einstellung zum Selbstmord.59

Zunächst vergleicht Durkheim die Unterschiede in der Selbstmordrate zwischen verschiedenen Ländern in Europa. Mit dem Ziel mögliche Auswirkungen der kulturellen Faktoren zu vermeiden, die auch eine Beziehung zum Selbstmord aufweisen können, beschränkt sich Durkheim schließlich auf Deutschland. Tatsächlich fällt die Selbstmordrate unter den weniger entwickelten Ländern wie z.B. Spanien oder Portugal sehr niedrig aus.60

Das Ergebnis der Auswertung von vorhandenen Statistiken besagt, daß katholische Staaten vier- bis fünfmal weniger Selbstmorde registrieren, als protestantische. Durkheim schreibt: „Der Einflußder Konfession ist also so mächtig, daßerüber alles andere dominiert.“61Im Vergleich zu anderen Religionen gibt es bei den Protestanten ohne Ausnahme die meisten Selbstmörder.62

Im Vergleich zu den Protestanten ist die Selbstmordneigung bei Juden immer geringer und in den meisten Fällen auch niedriger als bei den Katholiken. Wichtig ist auch zu bemerken, daß die Juden eher in den Städten leben, als dies bei den anderen Konfessionen der Fall ist. Juden leben eher in der Stadt, weil sie in der Regel intellektuelle und freie Berufe ausüben. Eigentlich müßten sie aus Gründen, die außerhalb ihrer Religion liegen, viel stärker dem Selbstmord ausgesetzt sein. Trotz dieser Umstände liegt die Selbstmordrate der Juden fast unter der aller anderen. Demnach stellt sich die Frage, womit dieser Tatbestand zu erklären ist. Dies kann dadurch erklärt werden, daß möglicherweise die Juden im Gegensatz zu anderen Religionsgemeinschaften eine Minderheit darstellen. Auch die Selbstmordanfälligkeit der Protestanten nimmt ab, wenn sie zur Minderheit werden. Durkheim erklärt dies damit, daß die in der Minderheit Lebendenim Kampf gegen die feindliche Umgebung zu ihrer Erhaltung gezwungen sind, strenger Selbstmordkontrolle zuüben.63

Dieses Merkmal ist allerdings nicht ausreichend, um die vorliegende Diskrepanz zwischen der Selbstmordrate der Katholiken und der Protestanten zu erklären. Durkheim zeigt, daß Religionen an sich den Selbstmord scharf verurteilen und verbieten. Die Religion ist also nicht die eigentliche Ursache für den Selbstmord, sondern muß ihre ungleiche Wirkung von spezifischen Merkmalen herrühren, durch die sie sich unterscheiden. Diese Merkmale liegen nach Durkheim in der Organisation des religiösen Gemeinschaftslebens.

Der Katholizismus ist eine idealistische Religion64und bietet mehr Freiraum zum Nachdenken für den Gläubigen als der jüdische Monotheismus oder Polytheismus. Der Katholik soll nachdenken und meditieren. Er ist mit gewohnheitsmäßigen Handlungen nicht zufrieden und erstrebt eine Herrschaft über das Gewissen65. Er empfängt seinen Glauben ohne jegliche Kritik und ihm wird die Einsicht in die Originaltexte versagt. Das katholische Denken schreckt jede Veränderung ab.66

Der Protestantismus hingegen bietet mehr Freiraum in der Auslegung der biblischen Texte.67Dem Gläubigen wird ein viel größerer Entscheidungsspielraum eingeräumt und auch eine größere Eigenverantwortung auferlegt. Im Protestantismus ist die religiöse Gemeinschaft bei weitem nicht so fest zusammengefügt. Es existieren keine strengen Vorgaben wie bei den Katholiken. „Dieser religiöse Individualismus erklärt sich aus der Eigenart des reformierten Glaubens.“68Der Priester selbst ist gleichgestellt mit allen anderen Gläubigen, ist nur seinem eigenen Gewissen verantwortlich und besitzt keine besondere Autorität, d.h. darf selber keine Dogmen fixieren. Der Individualismus der Protestanten äußert sich auch in der Forschung und der Bildung. Im 19. Jahrhundert übertreffen die Protestanten bei weitem die Katholiken in jeder Stufe der Bildung. So ist die Analphabetenrate unter den Katholiken mehr als doppelt so hoch wie unter den Protestanten. Durkheim erklärt dies durch die Loslösung der Protestanten von Dogmen und er sagt, „daßdie Protestanten ein stärkeres Bedürfnis nach Bildung haben müssen.“69Die religiösen Dogmen werden im Protestantismus hinterfragt und verworfen.

Bildung allein kann aber nach Durkheim nicht der Grund für eine höhere Selbstmordrate sein.70Unter den Juden herrscht im Gegensatz zu anderen Religionsgemeinschaften eine überdurchschnittlich hohe Bildung. Trotzdem ist der Selbstmord für Juden keine besondere Gefahr.71Die niedrige Selbstmordrate der Juden erklärt Durkheim damit, daß aufgrund der ständigen Verfolgungen in ihrer Geschichte, sich eine besondere Solidarität gebildet hat. Die religiösen Verfolgungen, welchen sie ausgesetzt waren, zwangen die Juden einen gemeinsamen Weg zu gehen und auf einer gemeinsamen Grundlage zu handeln. Darüber hinaus werden individuelle Freiheiten in jüdischen Gruppen kaum toleriert. Der jüdische Glaube besteht im wesentlichen aus einem Handlungskodex, der bis in die Einzelheiten das Leben regelt und dem Urteil des einzelnen wenig Raum72läßt. Aus diesem Grund erfahren die Juden einen starken Schutz vor dem Wunsch zum Selbstmord.

