Die Beziehung zwischen Jesus und den Frauen im Neuen Testament


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zur Beziehung von Jesus zu Frauen
2.1 Die Jüngerinnen Jesus
2.2 Maria Magdalena

3 Die Sicht Jesus auf Mann und Frau

4 Die Frauen im Neuen Testament

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Rolle der Frau in der Bibel, ihre Bedeutung und die Problematik um ihre Figur herum ist seit jeher ein häufig thematisierter Schwerpunkt. Bereits im ersten Buch des Alten Testaments wirft Eva durch den Sündenfall ein Problem auf und nimmt als Repräsentantin der Frau eine ganz klare Rolle gegenüber Adam, repräsentativ für den Mann, ein. Schon hier ist eine Kontroverse in der Bedeutung der Frau vorhanden – Ist sie die schwache Sünderin, die Unheil mit sich bringt, oder die Weise, die Adam die Augen öffnet?

Im Verlauf des Alten Testaments erhält die Frau zunehmend Bedeutung in diverser Hinsicht. So wird sie beispielsweise als Sünde an sich dargestellt, als Verführerin und in positiver Hinsicht als Mutter aller Lebendigen. An einigen Stellen wird sie sogar um Rat gefragt und handelt selbstbestimmt, was ihre Präsenz als unabhängige Figur im sozialen Kontext der Bibel zeigt.

Im Neuen Testament ist hinsichtlich der Rolle der Frau ein signifikanter Wandel erkennbar, der sich vor allem durch die Beziehung von Jesus zu den Frauen zeigt. Eben jene Beziehung soll in dieser Arbeit untersucht werden, ebenso wie die daraus resultierende Bedeutung der Frau im Neuen Testament. Dabei wird Maria Magdalena als besonderes Beispiel für die Jüngerinnen Jesus dienen, woran die Treue und Ergebenheit der Frau zu Jesus, und die damit verbundene Nähe zu ihm, deutlich wird. Auch Jesus Sicht auf die Beziehung zwischen Mann und Frau, speziell auf die Ehe, soll aufgezeigt werden und durch Äußerungen anderer Personen in Kontrast gestellt werden. Somit wird die Beziehung zwischen Jesus und den Frauen aus zweierlei Sicht betrachtet und dargestellt.

2 Zur Beziehung von Jesus zu Frauen

Ganz allgemein ist es zunächst notwendig zu erwähnen, dass Jesus stets den Menschen an sich betrachtete und ihm fernab von Rasse, Stand oder Geschlecht zugewandt war. Seine Botschaft galt ausnahmslos allen.

Zudem besaß er eine andere Ansicht von menschlicher Größe und sah die kleinen Dinge als groß sowie die großen Dinge als klein, was sich von damaligen Auffassungen deutlich abhob. Somit ist es wenig verwunderlich, dass auch seine Ansicht der Frau in starkem Kontrast zur zeitgenössischen stand.

Keines der für diese Zeit typischen Vorurteile gegenüber Frauen wurde von Jesus übernommen, was seine Sachlichkeit und seinen Ethos der Wahrhaftigkeit unterstreicht. Darüber hinaus hatte er ohnehin eine besondere Hinwendung zu den Armen und Unterdrückten, wodurch sein positives Verhältnis zu den Frauen untermauert wird. Er verhielt sich den Frauen gegenüber ebenso wie den Männern, was in den Evangelien deutlich wird,1 und empfand auch keinerlei Erotik ihnen gegenüber. Jesus unterhielt sich mit ihnen, rief sie in seine Jüngerschaft und nahm ihre materielle Unterstützung an.2 Es fanden keinerlei Abstufungen in der Beziehung zwischen Jesus und Frauen bzw. Männern statt und auch keinerlei Geringschätzung der Frau gegenüber. Er trat für sie ein,3 heilte ihre Krankheiten sowie Besessenheit4 und stand sogar denen bei, die Würde preisgegeben haben5. Mit seiner sündenvergebenden Liebe trat er für jene ein, die bereit waren den Pfad der Bekehrung einzuschlagen, vollkommen unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Ansehen bzw. der gesellschaftlichen Sanktion. Die Aufnahme in seine Jüngerschaft und die Zuwendung, die Jesus selbstverständlich Frauen ebenso wie Männern entgegenbrachte, war für die Kultur seiner Zeit revolutionär. Im geistigen und religiösen Leben hatte die Frau kaum Bedeutung und war vom Lesen der Schriften sowie religiösen Gemeinschaften ausgeschlossen. Die Rolle der Frau in ihrem Zeitalter wurde also dank der Beziehung zu Jesus, allein durch seine Beachtung, aufgewertet.

