Kann man angesichts der zunehmenden Individualisierungstendenzen von einer Auflösung der Familie sprechen?


Hausarbeit, 1999

24 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

EINFÜHRUNG

DIE FAMILIE
DEFINITION DES BEGRIFFS FAMILIE
DIE FUNKTIONEN DER FAMILIE
DIE REPRODUKTIONSFUNKTION
DIE SOZIALISATIONSFUNKTION
DIE HAUSHALTSFUNKTION
DIE REGENERATIONSFUNKTION
WANDLUNG DER FAMILIE
DIE VORINDUSTRIELLE FAMILIE
DIE FAMILIE ZUR ZEIT DER INDUSTRIALISIERUNG
DER FUNKTIONSVERLUST DER FAMILIE
FAMILIE HEUTE - EINE DEMOGRAPHISCHE BETRACHTUNG
DIE EHE - EIN AUSLAUFMODELL?
PLURALISIERUNG DER LEBENSFORMEN
SIND KINDER „OUT“?

INDIVIDUALISIERUNG
WAS IST INDIVIDUALISIERUNG?
AUSWIRKUNGEN VON INDIVIDUALISIERUNG NACH BECK
KLASSEN UND INDIVIDUALISIERUNG
BASTELBIOGRAPHIE
FAMILIENSTRUKTUREN
VOLLMOBILE SINGLE-GESELLSCHAFT
TEMPORÄRE KOALITIONEN

DIE AUFLÖSUNG DER FAMILIE AUFGRUND DER INDIVIDUALISIERUNG?

SCHLUßWORT

LITERATURVERZEICHNIS

Einführung

Seit den sechziger Jahren verändert sich das Bild der Familie. Manche sprechen von einer Krise, manche vom Ende der Familie. So auch das Thema dieser Arbeit, die zu klären versucht, ob man angesichts der zunehmenden Individualisierungstendenzen von einer Auflösung der Familie sprechen kann.

Zunächst werde ich den Begriff Familie behandeln. Dazu ist eine Klärung der Begrifflichkeit notwendig, des weiteren werde ich die Familie und ihre Veränderungen bis in die Gegenwart darstellen. Die Ausführungen beziehen sich größtenteils auf den westlichen Teil der Bundesrepublik Deutschland.

Der zweite wichtige Punkt in der Fragestellung ist die Indivi- dualisierung. Sie wurde in Deutschland hauptsächlich durch Ul- rich Beck zu einem Thema der Soziologie gemacht. Deshalb werde ich mich in dieser Abhandlung an seiner Individualisierunsthe- orie orientieren.

Im dritten Punkt werde ich dann versuchen, durch Verbindung von Individualisierung mit Familie, die Frage abschließend zu beantworten.

Die Familie

Definition des Begriffs Familie

Der Begriff Familie entstammt aus dem lateinischen „familia“ als Kollektivbildung aus dem Wort „famulus“ (der Diener). Der Begriff galt als die formale Bezeichnung der Gesamtheit aller Diener im Haushalt. Im deutschen Sprachgebrauch tauchte der Begriff erst im 16. (Schrift) bzw. 18. Jahrhundert (Umgangs- sprache) auf.1

Der Versuch, den Begriff Familie zu definieren, bringt einige Schwierigkeiten mit sich. So hat sich die Familie im Laufe der Jahre in ihrer Form und Struktur stark verändert. Schaut man im Lexikon nach, findet man folgende Definition:

Familie, bes. bed. Form der sozialen Gruppe, die in der heuti gen Ind.-gesellschaft i. d. R. aus den in einem Eheverhältnis lebenden Eltern und ihren (unselbständigen) Kindern besteht (Kernfamilie oder Kleinfamilie). 2

Greift man zu einem Werk des Soziologen Schäfers, findet man folgende Definition:

Unter Familie im engeren Sinne und soziologischen Verständnis ist jene Lebensgemeinschaft und Sozialgruppe zu verstehen, in der Erwachsene sich der Erziehung (Sozialisation) von Kindern und Jugendlichen widmen. 3

Bei der Definition der Familie wird häufig unterschieden, zwi- schen Familie im allgemeinen, der Kernfamilie, der Kleinfami- lie und der Großfamilie. Eine Familie ist eine durch Zeugung (oder Zuwahl) sich selbst ergänzende, auf überschaubare Perso- nenzahl begrenzte, auf Dauer bestehende soziale Primärgruppe, deren Angehörige in einem gefügenhaft geregelten Handlungszusammenhang miteinander leben und durch Gefühlsintimität, WirBewußtsein und Wertungsolidarität miteinander verbunden sind (oder sein sollten).

Zur Kernfamilie hingegen zählt man nur ein Elternpaar und des- sen unmündige Kinder. Eine moderne Form der Kernfamilie stellt die Kleinfamilie da, in der die Eltern nur wenige, oft nur ein Kind haben. Das Gegenteil dazu ist die Großfamilie, eine Mehr- generationenfamilie, bei der zu der Kernfamilie noch die Ver- wandten, mündige Kinder und auch Dritte kommen, die zusammen in einem Haushalt leben. Die Großfamilie lebt also zusammen an einem Ort, meist über mehrere Generationen hinweg. Diese Form der Familie ist heute in der Bundesrepublik wohl nur noch in Ausnahmefällen zu finden.4

Es gibt auch Definitionen im Rahmen der Familiensoziologie, wonach ein gemeinsamer Haushalt Voraussetzung für eine Familie ist. Dieser Definitionsansatz ist fraglich, da hierbei z.B. die aus beruflichen Gründen von der Familie getrennt lebenden Ehegatten oder die in einem Internat lebende Tochter nicht zur Familie gezählt werden.5

Eine weitere Abgrenzung ist zum Begriff der Ehe nötig. Ehe ist „ein individueller Bund zwischen zwei selbständigen Menschen“6 welcher unabhängig von der Familie eingegangen wird. Zu einer Familie zählen jedoch mehr Personen als nur die Verheirateten (die Kinder, usw.).