Durkheim schließt daraus, daß der freie Individualismus der Protestanten der Grund für jene Diskrepanz ist, d.h. für die Mehrzahl an Selbstmorden verantwortlich sein muß. Wenn der Protestantismus dem eigenen Denken mehr Raum läßt, dann aus dem Grunde, weil er weniger mit allgemeingültigen Glaubensvorstellungen und Gewohnheiten rechnet. Nach Durkheim entsteht dadurch jedoch ein moralisches Defizit, daß zu einem gemeinschaftlichen Defizit führt. Die soziale Integration im Protestantismus ist schwächer als im Katholizismus. Diese Integration bezieht sich aber nicht auf die Qualität der Dogmen. Durkheim geht weiter und stellt fest, daß unter dem Zerfall der gemeinsamen Glaubenbasis besonders das gemeinschaftliche Leben leidet. Also muß der Grund für die höhere Selbstmordrate der Protestanten in der deutlich geringeren Eingliederung in die Kirche liegen.

Die Religion gilt also nur als Indikator für den Zustand der sozialen Integration in einer Gesellschaft. Die Religion schützt vor Selbstmord, weil sie eine Gemeinschaft bildet. Schließlich ist diese Gemeinschaft die Summe von gewissen Dogmen und Praktiken, die allen Gläubigen gemeinsam, traditionell und damit verpflichtend geworden sind. Die Geschlossenheit der Gemeinschaft hängt von der Menge und der Qualität dieser Kollektiv- erscheinungen ab, woraus sich wiederum die Schutzfunktion bezüglich des Selbstmords ergibt. Diese Schutzfunktion wächst in dem Ausmaß wie die Glaubensbasis wächst. Dadurch wächst das gemeinschaftliche Zusammenleben und somit die Integration in die Gemeinde oder Gesellschaft. Die Konsistenz der Integration in der katholischen Kirche ist weitaus höher als die in der protestantischen.

Somit sind die Faktoren Individualismus und soziale Integration maßgeblich für die Selbstmordrate. Die soziale Integration wird aber nicht nur von der Religion, sondern auch von Familie und Staat geboten.73Durkheim untersucht deshalb auch deren Wirkungen auf den Selbstmord.

4.1.2 Die Familie

Nach Durkheim haben Verheiratete eine relative Immunität gegen den Selbstmord.74Die Selbstmordrate unter den Verheirateten ist niedriger als bei den Unverheirateten. Bei Familien mit Kindern sinkt die Selbstmordwahrscheinlichkeit gegenüber kinderlosen Familien sogar um die Hälfte. Die Anfälligkeit für den Selbstmord wird durch das Familienleben neutralisiert.75Das Familienleben bietet den Familienangehörigen auch das Privileg, vor Verbrechen, Krankheiten und Selbstmord geschützt zu sein. Der Grund hierfür liegt nach Durkheim nicht in der Ehe, sondern ausschlaggebend ist die Konstruktion der Familie.76Die Selbstmord- wahrscheinlichkeit wird davon beeinflußt, wie sich die Familie zusammensetzt; ob sie z.B.

Kinder hat oder nicht. Der wesentliche Baustein für die Immunität der Familie liegt in der ganzen Gruppe von Eltern und Kindern. Kinder stärken also eindeutig den Zusammenhalt und binden die Elternteile an das Leben. Innerhalb der Familie entwickelt sich eine Tradition, Gefühle können gemeinsam besser ausgelebt und psychische Ungleichgewichte kompensiert werden. Die Familie gewährleistet somit eine physische und moralische Gesundheit.77

Bei einer Scheidung steigt die Gefahr eines Selbstmordes, da nach Durkheim diese seelische Erschütterung78 das psychische Gleichgewicht durcheinander bringt.79 Die Selbstmordwahrscheinlichkeit steigt auch dann, wenn die Dichte80der Familie durch den Tod oder den Auszug eines Familienmitglieds verringert wird.

Die Familie bietet einen starken Rückhalt81gegen den Selbstmord und ähnelt in dieser Hinsicht einer Religionsgemeinschaft. Die Immunität gegen den Selbstmord steigt mit der Dichte der Familie stetig an. Der Schutz gegen den Selbstmord wächst mit der Zahl der Familienangehörigen und demzufolge ist die Selbstmordrate in Großfamilien geringer.

Für Durkheim ist die Familie für die Gesellschaft sehr wichtig und er betont:„Der innere Zusammenhang der Familie ist (...) das tägliche Brot, ohne das die Gesellschaft nicht bestehen kann.“82

4.1.3 Politische Krisen und Kriege

Durkheim ist davon überzeugt, daß politische Entwicklungen einen Einfluß auf die Selbstmordrate haben. Aber entgegen der herrschenden Meinung, daß in politischen Krisensituationen die Selbstmordrate steigt, belegt Durkheim mit HilfeMorsellisUntersuchungen das Gegenteil.Morsellibeweist, daß die Selbstmordraten in allen Revolutionen zurückgegangen sind.83Diese Beobachtung macht Durkheim in ganz Europa und stellt die Theorie auf, daß die Selbstmordraten mit der Schwere und der Länge der Krisen spürbar zurückgehen.84Er geht sogar soweit zu behaupten, daß die Anzahl der Selbstmorde auch bei Wahlkrisen zurückgeht.85Seiner Ansicht nach steigen die Selbstmorde sobald die Krisen zu Ende gehen und sich eine Aufwärtsbewegung abzeichnet.86

