Erkenntnisse aus der Neurophysiologie zur emotionalen Entwicklung. Das Kind in den ersten drei Lebensjahren


Hausarbeit (Hauptseminar), 2019

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Neurobiologische Grundlagen
2.1 Das limbische System
2.2 Neuronale Kommunikation

3. Die Entwicklung des kindlichen Gehirns
3.1 Neurogenese und Synaptogenese

4. Die Entwicklung des emotionalen Gehirns
4.1. Die Schwangerschaft
4.2 Die Geburt
4.3 Die ersten Jahre

5. Bindung und Entwicklung der Persönlichkeit
5.1 Sechs psychoneuronale Grundsysteme
5.2 Bindung und Oxytocin
5.3 Bindung und Cortisol

6. Zusammenfassung

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

9. Abbildungsverzeichnis

When I was 5 years old, my mother always told me that happiness was the key to life. When I went to school, they asked me what I wanted to be when I grew up. I wrote down ‘happy’. They told me I didn’t understand the assignment, and I told them they didn’t understand life.” Goldie Hawn (vgl. Hawn; Holden, 2005, S. 17)

1. Einleitung

Seit Anbeginn der Zeit sucht der Mensch nach den Spuren des Geistigen in der sichtbaren Welt. Das Unsichtbare soll seine Signatur tragen durch alle Ebenen der Schöpfung hindurch. Sowohl physische wie auch psychische Vorgänge müssen dementsprechend ihre Spiegelung und ihre Lokalisation im Materiellen haben, beobachtbar und sogar messbar sein, wenn man nur weiß, wo zu suchen ist.

So suchte man bereits in der Antike nach dem Sitz der Seele. Hippokrates und Plato lokalisierten ihn im Gehirn; Aristoteles im Herzen. 1870 erbringen der Arzt Eduard Hitzig und der Anatom Gustav Fritsch den Nachweis der motorischen Erregbarkeit der Hirnrinde. Aus der in den 1830er Jahren von Theodor Schwann und Matthias Jacob Schleiden begründeten Zellenlehre entwickelte sich nach 1880 die Neuronenlehre, die das Zentralthema einer neubegründeten Neurophysiologie wurde und einen bedeutsamen Beitrag zur Hirnforschung haben sollte. (vgl. Hagner, 2008, S.3) So bestand bereits im 19. Jahrhundert Einigkeit darüber, dass die Ausführung psychischer und physischer Akte an bestimmte Hirnregionen gekoppelt ist. (vgl. Hagner, 2008, S.3)

Die zunehmende Entwicklung der Neurowissenschaften, sowie technische Errungenschaften wie das Elektroenzephalogramm oder die Magnetresonanztomographie führten zu neuen Möglichkeiten und zu neuen Erkenntnissen. Die moderne Neurophysiologie begründet im Gehirn nicht nur physische, sondern auch psychische Prozesse. Sprache, Emotion, Reaktionen, Persönlichkeitsbildung, Moral können mithilfe bildgebender Verfahren als Gehirnprozesse beobachtet und gemessen werden.

In der heutigen Zeit genießen die Neurowissenschaften eine breite Zustimmung und nehmen großen Einfluss auf andere Disziplinen, unter anderem auch auf die moderne Pädagogik. Vor allem die neurophysiologischen Erkenntnisse über die kognitive Entwicklung von Kleinkindern und die Plastizität des jungen Gehirns (vgl. Bock, 2014, S.67f) revolutionieren geradezu das vorherrschende Bild vom Kind und verändern sowohl pädagogische Methoden wie auch das Denken über Frühförderung.

Es ist daher von großem Interesse für die Pädagogik, die Erkenntnisse der Neurobiologie, die frühkindliche Entwicklung beschreiben, zu verfolgen. Aus diesen möchte die vorliegende Arbeit solche in den Fokus stellen, die die Entwicklung der Emotionalität und der Persönlichkeit betreffen. Für die Erziehungswissemschaft stellt sich die Frage: „Bestehen neurophysiologische Erkenntnise, die zu einem verbesserten Verständnis des kindlichen Verhaltens bzw. der frühkindlichen emotionalen Entwicklung und somit zu einer beseren Begleitung des Kleinkindes von Nutzen sein können? Diese soll die Kernfrage dieser Arbeit sein.

