Schon in der ersten Hälfte der Siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts war sich Goethe der Grenzen der Hermeneutik bewußt. Die Problematik liegt in der Überbrückung der Zeit zwischen dem Sagendem und dem Gesagten; dem Wissenschaftler einer bestimmten Zeit und seinen Aussagen über eine andere Zeit, die wiederum Produkt seiner eigenen Gegenwart sind, da er ja zeitabhängig Rekurs nimmt auf vorvergangene Zeit. Hand in Hand mit der hermeneutischen Methode geht die genealogische Rekonstruktion von Ideen und Begriffen.
Michel Foucault jedoch versucht sich mit seiner Diskursanalyse über die traditionelle Hermeneutik hinwegzusetzen und leitet eine Art Paradigmenwechsel im Betreiben der Ideengeschichte ein. Ich habe mich entschlossen, mich auf Foucaults Konzept einzulassen und werde versuchen, diesen alternativen Ansatz zur Analyse der Rolle Max Webers und seiner Vorschläge in der Weimarer Verfassungsdiskussion zu verwenden.
Ich beginne mit der Konstruktion des Analyseinstruments, d.h. ich werde mit Bezug auf Foucaults ,,Ordnung der Dinge" und besonders auf die ,,Archäologie des Wissens" den wesentlichen paradigmatischen Wechsel dieser Diskurstheorie in Abgrenzung zur Hermeneutik zu erfassen suchen und die konkreten Analysekriterien herausarbeiten. Danach werde ich das so entstandene Analysekonzept auf die Weimarer Verfassungsdiskussion abstimmen, um in einem dritten Schritt konkret an den (nicht nur) Weimarer Diskurs hinzutreten und ihn auf seine Gegenstände, seine Äußerungsformen, seine Begriffe und seine thematischen Schwerpunkte zu untersuchen. Ziel der Arbeit ist es dabei, eine methodologische Möglichkeit aufzuzeigen, die es erlaubt, über Max Weber und den Verfassungsdiskurs seiner Zeit zu sprechen ohne dabei selbst Max Weber und der Geist dieser Zeit zu sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Analyseinstrument I: Foucaults Diskurstheorie
- Foucault und der methodologische Paradigmenwechsel der Ideengeschichte
- Die Ordnung der Dinge
- Die Archäologie des Wissens
- Grundzüge der Diskurstheorie
- Das diskursanalytische Verfahren
- Analyseinstrument II: Zuschnitt auf den Weimarer Verfassungsdiskurs
- Analyse des Diskurses
- Gegenstand
- Äußerungsform
- Begriffe
- Thematische Schwerpunkte/ Strategien
- Synthese: Ergebnisse und wesentliche diskursive Beziehungen
- Schluss: Foucault, Weber und ich
- Analyseinstrument I: Foucaults Diskurstheorie
- Literaturliste
- Anhang: Zeittafel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle Max Webers im Verfassungsdiskurs der Weimarer Republik anhand von Michel Foucaults Diskurstheorie. Sie untersucht, wie Webers Ideen und Vorschläge in den politischen Debatten um die Ausgestaltung der Reichsverfassung im Revolutionswinter 1918/19 eingebunden waren.
- Foucaults Diskurstheorie als Analyseinstrument
- Max Webers Beitrag zum Weimarer Verfassungsdiskurs
- Die Ausgestaltung der Reichsverfassung
- Die Rolle des Reichspräsidenten
- Die Beziehung zwischen Rationalismus und Irrationalismus im Weimarer Verfassungsdiskurs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den methodischen Rahmen der Arbeit vor und erläutert die Problematik der hermeneutischen Analyse von historischen Texten. Sie führt in Foucaults Diskurstheorie ein und zeigt die Abgrenzung zu herkömmlichen Methoden der Ideengeschichte auf.
Das erste Kapitel analysiert Foucaults Diskurstheorie in Bezug auf ihre methodischen Grundannahmen und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Es werden die wichtigsten Elemente der Theorie, wie die „Ordnung der Dinge" und die „Archäologie des Wissens", erläutert.
Das zweite Kapitel wendet Foucaults Theorie auf den Weimarer Verfassungsdiskurs an. Es werden die wichtigsten Akteure und Positionen im Diskurs um die Ausgestaltung der Reichsverfassung vorgestellt.
Das dritte Kapitel analysiert die verschiedenen Dimensionen des Weimarer Verfassungsdiskurses, wie die Gegenstände, die Äußerungsformen, die Begriffe und die Strategien.
Das vierte Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und stellt die wichtigsten diskursiven Beziehungen im Weimarer Verfassungsdiskurs dar.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Verfassungsdiskurs der Weimarer Republik, Max Weber, Michel Foucault, die Diskurstheorie, die Ausgestaltung der Reichsverfassung, die Rolle des Reichspräsidenten, Rationalismus, Irrationalismus und die Beziehung zwischen Diskurs und nicht-diskursiven Praktiken.
- Quote paper
- Dominik Sommer (Author), 2002, Max Weber und der verfassungspolitische Diskurs 1918/19: Eine diskurstheretische Analyse in Anlehnung an Michel Foucaults Diskursanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10378
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.