Der Einfluß des Internets auf Planung und Organisation von Fremdsprachenunterricht


Zwischenprüfungsarbeit, 2000

27 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. VORWORT

2. DAS INTERNET IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT
2.1 Das Internet als Unterrichtsmedium
2.1.1 Das Internet zur Unterrichtsvorbereitung
2.1.2 Das Internet im Unterricht
2.1.3 Nutzungsmöglichkeiten für die Schulgemeinschaft

3. EINFLUß DES INTERNETS AUF PLANUNG UND ORGANISATION DES FREMDSPRACHENUNTERRICHTS
3.1 Planung und Organisation von Unterricht
3.1.1 Unterrichtsplanung
3.1.2 Unterrichtsorganisation
3.2 Nutzung des Internets zur Unterrichtsvorbereitung
3.3 Nutzung des Internets im Unterricht
3.3.1 Die einzelnen Einsatzmöglichkeiten
3.3.1.1 WWW-Projekte
3.3.1.2 E-Mail-Projekte
3.3.1.3 Internet-Klassenpartnerschaften
3.3.1.4 Tandem-Lernen
3.3.1.5 News

4. SCHLUßFOLGERUNGEN

5. ABSCHLIEßENDE BETRACHTUNG

6. BIBLIOGRAPHIE
6.4 Bücher
6.5 Internetseiten zum Thema

1. Vorwort

Zunächst möchte ich einige Bemerkungen zur allgemeinen Tendenz der Internetnutzung in Deutschland machen.

Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Internetnutzer in Deutschland von 10,3 Millionen auf 19,5 Millionen fast verdoppelt. Und die Zahl wächst ständig. Aller- dings läßt sich bei den Nutzern durchaus ein Altersgefälle feststellen: Über die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen nutzen das Internet. Der Anteil bei den über 50-Jährigen liegt bei knapp zwölf Prozent. Insgesamt haben 75 Prozent der Nutzer einen privaten Internet-Zugang.

Mittlerweile ist das Internet auch ein fester Bestandteil des Lebens von vielen Kindern und Jugendlichen geworden. Nach einer repräsentativen Studie des Senders Super RTL hatten im Dezember 2000 rund 2,1 Millionen Kinder Zugriff auf das Internet. Demnach ist zwischen Dezember 1999 und Dezember 2000 der Anteil der Kinder mit Internetzugang von 13 auf 46 Prozent gestiegen. Das bedeutet, daß fast die Hälfte aller Kinder in Deutschland regelmäßig im Internet surft. Davon gelangt wiederum mehr als die Hälfte von zu Hause aus ins Internet, 41 Prozent surfen bei Freunden, in der Schule oder bei Verwandten. Laut dieser Studie ist ein knappes Drittel der Kinder sogar täglich „online“.1

Man sieht gut, daß das Internet einen immer höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft einnimmt. Dieser Tendenz dürfen sich auch die Schulen nicht ver- schließen. Daher hat die Initiative „Schulen ans Netz“2 es sich zur Aufgabe gemacht, allen Schulen in Deutschland einen kostenlosen Internetzugang zu ermöglichen. Mittlerweile3 haben ca. 90 Prozent der Schulen einen Internetanschluss. Nordrhein- Westfalen zählt zu den Bundesländern, wo bereits jetzt alle Schulen angeschlossen sind.4

Weltweit gesehen hat sich die Anzahl der Domain-Namen in den letzten 5 Jahren um mehr als das Zwanzigfache erhöht. Allein vom Januar bis zum Juni 2000 kamen mehr als 20 000 000 neue hinzu.5

Diese Arbeit hat nun die Aufgabe, zu untersuchen, inwieweit sich die Planung und Durchführung von Fremdsprachenunterricht mit dem Vorhandensein des Internets für den Lehrer ändert. Dazu werde ich zunächst kurz auf die Möglichkeiten eingehen, die dem Lehrer überhaupt gegeben sind, das Internet für den Fremdsprachenunterricht zu nutzen. Dabei werde ich die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten zunächst nur kurz ansprechen. In den beiden nächsten Abschnitten werde ich dann auf die Möglichkeiten, die meiner Ansicht nach bis jetzt auch die am häufigsten genutzten sind, genauer eingehen und erläutern, wie - bzw. ob überhaupt - der Lehrer seine Unterrichtsplanung und -organisation anpassen muß, wenn er das Internet gewinnbringend im Fremdsprachenunterricht einsetzen möchte.

2. Das Internet im Fremdsprachenunterricht

Es gibt für den Fremdsprachenlehrer verschiedene Möglichkeiten, sich des Internets zu bedienen. Erst einmal kann er es selber als Mittel zur Vorbereitung seines Unter- richts nutzen, wobei das Internet, wie wir sehen werden, zahlreiche Möglichkeiten bietet, das bisher vorhandene Material anzureichern. Dann kann er aber auch im Un- terricht seine Schüler selber damit arbeiten lassen. Hier möchte ich nun zuerst einmal einen Überblick die wichtigsten Nutzungsmöglichkeiten bieten. Im nächsten Kapitel folgt dann eine genauere Erläuterung. Die verschiedenen Internetdienste setze ich dabei - ebenso wie grundlegende Kenntnisse des Umgangs mit ihnen - als bekannt voraus. Als Einstieg bieten sich zunächst einige allgemeine Betrachtungen über das Internet an.

2.1 Das Internet als Unterrichtsmedium

Wenn man in der Schule mit dem Internet arbeiten möchte, sollte man sich über einige Dinge bewußt sein. Fasching weist unter anderem darauf hin, daß der Umgang mit den Wissensressourcen im Internet erlernt werden muß. Ein kritisches Bewußtsein ist unabdingbar (1997:95).

Das WWW („World Wide Web“), als Teil des Internets, ist ein Hypertextmedium. „Jede Informationsaufnahme in einem Hypertextsystem [wird] individuell und den Interessen des Nutzers nach gestaltet“ (Fasching, 1997:80) und „die Nutzung bestimmter Internetdienste [ermöglicht] ein Eintauchen in eine andere Umgebung […]“ (ib.:72). Außerdem haben die Schüler eher das Gefühl, in der Realität zu lernen6, was sich für ihr Lernverhalten durchaus positiv auswirken kann. Als Lehrer sollte man sich jedoch immer darüber bewußt sein, daß durch die Fülle an Informationen, die das Internet zu bieten hat, schnell die Gefahr der Desorientierung besteht. Um dem Überangebot Herr zu werden, muß (durch Einschränkungen) eine Auswahl getroffen werden, z. B. durch Rückgriff auf anerkannte Institutionen.

Als Lehrer sollte man auch wissen, daß es im Internet gewisse Regeln gibt. Insbesondere in den Newsgroups wird viel Wert auf die Einhaltung dieser sogenannten „Netiquette“ gelegt. Aber auch beim Schreiben in Foren oder beim E-Mail-Verkehr ist es nicht verkehrt, diese Konventionen zu beachten.

Bevor man die Schüler also an den Computer läßt, muß einige vorbereitende Arbeit geleistet werden. Der Schüler muß lernen, die Informationen, die er findet, kritisch zu hinterfragen und sie auf ihren verwertbaren Gehalt zu überprüfen. Er muß lernen, sich richtig im Internet zu „bewegen“.

Dies ist aber nicht Thema meiner Arbeit. Die Betrachtungen gehen davon aus, daß eine allgemeine Einweisung in die Arbeit mit dem Internet schon erfolgt ist und gleich „losgelegt“ werden kann.

2.1.1 Das Internet zur Unterrichtsvorbereitung

Auch wenn es „nur“ zur Unterrichtsvorbereitung herangezogen wird, bietet das Internet zahlreiche Einsatzmöglichkeiten. Hier werde ich nur einige davon, die ich als besonders wichtig erachte, auflisten und, falls nötig, eine kurze Erläuterung geben. Dabei ist in den meisten Fällen die Nutzung nicht auf den Fremdsprachen- unterricht eingeschränkt. In Kapitel 2.2 gehe ich ausführlicher auf die einzelnen Möglichkeiten ein und darauf, wie sie genau eingesetzt werden können. Dort werde ich dann auch gezielt die Nutzung im Fremdsprachenunterricht betrachten.

Der Lehrer kann

- Suchmaschinen zum Recherchieren nutzen.

