Der Textarbeit wird vor allem im Fach Philosophie der Oberstufe eine bedeutende Rolle beigemessen, da in der Unterrichtsphase der angeleitet kontrollierten Problemlösung hauptsächlich mit philosophischen Texten gearbeitet wird. Dies erfordert von den Schülerinnen und Schülern in Hinsicht auf den Gehalt und der komplexen Fachsprache von philosophischen Texten ein gutes Texterschließungsvermögen.
Im Rahmen dieses Projektes soll beantwortet werden, ob durch den Einsatz des Texterschließungsverfahrens des Begriffsnetzes innerhalb des Praktischen Philosophieunterrichts in einer Klasse Sieben das Verständnis von philosophischen Texten gefördert wird. Hierzu wurden ein Prä- und Posttest durchgeführt, die das Textverständnis vor und nach einer dreistündigen Intervention durch ein offenes Verfahren messen.
Inhaltsverzeichnis
1. Zusammenfassung
2. Einleitung
3. Theoretischer Hintergrund
4. Forschungsdesign
4.1 Datenerhebung
4.2 Datenauswertung
4.3 Das Begriffsnetz
4.4 Prätest, Intervention und Posttest
5. Ergebnisse
6. Diskussion
7. Reflexion
8. Literatur- und Quellenverzeichnis
9. Anhang
1. Zusammenfassung
Im Rahmen dieses Projektes soll beantwortet werden, ob durch den Einsatz des Texterschließungsverfahrens des Begriffsnetzes innerhalb des Praktischen Philosophieunterrichts in einer Klasse Sieben eines Gymnasiums in Herten, das Verständnis von philosophischen Texten gefördert wird. Hierzu wurden ein Prä- und Posttest durchgeführt, die das Textverständnis vor und nach einer dreistündigen Intervention durch ein offenes Verfahren messen. Nach der Einführung der Methode des Begriffsnetzes ist bereits nach der kurzen Intervention ein erhöhtes Textverständnis von philosophischen Texten bei sechzehn der achtzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer festzustellen. Das Textverständnis der gesamten Klasse erhöhte sich um eine Stufe und die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit einem geringen bis keinem Textverständnis verminderte sich um mehr als die Hälfte. Hervorzuheben ist zudem, dass Elemente des Begriffsnetzes von allen bis auf zwei Personen bei der Bearbeitung des Textes im Posttest verwenden wurden. Zusammenfassend kann neben der Notwendigkeit von geeigneten Texterschließungsstrategien im Praktischen Philosophieunterricht, wie dem Begriffsnetz, somit ferner ein Wunsch der Schülerinnen und Schüler nach ihnen interpretiert werden. Das Verfahren hat den Bedürfnissen der meisten entsprochen. Es sollte dennoch untersucht werden, weshalb es Ausnahmen gibt. Möglicherweise sollten mehrere Methoden zum Einsatz kommen, sodass jeder die für sich geeignete wählen kann. Dadurch könnte zudem evaluiert werden, ob das Begriffsnetz die ertragreichste Methode und die von den Schülerinnen und Schülern tatsächlich bevorzugte ist oder ob im Vergleich dazu eine ergiebigere und beliebtere Variante existiert.
