Die vorliegende Darstellung macht es sich zur Aufgabe, die Politik der deutschen Sozialdemokratie in Hinblick auf die Reichspräsidentenwahlen des Jahres 1932 zu untersuchen. Sie will damit einen Beitrag zur Kontroverse über die Rolle der SPD beim Untergang der ersten deutschen Republik leisten. Es soll um die Frage gehen, inwiefern die Unterstützung des Amtsinhabers Paul von Hindenburg, dessen Wahl die SPD 1925 noch zu verhindern gesucht hatte, das letzte Kapitel der seit 1930 praktizierten sozialdemokratischen Tolerierungspolitik bildete und sich in ihm sowohl sichtbarer Erfolg wie auch greifbares Dilemma dieser Strategie vereinten.
Dem wird der Blick auf die KPD gegenüberstehen, da die politische Konzeption der SPD in den Jahren 1930 bis 1932, insbesondere aber das Vorgehen der Partei im Frühjahr 1932 ohne die Spaltung der Arbeiterbewegung nicht erklärbar ist. Hier ist vor allem der Frage nachzugehen, warum angesichts der nationalsozialistischen Bedrohung nicht wenigstens ein "Nichtangriffspakt" zwischen SPD und KPD möglich war und wie die Kandidatur des KPD-Führers Ernst Thälmann in beiden Wahlgängen politisch einzuordnen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Konzept der sozialdemokratischen Tolerierungspolitik
- Der Bruch der Großen Koalition
- Die SPD und die Regierung Brüning
- Die Folgen der Reichstagswahl vom 14. September 1930
- Die Position der Parteilinken
- Die "ultralinke" Position der KPD
- Stationen der Tolerierungspolitik auf dem Weg zu den Entscheidungswahlen des Frühjahrs 1932
- Herbst 1931: Chance einer Annäherung der beiden Arbeiterparteien im Vorfeld der Reichspräsidentenwahlen?
- Die SPD und das "Schicksalsjahr 1932"
- Die Hintergründe der sozialdemokratischen Haltung zur Reichspräsidentenwahl in den ersten Monaten des Jahres 1932
- Die KPD und ihre "selbständige, proletarische Klassenpolitik"
- Brünings Pläne zur Amtszeitverlängerung des Reichspräsidenten
- Die Vorbereitungen zu einer erneuten Kandidatur Hindenburgs
- Das Herantasten an die offizielle Losung für Hindenburg
- Die Reichstagsdebatte vom 23. bis zum 26. Februar 1932 und die offizielle Erklärung der SPD
- Hitler ante portas: Die SPD und die Logik des kleineren Übels
- Der Wahlkampf: "Befreit mit diesem einen Schlag das deutsche Volk von der faschistischen Bedrohung!"
- Die Ausgangslage der sozialdemokratischen Agitation
- Der Wahlkampf der KPD: "Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler!"
- Einschätzungen und Erwartungen der KPD
- Der Wahlkampf der SPD: "Schlagt Hitler! Darum wählt Hindenburg!"
- Einschätzungen und Erwartungen der SPD
- Die Resultate der Wahlen vom 13. März und 10. April
- Das Wahlergebnis vom 13. März
- Die zeitgenössischen Wahrnehmungsmuster in den Analysen und Kommentaren zum Ergebnis des 13. März
- Das Ergebnis vom 10. April
- Die zeitgenössischen Wahrnehmungsmuster in den Analysen und Kommentaren zum Ergebnis des 10. Aprils
- Die Handlungsspielräume der SPD im Frühjahr 1932
- Die Vorgänge um das Zustandekommen des SA-Verbots als Menetekel für den Zustand der Republik nach der Wiederwahl Hindenburgs
- Hindenburgs Sieg, Hitlers Erfolg und Thälmanns Niederlage vor dem Hintergrund der Entwicklung im Frühjahr 1932
- Ausblick und Bilanz: Die strategische Situation der SPD im Frühjahr 1932
- Schlußbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Darstellung analysiert die politische Strategie der deutschen Sozialdemokratie im Kontext der Reichspräsidentenwahlen 1932. Ziel ist es, einen Beitrag zur Debatte über die Rolle der SPD beim Untergang der Weimarer Republik zu liefern, indem die Auswirkungen ihrer Tolerierungspolitik auf die politische Landschaft und den Aufstieg des Nationalsozialismus beleuchtet werden.
- Die sozialdemokratische Tolerierungspolitik und ihre Folgen für die Weimarer Republik
- Der Konflikt zwischen SPD und KPD in den Jahren 1930 bis 1932
- Die Unterstützung Hindenburgs durch die SPD und ihre Auswirkungen auf die politische Situation
- Die Handlungsspielräume und Alternativen der SPD angesichts der nationalsozialistischen Bedrohung
- Die Rolle der Reichspräsidentenwahlen 1932 im Gesamtkontext des Scheiterns der Weimarer Republik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt die Problemstellung und den Untersuchungsgegenstand der Arbeit vor. Es werden die zentralen Forschungsfragen und die methodische Vorgehensweise erläutert.
- Das Konzept der sozialdemokratischen Tolerierungspolitik: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Tolerierungspolitik der SPD in den Jahren 1930 bis 1932. Der Fokus liegt auf dem Bruch der Großen Koalition, der Zusammenarbeit mit der Regierung Brüning und den Folgen der Reichstagswahl vom 14. September 1930. Es werden die verschiedenen Positionen innerhalb der SPD und die "ultralinke" Haltung der KPD diskutiert.
- Die SPD und das "Schicksalsjahr 1932": Dieses Kapitel analysiert die Hintergründe der SPD-Haltung zur Reichspräsidentenwahl 1932. Es wird die "selbständige, proletarische Klassenpolitik" der KPD sowie Brünings Pläne zur Amtszeitverlängerung des Reichspräsidenten Hindenburg untersucht. Die Vorbereitungen zu einer erneuten Kandidatur Hindenburgs und die Entstehung der offiziellen SPD-Losung werden beleuchtet.
- Der Wahlkampf: "Befreit mit diesem einen Schlag das deutsche Volk von der faschistischen Bedrohung!": Dieses Kapitel analysiert die Wahlkampagnen der SPD und der KPD im Kontext der Reichspräsidentenwahlen 1932. Es werden die Strategien beider Parteien, die jeweiligen Erwartungen sowie die Argumente und Positionen in der öffentlichen Debatte betrachtet.
- Die Resultate der Wahlen vom 13. März und 10. April: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der beiden Wahlgänge der Reichspräsidentenwahl 1932 und analysiert die zeitgenössischen Reaktionen und Interpretationen der Wahlresultate.
- Die Handlungsspielräume der SPD im Frühjahr 1932: Dieses Kapitel befasst sich mit den Folgen der Reichspräsidentenwahlen für die politische Situation in Deutschland. Es untersucht die Handlungsspielräume der SPD nach dem Sieg Hindenburgs und dem Aufstieg Hitlers und betrachtet die Auswirkungen der Wahl auf die strategische Lage der SPD im Frühjahr 1932.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Weimarer Republik, der Sozialdemokratie, der Tolerierungspolitik, dem Konflikt zwischen SPD und KPD, der Reichspräsidentenwahl 1932, dem Aufstieg des Nationalsozialismus und dem Scheitern der Weimarer Republik. Wichtige Konzepte sind dabei: Klassenpolitik, "ultralinke" Positionen, die Logik des kleineren Übels, Wahlkampfstrategien, politische Handlungsspielräume, strategische Situation und das "Schicksalsjahr 1932".
- Quote paper
- Maak Flatten (Author), 1998, Die Reichspräsidentenwahlen 1932. Höhepunkt der Tolerierungspolitik der SPD angesichts der "ultralinken" Politik der KPD, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1034405