Entdecken Sie die faszinierende Welt der Doppelstoffe, in der sich textile Kunst und innovative Webtechniken zu einzigartigen Geweben vereinen. Dieses Buch enthüllt die Geheimnisse hinter der Herstellung von Kleider-, Möbel- und Dekorstoffen, die nicht nur durch ihre Strapazierfähigkeit und Wärmerückhaltung bestechen, sondern auch durch ihre außergewöhnliche Optik. Tauchen Sie ein in die Vielfalt der Hohlschuss- und Struckbindungen, die plastische Rippen und faszinierende Muster entstehen lassen, und lernen Sie die raffinierten Piquégewebe kennen, deren Konturen an feine Stepparbeiten erinnern. Erfahren Sie, wie Jacquardhohlschussgewebe und Matelasségewebe mit Füllschüssen oder Füllketten reliefartige Motive von unvergleichlicher Eleganz hervorbringen. Ein besonderes Augenmerk gilt den Mehrlagendoppelgeweben, die eine schier unendliche Palette an Farb- und Bindungseffekten ermöglichen, sowie den reliefartigen Doppelgeweben, bei denen unterschiedliche Kettspannungen und Schussmaterialien eine faszinierende dreidimensionale Struktur erzeugen. Nicht zuletzt wird das Urika-Double vorgestellt, ein einseitiges Gewebe mit zwei Kett- und Schusssystemen, das durch seine kontrastreiche Musterung besticht. Ob für exklusive Kleiderstoffe, hochwertige Möbelbezüge oder stilvolle Dekorationen – dieses Buch ist ein unverzichtbarer Ratgeber für alle, die die außergewöhnliche Welt der Doppelstoffe erkunden und verstehen möchten. Lassen Sie sich von den vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten inspirieren und entdecken Sie die technischen Finessen, die diese Gewebe so einzigartig machen. Tauchen Sie ein in die Welt der Textilien, in der Tradition und Innovation Hand in Hand gehen, um Produkte von höchster Qualität und Ästhetik zu schaffen. Verstehen Sie die Materialauswahl, von feiner Seide bis hin zu robusten Baumwollgarnen, und lernen Sie, wie diese Materialien in den verschiedenen Webtechniken ihre volle Wirkung entfalten. Dieses Buch ist nicht nur eine Einführung in die Thematik, sondern auch eine Hommage an die Handwerkskunst und die kreative Vielfalt, die in der Welt der Doppelstoffe zu finden ist.
Doppelstoffe
Doppelstoffe sind Gewebe, bei denen mehrere Gewebelagen übereinander gewebt werden und hauptsächlich bindungsmäßig verbunden sind.
Optisch zeichnen sie sich durch Absteppungen und dadurch aus, dass sie oftmals „Reversibles“ sind, d.h. auf der rechten und linken Warenseite reziproke Farbwechsel aufweisen.
Anwendungsgebiete (allg.):
Kleider-, Kostüm-, Mantel-, Dekor-, Möbelstoffe, DOB, Decken,...
Anforderungen (allg.): strapazierfähig, wärmerückhaltend, lichtbeständig, knitterarm, gut waschbar, hautverträglich, dekorativ,...
Hohlschuss- bzw. Struckbindung (Schaftweberei)
Optisch zeichnen diese Schaftgewebe ihre plastisch hervortretenden Rippen aus.
Man unterscheidet zwischen Längs-, Quer- und Diagonalstruck, je nach dem, in welche Richtung die Rippen verlaufen. Der Gemusterte Struck ist eine Variante bei der statt Rippen, andere flächige Musterungseffekte, wie z.B. Zick-Zack oder Rauten entstehen, die plastisch hervortreten, während ihre Konturen, wie die seitliche Begrenzung einer Rippe wie Einkerbungen aussehen.
Diese Effekte werden dadurch erzielt, dass die Kette an bestimmten Stellen mit dem Schuss Leinwand, also eine sehr feste Bindung bindet und so die Einkerbungen bildet. Bei den Flächen, die plastisch hervortreten sollen (Rippen...) liegt ein großer Teil der Schüsse auf der Warenrückseite flott und drückt die Warenoberseite nach oben.
Musterungsmöglichkeiten: verschiedenfarbige Rippen, Verschiedene Bindungseffekte (Köper in S- oder Z-Grat, Mehrgratköper...), Unterschiedliche Rippenbreiten.
Einsatzgebiete: Möbelbezugs-, Autositzbezugs-, Mantel-, Anzugsstoffe, Hosencord, Arbeitsund Reithosen, Kostüm-, Kleider-, Blusenstoffe
Piquégewebe (Jacquardweberei bzw. teilweise Jacquard) beidseitig:
Sie sind der Übergang von den Hohl- zu den Doppelgeweben und gehören zu der Gruppe der Steppgewebe. Die Konturen der Figuren wirken beim Piqué wie abgesteppt, jedoch macht es im Vergleich zu später angesprochenen Doppelstoffen einen eher flachen Eindruck.
