Die "Ars amatoria" des Ovid


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

11 Seiten


Leseprobe


Ovid - Ars amatoria

Einleitung

Publius Ovidius Naso war einer der bedeutendsten Dichter seiner Zeit. In der Epoche der sogenannten Augusteischen Klassik schuf er Werke, deren Einfluss Jahunderte hindurch bis in die Gegenwart anhält. Sein Leben ist geprägt von ungeheurem Erfolg einerseits und der vernichtenden Verbannung andererseits, die Ovid oft dem Tod selbst gleichsetzt.

Die Augusteische Zeit

31 v. Chr. kam es zur kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Mark Anton und Kleopatra auf der einen und Oktavian auf der anderen Seite. In der Schlacht von Aktium ging die Flotte des Oktavian als Sieger hervor, womit sein Erfolg endgültig besiegelt war. Gaius Iulius Caesar Octavianus Augustus erklärte die „res publica“ für wieder hergestellt und er ernannte sich zum „princeps civium et senatus“. Nach einem Jahrhundert, das vom Bürgerkrieg gekennzeichnet war, leitete er eine Periode der Restauration und der Rückbesinnung auf die „alten Wertmaßstäbe der Republik“. Augustus versuchte nach außen hin die Traditionen der Republik zu bewahren - er hat Rom „als Ziegelstadt übernommen und als Marmorstadt hinterlassen.1“ Vor Augustus war der Senat ein machtloses Instrument der jeweiligen Herrscher, dessen Mitglieder so oft wechselten und durch Proskriptionen verfolgt wurden, wie es neue Machthaber gab. Nun setzte Augustus vor allem Angehörige der alten Adelshäuser als Senatoren ein. Es gelangte mit den ehemaligen Rittern eine Schicht in den Senat, die sich dem Mann, dem sie ihre neue Stellung verdankt, besonders verpflichtete. Trotz der Zuerkennung einiger neuer Rechte blieb dem Senat sein traditioneller Aufgabenbereich, die Außenpolitik, vorenthalten. Augustus bestärkte seine Stellung, indem er auf zwei Rechte besteht: er verleiht sich sowohl das prokonsularischen Imperium, das ihm umfassenden Macht verleiht, als auch die tribunizischen Gewalt, die ihm - im Namen des Volkes - das Vetorecht gibt. Wichtige Entscheidungen fällt der Princeps mit wenigen Beratern hinter verschlossenen Türen. Dennoch hat er sein Ziel erreicht - Frieden und Wohlstand in seinem Weltreich. Die ersten Jahre seiner Herrschaft waren geprägt von Dankbarkeit für die herbeigesehnte „Pax Augusta“, die sich auch in der Literatur widerspiegelte.

Literatur zur Zeit des Augustus

Nachdem die Prosa bereits zur Zeit Caesars ihren Höhepunkt erreicht hatte, folgte nun die Blütezeit der Dichtung. Typisch römisch ist die Tatsache, dass keiner der berühmten Autoren „echter“ Römer ist - alle sind mehr oder weniger entfernt von Rom aufgewachsen. Jedoch zog es viele Künstler in die Hauptstadt, die unter Augustus wieder das Kulturzentrum der damaligen Welt geworden war. Der Kaiser selbst war durchaus auch interessiert in Literatur - er stiftete einige bedeutende Bibliotheken und versuchte ich auch selbst im Verfassen von Gedichten, jedoch mit äußerst bescheidenem Erfolg.

Die bekanntesten Autoren versammelten sich in zwei Dichterkreisen:

Maecenas, ein etruskischer Aristokrat, dessen Name bis heute mit Kunstförderern verbunden ist, scharte vor allem Dichter um sich, die bereits bekannt waren und schon erste Erfolge verzeichnet hatten. Vergil widmet ihm - ebenso wie Properz - erst sein zweites Werk. Maecenas fordert die Dichter seines Kreises auf Augustus-Epen zu verfassen. Die meisten lehnen es jedoch ab, ein so großes Werk zu schreiben und beschränken sich auf kleinere Huldigungen. Einer der wenigen, die dem Wunsch Maecenas nachgehen, ist Vergil. Er schuf mit der Aeneis - dem ersten großen Epos der augusteischen Zeit - zwar kein Werk, das sich ausschließlich mit Augustus befasst, jedoch spielen seine Errungenschaften eine wichtige Rolle.

Neben den bereits genannten Autoren ist findet sich mit Horaz ein weiterer Dichter von Weltruhm in diesem Dichterkreis.

Im Kreis um M. Valerius Messalla Corvinus verkehrten Tibull, Sulpicia und auch Ovid. Anders als Maecenas förderte Messalla auch junge, noch unbekannte Talente. Außerdem fühlte er sich auch dem Herrscherhaus weniger verbunden und forderte keine Lobpreisungen auf Augustus. Ovid, der zum Zeitpunkt der Schlacht von Aktium erst zwölf Jahre alt war, erlebte das Zeitalter der Pax Augusta als Selbstverständlichkeit, wodurch er keinen Grund für große Dankbarkeit an den Herrscher gegeben sah.

Gedichte wurden vor allem im privaten Kreis den Freunden vorgelesen. Daneben gab es auch öffentliche Lesungen vor einem größeren Publikum.

Verleger sorgten dafür, dass die Werke der Autoren in Rom und im ganzen Reich verbreitet wurden und in den Bibliotheken auflagen.