Auch in Zeiten des Krieges läßt sich eine Abnahme der Selbstmordneigung analog zu politischen Krisen feststellen. Statistisch gesehen gehen die Selbstmorde in diesen Zeiten sogar schlagartig zurück. Durkheim deutet ausdrücklich darauf hin, daß die Selbstmordrate in Kriegs- und Krisenzeiten, nicht durch eine beschränkte Registrierung durch die Verwaltung zurückgeht, sondern, die Rate durch die Mobilisierung der Gemeinschaftsgefühle gemindert wird. Der Krieg ist eine große Volksbewegung und bedarf der Erweckung des Kollektivempfindens.87Der Patriotismus und der gemeinsame politische Glauben wachsen zusammen. Die individuellen Bedürfnisse werden während dieser Zeit beiseite geschoben und man kämpft für die gemeinsame Sache.

Ähnlich wie bei der Religion und der Familie, ist es an sich auch nicht der Krieg oder die Krise, die Einfluß auf die Selbstmordneigung hat. Viel mehr ist die soziale Integration des einzelnen in die Gesellschaft der maßgebliche Faktor des egoistischen Selbstmordes.

4.1.4 Zusammenfassung zum egoistischen Selbstmord

Durkheim faßt schließlich seine Thesen zusammen:

Der Selbstmord steht im umgekehrten Verhältnis zum Integrationsgrad der Kirche, der Familie und des Staates.88

Die Ursache dieser Gesetzmäßigkeit kann nur in der gemeinsamen Eigenschaft der Kirche, der Familie und des Staates liegen.89Die einzige gemeinsame Ursache liegt nach Durkheim darin, daß es sich bei allen genannten Gruppen um soziale Gruppen handelt, die jeweils eine starke Integration bieten. Man kommt also zu der folgenden allgemeingültigen Folgerung: Der Selbstmord und der Grad der Integration eines einzelnen Individuums in eine soziale Gruppe korrelieren negativ miteinander. Das heißt, je höher die Integration des Menschen in sozialen Gruppen ist, desto geringer ist seine Selbstmordwahrscheinlichkeit und umgekehrt.

Mit der Schwächung der Gruppe wird auch das Maß der Integration geschwächt. Mit der Schwächung der Integration büßt die Gruppe an Autorität und Sanktionsmöglichkeiten ein. Das einzelne Gruppenmitglied kann in einer Gruppe Verhaltensregeln finden, die in seinem Privatinteresse liegen. Durch den Verlust des Gruppenzusammenhalts kann nicht mehr verhindert werden, daß die einzelnen Gruppenmitglieder vom Gruppenkodex abweichen. In diesem Fall muß die Gruppe jedem das Recht zugestehen, und kann nicht mehr verhindern, das zu tun was das einzelne Gruppenmitglied tun möchte. Die Gruppe kann seine Mitglieder nicht mehr an die gemeinsame Sache90und somit an das Leben nicht mehr binden.

Durkheim begründet, warum er diesen Selbstmordtyp gerade als „egoistisch“ bezeichnet. Der Egoismus geht aus einer übermäßigen Individuation91hervor. Der Erfolg des „individuellen Ich“ lastet auf dem Erfolg des „sozialen Ich“ und daher kann dieser Zustand als egoistisch bezeichnet werden. Er verurteilt den Individualismus sehr stark und sieht darin den eigentlichen Grund des egoistischen Selbstmordes.92Die exzessive Form des Individualismus ist der Egoismus, der nach Durkheim für Menschen keinen Lebenszweck93mehr geben kann. Alle Wege des Egoismus führen ins Nichts, weil er dem Menschen den Mut zum Handeln und zum Kämpfen nimmt. Er steht im Widerspruch zur menschlichen Natur94und kann nicht dauerhaft existieren. Er macht das Leben nicht mehr lebenswert;95der Individualismus findet schließlich einen Vorwand das Leben zu beenden. Der Sinn des Menschen liegt im sozialen Dasein,96allein dieses soziale Dasein gibt dem Menschen einen Wert. Wenn Menschen keinen Rückhalt und keine Bezugspersonen mehr in der Gesellschaft haben, werden sie isoliert und müssen vereinsamen. Ihr Leiden wird nicht zum Leiden aller.97Sie können psychisch nicht geheilt werden und ihnen fehlt es an moralischer Unterstützung.

4.2 Der altruistische Selbstmord

Die zweite Selbstmordart derer Durkheim sich annimmt, zeichnet sich dadurch aus, daß sich ein Mensch nicht das Recht herausnimmt sich zu töten, sondern daß er durch gegebene Umstände dazu verpflichtet wird. Durkheim ordnet diese Art des Selbstmordes besonders den primitiven Völkern zu. Es scheint, daß in diesen Gesellschaften der egoistische Selbstmord selten vorkommt.98Dafür besitzen diese Völker einen für sich eigenen Selbstmordtypus. Als Beispiel nennt er die alten dänischen Krieger, die anstatt aufgrund von Alterserscheinungen oder Krankheit im Bett zu liegen, Selbstmord verübten, um der Schande zu entgehen. Auch andere primitive Völker pflegen eigenartige Selbstmordrituale, um nicht an Krankheit oder Altersschwäche zu sterben. Sie verherrlichen den Freitod und glauben daran, mit dem Selbstmord in den Himmel zu gelangen. Auch heute findet sich in Indien ein solcher Brauch. Dieser nach Durkheim barbarische99Brauch, ist im Kodex der Hindus verankert und verpflichtet die verwitwete Frau, sich unmittelbar nach dem Tod ihres Mannes zu verbrennen.