Seit Stern, Bowley und Ainsworth ist die hohe Bedeutung stabiler emotionaler Bindungen in den ersten Lebensjahren -nicht nur- in der Pädagogik breit anerkannt. Daher soll in dieser Arbeit wiederholt Bezug auf die Bindungsfähigkeit genommen werden. Auf eine Vorstellung der Bindungstheorie wird aufgrund der Kürze der vorliegenden Arbeit verzichtet und ein Vorwissen des Lesers wird vorausgesetzt.

In den ersten beiden Kapiteln sollen neurophysiologische Erkenntnisse über den Ausdruck psychischer Prozesse im Gehirn beschrieben werden, wobei der besondere Fokus auf das Limbische System und die Neurohormone gelegt wird. Aufgrund des begrenzten Rahmens dieser Arbeit und der Anschaulichkeit halber wird auf das Cortisol als Repräsentant des Stressverarbeitungssystems und auf das Oxytocin als Repräsentant des Bindungssystems besonders eingegangen.

Neurobiologische Erkenntnisse zur Entwicklung des kindlichen Gehirns und der Persönlichkeit werden in Zusammenhang zu der pränatalen Phase, der Geburt und den ersten drei Lebensjahren gesetzt.

Nach der Beantwortung der Fragestellung soll im Fazit der mögliche pädagogische Nutzen neurophysiologischer Erkenntnisse beurteilt werden und die heutige Rolle der Neurowissenschaften kommentiert werden.

2. Neurobiologische Grundlagen

2.1 Das limbische System

Die topographische Entsprechung des Psychischen, nach der der Mensch schon so lange fahndet, liegt tatsächlich unter anderem in der Nähe der Zirbeldrüse; Es handelt sich dabei um ein Netzwerk, das mit seinen zahlreichen Zentren das gesamte Gehirn durchzieht. (vgl. Roth, 2018, S.74)

Dieses komplexe Netzwerk nennt sich „Limbisches System“. Es stellt für die Neurobiologie den Sitz unserer bewussten und unbewussten Gefühle, unserer Ziele und Motive, unserer Moral, unserer Bewertungen und unseres Speicherungsvermögens dar. Neben zahlreichen vegetativen Funktionen soll im Limbischen System die hormonelle Steuerung unserer Emotionen (vgl. Roth, 2018, S.74) und schließlich unserer Persönlichkeit stattfinden. (vgl. Roth 2018, S.221)

Die vier Ebenen des Limbischen Systems:

- Untere Limbische Ebene

Vegetatives-affektives Verhalten

- Mittlere Limbische Ebene

Emotionale Konditionierung, Bewertung und Motivation Anmerkung der Redaktion: Dieses Bild wurde aus urheberrechtlichen Gründen (Beide Ebenen bilden zusammen das entfernt „unbewusste Selbst“)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Das limbische System

(aus: Gedankenwelt, 2019)

- Obere Limbische Ebene

Das „individuell-soziale Ich“

- Sprachlich-kognitive Ebene

Das „kognitiv-kommunikative Ich“

(Beide Ebenen bilden zusammen das „bewusste Selbst“) (vgl. Roth, 2018 S. 78)

Während die untere limbische Ebene für das angeborene Temperament, die obere limbische Ebene für die Sozialisierung und die sprachlich-kognitive Ebene für die Kommunikation steht, werden der mittleren limbischen Ebene frühe Bindungserfahrungen zugeordnet. Auch wenn diese vergessen werden, entstehen daraus unbewusste emotionale Konditionierungen. In der mittleren limbischen Ebene wird das frühe Erlernen der Differenzierung von Gefühlen und die erste emotionale nonverbale Kommunikation angesiedelt. (vgl. Roth, 2018, S.110f) Daher ist diese Ebene besonders wichtig bei der Entwicklung von Emotionalität und Bindungsfähigkeit bei Kleinkindern.

2.2 Neuronale Kommunikation

Zum Verständnis neurophysiologischer Abläufe gehört ein Überblick über die Wege und die Mittel neuronaler Kommunikation. Das sind die Vorgänge, die in Strukturen wie das limbische System ablaufen und unsere Art, wahrzunehmen, zu fühlen, zu denken und zu handeln beeinflussen. (vgl. Roth, 2018, S.112) Dazu gehören die klassischen Neurotransmitter, die Neuromodulatoren und die Neurohormone.