Es gibt fast keine Information, die über das Internet nicht zu bekommen ist. Allerdings ist der Umgang mit den Suchmaschinen nicht ganz trivial, wenn man nicht Gefahr laufen will, sich zu verzetteln.

- eine Vielzahl von (fremdsprachigen) Zeitungen im WWW lesen.

Fast alle größeren Zeitungen sind im Internet vertreten7. Teilweise ist das Lesen der archivierten Artikel allerdings kostenpflichtig.

- sich Anregungen für die Gestaltung seines Unterrichts suchen.

Es gibt mittlerweile viele, speziell für Lehrer eingerichtete Seiten, wo unter anderem ganze Unterrichtsreihen dokumentiert werden8.

- Unterrichtsmaterialien herunterladen9.

- Foren und Newsgroups konsultieren10.

Dies kann er eventuell bei Übersetzungsproblemen tun, aber auch, um andere Menschen um Stellungnahmen zu bestimmten Themen zu bitten. Der Fremdsprachenlehrer wird dies vornehmlich in Gruppen tun, in denen in der Sprache seines Unterrichts geschrieben wird.

- sich über aktuelle Entwicklungen in der Didaktik informieren11.

Auf diesen Punkt werde ich später nicht noch einmal genauer eingehen, da er keinen direkten Einfluß auf die Gestaltung des Unterrichts hat.

- didaktische Hilfestellung finden.

Es gibt unter anderem die eigens zu diesem Zweck eingerichteten Newsgroups, die mit schule. beginnen12.

- Partnerschulen für E-Mail-Projekte suchen13.

- mit anderen Lehrern kommunizieren bzw. diskutieren.

Viele Internetseiten, die sich mit Schule und Weiterbildung befassen, bieten Foren an, in denen Lehrer ihre Erfahrungen austauschen können. So ein Erfahrungsaustausch geht natürlich auch über Mailinglisten.

2.1.2 Das Internet im Unterricht

Auch für den Einsatz während des Unterrichts bietet das Internet vielfältige Möglichkeiten (immer vorausgesetzt, die Schüler sind an den Umgang damit gewöhnt). Ist sichergestellt, daß alle Schüler auch außerhalb des Unterrichts Zugang zum Internet haben (z. B. weil der schuleigene Computerraum zu bestimmten Zeiten dafür zur Verfügung steht), kann es auch in die Hausaufgaben eingebunden werden. Diese Möglichkeit sei hier aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Ich befasse mich nur mit dem Einsatz während des Unterrichts.

Die Schüler können

- Informationen zu den im Unterricht behandelten Themen recherchieren.

Meist stehen diese Recherchen am Anfang eines WWW-Projektes.

- mit anderen (ausländischen) Schülern per E-Mail kommunizieren.

Wenn jeder Schüler dabei einen festen Partner hat, dem er regelmäßig schreibt, dann nennt man so etwas Tandem-Lernen.

- mit anderen Schulklassen im Rahmen eines E-Mail-Projektes zusammenarbeiten.

- das Internet als Nachschlagewerk nutzen, falls zumindest ein Computer permanent in der Klasse zur Verfügung steht.

- mit Muttersprachlern chatten.

- Anfragen in (fremdsprachliche) Newsgroups formulieren.

Die Motivation, einen fremdsprachlichen Text zu schreiben, dürfte für die Schü- ler deutlich höher sein, wenn eine Rückmeldung darauf zu erwarten ist.

- eine eigene Homepage erstellen und eventuell bereits abgeschlossene Projekte darauf präsentieren.

- Literaturrecherchen in Online-Bibliothekskatalogen machen.

Dies dürfte allerdings höchstens für Oberstufenschüler interessant sein oder im Rahmen einer Facharbeit, die es ja in einigen Bundesländern gibt.

- per E-Mail direkt mit Experten in Kontakt treten.

So gibt es bereits einige Autoren, die ihr Werk im Internet präsentieren14. Auf der Homepage ist dann eigentlich immer die E-Mail-Adresse des Autors angegeben. So können die Schüler z. B. ihre Meinungen zu dem gerade gelesenen Roman dem Autor direkt mitteilen.

2.1.3 Nutzungsmöglichkeiten für die Schulgemeinschaft

Neben den oben aufgezählten Nutzungsmöglichkeiten gibt es noch andere Einsatzbereiche, die weniger einzelnen Klassen oder Kursen zugute kommen, als vielmehr der gesamten Schulgemeinschaft.

- Die Schule kann ihr Leitbild im WWW präsentieren. Die Homepage kann sogar mehrsprachig gestaltet werden, so daß sich fächerübergreifender Unterricht zwischen Informatik- und Sprachklassen/-kursen anbietet.
- Im WWW können Schulpartnerschaften entstehen.
- Termine, Absenzen von Lehrern, Stundenplanänderungen usw. könnten auf einer speziellen Seite bekanntgeben werden.
- Die Sprechstunden könnten durch zusätzliche Einführung einer Hotline für Schüler/ Eltern besser genutzt werden.
- Für die Schüler könnten zusätzliche Übungsaufgaben zum Herunterladen bereit- gestellt werden.
- Es wäre sogar denkbar, für Schüler, die z. B. wegen Erkrankung am Unterricht nicht teilnehmen konnten, Hausaufgabenhilfe durch Tutoren via E-Mail oder in Foren anzubieten.

3. Einfluß des Internets auf Planung und Organisation des Fremdsprachenunterrichts

3.1 Planung und Organisation von Unterricht

Bevor ich auf den Einfluß eingehe, den das Internet auf Planung und Organisation von Fremdsprachenunterricht ausübt, ist es nötig erst einmal darzulegen, was man unter Planung und Organisation von Unterricht überhaupt versteht. Die folgenden Ausführungen sind im wesentlichen Reinhardt entnommen.

3.1.1 Unterrichtsplanung

Planung ist nichts anderes als die gedankliche Gestaltung zukünftiger Ereignisse. Bezieht man diese Überlegung nun auf den Unterricht, so bedeutet das also, daß der Lehrer sich überlegt, wie sein Unterricht ablaufen soll. Die Unterrichtsplanung setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen.

Zunächst unterscheidet man drei Arten von Lernplanung: die geschlossene, die offene und die flexible Planung. Die geschlossene Planung gibt den Ablauf der Unterrichtseinheit ziemlich streng vor und erfordert im Idealfall keine Ergänzungen. Ein Arbeitsblatt, welches die Schüler zu bearbeiten haben, erfüllt dieses Kriterium. Nachteil ist allerdings, daß eine solche Planung ziemlich aufwendig ist und keinen Freiraum läßt. Die offene Planung ist weniger aufwendig. Bei ihr bleiben einige Hin- sichten des Unterrichts ungeplant. Dies fordert ein gewisses Improvisationsvermögen von seiten des Lehrers. Die flexible Planung ist die anspruchsvollste Methode, sowohl in der Planung als auch in der Ausführung. Aber sie ist naturgemäß auch am anpassungsfähigsten.

Die Planungsdichte, d. h. „das Maß, in dem der Unterricht vorgeordnet ist“ (Reinhardt, 1994: 49), nimmt bei diesen drei Methoden mit der Reihenfolge der Aufzählung natürlich ab.

Eine wichtige Rolle bei der Auswahl des jeweiligen Planungstyps spielen die sogenannten Planbedingungen, d. h. die Voraussetzungen, die vom Planer berück- sichtigt werden müssen. Das sind (mindestens) die Motivation, die Fähigkeit, die Zeit und die Mittel für das Lehren bzw. Lernen der vorgesehenen Inhalte. Um die Planbedingungen abzuschätzen, greift der Lehrer auf seine Erfahrungen zurück.

Als Grundgerüst dienen die vier Planungsfelder. Das sind „die Bereiche des Unterrichts, die planbar sind und regelmäßig geplant werden“ (ib.:50). Zunächst werden die Ziele für die Unterrichtseinheit festgelegt. Der Lehrer überlegt sich also, wohin er mit den Lernenden gelangen will. Anschließend legt er fest, was gelernt werden soll, mit anderen Worten die Inhalte. Dazu kann er sich verschiedener Methoden und Medien bedienen.

