FAQ zum Gedicht "Auf der Terrasse des Café Josty" von Paul Boldt
1. Was ist das Thema des Gedichts "Auf der Terrasse des Café Josty"?
Das Gedicht thematisiert die Problematik des Großstadtlebens in Berlin, insbesondere die Anonymität und Entfremdung der Menschen. Es beschreibt die Sinneseindrücke eines Beobachters auf der Terrasse eines Cafés am Potsdamer Platz und kritisiert die negativen Aspekte der Urbanisierung und sozialen Entfremdung.
2. Welche literarischen Mittel verwendet Paul Boldt?
Boldt verwendet Metaphern (z.B. "Lawinen" für den Verkehr, "Menschenmüll" für die Menschenmasse), Klangmalerei, Alliterationen und Enjambements, um die Hektik und Anonymität der Stadt darzustellen. Das Wasser-Motiv und das Bild der Sintflut unterstreichen die Bedrohlichkeit der Großstadt.
3. Wie wird Berlin im Gedicht dargestellt?
Berlin wird als Stadt der Widersprüche gezeigt: tagsüber glänzend, nachts düster und bedrohlich. Der Kontrast zwischen der Schönheit des Tages und den dunklen Bildern der Nacht verdeutlicht die Anonymität und das Elend der Stadt. Metaphern wie "vergeletscherte" Szene und "überfahrene Quallen" verstärken diesen Eindruck.
4. Welche Bedeutung hat der Titel "Auf der Terrasse des Café Josty"?
Der Titel verweist auf einen konkreten Ort (Potsdamer Platz) und die Perspektive des Beobachters von oben. Das Café Josty symbolisiert einen scheinbar idyllischen Rückzugsort, der den harten Realitäten des urbanen Lebens gegenübergestellt wird.
5. Was kritisiert Paul Boldt in seinem Gedicht?
Boldt kritisiert die moderne Großstadt, die Entfremdung, Anonymität und die Besessenheit der Menschen von der Arbeit. Die Menschen werden als Teil einer unaufhaltsamen, entmenschlichten Masse dargestellt, die sich in der Stadt verliert. Das Gedicht kritisiert soziale und moralische Verwerfungen der modernen Gesellschaft.
6. Welche Rolle spielt die Metapher der "Sintflut"?
Die Metapher der Sintflut symbolisiert den Regen und die negativen Aspekte des Großstadtlebens. "Nachtregen" und "weiße Fledermäuse" verweisen auf Zerstörung und Erneuerung, die Sintflut als Symbol für die Bestrafung der Sünden der Stadtbewohner und die Bedrohung durch die moderne Stadt.
7. Was bedeutet der Begriff "Menschenmüll"?
Der Begriff "Menschenmüll" beschreibt die Entwertung und Anonymisierung der Menschen in der Großstadt. Die Masse wird als unbedeutend und entmenschlicht dargestellt, was die Kälte und Entfremdung verdeutlicht und die Entwertung des Individuums kritisiert.
8. Wie endet das Gedicht und was ist die Botschaft?
Das Gedicht endet mit einem sarkastischen Vergleich zwischen dem "glitzernden" Berlin des Tages und dem "Eiter einer Pest" der Nacht. Die Botschaft ist eine scharfe Kritik an der Urbanisierung, Entfremdung und moralischen Verkommenheit der modernen Großstadt.
9. Welche weiteren Aspekte des Großstadtlebens werden im Text beleuchtet?
Der Text analysiert die Auswirkungen der Urbanisierung auf das Individuum und die Gesellschaft, kritisiert die Anonymität, die Entfremdung und die Besessenheit von Arbeit. Er beleuchtet auch die sozialen Probleme wie Armut und Verkommenheit, die mit dem Großstadtleben einhergehen.
10. Welche traditionellen und modernen Elemente finden sich im Gedicht?
Das Gedicht verwendet die traditionelle Form des Sonetts, steht aber inhaltlich im starken Kontrast dazu. Es verbindet traditionelle Gedichtformen mit modernen Themen und einer expressiven Sprache, die die neuen Erfahrungen und Probleme des Großstadtlebens widerspiegelt.
11. Welche Rolle spielen die Naturmetaphern im Gedicht?
Naturmetaphern wie "Lawinen", "Quallen", "Ameisen", "Fledermäuse" und das Wassermotiv dienen dazu, die überwältigenden Eindrücke und die chaotische Dynamik des Großstadtlebens auszudrücken und die Entfremdung des Menschen von der Natur zu verdeutlichen.
