In dieser Arbeit wird geklärt, inwieweit die hohe Fluktuationsrate von Gastarbeitskräften in Wolfsburg auf eine negativ zu bewertende Wohnsituation zurückzuführen ist und worin die Beweggründe primär von Italienern der ersten Migrantengeneration bestanden, fest in der Bundesrepublik beziehungsweise speziell in Wolfsburg wohnhaft zu bleiben. Betrachtet man auf historischer Ebene den Einsatz von Gastarbeitskräften in Wolfsburg, so wird eine Reihe von Besonderheiten schnell offensichtlich. Auffällig ist unter anderem, dass sehr schnell in erheblichem Umfang Arbeitskräfte, überwiegend männliche Italiener aus Regionen Süditaliens, in Wolfsburg von 1961-1974/75 angeworben werden konnten. Besondere Verbindungen von VW-Generaldirektor Nordhoff spielten eventuell eine zusätzliche Rolle.
Die Unterbringung und Versorgung dieser Personen war dabei so sehr auf minimale Bedürfnisse ausgelegt, dass die Fluktuationsrate in Wolfsburg außergewöhnlich hoch war. Auflehnungen von Gastarbeitern gegen diese Behandlung sind aber abgesehen von einigen erfolglosen Beschwerdebriefen nicht erkennbar. Nur auf staatlicher Ebene sind Beschwerden der italienischen Regierung über die insgesamt schlechte Behandlung von Gastarbeitern in der Bundesrepublik bekannt. Im Falle von Wolfsburg geht man zudem davon aus, dass in der Zeit von 1961/62 - 1974/75 zusammengenommen ca. 38.000 Italiener vorübergehend in Wolfsburg arbeiteten. Obwohl abgesehen von den Massenunterkünften der Siedlung "Berliner Brücke" lange Zeit kaum andere Wohnmöglichkeiten für Italiener bestanden, ist aber bekannt, dass sich viele für ein Leben in Wolfsburg entschieden und bis ca. 1974/75 eine vollständige Abhängigkeit der ausländischen Bevölkerung von der Industriekonjunktur nicht mehr gegeben war.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der deutsch-italienische Vertrag von 1955
- a) Hintergründe zum Zustandekommen des Vertrages
- b) Der Beginn italienischer Gastarbeit in der Bundesrepublik
- III. Beschäftigung von Gastarbeitern bei VW-Wolfsburg
- a) Anwerbung italienischer Gastarbeiter durch VW-Wolfsburg
- b) Die Arbeitersiedlung „Berliner Brücke“
- c) Probleme und Alltagsleben in der Gastarbeitersiedlung
- IV. Migration italienischer Gastarbeiter nach Wolfsburg
- a) Probleme von Gastarbeitern in ihrer Heimat
- b) Neue Perspektiven in der Bundesrepublik
- ba.) Förderung einer Integration durch deutsche Organisationen
- bb.) Förderung einer Integration durch Sport
- bc.) Selbstständige Integration von Italienern
- bd.) Weitergehende Bedeutung einer Integration
- V. Gesamtergebnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung italienischer Gastarbeiter für die Entwicklung Wolfsburgs zwischen 1961/62 und 1974/75. Sie analysiert die Anwerbung, die Lebensbedingungen und die Integration dieser Arbeitskräfte in die Wolfsburger Gesellschaft. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der hohen Fluktuationsrate und den Faktoren, die zum Verbleib oder zur Rückkehr der italienischen Gastarbeiter führten.
- Der deutsch-italienische Anwerbevertrag von 1955 und seine Auswirkungen auf die Migration nach Wolfsburg.
- Die Rolle von Volkswagen Wolfsburg bei der Anwerbung und Beschäftigung italienischer Gastarbeiter.
- Die Lebensbedingungen der italienischen Gastarbeiter in Wolfsburg, insbesondere in der Arbeitersiedlung „Berliner Brücke“.
- Die Integrationsprozesse der italienischen Gastarbeiter in Wolfsburg und die verschiedenen Faktoren, die diese beeinflussten.