Im folgenden werde ich den Begriff Familie im Sinne der Definition von Schäfers benutzen.

Die Funktionen der Familie

Die Familie nimmt verschiede Aufgaben in der Gesellschaft war, im folgenden möchte ich „vier Bereiche unterscheiden, in denen die Familie für die individuelle und soziale Bedürfniserfül- lung fundamental ist“.7 Als die wichtigsten Familienfunktionen sind die Reproduktionsfunktion und die Sozialisationsfunktion zu nennen, des weiteren werde ich auf die Haushaltsfunktion (oder auch Wirtschaftsfunktion) sowie die Regenerationsfunk- tion (Solidaritätsfunktion) der Familie hinweisen.

Die Reproduktionsfunktion

Jede Gesellschaft hat das natürliche Interesse an der Repro- duktion ihrer Mitglieder, also der Reproduktion ihrer Selbst. Dieser Reproduktionsvorgang beginnt mit der Geburt eines neuen Mitgliedes und geht weiter mit der Regelung der Zuständigkeit für das Kind sowie mit der Zuweisung einer bestimmten Position in dem Beziehungsfeld „Familie“, daß von Vater, Mutter und Ge- schwistern gebildet wird. Diese Erfahrung ist für die Entwick- lung der eigenen Identität eine wesentliche Bedingung.8 Diese Reproduktionsfunktion wird in unserer Gesellschaft in erster Linie durch die Familie übernommen. Die Familie sorgt für die biologisch-soziale Erhaltung des Kindes und gleichzeitige Po- sitionierung in der Sozialstruktur. Nur in Fällen, in denen die Familie diese Funktion nicht selbst ausreichend übernehmen kann, übernimmt der Staat diese Rolle.

Die Sozialisationsfunktion

Der neugeborene wächst Mensch durch umfangreiche Lernprozesse allmählich in die sozialen Gruppen und Beziehungen, die eine Gesellschaft ausmachen, hinein. Durch diese Prozesse der Sozi- alisation wird er auf bestimmte kulturelle Sinngebungen und Werte, soziale Rollen und Normen hin „sozialisiert“. Die grundlegenden Vorgänge der Sozialisation sind die „Soziabli- sierung“ (Sozialmachung) und die Enkulturation. Durch die So- ziablisierung wird das Kind mit bestimmten Wert- und Ordnungs- vorstellungen der Gesellschaft geprägt. Bei der Enkulturation wird dem Kind von seinen Eltern oder einer anderen Dauerpfle- geperson von den ersten Lebenstagen an das Eigentümliche der betreffenden Kultur (Kulturspezifische Verhaltensre- geln/Normen) vermittelt.

Die Haushaltsfunktion

Die Familie ist auch eine Wirtschaftseinheit, bei der die öko- nomischen Aktivitäten aus Produktion und Konsumtion von Gütern bestehen, mit dem Ziel der materiellen Versorgung ihrer Mit- glieder. Heute stehen die Konsumaktivitäten im Vordergrund des wirtschaftlichen Handelns. Organisatorische Aufgaben und pla- nende Maßnahmen sowie Rationalität in der Haushaltsführung sind heute wichtiger (bei überwiegendem Geldeinkommen) als in der vorindustriellen Gesellschaft (bei überwiegendem Natural- einkommen aus eigener Feld- und Gartenarbeit). So beeinflussen die Höhe und die Verwendung des Geldeinkommens das Lebensni- veau der Familie. Hierbei ist die materielle Versorgung der Mitglieder einer Familie nicht nur individuelles Bedürfnis, sondern auch gesellschaftliches Interesse. Dadurch werden die Mitglieder der Gesellschaft und so auch die Gesellschaft selbst physisch in Gang gehalten. Die Haushaltsfunktion er- möglicht ein „Mindestmaß“ an sozialem Zusammenhalt, durch den erst die Aufgaben, die mit Reproduktion und Aufzucht, mit So- zialisation und Plazierung verbunden sind, erfüllt werden kön- nen. Als Besonderheit der Wirtschaftseinheit Familie ist zu betonen, daß in bezug auf Leistungen und Eigentum weitgehende Solidarität herrscht. Die Haushaltsgegenstände und Räumlich- keiten gehören weitestgehend allen Familienangehörigen.

Die Regenerationsfunktion

Zur Regenerationsfunktion der Familie gehören alle Aktivitä- ten, die zur physischen und psychischen Erholung sowie zur e- motional-affektiven Befriedigung ihrer Mitglieder beitragen. Dieser Funktion kommt die Familie stark am Wochenende, im Ur- laub aber auch bei besonderen Familienfesten nach. Selbstver- ständliche Verhaltensweisen (Rituale) die innerhalb der Fami- lie immer wieder vollzogen werden, dienen der Erhaltung und Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls dieser Gruppe. Die Familie ist jedoch nicht eine „friedliche Insel“, auf der es nie Ärger und Konfrontationen gibt, sondern auch eine erhebli- che Konfliktquelle. Spannungen und Auseinandersetzungen aus der Außenwelt entladen sich innerhalb der Familie, aber auch Probleme in der Familie können ihrerseits das Verhalten der Mitglieder im außerfamilialen Bereich bestimmen, so kann die Arbeit zum Beispiel erheblich unter Familienproblemen leiden.

Wandlung der Familie

Die vorindustrielle Familie

Mit vorindustrieller Gesellschaft wird ein Wirtschafts- und Sozialsystem bezeichnet, welches sich in den westlichen und mittleren Teilen Europas bis ins 19. Jahrhundert mit seinen wesentlichen Merkmalen ausprägte und erhielt. Die Familien wa- ren vorrangig eine Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft. Wei- testgehend lebten die Leute außerhalb der Städte in kleinen Haus-, Guts- und Dorfgemeinschaften. Deren Erhalt war mit Hil- fe der Subsistenzwirtschaft (möglichst vollständige Selbstver- sorgung solcher kleinen Wirtschaftseinheiten) das vorrangige Ziel, nicht jedoch die Erfüllung persönlicher Wünsche oder Be- dürfnisse. Aus der Notwendigkeit der Selbstversorgung heraus, war die vorindustrielle Familie eine „Notgemeinschaft“9. Die Familie galt als Idealtypus sozialer Beziehungen, als „Keim- zelle“ gesellschaftlichen Lebens.10

Die Familie zur Zeit der Industrialisierung

Im 18. und 19. Jahrhundert vollzog sich langsam der gesell- schaftliche Wandel hin zur Industrie- und Demokratiegesell- schaft. In dieser Zeit ging die bisherige Form der Familie, die Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft, verloren, es entwi- ckelte sich „ein neues Verhältnis - das zwischen Arbeitsmarkt und Familie“11. Es vollzog sich die Trennung von Arbeitsplatz und Wohnort. Die Leute (meistens noch die Männer) standen ei- ner neuen Form des Wirtschaftens gegenüber, der außerhäusli- chen Erwerbsarbeit. Die Frau wurde zumeist an die Hausarbeit verwiesen. Daraus entstand eine „neue Form der wechselseitigen Abhängigkeit: Die Frau wurde abhängig vom Verdienst des Man- nes“12, aber auch er brauchte seine Frau im Haushalt, um arbei- ten zu können. Mann wie Frau waren weiterhin voneinander ab- hängig, zur Solidarität verpflichtet. Während der Industriali- sierung wurden einige der Familienfunktionen an öffentliche Institutionen abgegeben (Kindergarten, Schule, Ausbildung), wodurch sich die Familie weiter auf den privaten Raum be- schränkte.

Der Funktionsverlust der Familie

Aus der Abgabe einiger Funktionen wurde die These des Funkti- onsverlustes abgeleitet und die damit verbundene Bedeutungslo- sigkeit der Familie. Heute wird diese These nicht mehr vertre- ten, da die wichtigsten Funktionen in der Familie geblieben sind, so die Erziehungs- und die Freizeitfunktion. Die Abgabe gewisser Funktionen war jedoch, als Reaktion auf die Trennung von Arbeit und Wohnen, nötig.

Familie heute - eine demographische Betrachtung

Die Familie am Ende des 20. Jahrhunderts hat viele Umwälzungen erlebt, so wurde sie gerade in den letzten Jahren oftmals als tot erklärt. Aber stimmt das auch? Oder hat sich das Familien- bild einfach nur geändert. Dazu einige statistische Daten.

Die Ehe - ein Auslaufmodell?

In unserer heutigen Zeit ist es nicht mehr selbstverständlich, eine Familie mit zwei Kindern zu gründen. Nicht nur die Ehe ist „out“, sondern auch Kinder in die Welt zu setzen. Es werden in der Bundesrepublik immer weniger Ehen geschlossen. Besonders die jungen Menschen im heiratsfähigen Alter wollen sich nicht mehr so selbstverständlich an einen anderen Menschen binden, wie es ihre Großeltern noch taten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten13

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend, Die Familie im Spiegel der amtlichen Statis- tik. S.83.

Aber nicht nur die Zahl der Eheschließungen, auch die Zahl der glücklichen Ehen sinkt. Es ist ein signifikanter Anstieg der Scheidungsquote zu bemerken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten14

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend, Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik. S.90.

Aufgrund dieses Anstiegs der Scheidungen, kommt es in der heu- tigen Zeit vermehrt zu Mehrfachehen (eine Person heiratet mehrmals im Leben). Scheidungsehen haben durchschnittlich nur wenige Kinder (0,75), was für die zusammenhaltende Funktion der Familie spricht.15

Die Menschen leben vermehrt in sogenannten NELG (nichteheli- che Lebensgemeinschaften) oder als Singles alleine. Oder sie verlassen erst sehr spät das Elternhaus (64% leben im Alter von 25 noch bei den Eltern16 ). Auch aufgrund dieser Entwicklun- gen, ist ein Anstieg des Heiratsalters seit den sechziger Jah- ren zu verzeichnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend, Die Familie im Spiegel der amtlichen Statis- tik. S.83.

Die Deutschen entschließen sich also seltener für eine Heirat, und wenn sie es tun, meist in einem höheren durchschnittlichen Alter als ihre Eltern.

Pluralisierung der Lebensformen

Die Ehe hat ihre Monopolstellung verloren. Das Bild der Lebensformen ist viel bunter geworden als in dem eintönigen grau der Ehe. Es sind verschiedene Formen der privaten Lebensweise entstanden, welche das traditionelle Ehemodell ersetzen. Der Trauschein ist nicht mehr entscheidend, viele neue Modelle des Zusammenlebens sind entstanden. Einige dieser neuen Lebensformen möchte ich kurz vorstellen.

- NELG - die nichteheliche Lebensgemeinschaft

In der NELG leben zwei Partner wie in einer Ehe zusammen, nur ohne Trauschein. Diese zumeist „Ehen auf Probe“ haben es geschafft, neben der Ehe gesellschaftlich anerkannt zu werden. Aber nicht nur die jungen Menschen (18-35) leben in NELG, auch immer mehr Menschen des mittleren Alters (35-55) bevorzugen diese Lebensweise. Bei vielen handelt es sich in diesem Fall um „nacheheliche“ Lebensgemeinschaften, da sie schon eine gescheiterte Ehe hinter sich haben (im Westen 22% und im Osten 30%). So ist ein Anstieg von 137.000 (1972) auf 1.220.000 (1993) NELG mit gemeinsamem Haushalt zu verzeich- nen.17

- Einelternfamilien

Die Familien mit nur einem Elternteil sind ein Resultat der hohen Scheidungsrate. Mit dem Kind allein gelassen, versu- chen meist Frauen, im Alltag zu bestehen. Aber auch mehr und mehr ledige Frauen mit Kindern (ein viertel aller Alleiner- ziehenden) „entscheiden“ sich für die Form der Einelternfa- milie. Ein Großteil der ledigen Frauen wählt diese Form nicht, sondern wird in sie hineingezwängt. Der Anteil der alleinerziehenden Eltern hat sich von 1972 bis 1992 um 45% erhöht. 14% aller Familien sind 1992 Einelternfamilien (1976 9%). Zu bemerken ist noch, daß es sich bei den Eltern in Einelternfamilie durchaus auch um Väter handelt.18

- „Singles“

Die „Singles“ oder auch Alleinlebenden sind eine weitere Lebensform, die sich seit Ende des zweiten Weltkrieges mehr und mehr verbreitet haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands. S. 325

Ungefähr die Hälfte aller „Singles“ machen ältere Leute

(>55) aus, die zum Teil bereits verwitwet (38%) sind. Zu ei- nem Drittel besteht die Masse der Alleinlebenden aus jungen Menschen (<35), die sich (noch) nicht binden wollen. Der An- stieg der Alleinlebenden korrespondiert stark mit dem Absin- ken der Heiratshäufigkeit und einem Anstieg der Scheidungs- rate. Als besondere Form der Singles sind die „living apart together“ zu nennen. Bei dieser Lebensform bilden zwei Part- ner zwar ein Paar, sie leben jedoch nicht zusammen in einem Haushalt. Etwa ein Viertel der Alleinlebenden (im Alter von 18-55) leben eigentlich in einer Partnerschaft.19

Sind Kinder „out“?

Auf diese Frage kann man kommen, wenn man sich die Geburten- zahlen anschaut. Nach der Zeit des „Baby-Booms“ (bis Mitte der sechziger Jahre) sinken die Geburtenzahlen Jahr für Jahr ab.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands. S. 336

Aber warum wollen die Menschen keine Kinder mehr haben? Die sinkende Kinderzahl ist auf einen Funktionswechsel der Kinder in der Familie zurückzuführen. Die Kinder werden nicht mehr als billige Arbeiter auf dem Hof oder als Alters- und Kranken- versicherung benötigt. Dies sind „materielle“ Funktionen, die in unserer modernen, reichen Gesellschaft nicht mehr von den Kindern übernommen werden müssen. Viel mehr haben die Kinder eine andere Funktion bekommen, immaterieller Art. Die Kinder dienen der „Befriedigung emotionaler Bedürfnisse, z.B. die von Kleinkindern ausgehende expressive Stimulation; die Freude sie aufwachsen zu sehen; das Zärtlichsein mit ihnen wird ge- schätzt u.a.m.“20. Aber trotzdem spielen ökonomische Aspekte eine Rolle, zum einen kann sich heute nicht jeder viele Kinder leisten, zum anderen fällt es vielen Frauen schwerer, den gut bezahlten Job für die Mutterrolle aufzugeben.

Individualisierung

Was ist Individualisierung?

Unter dem Stichwort Individualisierung werden verschiedene Konzepte diskutiert, die alle davon ausgehen, daß die soziale oder kollektive Orientierung und entsprechendes Handeln abneh- men zugunsten einer Überantwortung an Entscheidungen und Ges- taltungen durch das Individuum. Für Wolfgang Zapf ist Indivi- dualisierung „ein zentraler Trend in modernen Gesellschaften und besteht in der Erhöhung der Wahlmöglichkeiten des einzel- nen."21

Kurz definiert, ist mit „Individualisierung“ grundsätzlich die Freisetzung der Individuen aus sozialen Bindungen und Bezügen in allen Lebensbereichen gemeint, in deren Verlauf sich die alten Lebensformen auflösen und die Suche nach neuen entstehen lassen. Dieses allgemeine Phänomen kann sich in differenten historischen Situationen unterschiedlich ausformen und un- gleichartige Konsequenzen nach sich ziehen. Inhaltlich erweist es sich als wertvoll, daß der Begriff sowohl die gesell- schaftsstrukturelle, „objektive“ Seite als auch den subjekti- ven Umgang der Individuen mit diesen Entwicklungen umfaßt. So können gesellschaftliche Prozesse, subjektive Bewältigungs- strategien der daraus entstehenden Anforderungen und biogra- phische Prozesse der Identitätsfindung zusammengesehen werden.

Dieser Prozeß der Individualisierung erfolgt nach Beck in drei Aspekten. Der erste Aspekt bezeichnet die Freisetzung des ein- zelnen und seine Herauslösung aus traditionellen Bindungen. Der zweite Aspekt ist gekennzeichnet durch den Verlust von traditionellen Sicherheiten. Unter dem dritten Aspekt macht Beck deutlich, daß es nicht bei der Unsicherheit bleibt, da diese durch neue Zugehörigkeiten aufgefangen wird. „Somit sind individualisierte Individuen nicht völlig orientierungslos o- der entwurzelt."22 Es wäre ein Fehlschluß zu glauben, daß der Trend der Individualisierung automatisch die Gesellschaft be- ziehungs- und regellos macht.23 Individualisierung macht sich unübersehbar in der sozialen Struktur der Gesellschaft bemerk- bar. Dies ist allerdings kein neues Phänomen. Schon in frühe- ren Zeiten gab es Individualisierung. Es ist allerdings auf- fallend, daß in der Gegenwart der Prozeß der Individualisie- rung besonders deutlich und mit gravierenden Konsequenzen ver- sehen ist.24 Der „individualisierte“ Mensch ist also nach wie vor der Gesellschaft verbunden, obwohl sich die Bezüge zwi- schen Mensch und Gesellschaft verändert haben. Die zunehmenden Wahlmöglichkeiten des Menschen, was die Teilnahme an verschie- denen sozialen Systemen betrifft und die Kombination der Zuge- hörigkeiten, machen Individualität wahrscheinlich erst mög- lich.

Auswirkungen von Individualisierung nach Beck

Individualisierung bei Beck ist als strukturelle Auflösungser- scheinung und Neuformierung angelegt. Sie bezieht sich auf Ra- tionalisierung, Differenzierung und Vergesellschaftung sowie Auswirkungen auf individuelle Befindlichkeiten. Dieser Wandel muß, falls er denn stattfindet, plastisch erkennbar und empi- risch belegbar sein. Beck bemüht sich zuvorderst um den Nach- weis, daß Klassen und Stände im Verschwinden begriffen sind.

Klassen und Individualisierung

Klassen geraten dadurch unter Druck, daß sich die individualisierte Arbeitnehmergesellschaft nicht mehr über traditionellkulturelle Werte strukturiert, sondern primär arbeitsrechtlich und sozialpolitisch geordnet wird.

Durch Herauslösung aus traditionellen Versorgungsbezügen und dem Anspruch nach Gestaltungsmöglichkeit wird der Erwerbsar- beitsplatz zur zentralen Sicherung der individualisierten E- xistenzweise. Seine Organisation unternimmt aber einen Wandel zum individualisierten Aufbau. Ständische, familiäre oder klassenkulturelle Lebensmuster werden in diesem Verände- rungsprozeß durch institutionelle Lebenslaufmuster überlagert.

Ein Wechsel im Ungleichheitsverständnis trägt dazu bei, daß Invidualisierungsprozesse die ehemals signifikanten Klassenunterschiede untergraben: Ungleichheiten sind nicht Ausdruck einer klassenstrukturellen Fehlentwicklung, sondern sie werden als individualisierte soziale Risiken aufgefaßt. Die Leistungsgesellschaft sucht die Schuld für Versagen beim Einzelnen und nicht in Klassenstrukturen.

Möglich wurde diese Entwicklung durch einheitlich vermehrten Wohlstand. Beck spricht von einem Fahrstuhleffekt, der das ma- terielle Niveau der Gesamtgesellschaft gleichmäßig auf eine höhere Stufe angehoben hat. Wenn Unterschiede zwar bestehen bleiben, deren Niveau aber weniger Anlaß zu Protest bietet, schwindet das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Klas- sen. Ihre Identitäten nehmen durch gesellschaftlichen Wohlstand ab, was Ebers „Relativierung und Aushöhlung traditioneller, subkultureller Differenzierungen und sozialer Milieus"25 nennt.

Jeder Einzelne muß in diesem Konstrukt für sein Fortkommen sorgen: Folge ist persönliche Abschottung durch neue Konkurrenzbeziehungen. Die verbriefte Sicherheit schafft Konkurrenzfelder und schwächt die Gemeinschaft der Arbeitenden. Auch die Gründung urbaner Siedlungen und die Zunahme an Freizeit hat zum Zerfall von Klassen beigetragen. Klassenlosigkeit macht sich Beck zufolge beispielhaft an der Verteilung von Arbeitslosigkeit fest: In den letzten zwei Jahrzehnten (also zwischen ca. 1965 und 1985) sei jede dritte Erwerbsperson wenigstens einmal von Arbeitslosigkeit betroffen gewesen.

Bastelbiographie

Nachdem Klassenkulturen, Geschlechts- und Familienrollen durch persönlich herzustellende Rollen abgelöst worden sind, ergibt sich für jeden Einzelnen die Aufgabe, seine Biographie selbst „zusammenschustern" zu müssen26. Dies geschieht nach Becks An- sicht „ohne die einige Fraglosigkeiten sichernden, stabilen sozialmoralischen Milieus"27. Biographien sind nicht mehr vor- gezeichnet, sondern Ausdruck von nicht immer freiwillig und selten freien Wahlentscheidungen. Beck kontrastiert die Bas- telbiographie auf der Folie einer standardisierten Erwerbsbio- graphie, die durch klare zeitliche Einschnitte wie Berufsein- stieg, Heirat, Kinder kriegen und Rentenalter gekennzeichnet ist. Dem entgegengesetzt werden Lebensläufe vielfältiger, da sie um die Entwicklung persönlicher Fähigkeiten und das In- Bewegung-Bleiben kreisen. Es kann Wiederverheiratungen genauso geben wie zeitweise Arbeitslosigkeit. Beständig müssen die Ak- teure an ihrem Lebensweg feilen und auf die Einwirkungen des Marktes und des Staates reagieren sowie dem Konzept eines ei- genen Lebens folgen. Beck schränkt seine zunächst global for- mulierte These allerdings später etwas ein. So schreibt er: „Dies trifft keinesfalls auf alle Bevölkerungsgruppen glei- chermaßen zu. Dieser Wandel ist wesentlich ein Produkt der jüngeren Generation, der besseren Ausbildung und des höheren Einkommens..."28.