12. Wie wird die Arbeit und das Berufsleben im Gedicht dargestellt?
Die Arbeit wird als ein wichtiger Faktor für die Entfremdung und Anonymität der Menschen dargestellt. Die Menschen werden als emsig und zielstrebig beschrieben, aber ihr Streben nach Erfolg und Reichtum wird als sinnlos und selbstzerstörerisch dargestellt.
13. Wie wird der Kontrast zwischen Tag und Nacht im Gedicht genutzt?
Der Kontrast zwischen Tag und Nacht betont die Widersprüchlichkeit der Stadt. Tagsüber erscheint Berlin glänzend und attraktiv, während es nachts ein Bild des Verfalls und des Elends bietet. Dieser Kontrast unterstreicht die Kritik an der oberflächlichen Schönheit und den dahinterliegenden Problemen.
FAQ zum Gedicht "Auf der Terrasse des Café Josty" von Paul Boldt
1. Was ist das Thema des Gedichts "Auf der Terrasse des Café Josty" von Paul Boldt?
Das Gedicht behandelt die Problematik des Großstadtlebens, insbesondere in Berlin. Es kritisiert die Anonymität und die Entfremdung der Menschen in der Stadt und beschreibt die Sinneseindrücke einer Person, die sich auf der Terrasse eines Cafés am Potsdamer Platz aufhält. Besonders hervorheben werden die negativen Aspekte der Urbanisierung und der sozialen Entfremdung in der modernen Großstadt.
2. Welche literarischen Mittel verwendet Paul Boldt in "Auf der Terrasse des Café Josty"?
Paul Boldt nutzt in diesem Gedicht eine Vielzahl an literarischen Mitteln, um die Atmosphäre der Großstadt und die Probleme des urbanen Lebens zu vermitteln. Dazu gehören Metaphern wie "Lawinen" für den Verkehr und "Menschenmüll" für die Masse an Menschen. Außerdem verwendet er Klangmalerei, Alliterationen und Enjambements, um die unaufhörliche Bewegung und die Anonymität der Stadt darzustellen. Auch das Bild der Sintflut und das Wasser-Motiv spielen eine zentrale Rolle, um die Bedrohlichkeit der Großstadt zu unterstreichen.
3. Wie wird die Stadt Berlin im Gedicht dargestellt?
Berlin wird im Gedicht als eine Stadt der Widersprüche gezeigt. Tagsüber ist die Stadt ein glänzender Ort, doch nachts wird sie in einem düsteren Licht präsentiert. Paul Boldt kontrastiert die Schönheit der Stadt bei Tageslicht mit den dunklen, bedrohlichen Bildern der Nacht. Der Gedichttext beschreibt die Stadt als einen Ort der Anonymität und des Elends, besonders unter der Metapher der "vergeletscherten" Szene und der "überfahrenen Quallen".
4. Welche Bedeutung hat der Titel des Gedichts?
Der Titel "Auf der Terrasse des Café Josty" verweist auf einen konkreten Ort in Berlin, den Potsdamer Platz, und suggeriert eine Perspektive von oben auf das Geschehen in der Stadt. Das Café Josty steht symbolisch für den Beobachter, der von einer erhöhten Position aus das hektische Leben der Großstadt betrachtet. Der Titel stellt die idyllische Vorstellung eines Cafés als Rückzugsort den harten Realitäten des urbanen Lebens gegenüber.
5. Was kritisiert Paul Boldt in seinem Gedicht?
Paul Boldt übt Kritik an der modernen Großstadt und der Entfremdung, die mit der Urbanisierung und dem schnelllebigen Leben in der Stadt einhergeht. Besonders wird die Anonymität der Menschen und ihre Besessenheit von Arbeit thematisiert. Die Menschen werden als Teil einer unaufhaltsamen Masse dargestellt, die sich in der Stadt verlieren. Der Dichter kritisiert die sozialen und moralischen Verwerfungen, die er in der modernen Gesellschaft sieht, und stellt die Großstadt als einen Ort der Desillusionierung dar.
6. Welche Rolle spielt die Metapher der "Sintflut" im Gedicht?
Die Metapher der Sintflut wird verwendet, um den Regen und die negativen Aspekte des Großstadtlebens zu symbolisieren. Der "Nachtregen" und die "weißen Fledermäuse" verweisen auf das Bild der Zerstörung und Erneuerung, das in der biblischen Sintflut vorkommt. Diese Metapher dient als Symbol für die Bestrafung der Sünden der Stadtmenschen und die Bedrohlichkeit, die von der modernen urbanen Welt ausgeht.
