Die Wiener Jugendfeiern im Stadion


Seminararbeit, 2001

16 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS:

1. Einleitung

2. Der Austrofaschismus

3. Die Wiener Jugendfeiern im Stadion
3.1 Das Publikum und die Ehrengäste
3.2 Der Aufbau der Feier von 1935
3.3 Der erste Mai generell
3.4 Die Berichterstattung

4. Die Texte

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich bin an die Aufgabenstellung meines Themas völlig ohne Vorwissen über die Jugendfeiern herangegangen, und gehe davon aus, daß nur wenige Menschen über die „Wiener Jugendfeiern im Stadion“ Bescheid wissen.

Daher will ich nun in meiner Arbeit vorerst die Zeit des Austrofaschismus und anschließend den Sinn und Zweck, sowie den Aufbau und die Organisation dieser Veranstaltung näher beschreiben.

Dabei möchte ich bemerken, daß es äußerst schwierig war an Informationen heranzukommen, da es so gut wie keine Sekundärliteratur zu diesem Thema gibt. Meine Informationen stammen hauptsächlich aus Zeitungsartikeln der Zeit.

Am Ende meiner Ausführungen möchte ich näher auf die sprachlichen Mittel und die verschiedenen augenfälligen Stilfiguren eingehen, die mir bei der Lektüre der „Wiener Jugendfeier 1935“ aufgefallen sind.

Um genauer arbeiten zu können habe ich mir die Jugendfeier 1935 ausgesucht, da eine Analyse aller Texte den Arbeitsrahmen bei weitem überschreiten würde.

2. Der Austrofaschismus

Austrofaschismus ist die Bezeichnung für das 1933/34 in Österreich etablierte Herrschaftssystem, das von Kreisen der Heimwehrbewegung entwickelt und von jüngeren christlich- sozialen Politikern getragen wurde. Beeinflußt vom italienischen Faschismus Mussolinis, untermauert vom politischen Katholizismus ersetzte der Austrofaschismus die demokratische Verfassung und den Parlamentarismus durch ein autoritäres System. Das Korneuburger Programm vom 18. 6. 1930 formulierte erstmals den Austrofaschismus, von März 1933 bis Februar 1934 setzte Bundeskanzler E. Dollfuß den autoritären Kurs gegen die Sozialdemokraten durch und vollendete ihn mit der Verfassung vom 1. 5. 1934. Bis 1938 wurde der Ständestaat weitgehend durch den Austrofaschismus geprägt.1

Ständestaat wird die Periode der 1. Republik von 1. 5. 1934 bis 13. 3. 1938 bezeichnet. Man wollte die Parteien durch berufsständische Organisationen ersetzen. Der von E. Dollfuß begründete und zuletzt von K. Schuschnigg repräsentierte Staat wurde weitgehend von Mitgliedern der christlich-sozialen Partei getragen, doch konnte der ständische Gedanke bis 1938 nur teilweise in die politische Realität umgesetzt werden. Grundlage wurde die Enzyklika "Quadragesimo anno" (1931) von Papst Pius XI., in der dieser die Katholiken aufrief, "aus einer Auseinandersetzung der Klassen zur einmütigen Zusammenarbeit der Stände" zu gelangen.2

Am 1.5. 1934 wurde Österreich ein Bundesstaat auf christlich-berufsständischer Grundlage. Gesetzgebung und Vollziehung wurden auf Bund, Länder und Gemeinden aufgeteilt, Wien wurde "bundesunmittelbare Stadt". Die Mitglieder der vorberatenden Vertretungskörperschaften (Staatsrat, Bundeskulturrat, Länderrat) sollten vom Bundespräsidenten ernannt werden.

Der Bundespräsident sollte durch die Versammlung aller Bürgermeister gewählt werden, weiters waren 7 Berufsstände vorgesehen, die aber (außer den Gruppen Öffentlichen Dienstes sowie Land- und Forstwirtschaft) nie organisiert wurden. Alle Befugnisse auf dem Gebiet der Gesetzgebung, die bisher Nationalrat und Bundesrat zustanden, wurden der Bundesregierung eingeräumt.

Diese Verfassung, deren Inkrafttreten durch ein Verfassungsübergangsgesetz nur allmählich erfolgte, war die rechtliche Grundlage für den Ständestaat und bot auch die formale Möglichkeit zur Durchführung des Anschlusses.

