Yasemin - Eine Filmanalyse


Hausarbeit, 2001

26 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Einleitung

Trotz das wir hier in Deutschland in einer multikulturellen Gesellschaft leben, beschränkt sich der Kontakt zu ausländischen Mitmenschen, vor allem der größten Gruppe unter ihnen, den Türken, auf ein meist friedliches, aber gleichgültiges Nebeneinander. Ein persönlicher Kontakt besteht nur in den wenigsten Fällen. Das daraus resultierende Unwissen über die andere Kultur und über die Motivation der Immigration kann zu Unverständnis oder gar Feindseligkeit führen. (vgl. Stienen, 1994) Der Film „Yasemin“ von Hark Bohm (1988) ist wohl einer der ersten deutschen Filme, der sich mit dem Problem der kulturellen und religiösen Gegensätze zwischen Einheimischen und Zuwanderern auseinandersetzt. Mit „Yasemin“ wird vor allem die vergleichsweise große Gruppe der Einwanderer türkischer Herkunft angesprochen. Auch 13 Jahre nach der Erstaustrahlung hat der Film noch nichts an Aktualität verloren, es herrscht immer noch eine große Diskrepanz zwischen den verschiedenen Kulturen, welche oft, vor allem von Behörden als Grund für eine mangelnde Integration angegeben werden. In seiner stärksten Form offenbart sich eine solche Diskrepanz in Rechtsextremismus mit offener Aggression und Überfällen gegen die Bevölkerung ausländischer Herkunft. (vgl. Sen/Goldberg, 1994)

1. Situativer Kontext des Films

1.1 Historisch-sozialer Kontext

Die türkische Gesellschaft ist geprägt von einer archaischen Identität, begründet in den Anfängen einer Kultur, die unter gänzlich anderen ökonomischen Bedingungen entstanden ist. Diese war ur sprünglich eine Hirtengesellschaft, welche sich dann allmählich in eine Agrarkultur weiterentwickelte, die von ganz klaren Feudalstrukturen beherrscht wurde. Da der türkische Mann in dieser feudalpatriarchalischen Gesellschaft für sein Überleben darauf angewiesen war, dass die Gruppe, sprich die Familie, ihn achtet und respektiert, ist die Erhaltung dieser Ehre oberstes Gebot. Die Ehre des Mannes ist also sozusagen nichts anderes als dieser Gruppenrespekt, daher muss er diese Ehre mit allen daraus resultierenden Konsequenzen verteidigen. (vgl. Visarius, 1995)

Auch heute noch wird dem Mann im türkischen Gesellschaftssystem eine „öffentliche“, der Frau eine eher „private“ Rolle zugeschrieben. Die Ehre der Familie nicht zu beschädigen ist Aufgabe und Hauptverpflichtung der weiblichen Familienmitglieder, während der Mann diese Ehre nach außen hin zu verteidigen hat. Diese klar definierten Plätze für Mann und Frau findet man vor allem in Familien, die aus einer eher ländlich geprägten Gegend stammen. Aus diesen Regionen stammt der größte Teil der Zuwanderer, die aber zuvor schon eine Binnenmigration in die Städte der Türkei vollzogen haben, wo es schon zu einer ersten Konfrontation mit den überlieferten Normen und Werten aus dem ländlichen Bereich mit der eher von Gleichberechtigung geprägten städtischen Kultur kam. (vgl. Sen/Goldberg; 1994)

Die Herkunft spielt auch eine entscheidende Rolle in der Erziehung der Kinder. Vor allem die aus den traditionell geprägten Familien stammenden Einwanderer erziehen gerade die Mädchen aus Angst vor Entfremdung traditionsbewusster, als dies in der Türkei vielleicht der Fall gewesen wäre. So wird die soziale Kontrolle hier in Deutschland verstärkt, um jede Veränderung, die als Übertritt zur anderen Kultur empfunden wird, zu verhindern, damit das Ansehen und der Bestand der Familie nicht gefährdet wird. Für ein Mädchen kann das bedeuten, das Haus nur zum Schulbesuch oder mit Begleitung zu verlassen, der Kontakt zu gleichaltrigen Jungen bleibt dann untersagt. Heute ist diese strikte Erziehung aber eher selten anzufinden, die Kinder werden meist liberaler erzogen, Kontakte mit der Außenwelt sind durchaus erlaubt. Viele türkische Frauen geraten aber immer noch in die Situation sich für eine der beiden Kulturen zu entscheiden zu müssen oder aber einen von beiden Seiten akzeptierten Mittelweg zu finden.

Dies führt zwangsläufig zu Konfrontationen innerhalb der Familie, besonders wenn diese noch sehr traditionsbewusst lebt. Diese Probleme entstehen vor allem für Türkinnen der zweiten und dritten Generation, deren Lebensplanung meist mit den Vorstellungen der Eltern divergieren. (vgl. Stienen; 1994)

1.2 Produktion des Films

Als Grundlage für das Drehbuch des Spielfilms „Yasemin“, den Hark Bohm 1988 drehte, dienten die Tagebuchaufzeichnungen eines türkischen Mädchens, welches hier in Deutschland aufgewachsen ist.

Der Spielfilm „Yasemin“ ist eine Co-Produktion der Hamburger Kino Kompanie und des ZDF mit den Mitteln der Hamburger Wirtschaftsförderung, des Hamburger Filmbüros e.V., der Filmförderungsanstalt und des Bundesministeriums des Inneren.

Yasemin wird gespielt von Ayse Romey, Hark Bohms Adoptivsohn Uwe Bohm spielt den Studenten Jan. Yasemins Vater wird von Sener Sen, ein beliebter türkischer Komödienstar, dargestellt.

Wohl finden hier auch einige Szenen aus dem Leben Uwe Bohms Eingang in den Film, was um so mehr offensichtlicher wird, als das Hark Bohm in einem Interview einmal gesagt hat, das Mädchen, welches ihm für die Rolle der Yasemin Modell stand, von zu Hause weglief und nun bei ihnen lebe, so dass der Film wohl teilweise als autobiographische Elemente enthält. (vgl. Kühn; 1995)

1.3 Rezeption des Films

Yasemin erhielt 1988 den Bundesfilmpreis in Gold, beim Deutschen Jugend-Video- Preis den 2. Preis in der Kategorie Jugend, sowie den deutschen Fernsehpreis 1991.

2. Der Film als Ganzheit

2.1 Intention

Die übergeordnete Botschaft, die sich mir in diesem Film erschlossen hat, ist folgende: Liebe ist ein Weg. Diese Botschaft ist bewusst elliptisch gehalten, da sie, wie schon erwähnt, eine übergeordnete Botschaft über alle kleineren Botschaften sein soll, die in diesem Film zum Ausdruck kommen. Ich habe diese Formulierung gewählt, weil „Yasemin“ in erster Linie ein Liebesfilm ist, dessen Geschehnisse, vor allem in Yasemins Familie, Folgen dieser Liebe sind. „Weg“ steht hier für einen Weg, der beschritten werden kann oder nicht, einen Weg der Entscheidungen, die zu fällen und zu verteidigen sind und das dies nicht immer einfach ist, gerade, wenn zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. “Weg“ meint aber auch einen Weg, der Brücken schlägt zwischen unterschiedlichen Kulturen, hier der türkischen und der deutschen, symbolisiert gerade in der Schlussszene, als Jan mit Yasemin auf dem Motorrad einer Brücke entgegenfahren. Der Film sagt mir aber auch, dass man für seine Ideale einstehen muss, wie gerade der Schluss Yasemins zeigt, aber das man auch die Konsequenzen dieser Ideale tragen muss, die Yasemins Fall vermutlich den Verlust der Familie bedeuten.

