Macht und Einflussmöglichkeiten der Tech-Konzerne

Bestandsaufnahme und Entwicklungen der GAFAM-Konzerne


Hausarbeit, 2021

34 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einführung

2 Die Großkonzerne des Silicon Valley

3 Machtausübung der Großkonzerne
3.1 Innovationen und Akquisitionen
3.2 Lobbyarbeit
3.3 Werbung und Kundenbeeinflussung
3.4 Systemrelevanz

4 Politische Einordnung
4.1 Digital Service Act (DSA)
4.2 Digital Market Act (DMA)

5 Kritische Reflexion

6 Fazit und Ausblick

Anhang

Glossar

Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich mit der weltweiten Machtstruktur sowie den Einflussmöglichkeiten der Tech-Giganten Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft. Hierzu werden die verschiedenen Machtinstrumente mithilfe einer Literaturrecherche detailliert aufgearbeitet und anhand von Beispielen verdeutlicht. Anschließend erfolgt der Einbezug von möglichen gesetzlichen Regulierungen durch eine politische Einordnung. Das Ergebnis dieser Arbeit ist eine Darstellung der sukzessiv zunehmenden monopolartigen Marktstrukturen, welche von den genannten Konzernen beherrscht werden. Durch ein kontinuierliches Wachstum lässt sich eine habituelle Internalisierung in immer mehr Gesellschaftsteilen mit den betrachteten Onlinediensten bestätigen. Diese Entwicklung des sinkenden Wettbewerbs auf den Märkten hat die Europäische Kommission erkannt, weshalb in den nächsten Jahren zwei Verordnungsentwürfe zur Schaffung von klaren Rahmenbedingungen gegenüber den Tech-Konzernen verabschiedet werden sollen.

Abstract

This paper deals with the global power structure and the possibilities of influence of the tech giants Google, Amazon, Facebook, Apple and Microsoft. For this reason, the different instruments of power will be analyzed in detail with the help of a literature research and illustrated by means of examples. This is followed by the inclusion of possible legal regulations through a political classification. The result of this work is a representation of the successively increasing monopoly-like market structures, which are dominated by the corporations mentioned. Through continuous growth, a habitual internalization can be confirmed in more and more parts of society with the online services under consideration. This development of decreasing competition on the markets has been recognized by the European Commission, which is why two draft regulations are to be passed in the next few years to create clear framework conditions with regard to the tech corporations.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ausgaben GAFAM-Konzerne F.u.E. 2013 - 2019

Abbildung 2: Akquisitionen der GAFAM-Konzerne seit 2010

Abbildung 3: Lobby-Ausgaben der GAFAM-Konzerne in der EU

Abbildung 4: Beeinflussbarkeit durch Soziale Medien

Abbildung 5: Konzernstrukturen und Entwicklungen Google (Alphabet)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Ökonomische Eckdaten GAFAM-Konzerne 2019

Tabelle 2: Konzernzugehörige Unternehmen (Auszug)

Abkürzungsverzeichnis

bzw. Beziehungsweise

etc. et cetera

F.u.E. Forschung und Entwicklung

Tech Technik

usw. und so weiter

1 Einführung

Die Erschließung des kommerziellen Internets1 durch die Firmengründungen von Amazon oder Google beginnt Mitte der 1990er Jahre. Das zu diesem Zeitpunkt genannte „Cyberspace“ erschuf die Vorstellung eines marktliberalen, dezentralen und selbstregulierten Mediums, welches mit möglichst geringen staatlichen sowie politischen Restriktionen behaftet ist. Mit dieser Überzeugung verfassten Esther Dyson, George Gilder, George Keyworth und Alvin Toffler im Jahr 1944 die „Magna Carta for the Knowledge Age“. Es wird von einem neoliberalen Markt mit einem kontinuierlichen technologischen Fortschritt und vor allem einer Entmonopolisierung und Dezentralisierung der Wirtschaft postuliert.2

“In Cyberspace itself, market after market is being transformed by technological progress from a „natural monopoly“ to one in which competition is the rule. [...] The advent of new technology and new products creates the potential for dynamic competition -- competition between and among technologies and industries [...].”3

