Wie subtil schleichen sich Ideologien in unsere Wahrnehmung ein, während wir vermeintlich unbeschwert Musik hören, Computerspiele spielen oder uns von Filmen und Fernsehsendungen unterhalten lassen? Diese brisante Frage steht im Zentrum einer aufschlussreichen Analyse politischer Propaganda in den modernen Medien. Jenseits offensichtlicher Agitation enthüllt dieses Buch, wie rechtsextreme und andere ideologische Botschaften geschickt in scheinbar harmlosen Inhalten verpackt werden, um insbesondere junge Menschen zu erreichen und zu beeinflussen. Von der unzensierten Welt des Internets, wo Neonazi-Bands über Musikportale ihre zweideutigen Botschaften verbreiten, bis hin zu schockierenden Computerspielen, die Gewalt und Rassenhass verherrlichen, deckt die Untersuchung die perfiden Strategien auf, mit denen Feindbilder aufgebaut und verfestigt werden. Die Analyse klassischer Propagandafilme wie "Der ewige Jude" zeigt, wie durch die Manipulation von Emotionen und die Verbreitung von Stereotypen ganze Bevölkerungsgruppen diffamiert werden. Auch die scheinbar unpolitischen Komödien der NS-Zeit entpuppen sich als subtile Instrumente der Macht, die das Bild eines allwissenden und gütigen Führers konstruieren sollen. Abschließend wird die Rolle der Jugendkultur, insbesondere des "Rechtsrock", beleuchtet, wobei die Mechanismen der Stigmatisierung und die kontraproduktiven Effekte von Indizierungen kritisch hinterfragt werden. Diese wichtige Lektüre schärft das Bewusstsein für die Gefahren der politischen Propaganda in den Medien und zeigt Wege auf, wie man sich kritisch mit den präsentierten Inhalten auseinandersetzen kann, um Manipulationen zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die sich für Medienkompetenz, politische Bildung und den Schutz unserer Demokratie engagieren. Keywords: Politische Propaganda, Medien, Rechtsextremismus, Internet, Computerspiele, Film, Fernsehen, Jugendkultur, Manipulation, Ideologie, NS-Propaganda, Medienkompetenz, Rassismus, Antisemitismus, Deutschland, Geschichte, Analyse, Kritik, Aufklärung, Soziale Medien, Propaganda-Analyse, Medienpädagogik, Neonazismus, Politische Kommunikation, Subtile Propaganda, Verborgene Botschaften, Gesellschaftliche Beeinflussung, Meinungsbildung, Kritische Reflexion.
POLITISCHE PROPAGANDA IN DEN MODERNEN MEDIEN
1. Internet:
MP3.com ist für die Musikindustrie schwere Konkurrenz: Hier vermarkten sich die Künstler selber, und zwar vorbei an allen großen und kleinen Plattenlabels. Ein paar Mausklicks und schon kann man das gewünschte Lied herunterladen. Was auf den ersten Blick wie ein Schlaraffenland für Musikinteressierte aussieht, trägt aber auch einige Gefahren in sich. MP3.com lässt nämlich alles zu, es gibt keine redaktionelle Vorbestimmung. Wer also bei MP3.com twas veröffentlichen will, kann das ohne weiteres. *
Ein gutes Beispiel hierfür ist Frank Renni>`Für Deutschland´, `Nürnberg 1946 - Rudolf Hess´ und `Rosen im November´ die Plätze vier, elf und dreizehn. In den Top 40 ist er neun mal vertreten.“ ² Die Platzierung in den Charts wird durch die Zahl der Downloads bestimmt. Wer die meisten hat, kann mit Recht behaupten, bei den Fans sehr beliebt zu sein.
Das Problem bei Sängern wie Rennicke (Burkhard Schröder - einer der größten Kenner der deutschen Neonazi Szene - nannte ihn einmal den Troubadix der Neonazis) ist die Zweideutigkeit ihrer Texte, die nie so konkret werden, um ihre Lieder verbieten zu können. Gegen den Vertrieb im Internet könnte man ohnehin nur etwas machen, wenn man in Erfahrung bringen kann, wer die Dateien hochgeladen hat, was sehr schwierig ist.
Keine Richtung des politischen Spektrums hat sich im Internet ein derartig gut organisiertes Netz aufgebaut. Es mangelt aber auch an Konkurrenz.