Dieser Selbstmord kommt relativ häufig vor, besitzt aber im Vergleich zum egoistischen Selbstmord andere Merkmale. Sie lassen sich in drei Kategorien ordnen:

1. Selbstmorde werden im hohen Alter und während einer unheilbaren Krankheit verübt.

2. Selbstmorde werden von Frauen verübt, wenn sie ihre Männer verlieren.

3. Selbstmorde werden von Dienern und Gefolgsleuten verübt, wenn ihre Könige oder Herrscher sterben.

Nach Durkheim ist eine Person „altruistisch“, wenn sie sich in einem Zustand befindet, bei der sie sich nicht mehr selber gehört.100Es dreht sich für sie alles um die Gruppe, welcher sie angehört. Sie ist selbstlos und lebt nur für ihre Gemeinschaft. Der intensive Altruismus ist das krasse Gegenteil des intensiven Egoismus. Der Altruismus und der Egoismus liegen also jeweils am gegenseitigen Ende desselben Pols. Durkheim findet es zwar schade und barbarisch, daß sich Menschen aus Selbstlosigkeit töten, jedoch verurteilt er den altruistischen Selbstmord nicht. Der altruistische Selbstmord stammt aus einer Hoffnung, durch den Freitod ein schöneres Leben zu erlangen.101

In den modernen Gesellschaften findet man den altruistischen Selbstmord kaum. Eine Ausnahme entdeckt Durkheim im Soldatenselbstmord.102Er stellt fest, daß Soldaten, (im europäischen Raum) eine bis zu neun mal höhere Selbstmordneigung als andere Menschen haben.103Diese hohe Selbstmordneigung liegt nach Durkheim nicht in der Ehelosigkeit und auch nicht im hohen Alkoholkonsum der Soldaten.104Die höhere Selbstmordanfälligkeit der Soldaten muß einen anderen Determinanten haben.105Er vergleicht das Militär in seiner Organisationsstruktur mit einer primitiven Gesellschaft. Am Beispiel der französischen Armee zeigt Durkheim, daß unter den Offizieren der Selbstmord sehr verbreitet ist. In der Gesellschaft des Militärs gilt oder galt die Norm, daß man unter Umständen eine Verletzung der persönlichen Ehre nur durch den Freitod wieder herstellen kann. Durkheim weißt darauf hin, daß er hier nicht den Befehl einer bestimmten Person, z.B. eines Vorgesetzten meint. Hier wirkt das kollektive Bewußtsein in Form der militärischen Ehre, die unabhängig von den persönlichen Bedürfnissen des Soldaten existiert und einen äußeren Zwang auf sie ausübt.

4.3 Der anomische Selbstmord

Die Gesellschaft steht nach Durkheim über dem Einzelnen und übt somit auch eine bestimmte Kraft auf ihn aus.106Nach Durkheim besteht zweifellos ein Zusammenhang zwischen der Selbstmordneigung und der Machtausübung durch die Gesellschaft .

Der anomische Selbstmord tritt in Zeiten heftiger Konjunkturschwankungen in Industrie- gesellschaften auf. Durkheim belegt anhand von Statistiken, daß die Selbstmord-anfälligkeit in Zeiten der wirtschaftlicher Rezession und des Aufschwungs höher ist als in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation. Als Beispiel nennt er den Pariser Börsenkrach von 1882.107Danach stieg die Selbstmordrate jährlich um 2%, bis die Bevölkerung sich dieser Rezession angepaßt hatte. Schon anfängliche Anzeichen einer Krise reichen aus, um eine Steigerung der Selbstmorde herbeizuführen. Dieses Phänomen ist nach Durkheim nicht in der Angst der Menschen, ihren Wohlstand zu verlieren begründet. Wenn diese Entwicklung mit dem Verlust des Wohlstandes zu erklären wäre, müßte die Selbstmordrate mit dem wirtschaftlichen Aufschwung zurückgehen. Als Gegenbeispiel zum Börsenkrach nennt Durkheim die Zeit um 1870 in Deutschland.108In dieser Zeit geht der Krieg zu Ende und Deutschland erfährt ein rapides Wirtschaftswachstum. Die Selbstmordrate steigt mit einer ähnlichen Rate wie das Volksvermögen. Sogar in Elendsviertel, wo normalerweise so gut wie keine Selbstmorde vorkommen, steigt die Rate. Dieses seltsame Verhalten erklärt Durkheim mit der Störung der kollektiven Ordnung.109Das Wachstum, der Armut und der Wohlstand sind also nicht die eigentlichen Ursachen dieses Problems. Durkheim sagt:„Jede Störung des Gleichgewichts, sogar wenn sie einen größeren Wohlstand zur Folge hat oder eine Stärkung der allgemeinen Vitalität, treibt die Selbstmordzahlen in die Höhe.“110