Symbol für den Ständestaat war das Kruckenkreuz, für Schüler das Abzeichen "Seid einig", die öffentlichen Bediensteten waren zur Mitgliedschaft verpflichtet.

3. Die Wiener Jugendfeiern im Stadion

Die Wiener Jugendfeiern im Stadion wurden erstmals am 1. Mai 1934, der als neuer Staatsfeiertag der Einparteiendiktatur und der Gründung der „Neuen Republik“ gesehen wurde, veranstaltet.

Es handelte sich um eine äußerst große Veranstaltung, bei der sich bis ins Jahr 1938 jährlich durchschnittliche 45 000 Kinder und Jugendliche im Wiener Stadion einfanden, die gemeinsam mit ihren Eltern, Lehrern oder Erziehern einer pathetischen Feier, bei der bis zu 5 000 Menschen mitwirkten, beiwohnten.

Ich möchte nun einen kleinen Einblick in die Jugendfeier von 1935 geben.

Wie die Zeitungen und Zeitschriften der Zeit berichten, fanden sich tausende „Buben und Mädel aller Altersstufen, vom Taferlklassler bis zu den jungen strammen Maturanten“3 im Wiener Stadion mit ihren Erziehungsberechtigten ein. Sie wurden unentgeltlich von den Wiener Verkehrsbetrieben ins Stadion transportiert, und strömten von allen Bezirken Wiens zur Feier ins Stadion.

Die Tatsache, daß die Schüler von ihren Lehrern begleitet wurden, zeigt meiner Meinung nach, daß es sich keineswegs um eine freiwillige Veranstaltung gehandelt hat, sondern daß ein gewisser Zwang bei der Mitwirkung der Feier bestand. Auch das Faktum, daß die Verkehrsbetriebe die Fahrten vom und zum Stadion gratis organisierten, läßt darauf schließen, daß es sich nicht um eine völlig freiwillige Veranstaltung handelte.

Alle Schüler bekamen ein kleines Fähnchen, das mit dem Kruckenkreuz „geschmückt“ war, das „lustig im Wind wehte.4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Kruckenkreuz ist ein Kreuz mit Querbalken an den 4 Enden und gilt als Symbol der Vaterländischen Front. Von Ignatz Seipel wurde es als Erlösungszeichen aufgenommen. 1933 wurde es mit der Betonung des christlichen Charakters als Symbol der Vaterländischen Front im Gegensatz zum Hakenkreuz der Nationalsozialisten eingeführt. 1935 wurde das Kruckenkreuz der Staatsflagge gleichgestellt und 1936 wurde die offizielle Verwendung im Ständestaat geregelt.5

3.1 Das Publikum und die Ehrengäste

Die Ehrengäste, welche in großer Anzahl der Feier beiwohnten waren in einem besonderen Sektor zusammengefaßt und erschienen meist in Begleitung ihrer Ehefrauen.

Unter den Ehrengästen der Feier von 1935 befanden sich Bundeskanzler Dr. Schuschnigg, Bundespräsident Dr. Miklas, Bürgermeister Dr. Schmitz, Kardinal Erzbischof Dr. Innitzer sowie viele weitere Diplomaten.

Die Ehrengäste wurden euphorisch von den 45 000 Jugendlichen zu den Klängen der Bundeshymne empfangen und hielten Reden und Aufrufe an die Jugendlichen, die meist mit Heilrufen des Publikums aufgenommen wurden.

3.2 Der Aufbau der Feier von 1935

Die Maifeier im Stadion 1935 war in drei Teile unterteilt und wurde vom Einzug des Bundespräsidenten, des Bundeskanzlers und des Bürgermeisters zum Klang der Bundeshymne eingeleitet.

Anschließend zogen die Turner zum Marschlied „Jung Österreich“ ein, die von Blumenkindern gefolgt wurden. Begleitet wurde der Einzug der Turner von einer Blasmusikkapelle.

Hinter den Blumenkindern, die rote und weiße Rosen auf den Stadionboden streuten, zogen die Wappenträger der 21 Bezirke ein und es folgte eine Einlage des Uranierchors begleitet von Fanfarenbläsern.

Auf diesen feierlichen Einzug folgte die Ansprache von Bürgermeister Schmitz die mit den Worten „Wir sind Wiener, wie sind Österreicher!“ endete und vom Publikum mit Jubel- und Heilrufen begeistert aufgenommen wurde.

