Das Schreiben einer Reportage. Das Erarbeiten der Eigenschaften und Vorbereiten zum Grubenunglück von San José (Deutsch, Gymnasium Klasse 7)


Unterrichtsentwurf, 2019

15 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


1. Bedingungsanalyse

Die Klasse 7 C besteht aus 31 Schülerinnen und Schülern – 17 Jungen und 14 Mädchen. Der Deutschunterricht in Klasse 7 findet vierstündig pro Woche statt. Ich unterrichte diese Klasse im Rahmen meines 2. Ausbildungsabschnittes im Schuljahr 2019/20 kontinuierlich selbstständig und übernehme darüber hinaus die Aufgaben der Co-Klassenlehrerin in dieser Klasse.

Im Allgemeinen ist die Klasse sehr aufgeweckt und neigt dazu, sich in besonders schüleransprechende Themen sehr hinein zu vertiefen und Diskussionen entstehen zu lassen, die so jedoch auch Unterrichtsstörungen entstehen lassen können. Das verstärkte Interesse und Diskussionspotenzial ist für Unterrichtseinstiege und Unterrichtsgespräche gleichermaßen von großem Vorteil, da sich gerade am Unterrichtsgespräch viele SchülerInnen beteiligen, jedoch nicht alle mit konstruktiven und unterrichtsfördernden Beiträgen, sondern eher mit emotionalen Reaktionen. Des Weiteren macht sich schnell bemerkbar, dass das Unterrichtsgespräch und -geschehen vordergründig von einer Gruppe von Schülern und auch einigen Schülerinnen angeführt wird, die auch außerhalb des Unterrichts das Klassengeschehen dominieren. Hierbei muss besonders darauf geachtet werden, dass stille und zurückhaltende SchülerInnen ebenso am Unterrichtsgeschehen teilhaben. Aus diesem Grund werden in Gruppenarbeiten die Gruppen von mir als Lehrkraft zusammengesetzt, damit verschiedene Charaktere und Schüler verschiedener Leistungen lernen, miteinander zu arbeiten. Das hat sich in der Vergangenheit stets als arbeits- und lernfördernd herausgestellt.

Insgesamt ist die Klasse leistungsstark, das Lerntempo der Schülerinnen und Schüler dennoch sehr unterschiedlich. Während bei einfacheren Aufgaben alle nahezu das gleiche Tempo haben, ist bei komplexeren Aufgaben das Tempo sehr unterschiedlich. Es müssen also stets Zusatzaufgaben bereitgelegt werden, die die lernschnellen SuS bearbeiten können.

Da die Klasse sehr aufgeweckt ist, ist bei Doppelstunden oftmals eine 5-minütige Pause notwendig; dies hängt jedoch stark vom Anspruch des Unterrichtsstoffes ab und den Arbeitsformen. Erwähnenswert ist außerdem, dass ein Mädchen eine VKL-Schülerin ist. Sie ist bereits sehr gut integriert ist und hat bisher in diesem Schuljahr außerdem gute bis sehr gute Leistungen im Fach Deutsch erbracht, ist allerdings eher zurückhaltend.

2. Sachanalyse

Grundlage für diese Doppelstunde und das Vorbereiten einer Reportage bildet das Grubenunglück von San José, Chile, welches sich im Spätsommer 2010 ereignete: Infolge eine Bergschlags wurden 33 Bergleute etwa 700 Meter unter Tage in einem Kupferbergwerk verschüttet. Nach mehrwöchigen Rettungsbohrungen, welchen international in den Medien viel Beachtung geschenkt wurde, gelang es, nach 69 Tagen alle eingeschlossenen Bergleute zu befreien (vgl. Gaupp 2015).

Naturkatastrophen, wie diese, darunter auch Schicksale einzelner Personen, stellen den Inhalt lebendig geschriebener Erlebnisbericht dar – den Reportagen. Als journalistische Textart informiert auch die Reportage die Adressaten zu einem für die relevanten Thema und ist damit resultatorientiert (vgl. Feilke 2017: 67).