Zur Zeit des Augustus hatte lateinische Literatur bereits die Gleichberechtigung mit der griechischen errungen. Ovid lebt schon in bewusst lateinischer literarischer Tradition.

Die Autoren setzten sich in einer neuen Art und Weise mit den griechischen Vorbildern auseinander. War es in der republikanischen Epoche schon ein Kunstwert, griechische Literatur in lateinische zu übertragen, so fand man nun eigene, vom griechischen Vorbild unabhängige Form für Literaturgattungen, wie z.B. das Epos. Darüber hinaus kamen auch mit der Satire und der Liebeselegie typisch römische Gattungen zur Vollendung. Vergil und Horaz wenden sich mit der Zeit immer älteren, frühgriechischen Vorbildern zu. Bekanntestes Werk ist sicher die Aeneis des Vergil, die sich an Homers „Ilias“ und „Odyssee“ orientiert.

Neben diesen archaischen Tendenzen wandte sich Ovid hingegen - abgesehen von den eher klassischen „Amores“ - mehr der hellenistischen Tradition zu.

Literarische Gattungen

DieRedeverlor ihre politische Funktion entsprechend den neuen Machtverhältnissen. Sie war in erster Linie bei Vorträgen und wissenschaftlichen Erörterungen von Bedeutung. Es entwickelt sich ein neuer Stil - in den Rhetorikschulen wird das gezielten Pointieren gelehrt. In Ovids Gedichten spiegelt sich seine hervorragende rhetorische Ausbildung wieder. DieDramender augusteischen Epoche sind allesamt nicht erhalten, obwohl durchaus nicht unbedeutend waren. Auch Ovids Drama „Medea“ ging verloren, das sogar Quintilian gelobt hatte.

DieSatireist eine Gattung, die in Rom geschaffen und vollendet wurde. Horaz schuf mit den „Sermones“ eine Sammlung von Satiren, in denen die Gesellschaftskritik im Vordergrund steht. Als Begründer dieser Form gilt Lucilius.

DasEposist eine Großdichtung - verfasst im epischen Versmaß, dem Hexameter. Sueton definiert das Epos als „carmine hexametro divinarum rerum et heroicarum humanarumque comprehensio2“. Es soll ein umfassendes Bild der Welt vermitteln. Das erste große Epos zur Zeit des Augustus ist die „Aeneis“ von Vergil - das Nationalepos der Römer. Im Gegensatz zu früheren Epen stand bei Vergil nur ein Held im Mittelpunkt des Geschehens.

Die „Metamorphosen“ von Ovid gelten als zweites großes Epos dieser Zeit. Im Gegensatz zu Vergil orientierte er sich jedoch nicht an alten griechischen Werken, sondern an Vorbildern der hellenistischen Dichtung.

Die literarische Gattung desLehrgedichts, in dem ein theoretischer Stoff poetisch dargestellt wurde, war bei den Dichters des Hellenismus und den von diesen beeinflussten römischen Dichtern sehr beliebt. Vor allem Lukrez und Vergil sind als römische Vertreter dieser Form zu nennen. Im Gegensatz zu diesen verwendete Ovid in seinen erotischen Lehrgedichten nicht den Hexameter als Versmaß sondern das Elegische Distichon. Er schuf gewissermaßen eine neue Gattung indem er die lehrhafte Darstellungsform mit dem Stil, Inhalt und Versmaß der Liebeselegie verband.

Im alten Griechenland verstand man unter einerElegieein Klagelied in beliebiger Form.

Jedoch änderte sich die Bedeutung dieser literarischen Gattung. Ein formales Merkmal ist das Elegische Distichon (gr. Zweizeiler), das als Versmaß dient. Dieses Versmaß fördert das Fortschreiten des Gedankens in Parallelismus oder Antithese. Elegien sind grundsätzlich umfangreicher als Epigramme (ursprünglich Inschriften; meist pointiert). Im Unterschied zum Epos kann der Autor einer Elegie mit dem Inhalt persönlich zu einem Thema Stellung nehmen und seine Meinungen transportieren. Das Ziel kann entweder Belehrung oder Erregung von Mitgefühl sein.

Eine spezielle Form der Elegien sind die sogenanntenLiebeselegien. Liebeselegien kann man als eine einzigartige römische Entwicklung ansehen, auch wenn einige Ähnlichkeiten zu älteren griechischen Gedichten vorhanden sind. Diese spezielle literarische Gattung erlebte eine nur kurze Blütezeit und endete mit Ovids Werken. Die Liebeselegie entstand aus einer Gegenbewegung zum Bestreben des konservativen Augustus, der die alten Werte und Moral förderte.

Ovids Werke

Die erotisch-elegische Dichtung

Ovid bezeichnete in seiner Selbstbiographie3sich selbst als Nachfolger von Gallus, Tibull und Properz. Seine Vorbilder prägten die Ovid, dessen erste Werke Liebeselegien waren. In diesen Elegien schilderte er die Situation des von der Liebesleidenschaft ergriffenen Menschen. Auch wenn teilweise persönliche Erlebnisse in die Gedichte einfließen, handelt es sich meistens um fiktive Charaktere und Ereignisse.

Die später als „Amores“ veröffentlichte Sammlung der frühen Gedichte Ovids umfasst 50 Elegien in 3 Büchern. Dieses Meisterwerk der Liebeselegie begründete Ovids Ruhm als Dichter. Die Gedichte handeln von einem Mädchen namens Corinna. In wie weit und unter welchem Namen diese Geliebte tatsächlich in Ovids Leben existierte, ist unklar.

