"...Wie für das Geld muß man für die Macht alles zu tun bereit sein... Wissen Sie, warum Sie so handeln müssen? Sie wollen die Welt beherrschen, nicht wahr? Fangen Sie damit an, daß sie ihr gehorchen und sie genau studieren. Der Gelehrte studiert die Bücher, der Politiker studiert die Menschen, ihre Interessen, die Gesellschaft, die Beweggründe ihrer Handlungen. Welt, Gesellschaft, Menschen zusammengenommen sind Anbeter der vollzogenen Tatsachen..."(1)
Diese Ratschläge gibt der angebliche spanische Diplomat und Ehrenkanonikus von Toledo, der geheime Botschafter seiner Majestät Ferdinand des VII, Abbé Carlos Herrera, dem jugendlichen Lucien Chardon (oder lieber: Lucien de Rubempre), als er diesen, der eigentlich schon mit seinem Leben abgeschlossen hatte, weil ihm der so sehr begehrte Erfolg nicht beschert wurde, zufällig begegnete. Der einsame Geistliche kann den verzweifelten und gescheiterten Dichter, der an seinem Ehrgeiz und den ärmlichen Verhältnissen, aus denen er stammt, zerbrach, vom Selbstmord abhalten, indem er ihm aufklärereísch einen Crashkurs in Sachen Erfolg gibt, er nennt es: "Das Gesetzbuch des Ehrgeizes".
[...]
1 Balzac, Honoré de, 1996: Verlorene Illusionen, Fft./M; Leipzig, 749f
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Die Frage nach der politischen Ethik
- 2. Hauptteil
- 2.1 Das Instrument: Max Webers dichotomes Bild des Verantwortungs- und Gesinnungsethikers
- 2.1.1 Die politische Ethik Webers
- 2.1.2 Webers Dichotomie
- 2.1.3 Die Problematik der Dichotomie
- 2.1.4 Präzisierung des Instruments
- 2.1.5 Die Grenzen der Ethiken
- 2.2 Alexis de Tocqueville - Verantwortungs- oder Gesinnungsethiker?
- 2.2.1 Menschenbild
- 2.2.2 Rationalität
- 2.2.3 Wissenschaft und Methode
- 2.2.4 Das politische Ziel Tocqueville
- 2.2.5 Tocqueville als politisch handelnder Staatsmann
- 2.1 Das Instrument: Max Webers dichotomes Bild des Verantwortungs- und Gesinnungsethikers
- 3. Schluß
- 3.1 Synthese
- 3.2 Weber und Tocqueville
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Frage, ob Alexis de Tocqueville ein verantwortungs- oder gesinnungsethisch handelnder Staatsmann war. Dazu wird das Instrumentarium der politischen Ethik von Max Weber herangezogen, das eine Dichotomie zwischen beiden Handlungsmotivationen postuliert. Ziel ist es, Tocquevilles politische Haltung und sein Handeln im Kontext seiner Zeit und seiner politischen Karriere zu analysieren und in Bezug zu Webers Modell zu setzen.
- Die politische Ethik nach Max Weber
- Das Menschenbild und die Rationalität bei Tocqueville
- Tocquevilles wissenschaftliche Methode und sein politisches Ziel
- Die Rolle von Tocqueville als politischer Akteur
- Die Entwicklung von Tocquevilles Handlungsmotivation im Verlauf seiner politischen Karriere
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der politischen Ethik ein und stellt die zentrale Frage der Arbeit, nämlich nach der ethischen Orientierung des Staatsmanns Alexis de Tocqueville, in den Kontext.
Das zweite Kapitel stellt Max Webers Dichotomie zwischen Verantwortungs- und Gesinnungsethik als Instrument zur Analyse von Tocquevilles Handeln vor. Es analysiert Webers Modell, seine Stärken und Schwächen und präzisiert die zentralen Elemente der beiden ethischen Orientierungen.
Das dritte Kapitel wendet sich der Frage nach Tocquevilles politischer Ethik zu. Es untersucht Tocquevilles Menschenbild, seine Rationalität, seine wissenschaftliche Methode und sein politisches Ziel. Weiterhin wird Tocquevilles Handeln als politischer Akteur im Kontext seiner Zeit und seiner politischen Karriere beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der politischen Ethik, der Verantwortungsethik, der Gesinnungsethik, Max Weber, Alexis de Tocqueville, Staat, Staatsmann, Handlungsmotivation, Politik, politische Theorie, Demokratie, Frankreich, Amerika.
- Arbeit zitieren
- Dominik Sommer (Autor:in), 1999, Alexis de Tocqueville - verantwortungs- oder gesinnungsethisch handelnder Staatsmann?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10375