2. Computerspiele
Auch in diesem Bereich muss man sagen, dass die Konservativen und Rechtsradikalen einen gewaltigen Vorsprung haben. Bemerkenswert ist hier die Gruppe „Men at Work“. Sie zeigen sich verantwortlich für ein besonders widerliches Machwerk, „Overkill“, in dem Ausländer von einer Figur im Kampfanzug zu Tode uriniert werden.
Ein anderes Beispiel ist „KZ - Manager II. Ein Spiel für die ganze Familie written by Firefox“. Im Prinzip handelt es sich hier um eine Wirtschaftssimulation. Man kümmert sich um den Aufbau eines KZs. Das Spiel ist gewonnen, wenn es vollständig steht, und 3000 Gefangene exekutiert wurden.
Das eigentlich Geschmacklose an diesem Spiel sind aber die Zwischentexte. Als Beispiel sei hier nur einer genannt: „Als ihre SS - Soldaten gestern wieder an den neuen Gefangenen herumexperimentierten, bemerkten sie bei einem Juden ein sehr sonderliches Verhalten. Der Jude machte den Eindruck drogenabhängig zu sein. Intensive Forschungen ergaben, dass er Zyklon B abhängig war. Er erzählte uns, dass er im vorherigen Lager einmal vergast werden sollte. Da er aber aus einer türkischen Ecke Jerusalems stammte, war er gegen alles immun. Darüber hinaus ist er nun schon so abhängig, dass er eine ernste Gefahr für unsere Zyklon B - Reservelager ist. Es könnte ja sein, dass er sich heimlich an Lagereigentum vergreift.“3
Was - wenn man einmal von dem ekelerregenden Antisemitismus absieht - ich persönlich für interessant halte ist, dass der Programmierer, im Gegensatz zu anderen Publikationen, aus dem rechtsradikalen Dunstkreis, die Verbrechen an den Juden nicht nur nicht leugnet, sondern sich ihrer sogar rühmt! Meiner Meinung nach richtet sich dieses Spiel überwiegend an die zehn- bis fünfzehnjährigen, die auf diese Weise NS - Jargon, Rassenhaß, Sadismus und Mord kennen- und „schätzen“ lernen.
3. Film und Fernsehen
Zunächst einmal sollte man - wieder einmal - festhalten, dass die ersten, welche diese Art der Propaganda für sich entdeckten und professionell ausnutzten, die Nationalsozialisten waren. Unter der Führung von Reichspropagandaminister Goebbels wurden dem Publikum mit Hilfe von Wochenschau und Propagandafilmen nationalsozialistischen Inhalte nähergebracht. Das Muster, nach dem dies geschah, möchte ich hier an drei völlig unterschiedlichen Filmen zeigen.
„Der ewige Jude“ ist, wie sein Regisseur Fritz Hippler nach dem Krieg selbst zugibt, die „Negation alles Humanen“ (allerdings sprach er bei der Uraufführung von einer „Symphonie des Grauens“). Dieser Film, der sich als Dokumentation ausgibt, sollte die Endlösung der Judenfrage im Volk des dritten Reiches vorbereiten, da damals noch viele Deutsche gegen eine gewalttätige Verfolgung der Juden waren. Also bezeichnete man sie in dieser „Dokumentation“ einfach als die Ratten der Menschheit, welche, wie die gleichnamigen Tiere, alle möglichen Krankheiten übertragen und als Parasiten leben, sich auch überall einnisten und zum Beispiel das deutsche Kulturempfinden mit ihrem perversen Geschmack, welcher nur daher kommt, dass sie eine totale „Mischrasse“ sind und keinen Sinn für Schönes haben, herunterziehen. Laut „Der ewige Jude“ versuchen sie ihre wahre Identität vor Anderen zu verbergen, um das deutsche Volk zu infiltrieren. Besonders grausam sind die Schächtszenen, die dazu dienen, dem Zuschauer die Brutalität der Juden zu zeigen, und gleichzeitig zu betonen, dass der tierliebende Deutsche zu so etwas gar nicht fähig wäre.