7. Was ist die Bedeutung des Begriffs "Menschenmüll" im Gedicht?
Der Begriff "Menschenmüll" wird in der ersten Strophe verwendet, um die Entwertung und Anonymisierung der Menschen in der Großstadt darzustellen. Die Masse an Menschen wird als unbedeutend und entmenschlicht beschrieben, was die Kälte und Entfremdung in der städtischen Umgebung verdeutlicht. Der Begriff soll die Entwertung des Individuums in der modernen Gesellschaft kritisieren.
8. Wie endet das Gedicht und was ist die Botschaft?
Das Gedicht endet mit einem sarkastischen und kritischen Blick auf Berlin. Das Bild der "glitzernden" Stadt des Tages wird mit dem Bild von "Eiter einer Pest" kontrastiert, was den Verfall und das Elend in der Nacht verdeutlicht. Die Botschaft des Gedichts ist eine scharfe Kritik an der Urbanisierung, der Entfremdung der Menschen und der moralischen Verkommenheit der modernen Großstadt.
Paul Boldt:
Auf der Terrasse des Café Josty
Ab einer Einwohnerzahl von über 100 000 spricht man heute von einer Gro ßstadt. Die meisten dieser mehr als 100 000 Menschen kennen die Vorteile, die das Stadtleben zu bieten hat. Doch sind sie sich auch der wunden Stelle bewusst, die in der Gesellschaft proportional zur Urbanisierung immer gr ößer wird? Gewisse Lyriker aus dem Expressionismus waren es und verarbeiteten die Problematik des Gro ßstadtlebens in ihren Werken. Darunter auch der Dichter Paul Boldt, der es versteht, in seinem Gedicht "Auf der Terrasse des Caf é Josty" die prachtvolle Fassade Berlins zu widerlegen.
Wie schon erwähnt, ist der Ort des Geschehens Berlin, genauer der Potsdamer Platz. Aus der Überschrift ist außerdem zu erkennen, dass die Person, aus deren Sicht das Gedicht geschrieben ist, sich auf der Terrasse eines Cafés befindet. Das Gedicht beinhaltet die Sinneseindrücke dieser Person von dem, was um sie herum geschieht.
In der ersten Strophe wird der Leser vor allem mit dem Lärm des Verkehrs konfrontiert, der durch "Trams" (Z. 3) und "Automobile" (Z. 4) verursacht wird. Der Dichter bedient sich zu diesem Zweck sprachlicher Mittel wie der Alliteration bei "Potsdamer Platz" (Z. 1) oder der Klangmalerei wie bei "alle hallenden" (Z. 2). Die genannten Verkehrsmittel sind neben dem Strom von Menschen mit der Metapher "Lawinen" (Z. 2) gemeint. Damit und mit dem Enjambement in der gleichen Zeile soll das ununterbrochene Flie ßen des Verkehrs ausgedrückt werden. Ebenfalls aus dem Bildbereich Wasser stammt die Metapher "Vergletschert" (Z. 2). Die Szene auf dem Potsdamer Platz bleibt also unverändert, gerade so, als wäre sie eingefroren.
Charakterisierend ist auch der Begriff "Menschenmüll" (Z. 4). Man denkt dabei sofort an ein Zuviel von Menschen, wodurch der Einzelne nicht mehr viel gelten kann.
Doch Müll ist nicht das einzige, womit die Menschen verglichen werden.
In der zweiten Strophe, in der es um das Treiben der Menschen geht, "rinnen" sie wie Wassertropfen " über den Asphalt" (Z. 5). Dieser Vergleich drückt zum einen eine sehr schnelle Bewegung aus, zum anderen aber auch wieder eine homogene Masse, in der es keine Individuen gibt.
Noch prekärer wird es im nächsten Vers: "Ameisenemsig" und "wie Eidechsen flink" (Z. 6) sind beides Metaphern für das gutgemeinte Bemühen der Menschen, das aber hier als vergeblich und sinnlos dargestellt wird. Wie man weiß, sind Ameisen äußerst fleißige Tiere; doch der Ameisenhaufen, an dem sie vielleicht ihr ganzes Leben gearbeitet haben, kann schon durch einen einzigen Fußtritt des Menschen zerst ört werden.