Nach Durkheim findet sich die Erklärung dieses Verhaltens111innerhalb der Bedürfnisse des Menschen, die mit gegebenen Mitteln befriedigt werden können. Bedürfnisse, die nicht befriedigt werden können, müssen unterdrückt werden. Das Leiden des Menschen fängt an, wenn der Mensch nicht imstande ist, eine Unterdrückung auszuhalten. Hier unterscheiden sich auch die Bedürfnisse von Tieren und Menschen. Tiere haben ein natürliches Gleichgewicht zwischen ihren Bedürfnissen und ihren Möglichkeiten (Futteraufnahme, etc.). Ihre Bedürfnisse sind nicht materieller Natur, sondern lediglich auf ihr Überleben beschränkt. Nahezu alle Bedürfnisse des modernen Menschen werden nicht mehr von seinem Körper bestimmt. Diese Bedürfnisse und ihre Befriedigung haben sich seit Beginn der Menschheit zu einem unerreichbaren Ziel entwickelt.112Sobald das eine Bedürfnis befriedigt worden ist, will schon das nächste befriedigt werden. Ein Maß an Wohlstand, Komfort und Luxus ist in der Konstitution des Menschen nicht zu finden. Die Wünsche des Menschen sind unbegrenzt und niemals vollkommen erfüllbar. Ein unerreichbares Ziel zu verfolgen bedeutet, in ewige Unzufriedenheit verdammt zu sein. Nach Durkheim kann der Mensch seine eigenen Grenzen nicht selbständig setzen. Dazu ist eine Kraft von außen notwendig, die über dem Menschen steht. Durkheim schreibt:„Da aber der einzelne nichts in sich trägt, was ihm diese Grenzen setzen könnte, mußdie Kraft dazu notwendig von außen kommen.113

Durkheim beschreibt die Zeit, in der er lebt, als eine Zeit der Krise. Um das Absinken der Selbstmordrate zu ermöglichen, müßte sich nach Durkheim die ganze Struktur der Gesellschaftsordnung ändern. Die einzige Möglichkeit, um für die Menschen die notwendigen Grenzen festzulegen, ist nach Durkheims Auffassung, die Wiederkehr zu einer Klassen- gesellschaft. In einer Klassengesellschaft hat jeder von Geburt an seine eindeutigen Grenzen. Der Mensch wird in seine zugehörige Klasse114hineingeboren. Nur so kann er bestimmte, unveränderliche Ziele verfolgen. Diese relative Beschränkung führt dazu, daß der Mensch mit seinem Schicksal zufrieden ist. Aus dieser Sättigung entspringt ein Gefühl der Ruhe, des Friedens.115Somit kann das nötige Gleichgewicht wieder hergestellt und der Mensch innerlich stabilisiert werden. Mit dieser Stabilität kann dann der Mensch Enttäuschungen und Rückschläge besser werarbeiten.

Durkheim bezeichnet den Zustand der „gestörten Ordnung“116als Anomie. Die Anomie entsteht durch eine plötzliche wirtschaftliche Umwälzung. Durch sie werden die alltäglichen Lebensbedingungen rasant neu bestimmt und es wird einem erschwert, sich an die neuen Umstände anzupassen. Die neuen Umstände rufen eine allgemeine Niedergeschlagenheit hervor, unabhängig davon wie sich die Änderung auswirkt. Schließlich beeinflußt dieser Zustand die Selbstmordneigung und läßt sie auch bei einer positiven Veränderung in die Höhe gehen.

Durkheim unterstellt, daß die Welt des Handels und der Industrie im Mittelpunkt täglicher Selbstmordfälle steht.117Hier herrscht ständig fleißige Betriebsamkeit, mit dem Ziel, immer mehr zu verdienen. Nach Durkheim wird dem Individuum irgendwann die Sinnlosigkeit dieses Strebens bewußt, so daß es überhaupt keinen Sinn mehr im Leben zu geben scheint. Die Unzufriedenheit wird vermehrt zum Bestandteil des täglichen Lebens. Nach Durkheim herrscht hier die Anomie in Dauerzustand. Er deutet darauf hin, daß die Religionen viel von ihrer Macht eingebüßt haben und die Regierung zum Diener des Kapitalisten geworden ist.118Tatsächlich stammen die meisten Selbstmörder aus Handels- und Industrieberufen.119Dadurch ist auch aus der Gesellschaft heraus zu erklären, warum es in der Stadt zu mehr Selbstmorden kommt.120 Den Höhepunkt dieses Durcheinanders findet man in den Industriegesellschaften, wo demnach auch die meisten Opfer zu beklagen sind. Weiterhin belegen Statistiken, daß wohlhabende Menschen sich eher das Leben nehmen.121

Nach Durkheim existiert neben der ökonomischen Anomie auch eine, durch Scheidungen verursachte Anomie. Durkheim stellt fest, daß die Selbstmordanfälligkeit mit der Scheidungsrate steigt.122Auch in dieser Anomie wird der Mensch in seinem Gleichgewicht gestört und neigt eher zum Selbstmord, weshalb auch hier die Ursache nicht in der Scheidung selber liegt.123

Abschließend kann festgehalten werden, daß die Anomie in der modernen Gesellschaften einen regelmäßig auftretenden und spezifischen Selbstmordfaktor darstellt.

