In dieser Arbeit soll im ersten Schritt untersucht werden, wie das Verständnis des Glaubens für Tillich im Einzelnen aussieht, warum dieses historisch relevant und neu definiert werden muss und vor allem, was man darunter zu verstehen hat.
Als kleiner Vorgeschmack und als wichtigste zu untersuchende Aussage gilt Tillichs These über den Glauben, der diesen relativ offen als den „Zustand des Ergriffensein von etwas, was uns unbedingt angeht“ beschreibt. Nachdem Tillichs Verständnis des Glaubens in der nötigen Kürze, die für diese Hausarbeit zulässig ist, erläutert wurde, soll im zweiten Schritt in einer kritischen Reflexion analysiert werden, welche Chancen, welches Potenzial aber auch welche Missverständnisse und Gefahren hierbei entstehen können und ob Tillichs universeller Ansatz, der sich durch den Begriff des Unbedingten ausdrückt auch für die Gegenwart und die Zukunft noch interessant ist, beziehungsweise sein kann.
Trotz des Sichtbarwerdens und der zum Teil zunehmenden Politisierung, scheint die Religion, und hierbei soll nicht nur der Islam, sondern vor allem das evangelische Christentum näher betrachtet werden, sich zunehmend an der Oberfläche ihrer selbst zu bewegen, wodurch sie kaum noch in der Lage ist, den Menschen in seinen Tiefen zu erreichen, woraus der evangelische Theologe und Philosoph Paul Tillich, auf dessen Thesen sich diese Hausarbeit stützt, schließt, dass der Mensch seine Tiefendimension des Glaubens verloren habe und dieser von daher neu definiert werden müsse, um den Menschen von heute vor allem auch in seiner Tiefe wieder erreichen zu können.
In den letzten Jahren lässt sich eine zunehmende Wiederbelebung der Religion beobachten, die aus dem Privaten in den öffentlichen Raum drängt. So zeigen sich beispielsweise in Amerika zahlreiche Kirchenzuläufe, auch in Südamerika gibt es einen Trend hin zum Religiösen und insbesondere in einigen islamischen Ländern kann man eine zunehmende Reislamisierung erkennen, die auch die Politik mitbestimmt. Dies lässt sich besonders an dem Iran verdeutlichen, der seit der islamischen Revolution, als Theokratie, besonders stark religiös geprägt ist, aber auch in einigen so genannten „laizistischen“ Länder, wie der Türkei, scheint die Religion seit den achtziger Jahren und auch heute noch, bedingt durch die Regierungspartei der AKP, eine Aufwertung zu erleben und auch in Russland ist die orthodoxe Kirche durch den Sturz des Kommunismus gestärkt hervorgegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Warum Glaube neu definiert werden muss
- Tillichs universeller Glaubensansatz und das Unbedingte
- Alles kann ein Träger des Unbedingten sein
- Das Unbedingte und die repräsentative Sprache der Symbole
- Erkenntnis, Wille, Gefühl sind Teile des Glaubens aber nicht der Glaube selbst
- Glaube als Erkenntnis
- Glaube ist kein reiner Willensakt
- Glaube ist nicht nur ein Gefühl, aber das Gefühl ist ein Teil des Glaubens
- Das Unbedingte und die Dynamik eines lebendigen Glaubens
- Zweifel und Mut dessen was uns unbedingt angeht
- Der Zirkel der Korrelation oder die Offenbarung des Unbedingten im Menschen
- Reflexion der Ergebnisse
- Vorteile seines universellen Religionsverständnisses
- Mögliche Schwierigkeiten und Nachteile
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Paul Tillichs Verständnis von Glauben und seine Bedeutung für das evangelische Christentum im 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht Tillichs These, dass Glaube als "Zustand des Ergriffensein von etwas, was uns unbedingt angeht" neu definiert werden muss, um die Tiefendimension des Glaubens im modernen Menschen wiederzuerlangen.
- Die Notwendigkeit einer Neudefinition des Glaubens im Kontext des 20. Jahrhunderts
- Tillichs Konzept des Unbedingten als Kern seines universellen Glaubensansatzes
- Die Bedeutung von Symbolen und Sprache in der Vermittlung des Unbedingten
- Die Rolle von Erkenntnis, Wille und Gefühl im Glaubensverständnis
- Die Dynamik des Glaubens und die Bedeutung von Zweifel und Mut
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung beleuchtet die zunehmende Wiederbelebung von Religion im öffentlichen Raum und die Notwendigkeit, die Tiefendimension des Glaubens neu zu definieren.
- Kapitel 2 analysiert Tillichs Kritik an der Oberflächlichkeit des traditionellen Glaubens und seinen Argumenten für eine Neudefinition.
- Kapitel 3 erklärt Tillichs universellen Glaubensansatz, der auf dem Konzept des Unbedingten basiert, und erläutert die Rolle von Symbolen in der Kommunikation des Glaubens.
- Kapitel 4 untersucht die Beziehung von Erkenntnis, Wille und Gefühl zum Glauben.
- Kapitel 5 beleuchtet die Dynamik des Glaubens und die Bedeutung von Zweifel und Mut im Kontext des Unbedingten.
- Kapitel 6 diskutiert den "Zirkel der Korrelation" als Konzept der Offenbarung des Unbedingten im Menschen.
- Kapitel 7 reflektiert die Vorteile und Herausforderungen von Tillichs Religionsverständnis.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Glaube, Unbedingtes, Tiefendimension, Symbole, Erkenntnis, Wille, Gefühl, Zweifel, Mut, Korrelation und Religionsverständnis. Sie analysiert Tillichs These, dass der moderne Mensch die Tiefendimension des Glaubens verloren hat, und untersucht, wie der Glaube durch die Einbeziehung des Unbedingten neu definiert werden kann.
- Arbeit zitieren
- Marco Benecke (Autor:in), 2016, Der Glaube bei Paul Tillich. Das Ergriffensein von dem, was uns unbedingt angeht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1025437