Die in Leinwandhohlgewebetechnik gearbeiteten Piquégewebe sind meist einfärbig, die Konturen der Figuren werden entweder durch
- a) mustermäßigen Warenwechsel erreicht (wie bei den Hohlgeweben)
- b) Konturbildung durch die Unterware auf der Oberware
- c) Konturbildung durch die Unterkette auf der Oberware
Oft werden die Konturen in kontrastreichen Farben gestaltet, sodass man dann ein oft weißes Grundgewebe mit farbigen Konturen erhält. Füllschüsse, die zwischen den gewebelagen zu liegen kommen verstärken den Steppeffekt. Sie bestehen aus dicken, weich gedrehten Garnen bzw. Vigogne-Garnen
Die Oberkette (LW) wird durch Schäfte ausgehoben, die Unterkette (LW und Konturen)muss gegebenenfalls (- c) durch die Jacquardeinrichtung gehoben werden.
einseitig:
Bei eindseitigen Piquégeweben werden die Konturen und damit verbunden auch die plastische Gewebestruktur von der straff gespannten Steppkette (Unterkette) gebildet. Die Grundkette (Oberkette) hingegen ist locker gespannt. Dies und die auch hier verwendeten Füllschüsse unterstützen den plastischen Effekt der Ware.
Bei einseitigen Piques bindet nur die Oberware in Leinwandbindung ein, die Unterware bildet einen 5-er Atlas oder einen Köper. Daher wird die Grundkette durch Schäfte, die Steppkette durch die Jacquardeinrichtung ab.
Das Verhältnis zwischen Grund- und Steppkette verhält sich meist 2:1 (sehr feine/dichte Qualitäten: 4:1, 6:1)
Musterung:
Oft geometrische Formen bzw. Linien (jedoch keine durchgehenden senkrechten Linien, da diese den Steppeffekt nicht ermöglichen)
Bei größeren Rapporten auch geschwungene Motive
Wie schon erwähnt, ist das Grundgewebe oft einfärbig, während die Konturen in einer kontrastreichen Farbe gestaltet sind.
Material:
Oberkette, Oberschuss: Seide, Polyester Viskose, selten feine Baumwolle
Füllschüsse: locker gedrehte Garne, Vigogne-Garne
Steppkette: Polyester, sehr selten Leinen (hohe Festigkeit)
Einsatzgebiete: Kleider-, Dekor-, Möbelstoffe, DOB
Piqué ist eine teure Technik und ist daher eher im gehobenen Marktsegment zu finden.
Jacquardhohlschussgewebe (Jacquardweberei)
Sie weisen einen reliefartigen Musterungseffekt auf, der durch die Kombination von der Hohlschuß- bzw. Struckbindungstechnik mit einem flachen Grundeffekt zustande kommt . Dieser flache Grundeffekt bildet hauptsächlich die Konturen, die hier etwas breiter (markanter) ausfallen als bei Piquégeweben.
Bindungsaufbau nach Art der Struckbindungen (aus der Schaftweberei). Durch Verwendung einer Jacquardmaschine werden die Musterungsmöglichkeiten erweitert (Figuren).
Einsatzgebiete: hauptsächlich Kleiderstoffe
Matelasségewebe (Jacquardweberei bzw. Kombination Jacquard/Schaft)
mit Füllschüssen:
Ihre reliefartigen Motive der dichten Oberware weisen unterschiedliche Bindungseffekte auf und werden durch den Unterschuß gebildet, der an den Musterkonturen auf die Oberware tritt und von der Unterkette abgebunden wird.
Oberware: verschiedene (auch lockerere) Bindungen, aus wertvollem Material, sehr dicht (KD 60-80/cm, sehr feine Qualitäten bis zu 120/cm)
Unterware: meist Leinwandbindung (verstärkt die Unterseite ->Ausgleich zur Oberbindung, Verbesserung der Schiebefestigkeit und der Stabilität -> eingesetzt für Möbelbezugstoffe -> daher nicht störend, wenn die Bindung etwas steifer ausfällt)
Geweberückseite: schüttere Unterware, dazwischen sind die locker gedrehten Füllschüsse sichtbar.