Durch Ansprechung der primitivsten Triebe des Menschen wird hier Hetze gegen die Juden gemacht. Abschließend möchte ich noch sagen, dass dieses üble Machwerk zu Recht verboten ist, trotzdem muss ich aber leider festhalten, dass Raubkopien dieses Films in der rechtsextremen Szene Kultstatus erlangt haben.**
In „Ich klage an“ geht es um etwas ganz anderes. Hier sollte der vor allem in kirchlichen Kreisen immer noch starke Widerstand gegen aktive Sterbehilfe aufgebrochen werden . Ein Arzt gibt seiner Gattin, welche unheilbar an Multiple Sklerose erkrankt ist, auf deren intensives Bitten hin einen tödlichen Trank. Im darauffolgenden Mordprozess gegen den Doktor wird dem Publikum durch dessen Verteidigung Euthanasie nähergebracht. Dann musste man mit Hilfe der Propaganda den Leuten nur noch einreden, dass man geistig Behinderte ebenfalls von ihrem Leiden und lebensunwerten Leben erlösen muss. Laut Goebbels dienten diese Filme nur dazu, ihnen die Liquidierung dieser Menschen psychologisch zu erleichtern.
Die große Mehrheit der in Hitlerdeutschland produzierten Filme waren Komödien. In „Hauptsache glücklich“ spielt Heinz Rühmann einen kleinen Angestellten, der von seinen Vorgesetzten ständig schikaniert wird und der herausfindet, dass sie die Firma mit gefälschten Spesenabrechnungen betrügen. Schließlich geht er zum Direktor und erzählt ihm mit dem Mut der Verzweiflung von der Korruption und den Schikanen seiner Vorgesetzten. Der Direktor zeigt sich erschüttert. Die korrupten höheren Angestellten werden gefeuert, Rühmann selbst wird befördert.
Die Botschaft des Films ist so einfach wie raffiniert. Der Hass der Bevölkerung auf die Bonzen der Nazis wird in das unverfängliche Klima eines Betriebes übertragen. Der Direktor, der als Metapher für den Führer dient, weiß nichts von ihrem Treiben, aber als er schlußendlich doch davon erfährt, reagiert er sofort. Damit wollte man den Zusehern einreden, dass der Führer ja sofort helfen würde, aber leider weiß er vieles von den Problemen der einfachen Menschen nicht. Aber wenn er es erfährt, dann wird er mit der Korruption aufräumen, und zwar gleich! ***
Alles in allem sind die Komödien bisher zu Unrecht von der Forschung in dieser Beziehung vernachlässigt worden. Denn gerade weil niemand bei solchen Filmen damit rechnet, eignen sie sich besonders gut, um politische Inhalte zu transportieren.
4. Jugendkultur
Immer wieder kommt es vor, dass Horrormeldungen in den Medien dringenden Handlungsbedarf, was die Gewalttätigkeit unserer Jugendlichen betrifft, suggerieren. Diese Schlagzeilen sind hervorragend für den Kulturkampf gegen rebellische Teenager geeignet. Vergessen wird dabei nur, dass gerade junge Menschen sehr sensibel auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren, und letztlich lediglich das, was sie in der Welt der Erwachsenen sehen, auf die Spitze treiben. Als Beispiel möge hier der sogenannte „Rechtsrock“* der 80er und 90er Jahre dienen.
Am Anfang desselben stand der Punk. Dessen Vereinnahmung, welche ihn immer kompatibler mit der Gesellschaft machte, bewirkte auch, dass nicht alle Punks so enden wollten. Viele von ihnen wurden zu Skinheads, die Gewalt spielte von Anfang an eine wichtige Rolle. Die Mehrheit waren männliche Jugendliche aus der Arbeiterklasse. Doch wenn es zu Schlägereien bei den Konzerten kam, waren meist unpolitische Faktoren der Auslöser.
Aber gerade deshalb waren sie ein Seismograph der damaligen Gesellschaft. Der Rassismus feierte damals fröhliche Urständ´ an den Stammtischen, in den Medien, aber vor allem in der Politik Margaret Thatchers. In deren Windschatten konnten neonazistische Gruppen wie die „National Front“ kleinere Erfolge verbuchen.
Die 1986 von Nick Crane gegründete Musikerorganisation „Blood & Honour“ hatte im Jahre 1994 ungefähr 4000 Mitglieder vor allem in Großbritannien, Deutschland, Italien und Schweden.** Sie stellt demnach eine Minderheit dar, ist allerdings aufgrund ihrer Militanz nicht zu unterschätzen. Ihre wichtigsten Sprachrohre seien hier kurz erwähnt:
- In Großbritannien ist es die Band „No Remorse“ (Keine Reue). Sie wurde 1986 gegründet, und ruft seither zum Terror gegen Gegner, sowie zu Mordanschlägen gegen Nicht - Weiße auf, weil sie ihr Land und ihre Rasse verteidigen, sowie die Wahrheit des Nationalsozialismus durchzusetzen.
