Alltägliche Helfer


Hausarbeit, 2000

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

1. theoretische Einführung in das Thema
1.1. Hilfesysteme
1.1.1. Laienhilfe, Selbsthilfegruppen, Paraproffessionals
1.1.2. Familie, Freunde, Nachbarn
1.1.3. Kollegen
1.1.4. Mitglieder der Gemeinde
1.1.5. Rollen- und berufsspezialisierte Helfer
1.1.6. andere kommunikationsintensive Berufsangehörige

2. Bedeutung informeller Hilfe und Unterstützung im Alltag
2.1. soziale Unterstützung im Alltag
2.2. Netzwerke im Alltag
2.2.1. negative Wirkungen eines Netzwerkes
2.2.2. Unterschied Stadt- Land

3. Settings
3.1. Setting Taxi
3.2. Setting Gasthaus
3.3. Setting Massagepraxis
3.4. Setting Frisiersalon

4. Untersuchung
4.1. Inhalt
4.2. Methode
4.2.1. Fragebögen
4.2.2. Intensivinterviews
4.2.3. Beobachtung
4.3. Auswertung

5. Strategien der Helfer
5.1. Zuhören
5.2. Problemlösungsstrategien
5.3. Beraten
5.4. nicht hilfeorientierte Strategien

6. Belastungen für den Helfer
6.1. hohe Belastung
6.2. niedrige Belastung

7. Hilfesuche

8. Geschlechtsunterschiede

Zusammenfassung

Einleitung

Ein soziales Netzwerk ist die Voraussetzung für soziale Unterstützung.

Jeder Mensch wird in ein Netzwerk hineingeboren, baut sich aber mit zunehmendem Alter und Erfahrungen aus der sicheren Umgebung des bisherigen sein eigenes Netzwerk auf. Das beinhaltet große Herausforderungen mit einer Unzahl an Möglichkeiten und Wegen. Antonucci hat 1985 in seinem Konvoi- Modell beschrieben, wie neben lebensbegleitenden Netzwerken sich andere ständig im Wechsel und Wandel befinden. Diese Veränderungen fordern permanente Anpassung, Auseinandersetzung und kognitive Entwicklung.

Diese Unterstützung und Hilfe im Alltag möchte ich in meiner Arbeit nun beschreiben, hauptsächlich die Unterstützungsfunktion von Wirten und Taxifahrern und an zweiter Stelle die von Friseuren und Masseuren.

Ich möchte voranstellen, dass ich grundsätzlich die männlichen Berufsbezeichnungen verwendet habe, aber darin beide Geschlechter einbeziehe, denn gerade der Beruf des Friseurs wird wesentlich häufiger von Frauen ergriffen.

Nach einer theoretischen Einleitung zum Thema werden die vier Berufsgruppen vorgestellt, die jeweiligen Settings und Hilfestrategien auf der Basis einer Studie zu den Helferfunktionen kommunikationsintensiver Berufe. Solche Studien wurden in den USA bereits vielfach durchgeführt, aber die vorliegende ist eine der ersten in der BRD. Die Studie wurde im Buch ,,Die alltäglichen Helfer" von F. Nestmann ausführlich erläutert und besprochen. Auf dieser Grundlage habe ich meine Arbeit geschrieben.

Auf das Netzwerk und die Netzwerkanalytik konnte ich nicht ausführlich eingehen, da das den Rahmen der Arbeit gesprengt hätte.

Fremdwörter, die im Text vorkommen, und Definitionen, werden am Ende der Arbeit erklärt.

1. theoretische Einführung in das Thema

In diesem Kapitel wird das Grundwissen zum Thema alltägliche Helfer, soziale Unterstützung und soziale Netzwerke vermittelt werden. Anhand empirischer Untersuchungsergebnisse und Auswertungen von Befragungen soll die Wichtigkeit von Netzwerken und damit verbundener Unterstützung deutlich gemacht werden.

Zu Beginn werden die verschiedenen Hilfesysteme erläutert und die hauptsächlichsten Handlungsund Reaktionsstrategien.

1.1. Hilfesysteme

Es existieren sechs kategorisierte Hilfesysteme, auf die ein Mensch in seinem Umfeld zurückgreifen kann (vgl. Nestmann, S.121ff.):

1. Laienhilfe, Selbsthilfegruppe, Paraprofessionals
2. Familie, Freunde, Nachbarn
3. Kollegen
4. Mitglieder der Gemeinde
5. Rollen- und berufsspezialisierte Helfer im Alltag
6. andere kommunikationsintensive Berufe (Wirte, Friseusen, Kioskbesitzer)

In Goodmans gerontologischer Studie dagegen wurden lediglich vier Helfertypen klassifiziert (vgl. Nestmann, S.134):

1. high helpers- professioneller Hilfestil, viel Hilfe geben, wenig nehmen
2. mutual helpers - gleich viel Hilfe geben und nehmen
3. Nachbarschaftsisolierte - soziale Beziehungen und Hilfequellen außerhalb der Nachbarschaft
4. Dependents - keine Hilfe geben, nur nehmen

Die folgenden Abschnitte beziehen sich auf die allgemeine Klassifizierung der Hilfesysteme.

1.1.1. Laienhilfe, Selbsthilfegruppe, Paraprofessionals

zu 1.) Diese Gruppe alltäglicher Helfer unterscheidet sich von anderen alltäglichen Hilfesystemen, indem ihre Hilfeleistungen abhängig von Organisationen sind, die Anstoß zur Entstehung dieser Hilfeformen geben.

- Laienhilfe ist eine freiwillige Hilfe mit eindeutiger Rollenverteilung (Helfer- Hilfeempfänger). Der Helfer erhält kein Entgelt für seine Leistungen. Teilweise nehmen die Laienhelfer an Qualifizierungskursen teil (Bsp. Telefonseelsorge).
- Paraprofessionelle kann man gegenüber Laienhelfern abgrenzen anhand ihrer Bezahlung und regelmäßigen Teilnahme an Trainingskursen. Sie leisten psychiatrische und psychosoziale Hilfe, wodurch eine gewisse Nähe zu Professionellen entsteht.
- Selbsthilfegruppen sind die künstlichsten informellen Hilfen, da eine Institution Raum zur Verfügung stellt, um die Hilfe durch Gleichbetroffene zu ermöglichen (vgl. Nestmann, S.121- 123).

1.1.2. Familie, Freunde, Nachbarn

zu 2.) Diese Hilfen sind fest in den Alltag und Beziehungen eingebettet. Dadurch werden natürliche und emotionale Grundbedürfnisse befriedigt. Sie fördern Wohlbefinden, Zufriedenheit und Gesundheit (vgl. Nestmann, S.123).

Die Hilfen sind individuell, flexibel und abhängig von der Qualität und Quantität der einbettenden Beziehungen. Jeder Mensch hat Normen, Wissen und Bereitschaft zur Hilfe, besonders innerhalb von Familienverbindungen.

Neben Familie und Partnerschaft trifft dies auch auf Freunde und Nachbarn zu, die die familiale Unterstützung ergänzen und bei familiären Problemen greifen.

