Bildung für nachhaltige Lebensweisen und Ernährung in der Grundschule. Praktische Umsetzung des Themas am Beispiel des Klimafrühstücks


Hausarbeit, 2018

34 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


I Deckblatt

II Inhaltsverzeichnis

1. Nachhaltige Lebensweisen und Ernährung als Thema in der Grundschule

2. Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Grundschule mit dem Schwerpunkt Ernährung
2.1 Grundlagen von BNE
2.2 Bildungspotenzial von BNE in der Grundschule
2.3 Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sachunterricht der Grundschule
2.3.1 Ziele
2.3.2 Inhalte
2.4 Nachhaltige Ernährung
2.4.1 Ökologie - Dimension Umwelt
2.4.2 Ökonomie - Dimension Wirtschaft
2.4.3 Gesellschaft
2.4.4 Gesundheit
2.4.5 Ernährungskultur - kulturelle Dimension
2.5 Grundsätze der Vollwert-Ernährung - Schritte zu einer nachhaltigen Ernährung
2.5.1 Lebensmittel aus ökologischem Anbau verwenden
2.5.2 Regionalität und Saisonalität beachten
2.5.3 Umweltverträglich verpackte Produkte
2.5.4 Bevorzugung von pflanzlichen Lebensmitteln
2.6 Thema Ernährung in der Grundschule
2.6.1 Lernvoraussetzungen und Legitimation des Themas Ernährung
2.6.2 Umsetzungsmöglichkeiten einer nachhaltigen Ernährung in Schule und Unterricht

3. Praktische Umsetzung des Themas nachhaltige Ernährung im Grundschulunterricht am Beispiel des Klimafrühstücks
3.1 Das Klimafrühstück - Allgemeines
3.2 Das Grundschul-Modul
3.3 Was haben die Lebensmittel mit dem Klimawandel zu tun?
3.4 Vorbereitung des Klimafrühstücks
3.5 Durchführung des Klimafrühstücks
3.6 Anknüpfungspunkte
3.7 Bewertung des Klimafrühstücks für die Grundschule

4.) BNE in Grundschulen unter dem Schwerpunkt Ernährung betrachtet - Fazit und Ausblick

IV Literaturverzeichnis

V Anhang

III Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung

Abbildung 2: Fünf Dimensionen der nachhaltigen Ernährung

Abbildung 3: Verbrauch an Wasser für die Produktion von Lebensmitteln (Liter pro kg Lebensmittel)

Abbildung 4: Verzehr von Fleisch in Deutschland

Abbildung 5: Treibhausgas-Ausstoß eines durchschnittlichen Deutschen in einem Jahr

Abbildung 6: Ernährungsbedingte Emission

Aus urheberrechtlichen Gründen wurden einige der in dieser Arbeit verwendeten Abbildungen entfernt.

1. Nachhaltige Lebensweisen und Ernährung als Thema in der Grundschule

Waldbrände, Kältewellen, Hungersnöte, Erdbeben - Umweltkatastrophen, welche die Lebensweise des Menschen verursachen. Allerdings ist dies nur ein Bruchteil davon, was wir durch unseren schlechten Umgang mit der Natur und Umwelt bezwecken. Nicht nur die Natur leidet unter uns Menschen. Wie eine Studie von 2009 aufweist, leiden 300 Millionen Menschen unter den Folgen des Klimawandels. Insgesamt sterben dadurch pro Jahr 315.000 Menschen.1 Anzunehmen ist, dass die Anzahl an Opfern des Klimawandels in den letzten Jahren gestiegen ist.

Jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, wodurch solche Katastrophen erzwungen werden. Sei es durch das häufige Fahren eines PKWs oder durch das Heizen der Häuser und des Wassers. Jedoch wissen viele Menschen nicht, dass unserer Ernährung dahingehend einen großen Einfluss hat. 15% des CO2-Ausstoßes eines durchschnittlichen Deutschen, sind durch die Ernährung und Lebensmittel verschuldet.2 Fraglich ist nun, woher dieser hohe Ausstoß an Treibhausgasen stammt und was dagegen unternommen werden kann. Eine nachhaltige Lebensweise trägt zum Schutz der Umwelt und der Gesellschaft bei. Nachhaltigkeit bedeutet laut Duden „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann“3. Demnach ist eine nachhaltige Lebensweise dadurch gekennzeichnet, dass nicht mehr Güter der Natur verbraucht werden, als diese besitzt. Somit wird die Ausbeutung der Umwelt verhindert.

Damit dies auch für zukünftige Generationen noch gilt, müssen auch Kinder an eine nachhaltige Lebensweise herangeführt werden. Da Kinder jeden Tag Erfahrungen im Bereich Ernährung sammeln, liegt in diesem Bereich ein individuelles Vorwissen bereit. Durch verschiedene Mahlzeiten und Einkäufe gelangen Kinder immer wieder zu neuem Wissen über Lebensmittel und Ernährung. Daher ist es sinnvoll, Kindern eine nachhaltige Lebensweise über Ernährung beizubringen. Dadurch können die Kinder neue Erfahrungen und Wissen über eine nachhaltige Ernährung mit dem eigenen Vorwissen verknüpfen. Gerade als Grundschullehrerin ist es dahingehend interessant, wie Kinder im Grundschulalter auf das Thema Ernährung und Nachhaltigkeit reagieren. Daher befasst sich die vorliegende Arbeit mit dem Thema, was Bildung für nachhaltige Entwicklung ist und wodurch Kinder damit konfrontiert werden können. Dieses Thema wird unter dem Schwerpunkt Ernährung behandelt.

Gegliedert ist die vorliegende Arbeit in zwei Teile. Zunächst folgt ein theoretischer Teil, welcher sich mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Grundschule mit dem Schwerpunkt Ernährung beschäftigt. Anschließend folgt ein praktischer Teil, welcher die Theorie aus dem ersten Teil umzusetzen versucht.

Im theoretischen Teil werden zunächst Grundlagen der Bildung für nachhaltige Entwicklung erläutert. Danach folgt eine Untersuchung dahingehend, welches Bildungspotenzial Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Grundschule aufweist. Danach werden Ziele und Inhalte von Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sachunterricht erläutert. Im Anschluss daran folgt eine Betrachtung der nachhaltigen Ernährung und deren Dimensionen. Die daraus resultierenden Grundsätze einer nachhaltigen Ernährung werden anschließend vorgestellt. Zuletzt werden Lernvoraussetzungen, Legitimation und Umsetzungsmöglichkeiten der nachhaltigen Ernährung in der Grundschule beschrieben.

Im praktischen Teil der Arbeit wird das Unterrichtsprojekt Klimafrühstück der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung vorgestellt. Zunächst werden dabei allgemeine Informationen angeboten. Im Anschluss daran wird das Grundschul-Modul vorgestellt. Daraufhin folgt ein theoretischer Einblick, wie unsere Lebensmittel das Klima beeinflussen. Danach wird die Vorbereitung und die Durchführung des Klimafrühstücks beschrieben. Im Anschluss daran werden Anknüpfungspunkte vorgestellt, welche zur vertiefenden Bearbeitung der Thematik dienen. Zuletzt wird das Klimafrühstück für die Grundschule bewertet.

2. Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Grundschule mit dem Schwerpunkt Ernährung

Dieses Kapitel befasst sich mit dem theoretischen Teil des Themas Bildung für nachhaltige Entwicklung - Schwerpunkt Ernährung. Zunächst werden die Grundlagen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung geklärt. Danach wird das Bildungspotenzial dieses Themas für die Grundschule offengelegt. Im Anschluss daran folgt eine Beschreibung, wie das Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sachunterricht thematisiert werden kann und welche Ziele sich daraus ergeben. Danach folgt eine Erläuterung der nachhaltigen Ernährung und im Anschluss daran werden Grundsätze der nachhaltigen Ernährung beschrieben. Zuletzt folgt eine Verankerung der nachhaltigen Ernährung im Unterricht der Grundschule.

2.1 Grundlagen von BNE

Natur ist seit Jahrhunderten ein Thema im Unterricht. Allerdings erst aufgrund von steigenden Problem und Katastrophen rücken Natur und Umwelt in den Fokus umweltpolitischer und bildungspolitischer Diskussionen.4

Im Jahr 1980 setzt der KMK-Beschluss Umwelt & Unterricht den Erziehungs- bzw. Bildungsauftrag fest, dass der verantwortungsvolle Umgang und deren Bereitschaft zu umweltbewusstem Verhalten gefördert werden soll.5 Daraus entstehen zahlreiche Ansätze zur Umweltbildung und entwicklungspolitischen Bildung, welche in den 1990er Jahren weiterentwickelt werden.6 Der Auslöser zur Weiterentwicklung ist neben Erkenntnissen über die begrenzte Belastbarkeit und Regenerationsfähigkeit der Natur, auch Erkenntnisse über die Ungleichheit zwischen Nord und Süd.7 Außerdem gilt als Anstoß der Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro. Die aus dem Erdgipfel entstandene Agenda 21 ist von fast 180 Staaten unterzeichnet. Diese vertritt die Auffassung, dass Bildung eine wichtige Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung ist.8 Zur Leitlinie der Umweltpolitik wird durch den Brundtland-Bericht Our Common Future aus dem Jahr 1987 die nachhaltige Entwicklung (sustainable development). Das Ziel dieser Leitlinie besteht darin, die Bedürfnisse der Menschen heutiger Generationen zu befriedigen. Wichtig ist dabei, dass diese Befriedigung keinen Nachteil für kommende Generationen haben soll.9

BNE erfordert einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur und Umwelt. Daher vernetzt das Leitziel die Bereiche Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft.10 Die drei Dimensionen ökologisch, ökonomisch und sozial kennzeichnen somit die nachhaltige Entwicklung.11 Die ökologische Dimension beinhaltet Fragen über die Tragfähigkeit ökologischer Systeme. Beispielsweise sind es Fragen, welche sich mit der Belastbarkeit der Umwelt beschäftigen.12 Unterschieden wird dabei zwischen starker ökologischer Nachhaltigkeit und schwacher ökologischer Nachhaltigkeit. Erstere beinhaltet eine biozentrische Sichtweise, durch welche die Natur ein eigenes Daseinsrecht bekommt. Schwache ökologische Nachhaltigkeit ist anthropologisch ausgerichtet und meint, dass der Erhalt der Natur als Lebensgrundlage des Menschen fungiert.13 Die ökonomische Dimension beinhaltet zwei Denkmuster, welche sich gegenüberstehen. Ersteres Denkmuster ist die Effizienzstrategie. Diese besagt, dass das stetige Wachstum die Grundlage aller Ökonomie ist. Außerdem sollen technische Innovationen mögliche Umweltfolgen ausgleichen. Das zweite Denkmuster ist die Suffizienzstrategie. Diese besagt, dass der Erhalt natürlichen Kapitals sowohl neue ökonomische Strukturen als auch neue Konsummuster erfordert. Diese Konsummuster sollen das Wachstum nicht mehr an die erste Stelle setzen. Dabei liegen globale wirtschaftliche Konflikte vor, wenn rund 25% der Bevölkerung der Erde ca. 75% der verfügbaren Ressourcen nutzen. Die letzte Dimension ist die soziokulturelle. Bei dieser wird auf eine langfristige Sicherung hinsichtlich umweltverträglicher Lebensstile gezielt. Diese sind sowohl im globalen Kontext betrachtet als auch auf nachfolgende Generationen bezogen. Das Recht aller Menschen auf die Nutzung natürlicher Ressourcen heißt integrative Gerechtigkeit. Deren Ziel ist es, auch für künftige Generationen natürliche Lebensgrundlagen zu erhalten und weltweit benachteiligten Menschen Chancen dafür einzuräumen.14 Nachhaltige Entwicklung kann daher als „Schlüsselinstrument zur Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft“15 betrachtet werden.

Mit dem Leitziel der Umweltpolitik sind ebenso Aufgaben für die internationale Umwelt- und Entwicklungspolitik verbunden. Zu diesen Aufgaben gehören zum einen die Retinität und die Globalität.16 Retinität beinhaltet die Vernetzung der drei erläuterten Dimensionen von BNE. Das Hinausgehen über regionale und lokale Perspektiven meint die Globalität. Ökologische, ökonomische und soziale Dimension sind also in globaler Reichweite vernetzt17.18 Retinität und Globalität sind gleichermaßen Aufgabe und Ausgangspunkt für BNE.19

2.2 Bildungspotenzial von BNE in der Grundschule

Hinter dem Leitbild für nachhaltige Entwicklung steht die Übernahme von Verantwortung für die Zukunft. Damit ist gemeint, dass Verantwortung für das Wohlergehen sowohl von heutigen Generationen als auch von zukünftigen Generationen übernommen wird. Für die Bildung von nachhaltiger Entwicklung bedeutet dies, dass Schülerinnen und Schüler (SuS) dazu befähigt werden, an „einer an den Prinzipien der ökologischen Verträglichkeit, wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und sozialen Gerechtigkeit orientierten Gesellschaft“20 aktiv mitzugestalten. Die SuS sollen dabei für Aspekte der Globalisierung, Grundprinzipien der Demokratie und für die Vielfalt von Kulturen aufgeschlossen werden.21

Kinder lernen in der Grundschulzeit grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dazu gehört auch, dass sich die Kinder Themen und Ausschnitte ihrer Wirklichkeit erschließen.22 Verschiedene wissenschaftliche Sichtweisen sehen in BNE ein besonderes Potenzial für Kinder. Aus motivationspsychologischer Sicht liegt das Potenzial darin, dass sich Grundschüler vor allem an Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen interessieren. Eine besonders hohe Bedeutsamkeit sehen Kinder in Themen, in welchen sie Einfluss nehmen können.23 Auch Grundschüler haben bereits aktiv an der Gesellschaft teil. Sie sind nicht nur bloße Zuschauer, sondern können Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft ausüben. Angesichts dessen ist BNE ein motivationsförderndes Thema für den Unterricht in der Grundschule.24 Aus entwicklungs- und lernpsychologischer Sicht werden Chancen im Bereich des Gerechtigkeitsempfindens und im Antworten auf ökologische Fragen gesehen. Angesichts dieser Punkte, werden Kinder dahingehend gefördert, grundlegende fundamentale Kompetenzen in diesen Bereichen zu erwerben.25

Um das Erlernen der Verantwortungsübernahme zu ermöglichen, sind drei Fähigkeiten erforderlich. Die erste Fähigkeit liegt darin, Prozesse, Situationen, Zusammenhänge und Erscheinungen im kulturellen, natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich wahrzunehmen, zu erkennen und zu beurteilen. Bei der zweiten Fähigkeit handelt es sich darum, eigene Verknüpfungen, Beziehungen, Handlungsweisen und Abhängigkeiten zu erschließen, einzuordnen und zu reflektieren. Die dritte und somit letzte Fähigkeit ist das Mitwirken bei der Gestaltung der Zukunft und das Engagement, welches für eine nachhaltige Gesellschaft eingebracht wird.26

Voraussetzung für das Lernen dieser Kompetenzen ist die Bereitschaft der SuS, sich mit Themen und Fragen der Zukunft auseinanderzusetzen. Dabei müssen auch eigene Lebensstile dahingehend hinterfragt werden, ob diese zur Schonung und zum Erhalt von Ressourcen beitragen.27

Da Kinder durch ihr soziales Umfeld schon vielerlei Erfahrungen im Bereich Natur und Nachhaltigkeit haben, ist es wichtig bei dieser Thematik an deren Vorwissen und Vorerfahrungen anzuknüpfen. Daher geht BNE von Situationen aus dem sozialen Umfeld und aus dem eigenen Leben aus. Für die SuS stellt sich die Frage, wie das gemeinsame Leben der Menschen auf der Erde und das Leben mit der Natur gestaltet werden kann.28 Kinder können somit nicht nur als Adressaten einer Entwicklungsbildung angesehen werden. Stattdessen stellen sie wichtige Akteure der Gesellschaft dar, welche besonders für eine nachhaltige Zukunft von großer Bedeutung sind.29

Das Konzept Nachhaltigkeit beinhaltet sowohl Wissens- und Verhaltenskomponenten, als auch Wahrnehmungs- und Bewertungsprozesse. Diese sollen sich Grundschüler im Laufe ihrer Grundschulzeit aneignen. Daher ist es gerade in der BNE bedeutsam, diese Prozesse bei Kindern anzubahnen.30

2.3 Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sachunterricht der Grundschule

Dieses Unterkapitel beschäftigt sich mit der Umsetzung von BNE in der Grundschule. Dabei werden zunächst die Ziele die daraus hervorgehen erläutert. Im Anschluss daran werden die Inhalte von BNE in der Grundschule dargestellt.

2.3.1 Ziele

Zentrales Thema von BNE ist der Erlangen einer Gestaltungskompetenz.31 Darunter wird die Fähigkeit verstanden, „Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Das heißt, aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit ziehen und darauf basierende Entscheidungen treffen, verstehen und individuell, gemeinschaftlich und politisch umsetzen zu können, mit denen sich nachhaltige Entwicklungsprozesse verwirklichen lassen“32. Aus dieser Zielsetzung der Gestaltungskompetenz gehen acht Teilkompetenzen heraus. Die erste der acht Teilkompetenzen ist die, des vorausschauenden Denkens und Handelns. Dabei steht die Entwicklung eigener Vorstellungen und Visionen der Zukunft im Fokus. Diese Vorstellungen sollen gemeinsam entwickelt, aber auch reflektiert werden. Außerdem sollen die SuS in der Lage sein, sich in andere Menschen und in deren Situationen hinein zu versetzen. Zuletzt gehört das Bewerten von gegenwärtigen Prozessen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit und der Entwurf von Handlungsmöglichkeiten zu der ersten Teilkompetenz.33 Die zweite Teilkompetenz ist das weltoffene Wahrnehmen. Perspektiven auf unterschiedlichen Ebenen sollen dabei unterschieden werden. Als dritte Teilkompetenz wird das interdisziplinäre Arbeiten gesehen. Dabei sollen „die Vielperspektivität und Interdisziplinarität der Systemzusammenhänge von Problemen und Problemlösungen“34 durch ein Lernen unter Verbindung der Fächer erkannt werden. Vierte Teilkompetenz ist das Verständigen und das Kooperieren. Gegensätze in Interessen und daraus resultierende Konflikte sollen dabei zunächst identifiziert und anschließend kommuniziert werden. Eine gemeinsame Lösung ist anzustreben. Diese wird mit Hilfe von Lösungsvorschlägen und Kompromissen getroffen. Teilkompetenz fünf ist das Planen und das Agieren. Im Zentrum steht dabei das Abwägen von Handlungsabläufen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, das Einkalkulieren von Nebenfolgen und eventuellen Überraschungseffekten und das Entwerfen von Kooperationsnetzwerken. „Gerecht und solidarisch sein“35 ist die sechste Teilkompetenz. Hierbei steht das Lernen der Sozialkompetenz im Fokus. Kinder sollen dazu befähigt werden empathisch, solidarisch und gerecht zu sein. Außerdem soll das Gemeinschaftsgefühl ausgebildet werden. Bei der siebten Teilkompetenz steht die Motivation im Vordergrund. Die SuS sollen motiviert sein, nachhaltig zu leben. Außerdem sollen die Kinder andere motivieren können, sich zu verändern. Als letzte Teilkompetenz zählt die Reflektion des Lebensstils und der Leitbilder. Interessen und Wünschen im Hinblick auf globale Gerechtigkeit sollen erkannt werden. Dazu zählt ebenfalls diese Interessen kritisch zu überprüfen.36

2.3.2 Inhalte

Nach dem Perspektivrahmen Sachunterricht sind insbesondere folgende Inhalte und Aspekte im Bereich nachhaltige Entwicklung im Sachunterricht zu betrachten: „Wasser Luft, Boden, Energie u.a. sowie der schonende Umgang damit; Rohstoffe und ihre Verarbeitung zu Gebrauchsgegenständen sowie die Frage von Abfall und Wiederverwertung; Konsum, Konsumverhalten und -entscheidungen; (und) unterschiedliche Lebensweisen und Lebensbedingungen von Menschen, Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, Veränderungen von Lebensräumen und die Folge für Tiere, Pflanzen und Menschen.“37 Das Zuweisen bestimmter Themen für den Bereich nachhaltige Entwicklung ist kritisch. Dadurch wird zum spontanen und sequenziellen Halten nachhaltiger Themen im Sachunterricht verführt. Diese Durchführung entspricht nicht dem Anspruch, welchen BNE aufweist. Außerdem wird dies dem Bildungsauftrag des Sachunterrichtes nicht gerecht werden.38 BNE kann daher als Unterrichtsprinzip betrachtet werden. Dieses ist nicht nur im Sachunterricht zu verorten, sondern vielmehr fächerübergreifend anzusehen. Wichtig bei der Umsetzung von BNE ist daher das Hinausdenken über die üblichen Themen hinaus. Somit kann BNE überall angesiedelt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer auch überzeugt von der Thematik sind und diese im Unterricht umsetzen wollen.39

2.4 Nachhaltige Ernährung

Nachhaltigkeit strebt eine Chancengleichheit für alle Menschen der Welt an. Ressourcen sollen schonend benutzt werden, sodass nicht mehr verbraucht wird als die Erde an Ressourcen verfügt.40 Aufgrund vielfältiger Gründe kann die Ernährungsweise der heutigen Gesellschaft nicht als nachhaltig betrachtet werden. Zu diesen Gründen zählt der übermäßige Konsum an tierischen Produkten und die Nutzung von Produkten, welche stark verarbeitet wurden. Dadurch sinken die Preise für Lebensmittel. Für unser Umwelt haben diese Faktoren allerdings erhebliche Folgen. Außerdem bezahlen wir mit unserer Gesundheit, welche durch falsche Ernährung verschlechtert wird. Dennoch werden solche Folgen in Kauf genommen.41

Eine nachhaltige Ernährung wirkt sich förderlich auf fünf Bereiche42 aus. Zu diesen gehören Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft sowieso die Kultur, welche in allen Bereichen vorhanden ist.43 Eine Vollwert-Ernährung bietet eine Ernährungsweise, welche sowohl einen schonenden Umgang mit Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft bietet, aber auch gesundheitsfördernd ist. Die Ernährung ist überwiegend pflanzlich. Außerdem werden gering verarbeitete Lebensmittel bevorzugt.44

2.4.1 Ökologie - Dimension Umwelt

Die ökologische Dimension beschäftigt sich mit den Folgen, welche unsere Ernährung auf die Natur und Umwelt hat. In diesem Sinne bedeutet eine nachhaltige Ernährung, auf eine geringe Umweltbelastung von Lebensmitteln zu achten. Daher wird auf die Erzeugungsart, die Art der Verarbeitung, die Vermarktung und die Zubereitungsweise der Lebensmittel geachtet.45

20% der genutzten Primärenergie wird von dem Ernährungsbereich beansprucht. Da zur Primärenergie vor allem fossile Brennstoffe zählen, hat die Ernährung einen erheblichen Anteil an dem Ausstoß von Treibhausgasen. Durch Verpackungen, Transporte und Infrastruktur trägt die Ernährung einen erheblichen Anteil zu den Umweltbelastungen bei. 52% der ernährungsbedingten Emission ist durch die Landwirtschaft verschuldet. Vor allem durch die Produktion von tierischen Produkten fallen viele Treibhausgase an. Daher ist der hohe Konsum von tierischen Produkten ein großer Faktor der Umweltbelastung.46

2.4.2 Ökonomie - Dimension Wirtschaft

In der wirtschaftlichen Dimension werden wahre Kosten, welche bei der Lebensmittelproduktion entstehen, aufgedeckt. Niedrige Preise sind oftmals durch eine nichtnachhaltige Anbauweise oder durch eine geringe Bezahlung von Menschen in Entwicklungsländern verschuldet.47 Dadurch ergeben sich eine Vielzahl von ökonomischen Problembereichen, welche mit denen der gesellschaftlichen Dimension verbunden sind. Da das Welteinkommen sehr unterschiedlich verteilt ist, herrscht in einigen Regionen der Welt hohe Armut. Die Überproduktion von Lebensmitteln in der EU ist mit hohen Kosten verbunden. Lebensmittel werden umfangreich aus Entwicklungsländern in die Industrieländer importiert. Dennoch sind die Entwicklungsländer höher verschuldet. Kleine bis mittlere Erzeugungs-, Vermarktungs- und Verarbeitungsbetriebe haben Existenzprobleme. Außerdem wird die Begrenztheit von Ressourcen oder externe Kosten im Preissystem nicht beachtet. Zu alle dem kommen Kosten im Gesundheitssystem dazu, welche durch eine ungesunde Ernährung verschuldet sind.48 Beim Kauf sehen die Konsumenten nur die geringen Kosten für die Nahrungsmittel. Die Probleme, welche sich durch die geringen Preise ergeben bleiben versteckt. Faire Preise lassen sich daher dadurch kennzeichnen, dass Menschen sowohl Einkommen als auch Arbeitsplatz gesichert werden. Dennoch sollte eine nachhaltige Ernährung für den Konsumenten bezahlbar sein, aber keine sozialen oder ökologischen Schäden verursachen.49

2.4.3 Gesellschaft

Zu dieser Dimension zählt die Vermeidung von Ausbeutung der Menschen oder Tiere. Sie strebt eine soziale Gerechtigkeit an. Kleinbauer in Entwicklungsländer sind häufig unmenschlichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Darunter fallen auch geringe Löhne, ungesicherte Arbeitsplätze und Kinderarbeit. Außerdem verursacht der hohe Fleischkonsum, dass Nahrungsmittel an Tiere verfüttert werden. Die Nahrungsmittel fehlen in Gebieten, in welchen Menschen an Hungersnot leiden. Auch die Tierhaltung gehört in die gesellschaftliche Dimension. Die günstigen Preise entstehen durch Massentierhaltung. Unter diesen Preisen leiden allerdings die artgerechte Haltung und grundlegenden Bedürfnisse der Tiere. Eine soziale Gerechtigkeit wäre durch einen verminderten Konsum von tierischen Produkten und Nahrungsmittel, welche aus einem fairen Handel stammen, gegeben.50

2.4.4 Gesundheit

Eine ungünstige Ernährung schadet der Gesundheit. Diese ist gekennzeichnet durch viele tierische Produkte und zu viele Kalorien, Fette, Zucker und Salze. Der Konsum von Lebensmitteln, welche zu stark verarbeitet sind, trägt zu einer ungesunden Ernährung bei. Gesundheitsbedingte Krankheiten sind die Folge. Zu diesen zählen beispielsweise Krebs oder Herz-Kreislauf-Probleme. Diese sind zudem Haupttodesursachen in Deutschland.51 Krankheiten durch eine Überernährung oder ungünstige Ernährung steigt mit dem Wohlstand. In Entwicklungsländern sieht das Spektrum an durch Ernährung verschuldeten Krankheiten anders aus. Dort lebende Menschen leiden oft unter Hunger und sind daher unternährt. Zu einer gesunden Ernährung gehört eine überwiegend pflanzliche Ernährung. Diese ist gekennzeichnet durch reichlich Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsefrüchten und Kartoffeln. Tierische Produkte sollten in geringem Maße verzehrt werden. Auf eine frische Zubereitung anstelle von zu viel verarbeiteten Lebensmitteln wird Wert gelegt.52

[...]


1 Vgl. Zeit online, sh, dpa, Reuters (2009): Studie. Mehr als 300.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des Klimawandels. URL: http://www.zeit.de/online/2009/23/klimawandel-tote-studie (Zuletzt geöffnet: 03.03.2018)

2 Clerc, Danica; Hackenberger, Arun; Ruhl, Ilka (2015): Das Klimafrühstück, 6.

3 „Nachhaltigkeit“ auf Duden online. URL: https://www.duden.de/node/658572/revisions/1337271/view (Zuletzt geöffnet: 03.03.2018)

4 Vgl. Hauenschild, Katrin (2013): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 78.

5 Ebd., 79.

6 Vgl. Hauenschild, Katrin (2014): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 130.

7 Vgl. Hauenschild, Katrin (2013): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 79.

8 Vgl. Hauenschild, Katrin (2014): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 131.

9 Vgl. Hauff, Volker (Hg.) (1987): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Zitiert durch Hauenschild, Katrin (2013): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 79f.