Verhältnisse von Ober-zu Unterkette:3:1, 7:1(teilbar durch 4 od. 8 >Platinenr. am Gallierbrett) Verhältnisse von Ober- zu Füll- zu Unterschuss: z.B. 2:2:1; 4:2:1;...
mit Füllkette:
Statt der Füllschüsse verstärkt hier die Füllkette die plastischen Effekte. Alle drei Kettsysteme (Oberkette: Füllkette: Unterkette) werden von der Jacquardeinrichtung ausgehoben. Die Verhältnisse zwischen den drei Ketten können unterschiedlich ausfallen:
z.B. 2:2:1 bis 4:4:1
Das Schussverhältnis (Oberschuss :Unterschuss)verhält sich zwischen 2:1 und 4:1
Matelasségewebe mit Füllkette haben einen wesentlich härteren Griff, als jene mit Füllschüssen.
Material:
Ober-/ Unterkette: Organzinseide (scharf gedreht, hochwertig, durchgehende Filamente)
Ober-/ Unterschuss: Traméseide (locker gedreht, enthält eventuell Abfallseidenanteile) Füllschuss/Füllkette: locker gedrehte Baumwollmullgarne
Einsatzgebiete: feine Qualitäten für Kleiderstoffe, mittlere bis grobe für Möbelbezugsstoffe Aufgrund seiner teuren Produktion ist Matelassé heutzutage nicht mehr gebräuchlich.
Mehrlagendoppelgewebe
Mehrlagendoppelgewebe sind eine Kombination aus den bereits besprochenen Doppelgewebetechniken.
Plastische Figureffekte: Hohlgewebe mit 2 Füllschusssystemen. Wenn die dünne Unterkette alle nicht auf der Warenoberseite verwendeten Schüsse zwischen sich und die Oberware bringt, so entsteht eine hervortretende Wölbung.
Konturen/Begrenzung: Matelassé-artiger Leinwand-Steppeffekt
Flache Effekte: Technik der mehrschüssigen Gewebe mit Anheftkette .Die nicht verwendeten Schüsse liegen auf der Warenrückseite flott und werden durch ein zweites Kettsystem, der Anheftkette abgebunden. Dies ist auf der Warenoberseite nicht sichtbar. Wenn die dünne Unterkette zwischen Oberware und den auf der Warenrückseite flott liegenden Schüssen liegt, entsteht ein flacher Effekt, der auch „Spiegelgrund“ genannt wird.
Bei Mehrlagendoppelgeweben kann man eine hohe Anzahl an Farb- und Bindungseffekten erzielen.
Einsatzgebiet: Möbelstoffe
Reliefartige Doppelgewebe
Bei dieser Art von Doppelgeweben wird durch verschieden feste/starke Schussmaterialien und unterschiedlich straff gespannte Ketten eine reliefartige Gewebestruktur erreicht. Aufgrund der verschiedenen Kettspannungen sind mehrere Kettbäume notwendig.
Grundkette = Figurkette: stark gespannt
Grundschuss: dünnfädig ; bindet mit der Grundkette meist Leinwand,
je nach Einsatzgebiet auch lockerere Bindungen
Bindekette: sehr dünnes Material, lockere Spannung
Figurschuss: sehr starkes Material; Wird von der Grund- bzw. Figurkette mustergemäß auf die Warenober- oder -unterseite gepresst. Figurschussflottierungen werden von der Bindekette abgebunden
Die Bindekette kann im Normalfall durch Schäfte gehoben werden, die Grundkette durch die Jacquardeinrichtung (außer sie bildet keine Figuren)
Einsatzgebiete: Dekor-, Möbelbezugsstoffe, feinere Qualitäten eventuell für DOB
Urika-Double
Hierbei handelt es sich um einseitige Gewebe mit 2 Kett- und 2 Schusssystem. Sowohl die Kettdichte (80-120/cm) als auch die Schussdichte (60-80/cm) sind relativ hoch. Durch die Farbgebung der Kett- und Schusssysteme (üblicherweise 1helle Kette, 1 dunkle Kette, 1 heller Schuss, ein dunkler Schuss) kann eine kontrastreiche Musterung erreicht werden. Meist wird der dunkle Schuss als Grundschuss und der helle Schuss als Figurschuss bezeichnet. Dies dient aber lediglich zu ihrer Unterscheidung, bindungstechnisch gesehen sind sie beide gleichwertig und erfüllen (außer natürlich der unterschiedlichen Farbgebung) die selben Funktionen.
Geweberückseite: Das im Moment nicht verwendete Kettsystem bindet auf der Warenrückseite Kettatlas oder Kettköper, da diese Bindungen verhindern, dass die Warenvorderseite farblich von der Rückseite beeinflusst wird.
Kleine Musterbereiche bzw. Flächen werden in der Hohlgewebetechnik (Ladenwechsel) gearbeitet, größere in der Doppelgewebetechnik (Abbindungen).
Häufig gestellte Fragen
Was sind Doppelstoffe?
