Hasler, Eveline - Die Wachsflügelfrau; Fallada, Hans - Kleiner Mann was nun


Facharbeit (Schule), 2001

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Kurze Einführung
1.2 Was sind meine Ziele der Arbeit

2. Umfeld der Personen
2.1 Kindheit
2.2 Beziehung
2.3 Kinder
2.4 Freunde

3. Arbeitsverlauf

4. Wie kam es zu diesem Problem

5. Chancen in dieser Welt
5.1 Politik
5.2 Für Frauen und Angestellte

6. Endzustände

7. Schluss
7.1 Zusammenfassung
7.2 Fazit der Arbeit

8. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Kurze Einführung

Emily Kempin, die sich schon als Kind nie vorstellen konnte ihr Leben als Haus- frau zu verbringen, beendet ihr Jurisprudenzstudium gegen den Willen ihres Va- ters Johann Spyri, als Mutter von drei Kindern im Alter von 34 Jahren mit Bra- vur. Als Vorreiterin der Frauen in der juristischen Tätigkeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts, geht Emily in die Geschichte ein. Doch ihr Ziel, einmal vor dem Gericht ihre Mandate selber zu ve rteidigen, gelingt ihr nicht. Nationalrat Curti teilt ihr mit, dass seine Motion angenommen wurde und es in einem Jahr jeder Anwältin gestattet sei vor Gericht zu treten. Doch für Emily ist es zu spät. Sie hat schon all ihre Kräfte aufgebraucht. Im Alter von 46 Jahren wird sie anhand eines Nervenzusammenbruchs in die Irrenanstalt in Lankwitz eingeliefert. Dort wird ihr durch den Arzt die Mündigkeit entzogen.

Hannes Pinneberg, Angestellter aus der Weimarer Zeit, wird im Alter von 23 Jahren Vater und muss lernen die Geldstücke mehrere Male zu drehen, bevor er sie ausgibt. Die allgemein schlechte Wirtschaftlage zu dieser Zeit wird ihm zum Verhängnis. Da die Arbeitslosigkeit sehr gross ist, können die Firmen ihre Forde- rungen an die Angestellten über der Schmerzgrenze festlegen. Hannes Pinneberg, ein braver und ehrlicher Bürger, der sehr auf seinen Ruf achtet, kann nicht unter diesem grossen Druck aus der oberen Etagen arbeiten und wird dadurch auf die Strasse gestellt. Durch seine festgefahrene, bürgerliche Einstellung und seine politische Unentschlossenheit findet er keinen Job sowie auch keine Unterstüt- zung einer politischen Organisation.

1.2 Was sind meine Ziele der Arbeit

In dieser Arbeit vergleiche ich anhand verschiedenen Punkten die zwei Protago- nisten Emily Kempin und Hannes Pinneberg. Der Fokus dieser Arbeit bezieht sich auf die Endzustände, das heisst bei Emily Kempin die Arbeitsunfähigkeit und bei Hannes Pinneberg die Arbeitslosigkeit. Weiter verfolge ich auch die Um- stände die zu diesen Dilemmas führen. Das Umfeld der Personen anhand Familie und Freunde, ihre Arbeit die sie verrichten, sowie auch die Chance als Angestell- ter und als Frau in ihrer Welt.

2. Umfeld der Personen

2.1 Kindheit

Emily erlebt die Kindheit in Zürich als Tochter eines Pfarrhelfers mit zwei Brü- der und sieben Schwestern. Sie ist das Lieblingskind ihres Vaters Johann Spyri. Er lebt noch immer in der Gedankenwelt des Manchestertums1. Emily ist die ein- zige, der Familie, die das Arbeitszimmer des Vaters betreten darf, wo er seinen Steckenpferden nachgeht. Sie besucht die Sekundarschule in der Stadt. Ihren Wunsch noch weiter zur Schule zu gehen um sich weiter zu bilden, lehnt ihr Va- ter mit klaren Worten ab. Es sei doch klar, dass sie sich später einmal um den Haushalt und um das Gebären und Sorgen ihrer Kinder zu kümmern habe. Ihre Mutter sagt einmal zu ihrem Ehemann Spyri: "Pfarrer könnte sie werden oder Advokat, wenn sie nur kein Mädchen wäre! Das Mundwerk dazu hat sie, deine Zähigkeit. Funken spürt sie, wenn sie etwas will."2 Auf Druck vom Vater besucht sie die Haushaltungsschule im Welschland. Als sie zurückkehrt muss sie zu Hau- se unter Beweis stellen, was sie während diesem Jahr gelernt hat.