Neurotransmitter sind biochemische Botenstoffe, die an chemischen Synapsen als Überträger eines Nervenimpulses dienen. Dazu gehören die Katecholamine Noradrenalin, Adrenalin, die Aminosäuren Glutamat, Glycin und GABA (γ-Aminobuttersäure) sowie die biogenen Amine Acetylcholin, Serotonin und Dopamin. (vgl. Thieme via medici, 2019, S.1)

Neuromodulatoren beeinflussen die Wirkung eines Neurotransmitters auf ein Neuron. Sie haben eine wesentlich langsamere Wirkung als die klassischen Neurotransmitter und spielen eine wichtige Rolle bei Anpassungs- und Lernvorgängen im Gehirn. Wichtige Neuromodulatoren sind Opioide wie Enkephaline, Endorphin, Substanz P, Neuropeptid Y, VIP (vasoaktives intestinales Peptid), biogene Amine wie Dopamin, Histamin, Serotonin sowie NO (Stickstoffmonoxid). (vgl. Thieme via medici, 2019, S.1)

Neurohormone sind Hormone, die von sogenannten neurosekretorischen Nervenzellen gebildet und in die Blutbahn abgegeben werden und in einem weiter entfernten Organ wirken. (vgl. Thieme via medici, 2019, S.1)

Zu den wichtigsten Neurohormonen gehören edogene Opioide, der „Stressfaktor“ Corticotropin , das Vasopressin (antidiuretisches Hormon) und vor allem, was Bindungsprozesse angeht, das „Sozialhormon“ Oxytocin. (vgl. Roth, 2018, S.113) Vasopressin sowie Oxytocin werden von Nerven des Hypothalamus gebildet, über Nervenbahnen in die Hypophyse geleitet, dort gespeichert und nach Bedarf in die Blutbahn ausgeschüttet. (vgl. Dorsch, 2019, S.1)

3. Die Entwicklung des kindlichen Gehirns

3.1 Neurogenese und Synaptogenese

Der erste wichtige Vorgang im Gehirn beginnt in der pränatalen Phase und ist bekannt als Neurogenese. Es bezeichnet die Entstehung und Vermehrung von Nervenzellen durch Zellteilung. Bereits in der ersten Woche nach der Befruchtung bilden erste Neuronen das sogenannte Neuralrohr, aus dem später das Gehirn und das Rückenmark entstehen. Die Entstehung neuer Nervenzellen geschieht bis zur 18. Woche in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Ab dem 2. Lebensjahr findet kaum noch Neurogenese statt. Es beginnt das Wachstum der Axone und Dendriten und die Differenzierung in einzelne Neuronenarten. (Siegler et al., 2008, S.150f).

Das menschliche Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen oder Neuronen. Die Verknüpfungs- bzw. Kommunikationspunkte zwischen den Neuronen sind die Synapsen, ein kleiner Spalt zwischen den Nervenzellen. An den Synapsen erfolgt die elektrische bzw. chemische Erregungsübertragung zwischen den Neuronen. (vgl. Eliot, 2001, S.37)

Die Hauptarbeit des Gehirns, vor allem während der Schwangerschaft und den ersten zwei Lebensjahren ist die Entstehung neuer Synapsen, die sogenannte Synaptogenese. In dem o.g. Zeitraum werden an jedem Neuron an die 15.000 neue Synapsen erzeugt, was einer Geschwindigkeit von 1.8 Millionen neuer Synapsen pro Sekunde bis zu zwei Jahren nach der Geburt entspricht. (vgl. Eliot, 2001, S.41)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Postnatale Entwicklung des cerebralen Cortex

(aus: Corel J.L., 1959)

Um dieses enorme Wachstum an Synapsen zu bewältigen, entstehen 83 Prozent des gesamten Dentritenwachstums nach der Geburt. (vgl. Eliot, 2001, S.43)

Werden Neuronenverbindungen genutzt, so werden sie stabil und stark. Im umgekehrten

Fall verschwinden sie. „Use it or lose it“ ist das Motto der biologischen Ökonomie. Das übermäßig verschaltete junge Gehirn ist darauf vorbereitet sich der Umwelt anzupassen. In dieser sensiblen Phase sind die Erfahrungen der entscheidende Faktor. (vgl. Strüber, 2016, S.29).