- Die langfristigen Auswirkungen der italienischen Gastarbeitermigration auf die Entwicklung Wolfsburgs.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Besonderheiten des Einsatzes italienischer Gastarbeiter in Wolfsburg zwischen 1961 und 1974/75. Sie hebt die hohe Anzahl anwerbender, überwiegend männlicher Arbeitskräfte aus Süditalien hervor und verweist auf die Rolle von VW-Generaldirektor Nordhoff. Die minimalistische Unterbringung und Versorgung führte zu einer hohen Fluktuationsrate, wobei auflehnende Reaktionen der Arbeiter jedoch kaum dokumentiert sind. Die Arbeit untersucht die Ursachen der hohen Fluktuation und die Gründe für den Verbleib der italienischen Gastarbeiter in Wolfsburg.
II. Der deutsch-italienische Vertrag von 1955: Dieses Kapitel analysiert den deutsch-italienischen Vertrag von 1955 zur Anwerbung italienischer Arbeitskräfte vor dem Hintergrund der deutschen Wirtschaftswunderphase und des damit einhergehenden Arbeitskräftemangels. Der Vertrag wird als prägend für die gesamte Gastarbeiterära bis 1974/75 dargestellt, wobei bereits frühere, wenn auch weniger organisierte, Migrationsbewegungen zwischen Italien und Deutschland erwähnt werden. Die Kapitel-Abschnitte beleuchten die Hintergründe des Vertragsabschlusses, beginnend mit dem italienischen Bemühen um legale Arbeitsmigration ab 1953 und verweisen auf historische Kontextualisierungen der Emigration aus Italien seit dem späten 19. Jahrhundert, einschliesslich sozioökonomischer Probleme in Italien.
III. Beschäftigung von Gastarbeitern bei VW-Wolfsburg: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Anwerbung italienischer Gastarbeiter durch VW-Wolfsburg, die Lebensbedingungen in der Arbeitersiedlung „Berliner Brücke“, und die damit verbundenen Probleme. Es beschreibt die schwierige Situation der Arbeiter, die durch unzureichende Wohnverhältnisse und möglicherweise negative Arbeitsbedingungen gekennzeichnet war. Der Fokus liegt auf den sozioökonomischen Aspekten der Gastarbeiter-Beschäftigung durch den Automobilhersteller und den sozialen Bedingungen der Arbeitersiedlung.
IV. Migration italienischer Gastarbeiter nach Wolfsburg: Dieses Kapitel befasst sich mit den Motiven der italienischen Gastarbeiter zur Migration nach Wolfsburg und den Integrationsprozessen. Es beleuchtet die Probleme in der italienischen Heimat, die zu Emigration führten, und die neuen Perspektiven in der Bundesrepublik Deutschland. Die verschiedenen Aspekte der Integration werden detailliert dargestellt: die Unterstützung durch deutsche Organisationen, die Rolle des Sports und die selbstständige Integration der Italiener. Das Kapitel verdeutlicht die komplexen Faktoren, die den Verbleib oder die Rückkehr der Migranten beeinflussten.
Schlüsselwörter
Italienische Gastarbeiter, Wolfsburg, Volkswagen, Wirtschaftswunder, Anwerbeabkommen, Migration, Integration, Arbeitersiedlung „Berliner Brücke“, Fluktuation, Lebensbedingungen, Sozioökonomie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studie: Italienische Gastarbeiter in Wolfsburg (1961-1975)
Was ist der Gegenstand dieser Studie?
Die Studie untersucht die Bedeutung italienischer Gastarbeiter für die Entwicklung Wolfsburgs zwischen 1961/62 und 1974/75. Sie analysiert die Anwerbung, die Lebensbedingungen und die Integration dieser Arbeitskräfte in die Wolfsburger Gesellschaft, mit besonderem Fokus auf die hohe Fluktuationsrate und die Faktoren, die zum Verbleib oder zur Rückkehr der italienischen Gastarbeiter führten.