Hannes verbringt seine Jugend in Berlin bei seiner Mutter. Sein Vater ist in frühen Jahren gestorben. Er besucht nach der obligatorischen Schule eine gute Ausbildung zum Verkäufer, die ihm von seiner erwartungsvollen Mutter finanziert wird. Seine Mutter arbeitet in einer Bar, dies ist für den bürgerlich eingestellten Hannes immer ein Dorn im Auge.

Während Emily in einer Grossfamilie aufwächst, verbringt Hannes seine Kind- heit alleine mit seiner Mutter. Aus beiden Leben ist ersichtlich, dass der Mann eine in finanzieller und sozialer Hinsicht höhere Stellung einnehmen muss. Emily wird es deshalb durch ihren Vater und allgemein durch die Gesellschaft er- schwert, ihren eigenen Weg zu gehen. Während ihre Eltern sie als Hausfrau einer guten Familie sehen möchten, erhofft sich Hannes Mutter eine gute berufliche Stellung ihres Sohnes.

2.2 Beziehung

Im Alter von 25 Jahren heiratet Emily den frisch ernannten Pfarrer Walter Kempin. Ihr Vater hat ihr zuvor klar gesagt, dass er die Mitgift für diese Hochzeit verweigern werde. Sie solle doch einen Fabrikanten, Eisenbahnbesitzer oder einen Landolt heiraten.

Walter unterstützt seine Frau, damit sie ihr Ziel, einen männlichen Beruf auszu- üben, erreichen kann. Doch nach ihrem Studium, fällt er immer weiter in den Schatten seiner Gemahlin. Die Beziehung lebt sich auseinander bis zur endgülti- gen Trennung.

Mit 23 Jahren erfahren Hannes und seine Freundin Lämmchen vom Frauenarzt, dass sie schwanger ist. Schon bald darauf heiraten sie und ziehen nach Duche- row, wo Hannes als Buchhalter in einer Saar- und Düngerfirma arbeitet. Lämm- chen muss noch viel lernen, wenn es um Hausarbeit und kochen geht. Doch sie beherrscht ihr Metier schnell. Sie ist dazu auch sparsam und gibt dem Hannes viel Zuneigung. Auch ist sie diejenige, die das Geld mit Nähen verdient nach der langen Arbeitslosigkeit von Hannes. Am Schluss sind sie und der Murkel noch alles was Hannes besitzt.

Im Gegensatz zur Emily, findet Hannes immer Geborgenheit in der Beziehung. Emily bekommt diese nur bis zum Zeitpunkt, wo sie nach Amerika ziehen. Von da an wird Walter für sie eine Last auf den Schultern. Sie sorgt dafür, dass Geld für das Überleben vorhanden ist. Auch nach der Trennung kommt Emily finan- ziell noch für Walter auf. Als die Pinnerbergs mit dem Arbeitslosengeld nicht mehr durchkommen, beginnt Lämmchen für die gehobenere Schicht zu arbeiten.

2.3 Kinder

Agnes, Robert und Gertrud sind die Kinder von Emily und Walter. In der Schule werden sie oftmals gehänselt, ihre Mutter, die Studierende, könne doch nicht ko- chen und keinen Haushalt führen. In der Friedmatt wird Emily die Frage gestellt: „Sie haben die Kinder um die Mutter gebracht und sich selbst um die Mutter- freuden, nicht wahr, Frau Kempin?“3 Darauf antwortet sie: „Ja, atmet tief durch, lehnt sich zurück.“4

Die zwei älteren Kinder haben in Manhattan grosse Mühe mit der englischen Sprache und kehren frühzeitig mit Walter nach Zürich zurück. Die Familie ist getrennt, und Emily lebt erstmals in einem sehr kleinen Haushalt. Ein weiteres tiefgreifendes Erlebnis für sie stellt Gertruds Geständnis zu ihrer Liebe zu Mathieu Schwann dar. Emily hat sich vorher bereits in diesen verliebt. Zur Hochzeit ihrer Tochter wird sie dann nicht einmal eingeladen.

