Die voranschreitende wirtschaftliche Integration der Europäischen Union (EU)1 in Verbindung mit der Erweiterung der EU um neue Mitgliedsstaaten wirft die Frage auf, welche Form zukünftig zu erwartende Arbeitskräftebewegungen in Europa besitzen werden. Das besondere Augenmerk liegt hier auf den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL)2.
In der Literatur hat dabei die Frage der Aufenthaltsdauer von Migranten in einem Aufnahmeland bisher nur wenig Beachtung gefunden. Im Zuge der Osterweiterung der EU beschäftigen sich zahlreiche Studien mit Prognosen über den Umfang der Zuwanderungsströme nach Eintreten von Niederlassungsfreiheit für Personen und Freizügigkeit für Arbeitnehmer.3
Diese beiden Kriterien sind unabdingbare Elemente einer vollwertigen EUMitgliedschaft.4
Der Migrationsstrom im Zuge der Erweiterung wird sich auf Österreich und Deutschland, insbesondere die Grenzregionen dieser beiden Länder zu den MOEL, konzentrieren. Allein 75 Prozent der migrierten Menschen und 80 Prozent der erwerbstätigen Migranten aus den MOEL ließen sich bis 1999 in diesen beiden Ländern nieder. In Österreich machten Migranten aus den Ländern Bulgarien, Polen, Rumänien, Tschechien, Slowakei und Ungarn in 1995 1,1 Prozent, in Deutschland 0,5 Prozent der Beschäftigten aus.5
Die vorliegende Arbeit betrachtet dabei das Migrationspotential, das in den Staaten Mittel- und Osteuropas besteht und gibt unterschiedliche Schätzungen bezüglich der Anzahl der Migranten wieder. Sie nimmt bezug auf Befragungen migrationsbereiter Mittel- und Osteuropäer, die nach einer begrenzten Zeit der Wanderung in die EU wieder in ihr Heimatland zurückkehren wollen.
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1 Zur Europäischen Union gehören die Staaten Deutschland, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien und das Vereinigte Königreich.
2 Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn bilden die MOEL.
3 Die Kodifizierung der Freizügigkeit erfolgt in Artikel 39 des EG-Vertrages.
4 Vgl. Brücker, H. / Trübswetter, P. / Weise, C.: EU-Osterweiterung: Keine massive Zuwanderung zu erwarten. In: Wochenbericht. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.), 67. Jahrgang (2000), S. 315.
5 Vgl. Boeri, T. / Brücker, H.: The Impact of Eastern Enlargement on Employment and Labour Markets in the EU Member States. European Integration Consortium (Hrsg.). Berlin / Mailand 2001, S. 53.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Abschätzung des Migrationspotentials
- Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen Situation in den MOEL
- Arbeitslosigkeit
- Erwerbstätigkeit
- Bruttoinlandsprodukt
- Kaufkraftparitäten
- Migration als Investition in Humankapital
- Referenzmodell zur Migration bei Geltung der Kaufkraftparität
- Modellierung optimaler Rückkehrzeitpunkte
- Nichtgeltung von Kaufkraftparität und konstante Preise
- Nichtgeltung von Kaufkraftparität, konstante Preise, Arbeitslosigkeit
- Logarithmische Nutzenfunktion
- Innere Lösung
- Randlösung
- Logarithmische Nutzenfunktion bei Arbeitslosigkeit
- Innere Lösung
- Randlösung
- Berechnung optimaler Rückkehrzeitpunkte
- Migration von den MOEL in die EU
- Migration von den MOEL nach Deutschland
- Migration von den MOEL nach Österreich
- Kritik der Berechnung optimaler Aufenthaltsdauern
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Aufenthaltsdauer von Migranten im Gastland anhand des Beispiels der EU-Osterweiterung. Im Mittelpunkt stehen die ökonomischen Faktoren, die die Entscheidung für eine dauerhafte oder temporäre Migration beeinflussen. Ziel ist es, ein Modell zu entwickeln, das die optimalen Rückkehrzeitpunkte für Migranten unter verschiedenen Bedingungen, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit oder konstante Preise, prognostiziert.
- Ökonomische Faktoren, die Migration beeinflussen
- Modellierung optimaler Rückkehrzeitpunkte
- Analyse der Migration von den MOEL in die EU
- Einfluss von Arbeitslosigkeit auf die Migrationsentscheidung
- Bewertung der Kaufkraftparität als Faktor für die Migrationsentscheidung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und einer Abschätzung des Migrationspotentials. Anschließend wird die wirtschaftliche Situation in den MOEL im Detail analysiert. Kapitel 4 beleuchtet die Migration als Investition in Humankapital, während Kapitel 5 ein Referenzmodell zur Migration bei Geltung der Kaufkraftparität präsentiert. In Kapitel 6 wird ein Modell zur Berechnung optimaler Rückkehrzeitpunkte unter verschiedenen Bedingungen entwickelt. Kapitel 7 präsentiert die Ergebnisse der Berechnungen für die Migration von den MOEL in die EU, nach Deutschland und nach Österreich.
Schlüsselwörter
Migration, EU-Osterweiterung, MOEL, Kaufkraftparität, Arbeitslosigkeit, Humankapital, Rückkehrzeitpunkte, Modellierung, ökonomische Faktoren, Investition, Entscheidungstheorie.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Ökonom Jan Philipp Soennecken (Autor:in), 2002, Die Aufenthaltsdauer von Migranten im Gastland - Eine Analyse am Beispiel der EU Osterweiterung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10311