Seit Fromms Aufsatz über die Methode und Aufgabe einer analytischen Sozialpsychologie (1932), sind inzwischen fast neunzig Jahre vergangen. Eine lange Zeit in der die Sozialpsychologie sich weiterentwickelt hat – im Positiven wie im Negativen. Der florierende Monopolkapitalismus und das Wiederaufflammen rechter Tribalismen, bilden eine fruchtbare Mesalliance, welche die hart erkämpften Demokratien, Freiheit und gemeinschaftliche Werte stetig weiter erodieren lässt. Ein Großteil der humanwissenschaftlichen Forschung hat sich empirisch kaltstellen lassen und findet aus ihrem Tief des quantitativen Messbarkeitswahn keinen Ausweg. Dennoch sind sie in einer Zeit wie der unseren – gezeichnet durch „Utopielosigkeit“ und „Alternativlosigkeit“, wichtiger denn je. In einer Welt, in der sich Wissen und soziale Rollen, in Myriaden von Sparten und Spezialisierung zergliedert, wird interdisziplinäres Denken oft im Keim erstickt. Aber auf der anderen Seite, greifen heute in der Praxis meist Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie und Systemtherapie Hand in Hand und werden in der Regel ganz pragmatisch kombiniert, wo früher noch ideologische Streitereien herrschten. Rückblickend gilt die Freud´sche Psychoanalyse in Reinform heute meist nur noch als elitärer Atavismus, der aus Mythologie mit Göttern, Mythologie mit Trieben gemacht hat. Statt über verborgene Triebstrukturen und faschistische Charakterstrukturen in der Gesellschaft zu spekulieren, möchte die vorliegende Arbeit schulübergreifende, sozialpsychologische Konzepte aufspüren, die etwas zum Verständnis von Ideologiebildung beitragen könnten. Da Adorno in seinen Studien zum autoritären Charakter, die Anlagen des Menschen ausführlich untersucht hat, konzentriert sich dieser Text mehr auf die Umweltkomponente, in der Hoffnung, mit den Anlagen zu einem vollständigen Ganzen zu verschmelzen. Dabei versucht sie im Fahrwasser Erich Fromms zu bleiben, der die Aufgabe der Sozialpsychologie vor allem in der Aufdeckung von Ideologieentstehung sah.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- VORÜBERLEGUNGEN
- 2.1 MILGRAM EXPERIMENT
- DREI SOZIALPSYCHOLOGISCHE BEGRIFFE
- 4.1 SHIFTING BASELINES
- 4.2 KOGNITIVE DISSONANZ
- 4.3 PFADABHÄNGIGKEIT
- VORBEUGENDE UND KORRIGIERENDE MAẞNAHMEN
- 5.1 SHIFTING BASELINES
- 5.2 KOGNITIVE DISSONANZ
- 5.3 PFADABHÄNGIGKEIT
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, unter welchen Umständen Menschen zu irrationalen Handlungen bereit sind. Sie untersucht, wie sozialpsychologische Konzepte, insbesondere Shifting Baselines, Kognitive Dissonanz und Pfadabhängigkeit, zum Verständnis von Ideologiebildung beitragen können. Dabei liegt der Fokus auf der Umweltkomponente, die in die kritische Theorie transportiert werden soll.
- Einfluss sozialpsychologischer Konzepte auf die Entstehung von Ideologien
- Analyse von Shifting Baselines, Kognitiver Dissonanz und Pfadabhängigkeit
- Die Rolle der Umweltbedingungen in der Ideologiebildung
- Verknüpfung sozialpsychologischer Konzepte mit der kritischen Theorie
- Entwicklung von präventiven und korrigierenden Maßnahmen gegen antidemokratische Tendenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Entwicklung der Sozialpsychologie und deren Relevanz in der heutigen Zeit. Sie stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit dar, die sich auf die Aufklärung von Ideologiebildung und die Vermeidung antidemokratischer Tendenzen fokussiert. Die Einleitung führt auch Erich Fromms Ansatz der analytischen Sozialpsychologie ein und betont die Bedeutung der Umweltkomponente.
Das Kapitel „Vorüberlegungen“ befasst sich mit dem Milgram-Experiment und seinen zentralen Erkenntnissen zur Konformität und den Einflussfaktoren, die Menschen zu irrationalen Handlungen führen können. Es wird deutlich, dass die Psychologie den Einfluss emotionaler Faktoren auf Verhaltensänderungen betont und rationales Denken in der Praxis eher eine untergeordnete Rolle spielt. Das Kapitel greift auch die Erkenntnisse aus Adornos Studien zum autoritären Charakter auf und stellt fest, dass die Interpretation von Situationen eine entscheidende Rolle für das menschliche Handeln spielt.
Das Kapitel „Über die heutige Aufgabe der Sozialpsychologie“ befasst sich mit Erich Fromms Forderung, die Sozialpsychologie als Hilfswissenschaft des historischen Materialismus zu begreifen. Es wird der Zusammenhang zwischen materiellen Verhältnissen, Klassenstrukturen und Ideologiebildung erläutert.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit behandelt die Themen Ideologiebildung, antidemokratische Tendenzen, Sozialpsychologie, Shifting Baselines, Kognitive Dissonanz, Pfadabhängigkeit, Milgram-Experiment, autoritärer Charakter, kritische Theorie und historische Materialismus.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2019, Die Sozialpsychologie als Hilfswissenschaft des historischen Materialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1027471