- Familie ist die zentrale Instanz der Vorsorge, Bewältigung und Sozialisation. Ihre Hilfe und Unterstützung ist intensiv, dauerhaft und greift als einzige, im Gegensatz zur Hilfe von Freunden, Nachbarn u. a., bei langfristigen Problemen (vgl. Nestmann, S.124).
- Hilfe von Freunden ist kurzfristig, spontan und vielfältig. Freunde sind die engsten und häufigsten alltäglichen Helfer. Besonders bei psychischen Problemen, deren Ursprung in der Familie liegen, spielen sie eine wichtige Rolle (vgl. Nestmann, S.126).
- Nachbarn bieten vielseitige Hilfe, da sie im gleichen Lebensraum leben und Kommunikation, Interaktion und Bekanntschaftsgrad im Regelfall hoch sind. Sie haben durch ihre hohe Zugänglichkeit und Erreichbarkeit die Möglichkeit, bei akuten Problemen sofort Unterstützung zu leisten, sowie zum Austausch alltäglicher Hilfen (vgl. Nestmann, S.124).

Ausnahme bilden große Wohnbausiedlungen, in denen die Anonymität ungewöhnlich hoch ist und eine kontaktzerstörende Ökologie herrscht.

Nachbarschaftskonzepte werden auch durch zunehmende Mobilitätsanforderungen zerstört (vgl. Nestmann, S.127).

- Verwandte geben hauptsächlich Informationen und führen gesundheitsbezogene Gespräche. Sie leisten konkrete Hilfe bei Krankheit und nach Unfällen, so wie bei der Erziehung und Partnerschaft. Hilfe von Familienmitgliedern im Krankheitsfall gilt als normal und selbstverständlich. Sie wird daher nicht als Hilfeleistung angesehen, sondern als ,,gelungener Normalisierungsprozess" (Nestmann, S.126) im Umgang mit dem Problem.

90% der familialen Helfer sind Frauen. In Verwandtschaftsbezügen überwiegt die kommunikative Hilfe gegenüber praktischer Hilfe, denn psychische Hilfe wird öfter außerhalb der Familie gesucht, da psychische Probleme oft in der Familie entstehen (vgl. Nestmann, S.126).

Grundlagen für Hilfen von Familie und Freunden sind Betroffenheit, hohe Motivation und Engagement, seinesgleichen zu helfen.

1.1.3. Kollegen

zu 3.) Zu Kollegen bestehen sachbezogene Beziehungen. Sie erleben sich in einem täglich wiederkehrenden arbeitsbezogenen Setting - ihrem Arbeitsplatz. Sie erörtern an erster Stelle allgemeine Probleme, erst bei höherem Bekanntschaftsgrad wird bei ihnen Hilfe bei intimen Problemen gesucht (vgl. Nestmann, S.127).

1.1.4. Mitglieder der Gemeinde

zu 4.) Helfer in der Gemeinde erfüllen hauptsächlich die Vermittlungsfunktion zu professionellen Helfern.

Sie sind in der Regel entfernte Personen, die aber wegen ihrer Einbindung in die Gemeinde Kontakte zu verschiedenen Personen und Funktionsträgern (Bsp. Lehrer, Pfarrer), sowie zu unzähligen Informationen haben. Eine weitere Charakteristik dieser Helfergruppe ist die hohe Bereitschaft zu unterstützen.

Ihre Hilfe ist kurzfristig, wodurch die Ursache des Problems nicht gelöst wird. Sie unterstützen freiwillig und kostenlos (vgl. Nestmann, S.131).

Caplan unterscheidet zwei Gruppen der Helfer in der Gemeinde (vgl. Nestmann, S.131/ 132):

1. die Generalisten:

Diese sind bekannt für ihr Hilfewissen und ihre Berufe ermöglichen eine vielseitige Kommunikation, zu der sie bereit sind.

Sie haben viel Problemerfahrung und sind für ihre hohen Erfolgsaussichten bekannt.

2. Spezialisten:

Diese Gruppe hat viele Erfahrungen, die aus eigenen Problembewältigungen resultieren.

Es ist irrelevant, wie sie sich selbst einschätzen, es ist nur wichtig, wie anderen Mitglieder der Gemeinde sie sehen. Sie sind prädestiniert für bestimmte Probleme.

Froland teilte die Helfer in der Gemeinde in Natural helpers und Role- related- helpers.

Natural helpers helfen nicht wegen Gleichbetroffenheit oder aus Verpflichtung (wie bei Familien, Verwandten), sondern aus persönlicher Motivation heraus. Das bringt ihnen Anerkennung und Vertrauen (vgl. Nestmann, S.133).

Sie sind Personen mit zentraler Funktion in der Gemeinde oder im engeren Kreis.

Role- related- helpers sind Helfer aufgrund von Einflussrollen in der Gemeinde, die direkte Hilfe und indirekte Vermittlungsfunktionen ermöglichen (vgl. Nestmann, S.138).

Meist sind das Männer aufgrund der beruflichen Einbindung. Sie leisten jedoch seltener emotionale Hilfe, sondern mehr praktische und geben Rat.

Frauen dagegen übernehmen die Helferrolle häufiger in der Familie und Verwandtschaft (vgl. Nestmann, S.138).

Auch Naparstek hat diese Aussage bestätigt:

Frauen sind Helfer in familialen Bezügen, Männer sind neighbourhood leaders, sie helfen bei allgemeinen Problemen in der Gemeinde, da sie weniger informiert über die hilfesuchenden Personen sind (vgl. Nestmann, S.138).

1.1.5. Rollen- und berufsspezialisierte Helfer

zu 5.) Diese Helfer beziehen ihre Unterstützungsmöglichkeiten aus ihrer berufsspezifischen Rolle. Es handelt sich um Personen mit ähnlichen Fähigkeiten wie alltägliche Helfer, die aber in medizinische Berufe und Berufe im Erziehungs-, Gesundheits-, sozialen Bereich (nicht Psychiatrie, sondern Personen in außerpsychischen Berufen, z. Bsp. Apotheker und Hebammen) eingebunden sind (vgl. Nestmann, S.140).

Helfer in medizinischen Berufen können Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen sein.

Helfer in Erziehungs - und Ordnungsberufen sind unter anderen schulisches Personal , dazu gehören Lehrer, Bibliothekare, Tutoren und Verwaltungsmitarbeiter, Polizisten und Anwälte.

1.1.6. andere kommunikationsintensive Berufsangehörige

(vgl. Nestmann, S.147/ 148)

zu 6.) Diese Personen sind nur über ihren Beruf zugänglich und werden nicht wegen ihrer Hilfemöglichkeiten gewählt. Es existiert eine allgemeine Meinung über die Unterstützungsfunktionen der Berufsgruppen, wobei man das nicht auf alle Berufsinhaber übertragen darf. Die allgemeine Meinung wird gefördert durch Medien und Mundpropaganda (Friseurstuhl = Beichtstuhl), aber empirischen Belege gibt es dazu nicht. Sie resultiert aus persönlichen Meinungen und Erfahrungen.

Die Hilfe ist kostenlos und Begleiterscheinung des eigentlichen Dienstes (Taxifahrt).

Zu den am häufigsten angesprochenen Probleme zählen die in der Ehe, mit Alkohol, emotionale, finanzielle und gesundheitliche.

Die Angehörigen der kommunikationsintensiven Berufe gelten im Allgemeinen als gute Vermittler. Die vier überwiegenden Handlungsstrategien dieser Helfer sind nach Cowen (1981):

- Ableugnen, Entdramatisieren des Problems
- Problembewältigung mit Rat und Tat
- Vermeidungsverhalten durch Themenwechsel
- passives Engagement, wie Zuhören und reden- lassen (vgl. Nestmann, S.151)

2. Bedeutung informeller Hilfe und Unterstützung im Alltag

Man kann feststellen, dass nur sehr selten psychologische Dienste in Anspruch genommen werden, um einer Stigmatisierung zu entgehen, aber es werden auch nur in den seltensten Fällen Probleme alleine bewältigt.