Doppelstoffe sind Gewebe, bei denen mehrere Gewebelagen übereinander gewebt werden und hauptsächlich bindungsmäßig verbunden sind. Sie zeichnen sich durch Absteppungen und reziproke Farbwechsel auf den Warenseiten aus.
Wo werden Doppelstoffe eingesetzt?
Sie finden Anwendung in Kleider-, Kostüm-, Mantel-, Dekor-, Möbelstoffen, DOB und Decken.
Welche Anforderungen werden an Doppelstoffe gestellt?
Sie sollten strapazierfähig, wärmerückhaltend, lichtbeständig, knitterarm, gut waschbar, hautverträglich und dekorativ sein.
Was ist Hohlschuss- bzw. Struckbindung?
Es ist eine Schaftwebtechnik, die sich durch plastisch hervortretende Rippen auszeichnet. Man unterscheidet Längs-, Quer- und Diagonalstruck sowie Gemusterten Struck.
Wie funktioniert die Hohlschuss- bzw. Struckbindung?
Die Kette bindet an bestimmten Stellen mit dem Schuss in Leinwandbindung, wodurch Einkerbungen entstehen. Die Flächen, die plastisch hervortreten sollen, haben viele Schüsse auf der Warenrückseite, die die Warenoberseite nach oben drücken.
Wo werden Hohlschuss- bzw. Struckbindungen eingesetzt?
Sie werden in Möbelbezugs-, Autositzbezugs-, Mantel-, Anzugsstoffen, Hosencord, Arbeits- und Reithosen, Kostüm-, Kleider- und Blusenstoffen verwendet.
Was sind Piquégewebe?
Sie sind Steppgewebe, die den Übergang von Hohl- zu Doppelgeweben darstellen. Ihre Konturen wirken wie abgesteppt, aber flacher als bei Doppelstoffen.
Wie werden Piquégewebe hergestellt?
Die Konturen der Figuren werden durch mustermäßigen Warenwechsel, Konturbildung durch die Unterware auf der Oberware oder durch die Unterkette auf der Oberware erreicht. Füllschüsse verstärken den Steppeffekt.
Welche Arten von Piquégeweben gibt es?
Es gibt einseitige und beidseitige Piquégewebe. Bei einseitigen Geweben wird die Gewebestruktur von der Steppkette gebildet, während die Grundkette locker gespannt ist.
Wo werden Piquégewebe eingesetzt?
Sie werden in Kleider-, Dekor- und Möbelstoffen sowie in der DOB verwendet. Sie sind aufgrund ihrer aufwendigen Herstellung eher im gehobenen Marktsegment zu finden.
Was sind Jacquardhohlschussgewebe?
Sie weisen einen reliefartigen Musterungseffekt auf, der durch die Kombination von Hohlschuß- bzw. Struckbindungstechnik mit einem flachen Grundeffekt zustande kommt.
Wo werden Jacquardhohlschussgewebe eingesetzt?
Hauptsächlich in Kleiderstoffen.
Was sind Matelasségewebe?
Sie haben reliefartige Motive der dichten Oberware, die durch den Unterschuss gebildet werden, der an den Musterkonturen auf die Oberware tritt und von der Unterkette abgebunden wird.
Wie werden Matelasségewebe hergestellt?
Sie können mit Füllschüssen oder Füllkette hergestellt werden, wobei die Füllschüsse den plastischen Effekt verstärken. Die Verhältnisse der Kettsysteme variieren.
Wo werden Matelasségewebe eingesetzt?
Feine Qualitäten für Kleiderstoffe, mittlere bis grobe für Möbelbezugsstoffe. Aufgrund der teuren Produktion sind sie heutzutage nicht mehr gebräuchlich.
Was sind Mehrlagendoppelgewebe?
Eine Kombination aus verschiedenen Doppelgewebetechniken, die plastische Figureffekte, Konturen und flache Effekte ermöglicht.
Wo werden Mehrlagendoppelgewebe eingesetzt?
Möbelstoffe.
Was sind reliefartige Doppelgewebe?
Diese Gewebe erhalten ihre reliefartige Struktur durch verschieden feste Schussmaterialien und unterschiedlich straff gespannte Ketten.
Wo werden reliefartige Doppelgewebe eingesetzt?
Dekor- und Möbelbezugsstoffe, feinere Qualitäten eventuell für DOB.
Was ist Urika-Double?
Ein einseitiges Gewebe mit 2 Kett- und 2 Schusssystemen, das durch die Farbgebung der Systeme eine kontrastreiche Musterung ermöglicht.
Wo wird Urika-Double eingesetzt?
Hauptsächlich Krawattenstoffe, eventuell auch Kleider-, Möbel- und Dekorstoffe.
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- Nina Müller-Ramírez (Author), 2001, Material und Einsatzgebiete von Doppelstoffen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102585