Drogen und Gesellschaft


Skript, 1996

32 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Der Begriff der Sucht

2. Der Begriff Droge

3. Warum kann man Sucht als Krankheitsbild bezeichnen

4. Die Verwendung von Drogen in verschiedenen Kulturen

5. Beschreibung einzelner Gewächse mit wirksamen Substanzen

6. Hexensalben

7. Drogen und Märchen

8. Drogengebrauch

9. Opium
9.1. Gewinnung von Opium
9.2. Opium in verschiedenen Kulturen
9.2.1. Opium in China
9.3. Opium in der Medizin
9.3.1. Laudanum
9.4. Die Suche nach den im Opium enthaltenen Wirkstoffen

10. Hanf

11. Tabak

12. Drogen und Krieg

1. Der Begriff der Sucht

Der Suchtbegriff war lange Zeit einfach nicht vorhanden. Erst mit der Erkennung und medizinischen Definition von Morphinismus als Krankheit, war der Suchtbegriff im heutigen Sinne der Abhängigkeit vorhanden. Das Wort Sucht kommt ursprünglich von „siechen“ in der Bedeutung von chronisch Kranksein ohne äußere Verletzungen (später entwickelt sich noch eine Ableitung aus „suchen“ im Sinne von Selbstverwirklichung) und war auch immer ein wenig magisch, weil unerklärlich, behaftet. (Schwindsucht, Wassersucht, Gelbsucht,...)

Ab dem 16. Jahrhundert gab es auch eine Erweiterung auf psychische Krankheiten: Fallsucht, Tobsucht, Mondsucht,... welche alle rational nicht erklärbar waren. Später kamen noch moralische Fehlverhalten dazu, die mit Sucht bezeichnet wurden wie: Eifersucht, Herrschsucht, Eigensucht, Putzsüchtigkeit,...

Man unterscheidet auch zwischen substanzgebundener Sucht und Substanz ungebundener Sucht: Spielsucht, Kaufsucht, Arbeitsucht,...

Die WHO spricht nicht von Sucht, sondern von Missbrauch und Abhängigkeit. Aber auch hier ist eine genaue Begriffsabgrenzung (vor allem bei Esssucht) sehr schwierig.

Sucht ist Abhängigkeit, Missbrauch, und dann vorhanden, wo Schaden an Psyche und Körper entsteht. (Aber auch in diese Definition lassen sich nicht alle Suchtkrankheiten und Erscheinungsbilder einordnen.)

2. Der Begriff Droge

Wenn man heute von Drogen spricht so verbindet man damit automatisch Heroin, Kokain und Haschisch. Dies sind illegale Drogen, jedoch auch Alkohol sowie diverse Arzneimittel können eine physische und psychische Abhängigkeit hervorrufen. Alkohol ist besonders beliebt und wird eigentlich kaum als Droge im süchtigmachenden Sinn bezeichnet, obwohl Alkoholsucht gerade heute sehr verbreitet ist.

Man weiß um die Gefahr der Drogensucht, als Schüler erhält man in jeder Klasse „Aufklärungsunterricht“, was es für Drogen gibt, ... jedoch glaube ich nicht, dass viele Leute auch um die Geschichte und die Entwicklung dieser Stoffe und Substanzen sowie ihre medizinische Bedeutung wissen, die eigentlich sehr interessant ist.

Droge: ist der weiteste Begriff für wirksame (süchtigmachende) Substanzen.

Rauschmittel: erzeugen einen entweder beruhigenden oder stimulierende Rauschzustand.

Die Dosis unterscheidet zwischen Suchtmittel, Medizin und Gift.

- In der wissenschaftlichen Sprache umfasst der Begriff „Droge“ alle Präparate.
- Das im englischen seit dem 14. Jahrhundert verwendete Wort „drug“ bezeichnet jedoch eindeutig nur missbrauchte Suchtmittel.
- drogue (franz): Spezerei, Aromastoff, Gewürzstoff
- im germanischen Sprachraum: „Trucchan“(getrocknet)
- dowa: arabische Bezeichnung für Drogen

Vor allem durch den Handel mit Waren wurden auch die Namen weitergegeben, assimiliert und verwischt.

Akzeptanz:

Für die Akzeptanz von Drogen und Drogengebrauch ist der Wirklichkeitsbegriff einer Gesellschaft entscheidend. Wenn nur das als Wirklichkeit gilt, das im wachen Zustand erlebt wird ist die Akzeptanz entsprechend gering. Der Drogengebrauch war früher vor allem bei rituellen Verwendungen streng reglementiert. Diese Reglementierungen gibt es heute nicht mehr, es gibt andere Drogen, sie werden in einer anderen Weise eingenommen. Der Rauschzustand wird anders bewertet.

3 Warum kann man Sucht als Krankheitsbild bezeichnen?

Das Gehirn besteht im wesentlichen aus zwei Arten von Zellentypen.

1. den Nervenzellen oder Neuronen und
2. den Gliazellen (Ernährer- oder Unterstützerzellen), welche die Neuronen in der Embryonal- und Kleinkindentwicklung steuern.

Die Gehirnentwicklung ist im allgemeinen im 4. Lebensjahr abgeschlossen.

Gehirnvorgänge sind chemische Vorgänge. An den Synapsen wirken Neurotransmitter (körpereigene Substanzen). Eine Klasse von Neurotransmittern, die Endorphine, die 1975 entdeckt wurden, fungieren als Reizvermittler und helfen dem Körper mit Belastung und Stress umzugehen. Eine andere Gruppe sind die Norephinephrine, die auf schmerzhafte und angsterregende Reize reagieren und die Energie zur Bewältigung und zum Kampf zu mobilisieren. Durch die Einnahme von Opiaten wird der Körper mit künstlichen Endorphinen überflutet, die ein großes Wohlbehagen, Euphorie und ähnliches auslösen. Erfolgt die Einnahme weiterhin , so erachtet der Körper die eigene Endorphinproduktion als überflüssig und stellt sie ein. Wird die künstliche Zufuhr wieder eingestellt, so dauert es einige Tage, bis der Körper seine eigene Produktion wieder aufnimmt und sich das System normalisiert. In dieser Phase ist auch die Produktion der Norepinephrine gestört. Der Kranke sieht keine Hoffnung, es ist alles deprimierend für ihn. Das

Resultat dieses gestörten Transmitterhaushaltes sind die „Entzugser scheinungen“.1

Drei Stellen im Gehirn sind für Drogen sehr zugänglich:

- Die Stelle für Beruhigung, Schlaf und Stressabbau
- Das Wegsystem (Aktivitätssteigerung)
- Das Belohnungssystem (sorgt für Ausgeglichenheit, Zufriedenheit) stimulierende Drogen sind z.b.: Amphetamine, Kokain beruhigende Drogen: Opiate (Heroin, Kodein, Morphin) „Glücksdrogen“: LSD, Haschisch, Hanf, Halluzinogene.

4 Die Verwendung von Drogen in verschiedenen Kulturen

Man unterscheidet zwischen kultureigenen und kulturfremden Drogen. Erstere sind z.b.: für die Europäer Alkohol, und Nikotin, während diese genannten bei den Arabern kulturfremd sind. Ihre kultureigenen Drogen sind wiederum Hanf und Haschisch, die den Europäern kulturfremd sind. Verbürgte Dokumente über den Gebrauch von Drogen:

- Tontafeln der Sumerer (5000 v. Chr.)
- Die Ägypter kannten um 2000 v. Chr. ca. 700 Heilpflanzen
- Ähnlich bei den Persern, Indern und Chinesen: im 3. Jahrtausend vor Christus war Opium bereits bekannt.
- Diourides verfasste eine Gesamtkräuterkunde des Altertums. Viel Wissen des Mittelalters baut auf seinen Werken auf.
- Neros Leibarzt Vespasianus beschreibt in seinem Werk „de materia meolica“ ca. 600 Heilpflanzen sehr genau.
- Im Mittelalter wurde die Wirkung verschiedener Pflanzen und der aus ihnen gewonnenen Substanzen vor allem in Klöstern untersucht. Es gab zu dieser Zeit bereits ein relativ umfangreiches Drogenwissen über die Wirkung heimischer Pflanzen.