Gene und Erfahrungen bedingen und beeinflussen sich gegenseitig. Erkenntnisse aus der modernen Neurobiologie zeigen auf, dass durch die Gene der Bauplan für das Verschaltungsmuster der Nervenzellen bestimmt wird. Im Sinne der „Hypothese der differenziellen Beeinflußbarkeit von Jan Belsky (1997) bestimmen die Gene wie empfindlich ein Kind auf seine Umwelt reagiert und wie groß der Einfluss von Erfahrungen sein wird. Erfahrungen wiederum bestimmen, welche Gene wirksam und langfristig aufrechterhalten werden. (vgl. Strüber, 2016, S.39)

4. Die Entwicklung des emotionalen Gehirns

4.1. Die Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft werden entsprechend der gemachten Erfahrungen die Neuromodulatoren aktiv. Serotonin, Oxytocin, Opioide, Stresshormone. All diese Stoffe werden je nach Umwelteinfluss mehr oder weniger ausgeschüttet. Angst oder Stress der

Mutter beeinflussen unmittelbar das ungeborene Kind. (vgl. Strüber, 2016, S.30)

Stress in der Schwangerschaft erhöht die Cortisol-Konzentration im Blut des Fötus, was nicht nur vorübergehende Auswirkungen hat, sondern den Cortisol-Haushalt langfristig negativ verändert. (vgl. Strüber, 2016, S.77)

Stichproben an Säuglingen zeigten auf, dass Kinder von Müttern, die in der 25. Schwangerschaftswoche besonders wenig Stress hatten, im Alter von zwei Monaten weniger gestresst und ängstlich waren. (Davis et al., 2005, S.299ff) Andere Studien zeigten auf, dass Säuglinge von in der späten Schwangerschaft gestressten Müttern außerordentlich viel schrien. (de Weerth et. al., 2003, S.139ff)

4.2 Die Geburt

Studien haben ergeben, dass Kinder, die den Stress einer natürlichen Geburt erlebt haben in vielerlei Hinsicht Vorteile haben, gegenüber Kindern, die mit Kaiserschnitt und ohne das Erleben der Wehen auf die Welt kommen. Während der Geburt wird der Katecholamin-Spiegel des Kindes erhöht und fördert somit die Einstimmung auf ein eigenständiges Leben. (vgl. Eliot, 2001, S.142f)

Besonders erwähnenswert ist die besondere Auswirkung der natürlichen Geburt auf das Atmungssystem des Kindes. Sowohl Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin) wie auch Cortisol bewirken eine Ausleitung überschüssiger Flüssigkeit aus der Lunge sowie eine Reifung des Lungensystems während des Geburtsprozesses. Katecholamine beschleunigen den Stoffwechsel, so dass natürlich geborene Babys ihre Körpertemperatur besser aufrechterhalten und über größere Glucose- und Energiereserven verfügen als Babys, die ohne Geburtswehen geboren werden. (vgl. Eliot, 2001, S.143ff)

Besonders interessant sind die Auswirkungen des „Geburtsstress“ in neurologischer Hinsicht. Natürlich geborene Babys sind besser an die Anforderungen der Umwelt angepasst. Der höhere Katecholaminspiegel bedeutet eine starke Stimulation des Nervensystems des Fötus. Es wird geschätzt, dass die zusätzliche Stimulation durch Druck und Bewegung zur Verfeinerung der synaptischen Verbindungen beiträgt bzw. die Myelinbildung fördert, so dass die Gehirnentwicklung insgesamt gefördert wird. Auch bewirken Katecholamine ein Gefühl des Wohlbehagens und der positiven Erregung, was positive Auswirkungen auf den Grad der Aufmerksamkeit Neugeborener hat. (vgl. Eliot, 2001, S.145)

Das inzwischen in der Pädagogik und Psychologie bekannteste Neurohormon ist das Oxytocin. Es ist das Neurohormon, das die einzelnen Wehen einleitet. Gegen Ende der Schwangerschaft wird das Östrogen erhöht, was unter anderem die Anzahl intrauteriner Rezeptoren für Oxytocin erhöht. (vgl. Eliot, 2001, S.141f) Zusammen mit körpereigenen Opioiden wird neben einer schmerzlindernden Wirkung der Stress von Mutter und Kind vermindert. (vgl. Strüber, 2016, S.96)