Welche Themen werden in der Studie behandelt?
Die Studie behandelt den deutsch-italienischen Anwerbevertrag von 1955 und seine Auswirkungen, die Rolle von Volkswagen bei der Anwerbung und Beschäftigung italienischer Gastarbeiter, die Lebensbedingungen in der Arbeitersiedlung „Berliner Brücke“, die Integrationsprozesse der italienischen Gastarbeiter und die langfristigen Auswirkungen der Migration auf Wolfsburg. Ein Schwerpunkt liegt auf den sozioökonomischen Aspekten.
Welche Kapitel umfasst die Studie?
Die Studie gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Der deutsch-italienische Vertrag von 1955, Beschäftigung von Gastarbeitern bei VW-Wolfsburg, Migration italienischer Gastarbeiter nach Wolfsburg und Gesamtergebnis. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Thematik, von den historischen Hintergründen bis zu den Integrationsprozessen und den Lebensbedingungen der Gastarbeiter.
Was war die Rolle des deutsch-italienischen Vertrags von 1955?
Der deutsch-italienische Vertrag von 1955 wird als prägend für die gesamte Gastarbeiterära bis 1974/75 dargestellt. Er ermöglichte die legale Anwerbung italienischer Arbeitskräfte im Kontext des deutschen Wirtschaftswunders und des daraus resultierenden Arbeitskräftemangels. Die Studie beleuchtet die Hintergründe des Vertragsabschlusses und seinen Einfluss auf die Migration nach Wolfsburg.
Welche Rolle spielte Volkswagen Wolfsburg?
Volkswagen Wolfsburg spielte eine zentrale Rolle bei der Anwerbung und Beschäftigung italienischer Gastarbeiter. Die Studie analysiert die Anwerbungsstrategien von VW und die damit verbundenen sozioökonomischen Aspekte. Besonderes Augenmerk liegt auf den Arbeits- und Lebensbedingungen der italienischen Arbeiter, insbesondere in der Arbeitersiedlung „Berliner Brücke“.
Wie waren die Lebensbedingungen der italienischen Gastarbeiter in Wolfsburg?
Die Studie beschreibt die Lebensbedingungen der italienischen Gastarbeiter in Wolfsburg, insbesondere in der Arbeitersiedlung „Berliner Brücke“, als schwierig. Unzureichende Wohnverhältnisse und möglicherweise negative Arbeitsbedingungen werden thematisiert. Die sozioökonomischen Aspekte dieser Situation stehen im Mittelpunkt der Analyse.
Wie verlief die Integration der italienischen Gastarbeiter?
Die Studie untersucht die Integrationsprozesse der italienischen Gastarbeiter in Wolfsburg und die verschiedenen Faktoren, die diese beeinflussten. Sie beleuchtet die Unterstützung durch deutsche Organisationen, die Rolle des Sports und die selbstständige Integration der Italiener. Die komplexen Faktoren, die den Verbleib oder die Rückkehr der Migranten beeinflussten, werden detailliert dargestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Studie?
Schlüsselwörter der Studie sind: Italienische Gastarbeiter, Wolfsburg, Volkswagen, Wirtschaftswunder, Anwerbeabkommen, Migration, Integration, Arbeitersiedlung „Berliner Brücke“, Fluktuation, Lebensbedingungen, Sozioökonomie.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Studie?
Die Studie untersucht die Ursachen der hohen Fluktuationsrate unter den italienischen Gastarbeitern und die Gründe für ihren Verbleib oder ihre Rückkehr nach Italien. Die langfristigen Auswirkungen der italienischen Gastarbeitermigration auf die Entwicklung Wolfsburgs werden ebenfalls beleuchtet (siehe Kapitel V: Gesamtergebnis).
- Quote paper
- Gunnar Maier (Author), 2013, Italienische Gastarbeiter und ihr Beitrag zur Entwicklung Wolfsburgs. Probleme und Perspektiven der Migration von 1961/62 -1974/75, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1029951