Im zweiten Teil der Feier wurden hauptsächlich Turn- und Tanzeinlagen der mitwirkenden Jugendlichen aufgeführt, die zu Fanfarenklängen und Märschen turnten und tanzten.

Abgeschlossen wurden die sportlichen Einlagen von der Formation des Kruckenkreuzes durch die Schüler und Schülerinnen, die dann feierlich die Bundesfahne hißten.

Nun sehen wir erstmals die typische Sprechchorsituation bei der „Wiener Jugendfeier“ im Stadion 1935, bei der sich die Sprecher des Vaterlandes und die Sprecher der Jugend im Dialog mit dem Publikum abwechseln.

Beendet wurde die Sprechchorsituation mit tobendem Applaus, bei dem sich alle Kinder und Jugendlichen von den Stühlen erhoben.

Der dritte und letzte Teil der „Wiener Jugendfeiern“ im Stadion 1935 wurde mit dem Einmarsch der Länderjugend, die zu dem Lied „Unter dem Doppeladler“ einzogen, eingeleitet. Die Kinder trugen die Tracht der einzelnen Bundesländer und hißten unter den Jubelrufen „Österreich, Österreich, Österreich!“ die Bundesfahnen, was von großem Jubel begleitet wurde.

Bundeskanzler Schuschniggs Rede wurde von vielen begeisterten Jubelrufen aufgenommen und anschließend wurde gemeinsam die Bundeshymne gesungen, wobei sich alle Anwesenden erhoben und mit den kleinen Fähnchen winken.

Der Aufbau der „Wiener Jugendfeiern im Stadion“ hat meiner Meinung nach einen sehr feierlichen Anschein und die verschiedenen Gesangs- und Soloeinlagen der Chöre und Musiker, sowie das gemeinsame Singen der Bundeshymne vermittelten ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Zuschauern, wie es sonst nur äußerst selten erreicht wird.

Die Feierlichkeiten im Stadion haben in meinen Augen einen sehr messenähnlichen Charakter, da Blumenkinder und gemeinsames Singen von Liedern meinst nur in Kirchen vorkommt.

Außerdem erinnern die Märsche, die hauptsächlich im 2/4- Takt geschrieben wurden, an einen militärischen Einzug, der eine äußerst aufputschende Wirkung hat.

3.3 Der erste Mai generell

Das politische System schuf einen völlig neuen Feiertag unter dem Motto „Erwachen der Natur“, „Tag der Jugend“ und „Tag der Arbeit“.6

Dieser neue Feiertag wurde ausgiebig zelebriert und nahm Dimensionen an, die man sich heutzutage kaum vorstellen kann.

Um den neuen Staat zu feiern wurden Aktionen gestartet um zu beweisen, wie karitativ, gnädig und revolutionär die neuen Machthaber den Staat führten.

Zu den verschiedenen Aktionen des Ständestaats am 1. Mai zählen Gnadenakte, bei denen im Jahr 1935 fast 600 Menschen bedingte Nachsicht von gerichtlichen Strafen und Begnadigungen von Delikten nichtpolitischer Natur erhielten.

Ebenso wurden 41 000 Portionen Gulasch mit Brot an bedürftige Menschen mit sogenannten „Fürsorgebüchern“ ausgeteilt.

Zu den Feierlichkeiten des 1. Mai zählte auch ein Hochamt im Stephansdom, das die Festlichkeiten einleitete und dem auch hochkarätige Spitzenpolitiker des Ständestaats beiwohnten.

Das Hissen der Bundesfahne bekam am 1. Mai auch einen äußerst festlichen Charakter und wurde von 70 000 Menschen beobachtet, die andächtig die Bundeshymne sangen.

Weiters wurden 80 000 Freivorstellungen in Kinos und Theater gegeben, die von einem Prolog des Bundespräsidenten eingeleitet wurden und von den Unternehmern unterstützt wurden.7

3.4 Die Berichterstattung

Bei der Lektüre der Zeitungsartikel des „Neuen Wiener Tagblatts“, „Der Neuen Freien Presse“ und dem „Neuen Wiener Journals“ ist mir besonders der äußerst pathetische Stil aufgefallen, der in allen oben angeführten Zeitungen zu finden ist.

In den Berichten ist die Ausführlichkeit auffällig, da die Berichterstattungen über die Maifeiern bis zu sechs Seiten einnahmen. Es wurden sämtliche Reden der Politiker wörtlich wiedergegeben und besonders die Ansprachen an die Jugendlichen im Stadion wurden besonders hervorgehoben.