Der Hautkontakt, die Beruhigung durch die Mutter sowie das Stillen bewirken eine hohe Oxytocin-Ausschüttung und eine Stressminderung des Kindes aber auch der Mutter. Beide sind entspannt und bereit sich aufeinander einzulassen. Das Oxytocin bewirkt die Ausschüttung von Opioiden, die Glücksgefühle und eine Art Verliebtheit hervorrufen. Im Belohnungssystem wird das Baby mit Wohlbehagen assoziiert. Das erste Band zwischen Mutter und Kind wird gespannt. Diese erhöhte Bereitschaft eine Bindung zueinander zu entwickeln wird „Bonding“ genannt. Somit stellt die erste Zeit nach der Geburt eine frühe sensible Phase dar und fördert ein positives späteres Miteinander sowie die spätere Entwicklung einer sicheren Bindung (vgl. Strüber, 2016, S.102f)

4.3 Die ersten Jahre

Obwohl im Gehirn des neugeborenen Kindes bei der Geburt erst die untere Hälfte des limbischen Systems entwickelt ist, ist der Mandelkern bereits gut ausgebildet und inklusive seiner Verbindungen zum Hypothalamus und den Hirnstamm-Kernen voll funktionsfähig. Auch wenn Babys ihre Gefühle nicht bewusst wahrnehmen können (dies entspricht ausgebildeten Strukturen des oberen emotionalen Gehirns), können sie jedoch von Anfang an emotionale Empfindungen erleben. (vgl. Eliot, 2001, S.423)

Neugeborene besitzen neben Schmerzempfinden fünf „Vorläuferemotionen“:

- Kummer / Sorge
- Interesse
- Inneres Wohlbehagen
- Erschrecken / Furcht
- Ekel (vgl. Roth, 2018, S.197)

Es dauert über zwei Jahre bis die Verbindungen der Neuronen des präfrontalen Kortex in alle Zielbereiche vorgedrungen sind und die Synapsen ihre maximale Dichte erreicht haben. Mit etwa zwei Jahren treten die Zellen des präfrontalen Kortex und des Gyrus orbitofrontalis in eine sehr lange Phase synaptischer Auslese ein, also eine Zeit der Feinabstimmung, die das „Erwachsenwerden“ bedeutet. Auch diese Zeit obliegt eindeutig dem

Einfluss der Umgebung und den Erfahrungen des Kindes. (vgl. Eliot, 2001, S.423f)

Tatsächlich beginnt das emotionale Lernen durch Nachahmung. Das kleine Baby ist überraschend geschickt darin, Gefühle anderer Menschen zu erkennen. Wie ein Sinnesorgan erkennt das Baby Gesichter, Stimmen und Gerüche; vor allem erspürt es unbewusst die Gemütslage seiner Bezugspersonen. Kleinstkinder imitieren Gesichtsausdrücke und Geräusche und beginnen im Laufe der Zeit Gefühlsausdrücke in ihrer Umgebung zu differenzieren. (vgl. Eliot, 2001, S.427f) Um den sechsten Monat herum beginnen die höheren limbischen Zentren zu funktionieren. Das Baby fängt an seine Gefühle zu begreifen und zu seiner Umgebung in Beziehung zu setzen. (vgl. Eliot, 2001, S.434)

Aus Sicht der Neurobiologie erfolgt durch die frühen Erfahrungen eine Festlegung auf bestimmte neuronale Verbindungsmuster. Erfahrungen innerhalb der sensiblen Periode legen fest, welche Verbindungen stabilisiert und welche eliminiert werden. (vgl. Roth et.al., 2018, S.181) Dies entspricht in der Bindungstheorie der Annahme, dass in dieser Lebensphase innere Arbeitsmodelle aufgenommen werden, die ggf. ein Leben lang anhalten und den Habitus bestimmen.

[...]

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Details

Titel
Erkenntnisse aus der Neurophysiologie zur emotionalen Entwicklung. Das Kind in den ersten drei Lebensjahren
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Zentrale  (Kindheitspädagogik)
Veranstaltung
Bindung und Eingewöhnung
Note
1,7
Autor
Jahr
2019
Seiten
21
Katalognummer
V1030468
ISBN (eBook)
9783346434753
ISBN (Buch)
9783346434760
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neurobiologie, Bindung, Eingewöhnung, emotionale Entwicklung
Arbeit zitieren
Dipl.- Ing. Marina Mandilara (Autor:in), 2019, Erkenntnisse aus der Neurophysiologie zur emotionalen Entwicklung. Das Kind in den ersten drei Lebensjahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030468

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