Bei der Unterrichtsplanung plant der Lehrer zum einen die Lerngegenst ä nde, zum anderen die Lernziele:

Die Lerngegenstandsplanung entscheidet, welche Gegenstände gelernt werden sollen; danach präzisiert die Lernzielplanung, welches Ziel, nämlich welche Befähigung der Lernenden (sic!) mit diesem Lernen erreichen soll. (ib.:58)

Bei der Planung der Lerngegenstände muß der Lehrer eine didaktische Auswahl treffen. Dabei sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:

- Fundamentum et Additum

Zunächst wird das Grundlegende gelehrt, das, was unbedingt nötig ist. Erst wenn das verarbeitet ist, kann der Lehrer zusätzliche Informationen darbieten. Für den Lernenden sollte die Aufteilung immer erkennbar sein.

- Die Verwendbarkeit der Lerngegenstände

- die Verwendungsnähe

„Die für Motivation und Befähigung des Lernenden überaus wichtige Ver- wendungsnähe liegt meist nicht schon in den Unterrichtsgegenständen, sondern ist an diese heranzuführen" (ib.:53).

- die Verwendungshäufigkeit

Natürlich wird man in der Fremdsprache die Wörter aus dem Grundwortschatz am häufigsten brauchen.

- Die Übertragbarkeit der Lerngegenstände

- Die Akzeptanz der Lerngegenstände

Um die Lernenden besser an den Stoff heranführen zu können, benutzt der Lehrer das Verfahren der didaktischen Reduktion, welches zwei Möglichkeiten bietet. Meistens kommt es auf den Lerngegenstand an, welche Methode der Lehrer wählen wird.

i) „Vertikale didaktische Reduktion ist die Zurückführung eines zu lehrenden und zu lernenden Wissens-/Könnens-Gegenstandes auf die einfacheren, kleineren, leichter erfaßbaren, allgemeinen Grundlagen […]“ (ib.:54).
ii) „Horizontale didaktische Reduktion ist die Zurückführung eines zu lehrenden und zu lernenden Wissens-/Könnens-Gegenstandes auf ein typisches, repräsen- tatives Beispiel“ (ib.:55). In diesem Fall wird eine anschließende Verallgemeine- rung nötig.

Zur Unterrichtsplanung gehört noch die didaktische Anordnung. Der Lehrer hält die erarbeiteten Lerninhalte in einer Planskizze fest, mit der er dann im Unterricht arbeiten kann. Insbesondere legt er mit einer solchen Planskizze den Inhalt des Tafelbildes fest.

Der nächste wesentliche Punkt bei der Planung von Unterricht ist, wie oben bereits angedeutet, die Planung der Lernziele. „Ein Lernziel (Ziel des Lernens) ist die Beschreibung einer Befähigung, die der Lernende am Ende des Lernvorgangs erlangt haben soll“ (ib.:58). Also kurz gesagt, das erwünschte Ergebnis des Lernens.

Jedes Lernziel geht vom Lerngegenstand aus, der durch didaktische Auswahl und didaktische Reduktion gewonnen wurde […] und fügt das Lernhandeln hinzu, das an dem Lerngegenstand stattfinden soll. Aus beiden Angaben, Lerngegenstand und Lernhandeln, ergibt sich die Befähigung, die erlangt werden soll. (ib.:59)

Wenn der Lehrer das Lernziel formuliert, wird er also insbesondere das erwünschte Lernhandeln beschreiben. Denn nur das ist überprüfbar. Die Lernziele wird der Lehrer in einem Lernzielkatalog darstellen. Dabei unterscheidet er zwischen

- dem Richtziel, welches das ganze Lerngebiet abdeckt,
- dem Grobziel, welches sich auf die jeweilige Lerneinheit bezieht, und
- den Feinzielen, „einzelnen Befähigungen, die unter dem Groblernziel erreicht werden sollen“ (ib.).

Dieser Katalog spielt eine wichtige Rolle für die Unterrichtsplanung: „Neben dem Tafelbild ist der Lernzielkatalog wichtige und griffige zweite Planungsgrundlage des Unterrichts“ (ib.:60).

Je nach Art der zu erlernenden Befähigung existieren verschiedene Lernzielstufen (vgl. Reinhardt, 1994:60f). Wenn die Lerngruppe sehr heterogen ist, kann eine Differenzierung der Lernforderung sinnvoll sein; d. h. die Lernenden erreichen je nach Vermögen eine andere Stufe.

Zu guter Letzt unterscheidet man noch drei Lernzielarten: die kognitiven, die affektiven und die motorischen Lernziele. „In jedem Lernen sollten alle drei Lernzielarten zum Zuge kommen, um den Lernenden mehrseitig, also auch unterschiedlich zu beanspruchen und zu befähigen“ (ib.:62), auch wenn es je nach Fach natürlich unterschiedliche Schwerpunkte geben kann.

3.1.2 Unterrichtsorganisation

Die Unterrichtsorganisation ist die Realisation, die Umsetzung der Lernplanung:

Die zweite große Funktion des Lehrens, nämlich Lernen zu organisieren, folgt auf die Lernplanung und hat die Aufgabe, die Lernplanung zu realisieren, also in Lernvorgängen zu ordnen und umzusetzen. (ib.:63)

Es gibt verschiedene Arten der Organisation. Aufbau- und Ablauforganisation unterscheiden sich in der Sache , die organisiert wird, Linear- und Komplexorganisation nach dem Prinzip, in dem organisiert wird.15

Im Rahmen der Organisation spricht man auch von organisatorischer Dichte. Diese legt fest, wie sehr der Unterricht vom Lehrer vorstrukturiert wird, bzw. wieviel Freiraum der Lernende in seinem Handeln hat. Die jeweilige Unterrichtsmethode bedingt die organisatorische Dichte.

Reinhardt unterscheidet „drei große[] Bereiche des Unterrichts, in denen vornehmlich Organisation zu leisten ist […]: 1. Ablaufformen, 2. Arbeitsformen, 3. Sozialformen des Unterrichts“ (S. 65).

Betrachten wir also zunächst die Ablaufformen des Unterrichts. Zunächst wird das Unterrichtsvorhaben in Einheiten von jeweils 45 Minuten aufgeteilt, für die jeweils Teilthemen formuliert werden. Diese Unterrichtseinheiten werden dann in mehrere Phasen gegliedert. Für einen Unterricht, der nicht auf eine einzige Methode festgelegt ist, schlägt Reinhardt folgende Aufteilung vor16:

1. Einstiegsphase
2. Erarbeitungsphase
3. Konsolidierungsphase
4. Anwendungsphase

Nachdem der Lehrer die Ablaufformen des Unterrichts festgelegt hat, muß er die Arbeitsformen bestimmen, die Methoden, nach denen er vorgeht. „Herkömmlicher- weise bezeichnet man die Arbeitsform nach der Lehraktivität, die das Lernen organisiert“ (Reinhardt, 1994:74):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für die in Kapitel 1 bereits angesprochenen E-Mail- und WWW-Projekte, wird sich die Methode des aufgebenden Unterrichts, wie wir noch sehen werden und wie das Wort „Projekt“ schon suggeriert, am ehesten anbieten. Daher werde ich hier am aus- führlichsten auf diese Methode eingehen und die beiden anderen Methoden nur kurz vorstellen.

Bei der Methode des darbietenden Unterrichts präsentiert der Lehrer den zu erler- nenden Unterrichtsstoff. Er kann dies durch Vortragen, Vorzeigen, Vorführen oder Vormachen tun. Diese Methode bietet sich unter anderem dann an, wenn der Stoff sehr schwierig oder komplex ist. Bei dieser Vorgehensweise ist die organisatorische Dichte sehr hoch. Sie nimmt ab beim entwickelnden Unterricht, dessen Prinzip dieses ist:

Der Lernvorgang wird Schritt für Schritt herausgearbeitet, entwickelt, typischerweise im Wege der Lehrfrage, des Lehrimpulses oder des Lehrgesprächs.

Lehraktivität und Lernaktivität wechseln ständig miteinander ab, so daß diese Arbeitsformen von ihrer Struktur her zweiseitig, arbeitsteilig, dialogisch, partnerschaftlich, ermüdungsarm sind; sie sind auch für längere unterrichtliche Entwicklung von Wissen und Können geeignet. (ib.:82)

Am geringsten ist die organisatorische Dichte im aufgebenden Unterricht. Hier „besteht Lehren vor allem darin, den Lernenden Lernaufgaben zu stellen, in deren Ausführung Lernen stattfindet“ (ib.:88). Die Lehraktivität bleibt also eher gering, wohingegen die Lernaktivität ziemlich hoch ist. Das Vorherrschen des Lernens im Unterricht ist ein deutlicher Vorteil dieser Methode. Außerdem fördert sie selbständiges Arbeiten. Als Nachteile führt Reinhardt den hohen Lernarbeitsauf- wand sowie den Bedarf an Lernaufgaben/-materialien und leicht mögliche Mängel der Organisation des Lernens an (S. 89), wobei der hohe Lernarbeitsaufwand doch gerade bei dieser Methode gewünscht ist. Reinhardt charakterisiert den aufgebenden Unterricht kurz und knapp:

1. Mit kleinstmöglicher Lehraktivität soll größtmögliche Lernaktivität organisiert werden.
2. der „Lernende soll lernen, was er tut indem er es tut“. (ib.:89)

Typische Lernaufgaben für den darbietenden Unterricht sind der Arbeitsauftrag, das Arbeitsvorhaben bzw. das Projekt, das Planspiel und das programmierte Lehren und Lernen. Bei allen Methoden wird der Lehrer selber möglichst wenig aktiv, steht den Lernenden aber immer beratend zur Seite.

Ich werde hier nur näher auf das Projekt eingehen. Dieses beschränkt sich meistens nicht auf eine Unterrichtseinheit, sondern plant ein größeres Lernvolumen, das sich über mehrere Unterrichtseinheiten erstreckt. Daher ist es auch nötig, die gesamte Projektarbeit in kleinere Arbeitsschritte zu unterteilen. Wie das unter Ein- beziehung des Internets genau aussieht, ist Thema von Kapitel 3.3. Insgesamt stehen im heutigen Unterricht wohl die Methoden des aufgebenden Unterrichts im Vorder- grund:

Die bedeutenden neuen Lehrweisen, die in der jüngsten Vergangenheit entwickelt wurden und gegenwärtig als modern gelten, organisieren allesamt aktivitätsbetontes Lernen, arbeiten also mit deutlich reduziertem direkten Lehreinfluß. Die Lehrerpersönlichkeit tritt insoweit zurück, die notwendige Informations- und Steuerungsfunktion wird in entsprechendem Maße auf andere Regulatoren übertragen. (Reinhardt, 1994:40)

Letzter Punkt dieses Abschnitts sind die Sozialformen des Unterrichts. Diese werden nach dem räumlichen Verhältnis definiert, das Lehrender und Lernende zueinander einnehmen. Jede Unterrichtsmethode verlangt eine bestimmte Sozialform. Die Form für den aufgebenden Unterricht bezeichnet Reinhardt mit „Lehren bei den Lernenden“ (S. 99), und der zugehörige Leitungsstil ist der subsidiäre.

Sehen wir nun, inwieweit sich das Internet zu Planung und Organisation von Unterricht einsetzen läßt und inwieweit es diese dann beeinflußt.

3.2 Nutzung des Internets zur Unterrichtsvorbereitung

Dieses Kapitel wird nicht ganz so ausführlich werden wie das nächste. Trotzdem möchte ich auf diese Einsatzmöglichkeit eingehen, auch deshalb, weil ich denke, daß sie in der Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird.

Wie ich bereits im ersten Kapitel aufgeführt habe, gibt es zahlreiche, speziell für Lehrer eingerichtete Internetseiten. Auf diesen Seiten finden sich Anregungen, Linklisten oder Vorschläge für die Gestaltung von Unterrichtsreihen. Leider finden sich für den Fremdsprachenunterricht noch nicht so viele Unterrichtsmaterialien zum Herunterladen wie für die naturwissenschaftlichen Fächer. Aber auch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Wie kann sich der Lehrer das Internet nun bei seiner Unter- richtsvorbereitung zunutze machen? Um das zu präzisieren, werde ich hier im wesentlichen die Punkte aus Kapitel 2.1.1 wieder aufgreifen und genauer erläutern.

Möchte der Lehrer seinen Schülern z. B. zusätzliche Informationen zu dem gerade im Unterricht behandelten Thema (im Englischunterricht könnte das z. B. der Nord- irlandkonflikt, im Französischunterricht die Atomenergie sein) an die Hand geben, so bietet sich der Einsatz von Suchmaschinen an. Die adäquate Zusammenstellung des Materials fällt in den Bereich der Unterrichtsplanung. Natürlich ist das aufwendiger, als einfach nur die im Lehrbuch bereits vorhandenen Texte und Aufgabenstellungen zu nutzen, aber der Lehrer wird auch auf kaum eine andere Weise eine solche Fülle an Informationen finden und so wenig Aufwand dafür treiben müssen. Ohne das Internet wäre hier eine Literaturrecherche fällig, die deutlich zeitintensiver ausfiele. Analoges gilt für die im Internet vertretenen Zeitungen. Der Lehrer erspart sich den Gang zum Kiosk und kann gezielter nach für ihn relevanten Informationen suchen. Die meisten Zeitungen bieten nämlich eine Archivsuche auf ihrer Seite an.

Abgesehen davon, daß der Aufwand, geeignete Texte zu finden (sofern der Lehrer nicht über eine gut geordnete, große Bibliothek verfügt), dem Lehrenden durch das Internet deutlich verringert wird, lassen sich in diesem Fall keine Konsequenzen für die Planung und Organisation von Unterricht erkennen. Der Lehrer muß das gefun- dene Material genauso wie das außerhalb des Internets gesammelte didaktisch auf- bereiten. Ihm stehen dabei alle Formen von Unterrichtsplanung und -organisation offen.

Anders sieht das aus, wenn er auf die Unterrichtsvorschläge im Internet zurück- greift. Auf der Webseite von „Lehrer-Online“ sind die Zielvorstellungen sowie die benötigte Zeit immer schon mitangegeben. Zu den Themen sind mehr oder weniger ausführliche Vorschläge für Arbeitsmaterialien zu finden.17 Teilweise werden sogar Vorschläge für den Ablauf der Unterrichtsreihe angegeben.18 Dabei greifen diese Unterrichtsreihen nicht notwendigerweise selber wieder auf das Internet zurück. In vielen Fällen ist aber doch ein Internetzugang, zumindest aber ein PC (bzw. ein Computerraum, da ja nicht alle Schüler an einem PC arbeiten können) für die Durch- führung erforderlich.

Daß der Lehrer sich mit Hilfe solcher Seiten eine ganze Menge Arbeit sparen kann, leuchtet ein. Und meistens sind die Angaben so variabel gehalten, daß der Lehrer sie für seine Zwecke durchaus ergänzen oder abwandeln kann. Steht der Klasse bzw. dem Kurs kein Internetzugang zur Verfügung, ist es teilweise auch denkbar, den Schülern das Material auf dem Papier zur Verfügung zu stellen und in der angegebenen Weise damit zu arbeiten. Hier kann man also durchaus von einem Einfluß des Internets auf Planung und Organisation von Unterricht sprechen. Ganz abgenommen wird dem Lehrer die Arbeit dennoch nicht, da die Vorschläge natürlich so universell gehalten sind, daß möglichst viele Lehrer, noch dazu in verschiedenen Bundesländern, etwas damit anfangen können. Er wird die Planung und Organisation also ganz gezielt auf seinen Unterricht anpassen müssen. Da ich selber noch keine Erfahrung damit habe, kann ich nicht sagen, ob solche Seiten demnach eine wirkliche Arbeitserleichterung sind. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, daß es weniger Aufwand sein kann, eine Unterrichtsreihe von Grund auf alleine zu planen.

Die oben angesprochenen Foren und Newsgroups dienen in erster Linie wie die Suchmaschinen der Informationsrecherche. Nur kann der Lehrer hier ganz gezielt nach bestimmten Themen fragen und muß sich die Antwort nicht aus einer Vielzahl von gefundenen Seiten heraussuchen. Je spezieller die Newsgroup ist, desto gezielter wird die Antwort sein, die er bekommt. Diese Möglichkeit wird der Lehrer vor- nehmlich dann verwenden, wenn im Unterricht eine Frage aufgeworfen wurde, die er nicht beantworten kann. Dies dürfte im Fremdsprachenunterricht insbesondere dann der Fall sein, wenn es um Vorurteile und Klischees geht. („Ist es tatsächlich so, daß Franzosen sich alle weigern, Englisch zu sprechen?“, „Denken alle Amerikaner, daß ‚Europa‘ ein Land ist?“…). Die Reaktionen der Abonnenten der Newsgroup dürften zwar den Unterricht bereichern, haben aber keinen Einfluß auf seine Planung und Organisation. (Es sei denn, der Lehrer entschließt sich aufgrund einer besonders interessanten Antwort vielleicht, eine spezielle Unterrichtsreihe zu diesem Thema vorzubereiten. Das wäre dann ja auch schon eine gewisse Form von Einfluß.)

