Francke, August Hermann


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

2 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


August Hemann Francke

August Hermann Francke wurde am 22. März 1663 in Lübeck geboren.

Während seiner Ausbildung am berühmten Gothaer Gymnasium zeigte sich schon früh Franckes hervorragende Sprachbegabung. Mit sechzehn Jahren begann er in Erfurt das Studium der Theologie, wechselte aber bald nach Kiel. Obwohl ihn seine Eltern eigentlich zur Theologenlaufbahn bestimmt hatten, widmete er sich zunehmend philologischen und historischen Studien. 1685 erwarb er in Leipzig an der philosophischen Fakultät den Magistergrad und erhielt die venia legendi für philologisch- exegetische Vorlesungen über biblische Texte. Auf Anregung des Theologen Johann Benedict Carpzov gründete er gemeinsam mit anderen jungen Magistern das collegium philobiblicum mit dem Ziel, biblische Texte gründlich zu studieren und auszulegen. Im Frühjahr 1687 lernte er Spener (einen bedeutsamen Führer des Pietismus) kennen. Bei einem Aufenthalt in Lüneburg erfuhr Francke im selben Jahr "die große Wende" seines Lebens. Bei der Vorbereitung einer Predigt wurde ihm bewusst, wie stark seine Zweifel am christlichen Glauben waren. Trotzdem verharrte er im Gebet und erlebte schließlich die Überwindung aller Zweifel. Dieses Bekehrungserlebnis hat das weitere Leben Franckes bestimmt. Frömmigkeit, tätiges Chris tentum und die Ablehnung aller rein vernunftbestimmten Gelehrsamkeit prägten nun sein Leben.

Nach einem Aufenthalt in Hamburg, wo Francke im Katechismusunterricht und in einer Armenschule erste pädagogische Erfahrungen sammelte, kehrte er 1689 nach Leipzig zurück. Er setzte seine exegetischen (erklärenden) Vorlesungen fort, die nun, anders als vor seiner Bekehrung, weniger sprachwissenschaftlich als "von religiös-praktischen Interessen bestimmt" waren. Bald regte sich der Widerstand der Professoren und der orthodoxen Stadtgeistlichkeit. Francke und seine Freunde, von ihren Gegnern "Pietisten" genannt, wurden der Häresie bezichtigt und einem ausführlichen Verhör unterzogen. Die collegia philobiblica wurden verboten, Francke verließLeipzig. Francke erhielt zunächst ein Pfarramt in Erfurt, wurde aber, als es auch dort zu Auseinandersetzungen mit der orthodoxen Geistlichkeit kam, Ende 1691 ausgewiesen. Spener lud ihn zu sich nach Berlin ein und vermittelte Francke nach einer Probepredigt die Pfarrstelle der St. Georgen-Kirche in Glaucha, einer Vorstadt Halles. Gleichzeitig wurde er zum Professor Graecae et Orientalium linguarum an die neue Universität Halle berufen.

Beim Amtsantritt Franckes im Januar 1692 zirkulierte in Halle bereits die von dem Stadtpfarrer Albrecht Christian Roth verfaßte Schmähschrift Imago Pietismi, die neben zutreffenden Behauptungen über die Pietisten auch üble Verleumdungen enthielt. Ein Konflikt zwischen der halleschen Stadtgeistlichkeit und Francke schien unausweichlich, als dieser entschlossen mit dem Aufbau der völlig verwahrlosten Gemeinde Glaucha begann. In der kleinen Vorstadt herrschte großes soziales Elend, eine Folge der Pest, der in den Jahren 1682/83 zwei Drittel der Bevölkerung zum Opfer gefallen waren. Alkoholismus und Prostitution stellten die Hauptprobleme dar. Mit seinen Maßnahmen zur Durchsetzung der Sonntagsheiligung, der verschärften Beichtpraxis, die mit dem Ausschluss vom Abendmahl verbunden war, Kirchenstrafen in Form von Geldbußen, die der Armenkasse zugute kamen und manch anderen Neuerungen machte Francke sich nicht nur bei manchen seiner Gemeindeglieder, sondern auch bei der orthodoxen halleschen Geistlichkeit unbeliebt. Irrlehren und Störung des Kirchenfriedens warf man Francke vor und verlangte beim Kurfürsten seine Abberufung.

Dass Francke nicht wie in Leipzig und Erfurt vertrieben wurde, verdankte er dem Schutz des brandenburgischen Staates, der mit günstigen Gutachten zweier staatlicher Untersuchungskommissionen seine Stellung festigte. Die Anfänge der später sehr bekannten Frankeschen Stiftungen fallen in das Jahr 1694. Die Unwissenheit der Kinder, die Francke feststellen musste, als er bei der wöchentlichen Armenspeisung Fragen aus dem Katechismus an sie richtete, veranlassten ihn zunächst zur Gründung einer Armenschule, dann zur Einrichtung eines Internats. Bald schickten auch wohlhabende Bürger ihre Kinder auf Franckes Schule, die etwa bis zum Jahr 1700 zu einem umfassenden Schul- und Internatssystem ausgebaut wurde. Die "Deutschen Schulen" waren Volksschule n für die Kinder von Handwerkern und Bauern. Die "Lateinischen Schulen" bereiteten Kinder des gehobenen Bürgertums auf das Universitätsstudium vor, während das Paedagogium Regium sich in erster Linie an den zukünftigen Lehrerstand richtete. Finanziert wurden diese Anstalten weitgehend aus freiwilligen Spenden. Als Lehrer dienten Studenten der Universität Halle, die für ihre Tätigkeit einen Freitisch im Waisenhaus erhielten. Für sie richtete Francke ein Lehrerseminar ein, das Seminarium Selectum Praeceptorum.

Im Todesjahr Franckes (1727) unterrichteten in den Stiftungen über 160 Lehrer etwa 2200 Schüler. Außerdem wurde die Einrichtung einer Apotheke, eines Buchladens und einer Buchdruckerei gewährt. Neben diesen Unternehmungen, die mit einem jährlichen Gewinn von zunächst über 10.000, später aber 20.000 Talern zum Unterhalt der Anstalten beitrugen, sicherte der Erwerb eines Bauerngutes zur Lebensmittelversorgung und eines Steinbruches zur Lieferung von Baumaterial die Stiftungen wirtschaftlich ab.

Der rasante Aufschwung der Stiftungen war in den Augen Franckes, seit 1698 Professor der Theologie, ein Werk Gottes und sichtbarer Ausdruck seiner Fürsorge, seines Segens. Das bisher Erreichte gab Francke die Hoffnung, dass eine "reale Verbesserung in allen Ständen in und außerhalb Deutschlandes, ja in Europa und allen übrigen Teilen der 'Welt" möglich sei. In einigen deutschen Städten entstanden Waisenhäuser nach halleschem Vorbild. Durch Freunde, oft ehemalige Studenten Franckes, wurden Kontakte nach den Niederland en, England und Skandinavien, nach Böhmen, Russland und Ungarn geknüpft. Francke unterstützte die Aussendung zweier Missionare nach Tranquebar in Ostindien durch Friedrich IV. von Dänemark, die lutherische Kirche in Pennsylvania erhielt entscheidende Anstöße aus Halle.

Am 8. Juni 1727 starb August Hermann Francke. Seine Lehren und sein Wirken als Prediger, Theologe, Pädagoge und Sozialreformer haben den preußischen Staat entscheidend geprägt. Unter Friedrich Wilhelm I. verlor der hallesche Pietismus seine ökumenische Weite, die Franckeschen Stiftungen wurden mehr oder weniger zu einer preußischen Erziehungsanstalt für Kirche, Schule und Militär.

Ende der Leseprobe aus 2 Seiten

Details

Titel
Francke, August Hermann
Note
1-
Autor
Jahr
2000
Seiten
2
Katalognummer
V103127
ISBN (eBook)
9783640015078
Dateigröße
328 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Francke, August, Hermann
Arbeit zitieren
Friedrich Schenk (Autor:in), 2000, Francke, August Hermann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103127

Kommentare

  • Gast am 2.6.2002

    Einwandfrei!!!.

    Ganz tolle Ausarbeitung. Sehr zu empfehlen! Vor allem die sprachliche Gestaltung gleicht einem Kunstwerke.

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Titel: Francke, August Hermann



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