Botho Strauß veröffentlichte 1977 seinen Prosatext "Marlenes Schwester. Zwei Erzählungen",der die Erzählungen" Marlenes Schwester" und "Theorie der Drohung" enthält. Die voneinander zunächst unabhängigen Texte weisen jedoch einige Gemeinsamkeiten auf: Beide zeigen ein Individuum, das an der Gesellschaft gescheitert ist. Die Hauptprotagonisten sind Außenseiter, die sich in der modernen Welt nicht zurechtfinden und sich schließlich verwandeln. Diese Arbeit sucht die Frage zu beantworten, mit welchen Mitteln die Verwandlung der Protagonisten in Strauß’ Doppelwerk "Marlenes Schwester". Zwei Erzählungen dargestellt wird und welche Bedeutung sie für die Interpretation des jeweiligen Werkes einnimmt.
Zunächst muss der Begriff "Metamorphose" lexikalisch geklärt werden. Welche Bedeutung dieses als „Verwandlung“ übersetzte Geschehen in der Literatur übernimmt, verdeutlicht ein Blick auf die Metamorphosen des antiken griechischen Autors Ovidius Naso. In Botho Strauß’ Texten verschwimmen häufig Realität und Fiktion miteinander. Es entsteht eine Mehrdimensionalität. Leerstellen oder Brüche, können mit gegebenen intertextuellen Bezügen oder anhand mythischer bzw. religiöser Elemente gedeutet werden. Der französische Theoretiker Roland Barthes widmet sich in seinem Werk Lust am Text der Metamorphose des Schriftstellers. Das Subjekt nimmt in all seinen Texten immer eine mit Sprache handelnde Rolle ein, z. B. diejenige des Lesers. Diese Konzentration auf Barthes’ Überlegungen und den damit verbundenen eingeschränkten Personenkreis wird vorgenommen, da auch die Protagonisten in Botho Strauß’ Erzählungen Marlenes Schwester und Theorie der Drohung schöpferisch tätig werden, indem sie schreiben oder erzählen.
In Marlenes Schwester soll die konstruierende Funktion der Sprache anhand von Erinnerungen und Erzählungen deutlich werden und so den Bezug zu Roland Barthes herstellen. Diese Untersuchung soll die mythologische bzw. religiöse Orientierung des Autors Strauß aufzeigen und so den Zusammenhang zu Ovids Geschichten herstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Grundlagen
- 1.1 Begriffsdefinition 'Metamorphose'
- 1.2 Ovidius Naso: Verwandlung als Grundprinzip des Lebens
- 1.3 Roland Barthes: Auflösung des Subjekts in Schrift
- 1.4 Botho Strauß: Wirklichkeits- und Identitätskonstruktion durch Sprache
- 2. Analyse
- 2.1 Metamorphose in Botho Strauß' Marlenes Schwester
- 2.1.1 Vorüberlegungen zur Metamorphose: „Blut“ und „Meer“ als Zeichen für das Leben
- 2.1.2 Äußere Metamorphose:
- a) „Meer“ als Zeichen für Erinnerung und Unterbewusstsein
- b) Identität und Verwandlung
- 2.1.3 Innere Metamorphose:
- a) „Erinnerungen“ als Zeichen für das Leben
- b) „Meer“ als Zeichen für Verwandlung
- c) Metamorphose als Erlösung
- d) Juliens Erzählung: Wirklichkeitskonstruktion durch Sprache
- 2.1.4 Zwischenfazit
- 2.2 Metamorphose in Botho Strauß' Theorie der Drohung
- 2.2.1 Lea als Zeichen personifizierter Erinnerung
- 2.2.2 Wirklichkeitskonstruktion durch Sprache:
- a) Leas Verwandlung in S
- b) Schreiben zum Schutz vor Manipulation
- c) Leas Auflösung
- 2.2.3 Leas Metamorphose: Transformation in Text
- 2.2.4 Lea als Konstrukt:
- a) Lea als Personifizierung der Fantasie und des Unterbewusstseins
- b) „Echo“ als Hinweis auf die Verwandlung
- c) Lea als Personifizierung der schriftstellerischen Inspiration
- 2.2.5 Metamorphose des Ichs
- 2.2.6 Zwischenfazit
- 2.1 Metamorphose in Botho Strauß' Marlenes Schwester
- 3. Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Verwandlungsprozessen in Botho Strauß' Doppelwerk „Marlenes Schwester. Zwei Erzählungen“. Sie befasst sich mit der Frage, wie die Metamorphose der Protagonisten dargestellt wird und welche Bedeutung sie für die Interpretation der jeweiligen Erzählungen hat.
- Die Rolle der Metamorphose als literarisches Motiv in der Geschichte
- Die Bedeutung der Sprache in der Konstruktion von Identität und Realität
- Die Analyse der Verwandlungsprozesse in den beiden Erzählungen „Marlenes Schwester“ und „Theorie der Drohung“
- Der Einfluss von Ovids Metamorphosen auf Strauß' Werke
- Der Zusammenhang zwischen Schrift und Metamorphose nach Roland Barthes
Zusammenfassung der Kapitel
1. Grundlagen
Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Analyse der Metamorphosen in Botho Strauß' Werken. Es definiert den Begriff „Metamorphose“ und erläutert die Bedeutung dieses Motivs in der Literatur, insbesondere anhand der Werke von Ovid und Roland Barthes.
2. Analyse
2.1 Metamorphose in Botho Strauß' Marlenes Schwester
Dieser Abschnitt untersucht die Darstellung der Metamorphose in der Erzählung „Marlenes Schwester“. Es werden sowohl die äußeren als auch die inneren Verwandlungsprozesse der Protagonistin analysiert, wobei besondere Aufmerksamkeit den symbolischen Bedeutungen von „Blut“ und „Meer“ im Text gewidmet wird. Zudem wird der Zusammenhang zwischen Sprache, Erinnerung und Identität in der Erzählung beleuchtet.
2.2 Metamorphose in Botho Strauß' Theorie der Drohung
Dieser Abschnitt analysiert die Metamorphose in der Erzählung „Theorie der Drohung“. Hierbei wird die Rolle der Sprache in der Konstruktion von Realität und die Transformation des männlichen Protagonisten in einen Teil seines eigenen Werkes untersucht. Der Bezug zu Ovids Metamorphosen und Roland Barthes' Theorie der Schrift wird deutlich gemacht.
Schlüsselwörter
Metamorphose, Botho Strauß, Marlenes Schwester, Theorie der Drohung, Verwandlung, Sprache, Identität, Erinnerung, Wirklichkeit, Mythos, Ovid, Roland Barthes, Schrift.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2017, Metamorphosen des Subjekts. Botho Strauß’ "Marlenes Schwester" und "Theorie der Drohung", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1033172