4. Die Texte

Wie auch in meiner bisherigen Arbeit möchte ich mich in diesem Kapitel wieder auf die „Wiener Jugendfeier“ 1935 beziehen, da meiner Meinung nach darin sehr viele Auffälligkeiten ins Auge stechen.

Im gleichen Schritt und Tritte

Hinaus in die Natur!

Die Fahne weht im Winde,

Es Jubeln Wald und Flur. 8

Schon in der ersten Zeile der ersten Verses bekommt der Leser, im Fall er Jugendfeiern also das Publikum, den Eindruck einer großen Feier. Meiner Meinung nach steht die Phrase „Schritt und Tritt“ in einem großen Gegensatz zur „Natur“, die in der ersten Zeile angesprochen wird. Auch Zeile drei und vier des ersten Verses geben wieder viele Naturbegriffe preis. Die Wörter „Wind“ und „Wald und Flur“ geben dem Zuhörer eher den Anschein in einer idyllischen Naturkulisse zu sein, als in den grauen Mauern des Wiener Stadions.

Ich erkläre mir diesen Gegensatz dadurch, daß Walter Maria Neuwirth, der Autor des ersten Werks, vielleicht gerade auf diese Diskrepanz hinweisen wollte. Für viele Stadtkinder sind Waldspaziergänge schon zu exotischen Entdeckungsreisen geworden und er wollte damit vielleicht an die Jugend appellieren hinaus in die Natur zu gehen und sich durch sportliche oder körperliche Betätigung zu ertüchtigen.

Die Donauwellen gr üß en,

Es winkt der Berge blau.

Ein Meer von Bl ü tenb ä umen

Verzaubert Burg und Au. 9

Auch in diesem Absatz werden wieder sehr viele Naturbegriffe eingeflochten und vielleicht hängt das auch mit dem Motto des Staatsfeiertags in der Zeit des Ständestaats zusammen, welcher ja auch ausdrücklich als „Tag des Erwachens der Natur“ gefeiert wurde.

Mit M ä rchenaugen schimmert

Ein tannumkr ä nzter See,

Es spiegeln seine Wellen

Der Firne ewigen Schnee. 10

Hier zeigen sich auch wieder die vielen Annäherungen an die Natur, die im Gegensatz zur stickigen Großstadt Wien stehen.

Ein Hauch der H ö he brandet

Auf steiler Bergeswand,

Wir st ü rmen in treuer Liebe

Dich, herrliches Heimatland . 11

Der letzte Ansatz wird mit dem Wort „Vaterland“ beendet und man kann ich richtig vorstellen, wie dieses Wort in den riesigen Hallen des Stadions, durch Echo und Mikrofone verstärkt, noch einige Sekunden lang nachwirkt.

Nach der Aufführung des Uranierchors wurde der Weihegruß von Michael Klieba aufgeführt.

Der ganze Himmel breitet sich,

von Sonnenlicht umflutet,

Und unsre Seele weitet sich,

Begeisterung= durchglutet.

Die Banner wehen, Herzen schlagen,

Es will ein neuer Morgen tagen:

Wir gr üß en dich, du liebe Stadt,

Der soviel Reiz verliehn,

Die unser Sein gesegnet hat,

Wir gr üß en unser Wien!

Vom Bodensee zum Burgenland

Auflodern Freudenflammen,

Von Innsbruck bis zum Donaustrand

Geh ö ren wir zusammen.

In Freud und Leid, in Not und Ehren

Wird sich die Eintracht treu bew ä hren.

Wir gr üß en dich du sch ö nes Land,

So stark und doch so weich,

Du Heimatland, du festes Band,

wir gr üß en Ö sterreich. 12

Beim durchlesen der Verse sind mir besonders die Farbenspiele, mit denen Klieba arbeitet, und die Assoziationen mit Feuer und Licht aufgefallen. Meiner Meinung soll dies auf das Feuer, welches ja ein Element ist und auch immer wieder mit „Neubeginn“ in Verbindung gebracht wird, hinweisen und auch den Neubeginn einer gänzlich neuen politischen Ära darstellen.

Feuer steht meiner Meinung nach nicht nur für Neubeginn, sondern auf für Wärme, Komfort und Geborgenheit und vielleicht wollte Klieba das auch ein bißchen anspielen.

Das „wir“ wird auch des öfteren stark betont und soll vermutlich das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Gemeinschaftssinn stärken.

Ähnlich wie in Neuwirths Werk ist hier nun das letzte Wort „Österreich“ und der Leser kann förmlich den lange nachwirkenden Widerhall im Stadion nachvollziehen.

An den „Weihegruß“ folgte die „Huldigung an die Ahnen“, welche von einem

unbekanntem Autor verfaßt wurde.

Heil dem Volk dem wir entstammen,

Gl ü ck dem Lande unsrer Ahnen!

Schreitende auf neuen Bahnen

H ä lt alt=edler Geist zusammen,

K ä mpfer unter neuen Fahnen

Mu ß der Vorzeit Ruhm entflammen.

Gro ß er Toten hoher Sinn

Soll uns nun im Tiefsten mahnen,

Stilles Werk und Heldenstreich.

Sei des Festes Anbeginn

Huldigung an unsre Ahnen,

An das alte Ö sterreich.

Sprech=Chor:

Sei des Festes Anbeginn

Huldigung an unsre Ahnen,

An das alte Ö sterreich. 13

Schon alleine das Wort „Huldigung“ gibt dem Leser den Eindruck, daß es sich um eine äußerst feierliche und eher formelle Veranstaltung handelte. Salopp würde ich sagen, daß dieses Wort sehr „hochgestochen“ klingt.

Wie aus den Regieanweisungen herauszulesen ist, tummelten sich die Blumenkinder und die Fanfarenbläser vor dem Sprecher und dem Publikum der „Wiener Jugendfeiern“ muß sich ein sehr imposantes Bild geboten haben.

Blumen vermitteln doch immer den Eindruck von Wohlbefinden und sind auch ein Symbol für Frieden.

Außerdem finden wir hier zum ersten mal die typische Sprechchorsituation, die zur Massenmanipulation verwendet wurde (und heute auch noch immer wird), wieder.

Bekenntnis zum neuen Staat:

Sprecher des Vaterlandes:

Du junges Volk, dich gr üß t das Vaterland.

Dein Fest ist seines, o ein Fest der Freude,

Weil zu der Ordnung heiligem Geb ä ude

Dein frischer Wille Weg und Eingang fad.

Du denkst des Fr ü hlingstages , der heut sich j ä hrt:

Es f ü lle sich die weiten Rund, erbrausend

Von Ruf und Lies entbrannter F ü nfzigtausend.

Der Tag war dein und deiner wahrlich wert.

Das war wie wogen sturmbewegter Saat,

Das war wie Spr ü hen gro ß en Opferbrandes:

Die Neugestalt des alten Vaterlandes

Habt ihr gegr üß t so hell den neuen Staat.

Sprecher der Jugend:

Wir gr üß en ihn auch heute; die ihn schufen

Und kr ä ftig f ü hren, gr üß en wir und rufen:

Alt Vaterland

In neuen Gewand!

Ohne Zagen und Scheu

Bekennt sich das Jungvolk zu dir.

Ö sterreich, dir bleiben wir

Treu - treu - treu. 14

Das Wort „Frühlingstag“, das hier anstelle des Wortes „Staatsfeiertag“ verwendet wird, ist ein Euphemismus, der vermutlich den politischen Machtwechsel verschönern soll. Frühling steht im normalen Sprachgebrauch für Erneuerung, Neubeginn oder Jugend und wird in diesem Zusammenhang als Beginn einer neuen Ära verwendet.

Der Jahrestag des neuen politischen Systems wird gepriesen und auch das Publikum wird in Form eines Sprechchors eingebunden.

Diesen kunstvoll und prächtig untermauerten Darbietungen folgten verschiedene Turneinlagen der Schüler.

Meiner Meinung nach ist Sport immer der Ausdruck von Wettbewerbsfähigkeit und eine Art Machtdemonstration. Wahrscheinlich werden auch die Veranstalter der „Wiener Jugendfeiern“ im Stadion diesen Gedanken im Hinterkopf gehabt haben.

Auch in der ehemaligen DDR sowie anderen ehemaligen politischen Außenseitern war Sport und sportliche Betätigung immer ein wichtiger Faktor um dem Rest der Welt oder auch den eigenen Leuten zu demonstrieren, daß man international „mithalten“ kann.

5. Zusammenfassung

Ich würde die „Wiener Jugendfeiern“ im Stadion als eine äußerst aufwendig inszenierte und durch und durch geplante Feier mit faschistischen Elementen bezeichnen.

Beeindruckend erscheint mir, daß sich extrem viele Menschen in dem Gelände des Stadions eingefunden hatten, und auch viele mitwirkten.

Zur Planung der Feier waren leider keine Informationen zu finden, doch ich denke es wäre eine äußerst interessanter Aspekt, den zu bearbeiten es sich lohnen würde. Ich möchte abschließend bemerken, daß es durchaus interessant war sich mit einer Veranstaltung zu beschäftigen, die zur damaligen Zeit tausende von Jugendlichen in ihren Bann zog, die jedoch heutzutage kaum bekannt ist.

6. Literaturverzeichnis:

Brechtl, Edmund: Die Maifeier des neuen Staates. Die Festlichkeiten in Wien. - IN: Neues Wiener Tagblatt 1935, S. 1

Klieba, Michael: Weihegruß. 1. Auflage. - Wien 1935

Kreiters, Heinrich: Die Jugendfeiern im Stadion. - IN: Neues Wiener Tagblatt 2.5 1935, S. 3

Neumaier, Eberhard: Wiener Angelegenheiten. Die Straßenabhn am 1. Mai. - IN: Neues Wiener Tagblatt 1934, S.4

Neuwirth, Walter: Einmarsch. 1 Auflage. - Wien: 1935

Unbekannt: Huldigung an die Ahnen. 1. Auflage. - Wien 1935, S.4

Unbekannt: Bekenntnis zum neuen Staat. 1. Auflage. - Wien 1935, S. 4

http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.a/a972962.htm

http://www.zpc.nwy.at/nationalfeiertag.htm

[...]


1 Vgl.: http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.a/a972962.htm, 20.11. 2000

2 Vgl.: ebd.

3 Heinrich Kreiters: Die Jugendfeiern im Stadion. - IN: Neues Wiener Tagblatt 2.5 1935, S. 3

4 Edmund Brechtl: Die Maifeier des neuen Staates. Die Festlichkeiten in Wien. - IN: Neues Wiener Tagblatt, 2.5. 1935, S. 1

5 http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.a/a972962.htm, 20.11. 2000

6 Vgl.: http://www.zpc.nwy.at/nationalfeiertag.htm, 26.12. 2000

7 Vgl.: Eberhard Neumaier: Wiener Angelegenheiten. Die Straßenabhn am 1. Mai. - IN: Neues Wiener Tagblatt 1934, S.4

8 Vgl.: Walter M. Neuwirth: Einmarsch. 1 Auflage. - Wien: 1935

9 Vgl.: Walter M. Neuwirth: Einmarsch. 1 Auflage. - Wien: 1935

10 Vgl.: ebd.

11 Vgl.: ebd.

12 Michael Klieba: Weihegruß. 1. Auflage. - Wien 1935

13 Unbekannt: Weihegruß. 1. Auflage. - Wien 1935

14 Unbekannt: Bekenntnis zum neuen Staat. 1. Auflage. - Wien 1935

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Wiener Jugendfeiern im Stadion
Hochschule
Universität Wien
Veranstaltung
PS Neuere dt. Literatur- Masse und Manipulation
Note
Gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
16
Katalognummer
V102659
ISBN (eBook)
9783640010394
Dateigröße
359 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wiener, Jugendfeiern, Stadion, Neuere, Literatur-, Masse, Manipulation
Arbeit zitieren
Christina Tropper (Autor:in), 2001, Die Wiener Jugendfeiern im Stadion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102659

Kommentare

  • Gast am 2.5.2002

    Einseitig.

    Eine sehr einseitige Darstellung.

    Bedenkt man die damalige Lage Österreich - eingekeilt zwischen zwei mächtige Diktaturen - sieht das ganz anders aus als aus dem heutigen Blickwinkel betrachtet.

    Was hätte denn die damalige Regierung anders machen sollen um den drohenden Nationalsozialismus abzuwehren? Die Anlehnung an Italien war die einzige realistische Möglichkeit.

    Alle anderen Staaten waren an Österreich desinteressiert - siehe das Schweigen bei der Okkupation 1938.

    Auch das mit der Einparteiendiktatur stimmt nicht. Die Heimwehr-Partei z.B. bestand bis 1938. Der Landbund bis 1935. Ebenso einige kleine Parteien wie die Ude-Bewegung.

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