Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Glossar
1. Einleitung
2. Vaterschaft und Männlichkeit
2.1 Emotionalität
3. Historische Betrachtung
4. Dimensionen der Vaterschaft
5. Vaterschaftsmodelle
5.1 Der klassische Ernährer
5.2 Die aktive Vaterschaft
5.3 Die moderne Vaterschaft
6. Vater-Kind-Beziehung
6.1 Vater-Sohn-Beziehung innerhalb der Familie
6.2 Vater-Tochter-Beziehung innerhalb der Familie
6.3 Vater-Kind-Beziehung in besonderen Familienkonstellationen
7. Fazit
Literaturverzeichnis
Eidesstaatliche Erklärung
Glossar
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sieben Abschnitte. Nach der Einleitung widmet sich das zweite Kapitel der Vaterschaft und Männlichkeit und bezieht sich dann im Unterpunkt noch auf die Emotionalität. Im dritten Kapitel liegt der Fokus auf dem historischen Hintergrund und dem Wandel der Vaterrolle insbesondere von 1900 bis heute, wobei aber auch ältere Ursprünge nicht außer Acht gelassen werden. Darauf aufbauend werden im vierten Kapitel diverse Dimensionen der Vaterschaft vorgestellt und im darauffolgenden Kapitel werden Vaterschaftsmodellen präsentiert. Abschließend wird die Vater-Kind-Beziehung zum Sohn und zur Tochter angesprochen. Auf einzelne Erziehungsmethoden kann im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden. Ein Fazit und ein kurzer Ausblick auf den möglichen weiteren Wandel der Vaterrolle beschließen die Arbeit.
In den letzten 30 Jahren gewann Vaterschaft sowohl als soziale, als auch als familiale Erscheinung steigend an Bedeutung. Zahlreiche Studien befassen sich seit den 70er Jahren mit der Vaterrolle innerhalb der Familie.
Betrachtet man Gesichtspunkte wie die Rolle des Vaters als Beschützer, Ernährer, Erzieher, Erzeuger und Identifikationsobjekt, so hat sich das Vaterbild im Laufe der Zeit verändert. Inzwischen ist die Rolle des Vaters in der Entwicklung des Kindes und seiner Erzieher weit wichtiger geworden, während er in der Vergangenheit eine eher passive Rolle einnahm.
Die vorliegende Hausarbeit hat zum Ziel, den Wandel der Vaterrolle im Zeitraum vom 1900 bis heute in Augenschein zu nehmen und die Bedeutung des Vaters innerhalb der Familie und dessen Bedeutung in der Erziehung zu untersuchen. Diese Abhandlung widmet sich der Frage in wie fern veränderte sich das Verständnis der Vaterrolle im Laufe der letzten beiden Vatergenerationen?
In den Familien hat sich die Vaterrolle im Vergleich zur letzten Generation sichtbar geändert. Allein die Veränderung der gesellschaftspolitischen, aber auch die der Arbeits- und Lebenswelt wirken auf die Funktion ein. Heutzutage werden Väter mehr gefordert aufgrund der Geschlechtergleichberechtigung. Gebieterische, herrschende Erziehungsformen gehören zum größten Teil der Vergangenheit an, den nun nehmen Väter Betreuungs- und Erziehungsaufträge an. Die gemeinsame Zeit mit den Kindern gewinnt an Priorität, doch prallt dieser Wunsch an die durch die Gesellschaft noch vertretende Vorstellung des herkömmlichen Vaterbildes, welches den Vater als Hauptversorger der Familie sieht.
2. Vaterschaft und Männlichkeit
Unser Wort Vater leitet sich vom lateinischen Wort ,,pater‘‘ ab, welches vor allem mit der Funktion des Erzeugers zu übersetzen ist (vgl. Werneck, 1998:5). Was einen Vater, ausgenommen von der naturbedingten Verbindung, ausmacht ist nicht eindeutig definiert. Bei der Männlichkeit sieht es anders aus, denn obwohl jeder Mann ein Individuum ist, haben wir in unserer westlichen Gesellschaft eine Art Idealtypus von einem Mann: hellhäutiger, heterosexueller, sportlicher, gesunder, arbeitender (Vollzeit) Ernährer. Dieses Urbild wird als ,,hegemoniale Männlichkeit‘‘ bezeichnet (vgl. Döge, 2002:92).