2.1 Die Jüngerinnen Jesus

Die Zuwendung, die Jesus den Frauen und speziell seinen Jüngerinnen entgegenbrachte, gaben sie ihm in Form von Treue zurück. Sie versorgten ihn und wichen ihm nicht von der Seite, wie es die zwölf Jünger fluchtartig taten.

„Auch einige Frauen sahen von weitem zu, darunter Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und Joses, sowie Salome; sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient.“6

Seine männlichen Nächsten verließen Jesus. Petrus verleugnete ihn, Judas lieferte ihn an die Römer aus und die Jünger flohen bei seiner Verhaftung.7 Nur die Frauen und einige Bekannte blieben bei ihm.8 Sie begleiteten ihn zur Richtstätte und nahmen an seinem Schicksal teil, in dem sie während seiner Kreuzigung bei ihm blieben. Auch bei seiner Bestattung waren die Frauen anwesend und kehrten drei Tage später zum Grab zurück, um ihn zu salben. Während dessen erkannten sie das leere Grab und erhielten von einem Engel die Nachricht über die Auferstehung Jesus und damit den Auftrag, dies an die Apostel weiterzugeben.9 Ebenso war es eine Frau, die Maria Magdalena, die ihm nach seiner Auferstehung zuerst begegnete.10 Sie kümmerten sich um ihn während seiner Lebzeiten und wurden Zeuginnen seiner Auferstehung, was den Dienst der Frau im Neuen Testament grob zusammenfasst.11 Ihre Rolle als Begleiterin Jesus ist eine durchaus bedeutungsvolle und die Figur der Frau stellt sich als treue und starke Wegbegleiterin heraus.

Diese positive Sicht auf die Frau wird von den Männern zur entsprechenden Zeit natürlich äußerst kritisch und ungläubig bewertet, weshalb die Geschichten der Frauen meist als Märchen abgestempelt und ihnen kein Glauben geschenkt wurde.12 Jesus betrachtete die Frauen nichtsdestotrotz als gleichwertige Wegbegleiter und behandelte sie ebenso respektvoll wie die Männer an seiner Seite.

2.2 Maria Magdalena

Unter allen Begleiterinnen Jesus nahm Maria von Magdala, auch Maria Magdalena genannt, eine besondere Position ein. Durch ihre ausnahmslose Treue zeichnete sie sich an Jesus Seite als seine Jüngerin aus.

Zunächst heilte Jesus die Maria aus Magdalena, die von sieben Dämonen besessen war, was wohl als Grundstein ihrer Bindung zu ihm gesehen werden kann. Einige Quellen gehen davon aus, dass Maria zuvor eine Prostituierte war und ihre großzügige Hingabe von Männern ausgenutzt wurde.13 Hier wird interpretiert, dass die Heilung durch Jesus sein „tiefes Verständnis für alles Menschlichen“14 beispielhaft unterstützt. Andere Quellen interpretieren die Kapitel des Lukas-Evangeliums so, dass Maria Magdalena nicht dieselbe Frau wie die Sünderin ist, da sie im nächsten Kapitel erstmals namentlich genannt wird und daher kein eindeutiger Zusammenhang zwischen beiden besteht.15

Unabhängig von dieser Interpretation, wer Maria Magdalena zuvor war, folgte und diente sie Jesus mit außerordentlicher Treue und Hingabe, nachdem er sie geheilt hat. Auf seinen Wegen begleitete sie ihn, sie riskierte ihr Leben, um ihm während seiner Kreuzigung beizustehen und wachte danach am Kreuz. Sie war mit Maria und Salome die erste, die von seiner Auferstehung erfuhr. Hier werden die Charakterzüge der Maria wohl deutlich, die sie zu der besonderen Jüngerin machte. Während Jesus Lebzeiten und auch nach seinem Tod sah sie es als ihre größte Aufgabe, ihren Herrn zu pflegen, ihm beizustehen und seine Verkündungen zu verbreiten. Sie wollte seine Leiche salben und seinen Körper mit großer Hartnäckigkeit suchen, als sie sein Verschwinden bemerkte. Sie beweinte den leeren Sarg bitterlich, bis sie mit seiner geistlichen Erscheinung belohnt wurde.16

