Um zu zeigen, ob die aktuelle gesellschaftliche Situation zu anomischen Selbstmorden führt, wird zunächst erläutert, wie der anomische Selbstmord ökonomisch bedingt sein kann und im Folgenden sein Bezug zur Gesellschaft dargestellt. Weiterhin wird auf die eheliche Anomie eingegangen. Zudem werden Indizien für Parallelen zwischen anomischen Selbstmorden und aktuellen Gegebenheiten verdeutlicht. Zur besseren Variation wird Selbstmord und Suizid im Rahmen dieser Arbeit als Synonym verwendet.
Im Rahmen des Werkes „Le suicidé“ , zu Deutsch: der Selbstmord, befasste sich der französische Soziologe Émile Durkheim mit Suiziden als sozialem Phänomen. Er definiert dies folgendermaßen: „Man nennt Selbstmord jeden Todesfall, der direkt oder indirekt auf eine Handlung oder Unterlassung zurückzuführen ist, die vom Opfer selbst begangen wurde, wobei es das Ergebnis seines Verhaltens im Voraus kannte.“
Ihnen lägen nicht nur individuelle, sondern auch soziale Ursachen zu Grunde. Dabei unterscheidet er 3 Idealtypen: den altruistischen, den egoistischen, sowie den anomischen Selbstmord. Hinzu kommt der fatalistische Selbstmord, welchen er in „Le suicidé“ nur am Rande erwähnt. Der altruistische Selbstmord geschehe, wenn der Sinn des Lebens außerhalb des ursächlichen Lebens gesehen wird. Wenn Menschen aufgrund der Einschätzung, ihr eigenes Leben sei sinnlos, den Suizid wählen, spricht Durkheim vom egoistischen Selbstmord.
Durch das Unterbleiben kollektiven Handelns fehle jenem eine Bedeutung und ein Ziel. Diese Form weise wegen des Fehlens der Funktion der Gesellschaft Ähnlichkeiten zum anomischen Selbstmord auf, welcher nicht von der Art der Regulation von Mitgliedern durch die Gesellschaft ausgemacht werde. Sie leiden unter der Normlosigkeit ihres Handelns, da die Autorität der Gesellschaft, welche Wünsche begrenzt, fehle. Diese Selbstmorde seien vorwiegend im sozialen Milieu der Industrie und Geschäftswelt zu verorten. Nicht zuletzt hängt dies mit der Zeit von Durkheims Untersuchungen zusammen. Diese war von der Industrialisierung, die Massenarmut auslöste, und der grundlegenden Veränderung der Gesellschaft gekennzeichnet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der anomische Selbstmord nach Durkheim
- Ökonomisch verursachte Selbstmorde
- Anomische Selbstmorde und die Gesellschaft
- Selbstmorde wegen Ehelicher Anomie
- Aktualität von anomischen Suiziden
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Facharbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die durch die Corona-Pandemie verursachte Krise der Gesellschaft zu einem vermehrten Auftreten anomischer Suizide führt. Ausgangspunkt der Untersuchung ist Émile Durkheims Theorie des anomischen Selbstmords, die in seinem Werk „Le Suicide“ erläutert wird.
- Analyse des anomischen Selbstmords nach Durkheim
- Untersuchung der ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen, die zu anomischen Suiziden führen können
- Bedeutung der ehelichen Anomie im Kontext von Selbstmord
- Relevanz der Durkheimschen Theorie für die aktuelle Situation
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit stellt die Theorie des anomischen Selbstmords von Émile Durkheim vor und erläutert seine Definition des Begriffs sowie die drei Idealtypen des Selbstmords: altruistisch, egoistisch und anomisch. Die Arbeit fokussiert auf den anomischen Selbstmord und seine mögliche Aktualität in der durch die Corona-Pandemie geprägten Gesellschaft.
Der anomische Selbstmord nach Durkheim
Dieses Kapitel beleuchtet die ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen, die zu anomischen Suiziden führen können. Durkheim analysiert den Zusammenhang zwischen ökonomischen Krisen und Selbstmordraten und untersucht den Einfluss von Wohlstand und Reichtum auf das Suizidverhalten. Er argumentiert, dass sowohl ökonomische Katastrophen als auch Wohlstandsvermehrung die gesellschaftliche Ordnung stören können und somit zu einem Anstieg der Selbstmordraten führen.
Anomische Selbstmorde und die Gesellschaft
Durkheim untersucht die Rolle der Gesellschaft in der Entstehung von anomischen Suiziden. Er argumentiert, dass das Streben des Einzelnen nach Glück und Wohlstand durch die Autorität der Gesellschaft begrenzt werden muss. Eine gestörte gesellschaftliche Ordnung, wie sie beispielsweise durch wirtschaftliche Krisen oder soziale Umbrüche entsteht, kann zu einer Destabilisierung der sozialen Hierarchie und zu einem Gefühl der Normlosigkeit führen, was sich wiederum in einem Anstieg der Selbstmordraten manifestiert.
Selbstmorde wegen Ehelicher Anomie
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Rolle der ehelichen Anomie im Kontext von Selbstmord. Durkheim argumentiert, dass eine gestörte oder fehlende eheliche Ordnung zu einem Gefühl der Entwurzelung und Sinnlosigkeit führen kann, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Suiziden erhöht.
Schlüsselwörter
Anomischer Selbstmord, Émile Durkheim, Gesellschaft, Normlosigkeit, ökonomische Krisen, Wohlstand, soziale Hierarchie, Eheliche Anomie, Corona-Pandemie, Suizidraten
- Arbeit zitieren
- Francis Raoul Awountsa Zombou (Autor:in), 2021, Die Corona Pandemie und das vermehrte Auftreten anomischer Suizide. Zusammenhang und Konsequenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1036779