V. SCHLUßFOLGERUNG

Durkheim versucht, die bisher gewonnenen Erkenntnisse über die verschiedenen Selbstmordarten auf die moderne Gesellschaft zu übertragen. Wie soll sich eine Gesellschaft bezüglich des Selbstmordes verhalten? Sind Reformen zur Eindämmung dieses Problems notwendig? Oder soll er von unserer Gesellschaft in seiner jetzigen Form akzeptiert werden, ohne auf Ablehnung zu stoßen?124

Nach Durkheim gibt es keine Gesellschaft, in der keine gesellschaftlichen Normen existieren. Jede Gesellschaft ist tagtäglich mit einer ihr eigenen „Kriminalität“ konfrontiert. Jede Gesellschaft muß sich ständig die Verletzung ihrer eigenen Moralgesetze125gefallen lassen. Die Gesellschaft muß sich also in Gegenwart des Verbrechens neu regulieren. Diese Regulierung kann vom Menschen nicht verlangt werden, da sie außergewöhnliche Anstrengungen erfordern würde. Verbrechen sind im gesellschaftlichen Leben also notwendig. Mit jedem Verbrechen organisiert und strukturiert sich die Gesellschaft neu. Verbrechen können, wenn sie verfolgt und bestraft werden, nutzbar gemacht werden.126

Obwohl Selbstmord und Verbrechen gesellschaftlich nicht erwünscht sind, existiert keine Gesellschaft, in der derartige Ereignisse nicht auftreten. Sie sind in einem bestimmten Maße für die dauerhafte Existenz der Gesellschaft notwendig, müssen aber, um kontrollierbar gemacht zu werden, ständig einer Bestrafung ausgesetzt sein.

Trotz der gesellschaftlichen Funktion von Verbrechen muß untersucht werden, warum die Selbstmordrate im letzten Jahrhundert enorm gestiegen ist (die Steigerung der Selbstmordrate während der Industrialisierung beträgt über 100%).127Die beherrschenden Einflüsse gehen, wie schon bewiesen von der Gesellschaft aus. Eine selbstmordfördernde Strömung128ist schließlich eine soziologische Erscheinung. Durkheim diskutiert, ob die enorm gestiegene Selbstmordrate, normal oder anomal ist.129Bemerkenswert ist der Beweis dafür, daß die am meisten entwickelten Gesellschaften die größte Selbstmordneigung aufweisen. Durkheim lehnt jedoch die Theorie ab, daß die wachsende Selbstmordneigung in modernen Gesellschaften mit dem Fortschritt zu tun hätte. Nach Durkheim liegt die hohe Selbstmordrate nicht in der Natur des Fortschritts, sondern in der besonderen Atmosphäre130, in der wir uns befinden. In der Zeit des Fortschritts ist diese Atmosphäre mit krankhaftem Eifer gehüllt, der zu anomalen Zügen und leidbringenden Erfahrungen führt. Dieser Fortschritt bewirkt nach Durkheim tiefgehende Änderungen in der Organisationsstruktur einer Gesellschaft, die ein derartiges Anwachsen der Selbstmordzahlen möglich machen. Diese nach Durkheim krankhafte131und weitreichende Veränderung der Gesellschaft ist die eigentliche Ursache für die massiv gestiegene Selbstmordrate. Durkheims Ansicht nach entwurzelt diese schnelle Wandlung Jahrhunderte alte Institutionen, ohne eine neue zu liefern. Es entwickelt sich eine kollektive Melancholie in der Gesellschaft, die sich nicht nur durch Selbstmorde zeigt, sondern verstärkt Pessimisten hervorruft, die einen Haß132gegen alles Bestehende haben.

Nach Durkheim darf das gemeinsame Empfinden der Freudlosigkeit nie das Bewußtsein der Menschen soweit angreifen, bis sie eine krankhafte Gestalt annimmt. Der Selbstmord ist ein negativ zu bewertendes, pathologisches Phänomen,133das die Entwicklung von Lösungsansätzen erforderlich macht.

Nach Durkheim kann dieses Problem mit einer Neudefinition der Strafe gelöst werden. Der Selbstmord kann nur mit moralischen Strafen134sanktioniert werden. Die konventionellen Strafen, z.B. Schändung der Leiche, werden nach Ansicht Durkheims in der Gesellschaft keine Anerkennung mehr finden. Ein potentieller Selbstmörder kann eher durch moralische Strafen zurückgeschreckt werden. Beispielsweise soll nach Durkheim einem Selbstmörder die Ehre eines üblichen Begräbnisses verweigert bzw. bei fehlgeschlagenem Selbstmord Befugnisse in bürgerlicher, politischer oder familiärer Hinsicht entzogen werden.135

Allerdings liegt das bessere Mittel gegen dieses Übel nicht in der Strafe. Der geeignetere Lösungsansatz nach Durkheim liegt in der Erziehung.136Auf den Charakter eines Kindes kann man am wirksamsten Einfluß nehmen und es in eine bestimmte Richtung lenken. Diese Bedingung setzt aber eine gesunde Gesellschaft voraus. Die Wirksamkeit der Erziehung ist nicht unproblematisch. Die Erziehung ist nur dann gesund, wenn die Gesellschaft gesund ist. Eine kranke Gesellschaft ist überfordert „ihre Kinder“ zu erziehen. Sie kann nur das geben was sie selbst hat. Durkheim sagt:„Die Erziehung kann sich also nur dann reformieren, wenn die Gesellschaft sich selbst reformiert. Daher mußman dasÜbel, an dem sie krankt, an der Wurzel packen“.137

Schließlich liegt die einzige sinnvolle Möglichkeit, das Problem in seiner Ursache zu bekämpfen, in der Integration des Menschen in die Gesellschaft. Wie bereits gezeigt, liegt die Hauptursache für die meisten Selbstmorde im Zusammenhalt138 der Menschen. Nach Durkheim ist der einzige Weg, die Gesellschaft von dieser Krankheit zu befreien, mit der Verschaffung von ausreichendem Zusammenhalt möglich. Das Ziel ist es, daß sich jedes Individuum mit einem solidarischen Kollektivbewußtsein identifiziert.

