Am 26. Juni 1284 soll sich in Hameln ein Ereignis zugetragen haben, das sich wie kein anderes in die Geschichte der Stadt eingegraben hat: die Sage vom Ausgang der „Hämelschen Kinder“ oder der sogenannte „Exodus Hamelensis“. Keine zeitgenössische Urkunde oder Chronik hat dieses Ereignis, das in der späteren
Erinnerung der Bürger als etwas Tieftragisches empfunden wurde, festgehalten. Zufällig ist unter den Dokumenten, die aus diesem 13. Jahrhundert erhalten sind, eines dabei, welches am 23. Juni 1284 verfaßt wurde.1 Nichts in dieser Urkunde verrät, daß sich nur wenige Tage nach deren Abfassung etwas Außergewöhnliches in der Stadt abspielen sollte. Nicht anders steht es mit den Urkunden des folgenden Jahrhunderts. Noch in der „Chronik der Kirche zu Hameln“, die Johann von Pohle 1384 niederschrieb, wird der „Exodus Hamelensis“ nicht erwähnt. Nur von Mund zu Mund berichtete man sich damals die Kunde von jenem Geschehen, welches die Gemüter einst so sehr erschüttert hatte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Der historische Hintergrund der Sage
- II. Die Entwicklung der Sage
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat untersucht die Sage vom Rattenfänger von Hameln. Ziel ist es, den historischen Hintergrund der Sage zu beleuchten und ihre Entwicklung über die Jahrhunderte nachzuvollziehen. Dabei werden verschiedene Theorien zur Entstehung der Sage betrachtet und deren Plausibilität bewertet.
- Historischer Kontext der Sage (1284)
- Verschiedene Deutungsansätze der Ereignisse
- Entwicklung der schriftlichen Überlieferungen
- Einfluss des Aberglaubens auf die Sage
- Integration des Rattenmotivs in spätere Versionen
Zusammenfassung der Kapitel
I. Der historische Hintergrund der Sage
Dieses Kapitel untersucht den historischen Kontext der Sage vom Rattenfänger von Hameln, die sich auf das Jahr 1284 zurückdatiert. Es werden verschiedene Theorien zur Erklärung des Ereignisses präsentiert, unter anderem ein Kolonistenauszug nach Olmütz, eine Schlacht, der Kinderkreuzzug, eine Tanzwutepidemie, eine Naturkatastrophe oder ein Kindersterben (Pest). Die These eines Kolonistenauszugs erscheint am plausibelsten und wird durch die Forschung von Professor Jürgen Udolph gestützt.
II. Die Entwicklung der Sage
Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung der Sage vom Rattenfänger von Hameln über die Jahrhunderte. Die älteste schriftliche Erwähnung wird in einer Lüneburger Handschrift um 1430/50 gefunden. Es werden unterschiedliche Versionen der Sage und ihre Entstehung beleuchtet, wobei insbesondere der spätere Einbau des Rattenmotivs thematisiert wird. Die Rolle des Aberglaubens im Zusammenhang mit Ratten wird ebenfalls betrachtet.
Schlüsselwörter
Rattenfänger von Hameln, historische Sage, Exodus Hamelensis, Olmütz, Kolonisation, Aberglaube, Ratten, Kinder, Mittelalter, historische Deutung, Entwicklung der Sage, Lüneburger Handschrift, Professor Jürgen Udolph.
- Arbeit zitieren
- Verena Lowens (Autor:in), 1998, Der Rattenfänger von Hameln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103484