Kulte und Drogen Beispiele:

- Somakult in Indien: Verwendung des Fliegenpilzes

- mexikanische Indianerkulte: verwenden Peyote (mescalinhältig)
- in Europa: Dionysos-Kult: Verwendung von Wein Isis-Kult: Verwendung von Opium

5 Behandlung einzelner Pflanzen mit wirksamen Substanzen

a) Alraune

andere Namen: Alraun- oder Erdmännchen, Mandragora ,...

Stengellose Kräuter aus der Familie der Nachtschattengewächse. Einige ihrer Bezeichnungen verdankt sie der menschenähnlichen Form ihrer Wurzel. Sie galt nicht zuletzt auch aus diesem Grund als eine der geheimnisumwittertsten Pflanzen Mitteleuropas. Ihre ursprüngliche Heimat war der Mittelmeerraum. Da sie sehr schwer zu kultivieren ist, war ihr Erwerb sehr teuer.

Um diese Pflanze rankten sich unzählige Sagen und Geschichten: beim Ausreißen konnte man Klagelaute hören, sie leuchtete in der Nacht,...einerseits war sie ein Symbol für Tod, da sie oft in Gegenden, wo Hinrichtungen stattfanden zu finden war, andererseits war sie ein Glücksbringer für alles. Ihre Wirkung galt vor allem als aphrotisierend. Sie wurde als Arznei, aber auch als Amulett verwendet.

b) Stechapfel

andere Namen: Tollkraut, Dornapfel

Der Stechapfel gehört ebenfalls zur Gattung der Nachtschattengewächse.

Seine ursprüngliche Heimat waren die Gegenden um das Schwarze und Kaspische Meer. Es ist allerdings bis heute unklar, wie er nach Europa gelangt ist. Eine Theorie geht davon aus, dass es vielleicht durch weit herumkommende Zigeuner geschehen sein könnte. Ein Wort für Stechapfel „Tatura“ deutet darauf hin.

In Indien wurde ein Stechapfelkult rund um die Göttin Kali praktiziert, in dessen Verlaufe auch Menschenopfer dargebracht wurden. Über die genaue Art der Anwendung ist wenig bekannt. Die Wirkung besteht in Trance, Realitätsverlust und lang anhaltenden halluzinogenen Zuständen. In der Medizin der Antike war der Stechapfel wegen seiner enorm giftigen Wirkung sehr gefürchtet. Trotzdem war er ein oft verwendeter und beliebter Bestandteil von Liebestränken.

Wie beliebt er trotz seiner Gefährlichkeit war, kann man daran erkennen, dass er bereits mit den ersten Siedlern aus Europa in Nordamerika eingeführt wurde.

c) Bilsenkraut

Das Bilsenkraut, ebenfalls ein Nachtschattengewächs, wächst oft auf Schutt oder unbebautem Gelände.

Es enthält die Alkaloide Hyoscyamin und Scopolamin, und wurde wegen dieser auch arzneilich verwendet. Es gibt ca. 14 Sorten von Bilsenkraut, von denen allerdings nur drei wirksame Substanzen enthalten.

Ein anderer Name des Bilsenkrautes ist „Saubohne“, da Schweine, die dieses Kraut versehentlich fressen, aufgrund des Hyoscyamin an schweren Koliken und Krämpfen leiden.

Das Bilsenkraut findet auch in Homers „Odyssee“ Erwähnung: Beim Aufenthalt bei der Amazone Kirke wurden Odysseus Gefährten in Schweine „verwandelt“. Dies ist eine der Wirkungen, die auch für andere Substanzen typische sind: Körperverwandlungsgefühle bzw. das Sehen anderer Personen als Tiere. Die Wirkung des Krautes lässt im Nachhinein kaum eine Beurteilung zu, was wirklich erlebt wurde und was nicht. Das Erinnerungsvermögen leidet sehr.

Arzneilich wurde das Bilsenkraut für die Herstellung von Betäubungsmitteln und schmerzstillenden Mitteln verwendet.

Auch wurde Bier früher oft mit Bilsenkraut versetzt, um eine stärkere Wirkung zu erzielen, da es noch keinen hochprozentigen Alkohol gab. d) Tollkirsche Der lateinische Name „Atropa Belladonna“ bezieht sich bereits auf den Wirkstoff Atropin. Dieser Name wiederum, der das enthaltene Alkaloid bezeichnet stammt von der griechischen Schicksalsgöttin Atropas.

Auch hier ist eine deutliche Ambivalenz zu erkennen. Einerseits gilt Belladonna als Schönheitsmittel. In die Augen getropft wird eine Erweiterung der Pupillen bewirkt, und in kleinen Dosen eingenommen wirkt sie euphorisierend. Allerdings lassen andere Namen der Tollkirsche wie „Mörderbeere“ und „Hexenbeere“ sehr wohl darauf schließen, dass auch die Gefahr die mit der Verwendung verbunden war bekannt war.

In der Medizin wurde die Tollkirsche aufgrund ihrer Gefährlichkeit nur wenig verwendet. Trotzdem wurde sie, wie auch der bereits erwähnte Stechapfel bewusst als Droge kultiviert.

d) Tollkirsche

Der lateinische Name „Atropa Belladonna“ bezieht sich bereits auf den Wirkstoff Atropin. Dieser Name wiederum, der das enthaltene Alkaloid bezeichnet stammt von der griechischen Schicksalsgöttin Atropas.

Auch hier ist eine deutliche Ambivalenz zu erkennen. Einerseits gilt Belladonna als Schönheitsmittel. In die Augen getropft wird eine Erweiterung der Pupillen bewirkt, und in kleinen Dosen eingenommen wirkt sie euphorisierend. Allerdings lassen andere Namen der Tollkirsche wie „Mörderbeere“ und „Hexenbeere“ sehr wohl darauf schließen, dass auch die Gefahr die mit der Verwendung verbunden war bekannt war.

In der Medizin wurde die Tollkirsche aufgrund ihrer Gefährlichkeit nur wenig verwendet. Trotzdem wurde sie, wie auch der bereits erwähnte Stechapfel bewusst als Droge kultiviert.

e) Schierling:

Der Schierling ist ein Pilz, der ein Lähmungsgift enthält, das einen besonders qualvollen Tod hervorruft. Historische Erwähnung findet er bereits in der griechischen Geschichte, da Sokrates durch das Trinken des „Schierlingbechers“ starb.

Er wurde meist mit Wein oder Opium vermischt als Droge eingenommen. Äußerlich angewandt soll er eine triebdämpfende Wirkung haben. In der Medizin wurde er vor allem als anästhesierendes Mittel vor allem bei Amputationen verwendet.

Wahrscheinlich kam der Schierling über die Wikinger nach Europa Echter Schierling ist in Europa fast ausgerottet, allerdings gibt es noch den Wasserschierling, der besonders gefährlich ist, da sich die Form seines Wurzelstockes kaum von der des Selleries oder der Petersilie unterscheidet.

f) Eisenhut

Eisenhut enthält das Gift Akonitin. Trotz seiner Gefährlichkeit (sein Gift ruft einen noch qualvolleren Tod als Schierling hervor), wird er wegen seines hübschen Aussehens oft als Zierpflanze in Gärten gezogen. Akonitin wurde oft bei Jägern als Pfeilgift verwendet. g) Fünf-Fingerkraut Dieses Kraut enthält Digitalis, ein Herzmittel. Vor allem bei diesem Kraut kam es bei Selbstversuchen oft zu tödlichen Unfällen, da keine genaue Dosierung angegeben war.

g) Fünf-Fingerkraut

Dieses Kraut enthält Digitalis, ein Herzmittel. Vor allem bei diesem Kraut kam es bei Selbstversuchen oft zu tödlichen Unfällen, da keine genaue Dosierung angegeben war.

h) weitere wirksame Substanzen enthaltende Pflanzen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Weidengewächse (sind Solizin-hältig, wirken fiebersenkend und schmerzstillend.)

i) Mutterkorn

Mutterkorn ist ein Pilz, eine schwarzbraune bis violett-braune harte Gewebsmasse, die nur auf Roggen wächst. Er braucht zu seinem Wachstum extreme Witterungsbedingungen: ein feuchtes Frühjahr, windreiche, nasse Sommer.