"Stirne und Hände" heißt es in der folgenden Zeile, womit auch wieder die Menschen gemeint sind. Dieses Pars Pro Toto ist bewusst gewählt, um auf die beiden Teile des menschlichen Körpers hinzuweisen, die für das Berufsleben die größte Rolle spielen. Die Stirn braucht man zum Denken, die Hände für eine handwerkliche Tätigkeit. Der "dunkle Wald" (Z. 8) steht einerseits für die Dunkelheit - anscheinend ist es Feierabend, da auch so viele berufstätige Menschen auf der Straße sind -, und andererseits für die Vielzahl und Dichtheit der Menschen, die mit einem dicht bepflanzten Wald zu vergleichen ist. Stirne und Hände sind hervorstehende Körperteile und stechen, da sie unbekleidet sind, durch die helle Farbe der Haut auch gleich ins Auge. Deshalb werden sie mit Sonnenstrahlen verglichen, die durch die Baumkronen dringen.
Zusammenfassend ließe sich dieses Bild so deuten, dass der Dichter hier Kritik an den berufsorientierten Menschen übt, die mit ihren eigenen Gedanken so beschäftigt sind, dass sie sich mit dem Kopf voraus, ohne auf andere zu achten, durch die Menge kämpfen. An dem Verb "Schwimmen" (Z. 8) ist wieder auffällig, dass es wie "rinnen" dem Bildbereich Wasser angehört.
Spielte sich die vorige Strophe am frühen Abend ab, so ist die Zeit nun deutlich fortgeschritten. Der "Nachtregen" (Z. 9), der die dritte Strophe einleitet, weist darauf hin. Betrachtet man diese Strophe im Zusammenhang, so ergibt sich ein Bild, das vor allem durch die Farben, die hier eine Rolle spielen, an ein Ereignis im Alten Testament erinnert: die Sintflut.
Zunächst fängt es an zu regnen. Die weißen Fledermäuse (Z. 10), mit denen wahrscheinlich die durch Regen und Straßenlampen entstehenden Lichtreflexe gemeint sind, entsprächen demnach der weißen Taube, die Noah am Ende der Sintflut aus der Arche fliegen lässt. Und schließlich stünden die bunten Öle (Z. 11) für den Regenbogen, von dem ebenfalls in der Bibel die Rede ist. Gottes Beweggr ünde, warum er alles Leben auf der Erde durch die ungeheuren Wassermengen auslöschen wollte, waren, gemäß Gen 6,5, eine Strafe für die "menschliche Bosheit". Möglicherweise symbolisiert der Regen an dieser Stelle des Gedichts ebenfalls eine Bestrafung der weiter oben genannten Sünden der Stadtmenschen: Ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber den Mitmenschen und die Besessenheit von ihrem Beruf, die mit dem selbstsüchtigen Streben nach Reichtum zu begr ünden ist.
Auffällig ist auch an dieser Strophe die Verwendung von Begriffen, die mit Wasser zu tun haben: Nicht nur der "Nachtregen" ist ein Wassermotiv, sondern auch die normalerweise im Wasser lebenden "Quallen". In diesem Fall ist von den Ölflecken die Rede, die von den Autos kommen und auf der Stra ße liegen. Die Farbe dieser Quallen, lila, hat im Allgemeinen die Bedeutung von Bedrohlichkeit, was ja zu den Tieren passt, da ihre Bisse oft giftig sind. Bedrohlich wirken auf die meisten Menschen auch Fledermäuse, da sie in Filmen oft als gefährliche Blutsauger vorkommen. Zumindest erwecken beide Tierarten, die hier als Metapher angewandt werden, beim Leser Abneigung. Wen zieht es schon an einen Ort, an dem es nass ist und der von Flederm äusen und Quallen
wimmelt?
"Die mehren sich" (Z. 12) - eine Aussage, die an das Bild der Sintflut anknüpft. Gemäß Gen 9, 7 war genau dies Gottes Gebot: "Ihr aber seid fruchtbar und mehret euch, wimmelt auf der Erde und mehret euch auf ihr!"
Doch die Quallen bzw. Ölpfützen vermehren sich hier nicht in diesem Sinne. Vielmehr werden sie entzwei geteilt, nämlich von den Autos. Die Vorstellung von Quallen, die überfahren werden, ist Übelkeit erregend.
Der nächste Satz (Z. 13-14) kommt einer Schlussfolgerung des gesamten Gedichts nahe: Berlin, das mit seinen beeindruckenden Gebäuden am Tag so prachtvoll anzusehen ist, bietet in dieser verregneten Nacht einen geradezu erbärmlichen Anblick.
Boldt wird in diesen letzten Zeilen leicht sarkastisch. Den spöttischen Unterton bewirkt zunächst die Inversion bei "Aufspritzt Berlin" (Z. 13), die dann aber noch durch die Apposition "des Tages glitzernd Nest" verst ärkt wird. Letztere ist genau der Gegensatz des metaphorischen Ausdrucks "wie Eiter einer Pest" (Z. 14).
Mit dem "glitzernd[en] Nest" sind die neuartigen Gebäude gemeint, auf deren Fenstern und metallenen Wänden das einfallende Sonnenlicht reflektiert wird. "Nest" assoziiert man zudem mit einem warmen Zuhause.
"Eiter einer Pest" ist dagegen ein Ausdruck, der an Krankheit und Elend erinnert und bei den meisten Menschen Ekel hervorruft. Durch die Vermischung des Regenwassers mit dem Rauch der Fabriken verwandelt sich das anziehende Bild der Stadt also in ein abstoßendes.
Der gewaltige Kontrast dieser beiden Bilder, mit denen Berlin erst am Tag, dann in der Nacht verglichen wird, sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Unterschied wie Tag und Nacht. Diese 'Schwarzmalerei' dient dazu, den elendigen Anblick Berlins, von dem hier die Rede ist, noch zu verst ärken.
Wie die meisten Menschen seiner Zeit, hatte auch Paul Boldt Schwierigkeiten, sich an das Leben in der Gro ßstadt zu gewöhnen, wo er vor allem mit den neuen technischen Errungenschaften, wie z. B. den "Trams" (Z. 3), konfrontiert wurde. Seine Verwirrung spiegelt sich in dem vorliegenden Gedicht wieder, zumal es eine Flut von Sinneseindrücken enthält, die meist mit Metaphern der Bedrohlichkeit ausgedrückt werden. Häufig vergleicht Boldt die Eindrücke auch mit gewaltigen Naturereignissen.
Weiterhin kann man den Versuch des Autors, am Gewohnten festzuhalten, daran feststellen, dass er das Gedicht in der Form eines Sonetts geschrieben hat. Das Sonett, aus dem Barock stammend, stellt eine traditionelle Gedichtform dar. Doch der Inhalt widerstrebt diesem traditionellen Schema, da er von Erfahrungen handelt, die für die Menschen der damaligen Zeit völlig neuartig waren.
Auch die Probleme, die das gesellschaftliche Leben in der Gro ßstadt betrafen, kann man an diesem Gedicht beobachten. Ein Schlüsselwort ist der Begriff "Menschenmüll" (Z. 4). Die Menschen werden als verkommen bezeichnet. Die alten Maßstäbe haben an Bedeutung verloren, worunter auch der Kontakt unter den Menschen zu leiden hat. Diese Anonymit ät wird vor allem in den Strophen 1 und 2 mehrmals thematisiert, zumal die Menschen grundsätzlich als Masse auftreten.
Denkt man einmal an das Rotlichtmilieu und an die hungernden Bettler am Stra ßenrand, so ist klar, dass auch diese Aspekte die Erfahrung der Großstadt prägten. Boldt verarbeitet diese mit abscheulichen Bildern wie z.B. den überfahrenen Quallen (Z. 12).
Abschließend lässt sich noch sagen, dass Boldt auch an der damals aufkommenden Fabrikarbeit Kritik übt. Für die Fabriken steht nämlich, wie schon gesagt, der "Rauch" (Z. 14), der ja zusammen mit dem Regen für den elenden Anblick Berlins verantwortlich ist.
Es ist sicher richtig, dass man in den St ädten, je größer sie sind, umso mehr Elend vorfinden wird. Auch ist es offensichtlich, dass es dort durch die große Einwohnerzahl niemals so sein kann wie auf dem Land, wo doch jeder jeden kennt. Aber ob man nun in einer Großstadt wie Berlin leben möchte oder in einem Dorf, bleibt die freie Entscheidung jedes einzelnen. Und viele entscheiden sich für ein Leben in der Stadt, was doch heißen muss, dass auch dieses seine Vorzüge hat. Inzwischen hat Mensch sich auch mit technischen Errungenschaften, wie den Straßenbahnen, angefreundet, und der Lebensrhythmus des Menschen hat sich ohnehin längst an die damals noch neuzeitliche Lebensweise gewöhnt.
- Arbeit zitieren
- Sabrina Ruhmann (Autor:in), 2001, Boldt, Paul - Auf der Terrasse des Café Josty #, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102992