Murkel gehört zu Pinneberg. Er ist zwar ein Überraschungskind, doch er wird von beiden geliebt. Er passt gut in die Idylle der jungen Familie. Andererseits bedeutet dies für Hannes, dass er unter Druck steht und Ende Monat immer ein Gehalt braucht, um den Murkel zu ernähren.

Murkel, obwohl nicht geplant, bringt viel Harmonie in die junge Familie und verstärkt die Bindung zwischen Hannes und Lämmchen.

Nicht ganz so reibungslos sieht es mit Kempins Kindern aus. Erst sind sie in schulischer Hinsicht schwach, dann bricht durch Gertruds Heirat das Verhältnis zwischen ihr und Emily. Robert schliesst die Kantonsschule nicht ab. Nur Agnes hält zu ihrer Mutter.

Zu Bedenken ist auch, dass Murkel sehr viel Liebe von seinen Eltern bekommt, während Emilys Kinder durch die beruflichen Verpflichtungen Elternteile eher ein wenig zu kurz kommen.

2.4 Freunde

Emilys beste Jugendfreundin Iris, Tochter des Leiters des Burghölzli, zieht wäh- rend Emily die einjährige Haushaltsschule besucht, nach Deutschland. Für Emi- ly, die in Zürich nicht so viele Freundinnen hat, ist dies ein schwerer Schlag. Curti, der Redaktor der "Zürcher Post", unterstützt Emily so gut es geht. Zwi- schen ihm und Emily bildet sich ein enges Band der Freundschaft. Er lässt sie Artikel für seine Zeitung schreiben und steht ihr während schweren Zeiten immer bei. Auch während der Zeit als die Kempins in Amerika leben, sorgt er dafür, dass die erste Juristin nicht ve rgessen geht.5 Er kämpft mit seiner Zeitung, sowie auch im Kantonsrat und später im Nationalrat für die Rechte der Frauen.

Er bringt seine Motion6 durch und somit tritt das Anwaltsgesetz am 3.Juli 1898 in Kraft, "das eine Anwaltsprüfung verlangte, deren Ergebnis- unabhängig vom Geschlecht! - über die Befähigung zum Beruf entschied."7

Auf der Schifffahrt nach Amerika, wo Emily ihr neues Glück versuchen will, lernt sie Fanny Weber kennen. Diese ist Präsidentin der "Arbitration Society" und sucht per Zufall einen Juristen oder eine Juristin. Emily beginnt für sie zu arbeiten. Sie wird für Emily nicht nur eine treue Freundin, sondern auch eine fi- nanzielle, moralische und tatkräftige Unterstützung. Durch sie gewinnt sie auch gute Bekanntschaften aus der New Yorker Society. Aus der Society unterstützen viele reiche Damen Emily tatkräftig und kämpfen gemeinsam mit ihr für das Recht der Frauen.

Hannes ist eher ein Einzelkämpfer. Jede freie Minute verbringt er mit Lämmchen und Murkel. Mit den Mitarbeitern von Kleinholz und Mandel hat er, ausser mit Heilbutt, überhaupt keinen privaten Kontakt. Heilbutt ist ihm ein herzlicher Freund. Er verhilft ihm öfters bei Mandel zum Erreichen der aufgezwungenen Verkaufsquoten und als Hannes arbeitslos wird, bietet er ihm einen Job an.

Durch die lange Arbeitslosigkeit von Hannes können sich die Pinnebergs die Wohnung in der Stadt nicht mehr leisten. Ausserhalb der Stadt hat Heilbutt einmal eine Laube geerbt und stellt sie ihnen zu Verfügung. Jachmann der Freund von Pinnebergs Mutter unterstützt Hannes und Lämmchen öfters einmal mit einem Geldschein. Er verdient zwar das Geld nicht immer auf legalem Wege, doch zu den Pinnebergs ist er wie ein Vater.

