Hin- und hergerissen zwischen ihrem Leben bei ihrem Vater in Dublin und dem Durchbrennen mit ihrem Freund Frank lamentiert die Protagonistin der Kurzgeschichte "Eveline" (1993) von James Joyce über ihre Vergangenheit und ihre Zukunftsmöglichkeiten. Bis zum letzten Moment unfähig, eine Entscheidung zu treffen, bleibt die gleichnamige Hauptfigur Eveline schlussendlich in Dublin zurück.
Diese Paralyse, die Unfähigkeit zu handeln und eine Entscheidung zu treffen, ist ein zentrales Motiv in der Kurzgeschichte. Eveline ist paralysiert, sie schafft es nicht eine eindeutige Entscheidung zwischen der von Missbrauch geprägten Vergangenheit und der unsicheren Zukunft mit ihrem Liebhaber zu treffen. Diese Paralyse hat die Funktion, dass der Leser selbst eine Entscheidung treffen muss, ob Evelines Handlungen richtig oder falsch waren. Dadurch wird er zu einer eigenen Reflexion gezwungen und muss die Geschichte so lesen, als ob Eveline die freie Wahl zwischen den beiden Entscheidungsmöglichkeiten hat. Der Leser kann durch die fehlenden Wertungen in der Handlung die Kurzgeschichte nur von außen durch seine eigenen Erfahrungen bewerten. So liegt die Paralyse einerseits bei der handlungsunfähigen Protagonistin, der Schwerpunkt der Paralyse liegt aber bei dem Leser, der Evelines Zwickmühle nicht eindeutig bewerten kann.
Zuerst wird die Kurzgeschichte als solche eingeordnet und in den Zusammenhang zum Kurzgeschichtenzyklus Dubliners (1993) gebracht, anschließend wird das Motiv der Paralyse in Eveline behandelt. Dafür wird zuerst der Begriff Paralyse definiert und der Titel untersucht, darauffolgend wird die Kurzgeschichte und Evelines alternative Zukunftsaussichten analysiert. Nach der Untersuchung von Evelines Paralyse wird die Paralyse des Lesers betrachtet. Schlussendlich werden die Ergebnisse zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kurzgeschichten in Großbritannien
- 2.1. Theorie zur Kurzgeschichte
- 2.2. Anwendung an Eveline
- 2.3. Einordnung in Dubliners
- 3. Paralyse in Eveline
- 3.1. Definition Paralyse
- 3.2. Namensbedeutung Eveline
- 3.3. Evelines Entscheidung
- 3.3.1. Dublin, Familie und Pflichten
- 3.3.2. Buenos Aires, Liebe und Freiheit
- 3.3.3. Anzeichen für ihre Entscheidung
- 3.4. Paralyse des Lesers
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert James Joyces Kurzgeschichte "Eveline" und konzentriert sich auf das zentrale Motiv der Paralyse, sowohl der Protagonistin als auch des Lesers. Die Zielsetzung ist es, die Handlungsunfähigkeit Evelines und die daraus resultierende Mehrdeutigkeit der Geschichte für den Leser zu untersuchen und zu interpretieren. Die Einordnung der Geschichte in den Kontext des Dubliner Zyklus und der modernen Kurzgeschichte wird ebenfalls beleuchtet.
- Analyse der Handlungsunfähigkeit Evelines
- Interpretation des Motivs der Paralyse
- Untersuchung der Rolle des Lesers in der Geschichte
- Einordnung von "Eveline" in den Kontext der modernen Kurzgeschichte
- Bedeutung der Geschichte im Rahmen des Dubliner Zyklus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Thematik der Arbeit vor: die Paralyse Evelines in James Joyces Kurzgeschichte "Eveline". Sie beschreibt Evelines Zerrissenheit zwischen ihrem Leben in Dublin und der Flucht mit ihrem Freund Frank und hebt die daraus resultierende Entscheidungsunfähigkeit hervor. Die Einleitung skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der die Analyse der Paralyse sowohl der Protagonistin als auch des Lesers umfasst und die Einordnung der Geschichte in den Kontext des Dubliner Zyklus berücksichtigt.
2. Kurzgeschichten in Großbritannien: Dieses Kapitel ordnet die Kurzgeschichte "Eveline" in den Kontext der britischen und irischen Kurzgeschichtentradition ein. Es werden die Gattungsmerkmale der modernen Kurzgeschichte definiert und an "Eveline" angewendet. Die geografische Nähe Irlands zu Großbritannien wird als Begründung für die Einordnung angeführt. Der historische Kontext der Entstehung und Rezeption der Kurzgeschichte wird ebenfalls berücksichtigt.
2.1. Theorie zur Kurzgeschichte: Dieser Abschnitt präsentiert eine theoretische Grundlage für das Verständnis der modernen Kurzgeschichte. Basierend auf Hansen (1999), werden Merkmale wie Kürze, fiktive Handlung, wenige Charaktere, und ein zentrales Motiv beschrieben. Die Entwicklung des Genres und seine spezifischen Eigenschaften im 20. Jahrhundert werden diskutiert, mit einem Fokus auf die oft komplexe Gestaltung und die intellektuelle Zielgruppe. Joyces repetitive Motive und die Abwesenheit strikter Formvorgaben werden ebenfalls erörtert.