Hark Bohm wollte in erster Linie eine Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen darstellen. An dieser Liebe macht er die unterschiedlichen Konflikte der verschiedenen Kulturen zwischen den Einheimischen und den Zuwanderern, die gerade unterschiedliche Gesellschaftsstruktur der Einwanderer türkischer Herkunft klar. Die Liebe wird zum Träger einer Sozialstudie, bei der das Augenmerk auf der Binnenstruktur einer türkischen Familie liegt.

Genauso werden aber die Generationskonflikte und Anpassungsprozesse innerhalb einer türkischen Familie zwischen der ersten Generation der Immigranten und der zweiten, meist in Deutschland geborenen zweiten Generation geschildert. Es wird leise um ein Verständnis zwischen den Deutschen und den Türken, besonders den Türken in der zweiten und dritten Generation geworben.

2.2 Kurze Inhaltsangabe

Yasemin, die 17-jährige Tochter eines türkischen Gemüsehändlers in Hamburg- Altona , lernt im Judo-Club den Studenten Jan kennen. Dieser bemüht sich auf Grund einer Wette um ein Rendezvous mit der selbstbewussten Yasemin. Diese verhält sich ihm gegenüber zunächst reserviert, doch bald wird aus dem Spiel eine ernsthafte Beziehung, die für Yasemin in ihrem Elternhaus nicht unproblematisch ist. Der eigentlich liebevolle Vater ist bereits erzürnt über seine älteste Tocht er, die nach seiner Auffassung von Ehre und Moral zuwiderhandelte, da in der Hochzeitsnacht kein Nachweis für ihre Jungfräulichkeit erbracht werden konnte. Er möchte unter allen Umständen verhindern, dass mit Yasemin ähnliches geschieht. Als der Vater von der Beziehung zu Jan erfährt, möchte er Yasemin sofort in die Türkei zurückbringen, obwohl sie noch nie dort gewesen ist. Gerade noch rechtzeitig kann Jan mit ihr auf dem Motorrad fliehen.

2.3 Themenstruktur

Ein Thema dieses Films ist die Liebesgeschichte zweier Jugendlicher, die aus unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnissen stammen. Dies wird vor allem durch die widersprüchlichen Gefühlszustände der beiden Protagonisten, durch ihr zartes Werben, ihr Geplänkel, stockende Sätze und eine zum Schluss von Seiten Yasemins doch noch eingestandene Anziehung dargestellt. Diese Liebe setzt sich über alle kulturellen Barrieren hinweg. Auf der Grundlage dieser Liebe werden vor allem die Probleme Yasemins geschildert, die sich daraus ergeben. Diese Probleme erwachsen aus den kulturellen aber auch gesellschaftlichen Verhältnissen, aus denen Yasemin und ihre Familie stammen. Das sind zum einen die ganz klar verteilten Rollen von Mann und Frau, welche vor allem die Ehre der Familie zu wahren hat. Zum anderen aber auch das oberste Gebot in der Erziehung der Kinder, der Gehorsam, das hier zwangsläufig zu einem Problem der Verständigung und zu einem Interessenkonflikt zwischen Yasemin als eine in Deutschland aufgewachsene moderne und fast emanzipierte, Türkin und ihrem Vater, der noch stark der Tradition verhaftet ist, führen muss. Als weiteres Thema wäre also die Rolle der Frau in der türkischen Gesellschaft angesprochen, die hier als inhumane Tradition angeprangert wird.. Ebenso werden die Identitätsprobleme junger Türken, vor allem junger Türkinnen, die mit beiden Kulturen aufwachsen und im Zwiespalt zwischen traditioneller und moderner Welt leben, am Beispiel Yasemins geschildert.

Das Unwissen und das manchmal daraus resultierende Unverständnis vieler Deutscher gegenüber ihren türkischen Mitmenschen wird mit Hilfe der Rolle Jans exemplarisch angeschnitten. Auf beiden Seiten, sowohl bei Türken, als auch bei Deutschen herrscht vielfach eine latente Angst vor der jeweils anderen Kultur, des „Fremden“, wobei der Regisseur dies vielfach als ein Problem der Erwachsenen und deren Erziehung schildert.

2.4 Gattungsmerkmale

Der Film „Yasemin“ vereint sowohl eine Reihe von Merkmalen der Gattung

Märchen, als auch die eines Dokumentarfilms. Als Märchen erscheint uns der Film vor allem zum Schluss, als Jan mit Yasemin auf dem Motorrad flieht, wie der Ritter, der seine Maid auf sein Pferd nimmt und vor dem Bösen rettet. Auch zu Beginn wird durch die Äußerung Susannes, Yasemin benehme sich wie ein schlafendes Dornröschen, auf die Verkleidung im Märchengewand hingewiesen. Der Film lässt auch Elemente einer Romeo-und-Julia-Tragödie erkennen.

Als dokumentarisches Element wirkt vor allem der Bezug zu den Tagebuchaufzeichnungen als Quelle des Films, sowie die wohl stark autobiographischen Elemente aus dem Leben Uwe Bohms und des türkischen Mädchens, welches wie schon erwähnt, Zuflucht bei den Bohms gefunden hat. Auch der Alltagsjargon und der Wechsel zwischen türkischer und deutscher Sprache suggerieren, dass es der Zuschauer mit dem „Leben selbst“ zu tun hat. Dabei nimmt der Film die Perspektive der türkischen Familie selbst ein.

3. Makrostrukturen

3.1 Sequenzprotokoll

(1) leere Halle

(2) Menschen kommen in die Turnhalle, es sind Mitglieder eines Judoclubs. Sie bauen Matten auf. Ein Junge kommt auf Yasemin zu und zeigt auf Jan: „Guck mal der Neue, rote Haare und Sommersprossen.“

(3) Judomitglieder kämpfen. Yasemin kämpft mit ihrer Freundin Susanne: „Man, du mimst immer das schlafende Dornröschen, dabei bist du brutaler als jeder Mann. Yasemins Schwester Emine tritt auf. Si unterhalten sich über den Neuen. Susanne fordert Jan zum Kampf auf. Dieser lehnt ab.

(4) Die Judomitglieder verlassen die Halle. Jan prahlt vor seinen Freunden, er würde jede rumkriegen. Er schließt eine Wette ab. Dabei fällt die Wahl durch Fingerzeig zufällig auf Yasemin.

(5) Jan betritt mit seinen Freunden eine Kneipe, Seine Freunde sind der Ansicht, Jan könne die Wette vergessen, da Yasemin unfassbar sei wie der Wind. Jan ist vom Gegenteil überzeugt und will es sofort beweisen.

(6) Jan verlässt die Kneipe. Yasemin fährt mit ihrem Vetter Dursun in einem Lieferwagen vorbei. Als die beiden schon fast außer Sichtweite sind, macht Jan eine Geste als wolle er Yasemin abschießen. Abblende.

(7) Yasemin und Dursun betreten einen Großmarkt. Sie treffen Bekannte und unterhalten sich kurz mit ihnen.

(8) Yasemin befindet sich an einem Obst- und Gemüsestand. Sie möchte Zucchini kaufen. Dabei schäkert der ihr bekannte Gemüsehändler, ein Italiener, mit ihr.

(9) Yasemin und Dursun verlassen im Lieferwagen den Hafen, wo sich der Großmarkt befand. Beide schweigen, Yasemin schaut verträumt aus dem Fenster.

(10) Yasemin betritt ein Klassenzimmer. Sie kommt zu spät. Die Lehrerin ermahnt sie, dass sei schon das vierte Mal. Darauf erwidert Yasemin, ihr Vater sie krank, sie hätte zum Großmarkt gemusst. Die Lehrerin ist leicht gekränkt und sagt daher, sie solle eben Marktfrau werden. Yasemin setzt sich an ihren Platz. Die Lehrerin kommt ihr nach und entschuldigt sich. Sie gibt ihr ein Klausurblatt. Beide unterhalten sich darüber, ob Yasemin schon die Erlaubnis eingeholt habe, weiterhin die Schule besuchen zu dürfen. Yasemin verneint.

