Kommunikation und Konfliktlösung im Schulalltag


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Encoder-/Decoder-Modell
2.1 Das Modell nach Shannon und Weaver (1949)
2.2 Das Modell nach Friedemann Schulz von Thun (2000)
2.3 Darstellung anhand eines Beispiels

3. Reflexion des Blockseminars

4. Umsetzung im Schulalltag

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Kommunikation ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit geworden - immer mehr Wege werden gefunden, um längst nicht mehr nur von Angesicht zu Angesicht zu kommunizieren. Sich mitzuteilen ist mittlerweile einfacher denn je – per Knopfdruck können Tonaufnahmen verschickt oder einfach ein paar Zeilen geschrieben werden. Die Mühe um eine anständige Unterhaltung ist kaum noch nötig und unangenehme Situationen können einfach nonverbal in Textform abgehandelt werden. Die Komplikation und der Aufwand sinken, während die Gefahr für Missverständnisse parallel steigt. Ohne die Mimik und Gestik hinter den Worten zu sehen und den Tonfall dabei zu hören, wird ein wirkliches Verständnis immer schwerer und der Raum für Interpretationen beim Rezipienten immer größten Komponenten wie Empathie, emotionale Wertschätzung und Mitgefühl schwächen ab, ebenso wie zwischenmenschliche Verbindungen.

In dieser Arbeit möchte ich mich jedoch genau auf diese Komponenten beziehen, die für die komplizierte Variante - die klassische Kommunikation – nötig sind, um eben diese erfolgreich zu führen. Hierfür gibt es verschiedene Kommunikationsmodelle, mit denen wir uns im Blockseminar befasst haben. Zum einen das intentionsorientierte Modell, das sich mit dem Gelingen von Kommunikation befasst, um dem Rezipienten das Gemeinte zu vermitteln. Das Perspektivübernahmemodell erklärt vor allem das Sehen der Situation durch die Augen des anderen und das damit verbesserte Verständnis füreinander. Außerdem gibt es das Dialog-Modell, das der Frage nachgeht, wie „gemeinsame Wirklichkeit zwischen den an einem Kommunikationsprozess Beteiligten konstruiert wird“1 und schließlich das Encoder-/Decoder-Modell, das sich vorrangig damit beschäftigt, wie das Übermitteln von Botschaften optimal und problemlos funktionieren kann. Dieses Modell werde ich im Folgenden näher erläutern und seine Inhalte ausführen.

Des Weiteren werde ich die Inhalte des Blockseminars reflektieren und diese auf den Schulalltag im LER-Unterricht anwenden, sowie deren Umsetzung initiieren.

2. Das Encoder-/Decoder-Modell

2.1 Das Modell nach Shannon und Weaver (1949)

Das Modell von Shannon und Weaver war ursprünglich ein mathematisches Modell und diente der Optimierung der Kommunikation auf technischen Wegen. Es zielte also lediglich auf Übertragung und Empfang ab, nicht auf den Inhalt oder die Bedeutung der Botschaften. Hierbei gibt es sechs notwendige Aspekte, die den Kommunikationsprozess ausmachen:

Die Kommunikationsquelle oder auch der Sender erstellt eine Nachricht und will sie mit Hilfe eines Sendegeräts bzw. dem Kodierer weiter leiten. Diese Nachricht wird in Form von Signalen über einen Kanal weiter gegeben, bis sie den Adressaten bzw. Empfänger erreichen und dieser die Nachricht mit einem Empfangsgerät oder Dekodierer empfängt und entschlüsselt.2

Dies lässt sich auf Telekommunikation anwenden, jedoch auch auf die gesprochene Sprache, bei der das Gehirn die Quelle, die Stimmbänder den Sender, der sich ändernde Schalldruck das Signal und der Kanal die Luft darstellt. Dieser Vorgang kann natürlich nicht immer reibungslos ablaufen, sodass mit möglichen Störungen bei der Übertragung der Nachricht gerechnet werden muss. Diese Störungen können beispielsweise Rauschen oder Tonverzerrungen sein, aber auch durch ungleiche Voraussetzungen entstehen, wie eine unterschiedliche Sprache, ungleiche Aufmerksamkeit oder eine Mehrdeutigkeit in der Nachricht, die vom Adressaten anders interpretiert wird als sie vom Sender gemeint war. Diese Missverständnisse vermeiden die korrekte Rückmeldung des Adressaten und führen zu fehlerhafter Kommunikation.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Übermittlung von Nachrichten ist zum einen die beidseitige Aufmerksamkeit - nur dann können sich beide gleich stark auf den Inhalt der Nachricht konzentrieren. Zum anderen sollte eine gleiche Wissensebene vorhanden sein. Das bedeutet, dass beide Parteien die gleiche Sprache sprechen sollten und auch nötiges Hintergrundwissen besitzen, um die Nachricht korrekt verstehen und beantworten zu können. So ist eine theoretische Basis für die korrekte Dekodierung der zu übermittelnden Inhalte geschaffen und das Ziel gesichert, dass gesendete und empfangene Botschaften übereinstimmen.

2.2 Das Modell nach Friedemann Schulz von Thun (2000)

Dieses Modell hat einen besonders großen Anwendungsbezug und dient außerdem der Reflexion des eigenen Kommunikationsverhaltens, ist jedoch aufgrund des geringen empirischen Hintergrundes eher heuristisch zu bewerten.3

Nach von Thun sollte die „[...]menschliche Kommunikation aus jeweils vier Perspektiven[...]“4 betrachtet werden, die er auch „vier Schnäbel“ und „vier Ohren“ nennt. Eine Äußerung beinhaltet dadurch immer vier Aspekte: den Sachinhalt an sich (Sachohr), eine gewisse Selbstoffenbarung des Senders, die teilweise gewollt, aber auch unbeabsichtigt sein kann (Selbstoffenbarungsohr), Informationen über die Beziehung zwischen beiden (Beziehungsohr) und einen Appell an den Empfänger, Dinge zu tun oder zu lassen (Appellohr).

Die Qualität der Kommunikation ist davon abhängig, wie gut das vom Sender Gemeinte beim Hörer ankommt und dieser die verschlüsselte Nachricht entschlüsselt. Hierbei kommt es häufig zu Problemen, da der Empfänger auch immer eine gewisse Interpretation einfließen lässt, die vom Gemeinten des Senders abweichen kann. Will der Sender beispielsweise mit seiner Nachricht erreichen, dass der Kommunikationspartner etwas tut, dieser aber den Inhalt der Nachricht anders interpretiert und Verständnis ausdrückt, mangelt an der Stelle die Kommunikationsqualität und beide Parteien “reden aneinander vorbei“. Diese Situation ist vergleichbar mit einer Störung, die im Modell nach Shannon und Weaver die Kommunikation verfälscht. Falsche Interpretation stellt eine Störquelle beim korrekten Dekodieren einer Nachricht dar. Eine weitere Störung wird von von Thun die “einseitige Empfangsgewohnheit“ genannt und besagt, dass Personen teilweise ungleich ausgeprägte vier Ohren haben. Hat jemand also ein sehr stark ausgeprägtes Appellohr, versteht er in jeder Aussage eine Aufforderung und geht besonders stark auf die Bedürfnisse des Gegenüber ein, was ebenfalls zu Missverständnissen führen kann.

Um diese an vielen Stellen entstehenden Missverständnisse zu umgehen, sollten Aufforderungen stets direkt ausgesprochen, anstatt in unterschwelligen Botschaften verstrickt werden.

2.3 Darstellung anhand eines Beispiels

Eine klare und eindeutige Konversation zu führen ist also von einigen Kriterien und Regeln abhängig, die beherrscht werden sollten, um qualitativ gut kommunizieren zu können. Wenn diese Regeln nicht beherrscht oder eingehalten werden, kommt es zu Missverständnissen und sogar Konflikten. Diese sind manchmal nicht offensichtlich und schwer zu lösen, da es grundsätzlich schwer ist, seine eigene Kommunikationsweise zu reflektieren und kritisch zu bewerten. Das zuhörende Ohr ist außerdem leider oft schwächer als der ausdrückende Schnabel.

Im folgenden Beispiel-Dialog soll verdeutlich werden, wie das Modell nach von Thun angewendet werden kann und gleichzeitig, wie schnell ein Konflikt durch falsche Interpretation und mangelnde Sachlichkeit entsteht.

A: Dieses Kleid steht dir nicht so gut, würde ich nicht anziehen.

B: Soll das heißen, ich bin dick?

A: Nein das meine ich nicht, das Kleid passt nur nicht gut zu dir.

B: Du bist nur neidisch auf meine Kurven! Immer redest du mir alles schlecht!

Sender A hat eine Nachricht verfasst, in der er zunächst nur den Sachinhalt verpackte, dass er das Kleid nicht anziehen würde und es für Person B nicht geeignet findet. Person A offenbart damit die eigene Meinung als gewollte Selbstdarstellung und macht die Beziehung zur Person B deutlich. Es scheint eine bekannte Person zu sein, die vielleicht in einer freundschaftlichen Beziehung zu Person B steht, da Person A seine Meinung sehr kritisch und direkt äußert. Außerdem formuliert Person A mit der Nachricht den Appell, dass Person B das Kleid nicht anziehen und lieber ein anderes besser passendes wählen soll.

Person B interpretiert jedoch den Sachinhalt der Nachricht sofort negativ und fühlt sich aufgrund der Meinungsäußerung von Person A bedroht. Das Sachohr ist also schwach ausgeprägt, wohingegen das Beziehungsohr sehr sensibel, sogar übersensibel ist. Fragen wie „Was denkst du, wer du bist?“ könnten hier aufkommen und die Beziehung in Frage stellen. Auch das Appellohr und Sachohr sind in diesem Beispiel mangelhaft eingesetzt. Der Sachinhalt, der eine einfache Meinungsäußerung kombiniert mit einem Ratschlag ist, wird von Person B nicht wahrgenommen, sondern sofort negativ interpretiert und im Folgenden nur auf diese Interpretation eingegangen. Der Appell kann auf zweierlei Arten wahrgenommen werden. Zum einen wie „Lass uns ein anderes Kleid für dich finden.“ und zum anderen „Such dir ein anderes Kleid.“, nicht aber auf die Art, wie es von Person B verstanden wurde. Obwohl die erste Interpretation emphatischer und freundlicher klingt als die zweite, stellen beide objektiv einen Ratschlag und eine Aufforderung zum Weitersuchen dar, wohingegen die Aussage, Person B sei dick, nicht lesbar ist und lediglich falsch verstanden wurde.

Die darauffolgenden Sätze stellen einen typischen Verlauf eines eskalierenden Streits dar, der aufgrund einer Fehlinterpretation der Nachricht geschieht.

Auf das Modell von Shannon und Weaver angewendet, würde die Störquelle beim Empfänger aufgrund falscher Dekodierung liegen.

Mithilfe dieses Beispiels wird die Wichtigkeit einer sachlichen Aufnahme der Nachricht deutlich und dass auf das tatsächliche Gesagte reagiert werden sollte, anstatt auf die eigene Interpretation. Selbstverständlich muss auch der Sprecher das Gemeinte so ausdrücken, dass es mit dem Gesagten übereinstimmt, nur dann kann auch eine kongruente Reaktion erfolgen.

Sich ausdrücken zu können und ein guter Zuhörer zu sein, erfordert also eine gewisse sachliche Kompetenz und vor allem absolute Aufmerksamkeit dem Kommunikationspartner gegenüber. Ohne diese Sachlichkeit wird eine einfache Aussage fehlinterpretiert und negative Emotionen entstehen, die letztlich zum Konflikt führen. Ohne die Aufmerksamkeit kann in einer Nachricht wie „Mir ist echt kalt hier drin.“ der Appell „Mach bitte das Fenster zu.“ nicht erkannt und nicht optimal reagiert werden.

Das gegenseitige Verständnis, das zum Hören und korrekten Verstehen von unterschwelligen Botschaften nötig ist, ist oft eine große Schwierigkeit bei unbekannten Kommunikationspartnern. Hier sollte ein Wunsch oder eine Aufforderung immer direkt als solche formuliert und eine Meinung mit „Ich finde, dass...“ eingeleitet werden.