Die restlichen oben aufgeführten Punkte üben meines Erachtens ebenfalls keinen direkten Einfluß aus. Ausgenommen die Suche nach Partnern für E-Mail-Projekte. Diese kann aber nur im Zusammenhang mit den E-Mail-Projekten gesehen werden, weshalb ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehe.

3.3 Nutzung des Internets im Unterricht

Dieses Kapitel behandelt nun die Einsatzmöglichkeiten des Internets im Unterricht. Dieses Kapitel wird sicherlich das umfangreichste, da hier die Möglichkeiten am vielfältigsten sind und der Einfluß am größten ist. Bevor ich auf die einzelnen Ein- satzgebiete eingehe, möchte ich aber noch ein paar allgemeine Vorbemerkungen machen.

Informiert man sich in der Literatur über den Einsatz der modernen Medien im Unterricht trifft man immer wieder auf die Meinung, daß ein Wandel des Lehrers vom „Beschuler“ zum „Lernberater“ (Struck, 1998:24) unabdingbar ist, wenn die Schule einen unserer Zeit angepaßten Unterricht bieten möchte. Ebenso müsse die bisherige Einteilung in einzelne Unterrichtsstunden überdacht werden. Es ist zu vermuten,

daß der Einsatz des Computers im Klassenraum die bisherige Fächergliederung unproduktiv werden läßt, ebenso die Einteilung des Unterrichts in 45-Minuten-Takte, daß man den guten und den schlechten Lehrer durch eine optimale Software relativieren und freisetzen kann als schülerbegleitenden (und nicht mehr so sehr stoffbegleitenden) Lernberater, der gezielt an Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten sowie biographischen und milieubedingten Störungen einzelner Schüler kompensatorisch zu arbeiten vermag. (Struck, 1998:34)

Genau ein solches Projekt wurde in Kanada bereits ein einigen Schulen verwirklicht. Die Ergebnisse sind durchweg positiv. Die Unterrichtsstunden sind in Deutschland noch nicht aufgelöst; in den verschiedenen Projekten, die ich vorstellen werde, stellt der Lehrer aber tatsächlich eher den oben geforderten Lernberater dar. Andeutungs- weise erkennt man auch bereits, „daß die bisherigen Lehrpläne durch übergreifende ‚Bildungspläne‘ ersetzt und die vielen Fächer zu weniger Lernbereichen gebündelt werden […]“ (Struck, 1998:67).

Es wird außerdem immer weniger wichtig, wieviel der Einzelne weiß. Wichtiger ist zu wissen, wie man sich Informationen verschafft und sich das Wissen aneignet, das man gerade braucht:

Schule übertreibt es mit der Wissensvermittlung, während sie zugleich die Erkundungs- und Handlungskompetenz des Schülers zuwenig fördert. Dabei ist das auch noch lernpsychologisch gesehen unsinnig, denn was der Schüler selbst erkundet, behält er sehr viel besser, als wenn man es ihm per Belehrung einzutrichtern trachtet, und was er beim Handeln lernt, speichert er ebenfalls länger in seinem Hirn. (Struck, 1998:154)

Gerade das Internet bietet hierzu die entsprechenden Möglichkeiten. Und im Um- gang damit lernt der Schüler auch gleich, wie man sich eben die Informationen ver- schafft, die man gerade braucht. Das wird ihm für sein späteres Berufsleben sicher- lich zugute kommen. Außerdem „[sollte d]er Einsatz von verschiedenen Medien oder Techniken in der Wissensvermittlung […] dazu führen, daß der Lernende mehr und leichter lernt.“19

In den folgenden Abschnitten werde ich nun auf die wichtigsten Einsatzmöglich- keiten des Internets im Unterricht eingehen. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Fremdsprachenunterricht, aber die meisten Aspekte lassen sich auch auf andere Fächer übertragen. Sinnvoll wäre in den meisten Fällen eventuell sogar ein fächer- übergreifender Unterricht. Darauf werde ich an den entsprechenden Stellen jeweils kurz hinweisen.

3.3.1 Die einzelnen Einsatzmöglichkeiten

3.3.1.1 WWW-Projekte

Bei einem WWW-Projekt stellt der Lehrer den Schülern einer Klasse eine bestimmte, komplexe Aufgabe, die diese mit Hilfe des Internet lösen müssen. Dazu ist erst einmal eine allgemeine Einführung in das Thema nötig. Daher ist es ideal, wenn das Projekt in den bisherigen Unterrichtszusammenhang eingebettet werden kann.

Vorteil des Internets gegenüber anderen Möglichkeiten ist, daß der Lerner dort an seiner Lernwelt aktiv beteiligt wird, er wird zum „Bestandteil seiner Lernumgebung“ (Fasching, 1997:89). Das Lernen im Internet ist „ein Erarbeiten von Inhalten innerhalb eines Informationsmediums […], das dem Lerner nicht das Gefühl gibt, außerhalb der wirklichen Welt zu lernen“ (Fasching, 1997:89).

Der Lehrer muß ein solches Projekt natürlich genauso wie jede andere Unterrichtseinheit planen. Wenn er das zum ersten Mal macht, ist dies sicher ein erheblicher Aufwand für ihn. Allerdings kann er sich hier ebenfalls im Internet Hilfe holen. Reinhard Donath gibt auf seiner Webseite genau an, wie ein solches WWW- Projekt ablaufen könnte20. Die Web-Recherche erfolgt dabei in Partner- oder Gruppenarbeit:

- Vorstellung des Projektes und des methodischen Vorgehens; Besprechung des Themas und möglicher Unterthemen; Gruppenbildung, Arbeitsplan (Klassenraum): 1 Stunde
- Kurze Einführung in das WWW […]: Was ist das Internet, was bedeutet World Wide Web; URLs, wie funktioniert eine Suchmaschine (Computerraum): 1 Stunde, bereits mit konkreten Aufgaben zum Thema verknüpft
- Erster Durchgang im Computerraum: Recherchieren im WWW, (vorgegebene) WWW-Adressen (URLs) aufsuchen und erste Informationen beschaffen (abspeichern, ausdrucken): 1 Stunde
- Gruppenphase: Web-Seiten auswerten, gegenseitig informieren; feststellen, welche Informationen noch benötigt werden und Vorgehen für weitere Recherche planen; Gruppen stellen kurz ihren Arbeitsstand vor (Klassenraum): 1 Stunde
- ggf. zweiter Durchgang im Computerraum: geplante ergänzende Recherche durchführen, Ergebnisse abspeichern, ausdrucken: 1 Stunde
- Gruppenphase: Material auswerten, gemeinsam bearbeiten, Präsentation planen; Gruppen stellen kurz ihren Arbeitsstand vor; Ergebnisse zusammenstellen, Präsentation erarbeiten (Klassenraum): 1 - 3 Stunden
- Plenum: Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse; gemeinsame inhaltliche und sprachliche Auswertung und Zusammenfassung (Klassenraum): 1 - 2 Stunden

Er gibt ebenfalls an, wie eine geeignete Web-Recherche auszusehen hat. Sie sollte erfolgen

- in Gruppen oder in Partnerarbeit,
- in einem begrenzten thematischen Zusammenhang,
- mit einer klaren Zielsetzung (Aufgaben, Fragen, Erkenntnisinteresse),
- manchmal mit einem Lernerprotokoll,
- mit einer Auswertung und Reflektion des Lernweges (Suchstrategie, aufgesuchte Adressen (History-Funktion etc.)),
- durch eine sprachliche und inhaltliche Er- und Verarbeitung der erhaltenen Informationen,
- mit dem Ziel der Ergebnispräsentation für die Lerngruppe (ib.).