Von seiner Tragödie „Medea“ sind lediglich zwei Verszeilen erhalten. Abgesehen von Quintilians Lob ist nichts über dieses Werk bekannt.

Die „Heroides“ sind Ovids zweite Elegiensammlung. Es handelt sich dabei um Liebesbriefe, in denen Frauen der Mythologie Briefe an ihre untreuen bzw. sich in der Fremde aufhaltenden Männer schreiben. Die Heroides umfassen 15 Einzelbriefe und 3 Briefpaare (Brief und Antwort). Ovid beschreibt die menschliche und vor allem die weibliche Psyche. Dabei kommen ebenso wie in den Amores erotische Elemente vor.

Zur Gattung der Lehrgedichte gehört sein Werk „De medicamine faciei“. Es handelt von Gesichtspflege und ist nicht vollständig erhalten.

Ovids Werk „Ars amatoria“ ist ebenfalls ein Lehrgedicht und entstand wahrscheinlich im Jahre 1 v. Chr. Die ersten beiden Bücher enthalten Ratschläge für die Männerwelt in Sachen Liebe. Das dritte Buch behandelt das Thema Liebe aus der Sicht der Frauen. Vor allem innerhalb der jungen Bevölkerung war der Erfolg der Ars amatoria sehr groß und dieses Werk wird oft als sein bestes bezeichnet. Aufgrund seines erotischen Inhalts wurde es oft von Moralaposteln kritisiert. Ob und in wie weit die Ars amatoria letztendlich Grund für die Verbannung durch Augustus war, ist unklar.

Im Anschluss an die „Ars amatoria“ schuf Ovid die „Remedia amoris“. Es handelt sich dabei gewissermaßen um ein Gegenstück zur Ars amatoria. Ovid steht jedoch keinesfalls der Liebe negativ gegenüber. Vielmehr warnt er davor der Liebe vollkommen zu verfallen und gibt Ratschläge um dies zu verhindern.

Die Ars amatoria und die Remedia amoris könnten ursprünglich ein Einheit gebildet haben. Beide Bücher sind geprägt durch viele tiefsinnige, ironische Anspielungen, mit denen Ovid die damalige konservative Moral kritisieren wollte.

Mit diesen beiden Werken endet die kurze Ära der römischen Liebeselegie.

Die Großdichtungen

Die „Metamorphosen“ gelten als das zweite große Epos, das nach Vergils „Aeneis“ unter Augustus entstand. Vom Aufbau her unterscheiden sich die Metamorphosen jedoch grundlegend von der „Aeneis“. In 15 Bücher, fast 12 000 Versen erzählt Ovid in chronologischer Abfolge 250 in sich geschlossene Episoden aus der griechischen Mythologie. Die Metamorphosen beginnen mit der Schöpfungsgeschichte und enden mit einer Erzählung über die „Götter“ Caesar und Augustus. Charakteristisch ist, dass alle Menschen in den Geschichten die Verwandlung in eine neue Existenz vollziehen, auch wenn sie ihr Leben verlieren.

Die erzählten Episoden sind die Grundlage für unser heutiges Wissen über die griechische Mythologie.

Ovids „Fasti“ sind eine poetische Ausarbeitung des römischen Kalenders. Die erste Fassung entstand noch vor seiner Verbannung und ist dem Kaiser gewidmet. Ovid behandelte jedoch lediglich die Monate Jänner bis Juni in jeweils einem Buch. Eine zweite Fassung entstand im Exil und war Germanicus, dem Bruder des zukünftigen Kaiser Claudius, gewidmet. Aufgrund dessen Interesse an Astronomie erhoffte sich Ovid eine mögliche Rückname seiner Verbannung. Die Fasti sind ein Lehrgedicht, das im Elegischen Distichon verfasst wurde. Ovid erklärt die Monatsnamen, die Hintergründe der Feiertage und astronomische Angeben zu bestimmten Tagen. Er gewährt mit den Fasti Einblick in die römische Mythologie. Dieses Werk entsprach der damaligen Zeit, die bestrebt war alte Traditionen zu erneuern, und war dementsprechend sehr anerkannt. Ovid beschreibt die römischen Götter mit einem gewissen Hang zu Ironie und Komik, indem er sie aufgrund ihrer Unwissenheit bloßstellt.

Die Verbannungsgedichte

Im Jahre 8 n. Chr. wurde Ovid von Kaiser Augustus auf Lebenszeit nach Tomis am Schwarzen Meer, dem heutigen Constanta in Rumänien, verbannt.

Auf dem Weg in die Verbannung entstand das erste Buch der „Tristia“. Das erste Buch der Tristia umfasst elf Elegien und elegische Episteln. Es handelt sich jedoch nicht um „echte“ Briefe, sondern um Werke, die für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Ovid vermied es die Empfänger der Briefe namentlich zu nennen. Als Grund für dieses Vorgehen gab er an, seinen Freunden nicht schaden zu wollen.

Das erste Buch ist umrahmt von einem Gedicht an das Buch (1) und einem Nachwort an den Leser (11). Im ersten Gedicht erklärt Ovid dem Buch, das sich alleine auf der Rückreise nach Rom befindet, wie es dem Leser gegenübertreten soll. Dabei schildert er kurz seine Situation - er ist verbannt worden und befindet sich auf der Reise ins Exil. Ovid erklärt im letzten Gedicht, dass er sich vor der neuen Heimat vor den kriegerischen Barbaren fürchtet.

