Was bedeutet es wirklich, eine "ganz gewöhnliche Ehe" zu führen? Inge Merkels Roman seziert den Mythos von Odysseus und Penelope auf eine Weise, die uns zwingt, unsere eigenen Vorstellungen von Liebe, Treue und Rollenverteilung in Beziehungen zu hinterfragen. Statt einer heroischen Erzählung entfaltet sich das Psychogramm einer Frau, die zwischen den Erwartungen ihrer Zeit und dem Wunsch nach Selbstbestimmung gefangen ist. Penelope, die treue Gattin, wird hier zu einer komplexen Figur, die sich den gesellschaftlichen Normen widersetzt und in der Abwesenheit ihres Mannes eine überraschende innere Stärke entwickelt. Odysseus, der Held, erscheint dagegen in einem zwiespältigen Licht: Ist er ein liebender Ehemann oder ein von seinen Trieben und seinem Ego getriebener Mann? Merkel verwebt geschickt die Irrfahrten des Odysseus mit Penelopes innerer Reise, wodurch ein faszinierendes Kaleidoskop von Untreue, Sehnsucht und dem Ringen um Anerkennung entsteht. Die Frage, ob Odysseus seine Frau wirklich geliebt hat, schwebt wie ein Damoklesschwert über der Beziehung und lässt den Leser bis zum Schluss im Ungewissen. Eine Geschichte über Macht, Ohnmacht und die schwierige Suche nach wahrer Liebe in einer Welt voller Konventionen und Erwartungen. Der Roman regt zur Diskussion an über moderne Beziehungen, Rollenbilder und die ewige Frage, was eine Ehe wirklich ausmacht. Ein Muss für alle, die sich für griechische Mythologie, starke Frauenfiguren und psychologisch tiefgründige Romane interessieren. Die Geschichte einer Ehe, die so gewöhnlich gar nicht ist, und doch so viele Facetten des menschlichen Miteinanders widerspiegelt. Eine zeitlose Erzählung über Liebe, Verlust und die Suche nach dem eigenen Platz im Leben, die noch lange nach dem Lesen nachhallt. Tauchen Sie ein in eine Welt voller Intrigen, Leidenschaft und der Frage, ob wahre Liebe wirklich alle Hindernisse überwinden kann. Ein Roman, der Sie zum Nachdenken anregt und Ihre Sicht auf Beziehungen für immer verändern wird. Erleben Sie den Mythos Odysseus und Penelope aus einer völlig neuen Perspektive.
Eine Lesart über das Buch:
„Eine ganz gewöhnliche Ehe; Odysseus und Penelope“ von Inge Merkel
Wieder ein neuer Versuch den Mythos von Odysseus und Penelope in unsere Gegenwart zu rücken. Doch was hat dieses Buch für eine Hintergrundaussage?
Ich betrachte zunächst erst einmal den Titel.
Sollte das eine Aussage über den Inhalt dieses Buches sein? Was ist eine ganz gewöhnliche Ehe überhaupt? Vielleicht wenn Partnerin und Partner in ihre gesellschaftlich vorgeformten Rollen schlüpfen, als Ehefrau und Ehemann ihre Aufgaben nicht nur gut, sondern auch mit Überzeugung erfüllen?
Während des Lesens des Buches hat sich allerdings eine andere Meinung in mir entwickelt, aus der Perspektive ist die Ehe von Odysseus und Penelope nämlich nicht sehr gewöhnlich. Ich stelle nun die Frage: Hat Inge Merkel den Titel selbst gewählt oder war es eine Korrektur des Verlages?
Während zu Beginn des Textes zwar die Charakterzüge der jeweiligen Figuren vorgestellt werden, wird Penelope als sehr führsorglich und kinderliebend beschrieben. Doch ihr großer Gebärwunsch wird letztendlich nicht erfüllt. Penelope ist eine Frau, die für mein Empfinden nicht wirklich in die Rolle einer „normalen“ Fürstin passt. Sie beschäftigt sich mit den Dingen einer Bauersfrau, hilft im Stall, übt Landarbeit aus und geht der Erziehung ihres Kindes Telemach nach. Sie ist bemüht, aus Telemach einen stattlichen Mann zu machen. Ist sogar bekümmert darüber, dass Odysseus, als Vater, die Erziehung seines Sohnes im Kämpfen und Fechten et cetera, nicht war nimmt. Penelope setzt sich also von der ursprünglichen Rolle als Fürstin ab.
Was aber geschieht mit Odysseus? Nimmt er in diesem Buch die Rolle als Ehegatte war?
Schließlich ist er immerhin zwanzig Jahre, nachdem er grade erst ein Jahr mit Penelope vermählt ist und ein Kind gezeugt hat, unterwegs, seinen „Mann zu stehen“.
Er schafft es nicht, seine Frau wenigstens einmal nach ihren Wünschen zu fragen und sie zu erfüllen oder zu versuchen, diese zu erfüllen.