(11)Yasemin verlässt das Schulgebäude. Jan beobachtet sie. Yasemin stellt sich an eine Ecke und lässt den vorher hochgesteckten Rock wieder herunter. Sie entdeckt Jan. Yasemin bittet ihre Freundin Susanne sie zu begleiten, damit Jan sie nicht anspricht und somit vielleicht Ärger mit Dursun heraufbeschwört. Jan verfolgt die beiden mit dem Motorrad. Susanne muss ablehnen, das sie keine Zeit hat. Sie verabschieden sich. Yasemin verschwindet hinter einer Straßenecke. Jan folgt ihr.

(12) Yasemin geht einfach weiter. Jan fährt nun auf den Bordstein neben Yasemin her. Die ignoriert ihn. Jan versucht durch Hupen und indem er Faxen macht Yasemins Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als dies immer noch nicht gelingt, fragt er sie, ob sie sich einmal sehen können. Yasemin möchte wissen warum. Ein Kleinbus versperrt den Bürgersteig. Yasemin nutzt die Gelege nheit und versteckt sich in einem Hausflur. Jan wartet draußen.

(13) Yasemin beobachtet durch einen Türspalt, wie Dursun mit dem Lieferwagen vorfährt und aussteigt. Er und Jan führen ein kurzes und steifes Gespräch. Da tritt ein kleines Mädchen aus dem Hauseingang und fragt die beiden, ob sie ein Mädchen suchen. Als Dursun nachfragt warum, meint dies aber: „Nur so.“ Dursun verabschiedet sich von Jan und fährt davon.

(14) Da Jan weiterhin vor der Tür stehen bleibt, betritt Yasemin weiter ihre Zufluchtstätte, die sich als Kirche entpuppt. Zögernd bleibt Yasemin stehen. Im Hintergrund hört man das Starten eines Motorrads und wie Jan davonfährt. Yasemin betritt die Kirche und schaut sich um. Ein Bild der Maria mit dem Jesuskind betrachtet sie besonders lange. Als andere Menschen die Kirche betreten verlässt Yasemin diese.

(15) Yasemin schaut sich kurz um und zieht ihren Pullover über.

(16) Yasemin ist auf dem Weg nach Hause bzw. zum Gemüseladen des Vaters. Sie trifft auf ihre kleine Schwester, die fragt, wo sie geblieben ist. Yasemin erzählt kurz, was geschehen ist.

(17) Als Yasemin den Laden betritt, stößt sie fast mit ihrem Vetter Dursun

zusammen, der sich ebenfalls nach ihrem Verbleib erkundigt. Yasemin schwindelt, sie sei bei Susanne gewesen. Auch Emine fragt nach ihrem Aufenthalt. Yasemin antwortet nicht mehr.

(18) An einem Tisch sitzen Vater und Onkel. Yasemin begrüßt ihren Onkel der

Tradition nach mit Handkuss. Als sie ihren Vater umarmen will, fordert dieser sie still dazu auf, ihn ebenfalls nach traditioneller Art zu begrüßen, da der Onkel anwesend sei. Der Onkel kritisiert, dass Yasemin immer noch die Schule besucht. Yasemins Vater weicht dem Thema aus. Er und Yasemin lächeln sich an. Yasemin geht nach hinten, verlässt den Laden.

(19) Yasemin betritt den Wohnbereich. Die Mutter arbeitet in der Küche. Yasemin begrüßt ihre Mutter, setzt sich und fragt gleich, ob die Mutter schon mit dem Vater über den Besuch der Oberstufe gesprochen hat. Diese verneint, begründet es mit mangelnder Zeit, da sie kochen, putzen, nähen etc. muss, so dass, wenn ihr Arbeitstag beendet sei, der Vater schon schlafe. Yasemin argumentiert dagegen, dass die Mutter doch auch wolle, dass Yasemin studiert. Sie fordert sie auf, jetzt gleich mit dem Vater zu sprechen. Als die Mutter darauf mit moralischen Bedenken reagiert, will Yasemin selber gehen und fragen. Die Mutter hält sie gerade noch zurück.

Sie warnt Yasemin, wenn sie jetzt vor dem Onkel fragen würde, wäre die Antwort bestimmt nein. Yasemin bringt dafür aber kein Verständnis auf, da sie schließlich nicht die Tochter des Onkels sei. Als Antwort darauf erwidert Yasemins Mutter lediglich: „Du bist eine Frau, hast du das noch nicht begriffen.“ Yasemin schmollt. Die Mutter muntert sie auf und lockt sie mit dem Versprechen, nach der Hochzeit der Schwester bestimmt die Erlaubnis zu erhalten, zurück an den Tisch um etwas zu essen.

(20) Ortswechsel. Bei Jan zu Hause. Jan zieht einen viel zu großen Anzug an. Vogelgezwitscher. Dabei beobachtet Jan seine Vögel per Videokamera auf dem Fernseher. Jans Vater ruft aus dem Hintergrund.

(21) Jan betritt den Balkon. Er flötet. Dabei kontrolliert und reinigt er den Futternapf.

(22) Jan rennt, den Anzug noch nicht ganz an, die Treppe herunter. Er betritt das

Esszimmer, unterhält sich kurz mit ihm und bittet ihn, seine Vögel zu füttern. Jan hat es eilig. Er verlässt das Zimmer. Der Vater rennt ihm hinterher.

(23) Jan steigt auf sein Motorrad. Der Vater will ihn zurückhalten, da Jan einen Anzug von ihm trägt. Jan kann sich losmachen und fährt los. Der Vater will ihn einholen, indem er über den Zaun im Vorgarten springt. Er verpasst Jan aber. Ärgerlich macht er sich auf den Weg zurück ins Haus. Als er dabei erneut über den Zaun springen will, bleibt er hängen und fällt hin.

(24) Ortswechsel. Ein großer Saal. Yasemins kleine Schwester und ihr kleiner Bruder tragen ein Akkordeon zu Hassan, dem Bräutigam von Yasemins Schwester Emine. Sie fordern ihn auf, ein Lied zu spielen. Nach anfänglicher Ablehnung spielt er zum Tanz auf. Dabei singt er Emine zu. Alle kla tschen und stehen auf. Einige tanzen, auch die älteste der Frauen. Auch Yasemin klatscht, ihr gefällt das Lied.

(25) Nachdem Hassan sein Lied beendet hat, setzt sich Yasemin zu Emine an de

Tisch. Sie reden über Hassan. Emine bittet Yasemin bei der Brautwache mit dabei zu sein. Diese lehnt ab, da sie das erstens „bescheuert“ findet und zweitens der Tradition nach dies die älteren Frauen aus der Familie des Bräutigams übernehmen. Yasemin steht auf. Ein Sprecher kündigt das Geschenk von Dursun an.

(26) Dursun bringt sein Geschenk in den Saal. Alle sind gespannt. Dursun lüftet das Geheimnis, es ist ein Fernseher. Ein Video läuft. Es zeigt Yasemin bei einem Judowettkampf, den sie gewinnt. Dann sieht man sie zusammen mit ihrem Vater, der stolz auf sie ist.

(27) Der Vater und der Onkel sitzen zusammen an einem Tisch. Der Onkel hält Yasemins Vater das in seinen Augen unmoralische Verhalten seiner Tochter vor. Er sieht ihre Jungfräulichkeit nur so davonfliegen.