Nach Durkheim kann weder die Religion noch die Familie den nötigen Zusammenhalt gewährleisten. Mit der politischen Aufklärung entfernen sich die Mitglieder einer Religions- gemeinschaft von ihrem Glauben. Das heutige Individuum strebt nach Gedankenfreiheit und selbständigem Denken.139Menschen können sich nicht mehr vorstellen, von einem entfernten Wesen140bestraft zu werden. Die Religion kann eine Gemeinschaft somit nicht mehr zusammenhalten und wird in der Zukunft noch mehr von ihrem Schutzwall einbüßen müssen. Ebenso können Familien diese Aufgabe nicht mehr übernehmen, da auch sie ihre Schutzwirkung verloren haben.141Die starke Integration in den Familienbund gehört der Vergangenheit an. Das städtische Leben zerrt die Familie auseinander, so daß sie heute nur noch kurzlebig ist und rasch auseinander bricht. Hohe Scheidungsraten deuten auf ein mißglücktes Familienleben. Was bleibt dann noch in unserer heutigen Gesellschaft? Was könnte uns noch vor dem immer größer werdenden „Übel“ bewahren?

Nach Durkheim existiert eine einzige Gruppierung, die ausreichenden Schutz gegen den Selbstmord bieten kann. Dies sind große Arbeitervereinigungen, Berufsgruppen oder Fachverbände. Sie alle bieten ein sehr gutes Umfeld für die Bildung sozialer Vorstellungen und gemeinsamer Gefühlswerte.142Deren Mitglieder haben ein gemeinsames Ziel und besitzen gemeinsame Vorstellungen, wodurch ein Gemeinschaftsleben mit gleichen Interessen entsteht. Diese Gruppen bieten eine feste Integration für ihre Mitglieder und schützen sie vor Vereinsamung. Ihr Einfluß ist ständig präsent, sie weisen ihren Mitgliedern einen Platz im Gruppengefüge und holen sie aus dem Zustand moralischer Isolierung143heraus. Es herrscht ein direkter Bezug zum Einzelnen, wodurch dessen Probleme besser gelöst werden können. Darüber hinaus wird der Schwache wird gegen die Ausbeutung durch den Starken geschützt.

Diese Vereinigungen sollen nach Durkheim unabhängig vom Staat, aber unter seiner Kontrolle geschaffen werden.144Daraus wird die Kommunikationsfähigkeit und der Teamgeist gefördert und gelehrt. Man muß nur noch die meist oberflächlichen Beziehungen festigen und ein Gefühl von Solidarität schaffen. Dennoch sieht Durkheim dieses Problem als sehr schwierig an, weshalb es mit einfachen Ansätzen nicht gelöst werden kann.145

Die Gesellschaft, in der Durkheim lebt, weist seiner Auffassung nach einen anomalen Zustand auf. Das allgemeine Elend und die hohen Selbstmordzahlen sind auf dieselben Ursachen zurückzuführen.146Es muß Durkheims Ansicht nach in der Vergangenheit nach neuen Keimzellen für ein neues Leben in der Zukunft gesucht werden. Die soziale Wirklichkeit ist zu wenig erforscht und zu kompliziert, um Vorhersagen treffen zu können. Falls aber die Wissenschaft der sozialen Zustände die Symptome einer sozialen Krankheit erkennt, muß man sich mit aller Entschlossenheit an die Arbeit machen, um das „Übel“ zu bekämpfen.

LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS

A. LITERATURVERZEICHNIS

1. DURKHEIM, Emile: Der Selbstmord, Suhrkamp, 7. Auflage,

Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897)

2. DURKHEIM, Emile: (1980): Regeln der soziologischen Methode, 6.Auflage,

Neuwied/Darmstadt.

B. QUELLEN IM INTERNET

http://www.club-der-toten-soziologen.de/ http://durkheim.itgo.com/main.html

http://www.hewett.norfolk.sch.uk/curric/soc/durkheim/durkper.htm

http://www.sozialnetz-hessen.de/infoline/anlaesse/zahlen.htm

http://www.uni-essen.de/tts/lehrangebot/suizid/definitionen/definition01.htm

C. AKTUELLE SELBSTMORDDATEN

Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik

ANHANG

a) Tabellen aus Durkheims Selbstmordstudie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1Durkheim, Emile: Der Selbstmord, Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897), Suhrkamp S. 20

2a.a.O., S.20

3Durkheim, Emile: Regeln der soziologischen Methode, S 105 ff.

4Durkheim, Emile: Der Selbstmord, Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897), Suhrkamp S. 21

5a.a.O., S.32

6a.a.O., S.32, vgl. Tabelle 1 und 2 im Anhang

7Vgl. Tabelle 3 im Anhang

8Durkheim, Emile: Der Selbstmord, Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897), Suhrkamp S. 27

9a.a.O., S.25

10a.a.O., S.26

11a.a.O., S.26

12a.a.O., S.28

13a.a.O., S.29

14a.a.O., S.29

15a.a.O., S. 30

16a.a.O., S. 30

17a.a.O., S. 42

18a.a.O., S. 42

19a.a.O., S. 43

20a.a.O., S. 42

21a.a.O., S. 43 f.