Im Mittelalter wurde Mutterkorn wegen des Wirkstoffs Ergotamin noch in der Medizin verwendet. Vor allem im gynäkologischen Bereich (Wehen treibend, blutstillend,). Jedoch kam man aufgrund der extremen Giftigkeit bald davon ab. Das Kernproblem war, dass Roggen früher ein zentrales Nahrungsmittel war. Gerade in schlechten Erntejahren, wo man auf jeden geringen Ertrag angewiesen war, gedieh der Pilz besonders gut. Dadurch gab es das ganze Mittelalter hindurch epidemieartige Mutterkornvergiftungen.

Laut den mittelalterlichen Darstellungen gab es die Vergiftung durch Mutterkorn in zwei Formen:

1) die akute Vergiftung: Ergothismus gangronosus (Brandseuche)

Sie äußerte sich in heftigen Fieberschüben, geistiger Benommenheit, Absterben und Abfallen der Gliedmaßen, Geschwulstbildungen im Gewebe, brechenden Gelenken (Gangräne), sowie unterbrochener Blutversorgung.

2) chronisch: Ergothismus convulsinus

Hier waren das Erscheinungsbild nervöse Krämpfe (epilepsie- ähnlich), die sich über Wochen und Monate erstrecken können.

Weitere Erscheinungen sind Delirien und Halluzinationen. Erst im 17. Jahrhundert wurde der Pilz als Ursache dieser Erkrankungen erkannt. Ab da wurden die Kontrollen in den Mühlen härter und es gab schwere Strafen für Fahrlässigkeit. Trotzdem kamen noch weitere Epidemien vor, die letzte wurde 1926/27 in Russland bekannt.

Aber auch im 20. Jahrhundert wurde auf das Problem wieder aufmerksam gemacht, durch den neu aufkeimenden Trend zur Bio- und Vollkornkost, in der

Roggen, Roggenmehl und Roggenbrot und vor allem natürliche, unbehandelte Produkte wieder eine große Rolle zu spielen begannen.

Bekannt wurde das Mutterkorn vor allem durch die eher zufällig zustande gekommene Entwicklung des LSDs. Jedoch spielte LSD bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts kaum eine Rolle. Erst ab da wurde sie vor allem als „Künstlerdroge“ bekannt.

j) Peyote:

Eine kaktusähnliche Zierpflanze, die den Wirkstoff Mescalin enthält. Peyote war bereits bei den Maya, Azteken und Inkas sehr beliebt. Extrakte des Kaktus wurden mit Wasser und Agavenschnaps gemischt.

Die Apatchen und Komatschen verwendeten sogenannte „Peyote-buttons“, Scheiben, die als Amulette um den Hals getragen wurden.

Die „Native American Church“ etablierte sich ebenfalls auf der Basis dieser Droge.

6 Hexensalben

Hexen- oder Flugsalben beinhalten verschiedenste der bereits vorher genannten Substanzen. Durch die hohe suggestive Wirkung, die Unmöglichkeit im Nachhinein wirklich Geschehenes und Geträumtes zu unterscheiden, lassen leicht eine Verbindung zum Hexentum und Hexenbräuchen herstellen.

Hexensalben wurden nur äußerlich angewandt. Ihre Herstellung erforderte ein sehr kompaktes und umfangreiches Drogenwissen.

In den Hexenprozessen und deren Prozessakten wurden diese Salben und Tinkturen häufig erwähnt. Genaue Aufzeichnungen über Inhalte und Mengen gab es allerdings nicht, da eine rationale Erklärung nicht erwünscht war. 1925 wertete der Deutsche Hans Fühner viele alte Rezepte aus und stellte genauere Untersuchungen an. Alte Rezepte waren zwar erhalten, jedoch waren kaum Dosen und Mengenangaben darauf zu finden. Einige Rezepte wurden nachgemixt. Hans Fühner verwendete außerdem nicht nur originale Rezepte sondern ebenso Aufzeichnungen von Renaissanceärzten, die sich ebenfalls damit beschäftigt hatten. Auch führte er Selbstversuche durch. Die meisten Salben hatten ähnliche Wirkungen:

Flugerlebnisse, visionäre Vorstellungen, Tierverwandlungen, sexuelle Erlebnisse, Angsterlebnisse, eigenartige Bild- und Klangwahrnehmungen, Veränderung des eigenen Körpers, ...

Die genaueren Zusammensetzungen waren vor allem auch regional verschieden.

Es gab immer wieder Hinweise auf verwendete tierische Produkte wie Schlangenblut, Fledermaus- und Krötenblut,...

Aber auch Kinderfett war ein oft erwähnter Bestandteil, der den diabolischen Anstrich des Ganzen noch erhöhte.

Hexensalben waren in Europa der einzige Beweis für die Technik und Möglichkeit Ekstasen hervorzurufen.

7 Drogen und Märchen

Viele der bereits erwähnten Pflanzen und auch ihre Wirkungen waren sehr mythisch besetzt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich auch im Märchen viele Anzeichen auf Drogenkonsum bemerkbar machen. Auch ist dies ein Zeichen, dass der Drogengebrauch und -umgang einer breiten Masse zugänglich und bekannt war, da das Märchen ja Themen, Metaphern, Bilder,... verwenden musste, die allgemein verstanden wurden. Märchen wurden zunächst für Erwachsene geschrieben.

In Märchen vorhandene Motive, die mit Drogen, Drogengebrauch usw. in Zusammenhang stehen sind z.B.:

- die blaue Blume, Wunderblume, Zauberkraut, Zauberfrucht, im russischen Märchen spricht man sogar ausdrücklich von Schlaf- oder Traumkraut. Zauberkräuter haben immer ambivalente Eigenschaften: bei richtiger Anwendung durch die richtige Person haben sie eine gute Wirkung, bei falscher Anwendung durch die falsche Person eine böse.
- Handlungen: Reisen, Wanderungen in wundersame Länder und Gegenden, oft Enden Märchen mit der Rückkehr des Helden in die normale Welt
- Tierverwandlungen (auch in Sagen, z.B.: Odysseus)

8 Drogengebrauch

Im Mittelalter war die Erfahrung mit Drogen eine Alltagserfahrung. Drogen wurden unter anderem auch anlassgebunden eingesetzt: bei Festen, ...

Vor allem Alkohol wurde mit diversen wirksamen Substanzen versetzt. Hochprozentiger Alkohol war zu dieser Zeit nur sehr aufwendig herzustellen und wurde ausschließlich für medizinische Zwecke verwendet. Das Destillationsverfahren war noch nicht bekannt.

Weine und Biere wurden mit Stechapfelsamen (in China), Alraune (Ägypten), Bilsenkrautsamen (in Europa) versetzt.

Der Drogenkonsum verlief teilweise in sehr geregelten Bahnen. Das Drogenwissen wurde meist mündlich innerhalb der Familie weitergegeben. Beanstandet wurde nur beeinträchtigte Arbeitsfähigkeit.

Mit dem Aufkommen von immer neuen kulturfremden Drogen, geriet der Drogengebrauch jedoch außer Kontrolle. Das fundierte Wissen um die Dosierung und Wirkung von Kräutern, Pflanzen, Substanzen, das eigentlich viele in der Bevölkerung hatten, war nicht mehr gegeben.

9 Opium

9.1. Gewinnung von Opium

Opium wird aus Schlafmohn gewonnen. Diese Mohnart blüht hellblau bis violett. Die bei uns heimische Mohnart, der Klatschmohn, blüht rot. Er enthält nur kaum wirksame Substanz.

Mohn ist eine geographisch weit verbreitete Pflanze, ihr ursprünglicher Standort und ihre Verbreitung ist nicht mehr nachvollziehbar. Dass Mohn schon sehr früh verwendet wurde ist anhand früher Funde zu erkennen:

- in der Fledermaushöhle bei Albanol (Nähe von Granada)
- bei Pfahlbauten um den Genfer See

Beide Fundorte sind ca. 4000 Jahre alt.