Kennt man die Partei besser und schult sich einander im Verständnis, kann man sich nach einiger Zeit „blind verstehen“. Dieser erstrebenswerte Zustand schafft Harmonie in der Beziehung und erleichtert die Kommunikation erheblich, da kaum Erklärungen zu den Aussagen nötig sind.

Hierfür müssen jedoch einige weitere Voraussetzungen geschaffen werden, wie beispielsweise ein Empathievermögen für den Gegenüber - ein wertungsfreies Einfühlen in seine Situation.

Diese Kompetenz wird in der Seminarreflexion näher betrachtet.

3. Reflexion des Blockseminars

Im Blockseminar “Kommunikation und Konfliktlösung“ haben wir uns nicht nur mit Kommunikationsmodellen befasst, die eine gelingende Übertragung einer Mitteilung umfassen, sondern auch mit Kommunikationsbarrieren, Wirkungen bestimmter Ausdrucksarten und der Wichtigkeit von Empathievermögen.

Empathie trat hierbei zuerst im Zusammenhang mit den “Regeln für gelingende Kommunikation nach Carl Rogers (1961)“5 als unverzichtbarer Bestandteil auf. Diese Regeln kommen aus der Psychotherapie und bieten die Grundlage dafür, dass ein Patient überhaupt über sich spricht. Die Ausgangsthese ist, dass jeder Mensch nach Selbstverwirklichung und Autonomie strebt und durch das Einhalten der Regeln eine Perspektivübernahme möglich ist, die ein Einfühlen ermöglicht.

Hierfür muss die Echtheit (Kongruenz) gegeben sein, dass keine der Personen eine Rolle spielt oder sich verstellt. Des Weiteren muss Empathie geübt werden, die ein Nachempfinden der Situation des Gegenübers bedeutet, ohne dabei zu werten oder von eigenen Emotionen beeinflusst zu werden. Zuletzt ist die Wertschätzung und damit die Bereitschaft zur Anteilnahme unabdingbar. In diesem Zusammenhang wurde im Seminar ausführlich besprochen, was genau Empathie bedeutet und wie empathische Aussagen getroffen werden. Dies schien zunächst für alle eindeutig und leicht, was sich in einer Übung jedoch als sehr schwierig herausstellte, da eine wertfreie Sicht auf eine fremde Situation gegen unser gewöhnliches Denken ist.

„[Das Zuhören] erfordert vielmehr die Leere aller Empfangskanäle. Und wenn die Empfangskanäle leer sind, dann hört das ganze Wesen. Dann gibt es einen direkten Zugang zu dem, was direkt vor dir ist, […].“6

Den meisten im Seminar fiel es beim Formulieren empathischer Sätze am schwersten, nur zuzuhören und nur auf Grundlage des Gehörten zu formulieren. Dies lies die Feststellung zu, dass wir oft sehr überzeugt von unserem Wissen und unserer Person sind und stets davon ausgehen, universell richtige Ratschläge für jeden in jeder Situation zu erteilen, ob wir sie wirklich nachvollziehen können oder nicht. Eher empfinden wir sie mit unserer Meinung und unseren Gefühlen nach, nicht mit denen des Sprechers. Wir interpretieren und beginnen das Denken mit „Ich an deiner Stelle…“, obwohl es überhaupt nicht um uns geht. Wir hören nicht richtig zu. Diese Erkenntnis wurde mir im Verlauf des Seminars besonders deutlich.

[...]


1 S. Watzlawick et al. 2000

2 Vgl. J. Röhner, A. Schütz: Psychologie der Kommunikation, Basiswissen Psychologie. S. 21

3 Ebenda S. 23

4 Ebenda

5 Ebenda S. 28

6 Philosoph Chuang-Tzu in M. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Kommunikation und Konfliktlösung im Schulalltag
Hochschule
Universität Potsdam
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V1030325
ISBN (eBook)
9783346433176
ISBN (Buch)
9783346433183
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kommunikation, konfliktlösung, schulalltag
Arbeit zitieren
Jenny Braun (Autor:in), 2017, Kommunikation und Konfliktlösung im Schulalltag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030325

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