Im Zentrum des Buches steht als sechstes Gedicht ein Lobpreis an die Gattin, der umgeben ist von einem Gedicht an seinen besten Freund (5) und einem an den späteren Herausgeber der Metamorphosen. Eine weitere Dreiergruppe findet sich am Anfang des Buches: Die bewegende Szene, in der Ovid seinen Abschied aus Rom (3) beschreibt, umrahmen zwei Gedichte über Seestürme (2 und 4). Im zehnten Gedicht bitte Ovid um Segen für das Schiff und kontrastiert damit das zweite. Die Elegien 8 und 9 sind Briefe an einen Feind und einen Freund.

Der Verbannte gibt im ersten Buch der Tristia dem Leser nur wenige Informationen über die Hintergründe seiner Verbannung. Er erwähnt lediglichcrimina4, als mögliche Gründe, gibt jedoch keine genauere Auskunft. Im Laufe des Buches macht Ovid Angaben über seinen Verbannungsort an der getischen Küste.

Hauptsächlich erzählt er von Erlebnissen während seiner Reise ins Exil und von seinen Erinnerungen an die Zeit unmittelbar vor der Abreise.

Auffallend sind die sich wiederholenden Symmetrien innerhalb des Buches:

Die Elegien 1 und 11 stehen sich gegenüber mit 6 als Zentrum des Buches. Es entstehen die drei Dreiergruppen 2-4, 5-7 und 8-10, wobei sich wiederum je ein Gedicht erkennen lässt, das im Zentrum steht.

Die Gedichte sind nicht chronologisch aneinander gereiht.

Das zweite Buch der Tristia ist in sich geschlossen - es ist ein einziges Plädoyer vor Augustus. Das Buch lässt sich in zwei Teile gliedern:

Der erste Teil umfasst die Verse 1 bis 206 und ist chiastisch aufgebaut. Dieser Abschnitt setzt sich mit den Ursachen für die Verbannung auseinander. In der Mitte steht der KernsatzCur aliquid vidi?(V. 103), mit dem er sein irrtümliches Vergehen beschreibt. Detaillierte Angaben bleibt uns Ovid jedoch auch dieses mal schuldig und lassen lediglich vage Schlüsse zu. Um diesen Satz herum führt er schalenartig Argumente für eine Rücknahme der Strafe an: Ovids unangefochtene Ehre als Ritter und Richter (V. 89-96), parallel dazu seine edle Herkunft (V. 109-114); der allgemeine Hass auf Ovid nach der Ungnade des Kaisers (V. 84f.) und sein weltweiter Ruhm (V. 115-120); der Zusammenbruch des Hauses als Bild (V. 83-86) und in Wirklichkeit (V. 121f.); der Zorn des Kaisers (V. 81f.) und die mögliche Begnadigung nach Abklingen dieser Gemütsbewegung (V. 123f.); die Loyalität Ovids gegenüber Augustus (V. 51-80) und die Loyalität des Augustus gegenüber Ovid, der nur milde bestraft wurde und der das Leben behalten durfte (V. 125-154); die Begnadigung früherer Feinde (V. 41-50) und künftige Siege des Kaisers (V. 155-178); Augustus als milderpater patriae(V. 29-40) und als Abbild Juppiters (V. 179-182). Die Einleitung handelt vom Schaden für die Dichtung Ovids. Der Schluss enthält die Bitte um eine milderes Exil und weist den Kaiser auf seine Verpflichtung hin, seine Mitbürger zu beschützen.

Der zweite Teil, Vers 207 bis 579 handelt hauptsächlich von der „Ars amatoria“ und deren Auswirkung auf die Entscheidung des Kaisers. Zwei Aussagen stehen im Mittelpunkt: Die „Ars amatoria“ hat niemandem zu Bösem verführt (V. 207-360). Ovid ist der einzige dem seine Dichtung geschadet hat (V. 360-578). Die beiden Schwerpunkte werden in paralleler Anordnung behandelt (V. 207-360 bzw. V. 361-578). Ovid erklärt, dass Augustus bei genauerer Lektüre bemerken müsste, dass seine Gedichte nichts Verbotenes enthalten. Parallel dazu führt er an, dass noch nie ein Dichter aufgrund seiner Gedichte über Liebe bestraft wurde.

Außerdem stellt Ovid fest, dass das Lesen oder Sehen von Verbotenem kein Vergehen darstellt. Damit gibt er uns einen weiteren Hinweise, Zeuge eines verhängnisvollen Ereignisses gewesen zu sein.

Allgemein betrachtet ist das zweite Buch eine Rechtfertigung der Dichtung und ihrer Autonomie vor einer staatlichen Gewalt. Ovid drängt sich in die Rolle des Märtyrers, dem Unrecht getan wurde, wodurch er die Gunst des Volkes gewinnt.

Den Rahmen des dritten Buches bilden der Prolog (1), eine Rede des Buches, und ein Brief an den Herausgeber (14), in dem er sich für die mangelnde Qualität seiner Gedichte entschuldigt. Im Zentrum steht ein Gedicht an die junge Dichterin Perilla (7), in denen er die Themen Dichtung und Macht behandelt. In der zweiten Elegie erzählt der Verbannte von seiner Verzweiflung und Todessehnsucht. Er unternimmt geistige Auflüge nach Rom. Im dritten Gedicht, einem Brief an seine Frau, berichtet er, dass er schwer erkrankt ist. Das Gedicht enthält sogar eine Grabinschrift (V. 73-76).

In den Elegien 2 bis 6 erfährt der Leser, wie es um das Leben und die Gefühle des Verbannten bestellt ist. Die Gedichte in der zweiten Hälfte (8-14) handeln von seiner neuen Umgebung. Elegie 11 ist erneut an einen Feind in Rom gerichtet. Besonders ergreifend ist sein Geburtstagsgedicht (13), in dem er hofft, dass er keinen weiteren Geburtstag im Exil verbringen muss.

Vom Aufbau her entspricht das dritte Buch dem ersten.

Das vierte Buch enthält zehn Elegien, wobei eine Anrede an den Leser und eine an die Nachwelt die Eckpfeiler darstellen. In der ersten Hälfte des Buches erwähnt Ovid das Kaiserhaus (2), die Gattin (3), seinen Freund Messallinus (4) und einen weiteren unbekannten, hilfsbereiten Freund (5). In der zweiten Hälfte des Buches stehen negative Aspekte im Vordergrund: die zermürbende Wirkung der Zeit (6), der Freund, der nicht schreibt (7), der Gegensatz zwischen erträumten und tatsächlichen Lebensabend (7), die Drohung an einen ungenannten Feind (9).

In der ersten Elegienreihe (2-5) reflektiert Ovid über seine Lage im Exil, während das Altern und das nahe Lebensende im Mittelpunkt der zweiten (6-9) stehen.

In der sogenannten Selbstbiographie, der zehnten Elegie, spricht er von sich in der Form einer Leichenrede oder eines Nachrufes.

Im Gegensatz zu den Büchern eins und drei fehlt im vierten ein zentrales Gedicht. Auffallend ist die hierarchische Reihenfolge der Adressaten.

Das fünfte Buch der Tristia umfasst 14 Elegien. Zwar verfügt das Buch über einen Prolog, jedoch fehlt ein Epilog. Es gibt keine Gedichtsequenzen wie in den anderen Büchern. Die Elegien an die Gattin (2, 5, 11, 14) sind strukturgebend. Die achte Elegie ist erneut an einen Feind gerichtet. Die Gedichte (3, 4, 6, 7, 9, 10, 12, 13) adressiert Ovid an seine Freunde. Der Inhalt der Gedichte 7, 10 und 12 handelt von seiner Umgebung, wobei sich Ovid besonders auf die Menschen seiner Umgebung konzentriert.

Ovid legt dem ersten Brief an seine Gattin ein Schreiben an Augustus bei. Darüber hinaus versucht er auch in seinem Freundeskreis von Dichtern Unterstützung zu erlangen.

An vielen Stellen betont der Verbannte, wie sehr die Qualität seines Dichtens unter den widrigen Umständen leiden. Er behauptet er sei in Sprachnot, jedoch sind in Wirklichkeit seine Verse noch immer virtuos gebaut.

Die ersten drei Bücher der „Epistulae ex Ponto“ verfasste Ovid in den Jahren 12 und 13 n. Chr. Sie bilden eine Sammlung von 30 Elegien, die gemeinsam veröffentlich wurden. Das vierte Buch entstand in den Jahren 13 bis 16 n. Chr.

Im Unterschied zu den Tristia handelt es sich bei den Elegien nun offensichtlich um Briefe. Ovid verzichtete nicht mehr darauf die Namen der Empfänger zu nennen. Ovids Ruhm litt nicht unter seiner Verbannung - er vergrößerte sich sogar noch.

Das erste Buch umfasst zehn Elegien, das zweite elf und das dritte neun. Einer Theorie zufolge ist diese Anordnung bewusst gewählt um Gedichte in den Mittelpunkt zu stellen. Jedoch könnte es auch sein, dass die Elegie 2, 2 zwischen den Elegien vier und fünf einzuordnen sind. Die Struktur der Gedichte richtet sich nach den Adressaten und nicht nach einer zeitlichen Abfolge des Inhalts.

Die Sammlung der ersten drei Bücher ist von den Elegien an Brutus (1, 1 und 3, 9) umrahmt, in denen Ovid Angaben über Entstehung und Inhalt der Bücher macht. Die meisten Briefe richtet der Verbannte an Freunde in Rom. Die Briefe 1, 2 und 3, 8 sind an Paullus Fabius Maximus adressiert, der mit der Gattin Ovids befreundet ist.

Inhaltlich sind die Epistulae ex Ponto eine Fortsetzung der Tristia. Ovid greift bereits bekannte Themen wieder auf und vertieft diese. So kommen vor allem wieder seine der Situation entsprechende Sprachnot und der damit verbundene Wunsch nach einem milderen Exil zur Sprache. An der hervorragenden Qualität der Gedichte hat sich natürlich nichts geändert.

Einige Briefe ragen aus der Sammlung heraus: Zum einen der letzte Brief an seine Gattin (3, 1), in dem Ovid seine Frau ähnlich wie in der Ars amatoria unterweist, wie sie Livia, der Frau des Kaisers, gegenübertreten soll.

In einer anderen Elegie berichtet von einem Traum (2, 3), in dem Amor ihm erscheint und berichtet, dass seine Verbannung bald enden wird.

Ähnlich den Fasti und den Metamorphosen berichtet ihm ein Einheimischer ausführlich die Geschichte von Iphigenie bei den Taurern (3, 2)

In einem Gedicht (3, 7) erklärt Ovid, dass er sich schäme, immer wieder um dasselbe gebeten zu haben. Er hofft nun verstärkt auf die Fürsprache seiner Freunde beim Kaiser.

Das vierte Buch der Epistulae ex Ponto ist vermutlich erst nach Ovids Tod zusammengestellt worden und umfasst 16 Elegien. Die Briefe sind etwas zwischen 13 und 16 n. Chr. entstanden.

Die Gedichte 1 und 15 sind an Sextius Pompeius adressiert und umrahmen die restlichen. Die 16. Elegie ist gewissermaßen ein Anhang.

Inhaltlich ist auch das vierte Buch eine Fortsetzung der in den Tristia aufgegriffenen Themen. Ovid erzählt, dass er von der getischen Bevölkerung geehrt wurde und von den Steuern befreit wurde.

Neben den umfangreichen Werken Tristia und Epistulae ex Ponto schuf Ovid auch das Fluchgedicht Ibis und ein Lobgedicht auf Augustus in getischer Sprache.

Außerdem fertigte er eine überarbeitete Fassung der Fasti, die Germanicus widmete. Doch leider setzte Ovid politisch auf das falsche Pferd.

Hintergründe der Verbannung

Im Jahre 8 n. Chr. trat im Leben Ovids einen einschneidende Veränderung ein. Als Ovid gerade das Konzept der Metamorphosen vollendet hatte, wurde er unerwartet von Kaiser Augustus auf Lebenszeit nach Tomis am Schwarzen Meer verbannt. Juristisch handelte es sich um ein Relegation (relegatio), d.h. Ovid durfte das römische Bürgerrecht und sein Vermögen behalten.

Über die Hintergründe des Zorns des Kaisers auf Ovid äußert sich der Verbannte nur sehr vage in seinen Verbannungsgedichten. Der Dichter nennt als Ursachen für die Verbannung „carmen et error5“ im zweiten Buch der Tristia, seinem Plädoyer an Augustus. Allerdings nennt Ovid nur einen Grund deutlich. Mit „carmen“ bezieht er sich auf die Ars amatoria, deren erotischer Inhalt dem Kaiser, der auf die Erneuerung der alten Sitten bedacht war, nicht gerade gefallen haben dürften. Jedoch war diese Gedichtsammlung schon acht Jahre ungehindert im Umlauf, so dass sie nicht der Hauptgrund für die harte Strafe gewesen sein kann. Mit error deutet Ovid an, dass er etwas Verbotenes mitangesehen haben dürfte. In seiner Selbstbiographie erklärt er ein Irrtum, nicht ein Verbrechen sei schuld. Im Mittelpunkt des Plädoyers an Augustus steht der Satz „Cur aliquid vidi?“. Ovid ist der Ansicht, dass das Lesen oder Sehen noch kein Vergehen darstellt. Was genau das Verbotene war, das ihm zum Verhängnis wurde, darüber schweigt er, weil es seiner Meinung nach hinlänglich sei. Es könnte sein, dass er Zeuge des Ehebruch wurden, den die Enkelin des Kaisers Julia beging, das diese im selben Jahr wie er verbannt wurde. Einer anderen Theorie zufolge hat Ovid an einer Intrige gegen den von Augustus bestimmten Thronfolger Tiberius zugunsten des Agrippa Postumus teilgenommen. Für letztere Möglichkeit spricht, dass moralische Vorwürfe meistens erst dann erhoben wurden, wenn politische Gründe vorliegen. Auch der Nachfolger des Augustus, Tiberius, berief Ovid nicht zurück in die Heimat. Ihn dürften eben diese persönlichen Gründe bestärkt haben an der Entscheidung seines Vorgängers festzuhalten.

Ovids Leben - Tristia 4. 10.

Von seinem Leben berichtet der Dichter ausführlich in seiner Selbstbiographie.

Dieses Gedicht sollte wahrscheinlich der Abschluss der Tristia sein, die ursprünglich nur auf vier Bücher ausgelegt waren.

Ovid stellte darin sein Leben und sein Werk vor, und zwar in Form eines Nachrufs, da die Verbannung für ihn gewissermaßen mit dem Tod gleichbedeutend ist.

In der Einleitung stellt sich Ovid dem Leser als Dichter tändelnder Liebeselegien, als Verfasser der Amores vor. Er wurde 43 v. Chr. in Sulmo geboren, dem Jahr als beide Konsuln im Bürgerkrieg starben.

Ovid entstammte einer alten Ritterfamilie. Er war durchaus Stolz dem alten Adel anzugehören und nicht als Neureicher zu den Würden gelangt zu sein. Ovid und sein Bruder, der ein Jahr älter war, erhielten auf das Bestreben ihres Vaters eine ausgezeichnete Ausbildung bei den besten Lehrern in Rom. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der rhetorisch begabt war und eine Karriere als Aristokrat anstrebte, interessierte sich Ovid schon sehr früh für die Dichtkunst. Sehr zum Missfallen seines Vaters, der Dichtung für eine brotlose Kunst hielt, die nicht einmal Homer reich machen konnte. Ovids Versuch sich von der Dichtung zu trennen schlug fehl, was auch immer er zu schreiben begann, wurde von selbst zum Vers. Im Anschluss an die Ausbildung in Rom unternahm er eine Studienreise nach Athen, um seine Kenntnisse der griechischen Sprache und Literatur zu vervollständigen. Zwar trat Ovid nach der Rückkehr nach Rom die Ämterlaufbahn an, jedoch widmete er sich bald ausschließlich der Dichtkunst, da er den Anstrengungen der Politik nicht gewachsen war. Als sein Bruder im Alter von 20 Jahren verstarb, hatte er bereits zum ersten Mal seine Liebeselegien mit großem Erfolg öffentlich vorgelesen. Ovid bezeichnete sich selbst als vierter großer Elegiker nach Gallus, Tibull und Properz.

Ovid heiratete bereits sehr früh, jedoch hatte erst seine dritte Ehe Bestand. Aus dieser Ehe ging seine Tochter hervor, die Ovid zweimal zum Großvater machte. Seine Eltern mussten den Schicksalsschlag, der Ovid im Jahre 8 n. Chr. traf, nicht mehr miterleben, obwohl sie ein sehr hohes Alter erreicht hatten. Augustus verbannte den Dichter nach Tomis am Schwarzen Meer. Als Grund der Verbannung gibt er einen Irrtum an, jedoch keine verbrecherisches Tun.

Ovid fand einzig in seiner Dichtung Trost für sein schweres Schicksal. Abschließen bedankt sich Ovid für das Talent, das ihm gegeben wurde und für den Erfolg, der ihm beschieden war.

Abschied von Rom - Tristia 1, 3

In dieser Elegie schilderte Ovid die Zeit unmittelbar vor seiner Abreise ins Exil. Der Zorn des Kaisers traf ihn völlig unerwartet und so war er mit innerer Zerrissenheit konfrontiert. Er verglich seine Situation mit einem, der von Jupiters Blitz getroffen wurde. Ovid musste von den Freunden, die noch verblieben waren, und von seiner Frau Abschied nehmen. Seine Tochter hingegen, konnte nicht mehr verständigt werden, weil sie sich in Afrika aufhielt.

Ein letztes Mal wandte sich Ovid an die Götter der Tempel, die seinem Haus nahelagen. Seine Gebete und die seiner Frau blieben jedoch ungehört. Ovid bittet die Götter, Augustus über die wahren Hintergründe aufzuklären, dass er nämlich kein Verbrechen beging. Das Bild, das sich in seinem Haus bot, glich dem eines Begräbnisses. Seine Sklaven, seine Freunde und seine Frau verabschieden sich von ihm, wie von einem Verstorbenen. Ovids Frau, für die die Verbannung mit dem Tod des Gatten gleichbedeutend war, wollte ihrem Leben ein Ende bereiten, als der Zeitpunkt der Abreise gekommen war. Schließlich entschied sie sich weiterzuleben, um sich für ihren Mann einzusetzen.

Seesturm auf der Fahrt in die Verbannung - Tristia 1, 4

In dieser Elegie, die tatsächlich während der Fahrt zum Verbannungsort entstand, erzählte Ovid mit großem Pathos von seiner Schiffsreise.

Seine Gemütslage spiegelt sich im Wetter und im Zustand des Schiffes wider: Wind und Wetter wühlten das Meer so sehr auf, dass der erfahrene Steuermann die Kontrolle verlor. Die eigentlich Gefahr sah Ovid nicht im Untergang des Schiffes, sondern darin, dass ihn der Seesturm wieder zurück zur verbotenen Heimat trieb.

Schließlich bat Ovid die Götter ihn zu verschonen. Er merkte zynisch an, dass einer, der quasi tot ist, nicht mehr sterben kann.

Krank im Exil - Tristia 3, 3

In dieser Elegie, die Ovid an seine Frau richtete, beschrieb Ovid seine neue Umgebung. Die veränderten äußeren Umstände waren für die schwere Krankheit des Dichters verantwortlich, die es ihm nicht einmal mehr ermöglichte selbst zu schreiben.

Weder das Klima, noch das Wasser, noch das Land selbst konnte er ertragen. Genauso missfällt ihm das Haus und das Essen ist ebenfalls ungünstig für eine Kranken. Zentrales Thema der Elegie ist der ständige Gedanke Ovids an den Tod. Nur die Dichtung und die Erinnerung an seine Frau halfen ihm sein Schicksal zu bewältigen. Ovid wollte wenigsten zum Zeitpunkt seines Todes in seiner geliebten Heimat verweilen und nicht alleine auf fremden Boden sterben. Wenigstens seine Asche sollte in Rom beerdigt werden. Seine Frau forderte Ovid auf, seinen Tod nicht zu beklagen, da er im Grunde ja bereits gestorben ist. Sie sollte vielmehr dankbar sein, dass das Leiden des Gatten zu Ende geht. Ovid wies seine Gattin an, ihm ein Grabmal zu errichten und er fügte die Inschrift bei, die dieses zieren sollte.

Strenger Winter - Tristia 3, 10

Dieses Gedicht widmete Ovid der ausführlichen Beschreibung seines Exilortes. In seiner neuen Heimat Tomis herrschte dem Dichter zufolge ständiger Winter. Eis und Schnee bedeckten das trostlose und unfruchtbare Land. Sogar die Donau und das Meer waren zugefroren, sodass man darauf gehen konnte. Dazu kam die andauernde Furcht vor den barbarischen Feinden, die die Stadt bedrohten.

An Rufinus - Epistulae ex Ponto 1, 3

Ovid wandte sich in dieser Elegie an Rufinus, wobei er sich für dessen Unterstützung bedankte, die ihm neuen Lebensmut bescherte. Nichtsdestotrotz beklagte sich der Verbannte erneut über kleine Leiden, deren Ursprung der unfreundlich Verbannungsort war. Keine medizinischen Mittel konnten dem Kranken Linderung bringen.