10 Vgl. Metzger, Susanne (2013): Die Naturwissenschaften fächerübergreifend vernetzen, 38.

11 Vgl. Hauenschild, Katrin; Bolscho, Dietmar (2015): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 195.

12 Vgl. Hauenschild, Katrin (2014): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 132.

13 Vgl. Hauenschild, Katrin; Bolscho, Dietmar (2015): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 195.

14 Vgl. Hauenschild, Katrin (2014): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 132.

15 Kruse, Lenelis (2013): Vom Handeln zum Wissen, 34.

16 Vgl. Hauenschild, Katrin (2014): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 131.

17 Siehe Anhang: Abbildung 1.

18 Vgl. Hauenschild, Katrin; Bolscho, Dietmar (2015): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 195.

19 Vgl. Hauenschild, Katrin (2014): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 131.

20 Vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (Hg.) (2013): Perspektivrahmen Sachunterricht, 76.

21 Ebd.

22 Vgl. Bolscho, Dietmar; Hauenschild, Katrin (2007): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 203.

23 Vgl. Hauenschild, Katrin (2013): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 82.

24 Vgl. Bolscho, Dietmar; Hauenschild, Katrin (2007): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 203.

25 Vgl. Hauenschild, Katrin (2013): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 82.

26 Vgl. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (Hg.) (2013): Perspektivrahmen Sachunterricht, 76.

27 Ebd., 77.

28 Ebd.

29 Vgl. Hauenschild, Katrin (2013): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 82.

30 Ebd., 82f.

31

32 Ebd., 83. Programm Transfer-21 (Hg.) (2008): Orientierungshilfe Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Sekundarstufe I. Begründungen, Kompetenzen, Lernangebote. Erstellt von der „AG Qualität & Kompetenzen“ des Programms Transfer-21.

33 Berlin, 11.

Vgl. de Haan, Gerhard (2009): Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Grundschule. Zitiert durch: Hauenschild, Katrin

34 (2013): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 83.

35 Ebd.

36 Ebd.

37 Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (Hg.) (2013): Perspektivrahmen Sachunterricht, 77.

38 Vgl. Hauenschild, Katrin (2013): Bildung für nachhaltige Entwicklung, 85.

39 Ebd.

40 Vgl. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (2015): Nachhaltige Ernährung. Was unser Essen mit Klimaschutz und Welternährung zu tun hat. Praktische Tipps für gutes Essen, 4. URL: https://mueef.rlp.de/fileadmin/mulewf/Publikationen/Nachhaltige_Ernaehrung_RLP_16.09.2015.pdf (zuletzt geöffnet: 27.02.2018), 4.

41 Vgl. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (2015): Nachhaltige Ernährung, 4.

42 Siehe Anhang: Abbildung 2.

43 Vgl. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (2015): Nachhaltige Ernährung, 4.

44 Vgl. von Koerber, Karl; Männle, Thomas; Leitzmann, Claus (2012): Vollwert-Ernährung. Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung (11., unveränderte Auflage). Stuttgart: Karl F. Haug Verlag, 3.

45 Vgl. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (2015): Nachhaltige Ernährung, 5.

46 Vgl. von Koerber, Karl; Männle, Thomas; Leitzmann, Claus (2012): Vollwert-Ernährung, 13f.

47 Vgl. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (2015): Nachhaltige Ernährung, 6.

48 Vgl. von Koerber, Karl; Männle, Thomas; Leitzmann, Claus (2012): Vollwert-Ernährung, 15.

49 Vgl. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (2015): Nachhaltige Ernährung, 6.

50 Ebd., 7.

51 RKI (Robert Koch-Institut) (Hrsg.): Sterblichkeit, Todesursachen und regionale Unterschiede. Gesundheitsberichter­stattung des Bundes 52. Zitiert durch: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (2015): Nachhaltige Ernährung, 8.

52 Vgl. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten (2015): Nachhaltige Ernährung, 8.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Bildung für nachhaltige Lebensweisen und Ernährung in der Grundschule. Praktische Umsetzung des Themas am Beispiel des Klimafrühstücks
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
2,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
34
Katalognummer
V1030531
ISBN (eBook)
9783346492074
ISBN (Buch)
9783346492081
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bildung, lebensweisen, ernährung, grundschule, praktische, umsetzung, themas, beispiel, klimafrühstücks
Arbeit zitieren
Germaine Feltes (Autor:in), 2018, Bildung für nachhaltige Lebensweisen und Ernährung in der Grundschule. Praktische Umsetzung des Themas am Beispiel des Klimafrühstücks, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030531

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