(28) Als Yasemin das mitbekommt, fordert sie ihren Vater einfach zum Tanz auf. Erst tanzen sie noch ziemlich Verhalten, fast im Stil eines westlichen Tanzes. Dann verändert sich die Musik und der Tanz wird orientalisch. Jan trifft bei der Hochzeitsfeier ein. Er beobachtet Yasemin und ihren Vater beim Tanz. Er versucht Yasemins Blick zu erhaschen. Die jedoch tanzt weiter, ohne ihn zu bemerken.

(30) Als Yasemin Jan entdeckt, beendet sie schlagartig den Tanz. Sie ruft Dursun zu sich. Sie bittet ihn, Jan hinauszubringen. Jan und Dursun verlassen den Saal.

(31) Dursun und Jan stehen im Eingangsbereich. Dursun erklärt Jan, dass er die Hochzeitsgesellschaft verlassen muss. Der gibt nicht so schnell auf und versucht Dursun unbewusst zu überreden. Dursun aber bleibt hart. Jan verlässt den Hochzeitssaal.

(32) Yasemin beobachtet die beiden. Ihr Vater tritt zu ihr und fragt, warum Yasemin in stehen gelassen hat. Dann richtet er das Wort an seine Gäste, er dankt ihnen für ihr Erscheinen. Gleichzeitig verkündet er sein Einverständnis, dass Yasemin weiter zur Schule gehen darf, um Ärztin zu werden. Alle sind begeistert, allen voran die Älteste unter den Frauen.

(33) Der Vater tritt zurück an den Tisch des Onkels. Dieser ist mit der Entscheidung des Vaters nicht einverstanden. Er prophezeit ihm, dass Yasemin Schande über die Familie bringen wird. Yasemins Vater tut dies ab, indem er behauptet, eine Kinderärztin zu sein, sei nichts schandhaftes. Es wird wieder zum Tanz gespielt.

(34) Schwenk. Jan erscheint im Fenster. Er beobachtet das Geschehen von außen wie ein Voyeur. Die Hochzeitsfeier wird nun aus seinem Blickwinkel gezeigt.

(35) Einer von Jans Kumpels erwischt ihn dabei und nennt ihn einen Spanner. Jan klettert vom herunter, setzt sich auf sein Motorrad und fährt davon.

(36) Ortswechsel. Yasemin sitzt mit den beiden ältesten Frauen aus Hassans Familie bei der Brautwache. Von Emine und Hassan ist nichts zu hören. Die älteste erzählt von einem jungen türkischen Mann, der sich in den Arm schnitt, um das Zeichen der Jungfräulichkeit vorzuzeigen, dass sie nicht in der Lage wagen vorzuweisen, da sie beide so nervös waren. Yasemin betrachtet das Hochzeitsbild von Emine und Hassan. Abblende.

(37) Die beiden älteren Frauen sind eingeschlafen. Yasemin träumt vor sich hin. Die Zimmertür öffnet sich, Hassan tritt heraus. Schweigend geht der zu den Frauen. Er fordert sie auf zu gehen. Die ältere Frau ist erschrocken und fragt, ob es keinen Beweis für die Jungfräulichkeit gebe. Daraufhin wendet sich Hassan wortlos ab. Jetzt diskutieren die Frauen, wer es dem Vater beibringt. Die Ältere erklärt sich bereites zu tun und Yasemin nach Hause zu begeleiten. Yasemin aber weigert sich hach Hause zu gehen.

(38) Nächster Tag. Yasemin und Susanne gehen zum Judo-Training. Yasemin trägt noch das Kleid von gestern.

(39) Yasemin betritt den Judoclub. Dursun fängt sie ab und fragt warum sie nicht nach Hause gekommen sei. Yasemin antwortet, weil sie das Geschrei nicht hören wollte.

(40) Ortswechsel. Bei Yasemin zu Hause. Mutter und Sohn sind alleine. Die Mutter entdeckt Yasemin beim Umziehen. Sie macht ihr Vorwürfe. Auch der Vater ist erzürnt über ihr Wegbleiben. Dursun verteidigt Yasemin. Der Vater befiehlt Yasemin ab sofort nur noch in Begleitung mit Dursun das Haus zu verlassen, um die Familie nicht noch mehr ins Gerede zu bringen.

(41) Yasemin sitzt im gemeinsamen Zimmer mit ihrer Schwester und lernt. Ein Hupen ertönt. Jan fährt vor ihrem Fenster auf und ab. Mit Hilfe eines ungelenken Graffitis ringt er Yasemin ein Rendevouz ab. Als Beweis seiner Zuneigung wirft er Yasemin einen Apfel zu.

(42) Schule. Die Lehrerin berichtet Yasemin, dass sie die Einwilligung ihres Vaters nicht braucht. Susanne und Yasemin albern zusammen herum. Gemeinsam verlassen sie den Schulhof.

(43) Yasemin und Susanne fahren mit Dursun zum Gemüseladen. Yasemin erfindet eine Notlüge mit Hilfe von Susanne, um sich mit Jan zu treffen. Ihr Vater ist zunächst dagegen, lässt sich aber überreden, unter der Bedingung, dass Dursun sie begleitet und sie sich entsprechend kleidet.

(44) Yasemin, Susanne und Dursun sind unterwegs. Yasemin geht ein Stück voraus. Susanne lenkt Dursun ab und Yasemin verschwindet schnell.

(45) Yasemin sitzt im Bus. Jan fährt mit dem Motorrad in entgegengesetzter Richtung vorbei. Yasemin springt auf und klopft an die Scheibe.

(46) Yasemin steigt aus dem Bus. Am Steg wartet sie auf Jan, dieser schleicht sich von hinten heran. Sie unterhalten sich stockend.

(47) Die Elbe mit Skyline. Schiffe fahren vorbei.

(48) Jan und Yasemin betreten das Deck eines Elbdampfers. Sie unterhalten sich. Yasemin macht ihre Scheinhausaufgaben. Sie gibt Jan den Apfel zurück. Erste zaghafte Annäherungsversuche, sie spielen Versteck bzw. Fangen. Dabei begegnen sie einer Gruppe türkischer Männer, die sie für verdorben erklären, weil sie sich mit einem deutschen Jungen trifft. Kurz darauf bricht ein Streit zwischen Jan und Yasemin aus. Yasemin spielt auf die Wette an. Es dauert aber nicht lange, da versöhnen sie sich wieder und halten einander die Hand.

(49) Das Schiff legt an. Yasemin und Jan sind auf dem Weg nach unten. Jan hält Yasemin noch einmal zurück. Er schenkt eine Kette. Jan möchte sie küssen. Yasemin verweigert dies. Dabei entdeckt sie Dursun, der am Hafen steht. Sie schickt Jan ihr Heft holen, dass sie angeblich vergessen hat.

(50) Yasemin verlässt ohne Jan das Schiff. Dursun fängt sie ab. Jan versucht noch sie zu erreichen, aber als er Dursun sieht, bleibt er stehen. Yasemin schaut sich noch einmal kurz nach Jan um.

(51) Beim Judotraining. Dursun beobachtet Jan und Yasemin beim Kampf.. Dieser wird für die beiden zu einem intimen Spiel, einem Flirt. Dursun beobachtet sie weiter. Jan möchte ein Wiedersehen. Yasemin lehnt ab.

(52) Partnerwechsel beim Kampf. Zuvor hat sich Jan mit seinen Freunden wegen

Yasemin gestritten. Dursun will mit Jan reden. Sie geraten in Streit, weil Dursun sich nicht ernst genommen fühlt. Sie treten gegeneinander an. Aber Dursun nimmt den Kampf ernst, er würgt Jan. Yasemin sieht entsetzt zu, schreitet aber nicht ein, da sie nicht weiß was sie tun soll. Der Trainer geht schließlich dazwischen. Yasemin beschuldigt Jan.

(53) Yasemin ist in der Umkleidekabine. Sie packt ihre Sachen. Sie ist wütend. Jan wartet vor der Tür. Jan möchte mit ihr sprechen. Yasemin geht aber vorbei.

(54) Ein Bus fährt auf der Strasse. An einer Haltestelle steigt Yasemin aus. Jan ist ihr auf dem Motorrad gefolgt. Jan möchte mit ihr reden. Sie geraten in einen Streit über Dursun. Dursun fährt mit dem Lieferwagen vor und will Jan von Yasemin fernhalten. Die beiden geraten in eine Prügelei. Yasemin versucht mehrmals die zwei auseinander zubringen. Der Kampf endet als Dursun verletzt zusammenbricht. Im Hintergrund hört man bereits ein Polizeiauto.

(55) Jan hilft Yasemin Dursun nach Hause zu tragen. An der Tür weist sie Jan an draußen zu bleiben. Jan bleibt allein und niedergeschlagen zurück.

(56) Yasemin bringt Dursun zu einem Sessel im Wohnzimmer. Die Familie wacht auf. Jan beobachtet das Geschehen durchs Fenster. Yasemins Mutter verarztet Dursun. Der Vater ist sauer auf Dursun, er fürchtet um seine Existenz, da Dursun illegal in Deutschland ist. Yasemin verteidigt Dursun und nimmt die Schuld auf sich. Der Vater ignoriert sie. Yasemin will die anderen überzeugen, dass Dursun ins Krankenhaus muss. Ihr Vater ist dagegen. Yasemin beschimpft ihren Vater und läuft aus dem Zimmer. Die Mutter rennt ihr nach.

(57) Dursun wird in einen Krankenwagen verladen. Yasemin beobachtet das Geschehen und gibt ihrem Vater Anweisungen, was er sagen soll. Jan ist immer noch draußen. Der Krankenwagen fährt ab. Yasemin sieht Jan auf der gegenüberliegenden Straßenseiteseite stehen. Die beiden schauen sich lange an, bevor Yasemin wieder den Wagen betritt.

(58) Yasemin geht zurück in die Wohnräume, ihre Mutter wirft ihr vorwurfsvolle Blicke zu. Yasemin geht in ihr Zimmer um zu schlafen. Jan sieht Licht in ihrem Zimmer. Er klettert an ihr Fenster und will Yasemin um Verzeihung bitten. Yasemin befiehlt im leise zu sein, um die anderen nicht zu wecken. Das Fenster aber öffnet sie trotz Flehens von Jan nicht. Jan gibt schließlich auf. Abblende.

(59) Yasemin ist schlaflos und liegt wach. Der Vater und Dursun kommen nach Hause. Die Verletzungen sind nicht schlimm. Yasemin ist froh.

(60) Nächster Tag. Yasemin verlässt das Haus. Sie will zusammen mit ihrer kleinen Schwester zur Schule gehen. Der Vater ruft Yasemin zurück. Sie soll im Laden arbeiten und nicht mehr zur Schule gehen. Ihre Schwester möchte aus Solidarität auch nicht zur Schule gehen. Yasemin aber befiehlt ihr trotzdem zur Schule zu gehen. Die kleine Schwester beobachtet Yasemin und ihren Vater durchs das Schaufenster.

(61) Jan befindet sich in einem Buchladen. Er betrachtet einen Kalender mit Fotos

aus der Türkei. Er bittet die Verkäuferin um ein Türkisch Buch. Diese bringt ihm das falsche. Ihre Kollegin rät ihm, es in „Klein-Istanbul zu versuchen. Jan verlässt den Buchladen.

(62) Yasemin kassiert im Laden ihres Vaters. Sie trägt ein Kopftuch. Yasemins jüngere Schwester kommt von der Schule nach Hause und berichtet, Yasemins Lehrerin wolle vorbeikommen. Yasemin trägt ihrer Schwester auf, die Kasse zu übernehmen. Ihr Vater möchte sofort wissen, wohin Yasemin geht. Diese schwindelt, sie müsse zur Toilette.

(63) Yasemin kommt in die Küche und will sich an ihrer Mutter vorbeischmuggeln. Diese entdeckt sie jedoch sofort und verlangt eine Erklärung. Yasemin berichtet ihr, sie wolle zu ihrer Schwester. Die Mutter ist entsetzt und will sie aufhalten. Yasemin kann sie aber überreden. Dem Vater soll sie erzählen, sie sei zu ihrer Tante gegangen. Die Mutter ist verzweifelt.

(64) Yasemins Lehrerin sucht den Vater im Laden auf. Sie fragt nach Yasemin. Der Vater schwindelt sie sei bei ihrer Tante. Die Lehrerin droht ihm damit, wenn er Yasemin weiterhin von der Schule fernhalte, mache er sich strafbar und sie würde das nächste mal mit der Polizei kommen. Sie lässt ihm ein Gerichtsurteil da.

(65) Yasemins Mutter sitzt mit ihrem jüngsten Sohn im Wohnzimmer und füttert ihn. Der Vater kommt rein und erzählt vom Besuch der Lehrerin. Er sucht Yasemin. Nach anfänglichen Ausweichmanövern schwindelt die Mutter, sie sei bei ihrer Tante. Der Vater muss lächeln.

(66) Jan ist Altona unterwegs. Er hat sich ein Buch gekauft. Er sieht wie Yasemin in einen Bus einsteigt und rennt schnell hin. Jan klopft an die Scheibe und präsentiert Yasemin stolz ein Buch auf dem steht „Türkisch für Deutsche“. Yasemin zeigt ihm einen Vogel, muss aber lächeln. Der Bus fährt ab.

(67) Jan kommt an dem Gemüseladen vorbei, der Yasemins Vater gehört. Auch

Yasemin Schwester zeigt er stolz das Buch durchs Schaufenster. Der Vater kommt hinzu und fragt wer das sei. Die Schwester tut so, als würde sie Jan nicht kennen.

(68) Ortswechsel. Yasemin ist zu Besuch bei ihrer Schwester Emine. Hassan kommt nach Hause. Emine bitte Yasemin zu schweigen und Hassan gegenüber nichts zu erwähnen. Als Hassan sie auf die Schule anspricht, kann Yasemin das Versprechen nicht mehr halten. Als sie Hassan bittet, Emines Ehre zu retten, indem er ihrem Vater seine Impotenz gesteht, wird Hassan wütend auf Emine, weil sie geredet hat. Als Yasemin ihn als feige bezeichnet, geht er auf sie los. Diese zückt ein Messer und behält die Oberhand. Aus Wut über seine Niederlage verwüstet Hassan die Wohnung. Yasemin schneidet sich mit dem Messer in die Handfläche und beschmiert ein Bettlaken mit ihrem Blut. Damit „schenkt“ sie Hassan und Emine den Beweis der Unschuld. Beide sind sowohl entsetzt als auch verletzt.

(69) Ortswechsel. Der Vater spielt mit seinem kleinen Sohn. Die Mutter steht nervös am Fenster und wartet auf Yasemin. Sie will das der Vater in den Laden geht, damit ihre Lüge nicht auffliegt, aber auch damit sie alleine mit Yasemin über Emine reden kann.

(70) Yasemin kommt nach Hause. Sie hat das Laken dabei. Ihre Mutter empfängt sie. Yasemin präsentiert ihr das Bettlaken mit dem Blut. Yasemins Mutter durchschaut den Betrug sofort und erklärt Yasemin, sie habe nichts begriffen. Sie nimmt das Laken und verschwindet im Schlafzimmer. Yasemins Vater ruft.