2. Einleitung
Der Textarbeit wird vor allem im Fach Philosophie der Oberstufe eine bedeutende Rolle beigemessen,1 da in der Unterrichtsphase der angeleitet kontrollierten Problemlösung2 hauptsächlich mit philosophischen Texten gearbeitet wird. Dies erfordert von den Schülerinnen und Schülern in Hinsicht auf den Gehalt und der komplexen Fachsprache von philosophischen Texten ein gutes Texterschließungsvermögen. Laut Haase seien aktivierende und produktionsorientierte Formen der Texterschließung dazu notwendig.3 Dabei interessiert mich vor allem, wie die These von Haase in der Praxis des Faches Praktische Philosophie Einhalt findet. Denn die Schülerinnen und Schüler werden bereits im Praktischen Philosophieunterricht mit philosophischen Texten konfrontiert. Zwar werden sie nicht so häufig wie im Philosophieunterricht und gekürzt oder vereinfacht verwendet, sollten jedoch im Hinblick auf ihre grundlegende Argumentationsstruktur und Nomenklatur ebenso aufgearbeitet werden. Diese Forderung ergibt sich vor allem aus dem Kernlehrplan NRW für das Fach Praktische Philosophie.4
Es können neben notwendigen, auch positive Aspekte bei der Nutzung von Texterschließungsverfahren im Praktischen Philosophieunterricht angeführt werden. Die Notengebung im Fach Praktische Philosophie erfolgt nicht auf der Grundlage von Klausuren und mündlicher Mitarbeit, sondern resultiert aus „sonstigen Leistungen im Unterricht“.5 Um das Textverständnis von philosophischen Texten jenseits von Klausuren zu bewerten, kann die Textaufarbeitung durch eine Erschließungsmethode oder eine mündliche Zusammenfassung auf Grundlage der Aufarbeitung in Betracht gezogen werden und würde den Vorgaben der „sonstigen Leistungen im Unterricht“ entsprechen. Ein weiterer Aspekt, der das Lehren und Lernen von Texterschließungsverfahren in der Unterstufe unterstützt, ist die Vorbereitung auf das Fach Philosophie. Der Schwierigkeitsgrad von philosophischen Texten steigt mit jeder Klassenstufe und mündet für viele der Schülerinnen und Schüler in dem Fach Philosophie der Erprobungs- und Oberstufe, da es meist Ersatz für das Pflichtfach Religion ist. Nun muss mit komplexen Texten umgegangen werden, wozu erlernte und trainierte Texterschließungsverfahren in der Unterstufe vorteilhaft sind. Insgesamt können also folgende Aspekte festgehalten werden:
1. Das Textverständnis wird durch Texterschließungsverfahren gefördert.
2. Die Texterschließung ist im Kernlehrplan für das Fach Philosophie aber auch das Fach Praktische Philosophie unter der Methodenkompetenz festgelegt.
3. Das Textverständnis wird im Philosophieunterricht gemessen und bewertet.
4. Die Texterschließung kann bewertet werden.
5. Texterschließungsverfahren müssen eingeübt werden.
6. Der Einsatz von Texterschließungsverfahren im Praktischen Philosophieunterricht ist für das Fach Philosophie förderlich.
Es scheint, als seien mit diesen Thesen die Fragen nach dem Nutzen und der Nachhaltigkeit von Texterschließungsverfahren bereits beantwortet. Doch bei der Auswahl eines bestimmten Verfahrens, das theoretisch für eine Klasse Sieben geeignet ist, stellte sich zugleich die Frage, ob diese Methode tatsächlich den gewünschten Lernerfolg in der Praxis erzielt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit einer Leitfrage, die die Eignung eines bestimmten Verfahrens für das Fach Praktische Philosophie in den Blick nimmt:
Lässt sich bei Schülerinnen und Schülern das Textverständnis von philosophischen Texten fördern, wenn das Texterschließungsverfahren des Begriffsnetzes im Praktischen Philosophieunterricht gelehrt und gelernt wird?
Der Wunsch, den Fokus auf die Umsetzung einer bestimmten Methode im Fach Praktische Philosophie innerhalb des Studienprojektes zu legen, bestand bereits vor Beginn des Praxissemesters. Es wurden Methoden wie das sokratische Gespräch, das Philosophieren mit Märchen und Fabeln oder die Dilemmadiskussion ausführlich im Studium behandelt. Leider sind keinerlei Texterschließungsverfahren für den Praktischen Philosophieunterricht beleuchtet worden. Wurden Texte verwendet, so stand stets der philosophische Gehalt und nie der didaktische Umgang mit der Argumentationsstruktur und den Begrifflichkeiten im Zentrum. Da dies jedoch grundlegend für das philosophische Arbeiten ist und vor der Erarbeitung eines philosophischen Inhaltes geschehen muss, sollte nicht nur die eigene Lücke in der Methodenkenntnis durch ein eigenes Forschungsvorhaben geschlossen werden, sondern auch das der Interventionsklasse. Diese war zuvor mit Texterschließungsverfahren hauptsächlich im Deutschunterricht in Kontakt gekommen. Bei ersten Rundgängen in der Klasse, wurde die Texterarbeitung in den Blick genommen. Die Texte wurden von den meisten kaum bearbeitet und das Textverständnis, das mündlich erfragt wurde, war lediglich in groben Zügen gegeben. Diese Klasse war daher ideal für eine Intervention. Insbesondere der Einblick in die Erprobungs- und Oberstufenklassen motivierte dazu, bereits mit einer Klasse der Unterstufe das Handwerk einzuüben, das sie später dringend brauchen werden. Das Textverständnis von philosophischen Texten in der Erprobungs- und Oberstufe der Praktikumsschule war zum großen Teil mangelhaft, was bei einer genaueren Analyse vor allem auf fehlende oder nicht häufig genug eingeübte Texterarbeitungsstrategien zurückzuführen ist. Im späteren Lehrberuf beabsichtige ich geeignete Texterschließungsverfahren einsetzten, um dem entgegenzuwirken, aber auch Schülerinnen und Schülern bereits in der Unterstufe bei der schwierigen Aufgabe, philosophische Texte zu verstehen, zu unterstützen. Wer verstanden hat, worum es geht, kann auch gut mitarbeiten. Nicht zuletzt kann also ein besseres Textverständnis von philosophischen Texten für das Fach Philosophie und Praktische Philosophie auch eine bessere Note bedeuten. Die Konzentration liegt in diesem Projekt auf einem einzelnen Verfahren. Die Erforschung von weiteren Verfahren sollte anschließen. Das Vorgehen dieses Projektes kann dabei sicherlich übertragen werden.
3. Theoretischer Hintergrund
Nach Schmidt existieren drei Dimensionen von Reflexions- und Verstehensprozessen philosophischer Texte:6
1. Literarizität (sprachliche Form und ästhetische Wirkung von Sprache)
2. Propositionaler Gehalt (Bezug von Lebenswelt und Theorie)
3. Philosophische Form (philosophische Begriffe, Argumentation)
Bedeutend für das vorliegende Projekt ist der dritte Aspekt, durch den sich der philosophische Text von anderen Textarten unterscheiden lässt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass das Textverstehen von philosophischen Texten durch die Weise, wie mit philosophischen Begriffen gearbeitet wird, aber auch anhand der nachgebildeten Argumentationsstruktur gemessen werden kann. Eine ideale Methode dazu ist das Begriffsnetz, welches beiden Anforderungen gerecht wird. Zunächst aber lassen sich folgende drei Arten eines Texterschließungsverfahrens ausfindig machen:7
1. Lehrersteuerung: Die Lehrkraft leitet die Schüler bei der Interpretation des Textes an und gibt Hilfestellung.
2. Eigenständige Texterschließung mit Anleitung: Die Schülerinnen und Schüler arbeiten nach einem vorgegeben Schema.
3. Eigenständige Texterschließung mit eigenem Schwerpunkt: Die Schülerinnen und Schüler dürfen sich aussuchen, welche erlernte Methode sie anwenden wollen.
Die zweite Form der Texterschließung wird bei der Intervention durch ein Begriffsnetz durchgeführt. Folgende Maßnahmen könnten sicherlich innerhalb einer solchen Intervention nützlich sein und ergänzend angewandt werden:
1. Immer begleitend: Erarbeitung von lexikalischen, grammatischen und idiomatischen Schwierigkeiten, sowie Nomenklatur
2. Weitere „aktive“ Maßnahmen: Aufklärung über die Verwendung und die Vorteile einer Textarbeitstechnik, Standbilder, Symbole statt Worte, Rollenspiele, fiktive Interviews, Kugellagermethode, Textschnipsel sortieren usw.
In dem vorliegenden Projekt wurde zusätzlich zur Intervention, Wert auf die Nomenklatur, sowie die Aufklärung über die Verwendung und die Vorteile einer Texterschließungsmethode gelegt. Um das Textverständnis anschließend zu messen, muss das Ergebnis zunächst in folgende Kategorien eingeordnet werden, die Schmidt anhand des für PISA und IGLU entwickeltem Erhebungsverfahrens für das Textverstehen, entwickelt hat:8
1. Oberflächliches Verständnis: Die SuS sind in der Lage, einzelne Textelemente zu erkennen (und wiederzugeben), sowie offensichtliche Verknüpfungen zwischen zentralen Begriffen und Argumenten herzustellen.
2. Tieferes Verständnis: Die SuS erkennen darüber hinaus Verbindungen zwischen den Begriffen und Argumenten, die nicht deutlich hervorgehoben sind.
3. Reflektiertes Textverständnis: Die SuS haben den Text auf der begrifflichen und der argumentativen Ebene erfasst (und können ihn mit Einbezug textexternen Wissens reflektieren).
4. Fachwissenschaftliche Auseinandersetzung: Die SuS nehmen eine Distanz zum Text ein, die es ihnen ermöglicht, sich dialektisch und dekonstruktiv mit ihm auseinanderzusetzen.
In Klammern gesetztes, sowie Punkt vier werden in der durchgeführten Intervention nicht überprüft, da die Textbearbeitung an sich bewertet wird und Aspekte, die darüber hinaus führen, nicht relevant sind.
Die Hypothese, die dabei überprüft werden soll, lautet:
Wenn Schülerinnen und Schüler einer Jahrgangsstufe Sieben die Erarbeitungsstrategie des Begriffsnetzes für philosophische Texte erlernen, nutzen sie diese Methode bei der selbstständigen Erarbeitung weiterer philosophischer Texte und erreichen ein höheres Textverständnis von philosophischen Texten.
4. Forschungsdesign
4.1 Datenerhebung
Die Untersuchung wurde in einer Klasse Sieben eines Gymnasiums in Herten durchgeführt. Die Trainingsgruppe, in welcher der Prätest wie auch die Intervention und der Posttest stattfanden, war eine Klasse der Jahrgangsstufe Sieben mit insgesamt 18 Schülerinnen und Schülern. Die Auswahl der Klasse ergab sich aus Beobachtungen der ersten zwei Wochen des Praktikums, in denen ein unbeholfener Umgang mit philosophischen Texten mit der Folge von schlechten Ergebnissen im Textverständnis festzustellen war. Die Erarbeitungsstrategie wurde zunächst eingeübt, bevor die Schülerinnen und Schüler dazu aufgefordert wurden, weitere Texte eigenständig mit Hilfe der eingeübten Strategie zu erarbeiten. Da mir eigene Unterrichtsvorhaben in der Reihe „Gefühl und Verstand“ sowie „Staat und Recht“ gewährt wurden, habe ich besonderen Wert darauf gelegt, in jeder Stunde einen thematisch geeigneten philosophischen Text vorzulegen. Um die Effekte der Intervention beurteilen zu können, wurde ein Prä- und Posttest durchgeführt, in denen das Textverständnis vor und nach der Intervention gemessen wurde. Es handelte sich hierbei um eine offene Form der Überprüfung.
4.2 Datenauswertung
Zuerst wird der bearbeitete Text gesichtet, um zu entnehmen, ob das Begriffsnetz in jeglicher Form verwendet wurde. Im zweiten Schritt wird der Umgang mit dem philosophischen Text ausgewertet und in die vier Textverständnisstufen eingeordnet. Die vierte Kategorie wurde außer Acht gelassen, da sie für die Intervention nicht brauchbar ist. Dafür wurde eine fünfte, für die Intervention wichtige Kategorie, hinzugefügt. Diese lautet „kaum bis kein Verständnis“. Übersetzt bedeutet diese Kategorie, dass die Schülerinnen und Schüler kaum oder gar nicht in der Lage sind, einzelne Textelemente zu erkennen, sowie offensichtliche Verknüpfungen zwischen zentralen Begriffen und Argumenten nur vereinzelt oder gar nicht herstellen können. Folgendes Raster wird für die Einordnung der Ergebnisse genutzt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum einen kann überprüft werden, ob die Schülerinnen und Schüler die Methode angenommen haben und diese für eine Textarbeit sinnvoll finden. Dabei können auch nur vereinzelte Elemente des Begriffsnetzes schon unter die Kategorie „Nutzen die Methode“ eingeordnet werden. Zum anderen kann die Steigerung des generellen Textverständnisses abgelesen werden. Des Weiteren kann eine Abhängigkeit von der Nutzung des Begriffsnetzes und dem Textverständnis be- oder wiederlegt werden. Für die Messung des Textverständnisses auf der Grundlage einer Textbearbeitung ist in der Literatur keine Anleitung vorhanden. Es liegen lediglich Anleitungen für die Bewertungen schriftlicher Leistungen vor, für welche philosophische Texte konkret analysiert wurden. Daher wurde eine eigene Bewertungsmatrize mit Kategorien, die das Textverständnis anhand einer Texterarbeitung messen, mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring erstellt.9 Dabei wurde inhaltlich auf Elemente der Bewertungsmatrizen von Schmidt/Rohbeck/Ruthendorf für „bildnerisch-gestalterischen Aufgaben“,10 sowie die „Begrifflichen Strukturen“ und die „Argumentativen Strukturen“ von Schaubildkompetenzen11 zurückgegriffen. Die Punktevergabe wurde wie folgt gehandhabt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Folgende Bewertungsmatrize wurde festgelegt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unter der Spalte „genaue Inhalte“ werden Aspekte eingetragen, an denen deutlich wird, dass es sich um diese Kategorie handelt. Es ist eine Punktevergabe für jede Kategorie von 0-3 Punkten möglich. Dabei ist nicht die volle Punktzahl erreicht, wenn alle Kategorien erfüllt sind, sondern wenn insgesamt 9 Punkte oder mehr erreicht werden. So gewährt man den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sein Textverständnis auf verschiedenen Ebenen darzustellen.
4.3 Das Begriffsnetz
Kompetenzorientierte Lehrpläne sind an Klassen-, beziehungsweise Altersstufen orientiert, was bedeutet, dass innerhalb dieses Rahmens Rücksicht auf die kognitiven Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler genommen wird. Die Erarbeitung von philosophischen Gedanken und Texten ist eine Kompetenz,12 die in diesem Alter erlernt werden kann, doch stellt sich die Frage: Was können Schülerinnen und Schüler einer Klasse Sieben diesbezüglich leisten und was nicht? Die allgemeine Lernheterogenität der Klasse wird in kompetenzorientierten Lehrplänen zudem außer Acht gelassen. Für DaZ-Lerner und Menschen mit besonderen kognitiven Fähigkeiten gelten besondere Regelungen. Bei der Auswahl eines geeigneten Texterschließungsverfahrens für die Intervention wurde jedoch versucht, all dies zu beachten. Vorrangig sollte der Fokus auf einer Methode liegen, die der Altersstufe entspricht. An zweite Stelle kam, dass sie jeder Schülerin und jedem Schüler auf ihrer oder seiner Weise behilflich sein muss. Nach langer Recherche, fiel die Wahl auf das Begriffsnetz. Zentrale Begriffe, die auf individuelle Weise