Emily verkehrt in der gehobeneren Gesellschaftsschicht und wird von ihren dortigen Freunden finanziell wie auch geistig unterstützt.

Durch ihren stetigen Wohnortswechsel schliesst Emily immer wieder neue Freundschaften, von denen aber nur eine ihr Leben lang hält, nämlich jene zu Curti.

Anders bei Pinneberg, welcher nur mit Heilbutt und Jachmann eine enge Freundschaft pflegt, die jedoch auch für immer ist.

3. Arbeitsverlauf

Emily arbeitet, nachdem sie das Studium abgeschlossen hat, bei Dr. Meili als Substitutin in einer Internationalen Amtskanzlei. Sie stellt mehrere Gesuche an den Senat der Universität und an das Bundesgericht, um die Erlaubnis als Dozen- tin und als Advokatin vor Gericht zu erhalten. Alle Gesuche werden abgelehnt. Sie muss erfahren, dass die Frauenhand zu zart ist, um ein Gesetzesbuch zu hal- ten.

Anhand eines Zeitungsartikels über die erste Juristin in Amerika, Belva Lockwood, die im Staat Jowa den Zugang zum obersten Gericht erreicht hat, entschliessen sich Emily und Walter, der gerade arbeitslos geworden ist, ihr Glück in Amerika zu versuchen.

In Amerika arbeitet Emily in der Arbitration Society für mittellose Leute. Doch Emily wird auch in New York die Zulassung zum Gericht nicht gewährt. Emily gründet die Dr. Emily Kempin Rechtsschule. Sie wird tatkräftig unter- stützt von den reichen Damen der Arbitration Society. Da der Staat für ihre Schu- le keine Stipendien bezahlt, müssen viele der neuen Schülerinnen ihr Studium abbrechen. Aus diesem Grund kämpfen die Damen weiter und erreichen dabei, dass Emily für die immatrikulierten männlichen Studenten Vorlesungen halten soll.

Doch durch die Erkrankung von Robert kehrt sie nach Zürich zurück und trennt mit einem Absagebrief den Faden nach New York. Sie arbeitet in Zürich in einer Bürogemeinschaft mit Walter, der inzwischen an der Universität das Jurispru- denzstudium begonnen hat. Doch Emily ist nicht zufrieden mit der Arbeit die Walter vor dem Gericht macht. Emily schreibt alle 14 Tage einen Artikel für die Zeitung von Curti. Ebenfalls bringt sie ein Buch8 auf den Markt, das sie dazu bringt, eine Vortragsreihe zu starten. Ein weiteres Gesuch an den Dekan der Uni- versität von Zürich wird bewilligt und Emily startet als Privatdozentin eine Vor- lesungsreihe über römisches, englisches und amerikanisches Recht. In Berlin gibt Emily eine Vorlesungsreihe über den Kampf, den sie geführt hat und über recht- liche Ideen. Ebenfalls gibt sie an der Lessing Hochschule eine Vorlesungsreihe. Doch ein regelmässiges Einkommen bekommt Emily nie.

Hannes arbeitet als erster Verkäufer in einem Verkaufshaus. Sein Stolz lässt es nicht zu, dass er die Post für den Betrieb und für die Frau des Geschäftsführers abholen muss, dadurch wird er auf die Strasse gesetzt. Er findet einen Job beim Familienbetrieb Kleinholz als Buchhalter. Der Chef sähe ihn gerne an der Seite seiner Tochter. Doch an einem Wochenende sieht er Hannes mit Lämmchen auf der Strasse. Da er sowieso einen der drei Buchhalter entlassen will, fällt somit seine Entscheidung auf Hannes.

Anhand dieser Umstände ziehen die Pinnebergs nach Berlin zu Hannes Mutter. Jachmann, der Freund der Mutter, besorgt Hannes einen Job als Verkäufer bei Mandel. Durch die hohe Arbeitslosigkeit können die Firmen jederzeit schon auf den nächsten Tag einen Ersatzmann finden.