So ist es wohl nicht wunderlich, dass Jesus sie nach seiner Auferstehung zuerst aufsuchte und ihr erschien, um ihr den besonderen Auftrag zu erteilen, diese Nachricht zu verbreiten. Es scheint wie eine Belohnung ihrer Treue, dass der Geist Jesus zu ihr sprach, sie tröstete und ihr diese neue Mission übergab. Diesen Verdienst hat sich Maria wohl verdient, indem sie Jesus ihre bedingungslose Liebe und Hingabe mehrfach bewies. Sie fand offensichtlich etwas Wichtigeres als sich selbst in ihrem Herrn und der Aufgabe, ihm zu dienen.

In einigen modernen Interpretationen der Figur Maria Magdalena wird sie als Geliebte und Ehefrau Jesus dargestellt und die besondere Beziehung der beiden auf eine erotische heruntergebrochen. Sie sollen zwei gemeinsame Kinder bekommen haben von denen noch heute Nachkommen existieren, wie es beispielsweise der Roman The Da Vinci Code von Dan Brown erzählt. Diese Geschichte ist jedoch ein Phänomen der neuzeitlichen Interpretationen und beruht auf keinerlei eindeutigen Hinweisen des Neuen Testaments.

3 Die Sicht Jesus auf Mann und Frau

Aus dem Standpunkt heraus, dass Jesus die Frauen ebenso wie die Männer achtete, verteidigte er auch die Gleichberechtigung in der Beziehung zwischen Mann und Frau.

Zu dieser Zeit war die Ehescheidung eine nicht seltene Angelegenheit, wonach eine Wiederverheiratung nur dem Mann gestattet und der Frau verwehrt war. Dem wollte Jesus entgegenwirken, in dem er sich gegen die Scheidung generell aussprach und damit die Problematik der Ehescheidung ganz umging. Diese Sichtweise begründete Jesus mit der Schöpfungsgeschichte und Gottes Worten. Folglich sollte diese Bestimmung nicht gebrochen werden dürfen, weshalb Jesus forderte: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“17

Aus der Sicht Jesus besteht also ein enger Bund zwischen Mann und Frau durch die Ehe, die von göttlichem Wesen ist und damit nicht aufgehoben werden kann bzw. darf. In diesem Bund bewegen sich Frau und Mann gleichgestellt auf einer Ebene, die frei von Unterwürfigkeit und Hierarchie ist, denn Gott schuf beide – Mann und Frau – nach seinem Abbild. Folglich sind sie beide nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen und genießen dieselbe Würde. Für diese gleichgestellte unauflösliche Ehe ist Gen 1, 27 sowie Gen 2, 24 ein klarer Hinweis:

„Gott schuf also den Menschen als sein Bild, als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“18

„Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau und sie werden ein Fleisch.“19

Das im Dtn 24, 1 - 4 formulierte Scheidungsgesetz sah Jesus als Zugeständnis an das Böse der Menschheit und ordnete es als „Menschengesetz“ ein, da es ursprünglich von Mose aufgestellt wurde und in ihm der Wille Gottes nicht vollständig ausgesprochen sei. Aus diesem Grund hat es für Jesus keine Gültigkeit gegenüber der von Gott festgelegten Ehe.20

Diese Radikalität im Umgang mit dem Scheidungsverbot beweist Jesus unübertroffene Wertschätzung der Ehe. Durch ihre Gleichstellung setzte Jesus auch voraus, dass beide Ehepartner gleichermaßen für die Ehe verantwortlich sind. Das Aufheben des alttestamentlichen Scheidungsrechts ist eine der bedeutendsten Neuerungen, die Jesus im Neuen Testament hervorbringt. Er fordert somit kompromisslos das Recht der Frau gegenüber dem willkürlichen Mann. Obwohl Jesus selbst keinerlei Erotik und körperliche Liebe gegenüber Frauen empfand, setzte er sich trotzdem für die eheliche Liebe und die Treue beider Partner ein. So nahm er den Frauen auch die Angst vor dem Verstoßenwerden und machte erstmals Mann und Frau für die Ehe verantwortlich.21 Damit kümmerte er sich nicht nur um die inneren Nöte der Frau, sondern wertete sie und damit ihr Selbstwertgefühl auf. Indem er den Frauen, die er traf, ihre Wichtigkeit zu verstehen gab, stärkte er sie wie es niemand sonst zu dieser Zeit tat. Jesus befreite sie von dem Minderwertigkeitsempfinden ihrer eigenen Person und trug zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit bei, um die es ihm stets ging. Durch die Ablehnung eines schwachen oder starken Geschlechts machte er beide, Mann und Frau, gleich stark. Hierfür sind direkte Aufrufe Jesus festgehalten: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“22 Hiermit meint Jesus sicher alle Betroffenen, es ist jedoch ebenso denkbar, dass er speziell die Frauen ermutigen wollte, sich zu ihm zu wenden, um ihre Lasten, die oft aufgrund von Diskriminierung entstanden, zu verlieren.

Die unauflösliche Ehe kann als wesentlicher Aspekt der „neuen Gerechtigkeit“ verstanden werden, die durch Jesus im Neuen Testament verkündet wurde. Als „neu“ wird sie unter anderem auch erachtet, da Jesus die Schuld für Ehebruch nicht bei der Frau sah, wie bis dahin stets angenommen, sondern beim Mann. Die männliche Begierde sei das Verwerfliche, was er konsequent als Ehebruch einordnete und damit den Mann als Erstursache für den Ehebruch bezeichnete.

„[...] Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.“23

[...]


1 Vgl. Mt 13, 33; 25, 1-12; Lk 15, 8 f; 18, 3 ff

2 S. Lk 8, 1-3; vgl. Mk 15, 40 f

3 S. Mk 12, 40. 42 - 44; 14, 6-9

4 S. Mk 12, 40. 42 - 44; 14, 6-9 sowie Mk 5,24-34; 7, 24-30

5 S. Lk 7, 37-50; Joh 8, 3-10; Joh 4, 7-27

6 Mk 15, 40-41

7 Vgl. Mk 14, 50; Mt 26, 56

8 Vgl. Petersen, Silke (2015): Maria aus Magdala. Die Jüngerin, die Jesus liebte. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, 2. Auflage Leipzig, Seite 41

9 Mk 16, 1-8

10 Mk 16, 9

11 Lk 23, 27-31; Joh 19, 25-27; Lk 23, 49; Mk 15, 47; 16, 1 ff; Mt 27, 55 f; Mt 27, 61; Lk 23, 54-56; Mt 28, 1 ff; Mk 16, 1 ff; Lk 24, 1 ff; Joh 20, 1 ff

12 Lk 24,11

13 Siehe Craig Faxon, Alicia (1989): Frauen im Neuen Testament. Vom Umgang Jesu mit Frauen. S. 76 ff.

14 Ebenda S. 77

15 Im Lukas-Evangelium wird das 7. und 8. Kapitel unmittelbar nacheinander erzählt, wobei im 7. von der namenlosen Sünderin und Prostituierten erzählt wird und im 8. von Maria Magdalena. Ob beide die selbe Person sind, ist umstritten.

16 Joh 20, 1-2; 11-18

17 Vgl. Mt 19, 5-8; Mk 10, 2-9

18 Gen 1, 27

19 Gen 2, 24

20 Mk 10, 5 - 9; 1 Kor 7, 11

21 Vgl. Craig Faxon, Alicia (1989): Frauen im Neuen Testament. Vom Umgang Jesu mit Frauen. J. Pfeiffer Verlag, 2. Auflage München. S. 98

22 Mt 11, 28

23 Mt 5, 28

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Beziehung zwischen Jesus und den Frauen im Neuen Testament
Hochschule
Universität Potsdam
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V1030324
ISBN (eBook)
9783346433190
ISBN (Buch)
9783346433206
Sprache
Deutsch
Schlagworte
beziehung, jesus, frauen, neuen, testament
Arbeit zitieren
Jenny Braun (Autor:in), 2017, Die Beziehung zwischen Jesus und den Frauen im Neuen Testament, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030324

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