anschaulich vernetzt und durch Beschriftungen und Symbole ergänzt werden können, sind optimal für die DaZ-Lerner der Klasse, wie auch für verschiedene Lerntypen. Ob die gewählte Methode tatsächlich geeignet ist, um das Textverständnis von philosophischen Texten der Schülerinnen und Schüler zu fördern, soll innerhalb dieses Projektes herausgefunden werden. Das Begriffsnetz ist ein analytisches Verfahren, in dem zentrale Aussagen aus dem Text herausgearbeitet werden und die Beziehung zwischen den einzelnen Begriffen visuell verdeutlicht wird.13 Im Gegensatz zu einem Mindmapping, dient diese Art des Conceptmapping nicht nur der Visualisierung von Begriffen, Zusammenhängen und begrifflichen Netzwerken, sondern ermöglicht auch Bezüge und Relationen zwischen ihnen darzustellen.14 In der Praxis können Schüler dieses Verfahren als Hilfestellung bei einer selbstständigen Erschließung eines philosophischen Textes verwenden. „Analytisch“ bedeutet dabei, dass eine Systematik der Begriffe erkennbar sein muss. Somit wird durch das Begriffsnetz eine „Systematisierung“ gelehrt, was in Bezug auf den Kernlehrplan in etwa den Zielen einer „Vernetztheit“ und dem „strukturierten Wissen“ entspricht.15 Kriterien, die für eine solche Systematisierung entscheidend sind, lassen sich bei Schmidt/Rohbeck/Ruthendorf auffinden:16
1. Nachvollziehbarkeit und Detailliertheit der Auflösung des Gegenstandes in seine funktionalen Bestandteile
2. Beschreibung und Erläuterung der Bestandteile
3. Beschreibung der Zusammenhänge der Bestandteile
Auf das Begriffsnetz übertragen, bedeutet dies:
1. Begriffe herausarbeiten und anordnen
2. Symbole und andere visuelle Ergänzungen hinzufügen
3. Pfeile und Linien verwenden
[...]
1 Vgl. Rohbeck, Johannes: Didaktik der Philosophie und Ethik. Dresden 2016. S. 52.
2 Die Bezeichnung der Unterrichtsphase stammt aus dem Bonbonmodell von Rolf Sistermann und ist in ähnlicher Auslegung auch in anderen Unterrichtsmodellen der Philosophiedidaktik zu finden.
3 Vgl. Haase, Volker: Kreatives Schreiben. In: Handbuch Philosophie und Ethik. Didaktik und Methodik, Band 1. Paderborn 2017. S.235.
4 Siehe dazu im Anhang S. 21-23.
5 Vgl. Kernlehrplan NRW Praktische Philosophie: https://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/upload/klp_SI/5017_Praktische_Philosophie_Sek.I.pdf (zuletzt aufgerufen am: 15.09.2018). S. 34f.
6 Vgl. Schmidt, Donat: Reading literacy mit philosophischen Texten. Zur Konzeption einer empirischen Studie über die Messbarkeit von Reflexions-und Verstehensprozessen im Philosophieunterricht. In: Jahrbuch für Didaktik der Philosophie und Ethik. Empirische Unterrichtsforschung und Philosophiedidaktik. 2008. S. 69f.
7 Vgl. Haase, Volker und Schmidt, Donat: Rezeptionsorientierte Textarbeit. In: Handbuch Philosophie und Ethik. Didaktik und Methodik, Band 1. Paderborn 2017. S. 208.
8 Vgl. Schmidt 2008. S. 74 f.
9 Siehe dazu: Mayring, Philipp: Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim u. Basel 2010.
10 Vgl. Schmidt, Donat: Maß nehmen - Maß geben. Leistungsbewertung im Philosophieunterricht und Ethikunterricht. Dresden 2011. S. 20, S. 147ff.
11 Vgl. Ruthendorf, Peter: Philosophieren messen. Leistungsbewertung im Philosophie- und Ethikunterricht. Leipzig 2013. S. 15.
12 Vgl. Kernlehrplan NRW Sek1. S. 32.
13 Vgl. Haase, Schmidt 2017. S. 210.
14 Vgl. Lutter, Andreas: Concept Map, Mindmap und Kartenabfrage: Methoden zur Diagnose und Evaluation von Schülervorstellungen. In: Zurstrassen, Bettina (Hrsg.): Was passiert im Klas-senzimmer? Methoden zur Evaluation, Diagnostik und Erforschung des sozialwissenschaftli-chen Unterrichts. Schwalbach 2011. S.100.
15 Vgl. Kernlehrplan NRW Sek1. S. 13ff.
16 Vgl. Schmidt, Donat u.a.: Maß nehmen - Maß geben. Leistungsbewertung im Philosophieunterricht und Ethikunterricht. Dresden 2011. S.18
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