Familienstrukturen

Modernisierung bringt Ausdifferenzierung und Pluralisierung von Lebensformen mit sich. Durch den Ausbau des Sozialstaates nach dem 2.Weltkrieg, die Bildungsexpansion, Reallohnsteige- rungen, soziale und geographische Mobilität29 wird die Möglich- keit eröffnet, Institutionen zu verlassen und ihre sichernde Funktion selbst zu übernehmen. Für die Familie bedeutet dies, daß es möglich ist, auch ohne sie als schützendes Gerüst zu leben. Statt dessen werden Familien auf Zeit gelebt, so daß temporäre Konstellationen das Konstrukt der lebenslangen Ehe ersetzen. „Ehe läßt sich von Sexualität trennen und noch ein- mal von Elternschaft [..]"30 schreibt Beck und malt ein Bild sich zerfasernder Lebensläufe, die aus notwendig gewordenen Entscheidungen resultieren. Die Zersplitterung der biographi- schen Einheit erleben auch die Kinder: Jedes 10. Kind wächst „schon"31 in einer Einelternfamilie auf. Die alleinerziehende Mutter ist bei Beck nicht mehr ein Opfer männlichen Verantwor- tungsentzugs, sondern eine „Wahlmöglichkeit, die ergriffen wird"32. Die Gründe für diese Endtraditionalisierung findet Beck in den Mechanismen des Arbeitsmarktes, der Mobilität in jeder Hinsicht erwartet, eine Anforderung, die ein an Partner und Kind gebundenes Subjekt nicht erfüllen kann.

Vollmobile Single-Gesellschaft

Mit der Emanzipation der Frau (Beck nennt es Individualisie- rung) und ihrem Drang auf den Arbeitsmarkt, ihrem Wunsch oder Zwang folgend, männliches Erwerbsleben zu imitieren, gerät die Familie weiter unter Druck. Zweifache Mobilitätsanforderungen entstehen nun dort, wo früher die Frau mitmobil dem Partner folgte. Daß heute die Teilung von Berufs- und Familienarbeit nicht mehr selbstverständlich Frauensache ist, sondern im Pri- vaten ausgehandelt werden muß, setzt Partnerschaften zusätz- lich unter Druck. Diese marktkonforme Verschiebung des Ortes der Wahlentscheidung ist wiederum durch die Forderung des Ar- beitsmarktes nach mobilen Kräften entstanden. In Beckschen Worten: „Das Marktsubjekt ist in letzter Konsequenz das al- leinstehende, nicht partnerschafts-, ehe- oder familien „be- hinderte“ Individuum"33 und nichts deutet darauf hin, daß dem etwas entgegengesetzt würde. Als Beleg führt Beck eine Indivi- dualisierungsspirale an mit „sprunghaft ansteigenden Zahlen für Einpersonenhaushalte und alleinerziehende Mütter"34.

Temporäre Koalitionen

Menschen müssen trotz der Auflösungserscheinungen Koalitionen zur Problemlösung schließen. In der Auswahl der Partner und Meinungen sind sie aber in der Mischung der Stile und ihrer Herkunft frei, wobei jedoch weiterhin Konflikte entlang zugewiesener, also unveränderlicher Merkmale wie Hautfarbe oder Geschlecht bestehen bleiben.

Gegen die Institutionszwänge verbinden sich die Menschen im Beckschen Gesellschaftsmodell zu situativ und thematisch gebundenen temporären Koalitionen, nicht jedoch zu stabilen Milieus. Die Bewußtwerdung des neuen Vergesellschaftungsmodus könnte auch zu neuen soziokulturellen Gemeinsamkeiten führen. Diese neuen soziokulturellen Gemeinsamkeiten, diese Kollektivität und Standardisierung kommen zum Beispiel durch neue, jetzt sichtbar werdende Klassenlagen zustande, die durch gemeinsame soziale Risiken gebildet werden, „Einkommens- und Qualifikationsstufen übergreifend"35.

Die Auflösung der Familie aufgrund der Individualisierung?

Kann man nun von einer Auflösung der Familie sprechen? Ist die Familie tot? Vollzieht sich der viel gepriesene „Niedergang der Familie“? Angesichts sinkender Ehezahlen und steigender Scheidungsziffern, angesichts sinkender Geburtenraten und steigendem Aufkommen neuer Lebensformen, scheint die These von der Auflösung der Familie zu stimmen. Aber wird die Familie wirklich aufgelöst, wird es sie in Zukunft nicht mehr geben? Nein - die heutige Familie unterliegt zwar starken Änderungen in ihrer Struktur und ihren Aufgaben, nichts desto trotz lebt sie aber. Die Menschen haben sich während der letzten zwei bis drei Jahrzehnte alternative, pluralisierte, individualisierte Lebensformen zur Normalfamilie geschaffen, aber noch immer ist die Kleinfamilie die dominante Lebensform. Rund drei Viertel aller Frauen heiraten in ihrem Leben wenigstens einmal.

Die gegenwärtigen Veränderungen des familialen Zusammenlebens sind deshalb so auffällig, weil sie vor dem Hintergrund einer historisch einmaligen homogenen Situation zu sehen sind. Es gab früher nur ein Familienmodell, daß der Großfamilie. Ist es da verwunderlich, daß diese nun „Verluste“ einstecken muß? Schließlich hatte sie bisher eine Monopolstellung, in der sie sich nicht der Konkurrenz anderer Modelle stellen mußte. Es ist hierbei aber nicht nur auf die Alleinherrschaft der „Kleinfamilie“ hinzuweisen, sondern auch auf die Nachkriegs- zeit. Nach dem Kriege boomte die Ehe genauso wie die Eltern- schaft (Stichwort: „Baby-Boom“), so ist es nicht verwunder- lich, wenn sich das Niveau seit Mitte der sechziger Jahre „normalisiert“. Es ist unbestreitbar, daß die Menschen weniger heiraten, die „Krise von Ehe und Familie betrifft in erster Linie die Institution der lebenslangen, monogamen Ehe, nicht aber das Zusammenleben als Paar“36. So wird die Ehe vielfach durch nichteheliche Lebensgemeinschaften ersetzt, der Wunsch nach Partnerschaft, Liebe und Intimität stirbt also nicht ab. So ist zu verzeichnen, das ein absinken der Heiratsrate „glücklicherweise“ meist mit einer Zunahme der NELG korreliert. Die Menschen sind nicht Beziehungsmüde, nur ist ihnen die Ehe nicht mehr so wichtig wie früher. Die Frage des Zusammenziehens ist im Vergleich zu damals viel wichtiger geworden. Diese Frage wurde vielfach gemeinsam mit der nach der Heirat gestellt. Heute kommt die Möglichkeit der Ehe oftmals erst auf, wenn es um die Kinderfrage geht, und die wird immer seltener gestellt (s. Sind Kinder „out“?).

In wieweit hängt dies alles nun mit der Individualisierung der Gesellschaft zusammen? Ist die Tendenz zur Kinderlosigkeit und Nichtehe ein Resultat der fortschreitenden Individualisierung der Familie? Auch wenn nicht alle Soziologen mit Becks Indivi- dualisierungstheorie übereinstimmen (z.B. Günter Burkart), ei- nen generellen Trend zur Individualisierung bestreitet kaum einer. Und auch wenn die Veränderungen an der Struktur der Fa- milie nicht nur durch die Individualisierungstheorie erklärbar sind, so hängen diese doch mit ihr zusammen. Und in Zeiten fortschreitender Globalisierung und Technisierung der Welt ist davon auszugehen, das sich diese Tendenzen weiter intensivie- ren werden. Der Mensch bekommt immer mehr Wahl- und Entschei- dungsmöglichkeiten, ob er nun will oder nicht. So werden die Entscheidungen der Zukunft mehr den je global fallen. Bekam der Angestellte früher das Angebot, in einer anderen Stadt zu arbeiten, so bekommt er heutzutage womöglich die Offerte, dies in einem anderen Land zu tun. Und die Entscheidung, mit der gesamten Familie weit weg von den restlichen Verwandten und Freunden zu wohnen, fällt bestimmt schwerer, als in eine ande- re Stadt zu ziehen.

Schlußwort

Auch wenn das Thema der Individualisierung nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt diskutiert wird, so ist es immer noch zeitgemäß. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Psycholo- gie heute“ etwa ist ein Artikel über Verwandtschaft in der in- dividualisierten, globalisierten Gesellschaft zu finden.37 Dem- nach können sich die Menschen ihre Lieblingsverwandten aussu- chen, da sie aufgrund vermehrter Scheidungen und Wiederverhei- ratung mehr Verwandte haben als früher. Es muß sich nicht mehr mit dem unbeliebten Onkel abgegeben werden, wenn die Tante der zweiten Ehefrau viel netter ist. Also eine weiter Wahlmöglich- keit, welche durch die Individualisierung entstanden ist.

Abschließend ist also festzuhalten, das die Familie weder am Ende, noch tot ist. Sie verändert sich und das bisherige Bild der romantischen Ehe mit zwei Kindern muß revidiert, oder zu- mindest durch die neuen Lebensformen ergänzt werden. Und die Individualisierung zerstört nicht die Familien, sie gibt uns, den Ehefrauen, den Vätern und Singles mehr Möglichkeiten, die- se und unser Leben zu gestalten. Wir können eigene Entschei- dungen treffen und so unser Leben selbst zusammen basteln. Wir müssen nicht mehr ein vorprogrammiertes Lebensmuster abspie- len. In so weit sind wir also freier geworden. Die Individua- lisierung bringt Vor- und Nachteile für uns alle. Es liegt an uns diese zu nutzen und das Beste daraus zu machen.

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- Schäfers, Bernhard (Hrsg.), Grundbegriffe der Soziologie. 4. Aufl. Opla- den 1995.
- Treibel, Annett, Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart. 2. Aufl. In: Einführungskurs Soziologie / Hermann Korte (Hrsg.). (Band 3). Opladen 1995.
- Wallner, Ernst M., Soziologische Hauptströmungen der Gegenwart. Heidel- berg 1977.
- Zigann, Herbert, Einführung in die Familiensoziologie. 1. Aufl. Kronberg 1977.

[...]


1 Zigann, Herbert, Einführung in die Familiensoziologie. 1. Aufl. Kronberg 1977, S. 5.

2 Meyers Großes Taschenlexikon, Band 10, S.332.

3 Schäfers, Bernhard, Sozialstruktur und sozialer Wandel in Deutschland. 7. Neu bearb. Aufl. Stuttgart 1998, S.127.

4 Wallner, Ernst M., Soziologische Hauptströmungen der Gegenwart. Heidelberg 1977, S.61.

5 Meyers Großes Taschenlexikon, Band 10, S.332.

6 Hettlage, Robert, Familienreport. München 1992, S. 20.

7 Hettlage, Robert, Familienreport. München 1992, S. 37.

8 Pieper, Barbara/Pieper, Michael, Familie: Stabilität und Veränderung. Ehrenwirth 1975, S. 12 ff.

9 Beck-Gernsheim, Elisabeth, Auf dem Weg in die postfamiliale Familie. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Band 29-30, Bonn 1994, S. 6.

10 Neidhardt, Friedhelm, Die Familie in Deutschland, 4. erw. Aufl. Opladen 1975, S. 28 f.

11 Beck-Gernsheim, Elisabeth, Auf dem Weg in die postfamiliale Familie. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Band 29-30, Bonn 1994, S. 6.

12 Beck-Gernsheim, Elisabeth, Auf dem Weg in die postfamiliale Familie. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Band 29-30, Bonn 1994, S. 7.

13 Zusammengefaßte Erstheiratsziffer: Summe der altersspezifischen Heiratshäufigkeiten lediger Männer/Frauen im Alter von 15-49 Jahren; sie zeigt an, wieviel Prozent der Ledigen - unter Fortgeltung der aktuellen altersspezifischen Verhaltensweisen - heiraten würden; in Zeiten mit vielen „nachgeholten“ Eheschließungen und einem rasch sinkenden Heiratsalter (wie etwa in den fünfziger Jahren) kann dieser synthetische Index der Erstheiratsneigung Werte über 100 erreichen.

14 Summe der ehedauerspezifischen Scheidungsziffern (bis zu einer Ehedauer von 25 Jahren); sie zeigt an, wieviel Prozent der heute geschlossenen Ehen unter Fortgeltung der aktuellen ehedauerspezifischen Scheidungsziffern voraussichtlich geschieden würden. Bei gleichzeitigem Anstieg der Scheidungsziffern bei jüngeren und älteren Ehen ist die zusammengefaßte Scheidungsziffer höher als die tatsächlich im Eheverlauf der Heiratsjahrgänge zu beobachtende Scheidungshäufigkeit.

15 Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands. 2. Aufl. Opladen 1996, S. 314

16 Dorbitz, J./Gärtner, K., Bericht 1995 über die demographische Lage in Deutschland. In: ZfB 20, S.401. Entnommen aus: Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands. 2. Aufl. Opladen 1996, S. 314.

17 Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands. 2. Aufl. Opladen 1996, S. 318 ff. 12

18 Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands. 2. Aufl. Opladen 1996, S. 322 ff.

19 Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands. 2. Aufl. Opladen 1996, S. 324 ff.

20 Nave-Herz, Rosemarie, Familie heute. Darmstadt 1994, S.22. 14

21 Korte, Hermann/Schäfers, Bernhard, Einfühung in Hauptbegriffe der Soziologie. Opladen 1995, S.190. 15

22 Treibel, Annette, Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart. In: Einführungskurs Soziologie /. Hermann Korte (Hrsg.). (Band 3). Opladen 1995, S. 235.

23 Beck, Ulrich/Sopp, Peter, Individualisierung und Integration. Opladen 1997, S.49.

24 Treibel, Annette, Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart. In: Einführungskurs Soziologie / hrsg. von Hermann Korte, Opladen 1995, S.236.

16

25 Ebers, Nicola, Individualisierung. Würzburg 1995, S.291. 17

26 Beck, Ulrich, Die Individualisierungsdebatte. In: Bernhard Schäfers ( Hrsg.): Soziologie in Deutschland. Opladen 1995, S. 187.

27 ebd.

28 Beck, Ulrich, Jenseits von Stand und Klasse?. In: Ulrich Beck und Elisabeth Beck - Gernsheim (Hrsg.), Riskante Freiheiten. Frankfurt am Main 1994, S.55.

29 Ebers, Nicola, Individualisierung. Würzburg 1995, S.271.

30 Beck, Ulrich, Risikogesellschaft. Frankfurt am Main 1986, S.190.

31 Beck, Ulrich, Risikogesellschaft. Frankfurt am Main 1986, S.193.

32 ebd.

33 Beck, Ulrich, Risikogesellschaft. Frankfurt am Main 1986, S.191.

34 Beck, Ulrich, Risikogesellschaft. Frankfurt am Main 1986, S.199.

35 Beck, Ulrich, Jenseits von Stand und Klasse?. In: Ulrich Beck und Elisabeth Beck - Gernsheim (Hrsg.), Riskante Freiheiten. Frankfurt am Main 1994, S.45.

36 Peuckert, Rüdiger, Familienformen im sozialen Wandel. Opladen 1991, S.201.

37 Krumpholz-Reichel, Anja, Verwandte - die neuen Freunde?. Psychologie heute 5 1999, S.58-61. 23

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Kann man angesichts der zunehmenden Individualisierungstendenzen von einer Auflösung der Familie sprechen?
Autor
Jahr
1999
Seiten
24
Katalognummer
V103903
ISBN (eBook)
9783640022793
Dateigröße
393 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kann, Individualisierungstendenzen, Auflösung, Familie
Arbeit zitieren
Malte S. Heindl (Autor:in), 1999, Kann man angesichts der zunehmenden Individualisierungstendenzen von einer Auflösung der Familie sprechen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103903

Kommentare

  • Gast am 14.2.2003

    r.

    krass

  • Gast am 30.3.2002

    Suuuper!.

    Dein Aufsatz ist ganz große klasse!
    Du hast viele richtige Punkte in Betrach gezogen.Aber trotzdem würde ich überlegen,ob die Menschen vielleicht doch Unfähig sind Beziehungen zu führen!?!
    Trotzdem echt gut!

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Titel: Kann man angesichts der zunehmenden Individualisierungstendenzen von einer Auflösung der Familie sprechen?



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