Daraus kann man ableiten, dass der Bereich zwischen professioneller Hilfe und fehlender Hilfe eine enorme Bedeutung haben.

Die Untersuchungen und Forschungen haben das bestätigt. Die Ergebnisse belegen, dass die meisten Probleme im privaten Bereich gelöst werden, das heißt, innerhalb der Familie, mit Hilfe von Freunden und anderen Personen, die zum Umfeld gehören. Die informelle Hilfe ist die Basis alltäglicher Beziehungen und wird daher selten reflektiert.

Jeder Mensch verfügt über soziale Ressourcen (Bewältigungsmöglichkeit aus Unterstützungs- und Hilfequellen der Lebenswelt) und persönliche Ressourcen (individuelle Bewältigungskompetenzen), wobei nur beide im Zusammenhang Belastungen und deren Folgen vermeiden, überwinden oder verarbeiten können (vgl. Nestmann, S.10).

Im Durchschnitt hat jede Person ca. 10 Vertraute und ca. 30 - 40 Personen in ihrem gesamten Netzwerk. Nur unter 10% der Menschen sind ,,Nichthilfesucher", die man in zwei Kategorien einteilen kann:

1. selfreliant: trotz stabilen Netzwerkes verlassen sie sich nur auf sich selbst
2. reluctant nonseekers: haben kein stabiles Netzwerk und kein Vertrauen in informelle Hilfe (vgl. Nestmann, S.11)

2.1. soziale Unterstützung im Alltag

Soziale Unterstützung, auch social support kann definiert werden als psychosoziale Unterstützung und Hilfe in nichtprofessionellen Beziehungen zwischen Menschen. Dadurch wird deren Gesundheit erhalten und Krankheiten und psychischen Belastungen vorgebeugt. Sie wirkt als ,,Puffer" (vgl. Nestmann, S.19) zwischen einer Person und ihren Belastungen und greift nicht nur in Krisenfällen, sondern ist Basis sozialer Beziehungen.

Diese Unterstützung bietet auch folgende Ressourcen, die diverse Wissenschaftler unterschiedlich herausgefiltert wurden.

Zum Beispiel Kahn & Antonucci (1980) stellten drei Ressourcen heraus (vgl. Nestmann, S.43):

1. aid = finanzielle und praktische Hilfe
2. affirmation = Rückmeldung zum eigenen Verhalten, Denken und Fühlen
3. affect = Sorge um Person, emotionale Unterstützung

Froland (1981) dagegen kategorisierte vier signifikante social support Bereiche (vgl. Nestmann, S.45/ 46):

1. caretaking = materielle Hilfe incl. Leihen von Gegenständen

2. Dienstleistungen = Hausarbeit, Umzugshilfe

2.1. Freundschaft = Rat, emotionale Unterstützung, Gespräche

3. Probleme lösen = Rat, Information, Tipps, Vermittlung

4. joint action = gemeinsame Aktivitäten, Bemühungen

2.2. Netzwerke im Alltag

(vgl. Nestmann, S.49/ 50)

1954 stellte Barnes sein Konzept des sozialen Netzwerkes anhand von Beobachtungen und systematischen Analysen auf.

Er trennt persönliche und soziale Netzwerke.

Die persönlichen Netzwerke beinhalten die Beziehungen einer bestimmten Person zu ihrer Familie, zu ihren Freunden und Nachbarn; die sozialen beschreiben das System der sozialen Beziehungen der Fokusperson z. Bsp. in einer Gemeinde oder Gruppe.

In der heutigen Forschung versteht man unter einem sozialen Netzwerk die Verbindung aus persönlichem und sozialem, das heißt also, die gesamte soziale Einbettung in ein Netzwerk der Fokusperson.

2.2.1. negative Wirkungen eines Netzwerkes

Ein Netzwerk hat nicht nur unterstützende Wirkungen und Funktionen, es kann Menschen auch in ihrer Entwicklung hemmen und das Wohlbefinden beeinträchtigen.

Zum Beispiel Keupp (1984) warnt vor einer zu positiven Betrachtung von Netzwerken, weil dadurch die Gefahr besteht, mögliche negative Wirkungen zu übersehen. Die Belastungen entstehen aus dem Einfluss, welchen ein Netzwerk auf die Fokusperson haben kann, indem es auf Konformität besteht und so neue Entwicklungen und Perspektiven eines Mitglieds eher hemmt als fördert (vgl. Nestmann, S.50).

Auch Gottlieb (1983) sieht eventuelle negative Wirkungen. Seiner Meinung nach besteht die Gefahr in der Überversorgung, bei zu großem Einfluss und Überkontrolle (vgl. Nestmann, S.51).

2.2.2. Unterschied Stadt - Land

Bisher galt die Meinung, dass Beziehungen und Unterstützung in ländlichen Gegenden zufriedenstellender sind, als in städtischen.

Diese Meinung hat sich jedoch nach Untersuchungen gewandelt dahingehend, dass städtische Beziehungen befriedigender und vielfältiger sind, ländliche intensiver (vgl. Nestmann, S.68).

In der Stadt existiert ein großes und diffuses Sozialsystem. Beziehungen haben bestimmte Funktionen und bei Veränderungen in Beziehungsstrukturen entstehen psychische Belastungen. Die Bezüge sind zahlenmäßig geringer und lockerer, wodurch die Personen entschiedener auf formelle Hilfe angewiesen und sekundären Beziehungen häufiger sind.

Auf dem Land sind Beziehungen sind auf eine Region begrenzt. Das Netzwerk kann somit nicht auf Freiwilligkeit basieren. Die Beziehungen unter den Mitgliedern sind eng und erfüllen bestimmte Funktionen. Sie sind von den Umständen abhängig, das bedeutet, es gibt wenig Bewohner, daher ist der Bekanntschaftsgrad hoch und es leben viele Familienmitglieder im Umkreis. Wellman (1977,`83,`85) widerlegt diese These.

Er bewies, dass Stadtbewohner ebenso enge Freundschaften haben und daß neue städtische Beziehungen alte ländliche ablösen.

Es existiert kein Land- Stadt- Gefälle sozialer Beziehungen (vgl. Nestmann, S.69).

Große Entfernungen können per Telefon überwunden werden. Dadurch bleibt der Kontakt erhalten.

Das gilt aber nur für Hilfe, die über große Entfernung möglich ist (Rat, finanzielle Hilfe), nicht für akute oder praktische Hilfe (vgl. Nestmann, S.69).

Collins & Pancoast (1981) halten Stadtbeziehungen für mindestens ebenso zufriedenstellend, wie ländliche.

Sie sind der Meinung, dass Stadtbeziehungen deshalb abwechslungsreicher sind, weil enge und lockere Kontakte bestehen und eine Trennung von Netzwerksegmenten möglich ist. Städter haben mehr nicht- familiäre Beziehungen und decken dadurch mehr Bedürfnisse (vgl. Nestmann, S.70). Wenige familiäre Beziehungen werden kompensiert durch mehr außerfamiliäre Beziehungen. Fischer (1983) ergänzt dahingehend, dass es in einer Stadt wenig Nachbarschaftsbeziehungen gibt, da dort Personen die Wahl haben, ob sie sich bei Problemen an Nachbarn wenden, während bei Unterstützungsbedürfnis auf dem Land diese Alternativen nicht existieren.