Die Stichworte Wahrheitsgehalt, Neutralität (ungleich Teilnehmerperspektive), Relevanz, Aktualität, Informativität, Exklusivität und Authentizität fassen die allgemeinen Anforderungen an die Textsorte Bericht zusammen. Dennoch heben Stutterheim und Kohlmann hervor, dass für einen Bericht „[…] die Erfüllung zweier Kriterien relevant [ist]: eine neutrale Perspektive auf das Dargestellte und der Wahrheitsanspruch in Bezug auf das Gesagte“ (2003: 445; zitiert in Feilke 2017). Eine Reportage soll einem Leser das Gefühl vermitteln, selbst dabei gewesen zu sein. Sie enthält sowohl sachliche Informationen als auch subjektive Perspektiven, Eindrücke, Gefühle und Stimmungen (vgl. Schmitt-Kaufhold 2017: 59), welche diese Berichtsart authentisch, persönlich und erzählnah wirken lassen (vgl. Feilke 2017: 69). Trotz dieser Subjektivität zählt die Reportage zu den informierenden Darstellungsformen. Sie ist trotz persönlicher Färbung niemals erfunden, sondern hat immer Tatsachen zur Grundlage, womit der von Stutterheim und Kohlmann hervorgehobene relevante Wahrheitsgehalt abgedeckt wird.

Im Gegensatz zum Bericht ist die Reportage dramaturgisch aufgebaut und hat damit auch unterhaltsamen Charakter. Außerdem spielt der Anfang eine große Rolle: Schon mit den ersten Worten sollte der Autor sein Publikum neugierig darauf machen, wie die „Geschichte" weitergeht. Hierfür kann ein szenischer Einstieg verwenden werden, wie zum Beispiel die Schilderung einer Situation oder eine Momentaufnahme am Ort des Geschehens mit „Zoom“-Effekt: Ein Ausschnitt wird detailliert beschrieben; dieser geht anschließend langsam zum allgemeinen Rahmen über. Andere Möglichkeiten eines Einstiegs sind außerdem Zitate oder Schlagzeilen. Um Zugang zu einer Reportage zu finden, können die sogenannten W-Fragen helfen, welche im Deutschunterricht eine dominierende Rolle spielen (vgl. ebd.: 70). Zwar kritisiert Dix, diese seien vordergründig auf den Typ des Ereignisberichts zugeschnitten, wie z.B. ein Unfallbericht oder ein Sportbericht, doch sie seien auch für das Verfassen einer Reportage nicht irrelevant. Hierbei gilt zu berücksichtigen, dass die Relevanz des Adressanten für eine Reportage von besonderer Bedeutung ist. Diese „Authentizitätserwartung kann […] mit den W-Fragen didaktisch nicht erarbeitet werden.“ (2017; zitiert in Feilke 2017: 70).

Neben dem „Was“ ist vor allem das „Wie“ von großer Bedeutung in einer Reportage. Die Herausforderung liegt dabei in der Beschreibung des „Wie“, womit versucht wird, mithilfe von beschreibenden Adjektiven und sprachlichen Bildern beim Rezipierten einen Film im Kopf entstehen zu lassen.

Wichtige Bestandteile einer Reportage sind, dass sie aus einer unmittelbaren Situation heraus berichtet und die Atmosphäre dieser Situation einfängt. Die Fakten werden dabei objektiv, wahrheitsgetreu und kurz wiedergegeben. Einen wesentlichen Kern bildet die Sichtweise des Reporters, welche durch Interviews und Zitate Betroffener vervollständigt wird und damit die Glaubwürdigkeit der Reportage stützt, aber auch für eine Nähe zum Leser bzw. Rezipienten sorgt. Im Gegensatz zum Bericht wird die Reportage in der Zeitform Präsens verfasst und enthält einen Spannungsbogen. Damit soll der Rezipient emotional erreicht werden und ein Perspektivenwechsel ermöglicht werden.

3. Kontextualisierung der Stunde

Im Mittelpunkt der aktuellen Doppelstunde steht die Reportage als eine Form des Erlebnisberichts. Die SuS werden heute zum ersten Mal im Unterricht mit dieser Berichtsart konfrontiert und in den kommenden Stunden in Gruppenarbeit einen Schreibplan erstellen, anschließend eigenständig eine Reportage verfassen und dabei Interviews einfließen lassen und abschließend in Textkonferenzen ihre Texte überarbeiten.