22a.a.O., S. 47

23a.a.O., S. 49

24a.a.O., S. 49

25a.a.O., S. 49

26a.a.O., S. 49

27a.a.O., S. 51

28a.a.O., S. 51

29a.a.O., S. 52

30a.a.O., S. 52

31a.a.O., S. 52

32a.a.O., S. 53

33a.a.O., S. 53

34a.a.O., S. 54

35a.a.O., S. 54

36a.a.O., S. 55

37a.a.O., S. 55

38a.a.O., S. 58

39a.a.O., S. 60, vgl. Tabelle 4 im Anhang

40a.a.O., S. 60

41a.a.O., S. 63, vgl. Tabelle 5 im Anhang

42a.a.O., S. 65

43a.a.O., S. 67

44a.a.O., S. 71, vgl. Tabelle 6 im Anhang

45a.a.O., S. 100

46a.a.O., S. 100

47a.a.O., S. 100

48a.a.O., S. 105

49a.a.O., S. 105

50a.a.O., S. 107

51Vgl. Tabelle 7 im Anhang

52Durkheim, Emile: Der Selbstmord, Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897), Suhrkamp S. 112

53a.a.O., S. 114, vgl. Tabelle 8 im Anhang

54a.a.O., S. 119

55a.a.O., S. 116 f.

56a.a.O., S. 121

57a.a.O., S. 122

58a.a.O., S. 162

59a.a.O., S. 162

60a.a.O., S. 163

61a.a.O., S. 164

62a.a.O., S. 165, vgl. Tabelle 9 im Anhang

63a.a.O., S. 167

64a.a.O., S. 169

65a.a.O., S. 169

66a.a.O., S. 169

67a.a.O., S. 169

68a.a.O., S. 169

69a.a.O., S. 175

70a.a.O., S. 183

71Vgl. oben

72Durkheim, Emile: Der Selbstmord, Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897), Suhrkamp S. 172

73a.a.O., S. 186

74a.a.O., S. 197

75a.a.O., S. 197

76a.a.O., S. 203

77a.a.O., S. 198

78a.a.O., S. 213

79Vgl. Tabelle 10 im Anhang

80Durkheim, Emile: Der Selbstmord, Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897), Suhrkamp S. 223

81a.a.O., S. 219

82a.a.O., S. 222

83a.a.O., S. 225, vgl. Tabelle 11 im Anhang

84a.a.O., S. 225

85a.a.O., S. 226

86a.a.O., S. 227

87a.a.O., S. 231

88a.a.O., S. 231

89a.a.O., S. 232

90a.a.O., S. 233

91a.a.O., S. 232

92a.a.O., S. 240

93a.a.O., S. 234

94a.a.O., S. 234

95a.a.O., S. 238

96a.a.O., S. 237

97a.a.O., S. 238

98a.a.O., S. 242

99a.a.O., S. 244

100a.a.O., S. 247

101a.a.O., S. 253

102Vgl. Tabelle 12 im Anhang

103Durkheim, Emile: Der Selbstmord, Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897), Suhrkamp S. 256

104a.a.O., S. 259 ff.

105a.a.O., S. 263

106a.a.O., S. 273

107a.a.O., S. 274

108a.a.O., S. 277

109a.a.O., S. 278

110a.a.O., S. 279

111a.a.O., S. 279

112a.a.O., S. 281

113a.a.O., S. 282

114a.a.O., S. 284

115a.a.O., S. 284

116a.a.O., S. 289

117a.a.O., S. 290

118a.a.O., S. 291

119a.a.O., S. 294

120Vgl. oben kosmischer Faktor:„Tageslänge“

121Vgl. Tabelle 13 im Anhang

122Durkheim, Emile: Der Selbstmord, Frankfurt/M. 1999 (Paris 1897), Suhrkamp S. 298

123a.a.O., S. 300

124a.a.O., S. 426

125a.a.O., S. 427

126a.a.O., S. 428

127a.a.O., S. 434

128a.a.O., S. 433

129a.a.O., S. 433

130a.a.O., S. 435 f.

131a.a.O., S. 436

132a.a.O., S. 438

133a.a.O., S. 438

134a.a.O., S. 439

135a.a.O., S. 439

136a.a.O., S. 440

137a.a.O., S. 442

138a.a.O., S. 442

139a.a.O., S. 446

140a.a.O., S. 446

141a.a.O., S. 447

142a.a.O., S. 449

143a.a.O., S. 450

144a.a.O., S. 451

145a.a.O., S. 456

146a.a.O., S. 466

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Selbstmordtheorie Durkheims
Hochschule
Universität Hohenheim
Veranstaltung
Seminar Mikrosoziologie
Autor
Jahr
2001
Seiten
27
Katalognummer
V102531
ISBN (eBook)
9783640009138
Dateigröße
1037 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstmordtheorie, Durkheims, Seminar, Mikrosoziologie
Arbeit zitieren
Ahmet Demircioglu (Autor:in), 2001, Selbstmordtheorie Durkheims, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102531

Kommentare

  • Gast am 1.12.2003

    Du hast einfach nicht die Selbstnmordmethoden beschrieben, denn das hat gefehlt.

Blick ins Buch
Titel: Selbstmordtheorie Durkheims



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