(71) Yasemin tritt ins Wohnzimmer. Ihr Vater glaubt sie sei wirklich bei ihrer Tante gewesen und Allah hätte ihn die Wahrheit sagen lassen. Yasemin gesteht ihm, dass sie bei seiner Tochter Emine gewesen ist Er verleugnet Emine. Als Yasemin ihre Schwester verteidigt und berichtet, dass Hassan impotent war, rastet der Vater aus. Er sperrt Yasemin in ihr Zimmer. Diese flucht über die Ehre der Männer.

(72) Yasemin sitzt in ihrem Zimmer und schmollt. Sie ist ratlos. Sie betrachtet noch einmal Jans Graffiti. Ihre Schwester kommt an die Türe und berichtet Yasemin, dass sie in die Türkei soll. Yasemin bittet ihre Schwester die Tickets zu klauen. Yasemins kleiner Brud er schiebt Yasemin ein Bild unter die Türe durch, damit sie nicht so alleine sei. Das Bild zeigt einen Mann auf einem Pferd.

(73) Nachts. Yasemin liegt im Bett. Jan klopft mit einem Schild, auf das er etwas in türkisch geschrieben hat, an die Fensterscheibe vom Yasemins Zimmer. Yasemin bittet Jan zu verschwinden, damit ihr Vater nichts mitbekommt, de sie ins Zimmer eingesperrt hat. Jan möchte wissen warum. Yasemin berichtet, dass sie zurück in die Türkei soll. Jan bietet ihr an, ihr bei der Flucht zu helfe n. Yasemin lehnt aus Liebe zu ihrer Familie ab. Jan drückt Küsse auf die Fensterscheibe. Yasemin erwidert diese Liebkosungen durch die Fensterscheibe.

(74) Der Vater kommt ins Zimmer und erwischt die beiden. Er zieht Yasemin vom Fenster fort und schlägt sie. Jan vertreibt er. Der Vater will Yasemin sofort in die Türkei schaffen. Yasemin ruft Jan um Hilfe.

(75) Jan hört Yasemins Hilferufe und klettert durchs Fenster in die Wohnung. Er wird Zeuge wie Yasemin fortgeschafft werden soll. Die Situation eskaliert, Yasemin versucht sich zu wehren. Die Mutter ist entsetzt, schreitet aber nicht ein.

(76) Yasemin wird von Dursun und ihrem Vater mit Gewalt in den Lieferwagen gesetzt. Jan beobachtet die Szenerie vom Laden aus. Als der Wagen losfährt, rennt Jan zu seinem Motorrad und fährt ihnen nach.

(77) Der Lieferwagen fährt auf einer Autobahn. Im Inneren sitzt Yasemin zwischen ihrem Vater und Dursun. Es herrscht bedrücktes Schweigen. Yasemin blickt von einem zum anderen. Sie erkennt die Ausweglosigkeit der Situatio n. Da fällt ihr Blick auf ein Messer, das im Wagen liegt.

(78) Eine Landstrasse. Der Lieferwagen biegt in einen Feldweg ab. Jan folgt in einigem Abstand auf dem Motorrad.

(79) Der Wagen fährt auf einen alten Hof oder ein ehemaliges Fabrikgelände. Es tanzen türkische Männer um ein Feuer. Der Vater tritt zu den ihnen. Yasemin nimmt unbemerkt das Messer.

(80) Dursun fordert Yasemin auf auszusteigen. Yasemin richtet das Messer gegen sich und droht sich umzubringen. Der Vater befiehlt den anderen zurückzubleiben. Jan beobachtet alles aus einiger Entfernung. Die anderen raten Yasemins Vater, sie sich umbringen zu lassen, sie habe ihre Ehre zertreten. Aber der Vater lässt sie ziehen.

(81) Ydan auf einer Strasse einer ungewissen Zukunft entgegen. Im Hintergrund ist eine Brücke zu sehen.

3.2 Narratives Programm

3.2.1 Mangelsituation

Im Spielfilm „Yasemin“ stehen sich allgemein gesagt die beiden Ausgangsoppositionen des Individuums und der Gesellschaft gegenüber, sowie der modernen (westlichen) und der traditionellen (türkischen) Welt. Konkret zeigt sich das in den Wünschen Yasmins, Kinderärztin zu werden, was der traditionellen Ehreund Moralvorstellung der türkischen Gesellschaft widerspricht. Yasemins Selbstverständnis ist das einer „deutschen“ Türkin, was bedeutet, das sie einerseits für die rigiden Moralvorstellungen ihrer Verwandtschaft kein Verständnis hat und von einem selbstbestimmten Leben träumt, aber andererseits die für sie positiven Aspekte der türkischen Kultur, wie Gastfreundschaft und familiärer Zusammenhalt annimmt. Demgegenüber stehen wie schon erwähnt die Rollen von Mann und Frau innerhalb der türkischen Gesellschaft. (vgl. Kühn; 1995)

Der Tradition nach kommt der Frau in der türkischen Gesellschaft ausschließlich eine private Stellung zu, Schulbildung ist ihnen zwar erlaubt, wird aber nicht als notwendig angesehen. Vielen Frauen ist es auch untersagt einen Beruf zu ergreifen. Diese Position wird vor allem durch Yasmins Onkel repräsentiert, später auch durch ihren Vater. Aus diesen unterschiedlichen Lebensauffassungen ergibt sich eine Mangelsituation für Yasmin, die die Erfüllung ihrer Wünsche gefährdet. Die Mangelsituation wird vor allem durch die fast schizophren anmutende Szene deutlich, in der Yasemin sich auf ihrem Weg nach Hause wieder den türkischen Anstandregeln entsprechend wandelt. (vgl. Kühn; 1995) Der Regisseur unterstreicht den progressiven Entwicklungsverlauf der Mangelsituation, indem er Elemente einfügt, die einerseits in ihrer Wirkung zu einer Behebung derselben beitragen können, andererseits eher ihren Erhalt oder ihrer Verstärkung dienen. Als förderlich für eine positive Entwicklung steht zunächst einmal die fast liberale Erziehung des Vaters, bei der jedoch der weitere Besuch der Schule noch in der Schwebe liegt.

Auslösend für diese lösungshemmende Situation sind die Kommentare und die Argumentationen des Onkels, der beispielsweise fragt, warum ein so großes Mädchen noch zur Schule geht, oder aber der Ansicht ist, ein Mädchen, das den Judoverein besucht, gefährde das Ansehen der Familie. Als lösungsförderndes Element setzt Yasmin dem entgegen, dass sie ihrem Vater durch den Tanz beweist, dass sie beides sein kann, ein modernes Mädchen und eine Türkin, die vorgeschriebene Rolle der Frau einnehmen kann. Die führt dann auch zunächst mal zu einer Entschärfung der Mangelsituation, dadurch, dass der weitere Besuch der Schule erlaubt wird und dem Wunsch Ärztin zu werden ein Stück näher gerückt wird. Allerdings obliegt dieser „Freiheit“ eine Beschränkung, sie soll aus moralischen Gründen Kinderärztin werden.

Die Liebe zu Jan nimmt in der Konstellation zwischen Ausgangopposition und Mangelsituation eine Sonderrolle ein. Einerseits gefährdet sie die hart erkämpfte Zusicherung, Kinderärztin zu werden. Sie verstärkt letztendlich die Mangelsituation, als der Vater von der Beziehung erfährt und zu einem Despoten wird, da er das Ansehen der Familie in Gefahr sieht. Andererseits fördert sie die Lösung, da Yasemin durch sie ein Stück weiter auf den Weg der Emanzipation und er Selbstbestimmung schreitet und sie am Ende dazu führt, das Yasmin von ihrem Vater ziehen gelassen wird, weil die Liebe zu ihr zu stark ist. Meiner Meinung nach kommt es aber zu keiner richtigen Lösung der Mangelsituation, da Yasmin nur der eine oder der andere Ausweg bleibt, es zu keinem Kompromiss zwischen Moderne und Tradition kommt. Yasmin entscheidet sich am Ende für die westlichere Lebensweise, muss dafür aber den Verlust der Familie, sprich der Tradition und einem Teil der Identität in Kauf nehmen. Die Erlösung kann nur durch das Abwenden von der eigenen Kultur erfolgen, nur so wird die Rettung garantiert.

