Statusanalyse über die Leistungsfähigkeit des Wasserrettungsdienstes der Bayerischen Wasserwacht


Masterarbeit, 2014

73 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

Vorbemerkung

Danksagung

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Forschungsfrage bzw. Ziel der Arbeit
1.3 Methode
1.4 Terminologische Vorbemerkung

2. Hauptteil
2.1 Überblicksinformationen über den Rettungsdienst in Bayern
2.1.1 Gesetzliche Grundlage für den Rettungsdienst in Bayern
2.1.2 Organisation des Rettungsdienstes in Bayern
2.1.3 Finanzierung
2.2 Überblicksinformationen zur Wasserrettung in Bayern
2.2.1 Wasserrettung
2.2.2 Schnelleinsatzgruppe Wasserrettungsdienst
2.2.3 Einsatzleiter Wasserrettung
2.2.4 Einsatzabrechnungen
2.2.5 Qualitätsmanagement
2.3 Ertrinkungsstatistik (absolut)
2.3.1 Situation Bundesgebiet
2.3.2 Situation Bayern
2.4 Beschreibung des Einsatzgebiets Bayern
2.4.1 Strukturdaten
2.4.2 Systemklassifizierung
2.4.3 Gewässer und besondere Gefahrenquellen
2.5 Kennzahlenanalyse
2.5.1 Ertrinkungsstatistik (relativ)
2.5.2 Einsatzaufkommen
2.5.3 Marktanteil im Wasserrettungsdienst
2.5.4 BayRDG-Budget im Verhältnis
2.5.5 Einsatztaktische Zeiten
2.5.6 Einsatzressourcen
2.5.7 Unfallstatistik
2.5.8 Qualifikationsstruktur
2.5.9 Alters- und Geschlechterstruktur
2.5.10 Verfügbarkeit der Einsatzkräfte im Tagesverlauf
2.5.11 Nutzungsgrad Sitzplatzverteilung „Sitzplatz-Analyse“
2.5.12 Ehrenamtliche Einsatzstunden
2.6 Untersuchungsergebnisse
2.6.1 Einsatzaufkommen und Marktanteil
2.6.2 Einsatzressourcen
2.6.3 Qualifikationsstruktur
2.6.4 Alters- und Geschlechterstruktur

3. Beantwortung der Forschungsfrage

4. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Anhang

Autorenbiografie

Abstract

Im bundesweiten Vergleich finden seit Jahren die meisten Ertrinkungsfälle in Bayern statt. Dennoch vermuten die bayerischen Wasserrettungsorganisationen, dass sie deutschlandweit den professionellsten Wasserrettungsdienst betreiben.

Die vorliegende Arbeit untersucht, wie der derzeitige Stand der Leistungsfähigkeit der größten Wasserrettungsorganisation in Bayern ist. Dazu wird geklärt, inwieweit die bayerische Wasserwacht tatsächlich professionell und effektiv tätig ist. Darüber hinaus werden die Stärken und Schwächen der Wasserwacht identifiziert. Die so gewonnenen Erkenntnisse werden die strategische Ausrichtung der Wasserwacht in den kommenden Jahren beeinflussen.

Um einen Überblick über den bayerischen Wasserrettungsdienst zu erlangen, bilden interne und externe Literatur die Grundlage. Anhand von Zahlen, Daten und Fakten wird die Leistungsfähigkeit der Wasserwacht belegt. Dazu wird empirisches Zahlenmaterial aus unterschiedlichen Quellen herangezogen und in Kennzahlen bewertet.

Nicht zuletzt durch standardisierte Dokumentation und Abläufe kann der Wasserwacht auch durch bedarfsgerechte Ausbildung und Ausrüstung ein professionelles und effektives Arbeiten zugestanden werden. Auch die ständige Anpassung von Ausrüstungsgegenständen an den aktuellen Stand der Technik führt zu einer fortlaufenden Verbesserung des bayerischen Wasserrettungsdienstes. Dies ist wohl auch die größte Stärke der bayerischen Wasserwacht. Jedoch wurde auch erkannt, dass eine unzureichende Datenpflege die Bewertung der einzelnen Kennzahlen im Ergebnis verschlechterte.

Vorbemerkung

Die dieser Veröffentlichung zugrundeliegende Forschungsarbeit wurde im November 2014 als Master-Thesis zur Erlangung des akademischen Grades „Master of Science“ beim Zentrum für Management im Gesundheitswesen an der Donau-Universität Krems eingereicht.

Aufgrund von organisationsinternen und vertraulichen Daten erfolgte eine 5‑jährige Sperrung der Master-Thesis bis Ende November 2019. Während dieses Zeitraums durfte sie Dritten nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verfassers zugänglich gemacht werden. Aufgrund diverser Anfragen wurde vom Verfasser nach Ablauf der Sperrfrist die Entscheidung getroffen, diese Forschungsarbeit zu veröffentlichen. Die vorliegende Publikation entspricht inhaltlich der Master-Thesis. Lediglich redaktionelle Korrekturen wurden eingearbeitet.

Ergänzend ist anzumerken, dass die Master-Thesis auf dem Zahlenmaterial des Zeitpunktes der Erstellung beruht, gleiches gilt für die verbandsinternen Vorgaben und gesetzlichen Regelungen. Sowohl die statistischen Werte als auch die Regularien unterliegen einem stetigen Prozess der Veränderung. Eine erneute Durchführung der Untersuchung würde feststellen, dass einige der gewonnen Erkenntnisse und Hinweise aus dieser Master-Thesis zwischenzeitlich aufgegriffen, bewertet und umgesetzt wurden.

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, einem ausgewählten Personenkreis zu danken, ohne diesen es mir nicht möglich gewesen wäre, das Studium sowie diese Master-Thesis vollbringen zu können.

Mein Dank richtet sich, neben vielen nicht aufgeführten Unterstützern, zuerst an meine Familie, welche mir dieses Studium erst ermöglicht und durch viele kritische Gespräche angetrieben hat.

Weiter danken möchte ich Leonhard Stärk, dem Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes. Dafür, dass er mir in diesem und anderen Bereichen immer wieder Unterstützung zukommen hat lassen.