Genauso wenig war seine Sorge heilbar, für die die Liebe zum Vaterland verantwortlich war. Ovid verglich sich mit Odysseus, der sich trotz seiner Tugenden nach der Heimat sehnte. Im Mittelpunkt der Klagen Ovids stand die Trostlosigkeit des Landes und die drohende Gefahr durch benachbarte Barbarenstämme.

Der Verbannte erwähnte die Geschichte von anderen bekannten Persönlichkeiten, keinen von diesen bestrafte das Schicksal so hart wie ihn.

Tomis aus der Sicht von Ovid

Tomis (heute Konstanza in Rumänien) liegt an der Mündung der Donau ins Schwarze Meer. Seine Verbannungsdichtung gibt uns Aufschluss über das Leben und die äußeren Umstände im Exil. Natürlich muss man bei der Betrachtung beachten, dass Ovid bewusst sehr pathetisch seine neue Umgebung darstellt, da er mit seiner Dichtung das Ziel verfolgt, wieder aus dem Exil zurückzukehren können. In Wahrheit blieb er, wie Goethe sagte, der Gesunde, der er immer war. Er suchte die Schuld nicht in sich selbst, sondern in den Umständen.

Der Schilderung Ovids zufolge lag die Stadt Tomis inmitten einer unzivilisierten Umgebung. Ganz so schlimm dürfte es in Wahrheit nicht gewesen sein. Tomis war eine griechische Kolonie, deren Einwohner sich aus griechischen Händlern und der getischen Bevölkerung zusammensetzte. Die Geten und Sarmaten beschrieb Ovid als Barbarenvölker, die andauernd im Konflikt miteinander standen. Als Folge der ständigen Bedrohung durch Kriege lebten die Menschen in Angst und mieden die Öffentlichkeit. Dadurch lag das umliegende Ackerland brach und niemand kümmerte sich um Obstbäume.

Für Ovid, der an das Leben in Rom gewohnt war und beachtlichen Reichtum erlangt hatte, bedeutete der Alltag doch eine große Umstellung. Er litt seinen Angaben nach an - teilweise schweren - Krankheiten, deren Heilung jedoch durch unzureichende medizinische Versorgung, mangelhafte Unterkunft und ungeeignete Nahrung nicht möglich war. Erschwerend kam das rauhe Klima hinzu: Vorherrschende Jahreszeit war der Winter. Der Schnee blieb aufgrund des eisigen Windes oft zwei Jahre lang liegen. Sobald der alte geschmolzen war, kam schon wieder neuer hinzu. Die Felder, Wiesen und Wälder waren meist von Schnee und Eis bedeckt und waren niemals grün.

Einen besonderen Eindruck auf Ovid hinterließen das zugefrorene Meer und die von Eis bedeckte Donau. Er beschrieb ausführlich das Erlebnis, als er das erste Mal das erstarrte Meer betrat ohne nass zu werden.

Solange die Donau zugefroren war, schützte sie die Bewohner von Tomis vor feindlichen Barbaren, da diese den Fluss nicht überqueren konnten. Der Winter stellte somit eine zusätzliche Gefahr da.

Allen Widrigkeiten, die er schilderte zu Trotz, dürfte sich Ovid schnell mit seinem Exilort angefreundet haben. Er erlernte Getisch und Sarmatisch und verfasste sogar Gedichte in diesen Sprachen. Seine Dichtkunst litt nicht, wie er oft berichtete, unter der unfreundlichen Umgebung. Ganz im Gegenteil, seine Gedichte waren nach wie vor von unerreichter Qualität. Er erreichte auch in seiner neuen Heimat große Anerkennung, so wurde er zum Beispiel von den Steuern befreit. Auch in Rom hielt Ovids Erfolg an, obwohl seine Gedichte aus den Bibliotheken entfernt worden waren.

Im Jahre 17 n. Chr. starb Ovid, ohne sein geliebtes Rom je wiedergesehen zu haben.

Sprache und Stil Ovids

Der Wortschatz Ovids ist scheinbar alltäglich. Er verwendet viele Worte, die aus dem täglichen Sprachgebrauch entstammen.

Die Behandlung des Hexameters und des Elegischen Distichons ist gleichermaßen virtuos. Einzigartig sind der Reichtum an Daktylen und der tänzerische Rhythmus, der durch Sperrungen, Antithesen und den häufigen Zusammenfall von Satz- und Versende gesteigert wird. Zwei- oder dreisilbige Wörter am Hexameterschluss, zweisilbige am Pentameterende sind die Regel.

Ovid ist einer der glänzendsten Erzähler der Weltliteratur. Die sprachlichen Mittel verwendet er mit überlegener Ökonomie. Syntaktisch fällt besonders die Vorliebe für Parenthesen auf, mit denen er den Fluss des Satzes zerreißt, um Stellungnahmen einzubringen.

[...]


1 Suetonius, Augustus 28, 5

2 Suetonius, poet.

3 Ovid, Tristia 4, 10

4 Ovid, Tristia 1, 1 V. 23

5 Ovid, Tristia 2 V. 207

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Die "Ars amatoria" des Ovid
Autor
Jahr
2001
Seiten
11
Katalognummer
V103455
ISBN (eBook)
9783640018338
Dateigröße
357 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Facharbeit über dir Liebesdichtungen von Ovid
Schlagworte
Ovid, Ars amatoria, Liebeskunst
Arbeit zitieren
Ricarda Rüth (Autor:in), 2001, Die "Ars amatoria" des Ovid, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103455

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