2.2. Anwendung an Eveline: Hier wird die Theorie auf Joyces "Eveline" angewendet. Die Kürze des Textes, die fiktive Handlung, die wenigen Charaktere und das zentrale Motiv der Paralyse werden im Detail analysiert. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Evelines Innenleben und dem Fehlen von klaren Handlungsschritten. Die erzählte Zeit, die Zeitdehnung und die Verwendung von Analepsen werden ebenso untersucht, sowie die traditionellen Motive wie Auswanderung und Religion.
2.3. Einordnung in Dubliners: Dieser Abschnitt integriert "Eveline" in den Kontext des Dubliner Zyklus. Es wird hervorgehoben, dass das Motiv der Paralyse ein zentrales Thema des gesamten Zyklus ist und Joyces Sicht auf Dublin als "Zentrum der Paralyse" erläutert. Joyces eigene Worte über seine Intentionen beim Schreiben von Dubliners werden zitiert, um diese These zu untermauern.
3. Paralyse in Eveline: Dieses Kapitel analysiert das zentrale Motiv der Paralyse in der Geschichte. Es beginnt mit einer Definition des Begriffs "Paralyse", untersucht den Namen Eveline und analysiert Evelines Entscheidungsfindungsprozess. Ihre Zerrissenheit zwischen Dublin und Buenos Aires wird detailliert untersucht, und die Anzeichen für ihre finale Entscheidung werden analysiert. Schließlich wird die Paralyse des Lesers erörtert und erklärt.
Schlüsselwörter
Paralyse, Entscheidungsunfähigkeit, James Joyce, Eveline, Dubliners, Moderne Kurzgeschichte, Handlung, Leser, Irland, Auswanderung, Familie, Liebe, Freiheit.
Häufig gestellte Fragen zu "Eveline": Eine Analyse der Paralyse
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert James Joyces Kurzgeschichte "Eveline" mit dem Schwerpunkt auf dem zentralen Motiv der Paralyse – sowohl der Protagonistin als auch des Lesers. Es wird untersucht, wie Evelines Handlungsunfähigkeit die Geschichte mehrdeutig macht und welche Rolle der Leser dabei spielt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Handlungsunfähigkeit Evelines, interpretiert das Motiv der Paralyse, untersucht die Rolle des Lesers, ordnet "Eveline" in den Kontext der modernen Kurzgeschichte und des Dubliner Zyklus ein und analysiert die Bedeutung der Geschichte innerhalb dieses Zyklus.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über Kurzgeschichten in Großbritannien (inkl. Theorie, Anwendung auf "Eveline" und Einordnung in Dubliners), ein Kapitel zur Paralyse in "Eveline" (inkl. Definition, Namensbedeutung, Evelines Entscheidung und der Paralyse des Lesers) und ein Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter sind ebenfalls enthalten.
Welche Aspekte von Evelines Leben werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf Evelines Zerrissenheit zwischen ihrem Leben in Dublin (Familie und Pflichten) und der Aussicht auf ein neues Leben in Buenos Aires mit ihrem Freund Frank (Liebe und Freiheit). Die Anzeichen für ihre letztendliche Entscheidung werden detailliert untersucht.
Welche Rolle spielt der Leser in der Analyse?
Die Arbeit betrachtet nicht nur Evelines Paralyse, sondern auch die des Lesers, der durch die Mehrdeutigkeit der Geschichte in eine ähnliche Situation der Entscheidungsunfähigkeit versetzt wird.
Wie wird "Eveline" in den Kontext der modernen Kurzgeschichte eingeordnet?
Die Arbeit definiert die Gattungsmerkmale der modernen Kurzgeschichte und wendet diese auf "Eveline" an. Dabei werden Aspekte wie Kürze, fiktive Handlung, wenige Charaktere, ein zentrales Motiv, die Erzähltechnik und die intellektuelle Zielgruppe berücksichtigt.
Welche Bedeutung hat "Eveline" im Dubliner Zyklus?
"Eveline" wird als Teil des Dubliner Zyklus betrachtet, wobei das Motiv der Paralyse als zentrales Thema des gesamten Zyklus hervorgehoben wird. Joyces eigene Worte über seine Intentionen beim Schreiben von Dubliners werden zur Untermauerung dieser These zitiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Paralyse, Entscheidungsunfähigkeit, James Joyce, Eveline, Dubliners, Moderne Kurzgeschichte, Handlung, Leser, Irland, Auswanderung, Familie, Liebe, Freiheit.
- Arbeit zitieren
- Lea Jell (Autor:in), 2020, Paralyse in "Eveline" von James Joyce. Handlungs- und Entscheidungsunfähigkeit der Protagonistin und des Lesers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1026256