Städter haben mehr Freunde mit nicht- oberflächlichen Beziehungen, die auf Freiwilligkeit basieren und sind in einen Kollegenkreis integriert.

Auf dem Land ist die Person in den Nachbarschaftskreis involviert, kann dadurch stets auf praktische Hilfe vertrauen (vgl. Nestmann, S.73).

Die Familie hat einen gleich zentralen Stellenwert auf dem Land wie in der Stadt.

In der Stadt existieren moderne Bezüge, auf dem Land traditionellere (vgl. Nestmann, S.74).

3. Settings

Nun werde ich auf das hauptsächliche Thema dieser Arbeit eingehen und zuerst die vier Settings vorstellen. Alle vier waren Untersuchungsgrundlage, was jedoch in einem späteren Kapitel behandelt werden wird. Es bestehen einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen den Settings, die sich auf die Hilfesuche auswirken und in den folgenden Abschnitten erläutert werden. Alle sind für ihre Unterstützungsfunktion bekannt und werden gern bei Problemen beansprucht.

Die entscheidendsten Unterschiede sind einmal der spontane Zugang zum Setting, sowie die Wahl des Helfers. Darauf soll nun im folgenden näher eingegangen und jedes Setting ausführlich beschrieben werden.

Es existiert eine Rangfolge der gewünschten Gesprächspartner: am häufigsten wird der Masseur gewählt, danach der Wirt, der Friseur und zuletzt der Taxifahrer.

Die Häufigkeit steht im Zusammenhang mit der Spezifik jedes Settings, die Problemgespräche fördert oder hemmt. Die Berufsangehörigen kennen die Helferfunktion ihrer Berufsgruppe und wissen, dass Unterstützung und Problembewältigung zum Berufsfeld gehört. Sie unterhalten sich über die ihnen mitgeteilten Probleme mit ihren Kollegen, was davon zeugt, dass sie sich mit ihnen beschäftigen.

3.1. Setting Taxi

Dieses Setting ist geprägt von der enormen Anzahl Einmalkunden. Diese Eigenschaft hilft bei schnellem Gesprächsbeginn, da der Fahrgast anonym und sein Gespräch incl. aller intimer Äußerungen ohne Konsequenzen bleibt. Der Fahrer ist für den Fahrgast eine non-person, er ist rollenlos. Nach Fahrtende ist die Chance, jemals wieder auf den selben Taxifahrer zu treffen, verschwindend gering.

Diese alltägliche Hilfe ist schnell und jederzeit zugänglich. Sie basiert nicht auf Verbindlichkeiten und Reziprozität (vgl. Nestmann, S.208).

Der Fahrgast bestimmt über die Kommunikation. Setzt er sich auf die Rückbank, hat er ein mögliches Gespräch schon im Voraus unterbunden. Wichtige Voraussetzung für ein Problemgespräch ist die Intimität, die in einem kleinen Setting, das das Taxi eindeutig ist, herrscht. Sie kann jedoch nur entstehen, wenn der Fahrgast mit dem Taxifahrer alleine ist (vgl. Nestmann, S.190). In den Befragungen gaben die Taxifahrer an, dass das Fahrtziel relevant für die Gesprächsthemen sind. Zum Beispiel eine Fahrt mit dem Arzt als Ziel war geprägt von Gesprächen über Gesundheit, war das Fahrtziel eine Kneipe waren es häufig Beziehungsprobleme und waren Ämter oder Beratungsstellen das Ziel klagten die Kunden über mangelnde Zuwendung seitens ihrer Familien (vgl. Nestmann, S.187).

Auch eine Uhrzeitspezifik war zu erkennen. Tagsüber fuhren mehr ältere Kunden mit dem Taxi, die viele Probleme mit ihrer Gesundheit hatten und abends und nachts fuhren viele jüngere mit, mit Beziehungsprobleme (vgl. Nestmann, S.185).

3.2. Setting Gasthaus

In diesem Setting überwiegen die männlichen Helfer, da mehr Männer als Wirte oder Barkeeper arbeiten.

Sie sehen ihr Gasthaus als sozialen Treffpunkt, an dem man Kontakt mit Freunden pflegt, zum Trinken kommt, Probleme besprechen kann oder auch nur Erholung findet.

Als Gründe für die Wahl eben dieses Gasthauses geben die Wirtes entspannte Atmosphäre, Freundlichkeit, Anteilnahme und Rat seitens anderer Gäste oder des Wirtes an.

Die häufigsten Hilfestrategien sind Zuhören, Besprechen und aktive Hilfe, das bedeutet Essen und Getränkeverpflegung oder Vermittlung (vgl. Nestmann, S.154).

In diesem Setting sind auch Hilfesuchende häufiger Männer. Das könnte einmal darin begründet sein, dass es für Männer normaler ist, allein im Gasthaus oder am Tresen zu sitzen, als für Frauen. Der Platz am Tresen erleichtert die Gesprächsaufnahme mit dem Wirt. Die soziale Funktion einer Kneipe für Männer könnte der zweite Grund sein (vgl. Nestmann, S.196).

Zugängig ist ein Gasthaus während seiner Öffnungszeiten, aber Problemgespräche finden mehr abends oder nachts statt. Mittags sind die Gäste Büroangestellte und abends Männer und junge Leute.

Die abendlichen Besucher verbringen wesentlich längere Zeit im Setting, als Mittagsgäste, es sind mehr Gäste, was die Wahrscheinlichkeit eines Problemgespräches erhöht, Alkoholkonsum ist hoch und abends haben sich die Probleme des Tages angestaut (vgl. Nestmann, S.194). Die häufigsten Probleme sind berufliche, Beziehungsprobleme, finanzielle und Feiertage, an denen viele Menschen unter Einsamkeit leiden (vgl. Nestmann, S.193ff.).

3.3. Setting Massagepraxis

(vgl. Nestmann, S.199ff.)

In dieses Setting kommen kaum spontane Besucher, da Voranmeldung und Termine nötig sind, d.h., es bedarf einer Planung und Vorbereitung, um diese Hilfequelle zugängig zu machen. Des weiteren ist sie reduziert auf Öffnungszeiten. Jedoch die Wahl des Helfers ist hier einfacher, da in der Regel Besuche häufiger vorkommen und dadurch evt. ein Lieblingsmasseur gewählt wird. Diese mehrfachen Besuche ermöglichen auch ein Wiederaufgreifen des Problems beim nächsten Besuch. Die Gespräche sind Begleiterscheinungen zur eigentlichen Dienstleistung (der Massage und nicht Grund für einen Besuch. Aber persönliche Probleme stehen im Zusammenhang mit dem Besuch (z. Bsp. Verspannung als Folge von Stress). Die Massage ist dann ein entspannendes Moment, wodurch die Hilfesuche ebenso erleichtert wird, wie durch die intime Konstellation zwischen Patient und Masseur. Sie entsteht durch Berührungen und die Notwendigkeit des Entkleidens. Meist sind es auch zweier- Konstellationen, die während der Dauer des Besuches ungestört bleiben, mit der Einschränkung, dass sie durch Trennwände nur visuell geschützt, aber einhörbar sind.

3.4. Setting Frisiersalon

(vgl. Nestmann, S.202ff.)

Auch ein Besuch beim Friseur erfordert meist Voranmeldung. Ebenso sind die Problemgespräche Begleiterscheinung zur primären Dienstleistung (69% echte Besuche) und nur 13% der Kunden kommen, um ihre Probleme zu besprechen (aber mehr, als im Taxisetting). Die Salons sind sehr unterschiedlich gestaltet, nur in großen besteht die Möglichkeit zu spontanen Besuchen, da diese weniger ausgelastet sind, als kleine Salons.

Besuche sind zeitlich eingeschränkt auf die Öffnungszeiten, aber sie sind nicht räumlich eingeschränkt, da sehr viele Salons existieren. Jeder spricht eine bestimmte Zielgruppe an und schließt so andere aus. Sie können sehr modern und/ oder teuer sein und auch die örtliche Lage schließt Klienten ein oder aus.

Die Befragungen wurden in verschiedenen Salons durchgeführt. Kleine Salons haben wenig Arbeitsund damit Gesprächsplätze, in großen ist es gegensätzlich.

Die Untersuchung ergab, dass Problemgespräche häufig stattfinden, aber nur 3% unter Beteiligung anderer Besucher. Der setting bedingte Geräuschpegel (Föngeräusche, Wasserrauschen) schränkt die Kommunikation ein und schließt andere Besucher aus, indem er leise Gespräche übertönt. Die Gesprächsthemen hängen auch in diesem Setting mit dem Besuchsgrund zusammen. Oft findet ein Friseurbesuch aufgrund bestimmter Anlässe statt, wie z. Bsp. eine Hochzeit, Trauerfeier oder ein Geburtstag. Das erleichtert die Gesprächsaufnahme. Der Friseursalon ist ein problemnahes Setting, in dem längere Gespräche möglich sind, bedingt durch die in der Regel länger dauernden Besuche, die die Möglichkeit zu verzögertem Gesprächsbeginn bieten.

4. Untersuchung

In diesem Kapitel soll nun die zugrundeliegende Untersuchung erläutert werden. Der Abschnitt ist unterteilt in Inhalt, Methode und Auswertung der Untersuchung. Es wird nochmals auf die vier Settings und weitere Unterschiede und Gemeinsamkeiten eingegangen. Im Anschluß werden die unterschiedlichen Reaktions- und Handlungsstrategien der Helfer dargestellt und erklärt.

4.1. Inhalt

(vgl. Nestmann, S.159/ 160)

Untersuchungsgegenstand sind alltägliche Hilfe und Unterstützung im Kontext diverser Settings, die bereits im vorangegangenen Kapitel skizziert wurden.

Es gibt vier Untersuchungsgruppen aus dem Bereich der role- related- helpers = natürlichen berufsspezifischen Helfer, der Taxifahrer, Wirte, Friseure und Masseure. Alle Berufsangehörige kommen viel in menschlichen Kontakt und verbale Kommunikation ist unumgänglich während des eigentlichen Dienstes. Sie haben Zeit und Gelegenheit, um Probleme zu besprechen oder auf sie angesprochen zu werden. Die Gruppe der Taxifahrer wird zum ersten Mal zur Thematik untersucht. Zu Wirten als berufsspezifische Helfer existieren bereits einige Untersuchungen, sie wurden in dieser gewählt aufgrund des hohen Anteils männlicher Helfer und -Hilfesuchender. Auf beide Berufe wird intensiv eingegangen, während die Gruppen der Masseure und Friseure verhältnismäßig oberflächlich behandelt werden. Die Masseure aus dem Grund der Nähe zum Gesundheitsbereich und die Friseure deshalb, da bereits eine Unmenge Untersuchungen zur Helferfunktion in den USA durchgeführt wurden.

Trotzdem sollen Masseure und Friseure in die Untersuchung einbezogen werden, da sie für Masseure die erste Untersuchung im Hinblick auf ihre Helferfunktion darstellt. Die Gruppe der Friseure wird wegen ihrem hohen Anteil weiblicher Kundinnen und Berufsangehöriger untersucht. Trotzdem es eine explorativer Studie (sie wird angewendet, wenn keine empirisch belegten Theorien zum Thema existieren) sein wird, werden folgende Basistheorien vorangestellt:

1. Die Berufsangehörigen werden unterschiedlich stark als Helfer beansprucht.
2. Sie leiten ihre Hilfe aus eigener Erfahrung ab.
3. Die Hilfe ist potentielle Begleiterscheinung des Berufes, aber nicht immer und nicht auf alle generalisierbar.
4. Die zu untersuchende Hilfe unterscheidet sich von professioneller Hilfe, von informeller Hilfe in primären Bezügen und untereinander.
5. Untersucht wird aus der Sicht des Helfers, daher bestehen gute Möglichkeiten zur realitätsnahen Einschätzung der Grenzen psychosozialer Hilfe im Alltag. Außerdem wird dadurch die Reflexion professioneller Hilfeprozesse, -strategien, -beziehungen ermöglicht.

4.2. Methode

(vgl. Nestmann, S.161)

Die Untersuchung wurde als multidimensionale Untersuchung konzipiert und umfasste die strukturelle und settingspezifische Dimension. Um diese Art der Untersuchung auszuwerten, benutzte man ein Breitbandverfahren der empirischen und explorativen Sozialforschung.

4.2.1. Fragebögen

(vgl. Nestmann, S.162/ 163)

Alle teilnehmenden Personen bekamen Fragebögen vorgelegt, die für die vier Gruppen ähnlich angelegt, aber trotzdem auf die berufsspezifische Settings abgestimmt waren, um einen Vergleich zu ermöglichen Darauf mussten Angaben zur Person und Fragen folgender acht Fragedimensionen beantwortet werden:

1. Problemgespräche und -bewältigungshilfen im Berufsalltag
2. Klientel und Kundschaft, deren Probleme bearbeitet werden
3. Problembearbeitungssetting (räumlich und zeitlich)
4. Problembearbeitungsprozess
5. Problemdimensionen
6. Problembearbeitungs- und Reaktionsstrategien der Helfer
7. Gefühle und Hilfereflexion der Hilfeleistungen
8. Klienten-, Problem- , Selbsteinschätzung

Die Ergebnisse wurden mit Hilfe des SPSS (=Statistical Package for the social sciences) ausgewertet. Insgesamt nahmen 347 Helfer teil, davon 89 Taxifahrer, 92 Wirte, 93 Masseure, 73 Friseure, von denen 206 männlich, 125 weiblich und 16 Personen ohne Angaben waren. Das bedeutet, dass überwiegend männliche Untersuchungspersonen mit Ausnahme Setting Frisiersalon (71% weibliche) teilnahmen.

62% der zu Untersuchenden hatten ein Alter zwischen 25- 45 Jahren und je 19% waren älter, bzw. jünger.

4.2.2. Intensivinterviews

(vgl. Nestmann, S.163/ 164)

Des weiteren wurden qualitativ problemorientierte Intensivinterviews durchgeführt.

Diese beliefen sich auf 30- 90 Minuten Länge und waren freiwillig. Es nahmen 10 Taxifahrer (drei weibliche und sieben männliche) und 12 Wirte (fünf weibliche und ebenfalls sieben männliche) teil. Man entschied sich für diese beiden Berufsgruppen erstens wegen der bisherigen empirischen Vernachlässigung und zweitens aufgrund ihrer differierenden setting- Charakteristika, die von Interesse schienen.

Die Gesprächsinitiative lag beim Befragten mit Schwerpunkt auf der informellen Unterstützung. Er wurde zu vielen Beispielen und Erinnerungen herausgefordert.

Ein grober Leitfaden galt als Hilfe für Interviewer.

Alle Gespräche wurden auf Tonband aufgenommen.

Danach wurden die Interviews zwei mal ausgewertet und Interpretation der jeweiligen Alltagstheorien, Erfahrungen, Widersprüche, Geschlechtsspezifik und lebensalterspezifischen Dimensionen herausgefiltert.

In einer vergleichenden Analyse sollten übereinstimmende und widersprechende Erfahrungen, Positionen, Meinungen der Helfer erfasst werden mit dem Ziel, Übereinstimmungen im Urteil, in Fakten und Erfahrungen zu erkennen und spezifische Unterschiede der Erfahrungsverarbeitung zu erkennen. Schlussendlich standen sechs Hauptauswertungskategorien der Einzelaussagen da, um Sinnzusammenhänge zu erhalten:

1. Setting, Konstellation der Hilfe
2. Hilfeprozess
3. Strategien der natürlichen Helfer
4. Klienten und Problembereiche
5. Gefühle, Reflexion der Hilfe
6. Rückmeldung und Einschätzung der Effektivität

4.2.3. Beobachtung

(vgl. Nestmann, S.167- 170)

Zur Gegenkontrolle, Vertiefung, Veranschaulichung und um das Forscher- BeforschtenRollenverhältnis zu umgehen, wurden auch Beobachtungen durchgeführt.

Sie galten als methodische Ergänzung, da unwichtig scheinende Hilfe über subjektive Befragung nicht erhebbar ist.

Nach den Beobachtungen konnten dann die Forscher und Beforschten Perspektive gegenübergestellt werden und die Möglichkeit der Kontextorientierung (Charakter der Beteiligten und der Umgebung) wahrgenommen werden.

Da bei Taxifahrern Beobachtung nicht sinnvoll ist, wurden diese verdeckt befragt. Das bedeutet, daß während der Taxifahrt die Gespräche auf Tonband aufgenommen wurden und so Verzerrungen (z. Bsp. Bemühungen um Problemgespräche oder besondere Zuwendung zu Problemen) vorgebeugt.

61 Gespräche insgesamt wurden aufgezeichnet. Davon konnten 16 als Problemgespräche und sieben als sozial unterstützende kategorisiert werden, d.h. es fand kein direktes Problemansprechen statt, aber der Fahrgast suchte nach Bestätigung der eigenen Meinungen und Ansichten. Die 16 Problemgespräche wurden hinsichtlich folgender Dimensionen analysiert:

- beteiligte Personen (Anzahl, Alter, Geschlecht, Charakter)
- Fahrort, -zeit
- Fahrlänge, -ziel
- Gesprächsbeginn, -verlauf, -ende
- Gesprächsthemen (allgemein, problemspezifisch)
- Verteilung der Gesprächsaktivität

Nach dieser Einteilung fanden Vergleiche und Einzelanalysen der Gespräche statt, in denen Besonderheiten, Struktur und Zusammenhänge herausgefiltert wurden.

Die ausgewählten Wirte unterzog man einer teilnehmenden Beobachtung. in ausgewählter Kneipe mit einer Variation der Beobachtungszeit zwischen 17 und 23 Uhr. Eine Beobachtung dauerte je nach Setting (Anwesende, Gesprächsinhalte) ca. 45 - 180 Minuten.

In einigen Fällen wurde sie wiederholt, um eventuelles Wiederaufgreifen der Problemgespräche zu erleben. Unvermeidliche Nebenwirkung war eine entstehende Vertrautheit zwischen Beobachter und Wirt, der Forscher kam in den Status eines Stammgastes und es fanden vertrautere Gespräche statt. Die Gründe für die Auswahl eines bestimmten Lokals waren sehr verschieden, spielten dennoch als Gesamtheit in die Entscheidung hinein:

- Überschaubarkeit des Lokals
- Existenz von Wirt und Wirtin
- das Klientel sollte möglichst gemischt sein in Alter, Geschlecht und Schicht, darunter sollten sich viele Stammgäste befinden
- Öffnungszeit als wichtiger Punkt, um zu verschiedenen Tageszeiten beobachten zu können (10-14 Uhr; 17 - 1 Uhr)
- wenn möglich, sollte überwiegend Theken-, dafür kaum Speisengeschäft stattfinden
- es musste eine Rückzugsmöglichkeit an Spielautomaten in Tresennähe für den Beobachter geben, um Thekengäste ungestört beobachten zu können

Der Beobachter erhielt einen kaum vorgegebenen Beobachtungsplan, der tägliche, aber zeitlich begrenzte Beobachtung vorschrieb. Weiterhin waren nur Interaktionen zwischen Wirt und Gast, aber nicht zwischen Gästen untereinander von Bedeutung.

Dabei sollten anweisender Personen, Zeiten, Themen und Beteiligte registriert werden und vermerkt werden, wenn ein bestimmtes Thema am gleichen Tag oder später wieder aufgegriffen wird Besondere Aufmerksamkeit in Hilfeprozessen lag auf Entwicklung, Beginn, Verlauf, Ende, Reaktionen und Settings.

4.3. Auswertung:

(vgl. Nestmann, S.169/ 170)

Nach den Beobachtungen erfolgten chronologische Niederschriften aus dem Gedächtnis, mit dem

Risiko, dass Situationen oder Ereignisse bereits vergessen oder fehlinterpretiert wurden. Daher war es wichtig, das Protokoll so schnell, wie möglich anzulegen und es mit vorangegangenen oder anderen Beobachtungen zu vergleichen.

Die Inhalte der Niederschriften wurden danach kategorial analysiert, damit Zusammenhänge herausgestellt und gewahrt wurden. Die horizontalen Kategorien waren Beteiligte, Zeit, Themen,

Reaktionen, Setting und stattgefundene Problemkommunikation, wobei besondere Vorkommnisse in den einzelnen Kategorien vermerkt werden sollten.

Anhand der Auswertungen der Untersuchung, wurden Reaktionsstrategien, Hilfestrategien, Art und Intensität der Belastungen für den Helfer und Formen der Hilfesuche herausgefunden. Auf diese soll im nächsten Kapitel näher eingegangen werden.

5. Strategien der Helfer

Die im folgenden beschriebenen Strategien müssen im Zusammenhang betrachtet werden. Im Normalfall werden verschiedenen Strategien angewendet, um eine erfolgreiche Hilfe anzustreben mit der Ausnahme des bloßen Zuhörens.

5.1. Zuhören

Es handelt sich hierbei um eine grundlegende Reaktion, die anderen vorausgeht. Sie ist sozusagen eine Eingangsstrategie.

Sie ist unerlässlich zur Diagnose, Information und Interpretation von Problemen.

Mit ihrer Hilfe entstehen erste Kontakte, aus denen Beziehungen aufgebaut werden können (vgl. Nestmann, S.239).

Der Wirt wendet diese Strategie an, um sich in ein Problem einzuarbeiten. Bei Unklarheiten oder fehlenden Informationen wird er nachfragen. Er flechtet jedoch nur selten eigene Erfahrungen in seine Ratschläge ein, um Rückschlüsse auf seine Person zu vermeiden und keine zu intimen Dinge von sich preiszugeben (vgl. Nestmann, S.251).

Taxifahrer dagegen bringen sehr oft und viele eigene Erfahrungen ein. Sie geben Rat, ohne das Problem genau zu kennen. Das ist darin begründet, dass eine Taxifahrt meist viel zu kurz ist, um sich ernsthaft in das Problem einzuarbeiten, also liegt es nahe, zu versuchen mit eigenen Erfahrungen Hilfe zu geben (vgl. Nestmann, S.249).

Passives Zuhören unterscheidet sich vom eigentlichen Zuhören dahingehend, dass hierbei Interesse vorgespielt wird, jedoch keine Informationsaufnahme stattfindet. Der Hilfesuchende wird reden gelassen, meist aus Höflichkeit und/ oder aufgrund örtlicher Gegebenheiten und Situationen, aus den es kein Entkommen gibt.

Es handelt sich trotzdem um eine Form der Hilfe und zählt zu den nicht hilfeorientierten Reaktionsstrategien, denn in den meisten Fällen ist Hilfesuche die Suche nach einem Zuhörer, bei dem man seine Probleme ,,abladen" kann und somit einen Überblick über die eigene (missliche) Situation erhält (vgl. Nestmann, S.242).

5.2. Problemlösungsstrategien

Problembewältigung ist ein rationales, gezieltes Vorhaben und geht gemeinsam mit Hilfe eigener Erfahrungen, Reflexion und Interpretation der Situation vonstatten (vgl. Nestmann, S.243).

Eine Strategie ist das Umdeuten von Problemen, Belastungen kann man ebenso als Herausforderungen sehen, subjektiv große Probleme werden in kleine, unwichtige reinterpretiert.

Eine erste Reaktion stellt das Nachfragen dar, mit dessen Hilfe die Situation analysiert und sich in das Problem eingearbeitet werden kann (vgl. Nestmann, S.244).

Dabei werden eigene Erfahrungen eingebracht, Probleme reflektiert und zum Überlegen angeregt, ebenso kann der Helfer neue Perspektiven eröffnen (vgl. Nestmann, S.245). Man unterscheidet dabei die Problem unspezifische Erörterung von der Problembewältigung, die Grundlage sozialer Beziehungen darstellt. Sie umfasst die Deutung allgemeiner Themen, Ratschläge und den Austausch persönlicher Gedanken (vgl. Nestmann, S.243).

5.3. Beraten

Bei der beratenden Hilfe versucht der Helfer, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Im Normalfall vermischt er dabei direktive und nicht- direktive Ratschläge, um Verantwortung zu umgehen (vgl. Nestmann, S.249).

Direktiv heißt, dass direkte Handlungsanweisung erfolgen; nicht- direktiv bedeutet Rat geben und Alternativen aufzuzeigen (vgl. Nestmann, S.249/ 250).

Ein Wirt ist der direktive Helfer, indem er Essen und Trinken bereitstellt oder vermittelt (an Frauenhäuser oder an Mitfahrgelegenheiten (vgl. Nestmann, S.262/ 263).

Der Taxifahrer der nicht direktive. Er zeigt viele Wege auf und gibt Rat nebenbei. Diese Handlungsweise ist gekoppelt mit eigenen Erfahrungen, da zum einen der Fahrgast und dessen Probleme und Umstände dem Fahrer nicht bekannt sind, zum anderen hat die Hilfe keinerlei Konsequenzen. Nur selten gibt ein Taxifahrer praktische Hilfe, die sich dann aber auf Hilfe beim Aussteigen, zur Wohnung geleiten oder Tasche tragen beschränkt (vgl. Nestmann, S.262).

Insgesamt kann man feststellen, dass wenig Rat zu intimen Problemen (Familie, Beziehung) gegeben wird, sondern mehr zu allgemeinen Problemen (Urlaub).

Friseure helfen am meisten mit Vermittlung. Insgesamt gaben 22% der Angehörigen dieser Berufsgruppe an, ihre Kunden an andere Stellen und Dienste zu verweisen. Dabei stellte sich heraus, dass diese Strategie zunimmt, um so länger der Friseur im Beruf ist.

Als mögliche Gründe können burn-out Prozesse, Erkennen eigener Grenzen und mangelhafte Information über Hilferessourcen jüngerer Friseure hervorgebracht werden (vgl. Nestmann, S.263).

Auch Masseure bevorzugen den Weg der Vermittlung (10%). Sie vermitteln prävalent an ärztliche und weniger an soziale Gesundheitsversorgungsdienste (vgl. Nestmann, S.264).

5.4. nicht hilfeorientierte Strategien

(vgl. Nestmann, S.266)

Darunter versteht man die Ablehnungsstrategie, bei der ein Gespräch an andere weitergegeben wird und das Sich- entziehen, bei dem der Hilfesuchende reden gelassen wird, was dem passivem Zuhören ähnlich ist. Die dritte nicht- hilfeorientierte Reaktion ist, wenn die eigentliche Arbeit/ Tätigkeit vorgeschoben wird, um einer Hilfeaufforderung zu entgehen.

6. Belastung für den Helfer

Ein Drittel der Befragten gab in der Untersuchung an, von den Problemen, die ihnen mitgeteilt werden, belastet zu sein.

Lediglich Taxifahrer empfinden diese als nicht besonders hoch, da zwischen ihnen und ihren Fahrgästen keine intime Situation oder enge Beziehung während der kurzen Fahrtzeit entstehen kann. Der Wirt stark belastet, da einige seiner Stammgäste zu Freunden geworden sind und demzufolge dessen Probleme auch seine werden (vgl. Nestmann, S.290).

6.1. hohe Belastung

(vgl. Nestmann, S.291/ 292)

Stark belastet fühlen sich die alltäglichen Helfer vor allem dann, wenn die Probleme unlösbar scheinen. Sie spüren in solchen Situationen ihre eigenen Grenzen und Hilflosigkeit. Diese schürt die Angst vor falschen Ratschlägen, besonders bei seltenen und unbekannten Problemen. Natürlich nimmt die Bedeutung dieser Gründe mit zunehmenden Hilfeerfahrungen ab. Ein bedeutender Grund für große Belastung ist die Nähe zu eigenen Problemen oder zum Hilfesuchenden. In diesen Gesprächen scheint die eigene Hilflosigkeit ungleich höher.

6.2. niedrige Belastung

(vgl. Nestmann, S.292/ 293)

Ein Schutz vor hoher Belastung durch fremde Probleme bildet die Schutzdistanzierung mit Rollenverständnis, bei der der Berufsangehörige keine Probleme an sich herankommen lässt und Hilfesuche abblockt mit der Begründung, dass er z. Bsp. kein Psychiater sei. Andere Gründe für geringe Belastungen sind Situationen, in denen der Berufsangehörige eigene Probleme bewältigen muss und deshalb kein Interesse an anderen hat.

Selbstverständlich empfindet der Helfer auch dann eine niedrige oder keine Belastung, wenn er durch sein helfen positive Gefühle empfindet. Das ist der Fall, wenn der Kunde zufriedener wirkt nach dem Gespräch, ebenso bei häufigem Angesprochenwerden, das ihm das Gefühl von Kompetenz gibt. Ein Wirt ist aus verschiedenen Gründen an Problemgesprächen interessiert: er hofft auf Umsatz und Stammkundschaft, außerdem wird seine Arbeit dadurch vielfältiger. Seine Bezahlung erhält er indirekt über Trinkgelder, Dankbarkeit und Stammkundschaft.

Die Motivation des Helfers ist gebunden an Vorlieben für bestimmte Themen. Außerdem muss der Kunde zuerst die Reaktion zeigen, die anzeigt, dass er Hilfe wünscht.

Insgesamt jedoch überwiegen die positiven Gefühle.

7. Hilfesuche

Hilfesuche ist entweder direkt, indirekt, d.h. sie entwickelt sich aus dem allgemeinen Gesprächsverlauf oder der Helfende spricht das Problem an.

Im Taxisetting erkennt der Fahrer schon am Verhalten des Fahrgastes, ob dieser Hilfe sucht oder nicht. Das Problem für den Fahrgast besteht darin, dass er sich den Fahrer nicht auswählen kann, er bekommt ihn zugeteilt und muss dann entscheiden, ob er ihm sein Problem anvertrauen will oder nicht. Dabei kann er nicht einschätzen, ob der Fahrer ein guter Helfer oder Zuhörer ist. Da die Taxifahrten häufig nur kurz sind, ist der Fahrgast indirekt gezwungen, den Weg der direkten Hilfesuche einzuschlagen, da er sonst zu wenig Zeit hat, darüber zu sprechen. Dabei sind Aktualität und Normen ausschlaggebend für Spontaneität. Das Besondere im Taxi ist, dass auf engen Raum zwei Personen sind, die beide den Druck zur Kommunikation empfinden, aus Höflichkeit, was eine Problemansprache fördert (vgl. Nestmann, S.207).

In anderen Berufsgruppen wird seltener direkt Hilfe gesucht. Bei den Masseuren ist Stammkundschaft die Basis von Problemerörterung. Es besteht hier auch Möglichkeit, das Problem beim nächsten Besuch wieder aufzugreifen. Die verhältnismäßig lange Dauer des Aufenthalts in der Praxis fördert indirekter Hilfesuche, da Zeit vorhanden ist, über Umwege auf das Problem zu sprechen kommen (vgl. Nestmann, S.211).

In Gasthäusern ist direkte Hilfesuche ebenso selten. Das ist darin begründet, dass Fremde eine Aufwärmphase brauchen. Sie stehen beim ersten Besuch des Lokals einer Vielzahl von Settingeindrücken gegenüber, die gleichzeitig auf sie einwirken. Die Analyse und Beurteilung der Umgebung und der Ausstrahlung des Wirtes beschränkt die Spontaneität. Der Gast durchläuft in den ersten Minuten des Besuchs vier Phasen (vgl. Nestmann, S.212/ 213):

1. affektive Reaktion auf Umwelt: Lautstärke, Anzahl der Gäste, Hoffnung auf Hilfe berechtigt oder nicht
2. Orientierungsreaktion: Hilfesuchender setzt sich mit Setting in Beziehung, ob er sich wohl fühlt
3. Identifikationsprozess von Analysekategorien: subjektive Beurteilung der Gegebenheiten (Wirt sympathisch, Platz an der Theke frei?)
4. Analyse der Umgebungskontingenzen: Versuch, bestimmte Reaktionen vorherzusagen (ist Wirt gesprächsbereit?)

Diese vier Reaktionen beschränken die Spontaneität, während ein Stammgast diese Phasen nicht mehr durchläuft.

Bisonette dagegen ist der Meinung, dass der Wirt eine Non- Person ist aufgrund hoher Kundenfluktuation und daher hat seine Beziehung zu den Gästen Durchgangscharakter. Daran hat sich der Wirt angepasst, indem er viele Reaktions- und Handlungsstrategien parat hat (vgl. Nestmann, S.213/ 214):

- Er ist Hilfeperson, wenn er angesprochen wird.
- Er ist unbedeutend, wenn andere angesprochen werden.
- Er ist distanziert bei unpassenden Themen.

Für den Hilfesuchenden, der kein Stammgast ist, besteht eine Ambivalenz. Wenn er sein Problem einem fremden Wirt mitteilt, muss er keine Konsequenzen, die sich aus Gespräch ergeben (Reziprozität, Vertrauensbruch) fürchten, kann aber dafür den Nutzen einer Hilfe nicht abschätzten. Öffnet er sich einem Wirt, den er kennt könnte eine peinliche Situation bei Zurückweisung entstehen. Ein Stammgast kann die Situation einschätzen (vgl. Nestmann, S.214).

8. Geschlechtsunterschiede

als Hilfesuchender

Defares 1985 fand heraus, dass Frauen häufiger Hilfe suchen und in Anspruch nehmen.

Dagegen sind Männer sozialisationsbedingt gehemmt im Akzeptieren und Öffentlichmachen von Problemen. Aus diesem Grund gehören sie nur selten zu den Hilfesuchenden (Nestmann, S.97). Frauen beginnen ihre Hilfesuche bei Vertrauten und empfinden große Enttäuschung, wenn die erwartete Hilfe nicht erfolgt. Ausnahme bilden finanzielle Probleme, in deren Falle Hilfe bei Institutionen gesucht wird. Wenn möglich nehmen sie auch verschiedene Hilfen gleichzeitig an, was kumulative Hilfeeffekte zur Folge hat.

Männer helfen sich selbst (vgl. Nestmann, S.98).

Die Rangfolge der gewünschten Helfer während einer Hilfesuche ist bei Frauen und Männern gleich: zuerst wird der Partner gebeten, danach die Familie und Freunde und als Ausweichmöglichkeit werden die Kollegen angesprochen (vgl. Nestmann, S.100).

als Helfer

Untersuchungen ergaben, dass Frauen die häufigeren Helfer sind, besonders in der Familienverpflegung. Auch Töchter, Schwiegertöchter und andere weibliche Familienangehörige werden mehr als Helfer in Anspruch genommen, als Söhne, Ehemänner, Schwiegersöhne etc. (vgl. Nestmann, S.101).

Fischer (1982) betonte, dass Frauen mehr geben, als sie nehmen. Das scheint darin begründet, dass sie sich dadurch gebraucht und bestätigt fühlen. Die negative Wirkung bildet die häufige Überlastung. Auch Kessler (1985) ist der Meinung, dass Frauen an den Bedürfnissen ihrer Familie orientiert sind und hohes Verantwortungsgefühl empfinden, diese zu befriedigen.

Ebenso sind sie stärker vertreten in Gesundheits- und Versorgungsberufen (Krankenschwester, Pfleger, Erzieherin, Sozialarbeiterin) (vgl. Nestmann, S.107).

Sie sind oft von somatischen, psychologischen Störungen bedroht, während ihre Ehemänner seltener von genannten Störungen betroffen sind, da sie von ihren Frauen versorgt werden. Ein Ehemann sucht Unterstützung bei seiner Frau, eine Ehefrau bei ihrer Freundin. Das ist ein Widerspruch zu der Aussage, dass Ehepartner erste Ansprechpartner sind. Man kann es damit begründen, dass der Ehemann zu wenig Unterstützung gibt und deshalb die Freundin um Hilfe gebeten wird. Trotzdem ist der Mann aber der erwünschte Helfer (vgl. Nestmann, S.103). Man kann erkennen, dass auch bei der Hilfesuche diverse Geschlechtsunterschiede existieren.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Alltägliche Helfer
Hochschule
Technische Universität Dresden
Autor
Jahr
2000
Seiten
13
Katalognummer
V103084
ISBN (eBook)
9783640014644
Dateigröße
372 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alltägliche, Helfer
Arbeit zitieren
Mandy Schmeißer (Autor:in), 2000, Alltägliche Helfer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103084

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