Diese Doppelstunde ist Teil der Unterrichtseinheit Berichten und Beschreiben und schließt sich direkt an den in den vergangenen Doppelstunden behandelten Unfallbericht an: Die Schüler lernten die Textform des Berichts zunächst anhand eines Badeunfalls am Titisee im Jahr 2017 kennen und arbeiteten anhand von abgedruckten Zeugenbefragungen die W-Fragen heraus, die als Grundlage für das Verfassen eines Zeitungsberichts dienen. Darauf aufbauend wurde dieser Unfall herangezogen, um einen Unfallbericht für die Polizei zu diesem Unfall zu entwerfen. Weiterhin wurde anhand des Sketchs Die Kuh Elsa von Dieter Hallervorden das Fertigstellen eines Unfallberichts für die Versicherung trainiert. Kombiniert wurde dies mit dem Beschreiben von Funktionsgegenständen (hier: das Feuerwehrauto, welches zum Löschen des Brandes am Landsitz im Sketch anfuhr).

Damit steht die gesamte Einheit unter dem thematischen Titel Herausforderungen, welchem sowohl die Hintergründe zum Badeunfall am Titisee, die Aufdeckung des Brandunglücks im Stetch Die Kuh Elsa als auch das Grabenunglück in San José gerecht werden. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass unter diesem Titel und mit dem Heranziehen von tatsächlich geschehenen Fällen die Lebensnähe der Textsorte Bericht unterstrichen werden soll, deren Fehlen im schulischen Kontext Feilke kritisiert (vgl. 2017: 67), wie auch „[die] Kontrolle durch interessierte Leser“ (ebd.). Dieses Interesse soll zum einen durch den gewählten thematischen Titel Herausforderungen geweckt werden, zum anderen durch schülernahe Themen und die Präsenz in den Medien.

4. Methodisch-didaktische Analyse

Die gesamte Stunde wird vom Thema Herausforderungen begleitet, welches die SuS bereits in den vorangegangenen Stunden begleitet hat. Der Einstieg in die Stunde erfolgt über einen Bildimpuls und eine kurze Zusammenfassung der Handlung des Sketches Die Kuh Elsa. Dies ist insofern angemessen, da in der vergangenen Doppelstunde etwa zehn SuS aufgrund einer außerschulischen Veranstaltung nicht im Deutschunterricht anwesend waren. Da die Titelwahl elementar für alle Berichtsarten ist, wurde diese in der vergangenen Stunde stets diskutiert – so auch in der heutigen Stunde. Der Titel Die Kuh Elsa stellte sich als Titel für einen möglichen Bericht zu einem Brandunglück als nicht aussagekräftig heraus und wird dem Titel des heutigen Themas gegenübergestellt: 69 Tage Hoffnung. Die SuS äußern zunächst ihre Vermutungen zu diesem Titel. Daraufhin sehen wir den Trailer zum gleichnamigen Film, welcher auf dem Grubenunglück in San José im Jahr 2010 basiert. Mithilfe des Trailers werden die SuS erkennen, dass der Titel passend gewählt wurde und vor allem auch Interesse beim Leser weckt, was sich von einem Titel für einen Bericht jedoch unterscheidet. Vor dem Sehen des Trailers erhalten die SuS den Beobachtungsauftrag, die W-Fragen in ihren Heften zu notieren; diese W-Fragen werden anschließend mithilfe eines kurzen Berichts zu diesem Grubenunglück vervollständigt. Diese Aufgabe wird in Einzelarbeit erledigt und bezugnehmend auf die vergangenen Unterrichtsstunden kann davon ausgegangen werden, dass alle SuS diese Aufgabe zügig oder ohne Schwierigkeiten lösen werden. Mit der Teilaufgabe, mögliche Belastungen zu nennen, denen die Bergleute ausgesetzt waren, soll auf eine Eigenschaft der Reportage hingearbeitet werden: Eigene Eindrücke, Gefühle etc.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Schreiben einer Reportage. Das Erarbeiten der Eigenschaften und Vorbereiten zum Grubenunglück von San José (Deutsch, Gymnasium Klasse 7)
Hochschule
Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Rottweil
Note
1,5
Autor
Jahr
2019
Seiten
15
Katalognummer
V1035097
ISBN (eBook)
9783346485724
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reportage, 69 Tage Hoffnung
Arbeit zitieren
Olesja Yaniv (Autor:in), 2019, Das Schreiben einer Reportage. Das Erarbeiten der Eigenschaften und Vorbereiten zum Grubenunglück von San José (Deutsch, Gymnasium Klasse 7), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1035097

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Schreiben einer Reportage. Das Erarbeiten der Eigenschaften und Vorbereiten zum Grubenunglück von San José (Deutsch, Gymnasium Klasse 7)



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden