Die Untersuchung von Verlesern kann klären, wie das Lesen funktioniert, wie es (wieder-)erlernt wird und welchen Einfluss Texte und eigene Gedanken auf die Leseleistung haben. Aus diesem Grund beschäftigt sich die Autorin in ihrer Arbeit mit Verlesern. Diese begleitet dabei die Leitfrage, bei welchem Texttyp mehr Verleser auftauchen, welcher Art die Verleser sind und inwieweit sich diese kategorisieren lassen. Zunächst sind Verleser, welche stets unbeabsichtigt und spontan sind, von der Fehllektüre sowie organisch bedingten Sprachfehlern abzugrenzen, sie gehören aber zu den sprachlichen Fehlleistungen wie Versprecher und Verhörer.
Die Autorin hat für Ihre Untersuchung eine Stichprobe von mindestens zehn Teilnehmenden ähnlichen Alters und Bildungsabschlusses sowie zwei Texte aus der Zeit nach 1650 herangezogen. Dafür hat sie Goethes Urfaust ausgewählt, der, im Gegensatz zur aktuellen und bekannten Version des Faust, sowohl Passagen in Prosa als auch Passagen in Gedichtform enthält.
Verleser können, ähnlich wie die bereits vielfach untersuchten Versprecher, Aufschluss über das Lesen geben. Erstmals untersucht und schriftlich dokumentiert – wenn auch erst einige Stunden nach abendlichen Gesellschaften– wurden Verleser von Meringer in einer Schrift von 1895. Obwohl sie danach eine längere Zeit lang nicht mehr beachtet wurden, finden seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder Forschungen in diesem Gebiet statt, da die sprachlichen Fehlleistungen näher in den Fokus rückten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Versprecher, Verhörer und Verleser
- 3. „Nacht“ aus Goethes Urfaust im Diskurs
- 3.1 Stolperstellen in „Nacht“
- 3.2 Verleser in „Nacht“
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
- 6. Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der Verleser und untersucht deren Auftreten in unterschiedlichen Texttypen. Im Fokus steht die Frage, ob und wie sich Verleser in Prosa und Gedichten unterscheiden und inwiefern sie sich anhand von Kategorien für Versprecher einordnen lassen.
- Untersuchung von Verlesern in Prosa und Gedichten
- Analyse von Verlesertypen und deren Kategorisierung
- Vergleich von Verlesern mit Versprechern
- Der Einfluss von Sprache und Textstruktur auf die (Ver-)Leseleistung
- Die Rolle von Goethes Urfaust als Textbeispiel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und das Ziel der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung von Verlesern für das Verständnis des Leseprozesses. Sie definiert den Gegenstand der Untersuchung und stellt die wichtigsten Thesen der Arbeit dar.
Kapitel 2 behandelt Versprecher, Verhörer und Verleser. Dabei wird auf verschiedene Theorien eingegangen, die sich mit der Entstehung und Klassifikation von Sprachfehlern befassen. Die Arbeit von Spalek und Vater wird vorgestellt, die sich mit den Phasen der Sprachproduktion und den verschiedenen Arten von Sprachfehlern auseinandersetzen. Zudem werden die Kategorien für Versprecher vorgestellt, die im weiteren Verlauf der Arbeit verwendet werden.
Kapitel 3 analysiert Stolperstellen und Verleser in „Nacht“ aus Goethes Urfaust. Die Arbeit untersucht, welche Stellen im Text zu Verlesern führen und welche Arten von Verlesern in diesem Text auftreten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Verleser, Versprecher, Sprachfehler, Leseprozess, Textanalyse, Goethes Urfaust, Prosa, Gedichte, Sprachproduktion, Konzeptualisierung, Formulierung, Artikulation, mentale Lexikon, Sprachkontext, Stolperstellen, Kategorien, Analyse, Ergebnisse, Fazit.
- Arbeit zitieren
- Julia Rosenau (Autor:in), 2021, Prosa versus Poetik beim Verlesen. Einfluss auf die Leseleistung am Beispiel von "Nacht" aus Goethes Urfaust, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1037841