Bei Mandel wird nun das neue Quotensystem eingeführt. „Ich kenne nur eine Art Verkäufer: die, auf deren Verkaufsblock abends recht hohe Zahlen stehen. Ich weiss, es gibt noch die mit den niedrigen Zahlen, aber ich sorge dafür, dass es die hier nicht mehr gibt.“9 Ein Spruch aus der Chefetage bei Mandel an ihre Ange- stellten. Hannes kann nicht verkaufen, solange er unter Druck steht. So verhilft ihm sein einziger Arbeitskollege, die Quoten zu erreichen. Als dieser gefeuert wird, sind die Stunden auch für Hannes gezählt. Als er wieder auf die Strasse gesetzt wird, bekommt er von Heilbutt, der sich selbständig gemacht hatte einen Job als Verkäufer. In diesem geht es um das Verkaufen von nackten Menschen- bilder von Haustür zu Haustür. Hannes kann diesen Job und seine bürgerliche Einstellung nicht unter einen Hut bringen und gibt ihn daher auf.

Sowohl Emily, als auch Hannes bleiben ihrer Branche treu. Während sie als Akademikerin unter den gesellschaftlichen Missständen leidet, ist seine Arbeit stark von der wirtschaftlichen Lage abhängig. Beiden kommt aber auch ihre extremen Ideologien in die Quere.

Obwohl beide eine solide Ausbildung haben, scheitern sie vorwiegend aufgrund äusserer Einflüsse.

4. Wie kommt es zu diesen Problemen

Emily ist die Wachsflügelfrau. Sie hat es eigentlich als erste Frau gewagt, die Bahnen des immer schon Gehabten zu verlassen. Sie folgt nicht den gewohnten Wegen, die ihr die Männerwelt immer zugewiesen haben. Sie entfernt sich von diesem Mittelmass, in dem es sich ihrer Meinung nach nicht leben lässt.

Doch wie Ikarus aus der griechischen Sage, ist auch Emily zu hoch geflogen. Sie hat sich zu schnell in eine Rolle der Männerwelt gewagt und ist dabei abgestürzt. Emily scheitert aber nicht wie Ikarus an einer Naturgewalt, da ihm die Sonne den Wachs, der die Flügel an seinen Körper befestigt, zum Schmelzen brachte, sondern an einer intoleranten Gesellschaft. Doch nicht nur die Gesellschaft alleine ist für diesen Absturz verantwortlich. Man gibt ihr den kleinen Finger, doch sie kämpft für den Rest ihres Lebens um die ganze Hand.10

Bei Hannes kommt die extreme bürgerliche Einstellung dazwischen. Er ist zu stolz, um jeden Morgen, als erster Verkäufer, für das Geschäft und die Gemahlin des Chefs die Post abzuholen. Beim Kleinholz kommt ihm die Geschichte mit der Tochter des Chefs in die Quere. Er ist für diese Entlassung nicht schuld. Bei Mandel ist es der grosse Druck, die Quoten Ende Monats zu erreichen, der ihn zum Scheitern bringt . Bei diesem Beispiel kommt auch noch die allgemeine Wirtschaftslage zum Zug.11 Durch die vielen Arbeitslosen sind die Anforderun- gen kaum zu erfüllen.

5. Chancen in dieser Welt

5.1 Politik

Emily befasst sich kaum mit der Politik, da sie ja als Frau so oder so kein Stimmrecht besitzt.

Hannes kann sich nicht so recht entscheiden auf welcher politischen Seite er stehen soll. Solange er noch die Arbeit bei Mandel besitzt, glaubt er es gehe ihm besser als den Kommunisten. Dazu kommt noch, dass bei Mandel die meisten Angestellten zu den Nazis gehören und sich Hannes aus diesem Grund nicht als Kommunist exponieren will.

Politik ist für ihn das Recht des Stärkeren.