Zum heutigen Zeitpunkt und spätestens seit den 2010er Jahren sind die zuvor genannten visionären Ansätze einer dezentral strukturierten Internetwirtschaft, mit einer vollständigen Konkurrenz, auf liberalen Märkten nicht mehr haltbar. Die großen Unternehmen aus dem Umfeld des Silicon Valley dominieren und konzentrieren zahlreiche Märkte sowie Dienste des Internets und scheinen eine ständig zunehmende, regulative Marktmacht aufzubauen, ohne dass wesentliche gesellschaftliche oder staatliche Interventionsmöglichkeiten bestehen.4 Genauer handelt es sich hierbei um die fünf Tech-Giganten Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Google (Alphabet), welche alleine im amerikanischen Leitindex S&P 500 Ende 2020 kumuliert 22% des Indexes abbildeten, wobei die Tendenz eindeutig steigend ist (GAFAM-Konzerne5 ).6 Durch die Koinzidenz der Coronakrise und der zwingend erforderlichen Digitalisierung von zahlreichen Prozessen haben die derzeitig relevanten Themen wie Home-Office, Video-Konferenzen, Online-Shopping oder kontaktloses bezahlen eine nochmalige Beschleunigung des Wachstums der digital geschaffenen Ökosysteme der Tech-Giganten zur Folge.7 Diese Ausarbeitung soll die Marktmacht der Internetkonzerne genauer analysieren und benennen, um eine Überprüfung der Hypothese durchzuführen. Darüber hinaus sollen aktuelle politische Einordnungen zu möglichen Interventions- oder Regulierungsansätzen aufgezeigt werden.

2 Die Großkonzerne des Silicon Valley

Das kommerzielle Internet, welches sich hauptsächlich durch eine starke Konsumorientierung auf den digitalen Märkten auszeichnet, wird von wenigen international vertretenen Konzernen dominiert. Einige Segmente des Internets weisen monopol- oder oligopolartige Strukturen auf, woraus zwangsläufig eine entsprechende Marktmacht resultiert.8 Die nachfolgende Grafik zeigt die wesentlichen ökonomischen Daten der großen Internetkonzerne aus dem Jahr 2019.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Ökonomische Eckdaten GAFAM-Konzerne 20199

Aus ökonomischer Sicht lässt sich das Internet als Wirtschaftssektor im Vergleich zu anderen Industrien (Automobilindustrie etc.) nicht klar abgrenzen bzw. datenbasiert erfassen. Die kommerziellen Möglichkeiten wie Werbung oder der Verkauf sind zwar relativ begrenzt, es handelt sich hierbei jedoch um völlig unterschiedliche Bereiche.10 Die Services sind primär in Such-, Networking- und Messaging-, Werbe-, Handels-, Vermittlungs- und Medienangebote differenziert. Die oben aufgeführten privatwirtschaftlichen Plattformen haben sich seither zu den zentralen Infrastrukturen zur Beschaffung von Informationen, zur Kommunikation und zum Konsum im Netz avanciert.11

Bei detaillierter Betrachtung der unterschiedlichen Unternehmen in Korrelation zu dem jeweiligen Kerngeschäft ist ersichtlich, dass jeder Konzern eine individuelle Domäne aufweist und nur geringfügige Überschneidungen bei den umsatzstärksten Geschäftsteilen vorhanden sind. Lediglich Facebook und Google stehen in großer Abhängigkeit von Werbeeinnahmen. Allerdings haben sich alle Konzerne über das anfängliche Leistungsspektrum hinaus, eine breite Anzahl von aufeinander abgestimmten und vernetzten Geschäftsfeldern geschaffen, die zusammen genommen ein nahezu vollumfängliches digitales „Ökosystem“ darstellen.12 Die dezidierte Erläuterung aller Geschäftsfelder der Tech-Giganten führt an dieser Stelle zu weit, weshalb nachfolgend eine Auflistung der wesentlichen Dienste und Unternehmen mit der größten Bekanntheit erfolgt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Konzernzugehörige Unternehmen (Auszug)

3 Machtausübung der Großkonzerne

Die Machtdefinition nach Max Weber lässt sich zwar in unterschiedliche Typologien unterscheiden,13 in der allgemeinen Literatur wird jedoch häufig die folgende Definition verwendet.

„Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“14

Laut Weber kann diese sichtbare und dominante Ausübung der Macht in Zukunft abgelöst werden. Hierbei wird auf den Machteinfluss von verborgenen Kräften verwiesen, welche beispielsweise beim Streben nach der Rationalität auftreten und bei der sich eine externe Einflussnahme nicht direkt erkennen lässt.15 Bei genauerer Betrachtung der Internetkonzerne, hinsichtlich des Einflusses auf die Gesellschaft, lassen sich durchaus Parallelen zu einer zunächst sekundär wirkenden Governance ziehen, die jedoch eine erhebliche Macht in nahezu allen Lebensbereichen ausübt. Betz und Kübler beschäftigen sich mit den Anteilen und Methoden der GAFAM-Unternehmen an einer möglichen inoffiziellen und latenten Machtausübung über verschiedene Gesellschaftsstrukturen hinweg. Überdies ist die Nutzung zahlreicher Angebote der Konzerne aus funktionaler Sicht nur rational, denn die technologische Entwicklung bietet für viele Prozesse Vorteile verschiedenster Art. Hierdurch wird in gewisser Weise eine habituelle Internalisierung dieser Technologien und Angebote der Konzerne in der Gesellschaft erreicht.16

Die Gesamtheit aller einbezogenen Tech-Konzerne bietet eine umfassende Anzahl an derzeitigen kommerziellen Geschäftsfeldern im Internet an. Die Möglichkeiten der Beeinflussung lassen sich in überspitzer und plakativer Weise darstellen, um die anfängliche These zu stützen. Einzeln betrachtet hat Google (Alphabet) nicht nur die Macht Informationen und Wissen zu offerieren, sondern ebenfalls nach Belieben zu selektieren, obwohl Nutzer allgemein von einer umfassenden und objektiven Auflistung ausgehen. Apple bietet im Wesentlichen Hard- und Softwarelösungen zur ständigen Kommunikation und Erreichbarkeit. Diese hauptsächlich proprietären Betriebssysteme bilden einen eigenen virtuellen Kosmos mit einer vollumfänglichen Vernetztheit zu anderen Diensten in Form von Applikationen. Hierdurch verändert sich der Bezug zur physischen und sozialen Wirklichkeit.17 Die zuletzt genannten Entwicklungen werden zudem durch das Unternehmen Facebook beschleunigt. In Folge einer absoluten Transparenz in den sozialen Medien können Daten gesammelt werden und gleichermaßen sind direkte Einflüsse oder Vorgaben auf das soziale Zusammenleben zu erkennen. Zudem wird die individuelle Interaktivität durch die Plattformen vorgegeben.18 Der Konzern Microsoft hat sich eine Monopolstellung bei PC-Betriebssystemen aufgebaut und verfügt neben Amazon über eine der größten Cloud-Dienstleistungsangebote der Welt. Diese offerierte Rechenleistung und Software aus dem Netz wird bereits von zahlreichen Großkonzernen verwendet, wodurch Microsoft eine absolute Dominanz in den stationären Betriebssystemen der Computer, als auch in den übergeordneten Cloud-Geschäftsfeldern vereinigt. Dies hat eine Zentralisierung vieler Informationen und in Korrelation dazu eine große Abhängigkeit von Microsoft zur Folge.19,20 Der zurzeit omnipräsente Konzern Amazon stellt das größte „Onlinekaufhaus“ der Welt dar. Die hiermit verbundene Marktmacht gegenüber Kunden und Händlern ist beispielsweise in puncto Preisgestaltung, Margen, Stelle der Auflistung etc. immens. Außerdem kann durch sukzessiv verbesserte Identifikationstools ein immer individuelleres Angebot für den Kunden präsentiert werden, was die ohnehin bereits vorhandene Konsumgesellschaft zu weiteren Akquisitionen anregt. Insgesamt lässt sich bei Amazon überdies eine deutliche Zunahme des Leistungsspektrums feststellen und eine Vereinnahmung immer größerer Teile der Wertschöpfungskette, von der Produktion bis zur Auslieferung, beobachten.21

Die nun folgenden Kapitel zeigen einige konkrete Methoden zur Machtausübung der Internetkonzerne, so wie Aspekte des Machterhalts auf. Prinzipiell kann zwischen einer ökonomischen, infrastrukturellen und regelsetzenden Macht differenziert werden.22

3.1 Innovationen und Akquisitionen

Die großen Tech-Konzerne zeichnen sich, wie bereits an den Konzernbezeichnungen deutlich wird, hauptsächlich durch die Technologie oder durch innovative technologische Lösungsansätze aus. Somit ist es von elementarer Relevanz Marktveränderungen zu analysieren und neue Kundenwünsche zu befriedigen, aber gleichermaßen disruptive Technologien zu entwickeln bzw. rechtzeitig zu erkennen. Zur Erreichung dieser komplexen Ansprüche lassen sich primär zwei Vorgehensweisen herauskristallisieren.23

Einerseits wird ein beträchtlicher Aufwand im Bereich Forschung und Entwicklung betrieben. Dies lässt sich sowohl an Mitarbeiterzahlen als auch an monetären Werten erkennen. Bei Google arbeiten 2017 beispielsweise etwa 30.000 Mitarbeiter in der konzerneigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung.24

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Ausgaben GAFAM-Konzerne F&E 2013 - 201925

Die stetig steigenden Ausgaben der GAFAM-Konzerne für F&E-Tätigkeiten sind in der Abbildung visualisiert. Eine zunehmende ökonomische Macht der Unternehmen lässt sich auch in den Investitionssummen im zeitlichen Verlauf erkennen.26 Durch dieses konsequente Vorgehen wird die derzeitige Technologieführerschaft in den unterschiedlichen Geschäftsfeldern perpetuiert und darüber hinaus ein weiterer Vorsprung zu Konkurrenten realisiert. Zur besseren Einordnung der in der Abbildung aufgeführten Summen ist ein Vergleich zu den deutschen F&E Ausgaben sinnvoll. 2019 sind deutschlandweit 75,6 Milliarden Euro investiert worden, was einem Anstieg von 4,8% zu 2018 entspricht. Dieser als deutscher „Ausgabenrekord“ titulierte Betrag macht deutlich, wie intensiv die Technologiekonzerne den Bereich fördern.27

Auf der anderen Seite besteht durch die wachsenden wirtschaftlichen Ressourcen aller betrachteten Tech-Konzerne die Möglichkeit, kontinuierlich in die technische und logistische Infrastruktur zu investieren sowie Beteiligungen oder Akquisitionen von Unternehmen mit potential durchzuführen.28 Ersteres ist ein möglicher Vorteil für viele europäische Länder. Durch die Investitionen erfolgt in den meisten Fällen eine Verbesserung der Infrastruktur und es können zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Dies führt zu einer ambivalenten Sichtweise zwischen Vorteilen für einzelne Länder aber einem damit verbundenem Machtzuwachs und Dependenzen gegenüber den Konzernen.29

Die Akquisitionen dienen sowohl der Absicherung von derzeitigen Monopolstellungen als auch der Erschließung neuer Geschäftsfelder.30 In der Abbildung 2 werden die Übernahmen der Konzerne seit 2010 aufgeführt. Hierbei ist in den letzten Jahren eine deutlich steigende Tendenz zu erkennen, weshalb die großen Plattformen nicht mehr den Markt dominieren, sondern teilweise schon als der Markt definiert werden können.31

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Akquisitionen der GAFAM-Konzerne seit 201032

Die Expansionsstrategien lassen sich an einigen sehr populären Beispielen deutlich machen. So erwarb Google 2005 beispielsweise Android oder 2006 YouTube. Facebook im Jahr 2014 für 19 Milliarden Dollar WhatsApp oder Microsoft 2011 Skype Technologies.33 Im Anhang 1 findet sich eine Auflistung der relevantesten Akquisitionen der Konzerne mit den jeweiligen Übernahmekosten sowie der Branchenzugehörigkeit.