- In den USA kann man die Rockgruppe „Bound For Glory“ als wichtigste Sprecher von „Blood & Honour“ bezeichnen. Sie wurde 1989 in St. Paul gegründet, und bezeichnet ihre Musik als „weißen revolutionären Reich´n´Roll“. Sie hält Kontakt zur „White Aryan Resistance“, sowie zu einigen anderen rechtsextremen Gruppierungen. Die Mitglieder von „Bound For Glory“ verstehen sich als „revolutionäre Nationalsozialisten“.3
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in "POLITISCHE PROPAGANDA IN DEN MODERNEN MEDIEN"?
Dieser Text untersucht politische Propaganda in modernen Medien, insbesondere im Internet, in Computerspielen, im Film und Fernsehen sowie in der Jugendkultur. Er analysiert, wie verschiedene politische Ideologien, insbesondere rechtsextreme, diese Medien nutzen, um ihre Botschaften zu verbreiten.
Wie wird das Internet für politische Propaganda genutzt?
Der Text nennt MP3.com als Beispiel, wo Künstler sich selbst vermarkten können, ohne Kontrolle durch Plattenlabels. Dies ermöglicht die Verbreitung von Inhalten, die sonst zensiert würden, wie z.B. die Musik des rechtsextremen Sängers Frank Rennicke. Es wird betont, dass es schwierig ist, die Verbreitung solcher Inhalte im Internet zu kontrollieren.
Welche Rolle spielen Computerspiele bei der Verbreitung politischer Propaganda?
Der Text erwähnt Beispiele wie "Overkill" und "KZ-Manager II" als Spiele, die rassistische und antisemitische Inhalte verbreiten. "KZ-Manager II" wird als Wirtschaftssimulation beschrieben, in der man ein Konzentrationslager aufbaut und betreibt, wobei die Zwischentexte besonders geschmacklos und antisemitisch sind. Der Text argumentiert, dass solche Spiele junge Menschen an NS-Jargon, Rassenhass und Sadismus heranführen.
Wie wurde Film und Fernsehen in der Vergangenheit für Propaganda genutzt?
Der Text verweist auf die Nationalsozialisten unter Goebbels als Pioniere der Propaganda im Film. Er analysiert Filme wie "Der ewige Jude", "Ich klage an" und "Hauptsache glücklich", um zu zeigen, wie unterschiedliche Filmgenres für propagandistische Zwecke eingesetzt wurden. "Der ewige Jude" wird als Mittel zur Vorbereitung der "Endlösung" beschrieben, "Ich klage an" zur Förderung der Euthanasie, und "Hauptsache glücklich" zur Vermittlung der Botschaft, dass der Führer die Korruption der Bonzen beheben würde, sobald er davon wüsste.
Wie beeinflusst Jugendkultur politische Propaganda?
Der Text diskutiert die Rolle des "Rechtsrock" in den 80er und 90er Jahren als Beispiel für politische Propaganda in der Jugendkultur. Er erklärt, dass Skinheads, die aus der Punkbewegung hervorgingen, anfänglich unpolitisch waren, aber später von rassistischen und neonazistischen Ideologien beeinflusst wurden. Organisationen wie "Blood & Honour" und Bands wie "No Remorse" und "Bound For Glory" werden als wichtige Sprachrohre dieser Ideologien genannt. Der Text kritisiert die Indizierung von Rechtsrock, da sie den Mythos um diese Gruppen verstärken und sie zu einem Massenphänomen aufbauschen könne.
Welche Schlussfolgerung zieht der Text über politische Propaganda in modernen Medien?
Der Text zeigt, dass politische Propaganda in verschiedenen modernen Medienformen präsent ist und dass sie sowohl offen rassistische und gewalttätige Inhalte als auch subtile Botschaften vermitteln kann. Er betont die Bedeutung der Analyse und des Verständnisses dieser Propaganda, um ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft, insbesondere auf junge Menschen, zu minimieren.
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- Udo Seelhofer (Author), 2001, Politische Propaganda in den modernen Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102803