Die Bedeutung von Emotionen für die Rezeption der TV-Debatte 2017. Der Einfluss des TV-Duells auf die individuelle Wahlentscheidung im Bundestagswahlkampf


Hausarbeit, 2021

21 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Wahlverhaltenstheorien und Emotionen
A. Theorie der affektiven Intelligenz
B. Forschungsstand und Hypothese

III. Empirische Analyse: Das TV-Duell „Merkel-Schulz“,
A. Direkte und indirekte Debatteneffekte
B. Experimentelles Design und RTR

IV. Fazit

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Am 26.09.2021 stehen in der Bundesrepublik Deutschland erneut die Wahlen zum Bundestag an. Erstmals bei der Bundestagswahl 2002 durchgeführt, sind TV-Debatten von Kanzlerkandidat*innen mittlerweile fester Bestandteil bundesdeutscher Wahlkämpfe. Bereits im Vorfeld der Bundestagswahl 2002 galten die TV-Duelle als zentrales Wahlkampfereignis, die von rund 15 Millionen Menschen rezipiert wurden (Donsbach 2002: 24). Die Bedeutsamkeit der ursprünglich nach US-amerikanischem Vorbild geschaffenen Debattenmodelle ist seit ihrer Etablierung nur gestiegen, da sie „im Unterschied zu anderen Wahlkampfformaten […] zuverlässig auf ein erhebliches Wählerinteresse […] stoßen und umfassend von den Massenmedien begleitet werden“ (Maier/Jansen 2018: 3; vgl. Faas et al. 2017: 2).1 So erreichte das TV-Duell „Merkel – Schulz“ 2017 insgesamt 16,3 Millionen Zuschauende, was einen Marktanteil von 46,1 Prozent entspricht (Zubayr/Gerhard 2018: 108).

Neben immer professioneller werdenden Wahlkampfkampagnen ist gleichzeitig über die letzten Jahrzehnte zu beobachten, dass immer mehr Wähler*innen noch kurz vor der Wahl unentschlossen sind, welcher Partei sie ihre Stimme geben.2 Bei der letzten Bundestagswahl Ende September 2017 galten noch kurz vor der Wahl so viele Wahlberechtigte (46 Prozent, Stand: 23.08.2017), die sich an der Wahl beteiligen wollten, als unentschieden, wie noch nie (Köcher 2017: 5; vgl. Allensbacher Archiv: IfD-Umfragen, zuletzt 11074). Zudem tendieren weniger oder mittelmäßig informierte Stimmberechtigte, sofern sie im Wahlkampf erreicht würden, entgegen der politisch informierten Wähler*innen (mit Parteiidentifikation), zu erheblichen Präferenzänderungen (Maurer/Reinemann 2003: 17; Zaller 1992, zit. nach: Falter/Schoen 2014: 702-703), was den Wahlkampf und die Wahlverhaltensforschung zusätzlich herausfordert.

Aufgrund dieser Entwicklungen kann dem Format des TV-Duells als zentrales Wahlkampfinstrument eine wesentliche Bedeutung zukommen. Indem es durch eine starke Reduktion der zwischenmenschlichen Kommunikation direkten Einfluss auf die Meinungs- und Urteilsbildung der Rezipierenden über die Kandidat*innen nimmt und zu der Vertrauensbildung der Wähler*innen beitragen kann3 (Dageförde 2012: 278; Maier/Jansen 2018: 3), die letztlich wesentlich ist für die individuelle (Wahl-)Entscheidung und aus der sich vorliegend das Forschungsinteresse ableitet.

Der vorliegende Beitrag widmet sich dem Zusammenhang der Rezeption von Fernsehdebatten und der daraus abgeleiteten Wahlentscheidung. Dabei wird insbesondere aufgrund seiner Aktualität das jüngste TV-Duell von 2017 im Rahmen der Bundestagswahl zwischen Angela Merkel und Martin Schulz näher beleuchtet.

Für die theoretische Grundlage zur Wirkung von TV-Duellen auf das Wahlverhalten der Wähler*innen bietet insbesondere der Sammelband „Wählerverhalten in der Demokratie. Eine Einführung.“ von Oscar W. Gabriel und Bettina Westle (Hrsg.), 2012 erschienen, mit seinen diversen Beiträgen eine fundierte wissenschaftliche Grundlage der vorliegenden Arbeit. Im Fokus der Untersuchung steht dabei die noch verhältnismäßig unerforschte Theorie der affektiven Intelligenz nach Marcus et al.4 Entgegen der Annahmen des Rational-Choice-Ansatzes, erweitert die Heuristik- und Emotionsforschung ihre Annahmen hinsichtlich des Wahlverhaltens um soziologische Aspekte und individuelle (Partei-)Präferenzen (Faden-Kuhne 2012: 88-92). Die jüngste Theorie der affektiven Intelligenz bezieht Emotionen als zusätzliche Entscheidungsdeterminanten des Wahlverhaltens mit in ihre Überlegungen ein und eignet sich tendenziell, um verhältnismäßig kurzfristige Wahlentscheidungen im Kontext von TV-Duellen erklärbar zu machen.

Die Anwendbarkeit und Plausibilität der Theorie der affektiven Intelligenz gilt es zu falsifizieren. Dabei wird der vorliegenden Arbeit die Annahme zugrunde gelegt, dass vor dem TV-Duell unentschiedene Wähler*innen durch dessen Rezeption zu einer Wahlentscheidung gelangen können, indem sie entweder durch negative Emotionen zu einem gesteigertem Wahlkampfinteresse angeregt werden bzw. ihr Wahlkampfinteresse durch positive Emotionen nicht, jedenfalls nicht zu einem grundsätzlichen „Loyalitätenwechsel“ führt.

Um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass es keine Forschungsdaten für das TV-Duell 2017, auf die sich die Theorie der affektiven Intelligenz unmittelbar anwenden lässt, gibt und dass im Allgemeinen zu der Erforschung von TV-Duellen in Deutschland nur eine verhältnismäßig geringe bzw. sehr junge Forschungs- und Datenlage besteht, u.a. aufgrund fehlender Verallgemeinbarkeiten und unbefriedigender Übertragbarkeiten,5 wird für die empirische Analyse ein behelfsweises, analoges Vorgehen gewählt, das im Ergebnis die Anforderungen an zukünftige Datenerhebungen beschreibt.

Deutlich wird bereits an dieser Stelle, dass sich zukünftig für die politische Wahlverhaltensforschung ein breites Feld auftut, das insbesondere vor dem Hintergrund des Bedeutungsgewinns von Wahlkämpfen aufgrund eines allgemeinen Rückgangs der Parteiidentifikation von wesentlicher Bedeutung für die repräsentative Demokratie Deutschlands sein wird.

Im Rahmen der Ausarbeitung soll der Ansatz der affektiven Theorie auf seine empirische Validität untersucht werden. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird zunächst diskutiert, wie Wähler*innen ihre Wahlentscheidung treffen und welche Rolle den TV-Duellen dabei zukommt. Dieser Teil der Diskussion legt den Schwerpunkt auf die Theorie der affektiven Intelligenz. (Kapitel 2, A). Die Argumente der Theorie der affektiven Intelligenz werden dazu genutzt, eine empirisch prüfbare Hypothese zur Bundestagswahl 2017 zu formulieren (Kapitel 2, B). Diese Erwartung wird behelfsweise unter Anwendung einer Analogie und unter Bezugnahme auf vorhergehende Untersuchungen überprüft (Kapitel 3). Die Hausarbeit schließt mit einer kurzen Zusammenfassung und Diskussion der zentralen Ergebnisse. Unter kritischer Auseinandersetzung des TV-Duells als Instrument im Wahlkampf wird ein Fazit gezogen, das insbesondere die zukünftige Bedeutung des Experimentellen Designs sowie der Realtime-Response-Messung (RTR) als Mittel der Datenerhebung betont.

II. Wahlverhaltenstheorien und Emotionen

Zur Erklärung des Wahlverhaltens werden in der Wahlforschung verschiedene theoretische Ansätze herangezogen, die jeweils unterschiedliche Faktoren in den Fokus ihrer Betrachtung stellen (Woyke 2005: 240). Die Rational-Choice-Theorie bildet dabei bis heute neben dem sozialpsychologischen Erklärungsmodell einen wesentlichen Ansatz der Erforschung des Wahlverhaltens (Faden-Kuhne 2012: 87).

Der Rational-Choice-Ansatz nach Anthony Downs begründet die Wahlbeteiligung und die spezifische Wahlentscheidung als ein Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Abwägung mit dem Interesse der persönlichen Nutzenmaximierung (Gabriel/Keil 2012: 45-46, 75, 77-78). Neben dem Umstand, dass ein Großteil der Wähler*innen ohnehin „[…] begrenzt politisch interessiert und informiert zu sein“ (Woyke 2005: 241) scheint, zeigte die Forschung bereits, dass nur wenige Wähler*innen bei ihrer Urteilsbildung solch ein umfängliches Entscheidungsverfahren anwenden (Jackman/Sniderman, zit. nach: Faden-Kuhne 2012: 87; Woyke 2005: 241).

Aus der Kritik an der ökonomischen Verhaltenstheorie entwickelten sich die soziopsychologischen Ansätze, die die individuellen Prozesse der Informationsverarbeitung und Urteilsbildung, die der Wahlentscheidung vorgehen, näher betrachten (Gabriel/Keil 2012: 46). Der sozialpsychologische Ann-Arbor-Ansatz der Michigan-School legt für die individuelle Parteipräferenz und damit für die Wahlentscheidung ein Zusammenwirken der Faktoren Parteiidentifikation, Themen- und Kandidatenorientierungen zugrunde, wobei die (langfristige) Parteiidentifikation dabei von zentraler Bedeutung ist (Maurer/Reinemann 2003: 16-17; Woyke 2005: 241). Die Parteiidentifikation als die „langfristig stabile, affektive Bindung an eine politische Partei […]“ würde „- so die gängige Vorstellung - in der Regel nur aufgrund besonderer Ereignisse verändert“ (Falter et al. 2000: 2, zit. nach: Maurer/Reinemann 2003: 16).6 Daraus ergibt sich, dass unerwartete Präferenzwechsel wahrscheinlicher werden, je geringer die Parteibindung ist und folglich entsprechend am stärksten unter Parteilosen ausfallen (Schoen 2014b: 702-703).7

Unter anderem aufgrund der Abnahme von langfristigen Parteibindungen, nimmt der Kreis der unentschiedenen Wähler*innen zu. In Folge gewinnen „kurzfristig veränderliche Faktoren […] für die Bildung von Parteipräferenzen und den Wahlentscheid“ an Relevanz (Gabriel/Keil 2012: 55). Bereits nach den psychologischen Theorien sind die persönlichen Charakteristika als auch Emotionen für die Rezeption und Verarbeitung von Informationen und weitergehend für die Bildung von Wahlentscheiden bedeutsam (Bytzek et al. 2018: V). So trägt die Wahl- und Einstellungsforschung inzwischen dem Umstand Rechnung, dass Politik rational als auch (medial-)emotional geprägt und beeinflusst ist. Emotionen lassen sich dabei „als komplexes Interaktionsgefüge subjektiver und objektiver Faktoren […], die sich aus affektiven, kognitiven, konativen und physiologischen Komponenten zusammensetzen“ (Schramm/Wirth 2006: 27; vgl. Vogel/Otto 2013: 88) definieren. In der Politik ist die Rolle von Emotionen vielfältig und perspektivenabhängig. So können politische Themen und deren mediale Darstellung Emotionen bei den Rezipierenden auslösen (Bytzek et al. 2018: VI; Faden-Kuhne 2012: 100).

Seitens der Medienwirkungsforschung zeigt sich bereits, dass das Format des TV-Duells das emotionale Erleben der Zuschauenden deutlich beeinflusst (vgl. Vogel/Otto 2013).8

A. Theorie der affektiven Intelligenz

Jüngste, vornehmlich US-amerikanische, Erklärungsansätze, „die inspiriert sind von Erkenntnissen der Kognitionswissenschaft, Neurowissenschaft sowie Psychologie und Sozialpsychologie“ (Faden-Kuhne 2012: 87) berücksichtigen nunmehr die Rolle der Emotionen für die politische Urteilsbildung. Ihr Fokus liegt auf der Informationssammlung und –verarbeitung durch Individuen und deren Entscheidungsfindung (Faden-Kuhne 2012: 87, Vogel/Otto 2017: 87-88). Den Schwächen der vorgenannten Theorien, insbesondere der Annahme von der strikten Trennung von Emotionen und Kognitionen des menschlichen Verhaltens, trägt die (Emotions-)Theorie der affektiven Intelligenz in der Form Rechnung, dass sie die Emotionen als Entscheidungsdeterminanten des Wahlverhaltens (neben den Kognitionen) mit in ihre Überlegungen einbezieht (Faden-Kuhne 2012: 88-108; Schoen 2010: 206; Marcus 2000; Vogel-Otto 2017).

Die Theorie der affektiven Intelligenz nach Marcus et al. (2011) ist eng verbunden mit der politischen Kommunikationsforschung. Ihr Ziel ist es zu erklären, wann Menschen in politischen Kontexten zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit politischen Inhalten veranlasst werden und wann hingegen nicht (Vogel/Otto 2017: 93). Dabei handelt es sich um ein mehrdimensionales Emotionsmodell, dem die Annahme zugrunde liegt, dass Individuen zur selben Zeit verschiedene Emotionen parallel nebeneinander empfinden können. Diese wiederrum haben ihre spezifischen Ursachen und Wirkungen (Faden-Kuhne 2012: 101-102; Marcus 2000). Menschliches Verhalten sei also nicht entweder rational oder emotional. „Unter bestimmten Bedingungen überwiegt bei Entscheidungen die affektive Komponente, unter anderen die kognitive“ (Faden-Kuhne 2012: 102).

Entgegen der sozialpsychologischen als auch der Rational-Choice-Theorie, die eine an Bedingung geknüpfte Erklärung des Wählerverhaltens anbieten, beansprucht die Theorie der affektiven Intelligenz für sich ein Modell, das das Wahlverhalten allgemein erklärbar macht. So ist für das Modell der affektiven Theorie die sogenannte „Political geography“ (MacKuen et al. 2007: 126-129) von wesentlicher Bedeutung; Faden-Kuhne wählt dafür den Begriff der „Geographie der Situation“ (Faden-Kuhne 2012: 102).

Nach der Geografie der Situationen wird davon ausgegangen, dass der Mensch über zwei „emotionale Informationsverarbeitungssysteme“ verfügt, ein Überwachungs- und ein Dispositionssystem, „die entweder [in Abhängigkeit zu der bestimmten Situation, d. Verf.] zu habituellem, heuristischem Verhalten oder aber zu gesteigerter Informationssuche, Interesse, Aufmerksamkeit, Verhaltensänderungen und Mobilisierung führen“ (Vogel/Otto 2017: 93; vgl. Marcus et al. 2005: 951). Faden-Kuhne wählt den Begriff der „Moderatorvariablen“: von den Emotionen hängen die Informationsverarbeitung als auch die Entscheidungsstrategie ab (Faden-Kuhne 2012: 102).

Registriert das Überwachungssystem gewohnte und vertraute Objekte und Situationen, so wird der Organismus ruhig und gelassen reagieren. Das dispositionelle Routinesystem zeichnet sich durch die Wahrnehmung positiver Gefühle, wie Freude und Hoffnung aus, die aus umweltlichen Faktoren resultieren, die bereits bekannt sind oder einen Erfolg versprechen. In dieser Situation greift das Dispositionssystem auf bekannte Verhaltensweisen und Heuristiken zurück. Gewohnheiten können sich entwickeln mit denen routineartig bekannte Verhaltensweisen beurteilt werden können (MacKuen et al. 2007: 126-129; Schoen 2010: 207).

Sofern hingegen das Überwachungssystem Signale bzw. neue und potenziell bedrohliche Informationen wahrnimmt werden negative Gefühle wie Trauer oder Depression ausgelöst. Insbesondere das vertrauensschwächende Gefühl von Angst kann gewohnte Aktivitäten, Denk- und Verhaltensweisen aussetzen (Marcus et al. 2011: 324-326; Vogel/Otto 2017: 93). Unter dem Einfluss negativer Gefühle funktioniert der Rückgriff auf gemachte Erfahrungen nicht mehr. Eine Adaption an die neue Situation führt über den Weg der (über die Heuristiken hinausgehenden) Informationsbeschaffung und –bewertung und deren kritischen Verarbeitung (Faden-Kuhne 2012: 102-103; Schoen 2010: 207). Der Entscheidungsprozess beruht an dieser Stelle auf rationalen Überlegungen, wie die der Rational-Choice-Theorie (MacKuen et al. 2007: 126-128).

Bezogen auf das Wahlverhalten kommt die Theorie der affektiven Intelligenz zu dem Schluss, dass Menschen nicht konsequent entsprechend ihrer Parteidentifikation oder rational überlegt entscheiden. Die Wahl hängt von der emotionalen Wahrnehmung der Situation und deren Einschätzung als angemessen ab (Faden-Kuhne 2012: 103-104; MacKuen et al. 2007: 128-129).

B. Forschungsstand und Hypothese

In Deutschland wurde der Einfluss von TV-Duellen auf Emotionen bisher wenig erforscht (Faden-Kuhne 2012: 98; Maier/Faas 2019: 92).9 Dies mag einerseits an dem traditionellen Fokus der Medienwirkungsforschung auf kognitiven Faktoren liegen, sowie andererseits an formatabhängigen Besonderheiten. So stellt sich die Verknüpfung von Emotions- und Debattenforschung in der Form als herausfordernd dar, dass dem Medienformat „eine weniger emotionalisierende Wirkung unterstellt [wird, d. Verf.] als anderen Formaten“ (Vogel/Otto 2017: 89). Zudem ist die analytische Erhebung von Emotionen über die Sendezeit eines TV-Duells empirisch komplex (vgl. Vogel/Otto 2017: 89).

[...]


1 Zur Bedeutung der Massenmedien im Wahlkampf vgl. auch Holtz-Bacha 2017.

2 Aus Parteien- und Wahlkampfsicht gelten generell politisch interessierte Personen als von politischen Inhalten beeinflussbarer, als Personen, die tendenziell wenig politisches Wissen mitbringen (Schoen 2014b: 702).

3 Erstmals für die Bundesrepublik Deutschland analysierten Maier/Jansen (2018) auf Basis von repräsentativen Bevölkerungsumfragen für die Bundestagswahlen 2002 bis 2013 und von zehn Landtagswahlen der Jahre 2011 bis 2017, ob TV-Duelle zu einer Vertrauenssteigerung der Rezipienten in die Spitzenkandidaten führen. Im Ergebnis zeigen Maier/Jansen, dass Fernsehdebatten in Deutschland grundsätzlich über das Potenzial verfügen, das Vertrauen in die Kandidaten zu erhöhen.

4 vgl. u.a. Marcus, George E./MacKuen, Michael/Neuman, W. Russell (2011): Parsimony and complexity: Developing and testing theories of affective intelligence. Political Psychology, 2011 (32/2), 323–336.

5 Maurer/Reinemann (2003) versuchten diese Forschungslücke im Rahmen des Wahlkampfes 2003 zu schließen, indem sie die Auswirkungen der Wahrnehmungen der Zuschauenden während der Debatte auf deren danach ermittelten Meinungsänderungen analysierten.

6 Maurer/Reinemann (2003) stellen die Parteiidentifikation als ein „langfristig stabiles Persönlichkeitsmerkmal“ infrage, „das der Wahrnehmung und Interpretation von Informationen über Kandidaten und Themen“nicht zwangsläufig vorausginge (Maurer/Reinemann 2003: 18).

7 Schoen erwartet, dass mit Abnahme der Parteibindung, wie sie „in einigen westlichen Demokratien zu beobachten ist […], das Potential für erhebliche und zu Kampagnenbeginn kaum vorhersehbare Wirkungen von Wahlkämpfen auf Wählerverhalten und Wahlausgänge wächst“ (Schoen 2014b: 702; vgl. Maurer/Reinemann 2003: 18-19).

8 Unabhängig von der Konzeptualisierung von Emotionen, lässt sich festhalten, dass sich Emotionen, die im Kontext der Medienrezeption entstehen, nicht grundsätzlich von denen aus alltäglichen Situationen unterscheiden. Nach den kognitiven Emotionstheorien handelt es sich auch bei Medienemotionen um das Ergebnis eines zumeist unbewussten Bewertungsprozess (Schramm/Wirth 2006: 29-30).

9 Im Rahmen der seit 2009 laufenden, DFG-geförderten German Longitudinal Election Study (GLES; www.gles.eu) spezialisiert sich ein Modul auf die Erforschung von Fernsehdebatten, indem es individuelle Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozesse von politischen Informationen und ihrer Effekte für die politischen Einstellungen und das Wahlverhalten erfasst und auswertet (Faas et al. 2017: 4); vgl. auch Vogel/Otto 2017. Grundsätzlich fehlt es in Deutschland bisher jedoch an systematischen, theoriegeleiteten, empirischen Analysen der Zusammenhänge von Emotionen und der Informationsbeschaffung und -verarbeitung bei politischen Entscheidungen.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung von Emotionen für die Rezeption der TV-Debatte 2017. Der Einfluss des TV-Duells auf die individuelle Wahlentscheidung im Bundestagswahlkampf
Hochschule
Universität Bremen
Veranstaltung
Einführung in das politikwissenschaftliche Arbeiten
Note
1,0
Jahr
2021
Seiten
21
Katalognummer
V1030590
ISBN (eBook)
9783346462930
ISBN (Buch)
9783346462947
Sprache
Deutsch
Schlagworte
TV-Duell, Affektive Intelligenz, Wahlentscheidung
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Die Bedeutung von Emotionen für die Rezeption der TV-Debatte 2017. Der Einfluss des TV-Duells auf die individuelle Wahlentscheidung im Bundestagswahlkampf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030590

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Die Bedeutung von Emotionen für die Rezeption der TV-Debatte 2017. Der Einfluss des TV-Duells auf die individuelle Wahlentscheidung im Bundestagswahlkampf



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden