Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2. Begriffserklärungen
2.1 Begriffserklärung „System“
2.2 Begriffserklärung „Beratung“
2.3 Begriffserklärung „Soziale Arbeit“
2.4 Begriffserklärung „Kinder- und Jugendhilfe“
3. Soziale Arbeit Geschichte
3.1 Tätigkeiten der Sozialen Arbeit
3.2 Beratungskompetenz in der Sozialen Arbeit
4. Systemische Therapie/Beratung Geschichte
5. Methoden der systemischen Beratung
6. Beratungssituation in der Kinder- und Jugendhilfe
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Aufgrund der Komplexität von sozialer Arbeit und systemischen Beratung möchte ich in der folgenden Hausarbeit der Frage nachgehen „Welche Relevanz die systemische Beratung für Sozialarbeiter*innen in der Kinder- und Jugendhilfe hat?“
Zu Beginn werden die wesentlichen Begriffe, wie „System“, „Beratung“, „Soziale Arbeit“ und „Kinder- und Jugendhilfe“ erläutert, um den darauffolgenden Sachverhalt besser nachvollziehen zu können.
Im dritten Kapitel wird auf den geschichtlichen Aspekt der Sozialen Arbeit eingegangen. Darauffolgend werden die Tätigkeiten der Sozialen Arbeit erörtert, mit welchen Aufgaben befasst sich die Soziale Arbeit?
Im Nachgang wird auf die Beratungskompetenz in der Sozialen Arbeit Bezug genommen, welche Relevanz hat dies für die Ausübung der Tätigkeit?
Das vierte Kapitel handelt von einem kurzen Einblick in die Geschichte der systemischen Therapie/Beratung.
Die systemische Beratung verfügt über eine Vielzahl an Methoden, aufgrund des großen Umfangs kann nicht auf alle Methoden eingegangen werden, allerdings werden die elementaren Methoden näher dargestellt.
Dadurch, dass die Beratung fundamentaler Bestandteil der Sozialen Arbeit ist, wird darauf Bezug genommen, welche systemischen Methoden in der Sozialen Arbeit verwendet werden.
Um der Hausarbeit eine Praxisnähe zu verleiten wird abschließend eine Beratungssituation aus meinem letzten Praktikum in der Kinder- und Jugendhilfe dargestellt.
2. Begriffserklärungen
Im Folgenden werden die elementaren Begriffe dieser Hausarbeit erläutert.
2.1 Begriffserklärung „System“
Viele Aspekte der systemischen Beratung stammen aus der Biologie, der Medizin, Kommunikationstheorie, dem Konstruktivismus und vielen weiteren Wissenschaftlichen Feldern (vgl. Sautter et al. 2016, S.27). Im Fokus des Systems stehen Beziehungen, die ganze Welt besteht aus Beziehungen. Allerdings sind die jeweiligen Objekte nicht von großer Bedeutung, sondern das Verhältnis zwischen ihnen (vgl. Ritscher, 2002, S. 35). Wenn wir von einem System sprechen, sprechen wir über ein Modell in unserem Kopf, mit dessen Hilfe wir die Wirklichkeit wahrnehmen, beschreiben, erklären, theoretisieren und handelnd gestalten (vgl. Ritscher, 2002, S. 27). Ein System kann eine beliebige Gruppe von Elementen sein, die durch Beziehungen miteinander verbunden und durch eine Grenze von ihren Umgebungen abgetrennt sind.
Unter dem Begriff „systemisch“ ist zu verstehen, dass das zwischenmenschliche System untersucht wird – indem sich der Klient, die Klientin derzeit befindet (vgl. Schlippe et al, 2012, S. 31).
Um den Problemzustand zu analysieren, wird eine Vielzahl von Methoden angewendet. Im weiteren Verlauf der Ausarbeitung werden klassische Methoden erörtert.
Fast jeder Eingriff in ein System, hat Auswirkungen auf das ganze System. Denn es geht in Systemen wie bereits angedeutet, immer um Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Beteiligten. Es findet nie eine isolierte Betrachtung der Person statt, sondern immer eine Betrachtung auf das ganze System. Wenn bereits bei einer Person im System eine Veränderung eingetreten ist, ist folglich das ganze System von Veränderungen betroffen (vgl. Sautter et al. 2016, S.20).
Das System geht davon aus, dass der Klient der Experte des eigenen Sachverhalts ist. Ebenfalls ist die systemische Sichtweise davon überzeugt, dass jeder Klient, jede Klientin eine Lösung entwickeln kann. Die Anwendung der eigenen Ressourcen wird dabei für die individuelle Lösungsfindung verwendet (vgl. Institut für integrative Lerntherapie und Weiterbildung, o.J.).
2.2 Begriffserklärung „Beratung“
„Beratung definieren wir als eine freiwillige, meist kurzfristige, oft nur situative soziale Interaktion bei nicht-pathologischen Problemfällen zwischen einem professionellen Berater und einem Ratsuchenden.“ (Lexikon der Psychologie, o.J.) Wenn einer oder mehreren Personen bei der Lösungsfindung geholfen wird, wird von systemischer Beratung gesprochen (vgl. Schlippe et al., 2012, S. 31).
„Beratung ist eine weitverbreitete und vielfältige Hilfeform, eine der zentralen professionellen Handlungsorientierungen und eine der wichtigsten Methoden sozialer, sozialpädagogischer und psychosozialer Arbeit.“ (Sickendiek et all, 2008, S. 13)
2.3 Begriffserklärung „Soziale Arbeit“
Soziale Arbeit fördert die gesellschaftliche und soziale Entwicklung von Menschen und deren Selbstbestimmung. Die Grundlagen der Sozialen Arbeit bestehen in der sozialen Gerechtigkeit, Menschenrechte und die Achtung der Vielfalt. Sie umfasst die alltägliche Unterstützung von Menschen und gibt Hilfestellungen für verschiedene Problemsituationen (vgl. Bpb., o.J.).
Währenddessen reagiert sie mit differenzierten Lösungsansätzen auf die Problematik.
2.4 Begriffserklärung „Kinder- und Jugendhilfe“
Die Jugendhilfe definiert sich als Zusammenfassung der Leistungen, die öffentliche und ebenso auch freie Trägerschaften der Kinder, Jugendliche und deren Familien anbieten. Diese Leistungen sind im SGB VIII verankert. Allgemein zusammenfassend gilt, dass die Kinder- und Jugendhilfe dem Schutz des Kindeswohls, Förderung der Entwicklung, Schaffung positiver Lebensbedingungen der Beteiligten, dem Abbau von Benachteiligungen und der Beratung/ Unterstützung der Eltern dient
3. Soziale Arbeit Geschichte
Die Entstehung des Berufes ist eng verknüpft mit der Auseinandersetzung über das Verhältnis von Arbeit und Armut und der Verteilung der gesellschaftlich verfügbaren Ressourcen. Denn wenn sich gefragt wird, wie das neue entstanden sei, ist es immer vom Vorteil sich die alte Geschichte anzuschauen. Die klassische Soziale Arbeit entwickelte sich zu einem Teil aus dem christlich-humanitären Impuls, in Not befindlichen Menschen zu helfen. Im Vordergrund stand dabei die paternalistische Unterstützung der Armen, ihre gesellschaftliche Anpassung und sowohl die staatliche Kontrolle (vgl. Ritscher, 2000, S. 180). Die mittelalterliche Armenversorgung war keine systematische Strategie zur Bearbeitung und Beseitigung sozialer Notlagen – denn die Armut wurde nicht als soziales Problem gedeutet.
„Die Logik der Hilfe war religiös motivierte Mildtätigkeit, die dem Seelenheil des Gebers diente.“ (ebd.) Für die Reichen war Armut ein Anlass zum Geben von Almosen, auf diesem Weg konnten sie ihre Sünden tilgen.
Nach dem 30-jährigen Krieg setzte sich unter dem Einfluss der protestantischen Ethik überall eine andere Sichtweise durch. Arbeit wurde als Pflicht jedes Menschen angesehen, wer als arbeitsfähig eingeschätzt war und nicht arbeitete, wurde bestraft. Es wurden Sozialversicherungen vom Staat entwickelt, die Sozialhilfe wurde geschaffen und es entstand die Heimerziehung. Im Jahr 1990 ist die Jugendhilfe mit dem Kinder- und Jugendhilfegesetz nach fachlichen Prinzipen völlig neugestaltet worden (vgl. Ritscher, 2000, S. 180).
3.1 Tätigkeiten der Sozialen Arbeit
Die Beratung in der Sozialen Arbeit ist von der großen Komplexität charakterisiert. Es liegt sowohl kein definiertes Aufgabenspektrum und kein bestimmtes Klientel vor. Quasi sind alle Alltagsprobleme potenziell dazu in der Lage, ein Thema der Beratung zu werden. Aufgrund der großen Spannweite wird häufig der Begriff „Allzuständigkeit“ der Sozialen Arbeit zugeordnet (vgl. Ritscher, 2006, S. 80).