Es bleibt dabei dem Lehrer überlassen, ob er für die Recherchen seinen Schülern vorher ausgewählte Internetseiten an die Hand gibt, oder ob er sie frei suchen läßt. Die freie Suche bietet den Schülern mehr Freiraum, lenkt sie aber auch schneller vom eigentlichen Gegenstand der Recherche ab. Im Fremdsprachenunterricht muß natürlich die Bedingung gestellt werden, daß die Informationen auf Seiten, die in der Unterrichtssprache verfaßt sind, gesucht werden müssen.

Halten wir also fest, daß die Unterrichtsplanung bei WWW-Projekten nicht wesentlich beeinflußt wird. Sie wird allenfalls durch Anleitungen und Anregungen aus dem Internet ein wenig erleichtert. Ebenso wird die Organisation nur marginal berührt. Wie der Name ja schon sagt, werden hier im Wesentlichen die Methoden der Projektarbeit angewandt. Allerdings wird diese Methode sich wohl immer mehr verbreiten. Allgemeine Tendenz ist ja, daß der Lehrer den Schüler nur zum Lernen anregt. Genau dies wird ja mit solchen Projekten erreicht.

Und gerade durch das Internet gibt es beinahe unendlich viele denkbare Projekt- themen. Der Fremdsprachenlehrer sollte aber verstärkt darauf achten, daß auch die fremdsprachliche Kommunikation auf keinen Fall zu kurz kommt. Er könnte die Schüler ihre Präsentation beispielsweise in der Fremdsprache darbieten lassen. Ebenso wird die Vorbereitung auf das Projekt natürlich in der Fremdsprache stattfinden.

3.3.1.2 E-Mail-Projekte

Beim E-Mail-Projekt arbeiten zwei Klassen aus verschiedenen Ländern gemeinsam an einem Projekt. Ihre Ergebnisse tauschen sie dabei per E-Mail aus. Für den Englischunterricht definiert Donath das E-Mail-Projekt folgendermaßen (für Unterricht in anderen Sprachen gilt das natürlich analog):

Bei einem E-Mail-Projekt im Englischunterricht kommuniziert eine Lerngruppe schriftlich mit Gleichaltrigen z. B. in den USA, Kanada, Australien oder Großbritannien auf Englisch. Die Kommunikationssprache kann natürlich zusätzlich auch Deutsch sein, wenn z. B. die Partnerklasse Deutsch als Fremdsprache lernt. Die Kommunikation ist themengebunden und findet in einem vorher festgelegten Zeitrahmen mit einer inhaltlichen Strukturierung statt. Die mit Computern geschriebenen Texte werden per Internet an die elektronische Partnerschule geschickt.21

Eine etwas knappere und ungenauere Definition, die dafür mehr den globalen Charakter betont, bietet Schwarzer:

Noch ein anderes Szenario ist das „virtuelle globale Klassenzimmer“. Anstatt einer (sic!) Lerngruppe wie bisher auf die Mitglieder einer Klasse zu beschränken, lassen sich Lernende aus aller Welt zu einem Unterrichtsprojekt zusammenfassen. Schüler tun sich vorübergehend zusammen, um per E-Mail ein Lernprojekt zu bearbeiten.22

Die Vorplanung für ein solches Projekt obliegt natürlich dem Lehrer. Dieser hat die Aufgabe, den Kontakt zur Partnerschule herzustellen und das Projekt mit dem Lehrer der Partnerklasse abzusprechen. Dazu ist es sicherlich hilfreich, wenn der Kontakt zu dem Lehrer schon einige Wochen vor Beginn der Projektarbeit aufgebaut wird. Das hat insbesondere den Vorteil, daß man den organisatorischen und inhaltlichen Rah- men für das Projekt dann in aller Ruhe abstecken kann. Was der Lehrer bei der Planung beachten sollte, ist ebenfalls auf der Homepage von Reinhard Donath erläutert23:

- Ganz wichtig ist der Zeitrahmen: Der Beginn und das Ende des Projekts sollten genau festgelegt und eventuelle Unterbrechungen durch Ferien usw. berücksich- tigt werden. Unterbrechungen sollten nicht zu lange dauern.
- Das Thema sollte für beide Klassen interessant und leicht in verschiedene Teil- bereiche (für eine spätere Aufteilung der Klasse in Gruppen) aufteilbar sein.
- Unbedingt abgesprochen werden sollte auch die Häufigkeit des E-Mail- Austausches: Ein täglicher Austausch ist wenig sinnvoll. Um für den Unterricht planbar zu sein, sollte dennoch festgelegt werden, wie oft der Austausch pro Woche stattfinden wird.
- Ebenso sollte die Benutzung der Fremdsprache sorgfältig abgesprochen werden, gerade wenn ein E-Mail-Projekt auf deutscher Seite zum Beispiel im Rahmen des Englischunterrichts, auf amerikanischer Seite aber im Deutschunterricht stattfin- det.
- Endprodukt: Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit sollten am Schluß unbedingt durch einen Reader oder auf Webseiten zusammengefaßt und ausge- tauscht werden. Die Details dazu sind auch vorher abzusprechen.

Die Planung des Unterrichts erweitert sich im Vergleich zu den reinen WWWProjekten für den Lehrer also um die oben aufgezählten Tätigkeiten. Dabei greift er wahrscheinlich selber auf die Kommunikationsmöglichkeiten im Internet zurück.

Leider scheuen viele Lehrer immer noch diese Mehrarbeit. Glücklicherweise gibt es aber auch immer mehr engagierte Lehrer, die ihre Erfahrungen veröffentlichen, Tips geben und solche Seiten wie die von Reinhard Donath erstellen. Unerfahrene Lehrer können mit dieser Anleitung sicherlich erste Schritte wagen. Für den Lehrer gilt dann auch „Learning by doing“. Und wenn er seine Schüler richtig zu motivieren vermag, steht einem gemeinsamen Lernen nichts im Wege. Und schon allein durch den direkten Kontakt mit der anderen Sprache werden Schüler deutlich stärker motiviert, als durch das Lernen aus Lehrbüchern. Die Bewegung „Lernen durch Lehren“ propagiert einen solchen Ansatz schon seit längerem.24

3.3.1.3 Internet-Klassenpartnerschaften

Eine Erweiterung des einmaligen, zeitlich begrenzten E-Mail-Projekts ist eine Part- nerschaft zwischen zwei Schulen, die regelmäßigen Kontakt haben. Neben dem Austausch im Rahmen fester Projekte findet hier auch ein privater E-Mail-Austausch statt; dabei sollte trotzdem über bestimmte, festgelegte Themen diskutiert werden. Solche Partnerschaften bestehen häufig zwischen Partnerschulen, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen auch einen Schüleraustausch durchführen.

Die Internet-Klassenpartnerschaft wird vom Goethe-Institut folgendermaßen charakterisiert:

- Konzentration auf Themen

Diese Projekte behandeln in den Unterricht eingebettete Themen und sollten nicht nur dem reinen Austausch von kurzen Teenager Mitteilungen (beliebteste Musikgruppe und Ärger mit der Freundin/dem Freund) dienen. Sie wollen vielmehr das Anwenden und Erweitern der Sprachkenntnisse mit einem Zuwachs an landeskundlichen Kenntnissen verbinden.

- Informationsaustausch und gemeinsames Lernen

Die Themen dieser Projekte sollen nicht nur die Informationen des Lehrbuches ergänzen. Angestrebt wird ein Informationsaustausch in der Kommunikation mit Gleichaltrigen sowie die gemeinsame Auseinandersetzung über die ausgetauschten Informationen, so dass auch interkulturelle Lernprozesse ermög- licht werden.25

Der erste Punkt stimmt ja völlig mit den Bedingungen, die an ein „normales“ E- Mail-Projekt gestellt werden, überein. Da die private Kommunikation vom Lehrer nur überwacht, nicht aber geplant werden muß, ist hier ein planerischer Mehrauf- wand nicht zu erwarten. Was die Organisation angeht, so könnte, zumindest, wenn gerade kein festes Projekt ansteht, eine Stunde pro Woche dafür vorgesehen werden (seltener ist natürlich auch möglich, Regelmäßigkeit ist aber unabdingbar), sich mit der Partnerklasse auszutauschen. So ist auch am ehesten zu gewährleisten, daß der Kontakt nicht einschläft. Im Rahmen dieser recht freien Kommunikation sollte der Lehrer von seiner traditionellen Rolle als Korrektor Abstand nehmen und den Schülern freien Lauf lassen. Ein Hinweis vom E-Mail-Partner bewirkt wahrschein- lich mehr als das Wort des Lehrers. Eingreifen sollte er allerdings unbedingt, wenn die Kommunikation nur noch in der jeweils eigenen Muttersprache stattfindet. Denn schließlich sollen die Schüler ja lernen, sich in der fremden Sprache auszudrücken. Es ist jedoch möglich sich mit der Partnerklasse auf wechselnde Sprache zu einigen, damit die Schüler auch Texte in der Fremdsprache zu lesen bekommen.

3.3.1.4 Tandem-Lernen

Beim Tandem-Lernen kommunizieren zwei Lernende mit unterschiedlichen Muttersprachen miteinander und unterstützen sich beim Erlernen der jeweils anderen Sprache. Das Tandem-Lernen kann von der Schule/ dem Lehrer angeregt werden, wird aber normalerweise von diesen nicht weiter beobachtet. Die Schüler entscheiden selbständig über Lernziele und -methoden sowie über die Kommunikationshäufigkeit. Dieses Lernen findet vollständig außerhalb des Unterrichts statt und soll deshalb hier auch nicht weiter behandelt werden.26

3.3.1.5 News

Auf die Möglichkeit, Anfragen an Newsgroups zu schicken, möchte ich auch nur noch ganz kurz eingehen. Der Unterschied zu E-Mails ist hier im speziellen, daß die abgeschickten Nachrichten von einer breiten Öffentlichkeit gelesen werden können. Es kann sich jeder zu dem angesprochenen Thema äußern, der meint, etwas dazu zu sagen zu haben. Deshalb ist es gerade hier besonders schwer, die richtigen Informationen zu finden. Ein wenig einschränken kann man das, wenn man sehr themenspezifische Newsgroups wählt.

Im Gegensatz zu den E-Mail-Projekten eignen sich die Newsgroups nicht für ganze Unterrichtsreihen. Hin und wieder kann es aber sinnvoll sein, eine Anfrage an einen Newsgroup zu schicken. Das hat auch für den Lernenden Vorteile. Denn „neben den gewählten Lerngegenständen werden im Usenet auch eine Reihe sozialer Komponenten vermittelt“ (Fasching, 1997:96). Das Usenet27 ist auch eine Möglichkeit für die Schüler, empirische Arbeit zu leisten. Fasching führt als Einsatzbereich für die Newsgroups folgenden an:

Thematiken, die nicht durch Fakten klar zu belegen sind, können im Usenet zur Diskussion gestellt werden. Dies bietet sich vor allem für geisteswissenschaftliche Inhalte an. Dabei kommt es zum einen zur Darstellung verschiedener Sichtweisen durch verschiedene Nutzer, zum anderen zum Diskurs über die erläuterten Positionen. Dies eröffnet eine pluralistische Sichtweise auf ein Themengebiet. (S. 97)

Das Verfassen eines Artikels an eine Newsgroup kann genauso in den Unterricht eingebunden werden, wie andere Aktivitäten auch. Für die Planung und Organisation des Unterrichts bedeutet dies, daß sie sich nicht viel ändert. Die Planung für das Verfassen eines Newsgroup-Artikels kann analog zur Planung für das Schreiben eines Briefes angegangen werden, ebenso die Organisation.

4. Schlußfolgerungen

Durch die Einführung des Internets bietet sich die Chance, das Klassenzimmer zur Welt hin zu öffnen. Durch weltweite uneingeschränkte Information, Kommunikation und Interaktion wird es möglich, in einen regelmäßigen direkten und authentischen Kontakt mit der Zielsprache und seinen Sprechern zu kommen. Dem Lerner kommt die Lernsituation so realer vor.

Struck war der Meinung, daß „der Computer an sich […] also weder gut noch übel [ist], es kommt auf den Umgang mit ihm an“ (S. 13). Dem kann ich mich nur anschließen. Wie die obigen Ausführungen gezeigt haben, bedeutet der Einsatz des Internets im Unterricht gar keine so große Veränderung in der Unterrichtsplanung und -organisaton. Nur der Schwerpunkt der Unterrichtsplanung muß sich notwenigerweise verlagern. Damit wird sich auch die Lehrerrolle insgesamt ändern müssen. Das wurde auch schon von der kommunikativen Didaktik erkannt. Die noch sehr strikte Rollen- und Aufgabenteilung im Unterricht wird immer mehr in Frage gestellt, da diese Art der Kommunikation und Interaktion der veränderten Realität zunehmend weniger gerecht wird.

Das Prinzip „Lernen durch Lehren“ wird sich auf Dauer wohl immer mehr durchsetzen: Lehrer werden in Zukunft von den Schülern lernen, diese wiederum werden vermehrt Aufgaben übernehmen, die in der traditionellen Lehrer-Schüler- Konstellation dem Lehrer vorbehalten sind. Zu den neuen Aufgabenfeldern des Lehrers gehören zum Beispiel Moderation, Beratung und Hilfestellung sowie die Schaffung einer anregenden Lernumgebung. Schüler übernehmen vermehrt die traditionellen Lehrerfunktionen: sie recherchieren, schlagen nach, präsentieren, visualisieren usw. Gruppen-, Partner- und Einzelarbeit treten gleichberechtigt neben Phasen des Frontalunterrichts.

Langfristig läßt sich also schon absehen, daß sich Planung und Organisation von Unterricht dahingehend ändern werden, daß andere Unterrichtsmethoden vorherrschen als bisher. Die Tendenz dürfte dann eher zur flexiblen Lernplanung gehen sowie zu den Methoden des aufgebenden Unterrichts.

Die Schüler erwerben auf diese Weise die immer wichtiger werdenden Schlüsselqualifikationen, wie z. B. Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Kreativität.

5. Abschließende Betrachtung

An dieser Stelle möchte ich eigentlich nur ein paar Zitate anführen, die sich weniger mit dem Internet direkt, als mit der sich verändernden Position der Schule befassen.

Anke Brunn sah schon vor mehr als drei Jahren einen Wandel des Berufsbildes der Lehrer voraus:

Vielen Lehrerinnen und Lehrern wird es sicherlich schwerfallen, sich selbst als Lernende in Sachen Medien zu „outen“. Doch in der Bereitschaft und in der Fähigkeit zum lebenslangen Lernen liegt ja gerade eine Chance: die Chance für einen Unterricht, der Schüler wie Lehrer zum Lernen motiviert. Der „lernende Lehrer“ ist denn auch der Kern eines neuen, zeitgemäßen Berufsbildes […].

Das neue Berufsbild vom „lernenden Lehrer“ muß in der Weiterbildung wie in der Ausbildung der nachwachsenden Lehrergenerationen zum neuen Leitbild und zum Ziel werden.28

Eine ganz extreme Zukunftsvision ist diese hier:

Die Lerncomputer-Schule wird in jeder Hinsicht eine ganz andere Schule als die herkömmliche sein. Sie wird Englischunterricht vernetzt mit einer Schule in der New Yorker Bronx und einer in Nordschweden durchführen können; in ihr wird es nicht mehr so oft vorkommen, daß der Schüler vor allem stundenlang in die Gesichter seiner Lehrer, auf Wandtafeln und auf Buchseiten starrt. Statt dessen wird er sich Informationen über den Nordirlandkonflikt im World Wide Web besorgen, am Computer handeln und den Lehrer häufiger in seinem Rücken oder an seiner Seite spüren; 45-Minuten-Takte des Unterrichts werden flexiblen Arbeits-, Bewegungs-, Spiel- und Pausenphasen weichen; Unterrichtsfächer werden in Lernbereichen aufgehen; Schulen werden profilierter, regionalisierter und autonomer auf die Nachbarschafts- bzw. Stadtteilbedingungen ihrer Schüler und deren Elternhäuser eingehen […]. (Struck, 1998:19f)

Noch weiter geht Michael Drabe von der Initiative „Schulen ans Netz“, wenn er sagt:

Für die Lehrerschaft lassen sich ebenfalls noch nicht ausgeschöpfte Nutzungspotentiale attraktiv erhöhen. Warum sollte es nicht möglich sein, den 45-Minuten-Block dadurch aufzulösen, indem durch Lehrerteams sichergestellt wird, daß

- schwierig vermittelbare Bildungsinhalte adäquat unterrichtet werden können,
- Chancen zum fächerübergreifenden Unterricht durch eine geeignetere Realisierung genutzt werden können,
- die gegenseitige Vertretbarkeit bei Abwesenheit ermöglicht wird,
- das im Medieneinsatz noch immer hohe Technikverständnis durch eine Person in diesem Team gesichert werden kann,
- sich bei einer teamorientierten Unterrichtsführung die sozialen Interaktionsprozesse im Klassenraum leichter beurteilen lassen. Eine weitere Organisationsstruktur ist durch eine konsequentere Bündelung von Unterrichtsfächern, die von einem(r) Lehrer(in) in einer Klasse erteilt werden können, denkbar. Dieses aus dem Grundschulbereich durchaus bekannte Verfahren hat zudem den Vorteil, daß man mehr Zeit für die wünschenswerte Ausbildung der Teamfähigkeit innerhalb der Klassengemeinschaft aufwenden kann. Bei beiden Vorschlägen muß durch entsprechende Controllingverfahren (bzw. Amtsdeutsch: der Aufsichtspflicht nachkommende Verfahren) sichergestellt werden, daß die Einhaltung der Lehrpläne überprüfbar bleibt. Dies kann durch computergesteuerte Programme durchaus unterstützt werden, zumal im Sinne des selbstorganisierten Lernens unterstützende (Über-)Prüfungsroutinen erwartet werden.29

Alle diese Meinungen gehen in die gleiche Richtung. Der Unterricht müßte eigentlich ganz neu erfunden werden.

6. Bibliographie

6.4 Bücher

Busch, Wilfried H. 3 1999 [revidierte Aufl. von 1 1998]. Internet f ü r Lehrer. Frankfurt, New York: Campus Verlag.

Fasching, Thomas. 1997. Internet und Pädagogik: Kommunikation, Bildung und Lernen im Netz. München: KoPäd Verlag.

Frindte, Wolfgang; Thomas Köhler (Hgg.). 1999. Kommunikation im Internet. Frankfurt/Main [u.a.]: Lang (Internet communication, 1).

Reinhardt, Egon. 1 1994. Grundlagen des Lehrens und Lernens:

Anwendungsbezogene p ä dagogische Wissenschaft. Darmstadt: Winklers Verlag - Gebrüder Grimm.

Schwarzer, Ralf (Hg.). 1998. MultiMedia und TeleLearning: Lernen mit Cyberspace. Frankfurt/Main, New York: Campus Verlag

(ADIA-Stiftung zur Erforschung neuer Wege für Arbeit und soziales Leben, 10).

Struck, Peter.1998. Netzwerk Schule: Wie Kinder mit dem Computer das Lernen lernen. München, Wien: Hanser.

Tulodziecki, Gerhard; Sigrid Blömeke (Hgg.). 1997. Neue Medien - Neue Aufgaben f ü r die Lehrerausbildung: Tagungsdokumentation. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung (Initiative: B.I.G. - Bildungswege in der InformationsGesellschaft).

6.5 Internetseiten zum Thema>

Der „Deutsche Bildungsserver“: http://dbs.schule.de

Initiative „Schulen ans Netz“: http://www.san-ev.de

Lehrer-Online.de: http://www.lehrer-online.de

learn:line, der Bildungsserver NRW: http://www.learn-line.nrw.de/

Der Deutsche Bildungsserver: http://www.dbs.de

Schulweb: http://www.schulweb.de

Der WWW-Server für Englischunterricht: http://www.englisch.schule.de

Die Zentrale für Unterrichtsmaterialien: http://www.zum.de

Die St. Olaf-Liste: http://www.iecc.org

Das Internet Software Consortium: http://www.isc.org

[...]


1 18. 1. 2001. „Immer mehr Kinder nutzen das Internet.“ http://www.BerlinOnline.de/wissen/computer/internet/.html/200101/net18104.html Befragt wurden Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren.

2 für Nähere Informationen siehe http://www.san-ev.de

3 das heißt im Januar 2001

4 Spiegel Online 02/2001. 11. 1. 2001. "Schulen ans Netz" feiert sich“ http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,111842,00.html

5 Dies ist nachzulesen auf der Webseite des Internet Software Consortium: http://www.isc.org

6 Es ist ein Unterschied, nur etwas über eine Organisation zu lesen oder aber die Webseite der Organisation zu besuchen, und „dabei“ zu sein. (Fasching, 1997:71)

7 zum Beispiel Le Monde http://www.lemonde.fr, Le Monde diplomatique http://www.monde- diplomatique.fr, The London Times http://www.thetimes.co.uk

8 Eine solche Seite trägt den bezeichnenden Namen Lehrer-Online http://www.lehrer-online.de

9 Es gibt zahlreiche Seiten, die Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen. Beispielhaft sei hier die Zentrale f ü r Unterrichtsmaterialien genannt http://www.zum.de

10 Beispielsweise die Newsgroups news:fr.lettres.langue.francaise und news:uk.culture.language.english

11 Beispielsweise beim Deutschen Bildungsserver http://www.dbs.de

12 Davon sind zwei für den Fremdsprachenleher besonders interessant news:schule.sprachen und news:schule.internet.einsatz

13 Das geht zum Beispiel über die St. Olaf-Liste. Informationen dazu finden sich unter http://www.iecc.org

14 Stephen King hat sogar ein ganzes Buch nur im Internet veröffentlicht. http://www.stephenking.com

15 Zur genauen Erläuterung der Begriffe vgl. Reinhardt 1994, S. 63f

16 Auf die Bedeutung der einzelnen Phasen geht Reinhardt sehr ausführlich ein. Eine ausführlichere Darlegung meinerseits wäre nur mehr ein Abschreiben. Daher belasse ich es hier bei einer Auflistung und verweise auf sein Buch.

17 Auf dieser Seite findet sich z. B. der Vorschlag zu einer landeskundlichen Unterrichtsreihe: http://www.lehrer-online.de/dyn/212335.htm

18 http://www.lehrer-online.de/dyn/237712.htm

19 Schmitz, Gerdamarie. 1998. „Lernen mit Multimedia: Was kann die Medienpsychologie beitragen?“ In: Ralf Schwarzer (Hg.), S. 198.

20 http://www.englisch.schule.de/wwwunt.htm

21 http://www.englisch.schule.de/email.htm#Was

22 Schwarzer, Ralf. 1998. „Telelernen mit Multimedia in der Informationsgesellschaft.“ In: Ralf Schwarzer (Hg.), S. 12.

23 Die genaue Adresse ist diese: http://www.englisch.schule.de/email.htm#Koordination; Einen Erfahrungsbericht kann man unter dieser Adresse abrufen: http://www.englisch.schule.de/Junge.htm

24 http://www.ldl.de/default.htm

25 http://www.goethe.de/z/ekp/derahmen.htm

26 Hilfreich ist es allerdings schon, wenn der Lehrer den Schüler bei der Suche nach einem geeigneten Partner unterstützen kann. Auf dieser Seite werden Partnerschaften vermittelt: http://www.slf.ruhr- uni-bochum.de

27 dies ist die Bezeichnung für das Netzwerk der Newsserver

28 Brunn, Anke. 1997. „Neue Medien in der Lehrerausbildung - bildungspolitische Perspektiven: Eröffnungsvortrag der Ministerin für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen.“ In: Gerhard Tulodziecki und Sigrid Blömeke (Hgg.), S. 19.

29 Drabe, Michael. „Lebenslanges Lernen aus der Sicht der Schule - Pädagogische Konzeption der Initiative Schulen ans Netz.“ http://www.san-ev.de/docs/Konzept3.asp

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Der Einfluß des Internets auf Planung und Organisation von Fremdsprachenunterricht
Veranstaltung
Zwischenprüfungsarbeit
Note
1
Autor
Jahr
2000
Seiten
27
Katalognummer
V103370
ISBN (eBook)
9783640017485
Dateigröße
406 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einfluß, Internets, Planung, Organisation, Fremdsprachenunterricht, Zwischenprüfungsarbeit
Arbeit zitieren
Angelique Presse (Autor:in), 2000, Der Einfluß des Internets auf Planung und Organisation von Fremdsprachenunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103370

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