(vgl. Buschmeyer, 2008:124).Der Begriff ,,Vaterschaft‘‘ hingegen beschreibt das Verständnis als Aufgabenübernahme, die nicht nur gesellschaftlichen, sondern auch kulturellen und sozialen Positionierungen unterliegt. Der Vater hat Verantwortungen zu übernehmen, die rechtlich und sozial geregelt sind. Ein Vater ist nicht nur der Biologische, sondern kann auch der Soziale (Adoptiv- oder Stiefväter) sein. Diese Väter haben Pflichten, wie beispielsweise die Unterhaltszahlung. Wenn der Vater auch ein Sorgerecht besitzt, gehören zu seinen Pflichten unter anderem die Versorgung des Kindes, sowie die rechtliche Verantwortung für dieses.
Unter ,,Väterlichkeit‘‘ andererseits verstehen sich gesellschaftlich und kulturell verändernde soziale Charaktere (vgl. Wolde, 2007:45f.). ,,Gesunde Männlichkeit ist Väterlichkeit; Väterlichkeit, die sich wahrhaftig nicht nur in der Art zeigt, wie der Mann, dem es gegönnt ist, eigene Kinder zu zeugen, diese seine Kinder betreut, sondern Väterlichkeit als eine aus dem tiefsten Wesen des Mannes geborene und all seine Lebensbeziehungen durchdringende Art (…)‘‘(Stählin, 1923). Hier wird Väterlichkeit nicht als Fürsorge für das Kind definiert, sondern durch soziales Verantwortungsgefühl. Männlichkeit wird Väterlichkeit gleichgestellt. Diese Gleichstellung gerät jedoch mit der Vorstellung von Männlichkeit und den Funktionen der Väterlichkeit von Männer in Konflikt (vgl. Meuser, 2010:35). Denn es entstehen Schwierigkeiten, wenn der Mann nicht nur der Ernährer ist, sondern auch zeitgleich eine emotionale Beziehung zu seinem Kind aufrechterhalten möchte.
2.1 Emotionalität
Viele Männer können gar keine Gefühle zeigen. Damalige Väter galten als ,,kalt und distanziert, unzugänglich und unnahbar.‘‘ (Juul,2017:73). Das Vertuschen der eigenen Gefühle führt zu zusammenfallenden Beziehungen. Der Mann fühlt sich wohler, wenn er auf der logischen- und der intellektuellen Ebene funktioniert (vgl. Ebd.). Auch ihre damalige Funktion als Ernährer führte dazu, dass sich die Männer durch ihre Arbeit als wertvoll empfanden und als Landwirt, Fabrikarbeiter etc. genug Geld verdienten um ihre Familie zu unterstützen, indem beispielsweise nicht nur Lebensmitteln, sondern auch Schulsachen für die Kinder gekauft werden konnten (vgl. Ebd:75). Für Männer ist es einst der glücklichsten Gefühle, wenn sie ihrer Familie ein schönes zu Hause bieten und speziell das Verlangen ihrer Familie befriedigen können (vgl. Ebd.: 75f.). Nebenbei bemerkt man, dass überwiegend in ärmeren Ländern Männer ihr zu Hause verlassen, um woanders mehr Geld zu verdienen.
Zum besseren Verständnis soll zunächst die ökonomische Situation betrachtet werden. Im frühen 20. Jahrhundert waren Männer und Frauen Emotionen zugeteilt. Männer waren wütend oder zornig, wohingegen Frauen die Gefühle der Liebe und die des Mittleides hatten (vgl. Barutta, Verheyen,2010:11f). Man darf nicht vergessen, dass das 20. Jahrhundert geprägt von vielen einschneidenden Ereignissen war: Von 1914-1918 befand sich Deutschland im Ersten Weltkrieg, am 9.11.1918 wird die erste parlamentarische- demokratische Republik ausgerufen, 1919 Beginn der Weimarer Republik, 1933 Beginn des Dritten Reiches, 1939-1945 Zweiter Weltkrieg, 23.5.1949 Gründung der BRD, 1961 Bau der Berliner Mauer (vgl. Taschenhirn, 2018). Unter diesen Aspekten, die dazu führten, dass die Menschen einfach nur funktionieren mussten um zu überleben, blieb kaum ein Raum für das Nachdenken über Emotionalität. Laut Shorter zog sich später eine große Welle der Gefühle von den Städten aufs Land hinaus, von der gehobenen Familie zu der mittleren und untersten Schicht (vgl. Shorter,1977:79). Ein großer Meilenstein für die Gefühlswelt von Väter war die Einbeziehung der Frau und Mutter in die Arbeitswelt, wodurch die Väter aus ihrer emotionalen Starre erwachen konnten (vgl. Ebd.).
Unter Gefühlen versteht man Empfindungen angenehmer und unangenehmer Art, wie beispielsweise Angst oder Freude. Man erlebt sie nur teilweise bewusst. In der Neurobiologie liegt ein Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen. Emotionen sind körperliche Äußerungen und treten unkontrolliert auf. Das Bewusstwerden dieser Emotionen ist dann das Gefühl (vgl. definition-online.de/gefuehle).
Die häufigste Angst von Vätern ist die Angst vor dem Versagen, vor dem Nicht-alles-richtig-zu-machen, die sogenannte Performance- Angst (vgl. Juul, 2017:123).
Heutzutage sprechen Väter immer häufiger über ihre Gefühle und Ängste, was zeigt, dass dies von der Gesellschaft nicht ausschließlich mehr als weibliche Eigenschaft gesehen wird (vgl. Ebd.:124).
Das Verständnis der Vaterrolle ist ein Ergebnis aus den Gefühlen eines Mannes (vgl. Shorter, 1977:30). Die ersten Schritte der Änderung im Umgang mit Emotionen erfolgten bereits in den 1960ern, als der Mann sich dieser bewusst wurde und erkannte, dass nicht nur Aggressionen, sondern auch weitere Emotionen und Gefühle für ihn erlaubt sind. Das damalige Leitmotiv betonte jedoch, dass ein Mann in der Lage sein muss seine Gefühle zu beherrschen (vgl. Shorter, 1977:292ff.).
Die New Age – Bewegung in den 70er/80er Jahren leistete einen großen Beitrag zur jener Entwicklung. Diese weltanschauliche Bewegung hatte eine moderne Vorstellung des Mannes: Er soll sein Gleichgewicht zwischen Vernunft und Gefühlen, sowie zwischen männlichen und weiblichen Emotionen finden (vgl. Eitler, 2010:286).
3. Historische Betrachtung
Ein kurzer Exkurs zu dem Ursprung unseres heutigen Vaterbildes zeigt, dass die Wurzeln im römischen Recht und dem Christentum zu finden sind, wo die Position des Vaters sehr patriarchalisch geregelt war (vgl. Le Camus, 2006:32f.). Aus diesen beiden traditionellen Richtungen entstand der ,,strenge Vater‘‘. Er galt als Richter der Familie, der über Tod und Leben seiner Kinder entschied (vgl. Werneck, 1998:5). Hier sei noch einmal hervorgehoben, dass Vaterschaft mit Namensgebung zu tun hat. Zum einen im Christentum (Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name), aber auch dass erst eine Frau, die durch ihn Mutter wird, ihn zum Vater macht und zuletzt, dass der Vater üblicherweise seinen (Nach-)Namen vor allem an seine Kinder weitergibt (vgl. Le Camus, 2006:33f.).
Im 20. Jahrhundert nahm dieser Machtverlust des Vaters rasant ab und er wurde auf seine Ernährerfunktion reduziert (Meuser,2012:66). War er einst die höchste und zentrale Person der Familie, so nahm seine rechtliche Gewalt durch drei Einschnitte ab: Zunächst nahm der Staat immer mehr Einfluss auf die Pflege und Erziehung des Kindes, des Weiteren bekam das Kind immer mehr Rechte zugeschrieben und zu guter Letzt wurde die Frau gleichberechtigt und konnte ihre Stellung als Mutter ausbauen (vgl. Limbach, 1988:298). 1976 kam das erste Gesetz zur Reform des Ehe- und Familiengesetzes.