3.2 Lobbyarbeit

Um als Großkonzern langfristig und nachhaltig bestehen zu können, ist es von essenzieller Bedeutung die Rahmenbedingungen in Form von Gesetzen und politischen Restriktionen mit zu beeinflussen. Insbesondere in den aktuellen Zeiten, in denen sowohl die nationale als auch die Internationale politische Führung zunehmend die sukzessiv wachsende Macht und Einflussnahme der GAFAM-Konzerne kritisiert, ist Lobbyarbeit von wesentlicher Bedeutung. Auch die Internetkonzerne haben diese Form der Machtausübung schon vor vielen Jahren erkannt und dominieren sowohl die Lobbyausgaben in Washington als auch in Brüssel. Facebook ist 2020 mit knapp 20 Millionen Dollar der am höchsten finanzierte Lobbyist in Washington.34 Die Kurvenverläufe der Lobbyausgaben in Brüssel machen die Steigerungen im Verlauf der Jahre ersichtlich. So beträgt der kumulierte Anstieg der Lobbyausgaben von 2012 bis 2018 der Konzerne Google, Facebook, Apple und Amazon insgesamt 444%.35

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Lobby-Ausgaben der GAFAM-Konzerne in der EU36

Die mit dem Kapital finanzierten Lobbyisten haben laut einer aktuellen Studie von Transparency International zumeist unmittelbar in der EU gearbeitet, was aktuellste Kontakte und Bezugspersonen in politischen Entscheidungsgremien sicherstellt.37,38 Die Aktivitäten der Lobbyisten stehen hierbei in direkter Verbindung zu den jeweils angefertigten Verordnungen oder Gesetzestexten. So lässt sich bereits bei der Datenschutzgrundverordnung eine vehemente Einflussname auf die EU-Administrationen erkennen.39 Identisches ist seit den derzeitigen Diskussionen über eine notwendige Regulierung der Tech-Konzerne zu beobachten. Auch die Thematik Covid-19 wird in jüngster Vergangenheit häufig dazu verwendet den politischen Entscheidungsträgern technologiebasierte Lösungen zu präsentieren, welche das lädierte Image hinsichtlich Datenschutz- und Privatsphären-Skandalen verbessern sollen, aber gleichermaßen die Abhängigkeit im Hinblick auf zukünftig bevorstehende Regulierungsversuche erhöht.40

3.3 Werbung und Kundenbeeinflussung

Viele Angebote und Dienste der Unternehmen Google und Facebook suggerieren es dem Nutzer kostenfrei zu sein. Die Monetarisierung für die Unternehmen findet im Allgemeinen durch personalisierte Werbung statt, wobei 41% des gesamten Online-Werbemarktes auf Google und 30% auf Facebook zurückzuführen sind.41 Letztendlich lässt sich in Zeiten des kommerziellen Internets davon ausgehen, dass sobald keine Zahlung für die Nutzung von bestimmten virtuellen Produkten erfolgen muss, der eigentliche Nutzer das Produkt ist und von den Tech-Konzernen benutzt wird. Dies erfolgt im ersten Schritt durch die Sammlung und Speicherung vieler persönlicher Daten, welche durch die Nutzung von Facebook, Instagram, Google etc. generiert werden können.42 Überspitzt und plakativ lässt sich sagen, die Internetkonzerne besitzen mehr Informationen als das frühere Ministerium für Staatssicherheit, ohne den negativen Aspekt der merklichen und dauerhaften Überwachung, da die Datensammlung und Überwachung im verborgenen, bei der eigentlichen Nutzung der Dienste, stattfindet.43

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Beeinflussbarkeit durch Soziale Medien44

Dieses aggregierte Wissen der Konzerne und die daraus resultierende Macht zu analysieren bzw. zu prognostizieren welche Verhaltensweisen, Interessen, Zukunftspläne, Geheimnisse oder andere zutiefst persönliche Aspekte eine Person hat, sind für viele Menschen zunächst nicht von großer Relevanz, können jedoch nahezu jeden Nutzer dieser Dienste bemerkt oder unbemerkt bei einer Entscheidung beeinflussen.45 Die beschriebene Entwicklung lässt sich durchaus perfide nutzen und weist bei genauerer Betrachtung Parallelen zu einer subtilen Machtausübung von nicht klar erkennbaren Kräften nach Max Weber auf.46 So können auf Grundlage der gesammelten Informationen personalisierte Werbeanzeigen verwendet werden, die eine signifikant höhere Erfolgswahrscheinlichkeit aufweisen. Gleichermaßen kann der Nutzer durch die Anzeige von bestimmten Suchergebnissen oder digitalen Inhalten auf den Sozial Medien stark beeinflusst werden. Hier gibt es Beispiele weit über die Konsumorientierung hinaus, die auch in Richtung Indoktrination verweisen. Fachspezifisch lässt sich der Umstand als Überwachungskapitalismus bezeichnen. Eine Industrie, die davon profitiert immer verlässlichere Prognosen über jeden individuellen Nutzer abgeben zu können und daher Möglichkeiten zur Kundenbeeinflussung besitzt, die zuvor unvorstellbar waren. Durch Studien ist darüber hinaus bekannt geworden, dass Interaktionen und konsumierte Inhalte auf sozialen Plattformen einen unmittelbaren Einfluss auf das Verhalten im Alltag haben. In der Dokumentation „Das Dilemma mit den sozialen Medien“ werden die zuvor beschrieben sowie deutlich weitreichendere Folgen der Macht von Google und den sozialen Medien aufgeführt.47

[...]


1 Siehe Glossar „kommerzielles Internet“.

2 Vgl. Dolata, U., Plattform-Regulierung. Koordination von Märkten und Kuratierung von Sozialität im Internet, 2020, S. 182.

3 Dyson, E. u. a., Cyberspace and the American Dream: A Magna Carta for the Knowledge Age, 1994.

4 Vgl. Misterek, F., Digitale Souveränität, 2017.

5 Siehe Glossar „GAFAM“.

6 Vgl. Fiala, K., IS BIG TECH TOO BIG?, 2020.

7 Vgl. Braun, A., Apple, Amazon & Co. in der Pandemie: Tech-Boom ohne Ende?, 2020.

8 Vgl. Dolata, U., Volatile Monopole. Konzentration, Konkurrenz und Innovationsstrategien der Internetkonzerne, 2015, S. 508.

9 Dolata, U., Plattform-Regulierung. Koordination von Märkten und Kuratierung von Sozialität im Internet, 2020, S. 189.

10 Vgl. Dolata, U., Internetkonzerne: Konzentration, Konkurrenz und Macht, 2018, S. 102.

11 Vgl. Dolata, U., Plattform-Regulierung. Koordination von Märkten und Kuratierung von Sozialität im Internet, 2020, S. 185 f.

12 Vgl. Dolata, U., Plattform-Regulierung. Koordination von Märkten und Kuratierung von Sozialität im Internet, 2020, S. 189. In Moore, M./Tambini, D., Digital dominance, 2018, S. 21 ff.

13 Vgl. Morgan, G./Wacker, I. O., Bilder der Organisation, 2006, S. 406 f.

14 Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, 1985, S. 28.

15 Vgl. Morgan, G./Wacker, I. O., Bilder der Organisation, 2006, S. 408.

16 Vgl. Kübler, H.-D., Internet-Konzerne, 2018, S. 58 f.

17 Vgl. Kübler, H.-D., Internet-Konzerne, 2018, S. 58.

18 Vgl. Kübler, H.-D., Internet-Konzerne, 2018, S. 58 f.

19 Vgl. Wolverton, T., Microsoft hat sich bereits vor Jahren mit dubiosen Taktiken seine Marktmacht gesichert, 2019.

20 Vgl. Schuler, M., Gewinner der Corona-Krise: Cloud-Geschäft beflügelt Microsoft, 2021.

21 Vgl. Kübler, H.-D., Internet-Konzerne, 2018, S. 59.

22 Vgl. Dolata, U., Internetkonzerne: Konzentration, Konkurrenz und Macht, 2018, S. 101.

23 Vgl. Dolata, U., Internetkonzerne: Konzentration, Konkurrenz und Macht, 2018, S. 109 f.

24 Vgl. Dolata, U., Big Four: Die digitale Allmacht ?, 2018, S. 81 f.

25 Bolkart, J. (S.), GAFAM - Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2019, 2020.

26 Vgl. Bolkart, J. (S.), GAFAM - Ausgaben für Forschung und Entwicklung 2019, 2020.

27 Vgl. Deutscher Stifterverband, Ausgabenrekord für Forschung und Entwicklung in Deutschland, 2020.

28 Vgl. Hong, A./Bhattacharyya, D./Geis, G. T., The Role of M&A in Market Convergence: Amazon, Apple, Google and Microsoft, 2012.

29 Vgl. Vou, A., Big Tech’s aggressive EU lobbying has caused a power shift, 2020.

30 Vgl. Hong, A./Bhattacharyya, D./Geis, G. T., The Role of M&A in Market Convergence: Amazon, Apple, Google and Microsoft, 2012.

31 Vgl. Friedrichs, J./Spinrath, F./Spinrath, A., Neuland – Wer hat die Macht im Internet?, 2020.

32 Friedrichs, J./Spinrath, F./Spinrath, A., Neuland – Wer hat die Macht im Internet?, 2020.

33 Vgl. Dolata, U., Internetkonzerne: Konzentration, Konkurrenz und Macht, 2018, S. 108 f.

34 Vgl. Hohensee, M., Facebook: Weltmeister beim Schadenersatz, 2021.

35 Vgl. Vou, A., Big Tech’s aggressive EU lobbying has caused a power shift, 2020.

36 Vou, A., Big Tech’s aggressive EU lobbying has caused a power shift, 2020.

37 Vgl. Hohensee, M., Facebook: Weltmeister beim Schadenersatz, 2021.

38 Vgl. Vou, A., Big Tech’s aggressive EU lobbying has caused a power shift, 2020.

39 Vgl. Kübler, H.-D., Internet-Konzerne, 2018, S. 59 f.

40 Vgl. Vou, A., Big Tech’s aggressive EU lobbying has caused a power shift, 2020.

41 Vgl. tagesschau, Klagen gegen High-Tech-Unternehmen: Zu viel Marktmacht?, 2020.

42 Vgl. Coombe, D./Curtis, V./Orlowski, J., Das Dilemma mit den sozialen Medien, 2020.

43 Vgl. Friedrichs, J./Spinrath, F./Spinrath, A., Neuland – Wer hat die Macht im Internet?, 2020.

44 Coombe, D./Curtis, V./Orlowski, J., Das Dilemma mit den sozialen Medien, 2020.

45 Vgl. Coombe, D./Curtis, V./Orlowski, J., Das Dilemma mit den sozialen Medien, 2020.

46 Vgl. Morgan, G./Wacker, I. O., Bilder der Organisation, 2006, S. 408.

47 Vgl. Coombe, D./Curtis, V./Orlowski, J., Das Dilemma mit den sozialen Medien, 2020.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Macht und Einflussmöglichkeiten der Tech-Konzerne
Untertitel
Bestandsaufnahme und Entwicklungen der GAFAM-Konzerne
Hochschule
Fachhochschule Münster
Veranstaltung
Organisationslehre
Note
1,3
Jahr
2021
Seiten
34
Katalognummer
V1031407
ISBN (eBook)
9783346437440
ISBN (Buch)
9783346437457
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tech-Konzerne, Google, Alphabet, Facebook, Apple, Microsoft, Amazon, Tech, Europa
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Macht und Einflussmöglichkeiten der Tech-Konzerne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1031407

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