Mohn verfügt über ölreiche Samen, die nicht opiumhältig sind. Wirksam ist alleine der Saft, was auch die Gewinnung von Opium sehr schwierig und aufwendig macht. Die Mohnkapseln werden eingeritzt bis der Saft austritt. An der Luft trocknet er und verfestigt sich. Diese verdickte Masse wird abgesammelt.

Pro Mohnkapsel erhält man ca. 0,05g Rohopium. Für 1Kilogramm benötigt man 20 000 Mohnkapseln, was einer Anbaufläche von 400 m2 entspricht.

Rohopium wird primär gegessen (in einer Zusammensetzung mit anderen Extrakten und Fetten, als Opiumbrot), aber auch geraucht, wobei auch die Zubereitung in den rauchbaren Zustand sehr schwierig, arbeits- und zeitintensiv ist:

Das Rohopium wird hierzu mit Wasser zu einem Brei vermischt, der in Wannen gefüllt wird. Um ihn nicht eindicken zu lassen muss dieser Brei mehrfach erhitzt und wieder abgekühlt werden, bis die richtige Konsistenz in Fladenform vorhanden ist. Diese Fladen werden zerstoßen und in Wasser aufgelöst. Das Ergebnis wird wieder in Kessel gefüllt und mindestens drei Monate gelagert, solange, bis die Masse zu schimmeln beginnt.

9.2. Opium in verschiedenen Kulturen

Das Opium stammt sehr wahrscheinlich aus dem arabisch-mesopotamischen Raum. Auf sumerischen Tontafeln wurde Mohn als „Pflanze der Freude“ bezeichnet.

Die Kenntnis über das Opium gelangte auf Umwegen nach Ägypten. Der berühmte Wein der Kleopatra bestand aus Wein mit 30% Opium und Stechapfelsamen vermischt.

Opium war in Ägypten spätestens ab 2500 v. Chr. als Heil und Narkosemittel bekannt.

Das Wort Opium stammt eigentlich aus dem Griechischen: opos bedeutet „der Saft“. Bei den Griechen erschien eine erste Beschreibung über die Gewinnung von Opium und seine Verwendung als Heilmittel im 2. Jhrt. v. Chr.

Mohn wurde sehr stark in die Mythologie eingebunden, vor allem in Bezug zum Gott des Todes Thanatos und seinem Zwillingsbruder Hypnos, dem Gott des Schlafes. Auch bei Homer fand Opium Erwähnung als Schlaf- oder Zaubertrunk.

In Rom mischte der Leibarzt Neros, Andromachus, eine Art Universalmedizin: Theriak. Theriak ist eigentlich eine Sammelbezeichnung für alle als universelle Heilmittel geltenden Rezepte, die auch magisch behaftet waren. Die Araber sorgten am meisten für die Verbreitung von Opium. Hier hatte es auch eine ausgeprägte Kultur als Rauschmittel.

Opium wurde allerdings nie pur verwendet, sondern immer mit Hanf, Kaffee oder Wein vermischt. Bei den Arabern gab es auch die ersten Beschreibungen über die Zeremonie des Opiumrauchens.

Diese Zeremonie beinhaltete auch einen gesellschaftlichen Aspekt: es wurde nie alleine geraucht, immer nur gemeinsam mit Verwandten, Bekannten oder Freunden. Großen Wert wurde außerdem auf die Hygiene gelegt, deren Pflege ebenfalls rituelle Bedeutung zukam. Die Gerätschaften und Pfeifen mussten absolut sauber sein. Auch auf die Qualität des Opiums und der anderen Zutaten wurde Wert gelegt. In Indien gab es eine frühe Verwendung von Opium in der Heilkunde. Es galt hier auch als starkes Aphrodisiakum sowie als „taoistisches Lenzmittel“ (zur sexuellen Stimulanz).

In Europa spielte Opium vor allem in der Heilkunde des Mittelalters eine große Rolle. Auch die Theriakherstellung wurde hier praktiziert. Die Herstellung war eine öffentliche Prozedur. Opium wurde dabei nie pur verwendet sondern meist mit Gewürzen, Schlangenfleisch, Alkohol, Tee, ... gemischt. Durch diese Beimischungen konnte man auch eine gewisse Steuerung der Wirkung erzielen.

9. 2. 1. Opium in China

Im 7. Jahrhundert hatte Opium sich in China noch nicht als Droge durchgesetzt. Dies ist daran zu erkennen, dass es den Japaner, die zu dieser

Zeit in China eingefallen waren und die chinesische Kultur fast vollständig übernommen hatten, nicht bekannt war.

Opium gelangte sowohl über den Landweg, durch Mönche und Pilger und Karawanen, als auch über den Seeweg nach China.

In Form von Theriak tauchte Opium früher auf als in seiner reinen Form, in der es durch die Araber nach China gelangte.

Im Mittelalter wurde trotz eigenem Mohnanbau Opium auch importiert.

Der zunehmende Kontakt mit den Europäern brachte weitere Probleme mit sich. Die Chinesen wollten sich gegenüber dem europäischen Einfluss abschotten, sie hatten kein Interesse an dieser Kultur und betrachteten sie als Gefahr für ihre eigene. So war auch das immer stärker werdende Misstrauen der Chinesen gegen den Tabak zu erklären, der als kulturfremde Droge galt. Der letzte Kaiser der Ming-Dynastie verbot 1644 das Tabakrauchen. Es folgte eine Besinnung auf das Opiumrauchen, vor allem, als die Pfeife von den Holländern übernommen wurde. 1729 wurde auch das Opiumrauchen verboten. Damit begann ein gigantischer Schmuggel über Indien. Die Engländer hatten als indische Kolonialmacht großes Interesse am Opiumhandel. Sie waren nämlich sehr am chinesischen Tee interessiert, konnten aber den Chinesen nichts bieten, was diese für adäquat interessant hielten. So mussten die Engländer die Teelieferungen mit Silber bezahlen. Durch den Opiumhandel holten sie sich dieses Silber wieder zurück. Offiziell gab es natürlich keine Beteiligung der britischen Kolonialmacht am Opiumschmuggel. Die Indian Company wurde mit entsprechenden Instruktionen über den Handel betraut, die aber wiederum private Schiffe anheuerte, die den Schmuggel dann tatsächlich vollzogen.

Um den Schmuggel in diesen gigantischen Ausmaßen aufrecht erhalten zu können, war es nötig entsprechende Beamte und auch das Militär durch Korruption zum Wegschauen zu bewegen.

China versuchte mit allen Mitteln gegen den Opiumschmuggel und auch den-konsum vorzugehen. Zuerst wurden nur die Händler mit schweren Strafen belegt, später auch die Konsumenten. Teilweise kam es sogar zur Verhängung der Todesstrafe.

Das Suchtproblem äußerte sich auch im Militär. Das chinesische Heer galt als kaum einsatzfähig. Auch dies führte zu einer weiteren Verschärfung in der chinesischen Antidrogenpolitik. Jedoch war dies ein „taktischer Fehler“, da die Engländer nur auf einen Grund warteten militärisch in China eingreifen zu können.

Dieser Grund wurde ihnen mit dem Versenken von großen Mengen Opium durch die Chinesen geliefert. Diese Aktion führte zum ersten der zwei Opiumkriege (1840-42, der zweite fand 1856 statt). Ein bis heute bleibendes Resultat dieser Kriege war der Ver lust Hongkongs an die Engländer. Das Problem der Opiumsucht war damit natürlich nicht beseitigt. 1927 kam es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen der chinesischen Volkspartei, die in loser Verbindung mit der „Grünen Gang“, einer Art Mafia stand, die sich sehr mit dem Drogenhandel beschäftigte, und mit den Kommunisten Mao Tse Tungs, die schärfstens versuchten den Drogenhandel zu unterbinden. Ein unter den Kommunisten angerichtetes Massaker in Schanghai, an dem die „Grüne Gang“ beteiligt war, gab Mao Tse Tung den Anlass für seinen Marsch auf Peking.

9. 3. Opium in der Medizin

Opium enthält ca. 40 verschiedene Alkaloide. Die einzelnen enthaltenen Wirkstoffe regulieren einander.

einige davon sind:

- Morphin (ca. 40%) - hat eine beruhigende Wirkung Kodein
- Thebain
- Narkotin (=Noscapin)
- Papavenin

Behandelte Krankheiten waren: Rhur, Cholera, Magenkrämpfe, Husten, Atembeschwerden, Lungenleiden, Lebererkrankungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, als Räuchermittel mit Bitumen (Erdharz) gegen Nervenleiden, in der Gynäkologie zur Blutstillung.

Außerdem spielte Opium eine wesentliche Rolle bei Folterungen und Hinrichtungen. Durch Verabreichung dieser Droge an die Opfer wurden diese beruhigt und die Schmerzen gedämpft, außerdem wurde dadurch möglicherweise die Akzeptanz für Todesstrafen in der Bevölkerung erhöht. Die Anwendung erfolgte oft im „spongia somniphera“, dem einschläfernden Schwamm, der mit Essig und Opium getränkt war. Unter Paracelsus wurde das Opium als wirksame Substanz und Heilmittel wiederentdeckt. Paracelsus hatte eine Abneigung gegenüber stark vermischten Mitteln und propagierte deshalb auch die Verabreichung möglichst reiner Drogen. Besonderes Misstrauen hegte er auch gegenüber den Nachtschattengewächsen (mit Ausnahme des Fingerhuts), mit Recht könnte man behaupten, da ihre immens giftige Wirkung ja bereits bekannt war.

Er bevorzugte sechs Grundsubstanzen: Opium, Rhabarber, Fingerhut, Ipecacuanha (indianische Brechwurzel), Chinarinde und Mutterkorn.

Weitere „Fans“ des Opiums waren: der Baseler Arzt de la Boe (lat. Name Sylvius, auch „Dr. Opiatus“ genannt) sowie der Deutsche Felix Platter. Ab dem 17. Jahrhundert wurde begonnen nach der im Opium wirksamen Substanz zu suchen, was jedoch erst im 19. Jahrhundert wirklich gelang.

Ab dem 17. Jahrhundert keimte auch der Verdacht auf, dass regelmäßiger Konsum von Opium suchtbildend sein könnte. Allerdings war der Begriff der Sucht zu dieser Zeit noch nicht vorhanden. (Umschreibung: Wenn man damit anfängt, muss man es immer wieder nehmen) Theriak war im 17. Jahrhundert hauptsächlich in Herrscherhäusern gebräuchlich, was auch durch Haushaltslisten belegt ist.

Die Einführung von Drogen erfolgte im allgemeinen von oben nach unten, das heißt sie entwickelte sich zur Modedroge der Herrscher und Adeligen über die Bürger zur Droge des Volkes.

Zur Zeit der Industrialisierung entwickelte sich Opium als „Begleitdroge“ der Arbeiter, die Opium auch in Form von Laudanum nahmen. England hatte über seine Kolonien einen besonders leichten Zugang zu Opiumvorräten. Der Opiumkonsum war eine durchaus legale Form des Drogenkonsums, ähnlich wie Rauchen heute. Bedenklich war allerdings, dass gerade zu dieser Zeit auch die Kinder oft mit Opiumschnullern und Tinkturen ruhiggestellt wurden, da dies in einer Zeit, wo auch die Mutter meist in der Fabrik arbeitete wesentlich war. Allerdings zeigten sich bei Kindern, die diese sogenannten „Mohnschnuller“ benutzt hatten, geistige Zurückgebliebenheit und Schädigungen.

9. 3. 1. Laudanum

Laudanum war eine stark opiumhaltige Tinktur. Andere Namen waren Mother Bailey´s Quieting Sirup, Geoffrey´s cordral, Hoffmann´s Tropfen (hatten sogar 1924 noch einen 5% Opiumanteil). Die Gesellschaft war von der Harmlosigkeit dieser Tropfen überzeugt. Laudanum findet auch oft in Literatur und Fernsehen Erwähnung (z.b: erst kürzlich in einer 2-teiligen Verfilmung von „Gulliver´s Reisen“ als Mittel zur Ruhigstellung eines angeblich Geisteskranken angewandt)

9. 4. Die Suche nach den im Opium enthaltenen Wirkstoffen

In Europa wurde die Suche nach den im Opium wirksamen Stoffen seit dem 18. Jahrhundert betrieben. Erfolge wurden allerdings erst im 19. Jahrhundert erzielt.

Der Deutsche Friedrich Wilhelm Sertürner extrahierte 1803 den Wirkstoff Morphin. Da es zwar gänzlich unabhängig von ihm aber zeitlich gleichzeitig auc h dem Franzosen Armand Sequin gelang, geriet Sertürner in den Ruf eines Nachahmers. Sertürner führte sowohl an Tieren, wie auch an sich selbst Experimente durch. Er errang einige medizinische Erfolge auch auf anderen Gebieten, ohne dafür öffentliche Anerkennung zu erhalten.

1832 wurde das Narcein, 1833 das Kodein und ein weiteres Jahr später das Papaverin entdeckt. Das Interesse der Medizin an diesen Wirkstoffen war sehr groß.

Ab 1828 wurde das 1817 eingeführte Morphium ( Morphinacetat) von der Firma Merck industriell hergestellt. Seine Anwendung als Droge war vorerst gering. Mit bläschenbildenden Pflastern wurde Morphium auf die wunde Haut aufgetragen. Eine weitaus größere Verbreitung des Morphiumkonsums war erst durch die Einführung der Spritze durch Charles Pravaz 1864 möglich. Die Wirkung war am besten, wenn die Injektion intramuskulös oder subkutan erfolgte. In der Medizin war man allerdings überzeugt, dass die Hemmung vor der Selbstinjektion den Missbrauch unterbinden würde, was allerdings, wie sich später herausstellte, ein Irrtum war.

Morphin wurde zuerst in höheren bürgerlichen Kreisen zu einer Modedroge. Es wurden sogar eigene „Injektionskränzchen“ und „Morphiumpartys“ veranstaltet. Juweliere in den großen Städten stellten kunstvoll verzierte Designerspritzen her.

Zum ersten Mal wurde jedoch erkannte, dass es durch die Einnahme von Morphin und Morphium zu einer progressiven Gewöhnung kam (je öfter man es konsumierte, desto größere Mengen benötigte man davon). Erstmals wurde hier auch die Abhängigkeit auf einen bestimmten Stoff zurückgeführt.

Das Wort Sucht in seiner heutigen Bedeutung entwickelt sich. Der Arzt, Levi Levinstein (Louis Leving) stellte Untersuchungen von Süchtigen an und skizzierte ein sehr präzises Bild von Morphinismus.

Es begann nun eine Suche nach einem Wirkstoff, der die gleichen in der Medizin gebrauchten Wirkungen wie Morphium hatte, jedoch nicht süchtig machte.

Cecil Wright setzte Morphinkristalle Essigsäure aus und erhielt so DiacetylMorphin, das heute unter dem Namen Heroin bekannt ist. Als er aber in Tierversuchen feststellte, dass dies ebenfalls ein suchtbildendender Wirkstoff war, wendete er sich enttäuscht von diesen Versuchen ab.

1897 richtete die Elberfelder Farbenfabrik, die einem Herrn Bayer gehörte, ein Forschungslabor ein, um eine nicht-suchtbildende Substanz mit den Merkmalen des Morphiums zu finden. Sie versetzten ebenfalls Morphin mit Essigsäure und kochten diese Mischung eine Stunde bei 85 Grad, nach einigen weiteren Reinigungsprozessen kam es ebenfalls zur Ausfällung von sogar noch reinerem Heroin. Allerdings erkannten sie seine suchtbildende Wirkung nicht. Heroin (von Heros - der Held) wirkte im Gegensatz zum Morphium eher anregend und nicht betäubend. Schon kleine Mengen beseitigten Hustenreiz und außerdem hatte es (was ihm auch den Namen gab) eine angstlösende Wirkung. Heroin ging im Körper in Morphium über, allerdings mit verdoppelter Wirkung. Man war aber überzeugt mit Heroin die Morphium- und Opiumsucht heilen zu können.