3.2.2 Konfigurationund Präsentation der Personen

Yasemin als Protagonistin steht stellvertretend für die Türkinnen der zweiten und dritten Generation. An ihr werden exemplarisch die Generationskonflikte aufgearbeitet. Aber auch die eigenen Identitätsprobleme der türkischen Jugendlichen, aufgewachsen zwischen zwei Welten, werden an ihr einfühlsam geschildert.

Dass Yasemin und das Milieu, aus dem sie stammt, hier etwas überzeichnet dargestellt werden, hängt damit zusammen, dass der Regisseur eine Identifikationsfigur schaffen wollte, die auch dem jungen Publikum zugänglich ist. Die ist ohne die Effekte des „Wiedererkennens“ schwer möglich. Yasemin ist selbstbewusst und emanzipiert, sie hat viele Attribute der westlichen Kultur assimiliert, was aber zu einem Identitätskonflikt führt.

Jans biographischer Hintergrund wird hier kaum geschildert. Er wirkt beinahe wie ein Mensch ohne Vergangenheit. Diesem Vakuum wird das übercodierte Milieu Yasemins entgegengesetzt. Jan wirkt zeitweise etwas naiv, da er oft Recht spontan handelt, ohne zu begreifen, dass er Yasmin damit in familiäre Konflikte stürzen kann und letztendlich Auslöser für die Katastrophe wird. Aber auch gerade das macht ihn zum Sympathieträger. Jan ist der Held in diesem märchenhaft gezeichneten Film. Er steht stellvertretend für die westliche, hier die deutsche, Kultur. An seiner Naivität und Unüberlegtheit wird die mangelnde Auseinandersetzung der deutschen Gesellschaft mit der „fremden“ Kultur der Immigranten deutlich gemacht. Seine Gegenspieler sind somit Yasemins Verwandten, die für den Erhalt der Tradition stehen.

Die Stellung des Vaters innerhalb der Figurenkonstellation ist nicht eindeutig definiert. Zunächst übernimmt er die des aufgeklärten Muslims, der seine Kinder liberal erzieht. Als er jedoch seine Ehre und die der Tochter gefährdet sieht, fällt er sehr schnell zurück in alte Strukturen, in denen er zum Instrument des traditionsbewussten Onkels und damit einer kollektiven Macht und Gewalt gemacht wird. Am Ende aber kann er sie um seiner Tochter Willen überwinden. Hier wird überdeutlich dargestellt, dass für die Türken der ersten Generation noch keine Kompromisse möglich sind, dass ihnen aufgrund der latenten Angst vor der anderen Kultur kein Mittelweg möglich ist. Auffallend ist auch, dass die Erziehung von Tochter zu Tochter liberaler zu werden scheint.

Yasemins Verwandte, allen voraus der sittenstrenge Onkel repräsentieren die ursprüngliche türkische Gesellschaft, mit all ihren traditionellen und rigiden Ehreund Moralbegriffen.

4. Mikrostrukturen

4.1. Einstellungsgestaltung

Eine Einstellung kann man sowohl rezeptionstechnisch als auch produktionstechnisch definieren. Produktionstechnisch ist eine Einstellung eine Aufnahme, die durch das An- und Abschalten der Kamera begrenzt wird. Rezeptionsbezogen ist eine Einstellung das, was zwischen zwei Schnitten zu sehen ist, auch wenn die eigentliche Einstellung nach zwei dazwischen geschobenen anderen Einstellungen wieder weitergeht.

Folgende Faktoren werden in der Einstellungsliste in chronologischer Reihenfolge aufgeführt: Inhalt, Länge in Sekunden, Einstellungsgröße, Kamerabewegung, Besonderheiten.

1. Jan und Yasemin betreten das Deck eines Elbdampfers. Sie gehen zur Reling Y: „Was ist das?“ // 13 // Nah / Fahrt mit rechtem Winkel zur Handlungsachse // Leitmusik//

2. Elbufer mit Industriegebäuden. J: „Was?“ Y: „Das da drüben.“ J: “Das?” Y: „Ja!“ // 2 // Totale // stat. K. //

3. J: “Das ist das Kühlhaus.“ Y: „Ah, das muss ich aufschreiben.“ J: „Wieso?“ Y: Für Geographie“ Jan zieht sich die Jacke aus. Yasemin setzt sich. Y:

Besiedlungsstruktur des nördlichen Elbufers.“ Yasemin packt das Heft aus und schreibt

J: „Aha, machst du jetzt etwa Hausaufgaben?“ Y: „Ich muss etwas nach Hause bringen.“ Jan setzt sich Yasemin gegenüber. Yasemin reicht ihm den Apfel. Jan danach. // 24 // Schwenk / Möwengeschrei / leise Leitmusik //

4. Jan und Yasemin betrachten sich lange. J: „Ich find´ es unheimlich schön.“

Yasemin schaut sich um. Y: „Ich auch.“ J: „Ich meine es ist schön hier mit dir, weißt du.“ Yasemin lächelt. Ihr Stift fällt herunter. Yasemin hebt ihn auf. Y: Mach´ mal die Augen zu.“ J: „Wieso?“ Y: „Mach´ mal.“ Jan macht die Augen zu. Yasemin springt auf und rennt weg. Jan folgt. // 49 // Groß / Schuss- Gegenschuss / dann Halbnah / stat. K. / Schwenk // Möwengeräusche / Hupen eines Dampfers //

5. Jan rennt eine Treppe herunter und wieder herauf. Er sucht Yasemin, die scheinbar Fangen spielen will. // 10 // Nah / Froschperspektive / Schwenk / dann stat. K. Froschperspektive / Halbtotale // Leitmusik//

6. Yasemin tritt aus einer Tür. Jan folgt in kurzem Abstand. Sie treffen auf eine Gruppe türkischer Männer. Diese erkennen Yasemin als Türkin und erklären sie für verdorben, da sie mit einem Deutschen zusammen ist. Y: „Wie ich diese blöden Besitzerblicke hasse. Jan und Yasemin kehren zurück auf das Deck. Sie nehmen ihre Sachen vom Platz und gehen in eine andere Ecke. Y: „ Am liebsten würden sie mich in einem Harem verstecken, als ihr Eigentum.“ Jan und Yasemin setzen sich hin. Y: „Und dafür missbrauchen sie auch noch den Namen Allahs.“ J: „Bist du etwa Rassistin?“ Y: „Nein.“ // 34 // stat. K. / Halbtotale / Schwenk / / Halbnah // Leitmusik im Hintergrund //

7. Yasemin zieht ihren Pullover wieder an. Y: „Ich bin das zufällige Produkt einer Kopulation zweier natürlicher Dorfmenschen.“

J: „Ich war von Kopf bis Fuß auf eine romantische Flussfahrt eingestellt.“ Y: „Ja, dann hättest du dic h nicht ausgerechnet mit einer Türkentussi auf einem Industrieabwasser treffen dürfen. Ach, entschuldige, deine Wette, du willst ja eine Wette gewinnen. J: „Was soll das denn jetzt?“ Y: „Der Mann, der jedes Mädchen auf die Matte legt. Und dir fehlte wohl noch etwas exotisches?“ J: „Komm, dass waren Kindereien, O.K.?“ Y: „Ja, unsere blöde Fahrt hier ist auch so eine Kinderei.“ J: „Und dein italienisch... bella mia quasi... was weiß ich. Y: „Was willst du denn von mir?“ J: „Warum bist hier?“ // 37 // Groß / Schuss-Gegenschuss / Leitmusik wird aufgeblendet //

8. Jan knallt Yasemin den Apfel hin, springt auf und geht hinunter zur Reling.

Yasemin bleibt sitzen und sieht ihm nach. // 12 // Halbnah / stat. K. / Schwenk / Halbtotale / Groß / stat. K. //

9. Ufer. Ein Lieferwagen fährt entlang des Flusses // 5 // Totale / Kamerafahrt parallel // Leitmusik //

10. Yasemin entdeckt Dursuns Lieferwagen. Jan kehrt zurück zu Yasemin. Er setzt sich enttäuscht neben sie. Yasemin ergreift Jans Hand. Beide lächeln. // 19 // Groß / stat. K./ Schwenk / Halbtotale / stat. K. //

4.2 Einstellungsinhalte

4.2.1 Objektsymbolik

Das Schiff ist Symbol für den Fortgang der Liebe wischen Yasemin und Jan. Es trägt die beiden auf einem Stück gemeinsamen Weg, den sich Yasemin durch die Täuschung Dursuns als Vertreter der Tradition hart erkämpft ist. Aber noch befindet sich die Liebe zwischen beiden auf unsicherem Boden, symbolisiert durch das schwankende Schiff.

Der Apfel mag als Symbol der Verführung und damit für die Vertreibung aus dem Paradies gelten. Auf Yasemin Situation übertragen, hieße das, es ist eine

Vorausdeutung darauf, das Yasemin sich für die andere, moderne (westliche) Kultur entscheidet, und daher von ihrer Familie ausgestoßen wird. Andererseits ist der Apfel aber auch ein Unterpfand der Liebe. Das jeweilige

Tauschen des Apfels bedeutet nicht nur eine erste Annäherung und Anbahnung einer tiefen Freundschaft, er steht auch für das Teilhaben lassen an der anderen, eigenen Welt.

Aber die Idylle bleibt nicht unbelastet. Die Gruppe türkischer Männer sind die Erinnerung an Yasemins Herkunft, sie sind die vervielfältigte Stimme des traditionsreichen Onkels. Die Bemerkungen der türkischen Männer holen Yasemin zurück in die Realität und machen ihr den Konflikt zwischen den beiden Kulturen deutlich, erinnern sie an ihre eigene Mangelsituation. Diese Gruppe verkörpert die türkische Gesellschaft, die jede ( weibliche) Freiheitsregung und jeden Kontakt mit der anderen Kultur als Sittengefährdung ansieht.

Diese Konfrontation zwischen Moderne und Tradition wird zur Feuerprobe für die Beziehung zwischen Jan und Yasemin. Der Streit darüber wird zu einem Test für die Echtheit und die Tiefe der Gefühle. Er zeigt auch zum ersten Mal die Unsicherheit Yasemins, dass richtige zu tun, sie bleibt doch nicht unbeeindruckt von dem Gerede der Landsleute.

Der Lieferwagen Dursuns, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt, steht für die soziale Kontrolle, der Yasemin unterworfen ist. Er fungiert aber auch als Auslöser einer Entscheidung Yasemins. Der Blick den Yasemin zwischen Jan und dem Lieferwagen hin und her wirft stellt stellvertretend den inneren Kampf Yasemins dar. Zum Schluss aber hat Yasemin ihren Entschluss aber gefasst, der Lieferwagen erhält keine Beachtung mehr.

Das Reichen der Hand symbolisiert die Besiegelung der Freundschaft und die

eingestandene Anziehung. Nun ist ein blindes Verständnis möglich, eine Beziehung die ohne Worte, was durch das Schweigen der beiden liebenden unterstrichen wird.

4.2.2 Gestik.

Die werbenden Gesten, wie das Nachlaufen, das scheue Anblicken und das Niederschlagen der Blicke drücken den schüchternen Anfang einer Liebe an. Sie spiegeln die widersprüchlichen Gefühle der beiden Protagonisten wieder. Das Hinund Herreichen des Apfels unterstreicht dies.

4.2.3 Sprache

Die Unterhaltung verläuft zunächst stockend, was ebenso wie die Gesten für die erste Annäherung der beiden bzw. die widersprüchlichen Gefühle, die Unsicherheiten steht. Die zunehmende Härte der Unterhaltung, gerade im Streit, unterstreicht den sich anbahnenden Konflikt, bei dem die Spannung zwischen den beiden Welten aus der Balance gerät. (vgl. Visarius; 1995)

Insgesamt ist aber festzustellen, das in dieser Sequenz die Sprache von geringer Bedeutung ist, den die Liebe zwischen Jan und Yasemin kommt ohne große Worte aus, zur Darstellung dessen greift der Regisseur daher verstärkt auf Mimik und Gestik zurück.

4.2.4 Mode

Die Kleidung Yasemins zeigt um so mehr die schizophrene Situation, als das sie zunächst aus den Augen Dursuns entschwunden, ihren züchtigen Pullover auszieht und somit symbolisch die gewonnene Freiheit genießt. Nachdem sie aber der Gruppe türkischer Männer begegnet, unterwirft sich wieder den Anstandsregeln der türkischen Gesellschaft, gezeigt durch das wütende wieder Überziehen des Pullovers, um das darunter getragene enge Shirt zu verbergen.

Jan Kleidung spiegelt im wesentlichen seinen Charakter, sie ist lässig und unkompliziert, entspricht also in den Grundzügen seinem Charakter.

Literatur

Goldberg, Andreas/Sen: Faruk: Türken in Deutschland. Leben zwischen zwei Kulturen. München: Beck 1994

Hickethier, Knut: Film- und Fernsehanalyse. 2. überarb. Aufl., Stuttgart, Weimar: Sammlung Metzler 1996

Kühn, Heike: Mein Türke ist Gemüsehändler. In : Karpf, Ernst: Getürkte Bilder. Zur Inszenierung von Fremden im Film. Marburg: Schüren 1995

Stienen, Inga: Leben zwischen zwei Welten. Türkische Frauen in Deutschland. 2. , völlig neubearb. und erw. Aufl. Weinheim, Berlin: Beltz, Quadriga 1994

Visarius, Karsten: Ehrenrettung um jeden Preis. Zu „Yasemin“ von Hark Bohm. In: Karpf, Ernst: Getürkte Bilder. Zur Inszenierung von Fremden im Film. Marburg: Schüren 1995

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Yasemin - Eine Filmanalyse
Hochschule
Universität zu Köln
Veranstaltung
Medienerziehung
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
26
Katalognummer
V102991
ISBN (eBook)
9783640013715
Dateigröße
381 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Yasemin, Eine, Filmanalyse, Medienerziehung
Arbeit zitieren
Vanessa Rajic (Autor:in), 2001, Yasemin - Eine Filmanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102991

Kommentare

  • Gast am 2.11.2004

    YASEMIN.

    Hallo Frau Rajic,

    ich danke Ihnen, dass Sie gerade diesen Film analysiert haben. Ich habe damals die kleine Schwester Nesrin gespielt, ich war 11 Jahre alt. Nur durch Zufall habe ich die Arbeit im Internet entdeckt, eine schöne Erinnerung für mich. Merci beaucoup.

    Viele Grüße aus Hamburg
    Sebnem Seldüz

  • Gast am 10.12.2002

    FRAGE.

    ich wollte wissen wo man das video in hamburg kaufen kann eine email an mir werde super danke schön.

    freundilichen grüssen

    gökhan gültepe

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Titel: Yasemin - Eine Filmanalyse



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