5.2 Für Frauen und Angestellte

Die meisten Angestellten denken zu lange, dass sie etwas Besseres sind als die Arbeiter. "Subjektiv wird die Differenz schärfer empfunden als sie in der Tat ist."12

Durch diese Meinung wählen die Arbeiter die Kommunisten und die Angestellten, da sie sich besser fühlen, eher die Nationalisten. Zusammen hätten sie den Kampf für mehr Rechte des Proletariats aufnehmen sollen. Doch sie kämpfen getrennt gegen diese Probleme.

Die Frauen besitzen kein Stimmrecht und dadurch haben sie auch kein Aktivbürgerrecht. Ebenfalls stehen sie unter Vormundschaft des Ehemannes.13

Beide hatten erschwerte Bedingungen, Geld zu verdienen. Wobei Emily ihre Chance mit dem Jurisprudenzstudium verkleinert hat. Mit einem Medizinstudi- um14 oder einer Ausbildung zur Hebamme oder Pflegerin, hätte Emily sicher we- niger Schranken im Weg gehabt. Da die Angestellten eine miserable Gewerk- schaft besitzen, bekommen sie keine Rückendeckung und sind somit alle auf sich alleine gestellt.

6. Endzustände

Emily hat ihren Kampf verloren. Ihr lang ersehntes Ziel, einmal einen Mandanten vor dem Gericht zu vertreten, ist ihr nicht gelungen. Die Beziehung mit Walter bricht auseinander. In der Friedmatt, wo sie ihre letzten Jahre verbringt, bleibt ihr nichts mehr. Geistig ist sie nicht mehr voll bei der Sache. Zum Schluss verliert sie auch noch den Kampf gegen das Myom und stirbt im Alter von 48 Jahren.

Hannes endet in einer Langzeitarbeitslosigkeit. Doch seine bürgerliche Einstellung behält er auch noch in dieser schlechten Zeit. Er geht nicht mit den Kommunisten das Holz stehlen. Die Auseinandersetzung mit dem Polizisten, der ihn vom Bürgersteig stösst, trifft in sehr. Die Geborgenheit bei Lämmchen und dem Murkel ist noch alles was ihm bleibt.

Eine ehemalige Schülerin Emilys bezahlt für sie Geld ein, damit sie sich in der pensionierten Klasse aufhalten konnte. Zweimal die Woche darf sie die Schere benutzen, um die Weltordnung sicher zu stellen. Im Gegensatz zu Emily, hat Hannes noch eine makellose Beziehung mit Lämmchen, die ihm die Geborgen- heit gibt.

7. Schluss

7.1 Zusammenfassung

Beide müssen ums Überleben kämpfen. Die Arbeitsplätze hängen ständig an einem seidenen Faden. Emily und Hannes sind beide durch die vielen Tiefs in ihrer Arbeitswelt geprägt. Hannes holt sich die Kraft während seiner Arbeitslosigkeit, um den Kopf über dem Wasser zu halten, von seiner kleinen Familie. Emily dagegen ist vollkommen mittellos und alleinstehend mit ihrer Arbeitsunfähigkeit und kann diesen Druck der auf ihr lastet nicht mehr standhalten. Dazu muss sie noch gegen ihr i mmer grösser werdendes Myom ankämpfen.

Die Geschichte der Emily Kempin, eine Frau die der Zeit zuvor kam, erschüttert mich zutiefst. Für mich ist sie eine grossartige Vorreiterin der Frauen. Sie erreichte zwar ihr Ziel nicht, jedoch bahnte sie für ihre Nachfolgerinnen den Weg. Man sollte sich aber die Frage stellen, ob diese Frau in heutiger Zeit mehr Erfolg gehabt hätte. Dass in der Friedmatt alle Dokumente der Emily Kempin vernichtet wurden, spricht wohl eher dagegen. Jedoch muss man auch sagen, dass sich schon Vieles verbessert hat. Doch bis zur vollkommenen Gleichstellung zwischen Mann und Frau wird es noch einige Jahre dauern.

Hannes, ein geborener Verkäufer, scheitert durch den immer stärker werdenden Druck der Vorgesetzten sowie auch am allgemeinen schlechten Markt für die unteren Schichten.

Das Problem von Hannes Pinneberg ist kein zeitliches Problem. In den Drittwelt- ländern geht es heute noch so zu und her. Auch der Druck am Arbeitsplatz ist sicher nicht kleiner geworden. Momentan ist die Wirtschaftslage allgemein in einem Hoch, aber wie es in 20 Jahren aussieht, kann niemand voraus sagen.

7.2 Fazit aus der Arbeit

In beiden Büchern wird ein schwerwiegendes Problem angesprochen und noch ist keines ganz eliminiert worden. Ich denke, die Politik und auch die Wirtschaft sollte mehr auf die Vergangenheit schauen und solche Missstände ausmerzen.

8. Literaturverzeichnis

8.1 Primärliteratur

Fallada, Hans: Kleiner Mann- was nun?. Berlin 1999.

Hasler, Eveline: Die Wachsflügelfrau. Die Geschichte der Emily Kempin- Spyri. München, 7. Auflage 1999.

8.2 Sekundärliteratur

Stalder-Labhart, Verena: Der Parnass liegt nicht in der Schweizer Alpen. Erste Studentinnen der Rechts- und Staatswissenschaften in Zürich. Zürich 1991.

Kracauer, Siegfried: Die Angestellten. Frankfurt am Main 1993.

Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums. Daidalos und Ikaros. Berlin 1958, 35-37.

Nachwort

Die Arbeit zeigte mir, wie man Bücher unter verschiedenen Aspekten untersucht. Dadurch erfuhr ich die zwei Lebensgeschichten viel intensiver und dank der Sekundärliteratur auch aus anderer Perspektive. Die Erarbeitung eines solchen Textes benötigt mehr Zeit als ich mir zunächst vorgestellt hatte. Dafür erfüllte mich die Fertigstellung der Arbeit mit Stolz und Befriedigung.

Bei dieser Arbeit konnte ich parallel noch meine Computerkenntnisse wieder auffrischen und sogar noch ein wenig erweitern.

[...]


1 Sammelbegriff für wirtschaftspolitische Bestrebungen, den uneingeschränkten wirtschaftlichen Liberalismus einzuführen; nach der Stadt Manchester.

2 Hasler, 1999, 30.

3 Hasler, 1999, 129.

4 Ebd.

5 Stalder-Labhart, 1991, 277.

6 Antrag; Schweiz: parlamentarischer Auftrag an die Regierung, einen Gesetzentwurf vorzulegen.

7 Hasler, 1999, 146.

8 Die Rechtsquellen der Gliederstaaten und Territorien der vereinigten Staaten in Amerika mit vornehmlicher Berücksichtigung des Bürgerlichen Rechts, verfasst von Dr. Emily Kempin.

9 Fallada, 1999, 171.

10 Schwab, 1958, 35-37.

11 1929, beginn der Weltwirtschafkrise.

12 Kracauer, Die Angestellten, 36.

13 Stalder-Labhart, 1991, 275.

14 In der Medizin haben Vorreiterinnen schon den Durchbruch erreicht.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Hasler, Eveline - Die Wachsflügelfrau; Fallada, Hans - Kleiner Mann was nun
Autor
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V103167
ISBN (eBook)
9783640015467
Dateigröße
358 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Verlauf und Umstände der Arbeitsunfähigkeit und der Arbeitslosigkeit anhand der Emily Kempin aus "Die Wachsflügelfrau" und Hannes Pinneberg aus "Kleiner Mann- was nun?"
Schlagworte
Hasler, Eveline, Wachsflügelfrau, Fallada, Hans, Kleiner, Mann
Arbeit zitieren
Stefan Nägeli (Autor:in), 2001, Hasler, Eveline - Die Wachsflügelfrau; Fallada, Hans - Kleiner Mann was nun, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103167

Kommentare

  • Gast am 28.3.2002

    Die Wachsflügelfrau;.

    hey merci, das konnte ich wirklich gut gebrauchen!!!

Blick ins Buch
Titel: Hasler, Eveline - Die Wachsflügelfrau; Fallada, Hans - Kleiner Mann was nun



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