Von Beginn an von Eurykleia geleitet, gelangt Penelope, gewollt oder aufgezwungen, in die Figur der immer einstecken müssenden Ehefrau. Ob sich ihr Verhalten über die ganze Ehe hinweg als günstig für sie erweist, wage ich zu bezweifeln. In den zwanzig Jahren der Einsamkeit macht Penelope einen langen Entwicklungsprozess durch, so dass sie sich später aus eigenem Willen zu ihren Handlungen entschließt. Sie lässt Odysseus viel Spielraum, ich möchte fast sagen, seine Grenzen sind gar unbegrenzt, da er sich alles erlauben kann. Er betrügt Penelope in seiner Abwesenheit mehrmals und sie zeigt Verständnis, tröstet ihn über seine schlimmen Erfahrungen hinweg, frei nach dem Motto: Wer versteht, ist nicht sauer und kennt keine Eifersucht.
Die Frage nach der Rollenverteilung, wird dann auf Seite 264 ausführlich im Gespräch zwischen Odysseus und Penelope geklärt: „Du denkst wie eine Frau“, ereiferte sich Odysseus „...Mann im Bett, Kinder gemacht und aufgezogen...Wir Männer jedoch, wenn wir im Haufen sind, da denken wir anders.“
Bis zum Schluss der Ehe bleibt für Penelope die Frage offen: Hat Odysseus sie wirklich geliebt? Diese Antwort blieb ihr verwehrt. Dies könnte zwei Gründe haben, einerseits, da er sie wirklich nicht liebte, andererseits, weil er seine Liebe nicht in Worte fassen wollte, da es ihm zu allgemein geklungen hätte. Wie in einer ganz normale Ehe?
Außer der Diskussion um den Titel und die Rollenverteilung, gewehrt Inge Merkel dem Leser Einblick in die Geschehnisse, die Odysseus während seiner Abwesenheit von Ithaka wiederfahren sind, und dass aus Sicht des erzählenden Odysseus zu seiner Ehefrau selbst. Trotzdem der Leser durch die überwiegenden Erzählungen über Penelope und ihrem Schicksal von ihrer Rolle gefasst und mitgenommen wird, lässt die Autorin dem Leser doch noch eine Chance, die Figur Odysseus sympathisch zu finden oder wenigstens etwas Sympathie im Leser zu wecken.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Rezension über „Eine ganz gewöhnliche Ehe; Odysseus und Penelope“ von Inge Merkel?
Die Rezension beschäftigt sich mit der Frage, ob Inge Merkels Buch eine neue Perspektive auf den Mythos von Odysseus und Penelope bietet und welche Hintergrundaussage das Buch hat. Es wird insbesondere der Titel "Eine ganz gewöhnliche Ehe" hinterfragt und ob er die tatsächliche Beziehung von Odysseus und Penelope widerspiegelt.
Was wird über Penelopes Rolle in der Ehe gesagt?
Penelope wird als eine Frau dargestellt, die nicht wirklich in die Rolle einer "normalen" Fürstin passt. Sie kümmert sich um ländliche Arbeiten und die Erziehung ihres Sohnes Telemach. Im Laufe der zwanzigjährigen Abwesenheit von Odysseus durchläuft sie eine Entwicklung und trifft später eigene Entscheidungen. Sie gibt Odysseus viel Spielraum, sogar uneingeschränkten, indem sie ihm viel erlaubt.
Wie wird Odysseus' Rolle in der Ehe dargestellt?
Odysseus wird als ein Ehemann dargestellt, der zwanzig Jahre abwesend ist und es versäumt, auf Penelopes Wünsche einzugehen. Er betrügt sie während seiner Abwesenheit, und sie zeigt Verständnis. Es wird auch seine patriarchalische Denkweise hervorgehoben, die in einem Gespräch mit Penelope deutlich wird.
Wird die Frage nach Odysseus' Liebe zu Penelope beantwortet?
Die Rezension stellt fest, dass Penelope am Ende der Ehe die Frage offen bleibt, ob Odysseus sie wirklich geliebt hat. Die Antwort bleibt aus, entweder weil er sie nicht liebte oder weil er seine Liebe nicht in Worte fassen konnte.
Welche weiteren Aspekte werden in der Rezension beleuchtet?
Die Rezension gibt Einblick in die Erlebnisse von Odysseus während seiner Abwesenheit. Sie betont, dass die Autorin es schafft, den Mythos in die heutige Zeit zu transportieren, indem sie aktuelle Beziehungsprobleme anspricht und die Geschichte für die heutige Gesellschaft interessant macht.
Was wird über den Titel gesagt?
Es wird in Frage gestellt, ob der Titel vom Verlag geändert wurde. Die Rezensentin zweifelt daran, dass die Ehe von Odysseus und Penelope eine "ganz gewöhnliche Ehe" ist.
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- Ina Zimmermann (Author), 2001, Leseart über Inge Merkel "Eine ganz gewöhnliche Ehe", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102660