In erster Linie befasst sich die Soziale Arbeit mit der Vermeidung, Linderung und Lösung von Problemen. Der Kern der Sozialen Arbeit ist systemisch.
Im Fokus steht die Person-Umwelt-Beziehung und die für sie nützlichen Organisationen, mit denen sie ihren Alltag leichter bewältigen können. Ihre Intervention besteht darin, die Ausweitung und Differenzierung von Bewältigungsmöglichkeiten durch die Erschließung von neuen oder bislang blockierten Ressourcen (vgl. Ritscher, 2006, S. 75).
Meist leiden Klient*innen unter sozialen Problemen, die sie nicht alleine lösen können. Dabei ist zu bedenken das alle Menschen im Laufe ihres Lebens mit sozialen Problemen zusammenstoßen werden, allerdings gibt es auch Personen, die für die Lösungsfindung keine außenstehende Hilfe benötigen. Die Soziale Arbeit versucht in Einbezug des Klienten herauszufinden, welche Art des Problems gerade vorliegt und wie sie dieses mit Hilfe der Ressourcen steuern oder sogar bewältigen können.
Das spezielle in der Sozialen Arbeit ist es, dass die Fachkräfte sich mit vielen unterschiedlichen Thematiken auskennen sollten, sich aber dennoch in der Thematik nicht zu sehr spezialisieren. Hier wird dann von einer sogenannten Zwischenprofession gesprochen, die Sozialarbeiter*innen verfügen über unterschiedliche gewichtete Kompetenzen und Informationen. Wenn sich die Fachkraft einseitig auf eine bestimmte Thematik konzentriert, droht das Verlieren der Kernkompetenz als Zwischenprofession (vgl. Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V., 2020).
Gern wird die Soziale Arbeit auch als eine „Ambivalenz lästige Profession“ angesehen, die in sich widersprüchliche Aufgaben zu leisten hat. Darunter sind folgende vier Ambivalenzen zu verstehen: Hilfe und Nichthilfe, Hilfe und Kontrolle, Lebensweltorientierung und Ökonomisierung und die Gesellschaftliche Verursachung sozialer Probleme und individuelle Verantwortungszuschreibung (vgl. Schlippe et al., 2012, S. 85). Aufgrund des Umfangs kann ich auf die Erläuterung der Begriffe nicht eingehen. Dennoch kann zusammenfassend festgehalten werden, dass in diesem Aspekt die Soziale Arbeit und das systemische Denken gut zusammenpassen. Beide halten solche Ambivalenzen für unvermeidlich und selbstverständlich (vgl. ebd.).
3.2 Beratungskompetenz in der Sozialen Arbeit
Beratung ist ein großer Faktor in nahezu allen Bereichen Sozialer Arbeit. Deshalb ist die Beratungskompetenz für eine professionelle Berufspraxis der Fachkräfte entscheidend. Die Beratungskompetenz ist für die Ausübung der Tätigkeit von wesentlicher Bedeutung.
„Die Persönlichkeit des Beraters, sein Menschenbild, die Beziehung zwischen Berater und Klienten, sowie die ständige kritische Reflexion der Beraterrolle bilden den Rahmen und die Grundlage für den eigentlichen Beratungsprozess.“ (Bachmair et al., 2014, S.13) Aufgrund dessen wird Beratung als Schlüsselkompetenz der Sozialen Arbeit bezeichnet. Dem zu folge ist Beratung eine der wesentlichen handlungsformen Sozialer Arbeit neben vielen weiteren differenzierten Tätigkeiten. Beratung ist eine übergeordnete Handlungsform Sozialer Arbeit, da sie in den meisten Hilfsangeboten zum Einsatz kommt und so vielfältig ist, wie Soziale Arbeit selbst.
Laut Thiersch wird zwischen der informellen und formalisierten Beratung in der Sozialen Arbeit differenziert. Die formalisierte Beratung erfolgt in Institutionen. Hingegen wird die informelle Beratung in den meisten Felder der Sozialen Arbeit ausgeführt. Unteranderem in Ambulanten Familienhilfe, Schulsozialarbeit, Straßensozialarbeit und in vielen weiteren Bereichen (vgl. Albrecht, 2017, S. 48).
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