Fast gleichzeitig mit dem Heroin brachte die gleiche Firma das Aspirin auf den Markt. Beide Markennamen (Heroin und Aspirin) wurden patentiert und beide Produkte groß beworben. 1898 wurde Heroin sogar als Hustenmittel für Kinder angeboten. Diese beiden Produkte brachten der Firma große Erfolge ein, bald konnte sie Zweigstellen in der ganzen Welt errichten. 1904 tauchten die ersten Vermutungen einer Suchtgefahr in Frankreich auf. Die Firma Bayer konnte diese Vorwürfe jedoch unter anderem mit dem Hinweis auf den Neid und das Konkurrenzdenken der Franzosen abschmettern.

In den USA gab es neben der Opiumsucht auch bald das Problem der Heroinsucht, sie verlangten eine allgemeine, weltweite Ächtung der Opiate. 1912 wurde die offizielle Werbung für Heroin verboten, 1924 wurde es endgültig von der Liste der erlaubten Medikamente gestrichen. Nach dem ersten Weltkrieg trat die Firma Bayer der Interessengemeinschaft der deutschen Farbfabriken bei (IG-Farben), vorerst waren die Entwicklung von Kunstdüngern und Kunststoffen wichtiger. Es wurden aber auch neue Medikamente entwickelt( z.B.: Veronal sowie Luminal, das im 3. Reich zur Masseneuthanasie eingesetzt wurde.)

Heroin spielte auch im 2. Weltkrieg in der Armee und der deutschen Wehrmacht eine wichtige Rolle. Diese Drogen wurden als weniger gefährlich und vor allem nicht als „wehrzersetzend“ angesehen wie Alkohol. In den USA stieg das Drogenproblem weiterhin an. Gab es 1960 noch 55 000 Süchtige, waren es 1972 bereits 560 000 (Der Vietnamkrieg war an diesem Anstieg maßgeblich beteiligt.)

10. Hanf

Hanf gehört, wie auch Hopfen zur Familie der Canabazeen. Davon lassen sich mehrere Arten mit unterschiedlicher Verbreitung an verschiedenen geographischen Standorten unterscheiden.

- Canabis sativa: eine der wichtigsten Arten, die hauptsächlich in der Neuen Welt (USA; Südamerika) vorkommt.
- Canabis indica: indischer Hanf, der sich von den sativa-Pflanzen vor allem durch seinen kleinen Wuchs unterscheidet. Canabis ruderalis: eine in Südsibirien vorkommende Art.

Die wirksamste Hanfart wächst in Südindien. Alle wirksamen meist nach ihrer geographischen Herkunft benannten Arten (amerikanischer, afrikanischer, mexikanischer,... Hanf), sind sativa-Arten. Je nördlicher die Klimazone und somit je niedriger die durchschnittliche Sonnenscheindauer sowie die durchschnittliche Tagestemperatur, desto mehr nimmt die Wirkung der Canabinole (berauschenden Wirkstoffe) ab.

Ab 1895 wurde nach den Wirkstoffen geforscht. Wirkliche Ergebnisse erhielt man jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg, als man den Hauptwirkstoff Tetrahydrocanabinol (THC) isolierte.

Die Wirkungsweise ist nicht so präzise zu beschreiben wie z.b. bei Morphin. Es gibt bei Hanf weder eine eindeutige stimulierende oder narkotisierende Wirkung. Von jeder Wirkungsweise scheint etwas enthalten zu sein.

Das THC befindet sich vor allem in den Blütenspitzen der weiblichen Hanfpflanzen. Haschisch wird aus dem Harz der Hanfpflanze gewonnen. Das schwächer wirksame Marihuana wird aus den Blättern, Blüten und Knospen der Pflanze gewonnen. Haschischöl entsteht durch Destillation der Hanfblätter. In der Konsumform gibt es allerdings keinen Unterschied: es wird fast immer geraucht, oft vermischt mit Opium, Tabak, Moschus, Kampfer,... aber auch trinken gemischt mit Milch und Alkohol ist möglich. In Marokko werden auch Haschischplätzchen gebacken. Die gepressten Harzplatten, die gehandelt werden, kommen vor allem aus dem Nahen Osten, Indien, Libanon, Pakistan und Vietnam, sowie aus Nord- und Zentralafrika.

THC wirkt sich auf den Serotuninspiegel aus, den es anhebt. Dadurch werden nervöse Zustände entkrampft und verlangsamt, es kommt zu einer Reizabschirmung nach außen sowie zu einer Verlangsamung der Sprache und des Assoziationsvermögens. Durch die Stimulierung bestimmter Gehirnfunktionen kommt es auch zu eigenartigen Geräusch- und Farbwahrnehmungen.

Im Unterschied zu anderen Drogen wird dieser Wirkstoff massiv im Körper gespeichert, wodurch es auch zu einer starken körperlichen Gewöhnung kommt. THC lässt sich bis zu einem Monat nach dem Konsum durch Metaboliten (Umwandlungsstoffe) nachweisen. In der chinesischen Medizin wird Hanf bereits 3000 v. Chr. genannt. Er wurde vor allem gegen Malaria, Rheuma und Verstopfungen eingesetzt. Die berauschende Wirkung wurde jedoch noch nicht erwähnt. Die Verwendung von Hanf zur Kleidungs- und Seilherstellung ist bereits ab 10 000 v. Chr. belegt. Bedeutung hat Hanf auch wegen seines Öles und wie erwähnt, seiner Fasern. In Indien wurde Hanf ab 800 v. Chr. als Heilmittel und Droge dokumentiert, in der ayuvedischen Form, der Urform der indischen Medizin wurde er vor allem für psychosomatische Krankheiten verwendet.

Auch in der Religion war der Genuss von Hanfprodukten als Drogen fest verankert.

Im Brahamismus wurde Haschisch im Gegensatz zu Alkohol sehr wohl akzeptiert. Es wurde auch für bestimmte Kulte und Rituale ver wendet, vor allem für Kulte, die mit der Göttin Kali in Zusammenhang standen.

1806 gab es laut englischen Aufzeichnungen ca. 20 000 Todesopfer bei kultischen Handlungen. Im Drogenrausch wurden auch Menschenopfer dargebracht, bzw. begingen die Menschen (ebenfalls im Drogenrausch) rituellen Selbstmord, indem sie sich vor die Füße der heiligen Elephanten oder vor Streitwägen warfen.

Im Hinduismus wurde die Droge ebenfalls akzeptiert. Die Hanfpflanze galt als Fruchtbarkeitssymbol der Gottheit Shiba.

In China wurde ebenfalls akzeptiert, dass man unter dem Einfluss von Haschisch göttliche Transzendenz erreichte.

Im Gegensatz zu anderen Drogen ist der Weg der Verbreitung des Hanfes recht gut nachvollziehbar.

1000 vor Christus verwendeten ihn die Ägypter als Räuchermittel aber auch als Rauschdroge. Bei den Assyrern wurde er Quunubu, im Persischen Quonoba und im Griechischen Cannabis genannt. Herodot berichtet, dass ab 800 v. Chr. Hanf sich weiter nach Westen hin ausbreitet.

Bei den Skythen, einem Reitervolk, das eine ausgeprägte schamanistische Religion praktizierte, hatte Hanf eine wesentliche Bedeutung. Er wurde auf glühende Steine gelegt. Der dadurch entstehende Rauch und die Dämpfe übten eine extasierende Wirkung aus.

Diodor (ebenfalls ein antiker Autor) berichtet, dass im 1. Jahrhundert vor Christus die Frauen in Theben einen Trank mit Hanf zubereiten, der eine ähnliche Wirkung hat, wie die Opiumtränke in Homers Odyssee.

Hanf wurde oft mit Wein und Myrrhe vermischt und dann eingenommen.

1975 wurden unter den Ruinen des Orakels von Ephyra (Todesorakel) Haschischreste gefunden, daraus wurde geschlossen, dass die Weissagungen der Pythia in Haschischtrance gesprochen wurden. Entgegen den klimatischen Gegebenheiten kannten auch die Germanen Hanf und bauten ihn an.

Die Römer importierten Hanf aus Gallien.

Besonders bekannt wurde Hanf auch durch die Araber. Während Alkohol abgelehnt wurde, wurde Hanf akzeptiert. Dadurch kam es auch zu einer besonderen Verbreitung des Hanfes als Rauschdroge in der islamischen Welt. Auch in Europa wurde Hanf bereits 800 v. Chr. zu medizinischen Zwecken genutzt, und taucht auch immer wieder in den Rezepten der Hexensalben auf. In Ägypten gab es bald ein Drogenproblem mit Haschisch. Bereits im Mittelalter wurde der Haschischkonsum mit Zähneausreißen bestraft.

In der nahöstlichen Welt gab es eine shiitische Sekte, die der Assassinen, die fanatisch versuchte ihren Glauben durchzusetzen. Marco Polo berichtete in seinen Aufzeichnungen über einen kleinasiatischen Kleinfürsten namens Hassan Sabbah, der den Beinamen „der Alte vom Berg“ hatte. Er und seine Gruppe hatten es geschafft die Festung von Alamuth zu erobern, auf der sie sich niederließen und die sie gegen ihrer Feinde verteidigten und auch behaupten konnten. Diese Sekte war eine kleine, streng hierarchisch gegliederte Gruppe. Von einem Stützpunktsystem aus unternahmen sie Einzelaktionen, gut geplante Attentate auf Politiker und Hoheiten, besonders auf Kreuzfahrer. Es handelte sich um sehr disziplinierte Leute, die auch durch die strikte Lebensweise und strenge hierarchische Gliederung sowie die sorgfältige Planung der Aktionen sehr effektiv waren.

Möglicherweise nahmen die Assassinen Haschisch als eine Art Dopingmittel oder auch zu einer Art Meditation bevor sie ihre Attentate durchführten. 1236 wurde diese Sekte jedoch durch die Mongolen und deren Einnahme der Festung zerstört. Europäische Siedler führten den Hanf in Amerika ein, die Spanier über Kuba, die Engländer in ihren Kolonien. Die afroamerikanischen Bewohner aus Westafrika gaben ebenfalls ihr Wissen weiter. Hanf wurde bereits vor der Einführung des Tabaks geraucht.

Kreuzfahrer führten zwischen 1100 und 1300 verschiedenen Hanfsorten in Europa ein. Durch die Möglichkeit des Imports von qualitativ besserem und billigerem Hanf aus den Kolonien, ging der Hanfanbau in Europa zurück. Während des ersten Weltkrieges erlangte der Anbau der Hanfpflanze jedoch wegen ihrer Fasern und ihres Öles steigende Bedeutung. Besonders im Norden und Nord-Westen Deutschlands wurde Hanf in Moorlandschaften angebaut. Es wurde auch mit neuen Sorten experimentiert, wie zum Beispiel mit dem sogenannten Kombinationshanf, einer Kreuzung zwischen sibirischem und italienischem Hanf.

Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Bedeutung des Hanfes wieder zurück. Man verwendete nun Kunstfasern, Mineralöle,...

Auf der 2. Genfer Weltkonferenz, die 1925 stattfand, plädierte ein Großteil der Industriestaaten für eine Bekämpfung des Opiums. Es wurden jedoch Anträge von Südafrika, Ägypten und der Türkei gestellt, die eine Gleichstellung des Hanfes mit Opium wünschten, da in diesen Ländern das Haschischproblem sehr groß war.

Die vehementeste Antidrogenpolitik führten die USA durch. Einerseits taten sie dies aus handelspolitischen Gründen, andererseits waren die Probleme mit Opium-, Alkohol- und Haschischsucht nirgendwo anders so gravierend. In den 20er Jahren wurde besonders gegen den Marihuanakonsum vorgegangen, da hier eine direkte Verbindung zur Gewaltkriminalität hergestellt wurde.

Die Politik brachte aber nur wenig Erfolg. In den indianischen Kulturen waren diese Drogen fest verankert. Über Mexiko importierte man Drogen um damit Stiere und Kampfhähne zu dopen, über diesen Weg gelangten sie weiter in die USA. Haschisch und Marihuana galten auch als Künstlerdrogen. Ein großer Teil der Jazz- und Beatmusiker konsumierten sie. Einen weiteren großen Aufschwung erhielt der Drogengebrauch in den 60er Jahren durch die Hippy- Bewegung, die in allerdings abgeschwächtem Maße auch auf Europa übergriff.

Die Amerikaner waren auch die ersten, die auf eine weltweite Zusammenarbeit in der Drogenpolitik drängten. Ihre Motive in der Antidrogenpolitik im eigenen Lande waren vielfältig. So gingen sie unter dem Vorwand des Drogenschmuggels gegen chinesische Einwanderer vor, die im 19. Drogenschmuggels gegen chinesische Einwanderer vor, die im 19. Jahrhunderts im Zuge des Eisenbahnbaus nach Amerika gekommen waren. Als die Eisenbahnen (vor allem beim Bau der Central Pacific Railway waren viele Chinesen eingesetzt worden) fertig waren, wurden die Arbeiter nicht mehr gebraucht, sie blieben aber im Land und siedelten sich an verschiedenen Orten, besonders in den Städten der Westküste an. Durch eine Fülle von diskriminierenden Gesetzen (Verbot der chinesischen Haartracht,...) wurde ihnen das Leben schwergemacht und sollte ihnen das Verweilen in Amerika verleidet werden. Der Vorwurf des Drogenschmuggels sollte ebenfalls dazu beitragen. Dabei standen die Amerikaner eigentlich in einem diplomatischen Zwiespalt. Weltweit wollten sie mit den Chinesen eine Antidrogenpolitik betreiben und auch chinesenfreundlich erscheinen, aber im eigenen Lande gingen sie mit der gleichen Politik und rassistischen Mitteln gegen die Chinesen vor.

1961 wurden Haschisch und Marihuana von der WHO in die Reihe der ernstzu-nehmenden Drogen eingereiht. Sie verloren ihre Bedeutung allerdings rasch, als gegen das Ende der 70er Jahre die erste große Kokainwelle kam.

11. Tabak

Tabak ist die einzige Droge, die sich weltweit über alle Kulturen verbreitet hat. Auch ist sie die einzig „legale“ Droge.

Der Inhaltsstoff von Tabak ist Nikotin, der Name leitete sich vom Namen des franz. Gesandten in Portugal Jean Nicot ab, der den Tabak von Portugal an den Hof des französischen Königs brachte.

Bereits nach der Landung von Columbus in Amerika war Tabak bei den Indianern längst säkularisiert. Bei den Mayas und Azteken wurde er kultisch verwendet. Allerdings war „Yetl“ (die indianische Bezeichnung für Tabak) da es als heilige, göttliche Pflanze galt, nur den Eliten vorbehalten. Auch war die Bedeutung in der Medizin groß. Tabak wurde gegen Migräne, Wundbekämpfung, Erschöpfungszustände und als schmerzstillendes Mittel eingesetzt. Es erfolgte eine rasche Verbreitung von Mittel- nach Nord- und Südamerika und dann weiter nach Europa. Dort galt Tabak vor allem im Mittelalter auch als Heilpflanze.

Im und nach dem 30-jährigen Krieg wurde er als Mittel gegen Pestansteckung, sowie zur Heilung von Wunden und Geschwüren eingesetzt. Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstand in der Schweiz und in Russland eine vehemente Bewegung gegen den Tabakkonsum. In Japan und China sowie auch in Deutschland gab es punktuelle Rauchverbote, die mit Strafen belegt wurden. In Lüneburg und in der Türkei wurde Tabakrauchen sogar mit dem Tode bestraft. Auch gab es mehrerer päpstliche Bullen (von Innozenz X., Urban XIII), die allerdings nur das Rauchen in den Kirchen von Sevilla und Rom verbaten. Dies entstand daraus, dass sowohl Priester, wie auch Messbesucher in den Kirchen rauchten. Da die Messen

oft mehrere Stunden dauerten, bildete sich ein dichter Qualm, der Hustenreiz, Augenbrennen, Atemnot und Übelkeit bei einigen Menschen auslöste. Allerdings wurden die meisten Verbote gegen das Tabakrauchen Schritt für Schritt aber auch sehr rasch wieder zurückgezogen. Auch wurden die Verbote meistens weniger wegen der Gesundheits- als wegen der Brandgefahr ausgesprochen.

In Österreich begann die Verbreitung ab der Mitte des 17. Jahrhunderts. Die Handhabung war in den verschiedenen Kronländern unterschiedlich. Der Tabak wurde jedoch von Stand und Geschlecht unabhängig (auch das war bisher noch bei keiner Droge der Fall) begeistert aufgenommen. Das Tabaktrinken war auf eine Nichtgewöhntheit des Tabaks zurückzuführen. Erst ab dem massiven Aufkommen der Pfeifen wurde das Rauchen wichtiger. Bereits unter dem franz. Kardinal Richelieu wurde 1629 eine Tabaksteuer eingeführt. 1659 gab es in der Lombardei und in Venedig bereits ein Tabakmonopol.

Der Begründer der österreichischen Tabakregie war Josef II, der auch eine Reglementierung durch die Steuerpolitik einführte.

Tabak war in allen Ständen beliebt. Von den Adeligen wurde er in erster Linie geschnupft, da sie sich den dafür notwendigen reineren Tabak leisten konnten, während er von den armen Bevölkerungsschichten eher geraucht wurde.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde ausschließlich Pfeife geraucht. Erst dann kamen die ersten Zigarren auf. Zigaretten wurden erst 1854 im Krimkrieg entwickelt. Da im Krieg keine Zeit für gemütliches Zigarrenrauchen oder das noch umständlichere Pfeifenrauchen war, musste eine andere Methode gefunden werden. Die österreichische Tabakregie entwickelte 1865 eine „Doppelzigarette“ (Zwei Zigaretten nebeneinander und miteinander verbunden), von der zwar 30 Millionen Stück verkauft wurden, die sich aber nicht wirklich durchsetzen konnte. Spätestens ab dem zweiten Weltkrieg war das Zigarettenrauchen ein absolutes Massenphänomen.

Der Inhaltsstoff Nikotin gilt nicht als Rausch- sondern als Genussgift. Demzufolge ist die Frage ob es körperlich abhängig macht oder nicht, noch ungeklärt.

Die Beliebtheit, der sich der Tabak erfreuen kann ist darauf zurückzuführen, dass Nikotin fast so wirkt, wie man es möchte (aufputschend, beruhigend, ...); außerdem tritt durch Tabakgenuss keine Persönlichkeitsveränderung ein, und auch die Arbeitsfähigkeit wird nicht eingeschränkt.

Die Gefahren des Nikotingenusses liegen in der Möglichkeit der Schädigung körperlicher Organe (Lunge, Krebsgefahr ist erhöht...)

12. Drogen und Krieg

- Eine Verbindung zwischen Krieg und Drogenkonsum ließ sich ber eits bei Alexander dem Großen herstellen, der erwiesenermaßen opiumsüchtig war. Deswegen ließ er entlang seiner Heereszüge Mohn anbauen. Auch war bekannt, dass er an seine Soldaten vor den Schlachten Opiumkugeln verteilen ließ.
- In den Türkenkriegen wurde Opium vornehmlich mit heißem Kaffee oder Kampfer gemischt, da dies aggressionsfördernd wirkte.
- Auch Prinz Eugen nahm Opium in einer Mischung mit Kaffee ein. In „Minna von Barnhelm“ wird diese Mixtur als „melancholischer Kaffee“ bezeichnet.
- Die erste große Verbreitung von Haschisch in Europa fand durch die Ägypter-Feldzüge Napoleons statt.
- Morphium wurde vor allem im amerikanischen Sezessionskrieg 1860-1865, im preußisch-österreichischen Krieg 1866 sowie im deutsch-französischen Krieg 1870/71 verwendet. Die Verwendung erfolgte sowohl als Schmerzmittel bei Verwundungen, als auch als Mittel um Strapazen und den Krieg insgesamt besser zu ertragen. Im ersteren Fall, bei Anwendung bei Verwundungen, war die Suchtgefahr geringer als im zweiten Fall, da sobald die Schmerzen vorbei waren, das Mittel meist abgesetzt wurde und auch psychisch nicht mehr benötigt wurde. Im zweiten Fall wurde es als psychisch wirkendes Mittel eingesetzt, die Suchtgefahr war hier weitaus größer.
- Im ersten Weltkrieg wurde Morphium zwar weiterverwendet, aber durch Kokain ergänzt. Die Drogen wurden weiterhin völlig unkritisch toleriert, da sie einen besseren und harmloseren Ruf als der wehrzersetzende Alkohol hatten. Im zweiten Weltkrieg gab es nur sehr wenig Berichte über den Drogengebrauch, da inzwischen das Bewusstsein der Sucht und Abhängigkeit auch bei der Bevölkerung vorhanden war, und die Toleranz für Drogen in der eigenen Armee nicht mehr sehr hoch war. Trotzdem gibt es vereinzelte Berichte von Drogenvorfällen in der deutschen Wehrmacht sowie die Drogensucht einiger enger Mitarbeiter Hitlers Auch kam es im zweiten Weltkrieg mit der Landung der Amerikaner auf Sizilien zu einer Zusammenarbeit zwischen der sizilianischen Mafia und der amerikanischen Cosa Nostra. Ein schwungvoller Heroinhandel wurde aufgezogen.

Das gehandelte Heroin kam zu einem großen Teil aus der deutschen Produktion der Firma Bayer.

Im Vietnamkrieg (1964-1973) war der Armeeführung der Drogenkonsum unter den GIs bekannt und wurde toleriert. Ca. 60% der stationierten Soldaten konsumierten regelmäßig Haschisch oder Marihuana. 1970 trat eine große Veränderung ein: Durch eine Rekordernte von Opium im „Goldenen Dreieck“ (Laos, Birma, Kambodscha) stieg die Heroingewinnung enorm an, das Heroin wurde billig und überschwemmte die Armeestützpunkte. Das Problem wurde gravierend (ca. 20% heroinsüchtige Soldaten), da die Süchtigen oft nicht unter Kontrolle zu halten waren. Sie wurden nach Europa (vor allem nach Deutschland) zum Entzug geschickt. Dadurch entstanden neue Handelswege und neue Formen des Drogenschmuggels aus dem Osten nach Europa. Mit dem nun auftauchenden Drogenproblem (nicht nur die GIs wurden versorgt, sondern auch ein neuer Markt für Drogen in Europa erschlossen) stieg auch die Kriminalität. Kriege waren einschneidende Zäsuren in der Drogengeschichte. Dies hat mehrere Gründe:

1. Krieg ist immer (auch ein seelischer) Ausnahmezustand. Angst, Todesangst, extremer Stress, Schockerlebnisse,... um dies alles zu bekämpfen und zu bewältigen ist eine weitaus größere Bereitschaft zur Drogeneinnahme vorhanden als im Normalzustand.
2. Ein großer Teil der sonst gültigen gesellschaftlichen Regeln wird im Krieg außer Kraft gesetzt. Dadurch kann sich auch die Akzeptanz für den Drogenkonsum weit erhöhen.
3. Die Hemmschwellen werden im Krieg systematisch immer weiter herabgesetzt. Soldaten, die in ihrem zivilen Leben nie mit Drogen in Kontakt gekommen wären, (aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, Schicht ) werden nun damit bekannt.
4. Die Erreichbarkeit der Drogen ist größer: einerseits innerhalb der militärischen Einheit, andererseits möglicherweise durch das Land in dem die Soldaten stationiert sind (trifft vor allem auf den Osten zu) auch in der Folge des Krieges steigt die Akzeptanz zum Drogenkonsum bei den Angehörigen des süchtigen heimkehrenden Soldaten. (Dies war oft ein großes Problem)

[...]


1 Sahihi Arman Designer Drogen - die neue Gefahr Weinheim/Basel 21991 aus der Reihe „Psychologie heute“ S 28 f

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Drogen und Gesellschaft
Autor
Jahr
1996
Seiten
32
Katalognummer
V103907
ISBN (eBook)
9783640022830
Dateigröße
404 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Zusammenfassung zu einem Skriptum nach einer Vorlesung von Prof. B. Bolognese-Leuchtenmüller
Schlagworte
Drogen, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Viktoria List (Autor:in), 1996, Drogen und Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103907

Kommentare

  • Gast am 13.11.2001

    ALSO:.

    also leider hat mir dieses Referat rein gar nicht geholfen.

Blick ins Buch
Titel: Drogen und Gesellschaft



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