Die Position, die der Vater zu der Zeit hatte, war die des Ernährers, welches als ein sozialisiertes, menschliches Verhalten gilt. Im Laufe der menschlichen Geschichte wurde ihm diese Stellung zugesprochen, welche sagt, dass er seine Frau und Kinder versorgen sollte. Seit jeher lernte jeder junge heranwachsende Mann, dass er Nahrung für seine Familie beschaffen muss, um ein Teil der Gesellschaft zu sein (vgl. Werneck, 1998:7f.). Anfang der 1980er Jahre erschienen die ersten Vaterbücher und der Vaterschaftsdiskurs wurde durch psychologische Familienforschung die nächste zehn Jahre in der Literatur weiter angekurbelt (vgl. Meuser, 2012:68,70). Zu dieser Zeit wuchs das Interesse der Männer auf eine Neuidentifizierung ihrer Vaterrollen. Der gesellschaftliche Wandel setzte zwei Meilensteine: Nicht nur die Frauenbewegung (Anfang 1970er Jahre), die eingewurzelte Männerrollen über Bord warfen, sondern auch der Übergang von der Industrie- zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft (1990er Jahre), welcher Erwerbsarbeitsstrukturen veränderte (vgl. Ebd.). Im Hinblick auf das Ende der Industriegesellschaft änderten sich für die Väter nicht nur ihre Arbeitsbedingungen, sondern auch die Ausgangspunkte der gängigen Geschlechterübereinkünfte (vgl. Ebd.:69).
Im Kontrast zu früher hat sich diese Zuordnung des Mannes als Ernährer heute geändert. Ein Grund dafür ist, dass Frauen einer zunehmenden Müttererwerbstätigkeit (1920/1930) nachgehen. Die wachsende Zahl an alleinerziehenden Mütter verdeutlicht, dass der Vater in der Rolle als Ernährer auswechselbar und sogar nicht zwingend notwendig ist.
Galt der Vater einst als Beschütze r seiner Familie, die er mit aller Kraft vor Fremden und Bösen verteidigen musste, so hat auch diese Position heute an Bedeutung verloren. Jedoch ist jene Vorstellung davon noch präsent, da Kinder immer noch durch die Statuszuweisung, besonders des Berufes, ihrer Väter in die Gesellschaft integriert werden, denn in der heutigen Gesellschaft ist die Berufswahl des Mannes ein wesentlicher Teil in seiner Rolle als Vater (vgl. Meuser, 2012:67). Damals erlangte der Vater Beachtung in seiner Familie, indem er sie außerhalb des Hauses repräsentierte (vgl. Ebd.).
Im 20. Jahrhundert trat der herkömmliche Vater dann Aufgaben als Erzieher an, welche als Ziel hatten, das Kind von der vertrauten Kinderstube raus in die Erwachsenenwelt zu verhelfen. Damals war einstig und allein der Vater in der Lage diese Aufgabe zu übernehmen. Dies hat sich hingegen entscheidend (vgl. Ebd.), durch Müttererwerbstätigkeit, sowie aber auch die moderne Erziehung durch pädagogische Einrichtungen, gewandelt. Während der Vater in den 1960er Jahren noch als Nebencharakter in der Eltern-Kind-Beziehung fungierte, so belegen Studien der 70er und 80er Jahre, dass Väter und Mütter gleichgestellt sind. Dennoch entfernen sich nach wie vor Väter teilweise aktiv von der Erziehungsfunktion (vgl. Ebd.), wobei sie jedoch weiterhin das Verlangen und den Wunsch verspüren nach Integration innerhalb der Familie und den Wunsch nach Verantwortung für ihre Kinder (vgl. Juul,2017:11).
Der Vater als Identifikationsobjekt erlangt damals wie heute eine mächtige Bedeutung in der Geschlechtsrollendifferenzierung des Kindes. In den 50er Jahren wird die emotionale Bindung von Vater und Kind stark betont, jedoch war der Vater häufiger abwesend als daheim. Er war für die materielle Sicherung des Familienlebens bestimmt und sollte dem Sohn ein Vorbild für Fleiß sein, daher schienen sie nie präsent zu sein, jedoch traten ihre Söhne meist in ihre Fußstapfen (vgl. Juul,2017:12). Somit galt der abwesende Vater auch als guter Vater. Solche waren nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel (vgl. Ebd). Dem stehen Studien entgegen, die zeigen, dass das Fehlen des Vaters jedoch auch Verhaltensstörungen bei Kinder hervorrufen kann (vgl. Werneck,1998:10). Sehr deutlich war das Fehlen der Väter nach dem Zweiten Weltkrieg. Plötzlich fehlten die väterlichen Autoritäten, da die Mütter (auch bekannt als ,,Trümmerfrauen‘‘) nun an den Familienspitzen standen (vgl. Le Campus, 2006:31).
Das Auftreten des Vaters als Freizeitpartner ist eine moderne Position, die sich aber großer Beliebtheit erfreut und auch, unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Arbeitsmarktsituation, steigen wird (vgl. Ebd:11). In unserer heutigen Zeit lässt sich durch Beobachtungen zweifelslos sagen, dass wenn ein Vater dem Kind von Beginn an nahe war, das Kind ihn als Spielpartner der Mutter vorzieht (vgl. Ebd:51).
Die Position des Vaters innerhalb der Familie hat sich im Laufe der letzten beiden Vätergenerationen gewandelt. Zusammenfassend lassen sich heute drei Vaterbilder erkennen:
Zum einen der traditionelle Vater. Dieser verkörpert die Autorität, Stärke, Kompetenz und ist additional der Machtinhaber der Familie. Seine Erziehungspraktiken orientieren sich an den Traditionellen, da er vergangene Werte wiederspiegelt. Man kann ihn auch den ,,biblischen Vater‘‘ nennen (vgl. Le Camus,2006:17). Er kann Ursache für Verbote und Frustrationen innerhalb der Familie sein und verkörpert die ,,Nichtmutter (vgl. Ebd:18). Sein Beitrag beschränkt sich auf den Erwerb von Materiellem zur Absicherung der Familie, ist aber an der emotionalen Gemeinschaft der Familie wenig beteiligt (vgl. Juul, 2017:11).
Wohingegen der partnerschaftliche Vater neben seinen althergebrachten Aufgaben auch die der Erziehung und Bespaßung des Kindes übernimmt und somit gewährleistet, dass sein Kind sich durch beide Elternteile entfalten kann.
Heutzutage wird von Vätern innerhalb der Familie immer mehr verlangt, wobei ihre Zeit knapper ist als je zuvor. Der Mann von heute hält aber auch an traditionellen Punkten fest. Einerseits möchte er, dass ihm Respekt und unter anderem auch Autorität immer noch innerhalb der Familie durch seinen Status außerhalb der Familie entgegengebracht wird, andererseits wird von ihm durch die Gleichberechtigung der Frau eine größere Teilnahme an der Kindeserziehung oder im Haushalt erwartet.
Die seit den 1970er Jahren anzutreffenden ,,Softie-Väter‘‘, die eine fürsorgliche Position einnehmen, haben einerseits Umgangsweisen, die man unter Bemutternd einordnen könnte, da sie an Mütter erinnern (vgl. Le Camus, 2006:41). Dieser Einsatz gilt Sohn wie Tochter und von der Geburt an.
Zu jetzigen Zeit befinden Väter sich in einem Spagat ihrer Vaterschaft, denn abgesehen als Ernährer und Repräsentant der Familie, leisten sie noch ihren pädagogischen Beitrag zur Erziehung ihrer Kinder. Jeder Vater muss sich heutzutage überlegen, welche Art von Vater er sein möchte und darf auch nicht außer Acht lassen, dass er darüber hinaus auch noch juristischen Rechte und Pflichten hat .
Bei der Betrachtung des Wandels von Vaterschaft fallen einem zwei Faktoren des gesellschaftlichen Wandels auf: Neue Bedürfnisse und neue Zwänge. Die Veränderung der Vaterrolle von damals zu heute lässt sich nicht nur mit einer Interessenänderung begründen. Auch sind heutige Väter dem Druck ausgesetzt ihre Ernährerfunktion mit der des erziehenden Vaters zu koppeln (nach Meuser: moderner Ernährer), denn sie wollen nicht mehr länger nur ein passives Familienmitglied sein, sondern ausdrücklich ein aktives Vatersein ausüben (vgl. Meuser, 2012:70).
An dieser Stelle soll noch einmal angemerkt werden, dass neue Vaterschaftsformen nicht nur vielfach erwartet werden, sondern ihnen auch Raum zur Umsetzung eingestanden werden muss. Als Beispiel sei hier genannt, dass es gerne von der Politik gesehen wird, wenn der Vater in Erziehungszeit geht. Beim Arbeitgeber ist dies jedoch in den seltensten Fällen problemlos möglich. In unserer Gesellschaft wird dieses Vaterschaftsengagement nur so weit willkommen geheißen, solange sie nicht die ,,Arbeitsmarktverfügbarkeit des Mannes betrifft‘‘ (Meuser, 2012:74 nach Born, Krüger 2002:117).
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