Danken möchte ich auch Oliver Mignon, dem damaligen stellvertretenden Vorsitzender der Wasserwacht-Bayern, für sein immer offenes Ohr und seine immer wohlwollenden und motivierenden Ratschläge in dieser und vielen anderen Angelegenheiten.

Auch möchte ich mich bei Bernd Hauke, dem damaligen Landesgeschäftsführer der DLRG in Bayern, erkenntlich zeigen. Er stellte mir immer wieder die Zahlen und Daten seiner Organisation für die Erstellung dieser Master-Thesis zur Verfügung.

Meine große Anerkennung gilt auch meinem Lektor Daniel Pröbstl M.A. sowie meinen Fachbetreuer Markus Damböck MBA welche mich beide immer wieder mit teils sehr kritischen Anmerkungen aber auch zielführenden Ratschlägen zu einem erfolgreichen Abschluss dieser Master-Thesis geführt haben.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Standorte der Schnelleinsatzgruppen der Wasserwacht

Abb. 2: Ertrinken nach Bundesland (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 3: Ertrinkungsfälle nach Orten - Bayern 2013 (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 4: Die wasserreichsten Flüsse in Bayern

Abb. 5: Ertrinken je 1.000 Einwohner (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 6: Ertrinken nach Wasserfläche in km² (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 7: Ertrinkungsstatistik im 10-Jahrestrend (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 8: Entwicklung der Einsatzzahlen im Vergleich 2012/2013 (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 9: Verteilung nach Einsatzarten 2012/2013 (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 10: Einsatzaufkommen im Jahresverlauf 2013 (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 11: Einsatzaufkommen im Wochenverlauf - Bootstransporte 2012 (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 12: Einsatzaufkommen im Tagesverlauf (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 13: Altersverteilung der Wasserwacht-Bayern (Quelle: eigene Darstellung)

Abb. 14: Alterspyramide der bayerischen Bevölkerung

Abb. 15: Alterspyramide der Wasserwacht-Bayern (Quelle: eigene Darstellung)

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Abrechnungsfähige Tarifziffern (Quelle: eigene Darstellung)

Tab. 2: Nicht über die Sozialversicherungsträger abrechnungsfähige Tarifziffern (Quelle: eigene Darstellung)

Tab. 3: Ertrinkungsfälle im Bundesgebiet 2004 - 2013 (Quelle: eigene Darstellung)

Tab. 4: Einsatzaufkommen im Jahresverlauf 2013 (Quelle: eigene Darstellung)

Tab. 5: Einsatzaufkommen im Wochenverlauf 2013 (Quelle: eigene Darstellung)

Tab. 6: Einsatzaufkommen im Tagesverlauf 2013 in Prozent (Quelle: eigene Darstellung)

Abkürzungsverzeichnis

AVBayRDG Verordnung zur Ausführung des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes

BayKSG Bayerisches Katastrophenschutzgesetz

BayLfStaD Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung

BayRDG Bayerisches Rettungsdienstgesetz

BayStMI Bayerisches Staatsministerium des Inneren

BRK Bayerisches Rotes Kreuz

DLRG Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft

DRK Deutsches Rotes Kreuz

EQ Ehrenamt & Qualität

ESW Einsatzwagen

KUVB Kommunale Unfallversicherung Bayern

ILS Integrierte Leitstelle

ILSG Gesetz über die Errichtung und den Betrieb Integrierter Leitstellen

QM Qualitätsmanagement

SEG Schnelleinsatzgruppe

SGB Sozialgesetzbuch

Tz Tarifziffer

WRD Wasserrettungsdienst

WW Wasserwacht

ZAST Zentrale Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst Bayern GmbH

1. Einleitung

Das Bayerische Staatsministerium des Inneren fordert von den Durchführenden des Wasserrettungsdienstes in Bayern, u.a. von der Wasserwacht, eine Strukturanalyse über deren Leistungsfähigkeit. Die Wasserwacht-Bayern wollte das Projekt „Strukturanalyse im Wasserrettungsdienst der Wasserwacht“ als ein Thema für eine Master‑Thesis bzw. gar für eine Promotion vergeben. Als Studierender des Universitätslehrgangs „Rettungsdienstmanagement“ der Donau‑Universität Krems sowie mit beruflicher Bindung an die Wasserrettung war es für mich selbstverständlich, mich dieses Themas anzunehmen. Im Rahmen der Master-Thesis wird diese Strukturanalyse als „Statusanalyse über die Leistungsfähigkeit des Wasserrettungsdienstes der bayerischen Wasserwacht“ geführt.1 Im ehrenamtlichen Bereich habe ich eine langjährige Erfahrung als Führungskraft auf verschiedenen Verbandsebenen. Beruflich bin ich als stellvertretender Geschäftsführer der Wasserwacht-Bayern tätig.

1.1 Problemstellung

Darf man den Statistiken Glauben schenken, hält der Freistaat Bayern seit Jahren den Negativrekord in der Ertrinkungsstatistik.2 Die bayerischen Wasserrettungsorganisationen vermuten, dass sie bundesweit über den besten bzw. professionellsten Wasserrettungsdienst verfügen.3 Hier zeigt sich ein Delta auf. Die Wasserrettung wird in Bayern derzeit von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sowie von der Wasserwacht sichergestellt. Dies geschieht aufgrund eines gesetzlichen Auftrags im Art. 18 I 1 des Bayerischen Rettungsdienstgesetz (BayRDG). Allerdings wird von Seiten anderer Organisationen immer wieder in dieses rettungsdienstliche Randgebiet hineingedrängt und die Alleinstellung obiger Organisationen in Frage gestellt. Dies wird oftmals eben mit jener Aussage, dass Bayern das Bundesland mit den meisten Ertrinkungsopfern begründet. Da es bis dato keine wissenschaftliche Betrachtung dazu gibt, möchte das Bayerische Staatsministerium des Inneren festgestellt haben, dass die Wasserrettungsorganisationen ihre Aufgaben verlässlich wahrnehmen. Deswegen wurde der Autor durch die Wasserwacht-Bayern damit beauftragt, eine vom Bayerischen Staatsministerium des Innern geforderte Strukturanalyse durchzuführen, die die Zuständigkeit der Wasserwacht abdeckt.

1.2 Forschungsfrage bzw. Ziel der Arbeit

Das aufgezeigte Delta zwischen dem Bundesland mit dem angeblich besten bzw. professionellsten Wasserrettungsdienst einerseits, aber andererseits zugleich mit den meisten Ertrinkungsopfern, gilt es zu diskutieren.

Daher stellt sich die Frage, wie der derzeitige Status quo der Leistungsfähigkeit des Wasserrettungsdienstes der Wasserwacht in Bayern ist. Der Begriff der Leistungsfähigkeit beschreibt, ob der bayerische Wasserrettungsdienst tatsächlich professionell und effektiv arbeitet. Weiter subsumiert man darunter die Stärken und Schwächen der Organisation.

In der vorstehenden Forschungsfrage wird die Leistungsfähigkeit in vier Kernpunkten beschrieben, die durch diese Arbeit geklärt werden sollen. Diese Kernpunkte lassen sich wie folgt definieren.

Unter Professionalisierung darf man nicht den Übergang eines ehrenamtlichen zu einem beruflichen System verstehen. Vielmehr ist ein Wasserrettungsdienst professionell, wenn einzelnen Maßnahmen und Abläufe nach zuvor festgelegten Standards durchgeführt werden. Professionalität beinhaltet auch, dass die verwendete Ausrüstung dem Stand der Technik folgt und an die örtlichen und taktischen Gegebenheiten angepasst ist. Weiter beinhaltet dies, dass Tätigkeiten nur von Einsatzkräften ausgeführt werden, welche hierfür im Vorfeld eine spezielle und zertifizierte Ausbildung durchlaufen haben.

Die Effektivität beschreibt den Zielerreichungsgrad einer Maßnahme. Konkretisiert für den Wasserrettungsdienst bedeutet dies, dass das Ziel einer Versorgung von Notfallpatienten nach Eintritt einer akuten Notfallsituation erreicht wird, sobald sie erfolgreich versorgt oder aber transportfähig gemacht und der weiteren medizinischen Behandlung zugeführt wurden. Effektives Arbeiten in der Wasserrettung beschreibt somit die adäquate medizinische Versorgung des Patienten, notfalls auch dessen Transport und Übergabe an den Rettungsdienst sowie das Erreichen des Einsatzziels.4

Das Ziel dieser Arbeit ist es, den aktuellen Zustand der Wasserwacht in Bayern festzustellen sowie, die Stärken und Schwächen zu identifizieren. Dies soll dazu führen, dass diese Arbeit der Wasserwacht als Grundlage der strategischen Arbeit der nächsten Jahre dient. So soll sie die Schlagkraft der Wasserwacht anhand von Zahlen, Daten und Fakten aufzeigen, die mit Hilfe von beispielhaften Kennzahlen offengelegt werden. Als Arbeitspapier soll sie innerhalb der Organisation verschiedene Möglichkeiten aufzeigen, selbstständig Analysen durchführen, ohne allerdings den Anspruch zu haben, die beschriebenen Kennzahlen selbst vollumfänglich zu ermitteln und zu bewerten.

1.3 Methode

Um die Forschungsfrage beantworten zu können, wirft diese Arbeit ebenso einen kritischen Blick nach außen, sozusagen auf den Markt, und auch auf die inneren Erfolgspotentiale der Organisation. Hierfür wird der methodische Schwerpunkt dieser Master-Thesis auf eine empirische Datensammlung gesetzt. Weniger Aufmerksamkeit wird auf die Literaturrecherche gelegt, da hier kaum belastbares Material existiert.

Die Datenerhebung hat den 31.12.2013 als Stichtag. Um einen Trend daraus ableiten zu können, sind weitgehend die Zahlen des Beobachtungszeitraums der Jahre 2012 und 2013 miteinander verglichen worden. Abweichungen von diesem grundsätzlichen Zeitpunkt bzw. –raum sind entsprechend gekennzeichnet.

Die belastbaren Daten sind aus den diversen Programmen von der Zentralen Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst (ZAST) sowie dem Mitgliederverwaltungsprogramm VEWA entnommen und wurden entsprechend analytisch aufbereitet. Weiter wurde vielfach auf die Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung (BayLfStaD) ebenso zurückgegriffen, wie auf die Statistiken der DLRG. Die Einsatzzahlen sind der Statistik der ZAST entnommen worden und im Verlauf dieser Arbeit weiter aufbereitet und dargestellt.

Beim Mitgliederverwaltungsprogramm VEWA muss angemerkt werden, dass dieses sich derzeit im Stadium des Abschlusses der Einführung befindet. Zum Stichtag waren nur etwa 50 % der Mitglieder dort registriert, zum Tag der Fertigstellung dieser Arbeit annähernd 100 %.

Die gesammelten Rohdaten möchte ich mit Hilfe einer Kennzahlenanalyse auswerten. Dies geschieht direkt am Beispiel der Wasserwacht-Bayern. Anschließend wird eine tiefergehende Analyse in die Bereiche der einzelnen Bezirksverbände eindringen.

Zu beachten ist, dass im Bereich der Wasserrettung es derzeit keine belastbaren Datensammlungen gibt, mit deren Hilfe ein Vergleich o. ä. erzielt werden kann. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Bereich des Wasserrettungsdienstes, und geht daher nicht auf die Belange des Katastrophenschutzes ein.

1.4 Terminologische Vorbemerkung

Dieser Master-Thesis liegt die deutsche Terminologie für Non-Profit-Organisationen zugrunde. Insbesondere werden anstelle der im mitteleuropäisch-deutschen Sprachraum verwendeten Begriffe für die Personengruppen der „Milizer“, „Freiwillige“ und „Ehrenamtliche“, der Terminus „Ehrenamtliche“ als für diesen Bereich allumfassend verwendet.

Der Terminus „Tarifziffer“ wird nur im Rahmen der Abrechnung verwendet, andernfalls wird analog auf den Begriff „Einsatzart“ zurückgegriffen.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit wurde in dieser Arbeit auf die geschlechterspezifische Schreibweise verzichtet. Soweit im nachfolgenden Text die männliche Sprachform gewählt wurde, gilt die weibliche Sprachform entsprechend.

2. Hauptteil

Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit wurde in dieser Arbeit auf die geschlechterspezifische Schreibweise verzichtet. Soweit im nachfolgenden Text die männliche Sprachform gewählt wurde, gilt die weibliche Sprachform entsprechend.

2.1 Überblicksinformationen über den Rettungsdienst in Bayern

Die gesetzliche Grundlage, die Organisation und Finanzierung des Rettungsdienstes in Bayern sind sehr komplex. Daher ist es lohnenswert diese im Detail zu betrachten.

2.1.1 Gesetzliche Grundlage für den Rettungsdienst in Bayern

Rechtliche Grundlagen für die Organisation und die Durchführung des Rettungsdienstes in Bayern sind das Bayerische Rettungsdienstgesetz (BayRDG), die Verordnung zur Ausführung des Bayerischen Rettungsdienstgesetzes (AVBayRDG) und das Gesetz über die Errichtung und den Betrieb Integrierter Leitstellen (ILSG). Der Wasserrettungsdienst ist ein Leistungserbringer im Rettungsdienst und unterliegt den Richtlinien von Länderrettungsdienstgesetzen.

2.1.2 Organisation des Rettungsdienstes in Bayern

Der öffentliche Rettungsdienst umfasst Notfallrettung, arztbegleiteten Patiententransport und Krankentransport durch den Landrettungs- und Luftrettungsdienst, Berg- und Höhlenrettung sowie durch die Wasserrettung. Das Bayerische Staatsministerium des Innern ist die oberste Rettungsdienstbehörde in Bayern.5

Die bayerischen Landkreise und kreisfreien Gemeinden haben die Aufgabe, in kommunaler Zusammenarbeit durch Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung den öffentlichen Rettungsdienst sicherzustellen. Das Gebiet des Freistaates Bayern ist dazu in 26 Rettungsdienstbereiche eingeteilt. In jedem Rettungsdienstbereich gibt es zur Einsatzlenkung im öffentlichen Rettungsdienst eine Integrierte Leitstelle. Die Integrierten Leitstellen nehmen alle Notrufe unter der europaweit einheitlichen Notrufnummer 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst entgegen, alarmieren die Einsatzkräfte und begleiten deren Einsätze. Je Rettungsdienstbereich sind Ärztliche Leiter Rettungsdienst installiert. Diese haben die Aufgabe, mit den Beteiligten des Rettungsdienstes die Qualität rettungsdienstlicher Leistungen zu sichern und nach Möglichkeit zu verbessern.6

2.1.3 Finanzierung

Die Einrichtungen des Rettungsdienstes in Bayern werden überwiegend aus dem Beitragsaufkommen der gesetzlich Krankenversicherten finanziert. Behandlung und Transport durch Rettungsdienst und Notarzt sind kostenpflichtig und werden in der Regel von der Krankenversicherung bezahlt. Der Freistaat Bayern leistet für die Berg- und Höhlenrettung, die Wasserrettung sowie die Errichtung der Integrierten Leitstellen einen erheblichen finanziellen Beitrag in Form einer staatlichen Investitionskostenerstattung.7

Im vorhergehenden Abschnitt wurde dem Leser ein Einblick in die grundsätzliche Struktur und Organisation des Rettungsdienstes in Bayern gewährt. Betrachtet wurden weiter die zugehörigen gesetzlichen Grundlagen sowie die Finanzierung von staatlicher Seite.

2.2 Überblicksinformationen zur Wasserrettung in Bayern

In diesem Kapitel wird analog zum Vorhergehenden auf die Besonderheiten des Wasserrettungsdienstes eingegangen. So beschäftigt sich dieses Kapitel mit dem Begriff „Wasserrettung“ und dessen rechtlichem Hintergrund. Weiter werden wichtige Bestandteile des Wasserrettungsdienstes erläutert.

2.2.1 Wasserrettung

Um überhaupt in die Thematik Wasserrettung einsteigen zu können, bedarf dieser Terminus einer Definition. Eine bundesweit einheitliche Normierung, beispielsweise durch das Deutsche Institut für Normung, existiert derzeit nicht. Dieser Mangel verhindert eine bundesweit einheitliche Struktur und Aufstellung der Wasserrettung sowie deren Vergleichbarkeit. Die Definition per Lexikon lautet: „Wasserrettungsdienst, der: Rettungsdienst für im Wasser (bes. beim Schwimmen, beim Wassersport) in Not geratene…“.8 Diese Definition entspricht nicht der gegenwärtigen Lage, Bedeutung und Umsetzung der Wasserrettung. Gesetzlich wird in Art. 2 XI BayRDG für Bayern die Wasserrettung wie folgt definiert: „Wasserrettung ist die Rettung verletzter, erkrankter oder hilfloser Personen aus Gefahrenlagen im Bereich von Gewässern, die Beförderung dieser Personen bis zu einer Stelle, die zu deren Übergabe an Land- oder Luftrettungsdienst geeignet ist, im Ausnahmefall auch bis in eine für die weitere Versorgung geeignete Behandlungseinrichtung, sowie die medizinischer Versorgung dieser Personen am Einsatzort und während der Beförderung.“ Somit ist die Wasserrettung in Bayern ein Teil des Rettungsdienstes. In der weiteren Verwendung des Ausdrucks „Wasserrettung“ bezieht sich dieser auf die für Bayern gültige Legaldefinition.

Die Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung legen für ihren Rettungsdienstbereich die notwendige Versorgungsstruktur in der Wasserrettung fest. Dazu übertragen sie die Durchführung der Wasserrettung der Wasserwacht im Bayerischen Roten Kreuz, der DLRG oder im Rahmen eines Auswahlverfahrens geeigneten privaten Wasserrettungsunternehmen auf Grundlage von öffentlich-rechtlichen Verträgen, gemäß Art. 18 I 1 BayRDG. Die öffentlich-rechtlichen Verträge sind für den gesamten Zuständigkeitsbereich des jeweiligen Zweckverbandes abzuschließen. Derzeit gibt es keine privaten Unternehmen, welche den Wasserrettungsdienst durchführen können.9

Sollten die oben genannten Organisationen nicht in der Lage oder nicht bereit sein, den Wasserrettungsdienst durchzuführen, so kann der Zweckverband diese Aufgabe an geeignete Verbandsmitglieder übertragen, so Art. 18 I 2 BayRDG. Die Freiwilligen Feuerwehren sind Mitglied im Zweckverband. Als kommunale Einrichtungen stellen sie keine privaten Unternehmen dar, so Art. 4 I 2 BayFwG.

In der Wasserrettung werden grundsätzlich verschiedene Bereiche unterschieden. Zum einen der Wasserrettungsdienst im Rahmen von Rettungsdienstgesetzen, und zum anderen der Wasserrettungsdienst im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht.10 Darüber hinaus ist der Wasserrettungsdienst ein Bestandteil der allgemeinen Gefahrenabwehr von Bund und Ländern.11 Um den Wasserrettungsdienst im Rahmen des bayerischen Rettungsdienstgesetztes sicherzustellen, bestehen überörtliche Schnelleinsatzgruppen Wasserrettung, die innerhalb kurzer Zeit nach Alarmierung durch die Integrierten Leitstellen ausrücken. Diese verfügen über Einsatzfahrzeuge, Motorboote und die notwendige medizinische und rettungstechnische Ausrüstung sowie die entsprechende Ausbildung. Im Rahmen der Verkehrssicherungspflichten bestehen als präventive Maßnahmen an touristisch genutzten Gewässern oft örtliche Wasserrettungsstationen. Diese sind meist an den Wochenenden sowie Feiertagen bei entsprechender Witterung ganztägig besetzt. Um im Zuge der Gefahrenabwehr bei Großschadensereignissen, insbesondere Hochwassereinsätzen, gem. dem Bayerischen Katastrophenschutzgesetz (BayKSG) wirken zu können, werden entsprechende Hilfeleistungskontingente vorgehalten. Im Bereich der Wasserrettung wurden durch die DLRG sowie der Wasserwacht 19 Wasserrettungszüge gebildet. Diese Wasserrettungszüge konnten im Juni 2013 erfolgreich im Hochwassereinsatz ihre ausreichende Leistungsfähigkeit beweisen. Im Regelrettungsdienst wirken sie als Teileinheiten des Wasserrettungsdienstes. Dies sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Der Freistaat Bayern erstattet die Kosten für Gerätschaften der Wasserrettung im Rahmen der zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel.12 Die daraus resultierenden Kosten für den Unterhalt dieser Gerätschaften, sowie die Personalkosten übernimmt der jeweilige BRK-Kreisverband als Träger der Einheit. Diese Betriebskosten sollen durch Benutzungsentgelte, welche die Wasserrettungsorganisationen für ihre Einsätze erheben, gedeckt werden. Die Einsatzkräfte der Wasserwacht und DLRG selbst erhalten keine finanzielle Entschädigung. Sie sind ausschließlich ehrenamtlich in ihrer Freizeit tätig.

2.2.1.1 DLRG Landesverband Bayern e. V

Die DLRG ist mit etwa 32.000 Mitgliedern die zweitgrößte Wasserrettungsorganisation in Bayern. Die bayerische DLRG ist ein beim Amtsgericht München unter der Nummer 6061 im dortigen Vereinsregister eingetragen. Dies gilt auch für die Untergliederungen. Der Sitz der Landesgeschäftsstelle befindet sich in Neu markt/Oberpfalz. Strukturell ist sie in acht Bezirksverbände gegliedert, diese wiederum in 107 Ortsverbände. Im einsatztaktischen Bereich werden 71 Schnelleinsatzgruppen vorgehalten.

Die Aufgabenschwerpunkte finden sich im Wasserrettungsdienst, im Katastrophenschutz sowie bei der Durchführung von präventiven Maßnahmen wie beispielsweise Schwimmausbildungen.13

2.2.1.2 Wasserwacht-Bayern

Die Wasserwacht in Bayern ist eine Gemeinschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), und somit auch Bestandteil des komplexen Hilfeleistungssystems des selbigen. Die Wasserwacht ist mit mehr als 121.000 Mitgliedern der größte ehrenamtliche Rettungsdienst in Bayern.14 Somit ist die Wasserwacht auch der größte Anbieter im Bereich der bayerischen Wasserrettung. Das BRK ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sitz der Verwaltung ist die BRK‑Landesgeschäftsstelle in München. Das BRK, und somit auch die Wasserwacht, ist in fünf Bezirksverbände unterteilt.15 Diese gliedern sich wiederrum in insgesamt 73 Kreisverbände, respektive Kreiswasserwachten. Als Basis dienen die 526 Ortsgruppen. Von hier wird das Personal für die 256 Schnelleinsatzgruppen Wasserrettung sowie 614 Wachstationen an Flüssen und Seen vorgehalten.16

Die Wasserwacht verpflichtet sich in § 2 ihrer Ordnung, ähnlich wie die DLRG, u. a. dem Wasserrettungsdienst, dem Katastrophenschutz sowie der Aus- und Fortbildung der Bevölkerung und der eigenen Kräfte. Sie arbeitet Hand in Hand mit der DLRG auf allen Ebenen zusammen.

Die in dieser Arbeit zu bewertende Organisation ist die Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes, die DLRG wird folgend nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Sie wird aber nicht durch diese Arbeit analysiert und bewertet, es sei denn, es handelt sich um Vergleichswerte. In den betroffenen Abschnitten ist dies entsprechend gekennzeichnet.

2.2.2 Schnelleinsatzgruppe Wasserrettungsdienst

Um den Anforderungen des Wasserrettungsdienstes gerecht zu werden, bildet die Wasserwacht spezialisierte Einheiten, die Schnelleinsatzgruppen Wasserrettungsdienst (SEG).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Standorte der Schnelleinsatzgruppen der Wasserwacht17

Schnelleinsatzgruppen Wasserrettungsdienst sind mobile Einsatzkomponenten innerhalb von BRK-Kreisverbänden. In einer SEG wirken Wasserretter, Rettungstaucher und Motorrettungsbootführer der Wasserwacht zusammen.

Die Lozierung der Schnelleinsatzgruppen, wie auch die der Wasserrettungsstationen, sind historisch an Standorten der einzelnen Ortsgruppen entstanden. Siehe dazu Abbildung 1.

Grundsätzlich besteht die SEG aus fünf Wasserrettern. Davon ein Gruppenführer, sowie Rettungstaucher und Bootsführer, die nach den einschlägigen Ausbildungs- und Prüfungsvorschriften der Wasserwacht-Bayern ausgebildet wurden. Soweit als möglich, soll das Personal mehrfach zur Verfügung stehen. Die Aufgaben der Schnelleinsatzgruppen Wasserrettungsdienst sind:

- Menschen aus Gefahrenlagen zu retten
- Menschen vor dem Ertrinkungstod zu retten und
- das Leben von Notfallpatienten zu erhalten.

Daneben können Schnelleinsatzgruppen der Wasserrettung zu weiteren Aufgaben wie z.B. Unterstützung anderer Fachkräfte (Polizei, Feuerwehr etc.) herangezogen werden. Bei allen anderen Einsätzen, z.B. beim Massenanfall von Verletzen oder bei Evakuierungen, stehen Schnelleinsatzgruppen der Wasserrettung unterstützend zur Verfügung.

Für die Durchführung werden entsprechende Einsatzfahrzeuge, Motorrettungsboote sowie weiteres Einsatzmaterial und entsprechend qualifizierte Mitglieder vorgehalten. Das bereitgestellte Material muss der Mindestvorgabe des Stärke- und Ausrüstungsnachweises der Schnelleinsatzgruppe Wasserrettungsdienst entsprechen. Der Freistaat Bayern erstattet die Kosten für Gerätschaften der Wasserrettung im Rahmen der zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel. Die Kosten für Unterhalt sowie die Personalkosten übernimmt der jeweilige BRK‑Kreisverband als Träger der Einheit.18

2.2.3 Einsatzleiter Wasserrettung

Bei Wasserrettungsdiensteinsätzen handelt es sich oftmals um komplexe Einsatzabläufe, die durch qualifizierte Einsatzleiter des Wasserrettungsdienstes (EL WR) entsprechend den geltenden Standards geführt werden müssen. In einem Einsatz wird eine nicht unerhebliche Anzahl von Einsatzmittel und Einsatzkräften in den Dienst gestellt. Die Einsatzstärke kann sich von einer Schnelleinsatzgruppe WRD bis hin zu über 100 Einsatzkräften mit Hubschrauberunterstützung bei größeren Schadensfällen, erstrecken. Daraus entsteht die Notwendigkeit, Wasserrettungseinsätze so schnell wie möglich vor Ort zu koordinieren.19 Dazu regelt Art. 18 I BayRDG i.V.m § 13 III AVBayRDG, dass für den Bereich der Wasserrettung gesonderte Einsatzleiter zu bestellen sind. Diese werden, entgegen den Regelungen für den Einsatzleiter Rettungsdienst, vom Durchführenden selbst nach gesetzlichen bzw. organisationsinternen Regelungen bestellt, so Art. 17 BayRDG.

2.2.4 Einsatzabrechnungen

Es entstehen Kosten in vielfältiger Hinsicht. Sei es in der Vorhaltung von Gerätschaften und Verbrauchsmaterial oder deren Lagerung und Pflege, sowie insbesondere Unterkunftsmöglichkeiten wie Wachstationen oder Fahrzeuggaragen. Um die Aufwendungen, die die Leistungen in der Wasserrettung mit sich bringen, abzufangen, können Einsätze der Wasserrettung den Sozialversicherungsträgern in Rechnung gestellt werden. Die Sozialversicherungsträger stimmen die zur Abrechnung notwendigen Voraussetzungen sowie die zu erhebenden Benutzungsentgelte zusammen mit den Durchführenden des Wasserrettungsdienstes gemäß § 133 SGB V i. V. m. Art. 36 II BayRDG ab. Diese gelten für die Wasserwacht als auch für die DLRG, sowie künftig mögliche private Anbieter. Die Abrechnung erfolgt analog zum bodengebundenen Rettungsdienst über die ZAST mit Hilfe eines zur Verfügung stehenden Online-Portals. Dieses Portal wird im weiteren Verlauf der Arbeit als ZAST-Portal bezeichnet. Die Registrierung der Zahlen im ZAST-Portal ermöglicht zudem die Generierung von belastbaren Zahlen.

Tarifziffern (Tz), die gegenüber den Sozialversicherungsträgern verrechnungsfähig sind und über die ZAST abgerechnet werden:

Tab. 1: Abrechnungsfähige Tarifziffern (Quelle: eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tarifziffern, die der jeweilige Kreisverband dem Verursacher in Rechnung stellen kann:

Tab. 2: Nicht über die Sozialversicherungsträger abrechnungsfähige Tarifziffern (Quelle: eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei Einsätzen, wie in Tab. 2 beschrieben, richtet sich die Abrechnung nach den Normen des Zivilrechts. Hier stellt der zuständige BRK‑Kreisverband gemäß Art. 36 III BayRDG die Leistung dem Verursacher in Rechnung. Eine Registrierung im ZAST-Portal erfolgt nur teilweise.

Bei beiden Tabellen lässt sich eine steigende Entwicklung der Benutzungsentgelte beobachten. Dies lässt den Schluss zu, dass die Leistung der Durchführenden des Wasserrettungsdienstes durchwegs anerkannt wird und deswegen auch entsprechend entlohnt werden soll. Weiter soll dadurch ein gesteigerter Unterhalt für Fahrzeuge sowie ein höherer Personal- und Materialeinsatz finanziert werden.

Die Voraussetzungen zur Abrechnung der einzelnen Tarifziffern sind in der Abrechnungsrichtlinie der Wasserwacht-Bayern definiert.20

Je Ereignis kann pro Patient nur einmal eine Abrechnung durchgeführt werden. So kann kein Patient in zwei verschiedenen Tarifziffern eingeordnet und abgerechnet werden. Patienten, die in höherwertigeren Einsatzarten/Tarifziffern kategorisiert wurden, können bei unterwertigen Einsatzarten/Tarifziffern trotz erfolgtem Aufwand nicht berücksichtigt werden. Die höherwertige Tarifziffer greift, sobald ihre Tatbestände indiziert sind.

Bei allen oben aufgeführten Tarifziffern ist eine Abrechnung möglich. Es sollte aber gewissenhaft geprüft werden, ob eine Rechnungsstellung gerechtfertigt ist oder ob darauf verzichtet werden kann. Nach dem Wirtschaftlichkeitsgebot § 12 des Sozialgesetzbuchs V (SGB V) müssen die erbrachten Leistungen ausreichend, zweckmäßig sowie wirtschaftlich sein. Hierzu sollen alle Gesichtspunkte herangezogen werden, wie zum Beispiel die Wirkung auf die Öffentlichkeit, die Verhältnismäßigkeit der Leistung zur Abrechnungssumme sowie ein eventuell entstehender Verlust von regelmäßigen Spenden.

2.2.5 Qualitätsmanagement

Auch wenn die Arbeit der Wasserrettungsorganisationen rein ehrenamtlich erfolgt, bedeutet dies keinen Ausschluss von Qualität. Die Anbieter von Rettungsdienstleistungen sind nach § 135a SGB V zur Durchführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen verpflichtet.21 Auch das BayRDG schreibt in Art. 45 den Rettungsorganisationen, und damit auch den Durchführenden der Wasserrettung, ein verpflichtendes Qualitätsmanagement (QM) für deren Einsatzeinheiten vor.

Es wird sowohl seitens des Gesetzgebers als auch seitens der Wasserwacht-Bayern darauf verzichtet, ein bestimmtes QM-System vorzuschreiben. Die Landesleitung der Wasserwacht-Bayern empfiehlt das ehrenamtsfreundliche Qualitätsmanagementsystem „Ehrenamt und Qualität“ (EQ) des Deutschen Roten Kreuzes. Hier existieren verschiedene Module für die ehrenamtlichen Aufgaben und Anforderungen des Roten Kreuzes. Im Bereich der Wasserrettung wurden die Module Wachdienst, Schnelleinsatzgruppe WRD sowie Einsatzleiter Wasserrettung entwickelt.

Jede Kreiswasserwacht bzw. Ortsgruppe führt ihr Qualitätsmanagement selbst durch und kann es entsprechend der örtlichen Gegebenheiten anpassen. Zuständig ist ein nach internen Regelungen geschulter und ernannter QM-Beauftragter. Dieser sollte je Kreiswasserwacht einmal vorhanden sein. Derzeit gibt es in der Wasserwacht 84 ausgebildete QM-Beauftragte. In einem durch die Wasserwacht-Bayern für jede Kreiswasserwacht zur Verfügung gestellten Ordner finden sich einheitliche Formblätter, Verfahrensbeschreibungen sowie diverse Checklisten, welche sich durch den QM-Beauftragen je nach örtlichen Anforderungen und Erfahrungen in beliebiger Art und Weise ergänzen und abändern lassen.22

Die Vorgaben des Art. 45 BayRDG gelten für die DLRG als auch für die Wasserwacht in Bayern gleichermaßen. Diese werden auch entsprechend umgesetzt. Anders sieht es im restlichen Bundesgebiet aus. Hier existiert derzeit kein gesetzlich gefordertes Qualitätsmanagement. Auch intern gibt es von den Organisationen keine Vorgaben. Somit ist die bayerische Wasserrettung bundesweit in der Qualitätsführerschaft.

Eine Zertifizierung des QM-Systems ist möglich, aber nicht notwendig, um den Anforderungen des Art. 45 BayRDG zu genügen.

Das QM-System führt u. a. letztendlich dazu, dass durch vorgegebene und ständig verbesserte Arbeitsabläufe die Unfallverhütung gesteigert und somit die Zahl der Eigenunfälle reduziert werden kann. Durch die Be- und Fortschreibung von Standardeinsatzregeln kann weiter die Erreichung des Einsatzziels besser sichergestellt werden. Somit entsteht durch die Nutzung eines QM-Systems eine fortschreitende und ständig weiter entwickelte Professionalisierung des bayerischen Wasserrettungsdienstes, welche sich auch im bundesweiten Vergleich bemerkbar macht.

Dieser Abschnitt beschäftigte sich mit organisatorischen Grundlagen des Wasserrettungsdienstes in Bayern. Es wurden die beiden in Bayern wirkenden Wasserrettungsorganisationen vorgestellt. Weiter wurden die Strukturierung der Schnelleinsatzgruppen im Wasserrettungsdienst und die Funktion des Einsatzleiters Wasserrettung betrachtet. Um ein geeignetes System zur Messung heranziehen zu können, wurde die Möglichkeit der Einsatzabrechnung, und somit der Dokumentation, sowie das Qualitätsmanagements in kurzen Zügen beschrieben.

2.3 Ertrinkungsstatistik (absolut)

Im folgenden Abschnitt werden die absoluten Ertrinkungszahlen der Jahre 2011 bis 2013 vorgestellt und miteinander verglichen. Dies wird allgemein für das Bundesgebiet, als auch für den Freistaat Bayern durchgeführt.

2.3.1 Situation Bundesgebiet

Im Jahr 2013 sind gemäß der Ertrinkungsstatistik der DLRG in Deutschland 446 Menschen durch Ertrinken ums Leben gekommen. Bundesweit waren es in den Vorjahren 410 (2011) sowie 383 (2012) Ertrinkungsfälle. Mit dem niedrigsten Wert seit langem, spricht man laut der DLRG im Jahr 2012 von einem Jahrhundertrekord. Es war der niedrigste Wert seit Langem.23 Eine Aufstellung der Ertrinkungsfälle seit 2004 ist der unteren Tabelle zu entnehmen.

Tab. 3: Ertrinkungsfälle im Bundesgebiet 2004 - 2013 (Quelle: eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gegenüber dem Wert aus 2011 errechnet sich 2012 ein Rückgang um 6,6 %. Hier ist eine kontinuierlich abnehmende Tendenz erkennbar. Es lässt sich schlussfolgern, dass sowohl die operative als auch die präventive Arbeit der Wasserrettungsorganisationen erfolgreich ist. Diese beschriebene positive Entwicklung erfährt jedoch im vergangenen Jahr einen deutlichen Rückschlag. Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich das Jahr 2013 eine Steigerung der Ertrinkungszahlen um 16,45 %. Der Großteil der Todesfälle durch Ertrinken ereignete sich in Flüssen (2013: 182) sowie Seen bzw. Teichen (2013: 160), siehe hier die Abbildung „Anh. 4: Ertrinkungsfälle nach Orten - Bundesweit 2013“ im Anhang.24

2.3.2 Situation Bayern

Im bundesweiten Vergleich treten in Bayern die meisten Ertrinkungsfälle auf. Beispielhaft für die letzten Jahre ist dies in der nachfolgenden Abbildung dargestellt. Das Bundesland Niedersachsen ist in Bezug auf die Ertrinkungsfälle jeweils direkt nach Bayern platziert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Ertrinken nach Bundesland (Quelle: eigene Darstellung)

Im Jahr 2013 kamen in den bayerischen Gewässern 90 Menschen ums Leben, das sind 20,18 % der gesamten bundesweiten Opferzahl. Im Jahr zuvor waren es 75 (19,02 %), etwas weniger als 2011 mit 78 (19,58 %) Ertrunkenen. Im Vergleich hierzu mussten in Niedersachsen in den Jahren 2013: 52, 2012: 49 sowie 2011: 58 Ertrinkungsopfer beklagt werden.

Im bundesweiten Vergleich finden auch in Bayern die meisten Ertrinkungsfälle in Flüssen (2013: 41) und Seen (2013: 39) statt, wie man der Abbildung 3 entnehmen kann.25

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Ertrinkungsfälle nach Orten - Bayern 2013 (Quelle: eigene Darstellung)

In diesem Abschnitt wurde belegt, dass der Freistaat Bayern den Negativrekord bei den jährlich gezählten Ertrinkungszahlen hält.

Jedoch diskutieren die oben angeführten Zahlen lediglich die Ertrinkungsstatistik aus absoluter Sicht. Im Abschnitt 2.5.1 Ertrinkungsstatistik (relativ) wird, um diese Zahlen einem strukturellen Vergleich zu unterziehen, daher nochmals auf die Ertrinkungsstatistik mit einer relativierenden Betrachtung eingegangen.

2.4 Beschreibung des Einsatzgebiets Bayern

Dieses Kapitel informiert über das Einsatzgebiet der Wasserrettungsorganisationen in Bayern. Es gibt Auskunft über die relevanten Strukturdaten sowie über Gewässer als auch die besonderen Gefahrenquellen.

2.4.1 Strukturdaten

Einwohner (Stand 30.11.2013) in 1.000 12.520

Gesamtfläche in km² 70.550,23

Einwohner pro km² 177

Wasserfläche in km² 1.44626

Max. Ausdehnung N-S in km 480

Max. Ausdehnung W-O in km 29027

Bayern ist das flächengrößte Bundesland und steht mit Bezug auf die Einwohnerzahl hinter Nordrhein-Westfalen an zweiter Stelle.

2.4.2 Systemklassifizierung

Gesundheitsausgaben pro Kopf (2012) 3.740 €28

Krankenhäuser 365

Bevölkerung Anteil unter 6 Jahre Bevölkerung 638,8 T

Anteil 6 bis unter 15 Jahre Bevölkerung 1.054,6 T

Anteil 15 bis unter 18 Jahre Bevölkerung 394,6 T

Anteil 18 bis unter 25 Jahre Bevölkerung 1.039 T

Anteil 25 bis unter 30 Jahre Bevölkerung 777,9 T

Anteil 30 bis unter 40 Jahre Bevölkerung 1.548,6 T

Anteil 40 bis unter 50 Jahre Bevölkerung 2.033,9 T

Anteil 50 bis unter 65 Bevölkerung 2.566,3 T

Anteil über 65 Jahre 2.464,9 T

Durchschnittsalter zum 31.12.2010 43,129

[...]


1 Für die „Statusanalyse über die Leistungsfähigkeit des Wasserrettungsdienstes der bayerischen Wasserwacht“ wird in den weiteren Ausführungen der Begriff „Strukturanalyse“ verwendet.

2 Bartmann, 2010

3 Wasserwacht-Bayern, 2012

4 Hessisches Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit, 2009

5 Bayerisches Staatsministerium des Inneren

6 Bayerisches Staatsministerium des Inneren

7 Bayerisches Staatsministerium des Inneren

8 Fischer, et al., 2009

9 Bayerisches Staatsministerium des Inneren

10 DRK-Wasserwacht, 2005

11 Fischer, et al., 2009

12 Bayerisches Staatsministerium des Inneren

13 DLRG Landesverband Bayern e.V., 2003

14 Wasserwacht-Bayern, 2013

15 Bayerisches Rotes Kreuz, 2014

16 Wasserwacht-Bayern, 2013

17 Wasserwacht-Bayern, kein Datum

18 Wasserwacht-Bayern, 2010

19 Wasserwacht-Bayern, 2011

20 Wasserwacht-Bayern, 2011

21 Lapschieß, 2010

22 Wasserwacht-Bayern, 2010

23 DLRG, 2012

24 DLRG, 2013

25 DLRG Landesverband Bayern e.V., 2013

26 Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2014

27 eglitis-media

28 Statistisches Bundesamt, 2014

29 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2014

Ende der Leseprobe aus 73 Seiten

Details

Titel
Statusanalyse über die Leistungsfähigkeit des Wasserrettungsdienstes der Bayerischen Wasserwacht
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung
Note
2
Autor
Jahr
2014
Seiten
73
Katalognummer
V1034390
ISBN (eBook)
9783346442178
ISBN (Buch)
9783346442185
Sprache
Deutsch
Schlagworte
statusanalyse, leistungsfähigkeit, wasserrettungsdienstes, bayerischen, wasserwacht
Arbeit zitieren
Michael Reil (Autor:in), 2014, Statusanalyse über die Leistungsfähigkeit des Wasserrettungsdienstes der Bayerischen Wasserwacht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1034390

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